Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Größerer Widerstand = rauschärmer?


von Achim (Gast)


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Hallo Zusammen,

ich habe schon öfter z.B. in OPV Appnotes zu Transimpedanzverstärkern 
gelesen, dass hier die Regel gilt, je höher der Rückkoppelwiderstand, 
desto geringer die Rauschspannung. Nach
 für die Rauschspnnung eines Widerstands verstehe ich das nicht so ganz. 
Wo liegt mein Denkfehler?

Vielen Dank!

Achim

von Kai K. (klaas)


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Das Signal wächst direkt mit R, das Rauschen aber nur mit der Wurzel aus 
R. Je größer R, umso größer der Signalrauschabstand. Aber am besten ist 
es, du hast auch ohne großes R schon ein ausreichend großes Signal...

von Achim (Gast)


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Hmmm... das klingt sehr einfach aber einleuchtend - danke! Dann noch 
eine Frage: Ich habe ab und zu gesehen, dass an Transimpedanzverstärkern 
der nichtinvertierende Eingang nicht direkt, sondern mit einem 
Widerstand in Höhe des Widerstands im Rückkoppelzweig gegen Masse 
geschaltet wird. Was hat das für einen Sinn?

von Dennis (Gast)


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http://elektronikwissen.net/opamp/9-opamp-wissen.html

Such mal dort auf der Seite nach "Bias-Kompensation"

von Kai K. (klaas)


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>Ich habe ab und zu gesehen, dass an Transimpedanzverstärkern der 
>nichtinvertierende Eingang nicht direkt, sondern mit einem Widerstand in
>Höhe des Widerstands im Rückkoppelzweig gegen Masse geschaltet wird. Was
>hat das für einen Sinn?

Sicherlich keine Maßnahme zur Reduzierung des Eigenrauschens...

Beitrag "Re: Frage zum Impedanzwandler: mit- und ohne R"

von Achim (Gast)


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Vielen Dank, jetzt ist mir einiges klarer. Jetzt noch eine kurze Frage: 
schließt ein parallel geschalteter Kondensator (bspw. an dem 
Beschriebenen zur Bias Kompensation) die Rauschspannung des Widerstands 
"kurz"?

von Kai K. (klaas)


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>schließt ein parallel geschalteter Kondensator (bspw. an dem
>Beschriebenen zur Bias Kompensation) die Rauschspannung des Widerstands
>"kurz"?

Ja.

von F. V. (coors)


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In dem Kontext hier habe ich gelesen, dass Aktive Rueckkopplungen u.U. 
besser sein koennen, da man das thermische Rauschen des 
Rueckkoppelwiderstandes umgehen kann.

Bisherige google suchen haben allerdings nichts brauchbares ergeben. 
Gibt es hier zufaellig jemanden, der sich mit sowas auskennt und der 
mich (und den Threadersteller) in die richtige Richtung weisen kann? Ich 
denke an Photodiodenverstaerker, da diese oefter 1M oder groessere 
Widerstaende haben und daher das Rauschen auf dem Widerstand zum Problem 
werden kann...

Felix

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Einfach nach Phil Hobbs guckeln...
http://www.electrooptical.net/

von F. V. (coors)


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Hi Abdul,

Hast du da nen Link der zu den Verstaerkerschaltungen fuehrt? Ich habe 
auf der Seite nicht gefunden, wo die Aktive Rueckkopplung erklaert wird. 
Sieht mir so aus als wuerde der Highland PH200 Detektor diese benutzen, 
aber der Schaltplan war nicht zu finden...

von Helmut S. (helmuts)


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>  In dem Kontext hier habe ich gelesen, dass Aktive Rueckkopplungen u.U.
besser sein koennen, da man das thermische Rauschen des
Rueckkoppelwiderstandes umgehen kann.

