Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Stahlstütze - Tragfähigkeit?


von reflex (Gast)


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Hallo Maschinenbauer,
vielleicht kann mir das einer sagen (ungefähr):

Eine Stahlstütze im Rohbau rund, senkrecht aufgestellt, 127mm 
Durchmesser, 6,3mm Wandstärke, 3m hoch, oben und unten quadratische 
Stahlplatten mit ca 140mm (falls revelant). Wieviel Gewicht trägt die?

Was ich nicht weiss, ist, was für ein Stahl es ist - ich kann nur 
annehmen , etwas übliches im Baugewerbe. Es steht im Statikplan nichts 
explizit dabei. Nehmt halt etwas gängiges an.

Danke und Gruss

von berliner (Gast)


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hier ist deines Problems Lösung, mit Formeln:
http://de.wikipedia.org/wiki/Knicken

Gruß berliner

von Friedhofsgärtner (Gast)


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Bei Baufragen könnte evtl. ein Statiker od. www.bau.net oder allgemein 
http://www.vpb.de/ nützlich sein.

von bau (Gast)


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reflex schrieb:
> Eine Stahlstütze im Rohbau rund, senkrecht aufgestellt, 127mm
> Durchmesser, 6,3mm Wandstärke, 3m hoch, oben und unten quadratische
> Stahlplatten mit ca 140mm (falls revelant). Wieviel Gewicht trägt die?

Diese Stützen nennen sich Baustützen oder auch Schalungsstützen.


Bsp.:
http://www.mercateo.com/p/328SW-117301iv/Euro_Schalungsstuetze_der_Klasse_B_1870_3000mm_verzinkt.html

Die maximale Belastung sollte man auf der Belastungstabelle ablesen, die 
auch abhängig von der Auszugslänge ist.

von Daniel F. (df311)


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bau schrieb:
> Diese Stützen nennen sich Baustützen oder auch Schalungsstützen.

im volksmund (am bau, genauere verbreitung unbekannt) auch als 
doka-steher bekannt ;-)

vorausgesetzt, das ist eine solche deckenstütze:
die dinger haben keine 127mm duchmesser - bei 3m länge müsste es ein 
350er oder 400er steher sein, die haben einen durchmesser von ungefähr 
7cm und eine tragkraft von ca. 20-30kN (zumindest die originalen doka)

anhand der im ersten post angegebenen daten tippe ich eher auf eine fest 
installierte säule, die im weiteren verlauf noch verkleidet werden 
soll...

von reflex (Gast)


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Erstmal danke für die Antworten. Das Knickwiki überfordert mich grad 
mal.

Es handelt sich nicht um eine der üblichen mobilen 
Baustützen/Schalungstützen, sondern einen fest verbauten Stahlpfeiler, 
der schon deutlich massiver ist. Über die Baustützen ist zumindest eine 
untere Abschätzung möglich, aber der müsste ja deutlich mehr tragen, 
dann?

Vielleicht ist ja jemand in der Materie drin und kann das grob rechnen, 
bitte.

von Stephan W. (stipo)


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reflex schrieb:
> Eine Stahlstütze im Rohbau rund, senkrecht aufgestellt, 127mm
> Durchmesser, 6,3mm Wandstärke, 3m hoch, oben und unten quadratische
> Stahlplatten mit ca 140mm (falls revelant). Wieviel Gewicht trägt die?
Das liest sich wie eine Textaufgabe ;-)

> im volksmund (am bau, genauere verbreitung unbekannt) auch als
> doka-steher bekannt ;-)
Bei uns wohl eher "Sprieß" :-)

von reflex (Gast)


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Hmm, jetzt hab ich mich doch mal am Knicki-Wiki versucht und komme auf 
3,3t Tragkraft - was mir jetzt sehr wenig vorkommt. Grob betrachtet 
liegt da eine Betonplatte von 2,5x2,5*0,24m drauf, die bei 2,4t pro 
Kubikmeter 3,6 Tonnen wiegt, und das ohne die Eisen drin.

Vielleicht hab ich den falschen E-Modul, hab mal 210 genommen.

Kommt doch noch ein Fachmann vorbei?

von bau (Gast)


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reflex schrieb:
> Grob betrachtet
> liegt da eine Betonplatte von 2,5x2,5*0,24m drauf, die bei 2,4t pro
> Kubikmeter 3,6 Tonnen wiegt, und das ohne die Eisen drin.

