Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 100V und mehr mit MC34063


von Andreas R. (andrewr)


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Hallo Leute,

häufig benötigt man bei Schaltungen eine hohe Hilfsspannung mit nur 
wenigen mA. Häufig wird in solchen Fällen ein Flyback DC-DC Wandler 
eingesetzt. Dies ist jedoch recht Bauteilintensiv und u.U. recht teuer. 
Benötigt man nur wenige mA geht das mit dem guten alten MC34063 recht 
gut auch ohne externe Transistoren und Transformatoren. Einfach der 
Drossel aus der vorgeschlagenen Step-Up-Schaltung des Datenblatts einige 
zusätzliche Windungen spendieren und an diese erst die Diode 
anschließen. (Siehe Bild)
So sind problemlos auch Spannungen von weit über 100V realisierbar. 
Allerdings geht der Wirkungsgrad schon bei doppelter Windungsanzahlszahl 
auf knapp 50% zurück...

: Verschoben durch Moderator
von Falk B. (falk)


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@Andreas Reinert (andrewr)

>gut auch ohne externe Transistoren und Transformatoren. Einfach der
>Drossel aus der vorgeschlagenen Step-Up-Schaltung des Datenblatts einige
>zusätzliche Windungen spendieren und an diese erst die Diode
>anschließen. (Siehe Bild)

Nennt sich Flyback Converter und ist ein uralter Hut.

>So sind problemlos auch Spannungen von weit über 100V realisierbar.

Jo.

>Allerdings geht der Wirkungsgrad schon bei doppelter Windungsanzahlszahl
>auf knapp 50% zurück...

Was eher an deinem sehr schlechten, handgestrickten Trafo liegt. Denn 
der sollte beim Flyback eine SEHR gute Kopplung haben. Eine einfache 
(Stabkern)Drossel hat die nicht ansatzweise, dafür ist die Kernform 
ungeeignet.

Transformatoren und Spulen

Mit etwas Glück killt einem die Induktionsspannung der Steuinduktivität 
den MC34063 sehr schnell. Ein Snubber oher eine andere Art des 
Überspannungsschutzes ist sehr zu empfehlen.

von Falk B. (falk)


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von Andreas R. (andrewr)


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@ Falk Brunner

...mensch, du bist ja schnell... Kommentar schon nach 6 Minuten!

Falk Brunner schrieb:
> Nennt sich Flyback Converter und ist ein uralter Hut.

Nö, ein Fly-Back-Converter oder auch Sperrwandler hat einen 
Speichertransormator mit getrennter Primär- und Sekundärwicklung. Meine 
Schaltung hat eine Speicherdrossel mit Mittelanzapfung. (könnte man mit 
etwas gutem Willen noch als Spartrafo durchgehen lassen) und ist somit 
eher ein Boost-Converter oder auch Hochsetzsteller.
Mal abgesehen davon behaupte ich nicht der Erfinder des Rades zu sein.

Andreas Reinert schrieb:
> Häufig wird in solchen Fällen ein Flyback DC-DC Wandler
> eingesetzt.

Sagte ich bereits

Falk Brunner schrieb:
> Was eher an deinem sehr schlechten, handgestrickten Trafo liegt.

...Speicherdrossel...

Falk Brunner schrieb:
> Eine einfache
> (Stabkern)Drossel hat die nicht ansatzweise, dafür ist die Kernform
> ungeeignet.

Wo schrieb ich was von Stabdrossel? Aber nichts des do trotz hast du 
völlig recht, das eine Rinkerndrossel wesentlich geeigneter ist!

Falk Brunner schrieb:
> Mit etwas Glück killt einem die Induktionsspannung der Steuinduktivität
> den MC34063 sehr schnell.

Speicherdrossel mit Mittelanzapfung nicht Speichertrafo!

Falk Brunner schrieb:
> Beitrag "Re: Stepup 180V - sackt völlig zusammen"

Diese Schaltung hat 2 externe Transistoren und die Speicherdrossel keine 
Anzapfung.

Manchmal ist weniger einfach mehr! Ich behaupte nicht was völlig neues 
erfunden zu haben, oder etwas das alles Andere in den Schatten stellt. 
Ich habe lediglich eine gut funktionierende, minimalistische, extrem 
preiswerte "Notlösung" für kleine Ströme gepostet mit der der ein oder 
ander evtl. ja mal experimentieren möchte.

