Forum: Platinen Masseflächen?


von John (Gast)


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Hallo!

Ich habe eine kleine Treiberlektronik für Stepper-Motoren entworfen. Um 
auch leistungsstärkere Motoren anschließen zu können, habe ich ein 
Steuer-IC mit externer und diskret aufgebauter H-Brücke verwendet.

Ich habe für die Schaltung ein PCB-Layout gemacht bei dem ich mir nicht 
ganz klar bin, ob und wie ich Masseflächen vorsehen soll. Angehängt ist 
das Schaltbild von Steppersteuerungs- und µC-Teil, außerdem zwei Bilder 
vom Layout (einmal mit und einmal ohne die Bauteile).

Ist es ratsam, die gesamte Platine, Top und Bottom, mit einer 
durchgehenden Fläche zu versehen? Oder sollte man getrennte Masseflächen 
für µC-Teil, schrittmotorsteuerung und Leistungsteil verwenden? Oder 
garkeine Fläche beim Leistungsteil (hab ich auch schon mehrfach 
gesehen)? Nach welchen Kriterien entscheidet man das?

Ich denke man merkt (und sieht auch an dem Layout), dass ich noch übe... 
Also bitte nicht mit Kritik sparen, das übliche Anfänger-Bashing hilft 
mir allerdings garnichts ;-).

Achso: sollte jemandem noch anderer grober Unfung auffallen, wäre ich 
daran natürlich auch interessiert.

Vielen Dank und viele Grüße!
John

von MaWin (Gast)


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Eine Massefläche ist nur dann eine Fläche wenn sie ein eigener Layer ist 
und höchstens darin Löcher (für Pins) hat, aber keine Schlitze (in denen 
ganze Leiterbahnen verlaufen)

Das "vollgiessen" der Reste einer Seite mit Kupfer ist eher Unsinnig.

Deine Platine ist sinnvoller, weil bei ihr der Stromfluss der Masse- und 
Spannungszuleitung erkennbar ist und geleitet wird. Allerdings scheint 
mir
die Stromschleife (von + über den Treiber-IC zum Gate von Source zum 
Masenaschluss des Treiber-ICs und über den Stützkondenstaor zu dessen +) 
recht dünn zu sein.

Das Problem deiner Platine sind die Hochstrom (und durch Chopperbetrieb 
mit hohen dU/dt) belegten Leitungen der H-Brücke, die verlaufen 
senkrecht. Eine dazu parallel laufende Leitung im Ansteuerteil bekommt 
wie bei einem Trafo etwas eingekoppelt, schliesslich wirken die 
Leiterbahnen wie Sende- und Empfangsantennen, zumindest auf Frequenzen 
deren Wellenlänge der Leiterbahnlänge entspricht. Da aber die Kopplung 
abnimmt, je weiter die Bahnen weg sind, und eine "Schirmwicklung" das 
abblocken kann, wäre es sinnvoll, sich darum Gedanken zu machen. Diese 
Schirmwicklungsfunktion würde eine Massefläche als extra Layer unter der 
Ansteuerschaltung bewirken.

Sehe ich eigentlich 100nF zwischen D und S jeden MOSFETs ? Wegmachen.

von John (Gast)


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Danke MaWin!

Die angesprochene Schleife von Steuer-IC zu den Mosfets kann ich ja 
problemlos noch etwas breiter machen. Ich wollte die Platine übrigens 
sowieso mit 70 µm Kupferdicke herstellen lassen. Ich dachte allerdings, 
dass in dieser Schleife nicht viel Strom fließt, täusche ich mich da?

Dein anderer Punkt ist natürlich problematischer. Ich habe schon extra 
darauf geachtet, dass mehr oder weniger alle Leiterbahnen waagerecht aus 
dem Leistungsteil rauslaufen (also 90° zu den dicken Bahnen) aber 
natürlich gibt es auch parallele Leiterbahnen im Steuerteil. Aber Deine 
Gegenmaßnahme habe ich nicht ganz verstanden. Noch eine zusätzliche 
Layer mit Masse? Also auf Multlayer wollte ich aus kostengründen nicht 
ausweichen... Würde da nicht doch eine Massefläche oben und unten 
helfen? Wenn diese zwischen den Leistungs- und Steuerleiterbahnen liegt, 
sollte sie doch abschirmend wirken.