Das komplette Gewicht liegt ja nicht auf der Stütze, da werden noch 
Wände sein, die auch einen Teil tragen.

Dann wäre ja eine 3,3t Stütze ausreichend. Ich würde vermuten das die 
Stütze mehr trägt, vielleicht kann das ja mal einer ausrechnen.

von reflex (Gast)


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Ja, so schlau war ich auch - ich habe nur ein Viertel der Decke in 
Betracht gezogen, und die ist eben so um die 5m x 5m, bzw. sind dort die 
Auflager.

Die muss eigentlich mehr tragen, wenn schon so ein Doka / Spries um die 
2t trägt.

von Marc R. (hypsocormus)


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reflex schrieb:
>
> Vielleicht hab ich den falschen E-Modul, hab mal 210 genommen.

Äpfel? Birnen? Da kommt es genau auf die verwendete Einheit an..
E-Modul ferrischer Stahl = 210 GPa/mm^2 = 210 kN/mm^2 = 21000 N/mm^2
Da hat man sich ruck zuck um den Faktor 100 verrechnet...

von Marc R. (hypsocormus)


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Und schon hab ich mich auch vertan..  Es muss natürlich E-Modul 
ferrischer Stahl = 210 GPa/mm^2 = 210 kN/mm^2 = 210000 N/mm^2 Da hat man 
sich ruck zuck um den Faktor 1000 verrechnet... heißen...

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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reflex schrieb:
> Vielleicht ist ja jemand in der Materie drin und kann das grob rechnen,
> bitte.

Bitte

von reflex (Gast)


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Hmm, alles in m umgerechnet, jetzt komm ich auf 211t Tragkraft, beim 
Knickfall 4. Das erscheint jetzt grad nun mal wieder etwas zu hoch, 
gefühlt.

Irgendwo ist der Wurm drin.Vielleicht kann ja mal jemand über die 
Berechnung schauen, anbei als Excel.

Grüsse

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Dein Trägheitsmoment ist nicht korrekt.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Du hast für den Innendurchmesser die Wandstärke nur einmal abgezogen.

von reflex (Gast)


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Joe, hab grad nochmal kontrolliert, müsste stimmen, oder wo siehst Du 
den Fehler genau?

Lt Wiki ist Flächenträgheitsmoment Iy=Iz=Pi/4 * (R^4 - r^4) (was 
äquivalent zu der vielleicht gängigeren Formel mit A (Fläche) ist). R 
ist dabei der Aussenradius, r der Innenradius.

von reflex (Gast)


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Ah, hat sich überlappt. Stimmt, blöder Fehler. Danke.

Mal neu rechnen ....

von reflex (Gast)


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Hmm, damit wird die Traglast noch grösser, 392t. Das scheint mir fast 
unmöglich, aus der Intuition. Kann die so täuschen?

Auch mal ein Bildchen vom Pfeiler, damit es nicht so trocken ist.

von Michael D. (etzen_michi)


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Ich vergleiche das hier mal damit, als ich die Tragfähigkeit meines 
Aquarienschrankes berechnet hatte: mehrere Tonnen.

Nun ist aber das Problem, das die Last eig. nie 100% von oben drückt 
sondern auch etwas zur Seite.
Weiß nichtmehr welchen Faktor ich hier verwendet hatte (war wieso 19mm 
MDF), aber damit war ich nurnoch bei bisschen unter 1Tonne.

von Werner (Gast)


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Michael D. schrieb:
> Nun ist aber das Problem, das die Last eig. nie 100% von oben drückt
> sondern auch etwas zur Seite.

Das kommt sicherlich drauf an, was für eine Erdbebenwelle durchläuft. 
Die Dimensionierung hängt unter Berücksichtigung solcher Umstände auch 
davon ab, bei welcher Beschleunigung der Pfeiler einknicken darf - nur 
um mal von der arg idealisierten Theorie abzulenken.

von Michael S. (technicans)


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reflex schrieb:
> Hmm, damit wird die Traglast noch grösser, 392t. Das scheint mir fast
> unmöglich, aus der Intuition. Kann die so täuschen?

Nicht Ergebnisse posten, sondern den Lösungsweg mit Legende
und Einheiten wie du sie verwendet hast, dann könnte man das
auch nachvollziehen.
Da schleichen sich schnell Flüchtigkeitsfehler ein.