Schönes Wochenende trotzdem!

von j. c. (jesuschristus)


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Ich finde das sehr nett und hilfreich. Dank Dir!

von René B. (reneb)


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Nur mal so zum Verständnis, denn ich brauch da mal ne anschauliche 
Erklärung für das Ding.
Heisst das man lädt mit der "rechten" Hälfte das Magnetfeld auf und 
schiebt es dann über die komplette Spule hinten über die Diode raus?
Mein Transistor überlebt bis 35V(?) => wenn ich also 100V am Ausgang 
haben möchte, wähle ich die Windungen so, dass links doppelt so viele 
Windungen sind wie rechts? (2*33+33=100)
Und wähle dann rechts die Induktivität, die ich bei 33V sonst bräuchte 
und links die doppelte?
Kann mir das Prinzip mal jemand so erklären, dass ich auch nachrechnen 
kann, welche maximale Spannung ich an der Mittenanzapfung zu erwarten 
habe, so dass ich den Transistor nicht lynche?

Mit links und rechts meine ich natürlich schon die Spule, wenn man sie 
gedanklich zerlegt...

von Andreas R. (andrewr)


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Hallo René,

wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du das richtig verstanden. 
Mit der "halben" Spule erzeugst du das Magnetfeld. Dann schaltet der 
Transistor ab und das Magnetfeld bricht zusammen. Das induziert dann in 
der "ganzen" Spule die Spannung (mit halbem Strom). Diese Addiert sich 
zur Versorgungsspannung. Wir denken uns mal Versorgungsspannung 5V und 
Ausgangsspannung 100V. Dann ist die Induzierte Spannung in der Spule 
95V. Somit hat die halbe Wicklung 47,5V. Somit liegt am Transistor 47,5 
+ 5 V an. Das ist zuviel für das arme Kerlchen. In diesem Fall muss 
natürlich die zusätzlich aufgebrachte Wicklung mehr Windungen haben als 
die schon vorhandene Wicklung. Ich hoffe das ist so verständlich!?
In Deinem Gedankenexperiment natürlich nicht 1:1 sonder 1:2.
Aber Dein Gedankengang ist richtig. Bitte daran denken das sich die 
Versorgungsspannung zur Induzierten addiert!

LG

von Andreas R. (andrewr)


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René B. schrieb:
> Und wähle dann rechts die Induktivität, die ich bei 33V sonst bräuchte
> und links die doppelte?

Ups, da hab ich eine Kleinigkeit in Deinem Text übersehen! Nicht die 
doppelte Induktivität, sonder die Doppelte Anzahl Windungen!!! Doppelte 
Anzahl Windungen = vierfache Induktivität!

von René B. (reneb)


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Danke Andreas!
Ja im Eifer des Gefechts gleich noch die Windungszahl mit Induktivität 
vertauscht... Aber dann meine ich hab ich es Verstanden, die 100V hatte 
ich schon 2:1 verteilt, daher die 33V (die 5V hab ich jetzt mal 
vernachlässigt).

Jetzt muss ich bei der Wahl des Kerns und der Windungszahlen nur noch 
dafür sorgen, dass die Induktivität groß genug ist um im Ladevorgang 
nicht die 1,5A des Transistors zu überschreiten oder?

von Andreas R. (andrewr)


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René B. schrieb:
> Jetzt muss ich bei der Wahl des Kerns und der Windungszahlen nur noch
> dafür sorgen, dass die Induktivität groß genug ist um im Ladevorgang
> nicht die 1,5A des Transistors zu überschreiten oder?