Ich halte diese Aussage für ein Märchen.
Was meinst du mit "aktive" Rückkopplung?

von F. V. (coors)


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Helmut:
Phil Hobbs nennt das offenbar "current feedback". Ich denke das Prinzip 
ist den Mega- oder Gigoohm Widerstand durch aktive Bauteile zu ersetzen, 
um das thermische Rauschen zu unterdruecken wenn man viel Verstaerkung 
braucht.

Wie gesagt habe ich Probleme Details dazu zu finden. Hoert sich schon 
logisch und nicht nach einem Maerchen an, da bei 1MOhm das thermische 
Rauschen durchaus hoeher sein kann als das Rauschen des OP Verstaerkers. 
Wenn du da zufaellig mehr zu weisst, nur raus damit.

Danke!

Felix

von Alex (Gast)


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Man kann auch einen hochohmigen Gegenkopplungswiderstand durch ein 
niederohmiges T-Netzwerk aus drei Widerständen ersetzen - also eine Art 
Spannungsteiler.

von Kai K. (klaas)


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>Wie gesagt habe ich Probleme Details dazu zu finden.

Das ist kein Wunder, wenn er seine Schaltung vermarkten will. An anderer 
Stelle spricht er auch von "photon feedback architecture" und irgendwo 
scheint er auch einen Optokoppler eingesetzt haben zu wollen. Nicht ganz 
durchsichtig...

Die etwas spezielleren TIA-Schaltungen, die ich kenne, zielen alle 
darauf ab, die Detektorkapazität vom "-" Eingang des TIA zu isolieren. 
Dem "-" Eingang des TIA soll also vorgegaukelt werden, daß dort eine 
ganz kleine Detektorkapazität sitzt. Damit soll erreicht werden, daß das 
Eingangsspannungsrauschen des OPamp nicht so stark mitverstärkt wird, 
wie das der Fall wäre, wenn die volle Detektorkapazität mit der 
Gegenkopplungskapazität den verstärkungsbestimmenden Spannungsteiler 
bilden würde.

Ein anderer Vorteil der kleineren "Detektorkapazität" am "-" Eingang des 
TIA ist die erhöhte Stabilität der Schaltung, die dann eine kleinere 
Gegenkopplungskapazität beim TIA zur "phase lag" Kompensation erfordert. 
Dadurch steigt automatisch die Bandbreite des TIA oft ganz extrem.

Die Bandbreitenvergrößerung ist wohl der eigentliche Grund dieser 
Spezialschaltungen. Wer nur eine sehr eingeschränkte Bandbreite von 
unter sagen wir mal ein paar kHz benötigt, profitiert von diesen 
Spezialschaltungen nämlich praktisch überhaupt nicht.

>Hoert sich schon logisch und nicht nach einem Maerchen an, da bei 1MOhm >das 
thermische Rauschen durchaus hoeher sein kann als das Rauschen des OP 
>Verstaerkers.

Wenn du einen OPamp im TIA hast, der mit 5nV/SQRT(Hz) am Eingang 
rauscht, dann erzeugt der OPamp in einem bestimmten Frequenzbereich eine 
Ausgangsspannung von rund 500nV/SQRT(Hz), wenn in der Gegenkopplung 
effektive 1pF sitzen und der Detektor 100pF mitbringt. Ein 1M Widerstand 
rauscht dagegen mit thermisch 130nV/SQRT(Hz).

Nein, es ist gerade das Eigenrauschen des OPamp, das hier zum Problem 
wird und weswegen diese Spezialschaltungen zum Einsatz kommen, und nicht 
der Gegenkopplungswiderstand.

>Man kann auch einen hochohmigen Gegenkopplungswiderstand durch ein
>niederohmiges T-Netzwerk aus drei Widerständen ersetzen - also eine Art
>Spannungsteiler.