1kN = 100kg = 0,1to

Die Lösung von Joe G. für den 4.Fall von 4,018x10^6 N ist doch richtig.
Sind halt umgerechnet Fk= 40,18to.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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reflex schrieb:
> Hmm, damit wird die Traglast noch grösser, 392t. Das scheint mir fast
> unmöglich, aus der Intuition. Kann die so täuschen?

Du solltest noch zwei Dinge beachten.
1. Ein Sicherheitsfaktor ist zu berücksichtigen.
2. Die zulässigen Spannungen dürfen auch nicht überschritten werden.

Ansosnten sind die Berechnungen realistisch. Zum Vergleich schaust du 
hier:
http://www.bauforumstahl.de/upload/documents/publikationen/arbeitshilfen/Sta.20.5.pdf

Ich habe mal das Rohr (D=219, s=6.3) aus dem PDF nachgerechnet. Für den 
Knickfall 1 komme ich auf 1372 kN, im PDF steht 1000 kN paßt also.

Nimmt man in deinem Fall eine zulässige Spannung von 380 MPa an, dann 
führt schon der Fall 2 zu einer nicht mehr zulässigen Spannung bei der 
berechneten Knickkraft. Die tatsächlich zulässige Kraft ist also 
erheblich geringer als die Knickkraft.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Michael S. schrieb:
> Da schleichen sich schnell Flüchtigkeitsfehler ein.

stimmt

4,018x10^6 N sind 401.8 Tonnen ;-)

von Daniel F. (df311)


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was mir bei den berechnungen oben aufgefallen ist:
es wurde immer das trägheitsmoment für ein rohr verwendet. solche säulen 
werden aber normalerweise beim betonieren der nächsten geschoßdecke mit 
beton gefüllt um die knickgefahr zu reduzieren. zustäzlich kommt dabei 
noch die belastbarkeit der füllung zum tragen.

im moment habe ich aber keine rechte lust, das ganze neu zu rechnen ;-)

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Daniel F. schrieb:
> solche säulen
> werden aber normalerweise beim betonieren der nächsten geschoßdecke mit
> beton gefüllt um die knickgefahr zu reduzieren.

Beitrag "Re: Stahlstütze - Tragfähigkeit?"

von reflex (Gast)


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@Michael S., hab doch den Lösungsweg in Excel angehängt im letzten Post. 
OK, die Einheiten hätte ich sicher noch klarer dazuschreiben können.


@Joe G.
Herzlichen Dank!

Entschuldigung, Deinen Post oben mit dem ersten Lösungsansatz hab ich 
erst überlesen, sonst hätte ich natürlich darauf Bezug genommen. Jetzt 
konnte ich den letzten blöden Fehler rausfinden (6mm statt 6,3mm 
Wandstärke genommen) und komme jetzt aufs gleiche Ergebnis.

Erstaunlich, was das Teil aushält. Also jedenfalls das x-fache der zu 
erwartenden Last, was ja schon mal beruhigend ist.


Grüsse und dank auch an alle anderen.

von Max oder Moritz (Gast)


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reflex schrieb:
> Erstaunlich, was das Teil aushält. Also jedenfalls das x-fache der zu
> erwartenden Last, was ja schon mal beruhigend ist.

Auf dem Bau wird halt noch so dimensioniert wie bei Elektronik vor 40 
Jahren ;)
Hoffen wir mal das sich das nicht so schnell ändert..

von Nicolas S. (Gast)


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Hallo zusammen,

Knickfall 2 ist eher angebracht bei dieser Konstruktion, da die Platten 
an den Enden wohl kaum eine ausreichend biegesteife Einspannung für Fall 
4 bieten.

Viele Grüße
Nicolas

von Daniel F. (df311)


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Nicolas S. schrieb:
> Knickfall 2 ist eher angebracht bei dieser Konstruktion, da die Platten
> an den Enden wohl kaum eine ausreichend biegesteife Einspannung für Fall
> 4 bieten.

die letzten derartigen säulen, die ich (vor ein paar jahren) verbaut 
habe, hatten an der oberen platte zusätzlich 4 eisen angeschweißt, mit 
denen das ding in der oberen decke verankert wurde. die untere platte 
wurde ca. 4-5 wochen nach dem betonieren mit vier spreizankern 
befestigt...

von Reflex (Gast)


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Genauso ist's hier auch, oben mit Eisen in die Decke einbetoniert, und 
unten kommen noch Anker rein. Also Lastfall 4.

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