Richtig, Du musst bei der dimensionierung der Drossel darauf achten das 
der Schalttransistor abschaltet bevor der Strom so groß wird, das der 
Transistor stirbt (üblicherweise passiert das wenn der Drosselkern 
gesättigt ist), glücklicherweise hat der Hersteller des Chips dies 
bedacht und einen Sense eingang implementiert. D.h. wen du einen 
Shuntwiderstand von 0,3 ohm zwischen Pin 6 und 7 einbaust, stirbt der 
Transistor nicht an Überlastung. Allerdings ist das nicht die elegante 
Lösung! Besser ist es natürlich die Drossel so zu dimensionieren, das 
der Strom durch die Drossel keine für den Transistor tötlichen Werte 
erreicht. Ausschlaggebend dafür ist nicht nur die Induktivität! Ich 
möchte an dieser Stelle auf die Seite von Sprut verweisen, der das Thema 
Drosseln und Schaltregler wirklich extrem gut vermittelt!
Und mir bei mei meinem Verständnis für Schaltregler sehr weitergeholfen 
hat!
http://www.sprut.de/electronic/switch/schalt.html

LG Andreas

von Andreas R. (andrewr)


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j. c. schrieb:
> Ich finde das sehr nett und hilfreich. Dank Dir!

@jesuschristus

...nur für Insider...
Hallo, nach meiner letzten Reaktion auf Deinen Kommentar hätte ich so 
einen Post eigentlich nicht erwartet! Trotzdem Danke und schönes WE!

LG Andreas

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Andreas Reinert schrieb:
> Einfach der Drossel aus der vorgeschlagenen Step-Up-Schaltung des
> Datenblatts einige zusätzliche Windungen spendieren und an diese erst
> die Diode anschließen. (Siehe Bild)

Ein "voltage boosted boost converter".

> So sind problemlos auch Spannungen von weit über 100V realisierbar.
> Allerdings geht der Wirkungsgrad schon bei doppelter Windungsanzahlszahl
> auf knapp 50% zurück...

Wichtig ist ein möglichst kleines Streufeld, d.h. es ist darauf zu 
achten, daß beide Teile der Spule vom leichen Magnetfeld durchsetzt 
werden.

Wird die Streuinduktivität zu groß, wird evtl. eine Snubberierung wie 
beim Flyback notwendig.

Im Schaltplan hat L ein falsches Symbol: Der Kern braucht nen Luftspalt.

Ausserdem zu darauf zu achten, daß die Windungssinne gleich sind.

von Andreas R. (andrewr)


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An dieser Stelle möcht ich noch mal darauf hinweisen: mehr Leistung als 
ich vorne reinstecke kann hinten nicht rauskommen. D.h. wenn ich aus 5V 
mit 1,5A 100V erzeugen möchte kommen bei 100% Wirkungsgrad hinten nur 
noch 75mA raus.
Bei einem von mir erreichten Wirkungsgrad von knapp 50% sind das dann 
nur noch gut 30mA! Ansonsten kommt man um externe Transistoren und 
"fette" Drosseln eben doch nicht herum!

von Andreas R. (andrewr)


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Johann L. schrieb:
> Im Schaltplan hat L ein falsches Symbol: Der Kern braucht nen Luftspalt.

Da hast du vollkommen recht! Der kern braucht einen Luftspalt! Dieser 
ist bei Eisenpulverkernen bereits im Material enthalten. Entschuldige 
bitte aber ich kenne da wirklich das passende Symbol nicht. Das Symbol 
ist das Original aus dem Datenblat des Herstellers! Wie Sieht das Symbol 
für Kern mit Luftspalt aus?

Johann L. schrieb:
> Wird die Streuinduktivität zu groß, wird evtl. eine Snubberierung wie
> beim Flyback notwendig.

Das ist durchaus möglich! Aber bei all meinen Experimenten (Überprüfung 
mit dem Oszilloskop) konnte ich bei keiner Konfiguration kritische 
Zustände bemerken. Snubbern kann aber nicht schaden, ist dann aber nicht 
mehr minimalistisch ;-)

Johann L. schrieb:
> Ausserdem zu darauf zu achten, daß die Windungssinne gleich sind.

Richtig und Wichtig!

LG

von Andreas R. (andrewr)


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Johann L. schrieb:
> Ein "voltage boosted boost converter".

Stimmt!!! Wen man mit dem Begriff googelt findet man genau das was ich 
mir da zusammengebastelt habe! (z.B. mit dem LT1070) Manchmal frage ich 
mich wirklich welche Fachbegriffe man kennen muss um beim googeln 
wirklich das zu finden was man sucht...
Jetzt hab ich das Rad doch nicht erfunden :-(

LG

von Andreas R. (andrewr)


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Johann L. schrieb:
> Wird die Streuinduktivität zu groß, wird evtl. eine Snubberierung wie
> beim Flyback notwendig.