Was das Rauschen erheblich verschlechtert...

von Hagen R. (hagen)


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Alex schrieb:
> Man kann auch einen hochohmigen Gegenkopplungswiderstand durch ein
> niederohmiges T-Netzwerk aus drei Widerständen ersetzen - also eine Art
> Spannungsteiler.

mit dem Nachteil das das Gesamtrauschen der Schaltung wieder schlechter 
wird (es gilt nicht mehr Noise = Wurzel(Rnoise)) und der Offsetfehler 
des Opamps noch weiter mitverstärkt wird.

von Helmut S. (helmuts)


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> Helmut:
> Phil Hobbs nennt das offenbar "current feedback". Ich denke das Prinzip
> ist den Mega- oder Gigoohm Widerstand durch aktive Bauteile zu ersetzen,
> um das thermische Rauschen zu unterdruecken wenn man viel Verstaerkung
> braucht.

Dann zeig mal einen Link. Ansonsten halte ich das weiterhin für ein 
Märchen.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Hobbs lebt von diesen Ideen und daher hält er sich zurück. Da gibts ein 
Buch von ihm und endlos viele Usenet-Posts mit vielen Details. Aber Kai 
hat es schon auf den Punkt gebracht. Ergänzend noch:
Diese Spezialkonstrukte sollen auch ungewöhnlich hohe Widerstandswerte 
im Gigaohm-Bereich und Kapazitäten in der Rückkopplung weit unter 1pF 
ersetzen.
Es gibt auch noch ein paar korrelative Ansätze in wissenschaftlichen 
Abhandlungen: Dann gelten die herkömmlichen Rauschberechnungen für 
unkorrelierte Elemente nicht mehr - aus qadratischen Einzelfaktoren 
werden eher lineare. Man kommt also günstiger weg.

Praktische Schaltungen findest du bei LTC. Die gehen schon ziemlich 
weit, aber nicht auf obiges Niveau! Brauchst du das überhaupt? Eine APD 
kann man auch nicht bei normalen Laborlicht benutzen ;-)

Und ein einzelner Transistor in der ersten Stufe rauscht weniger als ein 
OpAmp! Brauch aber dann mehr Entwicklerwissen...


Mal als Einstieg:
http://www.google.de/search?hl=de&source=hp&q=site%3Alinear.com+bf862+photo&gbv=1


Der BF862 ist je nach Geschwindigkeitsbereich so ein Geheimtipp. Gilt 
als der rauschärmste JFET in seinem Arbeitsbereich und bezahlbar. Nahe 
am theoretischen Minimum.

von F. V. (coors)


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Hey Danke Abdul,

Dein post ist sehr hilfreich, sieht so aus als koennte man das gut als 
Startpunkt nehmen, um ein wenig mehr zu lernen.

Brauche ich es? Um ehrlich zu sein nicht wirklich fuer die Sachen, die 
ich zuhause mache. Auf der Arbeit sieht es anders aus, da benutzen wir 
einige von den Sachen die Hobbs mitentwickelt hat. Habe seine aelteren 
Publikationen ueber die Balanced Detectors gelesen und fand das Thema 
sehr interessant. Daher habe ich mich halt darueber gewundert, was in 
den neueren Entwicklungen eigentlich so drinsteckt. Wuerde einfach gerne 
damit etwas rumspielen und ein besseres Gefuehl dafuer kriegen was geht 
und was nicht.

Ist also quasi etwas, was ich als Hobby interessant finde und auf der 
Arbeit benutzen/anwenden kann, da ich viel mit empfindlicher 
Laserspektroskopie mache.

Der BF862 sieht interessant aus auch wenn er nicht als matched pair 
kommt. In den aelteren Schaltungen scheint man die normalerweise zu 
brauchen, um nen logarithmischen Output zu kriegen.

Falls du oder jemand anderes Interesse an sowas rumzubasteln oder sich 
auszutauschen, schickt mir doch einfach ne PM. Ich suche immer nach 
interessanten Leuten mit denen man sich ueber sowas austauschen kann.

