Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Leistung berechnen im Drehstromnetz


von Miche L. (ihoid)


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Hi,
Inspiriert vom Wirkleistungsmessgerät für normalen Wechselstrom 
Beitrag "Wirkleistungsmessgerät"
habe ich mir die Frage gestellt, ob man so ein gerät nicht auch für 
Drehstrom bauen kann.
Doch nun zu einer Grundsätzlichen Frage:
Wie berechne ich die (Wirk-)Leistung im Drehstromnetz?
bei normaler Wechselspannung Pwirk = u(t) * i(t)
Aber bei Drehstrom ist es mir Schleierhaft und auch im Netz habe ich bis 
jetzt noch keine Seite gefunden, die dies (für mich) ausführlich genug 
erklärt.
Wenn ich

Pwirkgesamt = PwirkL1 + PwirkL2 + PwirkL3

rechnen würde wäre die berechnete Leistung ja größer als die 
tatsächliche, da der Strom ja teilweise auch zwischen den Außenleitern 
fließt. Und somit doppelt mit einbezogen würde.

Und wie verhält es sich mit Cos(phi)?
hat man bei verschiedenen Lasten auf den Außénleitern gegen N dann auf 
Jedem leiter verschiedene Cos(phi) oder gleichen sich diese irgendwie?

Momentan stehe ich leider völlig auf der Leitung.
Für Anregungen, Internetseiten oder Denkanstöße wäre ich sehr Dankbar

LG Miche

von Michael M. (eos400dman)


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Die Formel ist, meines wissens nach: 
P=UL1*I1*cos(phi1)+UL2*I2*cos(phi2)+UL3*I3*cos(phi3).
Bei Unterschiedlichen Lasten an den Außenleitern hast au auch 
verschiedenen phis.

Gruß Michael

von Miche L. (ihoid)


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mal an einem Beispiel:
ich habe zwischen L1 und L2 eine Last, von 100 Ohm
habe ich 400V und 4 Ampere -> P = U * I = 400V * 4A = 1600 W (angenommen 
cos phi = 1)
Rechne ich das gleiche nun mit :
P = UL1 * I1 + UL2 * I2 (cos phi weggelassen da 1 und L3 sowieso nicht 
belastet)
dann heißt es
P = 230V * 4A + 230V * 4A = 1840 W
zwei mal 4 Ampere, da der Strom ja auf dem jeweils anderen Leiter wieder 
abfließen muss.
Habe ich nun einen Denkfehler?

LG Miche

von Michael M. (eos400dman)


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Wenn dein Last zwischen den Außenleitern liegt (also nicht gegen N) dann 
musst du auch mit 400V statt mit 230V rechnen. Hab das auch schon recht 
lange nicht mehr gebraucht.

Gruß Michael

von Miche L. (ihoid)


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dann wäre die leistung ja noch größer mit:
P = 400V * 4A + 400V * 4A = 3200W

Außerdem weiß ein Wirkleistungsmessgerät ja nicht, wie die Last 
hinterher verschalten ist ob in Stern, Dreieck oder mehrere Verbraucher 
in verschiedenen Schaltungen.

von Peter II (Gast)


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du darst nicht addieren.

Wenn nur zwischen L1 und L2 einen 100 Ohm widerstand hast. Dann ist es 
ein ganz normaler stromkreis mit  400V und 100 Ohmn

Wenn du zwischen L1 und N etwas anschließt dann darfst du auch nicht den 
Strom in N und L1 messen sondern nur einmal.

von Miche L. (ihoid)


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das ist mir schon klar aber wie mache es dann (rechnerisch) der Ferraris 
Zähler, der weiß auch nicht, was hinten dran hängt.

Es muss doch eine Universelle Formel geben für die Leistungsberechnung 
im Drehstromnetz.