Datenblatt LT1071

...hast recht, da wird auch gesnubbert! (siehe Bild)

von Falk B. (falk)


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@  Andreas Reinert (andrewr)

>> Nennt sich Flyback Converter und ist ein uralter Hut.

>Nö, ein Fly-Back-Converter oder auch Sperrwandler hat einen
>Speichertransormator mit getrennter Primär- und Sekundärwicklung.

Hast du auch, wenn gleich als Spartransformator.

> Meine
>Schaltung hat eine Speicherdrossel mit Mittelanzapfung.

Das ist ein Spartrafo.

von Andreas R. (andrewr)


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Falk Brunner schrieb:
>> Meine
>>Schaltung hat eine Speicherdrossel mit Mittelanzapfung.
>
> Das ist ein Spartrafo.

Andreas Reinert schrieb:
> könnte man mit
> etwas gutem Willen noch als Spartrafo durchgehen lassen

Liest du nur jeden 2. Satz?

Falk Brunner schrieb:
> Nennt sich Flyback Converter

Das stimmt trotzdem nicht. Ein Flyback Converter hat 2 getrennte 
Wicklungen und ganz klar eine galvanische Trennung. Wenn man sich diese 
Trennung mit der sensierung ohne Trennung wieder zerstört, ist das ein 
anderes paar Schuhe.

Johann L. schrieb:
> Ein "voltage boosted boost converter".

So siehts aus. Genau so heist diese Schaltung!

Und das ist nicht etwa nur Wortklauberei. Ein Flyback Converter ist ein 
SPERRWANDLER und eine Boost Converter ist ein FLUSSWANDLER! Hier handelt 
es sich ganz eindeutig um einen (Voltage boosted-) Bost Converter!!! Wie 
Johann L. ganz richtig bemerkte!

von Falk B. (falk)


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@  Andreas Reinert (andrewr)

>> Nennt sich Flyback Converter

>Das stimmt trotzdem nicht. Ein Flyback Converter hat 2 getrennte
>Wicklungen und ganz klar eine galvanische Trennung.

Keineswegs. Flyback sagt nur, dass die Selbstinduktion der der Spule 
ausgenutzt wird. Ach was, Flyback sagt eigentlich gar nichts, er ist nur 
über Umweg des Zeilentrafos alter Fernseher zu diesem Namen gekommen.
Sperrwandler beschreibt es deutlich genauer. Galavanische Trennung KANN 
man machen, muss man aber nicht.

>Und das ist nicht etwa nur Wortklauberei. Ein Flyback Converter ist ein
>SPERRWANDLER und eine Boost Converter ist ein FLUSSWANDLER!

Falsch. Deine Schaltung ist ein Sperrwandler. Denn der Laststrom wird 
geliefert, wenn der Transistor sperrt.

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Der Konverter funktioniert über die Kopplung der beiden Spulen, somit 
entspricht es einem nicht potentialgetrenntem Flyback.

von Andreas R. (andrewr)


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Alexander Schmidt schrieb:
> Der Konverter funktioniert über die Kopplung der beiden Spulen, somit
> entspricht es einem nicht potentialgetrenntem Flyback.

Ok, ich denke das läuft langsam in eine Richtung die nicht dem Sinn des 
Threads entspricht. Wie das Kind nun ganz exakt heissen muss kann man 
sicherlich bis zum erbrechen diskutieren und ob das nun eine 
Speicherdrossel mit Mittelabgriff oder doch eher ein Speicher-Spartrafo 
ist oder ob das nun eh das Gleiche ist... Fakt ist: ich habs nicht 
erfunden. LT beschreibt das so in seinem Datenblatt mit dem 
LT1070/LT1071, die nennen das "voltage boosted boost converter". Ich 
habs mit dem MC34063 realisiert und das funktioniert auch ohne Snubber, 
der Technisch korekterweise da evtl. noch rein sollte, ganz 
hervorragend. Die Funktionsweise ist erläutert, wer´s nachbauen möchte 
solls tun wer nicht, der lässts eben. An weiteren Diskussionen zur 
korrekten Namensgebung werde ich mich jedenfalls nicht weiter 
beteiligen. (nein, ich bin nicht beleidigt, immerhin hat mir dieser 
Thread wieder ganz klar gezeigt, das auch Andere sehr viel wissen und 
auch ich immer noch viel lernen kann)

Gruß, Andreas

von Andreas R. (andrewr)


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Falk Brunner schrieb:
> Falsch. Deine Schaltung ist ein Sperrwandler. Denn der Laststrom wird
> geliefert, wenn der Transistor sperrt.