Felix

von Ulrich (Gast)


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Eine alternative zum klassischen TIA ist die Kompensation des Stromes 
mit einer 2. Fotodiode, die als eine Art Optokoppler arbeitet. So eine 
Schaltung habe ich mal in einem Gerät zur Messung sehr kleiner Ströme 
(Massenspektroneter) gesehen.  Der "Optokoppler" bestand da aus einer 
LED und einer Diode im Glasgehäuse, ähnlich einer 1N4148.

von Kai K. (klaas)


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>Eine alternative zum klassischen TIA ist die Kompensation des Stromes
>mit einer 2. Fotodiode, die als eine Art Optokoppler arbeitet. So eine
>Schaltung habe ich mal in einem Gerät zur Messung sehr kleiner Ströme
>(Massenspektroneter) gesehen.  Der "Optokoppler" bestand da aus einer
>LED und einer Diode im Glasgehäuse, ähnlich einer 1N4148.

Sehr interessant! Und was war dann das eigentliche Meßsignal? Der Strom 
durch die LED?

von Ulrich (Gast)


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Genau: das Ausgangssignal war der Strom durch die LED, bzw. in dem Fall 
genauer das Tastverhältnis bei der LED.

Das gibt im Idealfall das doppelte Shotnoise statt dem 
Widerstandsrauschen. Bei nicht so extrem kleinen Strömen ist das 
zusätzliche Shotnoise aber ggf. auch größer. Dazu reicht es schon, wenn 
die Spannung am Rückkopplungswiderstand im TIA größer ist als etwa 25 mV 
wird. Für einen 100 M Widerstand in der Rückkopplung liegt der 
Break-even Punkt dann bei etwa 250 pA - drunter kann die Version mit der 
Photodiode besser sein, darüber ist der Widerstand besser.

von Kai K. (klaas)


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Hochinteressant! Muß ich mir mal in einer ruhigen Minute durch den Kopf 
gehen lassen...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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100Mohm, da wird das Ding leider ziemlich langsam sein, oder? Also nur 
für Meßgeräte, nicht für Datenübertragung.

Hast du deine Überlegungen auch mal bei APDs oder gar PMTs gemacht? Die 
im Single-Photon-Betrieb!
Die Physiker basteln dann gerne mit Charge-Amps. Soll irgendwie 
rauschärmer sein. Habs aber nie vertieft.

von Ulrich (Gast)


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Wenn es um größere Strome geht, ist der klassische TIA für eine 
Photodiode oder ähnliches schon nicht so schlecht: aber etwa 25 mV 
(kT/e) an Spannung am Widerstand ist schon das Schrotrauschen von der 
Quelle (sofern die Phototen unabhängig von einander kommen) großer als 
das Thermische Rauschen durch den Widerstand. Sofern die Ströme nicht 
besonders klein sind, kommt man relativ leicht in den Bereich. Schwierig 
wird es nur bei kleinen Strömen, weil Widerstände über etwa 100 M schon 
schwierig werden.

Die Lösung mit der Kompensation des Strom durch einen Photostrom geht 
schon in Richtung Ladungsverstärker, denn es bleibt eine Kapazität in 
der Rückkopplung.

Beim PMT oder gutem APD im Single Photon betrieb ist die Verstärkung im 
Detektor bereits so hoch, das das Rauschen des Verstärkers nicht mehr so 
kritisch ist - gefragt ist dann vor allem ein schneller Verstärker, 
damit man noch eine genügend hohe Zählrate erreichen kann.

von Cori (Gast)


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Eure Abkürzungen musste ich auch erst einmal recherchieren:

http://de.wikipedia.org/wiki/Photomultiplier

http://de.wikipedia.org/wiki/Avalanche-Photodiode

von F. V. (coors)


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Naja, was APDs und PMTs abgeht liegt die ultimative Empfindlichkeit bei 
einzelnen Photonen. Das wird besonders interessant wenn man an der 
genauen Zeit, an der nen Photon auf dem Detektor auftrifft interessiert 
ist.

Fuer das woran ich grade arbeite habe ich allerdings ne komische 
Lichtintensitaet. Zu hoch fuer einzelphotonen APD und PMT, aber zu klein 
um sich nicht ueber den Verstaerker Sorgen machen zu muessen. In meinem 
Fall (Si Detektor im sichtbaren Bereich - ~0.4 A/W) liegt der Photostrom 
grob im nA Bereich. Daher die Frage, das scheint mir nen unbequemer 
Messbereich zu sein...