Wie machen es Digitale Leistungsmessgeräte?

von Miche L. (ihoid)


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Man könnte den 100 Ohm widerstand auch durch 2 50 Ohm widerstände 
ersetzen und an der Mittelanzapfung einen Widerstand nach L3 mit 50kOhm 
einfügen, damit man die Drehstromformel benutzen darf. Das Ergebnis wird 
sich dabei nicht großartig ändern.
Oder etwa doch?
Falls ich auf der Leitung stehe, könnte es mir dann vll jemand von 
grundauf nochmals erklären?

von Matthias L. (Gast)


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Betrachte das Ganze einfach immer gegen N:

Du hast drei Spannungen
- U_L1-N
- U_L2-N
- U_L3-N

und die dazugehörigen Ströme mit Verschiebung:
- I_L1  cos phi_1
- I_L2  cos phi_2
- I_L3  cos phi_3

also quasi dreimal das:
    -> I_Lx
L------------o-----.
   |               |
   | U_Lx          Z
  \|/              |
N------------o-----'
(drei eizelne Systeme, nur durch N verbunden)

Die gesamte Wirkleistung ergibt sich dann zu:

P  =   U_L1-N  I_L1  cos phi_1
     + U_L2-N  I_L2  cos phi_2
     + U_L3-N  I_L3  cos phi_3

von Matthias L. (Gast)


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>ich habe zwischen L1 und L2 eine Last, von 100 Ohm

nach meinem Beispiel würdest du hier folgendes messen:

- U_L1-N  = 230V
- U_L2-N  = 230V
- U_L3-N  = 230V

- I_L1 = 4A  cos phi_1 = 0,866    (30°)
- I_L2 = 4A  cos phi_2 = 0,866    (30°)
- I_L3 = 0   cos phi_3 = 0

230 mal 4 mal 0,866  und das mal zwei ergibt 1600W.

Tip:
Male dir mal das Zeigerdiagramm auf. Die 30GRad sind zwischen dem 
Spannungpfeil U_L1-N und U_L1-L2

von Miche L. (ihoid)


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tut mir leid, wenn ich nun schon wieder etwas einwerfen muss.
Wenn so ein Wirkleistungsmessgerät die Leistung wie oben berechnet und 
man eine Heizung mit 100 Ohm zwischen den außenleitern anschließt, wie 
kommt es auf den richtigen wert?

von Peter II (Gast)


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Der denkfehler ist das du rechnest:

P1 = U1 * I1

U1 ist 230V das ist klar
I1 ist zwar 4A aber Phasenversetzt zu U1. Damit darst du sie nicht 
einfach so zusammenrechnen.

P1 = U1  I2  sin(120)

in einem Teil der Periode ist die Leistung Negativ, dann es kommt strom 
aus L1 raus obwohl eine Positive spannung anliegt. (denn L2 hat eine 
höhere spannung als L1)

von Miche L. (ihoid)


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Ich werde das mal Simulieren, dann melde ich mich nochmal

das mit Strom und Spannung versetzt bei 230V klingt schonmal logisch
Danke schonmal

von Miche L. (ihoid)


Angehängte Dateien:

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Sodalla, jetz hat´s gschnackld
Brett an Kopf hau

man hat quasi bei dem Beispiel einen Phasenversatz zwischen 
Außenleiterströmen und der Leiterspannung

Aber ist doch immer wieder interessant, wie die Leistungskurve am 
Widerstand aussieht.


PS: wens Interessiert hier noch die Simulation in Excel

Nochmals Danke an euch

von Peter II (Gast)


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Miche L. schrieb:
> PS: wens Interessiert hier noch die Simulation in Excel

da muss aber ein fehler drin sein. Denn den P-Gesamt Kurfe hat einen 
Knick der nicht sein darf. Ich vermute mal das der kleine bogen von P L2 
eigentlich negativ sein müsste.

von Malefiz (Gast)


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schon mal die Formel gesehen
P=Wurzel(3)*U*I*cos phi
vielleicht klappen ja dann eure Rechnungen

von Michael M. (eos400dman)


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Malefiz schrieb:
> P=Wurzel(3)*U*I*cos phi

Das geht aber nur bei einen symmetrischen Last an allen drei 
Außenleitern.

Gruß Michael

von Malefiz (Gast)


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Jo und wenn das nicht solltet ihr entweder den Ausgleichstrom im 
Neutralleiter mit berechnen oder die Sternpunktverschiebung

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