Hallo Falk, ich habe das noch mal explizit recherchiert und kann nur 
sagen: Du hast völlig recht!

von Falk B. (falk)


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@  Andreas Reinert (andrewr)

>Ok, ich denke das läuft langsam in eine Richtung die nicht dem Sinn des
>Threads entspricht.

Warum?

> Wie das Kind nun ganz exakt heissen muss kann man
>sicherlich bis zum erbrechen diskutieren und ob das nun eine
>Speicherdrossel mit Mittelabgriff oder doch eher ein Speicher-Spartrafo
>ist oder ob das nun eh das Gleiche ist...

Nein. Aber wir sind ja schließlich in diesem Forum um Wissen zu 
vermitteln. Dazu gehört es, möglichst korrekte Erklärungen für 
Schaltungen und deren Funktion zu liefern und ggf. Fehler zu 
korrigieren.

> Fakt ist: ich habs nicht
>erfunden.

Das ist doch gar nicht das Problem.

> LT beschreibt das so in seinem Datenblatt mit dem
>LT1070/LT1071, die nennen das "voltage boosted boost converter".

Die Amis sind immer sehr kreativ im Erfinden von wohlklingenden 
Bezeichnungen für bereits existierende Dinge ;-)

von Andreas R. (andrewr)



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Falk Brunner schrieb:
> Die Amis sind immer sehr kreativ im Erfinden von wohlklingenden
> Bezeichnungen für bereits existierende Dinge ;-)

Jau, lol, das konnte ich auch schon mehrfach feststellen. Auch ich bin 
eigentlich kein großer Freund davon alles zu amerikanisieren. Wenn ich 
mir mal meine Haushaltsgeräte wie Fernseher, Receiver (mist, ist ja auch 
schon wieder Englisch -> Empänger) oder sogar den Toster ansehe finde 
ich nicht ein einziges deutsches Wort mehr... Schlimm eigentlich, zumal 
die Deutsche Sprache mächtige Vokabeln zum Umschreiben technischer 
Sachverhalte liefert.

Der Boost Converter (das kann man fast wörtlich übersetzten) 
Aufwärtswandler, ist da eher kein besonders originelles beispiel 
amerikanischer Wortschöfungen. Da finde ich den deutschen 
Hochsetzsteller um längen schlimmer. Zerpflück mal das Wort und erzähl 
mir was mir das mitteilen soll??? klingt für mich nach einem Wort das 
ein Beamter erfunden hat, der sich in die Elektronik verirrt hat.

Aber zurück zum eigentlichen Thema.

Das von mir verwendete Bauteil Wicklung auf Kern mit Mittelabriff oder 2 
Wicklungen auf einem Kern die an einer Stelle verbunden sind, wie auch 
immer, sind noch lange kein Transformator, auch kein Spartransformator!
Das Wesentliche Merkmal eines Transformators besteht darin, das 
Energiezufufhr und Energieabgabe gleichzeitig geschehen. Der Kern dient 
nur der "Kanalisierung" der magnetfelder und deren "Verstärkung" eine 
Speicherung von Energie ist nicht vorgesehen und wäre auch eher 
kontraproduktiv, da dies die zum funktionieren eines Transformators 
erforderliche permanente Ummagnetisierung behindern würde. Wie du schon 
richtig bemerktest handelt es sich bei meiner Schaltung um einen 
Sperrwandler. Die zugeführte Energie wird im Magnetfeld des Kernes 
gespeichert und wärend der Sperrfase des Transistors wieder abgegeben.