Zu den 100 nF an den Mosfets: evnt hab ich da das Datenblatt falsch 
verstanden, habe mich auch darüber gewundet, aber gelesen (siehe Anhang, 
S. 15):

"4. Consider the use of small (100 nF) ceramic decoupling
capacitors across the source and drain of the power FETs to
limit fast transient voltage spikes caused by trace inductance."

Vielen Dank nochmal!
John

von John (Gast)


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Hallo!

Ich habe nochmal zwei Nachfragen:

Das erste was ich mir nach MaWins Hinweis überlegt habe ist, welche 
Frequenzen denn potentiell einkoppeln würden. Ausgehend von der 
Prämisse, dass die Leitbahnlänge der Wellenlänge entspricht, komme ich 
auf Frequenzen im ein- bis zweistelligen GHz-Bereich. Also: Leiterbahn 
von 10 mm läuft parallel zu HF/Power Signalen, dann sollte f = c/l, also 
3e8 / 10e-3 = 3e10 = 30 GHz sein. Natürlich habe ich nicht nur 
sinusartige Signale in der Schaltung, aber haben die Rechtecke in den 
hohen Frequenzen denn noch soviel Power, dass sie praktisch stören 
können? Also ich will hier nicht gegen die Erfahrung von Fachleuten 
argumentieren, ich möchte die Sache nur einigermaßen verstehen...

Das zweite was ich mich frage ist, ob eine "Massebahn" um den 
HF-Powerteil (hier die H-Brücke) nicht auch abschirmend wirken würde. 
Also im Prinzip so wie auf dem anhängenden auf-die-Schnelle-Bildchen 
dargestellt.

Wäre nett, wenn das nochmal jemand kommentieren könnte.

Danke!

Gruß
John

von Falk B. (falk)


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@  John (Gast)

>Frequenzen denn potentiell einkoppeln würden. Ausgehend von der
>Prämisse, dass die Leitbahnlänge der Wellenlänge entspricht,

Das ist Strahlungskopplung. Darüber brauchst du dir bei DER Platine 
keinen Kopf machen.

> komme ich
>auf Frequenzen im ein- bis zweistelligen GHz-Bereich. Also: Leiterbahn
>von 10 mm läuft parallel zu HF/Power Signalen, dann sollte f = c/l, also
>3e8 / 10e-3 = 3e10 = 30 GHz sein.

Pi mal Daumen ja, wenn gleich bei Leiterbahnen ein Verkürzungsfaktor von 
0,5-0,7 hinzukommt.

>sinusartige Signale in der Schaltung, aber haben die Rechtecke in den
>hohen Frequenzen denn noch soviel Power, dass sie praktisch stören
>können?

Power ja, 30GHz nein.

>HF-Powerteil (hier die H-Brücke) nicht auch abschirmend wirken würde.
>Also im Prinzip so wie auf dem anhängenden auf-die-Schnelle-Bildchen
>dargestellt.

Ja, das ist eine kapazitive Abschirmung. Und das sind in dieser 
Kategorie von Platine auch die wesentlichsten Koppelmechanismen. 
Kapazitiv und induktiv.

MFG
Falk

von John (Gast)


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Okay, vielen Dank!

Wenn ich dann nochmal nachfragen darf: es macht dann also schon Sinn, 
die Signale durch Masseflächen gegeneinander abzuschirmen? Also würde 
ich im einfachsten Fall oben und unten eine Fläche reinlegen (und dabei 
aber natürlich darauf achten, dass keine "Inseln" entstehen). Das ist ja 
vermutlich die einzig Maßnahme die bei so einer einfachen zweiseitigen 
Platine möglich ist!? Oder was könnte ich noch machen?

Habe ich den Hinweis im Datenblatt eigentlich völlig falsch verstanden:
"4. Consider the use of small (100 nF) ceramic decoupling
capacitors across the source and drain of the power FETs to
limit fast transient voltage spikes caused by trace inductance."

War das also nicht so gemeint, dass die 100 nF von S nach D liegen 
sollen?

Danke nochmal für die Unterstützung!

Gruß
John

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