Hinzugesagt sei, dass ich nicht an dem DC Signal interessiert bin, 
sondern an einem kleinen AC Anteil, der Aufmoduliert ist (AC(RMS) ist 
etwa 1/100000stel des DC Stroms). Daher probier ich da im Moment mit 
Hobbs autobalanced Detektoren rum und gucke, was es sonst fuer 
Alternativen gibt.

Kai, ist das Rauschspektrum bei der LED Geschichte flach? Finde es hoert 
sich interessant an und ich sollte wohl mal durchrechnen, ob das nicht 
was bringen koennte. Hast du da zufaellig noch mehr Information zu? Ich 
gehe morgen mal zu meinen Mass-Spek Fuzzi und gucke mal, ob der sich da 
mit auskennt...

Felix

von Ulrich (Gast)


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Bei einem Strom von 1 nA käme man mit einem TIA mit 30 M Ohm in der 
Rückkopplung schon in den Bereich, dass das Schrotrauschen (also die 
Statistik der Elektronenzählung) mit dem Rauschen des Widerstandes 
vergleichbar wird. Das einzige Problem könnte da höchstens die 
Grenzfrequenz werden - die hängt halt vom Detektor und dem Verstärker 
ab. Es macht dabei ggf. auch nichts wenn die Signalfrequenz schon im 
Bereich des 1/f Abfalls ist, das kann man bei Bedarf nach einer 
Verstärkung auch wieder korrigieren.

Eine Frage ist dann noch ob das Licht aus einem Laser oder einer 
Inkohärenten Quelle stammt: das gibt Unterschiede mit Schrotrauschen.

Bei AC Strömen im fA Bereich  darf die Bandbreite dann so oder so nicht 
mehr groß sein, denn mehr gibt die Photonenstatistic ggf. nicht her, 
denn besser als ein Zählen der Photonen wird auch der beste Verstärker 
nicht, der den Strom als kontinuierliche Größe behandelt.

von F. V. (coors)


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Wir benutzen Laser, aber wie du gesagt hast kann da das Schrotrauschen 
anders aussehen. Wir benutzen nichtlineare Optik, um ein ganzes Spektrum 
an Licht zu bekommen, was dazu fuehrt dass das Rauschen hoeher ist als 
bei nem guten einfarbigen Laser.

Der einzige Weg, wie wir im Moment das Rauschen im Zaun halten ist per 
Lock-In nur eine sehr kleine Detektionsbandbreite zu haben. Stellt sich 
halt trotzdem die Frage wie hoch das Rauschen des Verstaerkers ist und 
in meinem Fall ist das Laserrauschen momentan noch hoeher als 
Schrotrauschen oder Verstaerkerrauschen. Da gibts dann aber auch wieder 
Tricks, um Laserrauschen zu reduzieren, siehe Phil Hobbs und Nirvana 
Photodetektoren. Allgemein finde ich das Thema sehr interessant, man hat 
praktisch immer was, worueber man sich den Kopf zerbrechen kann :)

Ulrich: Was machst du beruflich (wenn man fragen darf)? Bist du Student 
oder an irgendeiner Uni angestellt? Wir sind an unserer Uni die einzige 
Gruppe, die mit sowas rumkaempft, da waere es gut wenn man nen Paar 
Leute von ausserhalb kennt, die aehnliche Sorgen haben ;)

von Ulrich (Gast)


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Wenn das Rauschen des Lasers stärker ist, bringt es nicht viel das 
Rauschen des Verstärkers viel weiter zu senken. Für einen Laborversuch 
wäre ggf. sogar ein gekühlter Widerstand noch eine Option, falls der 
wirklich begrenzend wird.