Siehe auch Wikipedia:

Magnetisch gekoppelte Spulen wie sie bei dem Sperrwandler eingesetzt 
werden ähneln Transformatoren. _Sie unterscheiden sich jedoch wesentlich 
von Transformatoren, da die gesamte übertragene Energie zwischen den 
einzelnen Zuständen im Magnetfeld zwischengespeichert wird_ . Bei 
gewöhnlichen Transformatoren wird wegen der gleichzeitigen 
Leistungsaufnahme und -abgabe nur wenig magnetische Energie im Kern 
gespeichert. Der Magnetkern weist bei herkömmlichen Transformatoren 
keinen Luftspalt auf, wohingegen die Kerne bei Sperrwandlern immer einen 
Luftspalt wie bei Spulen aufweisen, in dem ein wesentlicher Teil der 
magnetischen Feldenergie durch die dort auftretende hohe magnetische 
Spannung gespeichert wird. Je nach Bauform wird der Luftspalt 
beispielsweise bei E-Kernen im Bereich des Mittelschenkels angebracht 
und ist von außen nicht mehr sichtbar.

oder auch Topologie zu Sperrwandler (Fly-Back):

Energieübertragende Bauelemente: gekoppelte Speicherdrossel mit 
Luftspalt. Aufbau wie ein Transformator, allerdings
im Gegensatz zu einem Transformator mit einem
Luftspalt im Kern, welcher der Energiespeicherung dient.

Und Last but noch least (mist, schon wieder englisch)
Anbei noch 2 Bilder zu den unterschiedlichen Wandlertopologien. Danach 
gehört der Fly-Back eindeutig zu den galvanisch getrennten! Nur weil ich 
bei meinem "Boost-Converter" den Schalter nicht ganz am Ende der 
Speicherdrossel anschließe, sehe ich das noch Lange nicht als Fly-Back

LG Andreas

von Falk B. (falk)


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@Andreas Reinert (andrewr)

>Das von mir verwendete Bauteil Wicklung auf Kern mit Mittelabriff oder 2
>Wicklungen auf einem Kern die an einer Stelle verbunden sind, wie auch
>immer, sind noch lange kein Transformator, auch kein Spartransformator!

Doch ;-)

>Das Wesentliche Merkmal eines Transformators besteht darin, das
>Energiezufufhr und Energieabgabe gleichzeitig geschehen.

Nein. Auch wenn das oft der Fall ist. Ein Trafo in einem Sperrwandler 
macht das nicht, ist aber dennoch ein Trafo.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Transformatoren_und_Spulen#Energiespeicherung_in_Magnetkernen

> Der Kern dient
>nur der "Kanalisierung" der magnetfelder und deren "Verstärkung" eine
>Speicherung von Energie ist nicht vorgesehen und wäre auch eher
>kontraproduktiv, da dies die zum funktionieren eines Transformators
>erforderliche permanente Ummagnetisierung behindern würde.

Auch wenn Speichertrafos wie in Flybacks eine Sonderform darstellen, 
sind es dennoch Trafos.

> Wie du schon
>richtig bemerktest handelt es sich bei meiner Schaltung um einen
>Sperrwandler. Die zugeführte Energie wird im Magnetfeld des Kernes
>gespeichert und wärend der Sperrfase des Transistors wieder abgegeben.

Und wie sollte das der 2. Spulenteil machen, wenn er nicht magnetisch 
gekoppelt wäre?

Der Kern wird während der Leitpahse über die "rechte" Spulenhälfte 
zwischen VCC und GND aufgeladen und über beide Spulenhälften während der 
Transistorsperrphase entladen. Ohne magnetische Kopplung geht das nicht.

>Anbei noch 2 Bilder zu den unterschiedlichen Wandlertopologien. Danach
>gehört der Fly-Back eindeutig zu den galvanisch getrennten!

Nö, er KANN das, MUSS es aber nicht.

> Nur weil ich
>bei meinem "Boost-Converter" den Schalter nicht ganz am Ende der
>Speicherdrossel anschließe, sehe ich das noch Lange nicht als Fly-Back

Ist es aber, wenn gleich nicht 100% im klassischen Aufbau. Ist aber auch 
Wortklauberei. Fest steht. Es ist ein Sperrwandler. Die beide Soulen 
brauchen eine gute magnetische Kopplung, aka Trafo.

von Andreas R. (andrewr)


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Falk Brunner schrieb:
> Nein. Auch wenn das oft der Fall ist. Ein Trafo in einem Sperrwandler
> macht das nicht, ist aber dennoch ein Trafo.

http://de.wikipedia.org/wiki/Aufwärtswandler

Das gleiche Prinzip, jedoch mit einem Transformator anstelle der Spule, 
wird in Schaltnetzteilen kleiner Leistung angewandt (sog. Sperrwandler). 
(Genau genommen handelt es sich in diesem Fall nicht um einen 
Transformator, sondern um eine Drossel mit zwei Wicklungen. Beim 
Transformator wird die aufgenommene Eingangsleistung zeitgleich am 
Ausgang abgegeben. Beim Sperrwandler erfolgt die Leistungsaufnahme und 
-abgabe der Drossel durch die Wicklungen in unterschiedlichen Takten.)

Weisst du was, dann erzähl du doch bitte dem Rest der Welt das alle 
keine Ahnung haben und in einschlägiger Literatur und im Internet nur 
mist steht.
Überall steht das diese Sonderform der der Drossel eigentlich nicht den 
Transformatoren zugeordnet werdenn kann...

Ich sehe das genauso wie der Rest der Welt, auch wenn die alle keine 
Ahnung haben und werde mit Dir zumindest darüber nicht mehr diskutieren.

von Guido (Gast)


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Aha,

dann ist eine Zündspule also auch kein Transformator, obwohl sie
transformiert?

von Johann L. (gjlayde) Benutzerseite


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Für das Bauteil würd ich die Bezeichnung Drossel auf jeden Fall 
vorziehen, weil das Bauteil in der Schaltung anders arbeitet als ein 
Transformator, nämlich nicht kontinuierlich.

Zudem ist ein Luftspalt essenziell, der beim Trafo absolut unerwünscht 
ist.

Während in der Drossel die Energie quasi zu 100% im Luftspalt 
gespeichert wird (im Ferrit wird aufgrund dessen wesentlich höherer 
Permeabilität praktisch überhapt keine Energie gespeichert), ist die 
magnetische Energie im Trafo mehr oder weniger gleich über den Kern 
verteilt, wird dort jedoch nicht gespeichert für späteren Verbrauch wie 
in der Drossel.

http://de.wikipedia.org/wiki/Luftspalt_(Magnetismus%29

verwendet auch zwei unterschiedliche Begriffe, nämlich Drosselspule 
und Transformator.

Die Bezeichnung richtet sich wohl vor allem nach dem Verwendungs und 
einsatzzweck der Indurktivität und lautet dann Drossel, Umspanner, 
Trafo, Übertrager, ...  Ein Streit ist da müßig.


Andreas Reinert schrieb:

> Wie Sieht das Symbol für Kern mit Luftspalt aus?

Für einen Kern ohne Luftspalt kenne ich die durchgezogenen Linien wie in 
deinem Schaltplan.

Kern mit Luftspalt, egal ob verteilt oder nicht, kenn ich als Linien mit 
Unterbrechungen:
1
========
Ob das genormt oder international verständlich ist weiß ich nicht.

von Andreas R. (andrewr)


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Johann L. schrieb:
> Für einen Kern ohne Luftspalt kenne ich die durchgezogenen Linien wie in
> deinem Schaltplan.
>
> Kern mit Luftspalt, egal ob verteilt oder nicht, kenn ich als Linien mit
> Unterbrechungen:========

Ich habe mal etwas gegoogelt. Leider hat mich das genausoweit gebracht 
wie ich schon bin. Man findet alles von einfacher Linie gestrichelt und 
durchgehend sowie doppelte Linie gestrichelt und durchgehend ohne das 
ein System dahinter zu erkennen wäre. Eine sinnvole Erklärung wie das 
denn nun richtigerweise auszusehen hat, konnte ich überhaupt nicht 
finden. Allerdings scheint mir Deine Erklärung doch recht plausibel!

von Harald W. (wilhelms)


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Andreas Reinert schrieb:

> ...Fernseher...

Was ist denn das? Meinst Du vielleicht ein TV?
:-)
Gruss
Harald

von Harald W. (wilhelms)


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Guido schrieb:

> dann ist eine Zündspule also auch kein Transformator, obwohl sie
> transformiert?