Je nach Einstellungen könnte man ggf, noch was am Lock-in-verstärker 
machen: einfach nur die lange Integrationszeit am Lock-in einstellen ist 
nicht optimal, zumindest bei einem analogen Gerät. Ein Integrieren am PC 
statt nur im Lockin (per Tiefpassfilter) kann ggf. die Wartezeit für das 
Einschwingen auf einen neuen Wert reduzieren.

Ich bin prom. Physiker, aber momentan nicht in der Physik tätig.

von F. V. (coors)


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Ulrich, das stimmt soweit alles. Der Verstaerker wird erst nen Problem
wenn wir das Rauschen vom Laser entfernt haben. Dazu haben wir
balanced detectors und noise eaters. Das ist im Moment noch in Arbeit,
mal sehen ob das so funktioniert wie es gedacht ist.

Auf der Lock-in Seite haben wir nicht mehr viel Raum. Wir nehmen nen
DSP Lock-in mit 1s Zeitkonstante und 24dB/oct roll-off. Das scheint
gut optimiert zu sein und gibt uns ne Detektionsbandbreite von 78 mHz.

Die Idee den Widerstand einfach in Stickstoff zu tunken hatten wir
auch, allerdings wuerde das das Problem mit der Bandbreite nicht
Loesen. Wir brauchen ~5 kHz, von daher ist die groesse des
Widerstandes auch limitiert. Bisher sind wir noch nicht da, aber wir
denken dass das vermutlich das naechste Problem wird.

Ueber deine Idee jenseits der Grenzfrequenz zu messen muss ich erstmal
in Ruhe nachdenken. Intuitiv wuerde ich sagen es ist besser den
Widerstand so zu waehlen, dass das Signal grade so um die 1% abfaellt.
Welchen Vorteil man hat wenn man sagen wir mal 90% Abschwaechung hat
erschliesst sich mir im Moment noch nicht. Ich erinner mich irgendwann
mal eine Abbildung gesehen zu haben, wo Verstaerkung von Signal und
Rauschen das Verhaeltnis bei hoeheren Frequenzen aendern. Hoffentlich
finde ich die Appnote wieder, das koennte vielleicht tatsaechlich ne
Option sein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Du meinst die Rauschbandbreite von Widerständen? Die ändert sich bis in 
den THz Bereich nicht. Danach wirds weniger. Theoretisch könnte man mit 
einem Mischer das Signal dorthin verfrachten und dort verstärken. Leider 
rauscht der Mischer auch :-(( Ne andere Idee ist eine Fotodiode als 
Mischer. Die sollen am geringsten Rauschen in dieser Anwendung. Die 
Mischung geschieht direkt auf der Oberfläche der Fotodiode. Da gabs mal 
ein Projekt mit Datenübertragung per gesteuertem Laserstrahl aus dem 
All.

OK, ich fühle schon, damit weit weg von den allgemeinen Interessen zu 
sein ;-)

von Ulrich (Gast)


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Die Bandbreitenbegrenzung durch den Widerstand und den zur Stabilität 
ggf. nötigen parallelen Widerstand wirkt sich auf die Verstärkung für 
das Signal und das Rauschen aus. Es ändert sich also erstmal das Signal 
Rauschverhältnis nicht, und hinter dem TIA kann man dann die Spannung 
verstärken und bei Bedarf auch den Frequenzgang wieder gerade biegen - 
bei eine solchen Schmalbandigen Messung geht es auch ohne. Die Kapazität 
in der Rückkopplung kann man nicht ganz vermeiden, und sei es auch nur 
eine Prasitäre. Man kann aber den Widerstand größer (und damit weniger 
Stromrauschen) wählen, wenn man keine Rücksicht auf die Grenzfrequenz 
nehmen muss.

Wenn man die Schwankungen des Lasers und das Schrotrauschen unterdrücken 
will, läuft das so weit ich weiß sowieso auf eine Kompensation des 
Stromes mit einer 2. Fotodiode hinaus. Aber man gewinnt natürlich 
nichts, wenn man dann statt des Schrotrauschens des Lasers das 
entsprechende gleich große  Rauschen aus der Rückkopplung hat - da ist 
dann der Widerstand in der Regel besser. Mit 1 nA Strom käme man mit 100 
M als Widerstand auf eine Spannung von 100 mV, liegt also mit den 
Rauschen durch den Widerstand unter dem Schrotrauschen einer 
inkohärenten Quelle. Von der Geschwindigkeit kommt man mit 100 M und 1 
pF auf eine Grenzfrequenz von rund 1,5 kHz, liegt also nicht so viel 
unter der Signalfrequenz. Wie große der Kondensator sein sollte hängt 
natürlich vom Detektor und dem Verstärker ab.

Im Prinzip könnte ein DSP Lockin auch richtig integrieren - 24 dB/oct 
spricht aber eher für einen klassischen Filter. Wenn man da beim 
Übergang zum nächsten Messwert länger als etwa 0,5 s warten muss, wäre 
noch etwas zu hohlen, denn die Wartezeit ließe sich fast ganz vermeiden 
mit einem FIR Filter (z.B. echtes Integral) statt einem klassischen IIR 
Filter. Das ist ggf. nur eine Frage der Einstellungen am Lockin oder 
ggf. des Programms am PC.

von F. V. (coors)


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Ich suche immernoch nach der Appnote, die Signal Gain und Noise Gain als 
funktion der Frequenz zeigt. Da war meiner Erinnerung nach nen 
Unterschied bei hohen Frequenzen. Kann aber auch sein, dass ich das 
falsch in Erinnerung hab.


http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/624012fe.pdf
Die Appnote hier zeigt nen anderen Weg. Erstmal mit der Verstaerkung 
hoch und dann einfach durch 10 Teilen (Siehe Fig 13). Der Weg ist 
clever, aber nicht ganz das, wonach ich gesucht hatte.

Ulrich: Bei dem Lockin muss ich mal nachgucken, ob er auch integrieren 
kann. Im Moment warten wir 10s (Es dauert ~10 Zeitkonstanten bis Signal 
genug abgeklungen ist bei 1s TC/24dB rolloff). In der Beschriebung habe 
ich nichts gesehen, was darauf hindeutet dass man es einfach umstellen 
kann. Hast du analoge LockIns benutzt oder auch digitale? Wir haben SR 
830 (und SR 844 fuer RF Sachen in anderen Projekten).

von Kai K. (klaas)


Angehängte Dateien:

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>Ich suche immernoch nach der Appnote, die Signal Gain und Noise Gain als
>funktion der Frequenz zeigt.

Für den normalen TIA? Ist im Anhang schön erklärt.

von Ulrich (Gast)


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Ich habe bisher nur mit analogen Lockins gearbeitet. Entsprechend weiss 
ich nicht, was man bei den Digitalen Lockin so alles einstellen kann. 
Logisch wäre es aber wenn der Lockin auch richtig Intergrieren kann, 
oder statt dem klassischen Tiefpass auch einen FIR Filter unterstützt. 
Das würde einem den größten Teil der Wartezeit sparen. Es muss ja nicht 
sein das man per DSP genau die alten analoge Lösung nachmacht, mit allen 
schwären, wenn es auch besser geht. Logisch wäre es eigentlich wenn der 
DSP basierte das schon anbietet.

Wenn der Lockin das nicht unterstützt, ginge es aber auch mit dem PC der 
die Daten aufnimmt:
Statt dann 10 s zu warten und dann 1 s zu messen, könnte man 0,5 s 
warten (bei z.B. 100 ms Zeitkonstante) und dann vielleicht 2 s lang z.B. 
alle 50 ms einen Wert auslesen und dann den PC das Aufsummieren bzw. 
mitteln machen lassen. Das wird bereits weniger Rauschen geben als nur 
ein Wert mit 1 s Zeitkonstante auf den man 5-10 Sekunden warten muss.

Das Rauschen kann man sich relativ gut in einer Simulation, mit einer 
Spice Version (z.B. LTSpice) anschauen. Interessant ist ggf. auch LT 
Design Note 399.

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