Nun, zumindest nennt sich das Ding Zündspule und nicht
Zündtransformator. :-)
Gruss
Harald

von Harald W. (wilhelms)


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Johann L. schrieb:

> Zudem ist ein Luftspalt essenziell, der beim Trafo absolut unerwünscht
> ist.

Eine solche Verallgemeinerung ist anscheinend unzweckmässig, wenn
man an Neontrafos oder Schweisstrafos denkt. Auch bei den magnetischen
Spannungskonstanthaltern ist es nicht ganz eindeutig, was da nun
Drossel und was Trafo ist.
Gruss
Harald

von Helmut L. (helmi1)


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Harald Wilhelms schrieb:
> Nun, zumindest nennt sich das Ding Zündspule und nicht
> Zündtransformator. :-)

Zuendspule heissen die im Auto.
Zuendtrafo heissen die in der Heizung.

Ja wat den nu? :=)

von Andreas R. (andrewr)


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Helmut Lenzen schrieb:
> Zuendspule heissen die im Auto.
> Zuendtrafo heissen die in der Heizung.

Das kommt darauf an welches Funktionprinzip dem zugrunde liegt. Im 
Folgenden auszug zu Hochspannungskondensatorzündung beim Auto:

...
Bekommt er zum Zündzeitpunkt über Magnetsensoren (Hall-Sensoren oder 
induktive Sensoren) einen Steuerimpuls, wird er leitend, und der 
Kondensator entlädt sich über die Primärwicklung des 
Zündtransformators . Der Entladestromstoß (bis zu 100 A) induziert in 
der Sekundärwicklung nach dem Prinzip eines Transformators eine hohe 
Spannung. Im Gegensatz zu den anderen Zündanlagen wird der Transformator 
dabei nicht als Energiespeicher benutzt _(keine Selbstinduktion)_ ; _er 
wird deshalb als Zündtransformator bezeichnet_ . Die Zündspulen der 
Batteriezündungen arbeiten mit 6 oder 12V Batteriespannung und können 
hier nicht genutzt werden.

Möglicherweise kommt dieses Prinzip ja auch bei Heizungsanlagen zum 
Einsatz, das weiß ich aber nicht!

von Andreas R. (andrewr)


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So, ich habe jetzt mal mit eingangs gepostetem Schaltplan einen 170V 
DC-DC Wandler aufgebaut. Die Eingangsspannung beträgt nur 5V!!!
Gedacht ist diese Platine für eine Single-Tube-Nixie-Uhr. Die Platine 
ist noch nicht ganz auf Durchmesser beschnitten. Das mache ich erst wenn 
die anderen Platinen fertig sind. Dem geübten Auge wird auffallen, das 
der Timing-Kondensator fehlt. Der MC34063 läuft mit ca. 80KHz wenn man 
diesen Kondensator weglässt. (Getestet mit 10 Exemplaren). Die Drossel 
ist selber gewickelt mit 14 Windungen 2 fach verzwirbeltem 0,3mm Draht 
für die erste Wicklung und mit 45 Windungen 0,3mm Draht für die 2. 
Wicklung. Der Kern kommt aus einer verstorbenen Energiesparlampe. 
D-aussen 10mm, D-innen 6mm, höhe 4mm, Al wert ca. 1200nH.
Kein Bauteil auf der Platine erwärmt sich und die Schaltung liefert 
stabile 2mA bei 170V!

Gruß,
Andreas

von (prx) A. K. (prx)


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Andreas Reinert schrieb:
> Möglicherweise kommt dieses Prinzip ja auch bei Heizungsanlagen zum
> Einsatz, das weiß ich aber nicht!

Ich hatte aus Elektroschrott mal den Zündtrafo eines Industriebrenners 
gefischt. Das was schlicht und einfach ein Hochspannungstrafo.

von Pastor Braune (Gast)


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Einfach Genial,genial Einfach !

Ich glaub ich geh erstmal ein Vaterunser beten ;-)

mfg

von Andreas R. (andrewr)


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Andreas Reinert schrieb
> Der MC34063 läuft mit ca. 80KHz wenn man diesen Kondensator weglässt.

Entschuldigung, der "Variabelregler" für die Zeitbasis meines 
Oszilloskops stand nicht ganz auf Null. der MC34063 läuft ohne 
Timingkondensator mit 100KHz.

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