Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Automobilelektronik legal in Umlauf bringen - OHNE ABS-Diskussion


von Markus (Gast)


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Ich habe immer noch eine einfache Frage und hoffe, das sie nicht wieder 
ausartet:
Angenommen, ich möchte Zusatzelektronik (Messtechnik für verschiedene
Temperaturen etc.) für den Automobilbereich in Umlauf bringen, also eine
nennenswerte Stückzahl davon verkaufen.
Wenn ich also ein paar solcher Teile für den Automobilbereich verkaufen
will, welche Vorschriften sind zu beachten und welche Prüfungen muss man
nachweisen um nicht die Firma für die man arbeitet, aber vor allem sich 
selbst, einem rechtlichen Risiko auszusetzen.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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von Heisenberg (Gast)


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Gottlieb Daimler und Carl Benz hätten unter diesem Regelungswahn wohl 
hingeschmissen und sich mit der Kleintierzucht beschäftigt.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Hat denn dein erster Thread nicht die für dich passende Antwort liefern 
können?

Beitrag "Automobilelektronik legal in Umlauf bringen"

Du möchtest also Infos zu "zu beachtende Vorschriften" haben. Wenn nun 
Vorschriften genannt werden, dann gefallen diese dir auch nicht. 
Wesentlich ist halt, daß die "Allgemeine Betriebserlaubnis" (ABE) nicht 
erlischt (durch Berücksichtigung der genannten Vorschriften)

wenn doch sogar schon der Einbau einer LED-Funzel zur 
Kennzeichenbeleuchtung eine mögliche Erlöschung der allgemeinen 
Betrieberlaubnis zur Folge haben könnte, dann wird  "Messtechnik für 
verschiedene Temperaturen etc." vermutlich größere Voraussetzungen 
fordern, sofern es nicht nur ein Thermometer ist, welches mit Klettband 
ans Armaturenbrett geklebt wird.

Das Anti-Blockier-System (ABS) hingegen ist von deiner Zusatzelektronik 
vermutlich (hoffendlich) nicht betroffen. Oder doch? Dann müßte man 
darüber vielleicht diskutieren  ....

von Georg G. (df2au)


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Sofern du dich nur an den 12V der Batterie bedienst und ansonsten keine 
Verbindungen zum Bordnetz hast, kannst du dich relativ frei austoben. Du 
musst nur so Dinge beachten wie EMV und darfst das Erscheinungsbild des 
Fahrzeugs nicht verändern (Lichterspiele o.ä.).

Sobald du irgendwie anderen Kontakt zum Bordnetz hast, brauchst du 
entweder eine Unbedenklichkeits Bescheinigung oder eine ABE. Beides 
bekommst du beim TÜV oder einer anderen anerkannten europäischen 
Prüfbehörde. Es gibt in einschlägigen Kreisen Hinweise, welche Behörde 
für welches Zubehör zu empfehlen ist.

Die von dir gewählte Behörde wird dir dann genau sagen, welche 
Unterlagen und Nachweise sie braucht. Wenn es dein erster Kontakt ist, 
wird man etwas mehr verlangen.

Und noch ein Hinweis: Das ganze kostet richtig viel Geld. Und geh mal 
davon aus, dass du einige Anläufe brauchst, bis du durch bist.

von Eluxx (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Und noch ein Hinweis: Das ganze kostet richtig viel Geld. Und geh mal
> davon aus, dass du einige Anläufe brauchst, bis du durch bist.

Das ist so was von richtig!

Nur so als Tip: Da Zulassungen ja EU-weit gelten, muss man nicht 
zwingend in DL zulassen...
Webasto lässt offenbar in Belgien zu.
Auch Portugal, Rumänien u.a. gehören noch zur EU...


MfG
Eluxx

von Georg G. (df2au)


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Eluxx schrieb:
> Nur so als Tip: Da Zulassungen ja EU-weit gelten, muss man nicht
> zwingend in DL zulassen...

Deshalb ja der diskrete Tipp, dass man vorher einschlägige Kreise 
befragen sollte. Es gibt dünne und dicke Bretter. Aber hier im Forum 
wird niemand aus dem Nähkästchen plaudern.

von Ulli-B (Gast)


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Markus schrieb:
> Wenn ich also ein paar solcher Teile für den Automobilbereich verkaufen
> will, welche Vorschriften sind zu beachten und welche Prüfungen muss man
> nachweisen um nicht die Firma für die man arbeitet, aber vor allem sich
> selbst, einem rechtlichen Risiko auszusetzen.

Die Vorschriften und Prüfungen usw. wirst du wahrscheinlich niemals 
erfüllen können.
Ich hatte mich auch einmal mit dem Thema beschäftigt, ist aber schon ca. 
15 Jahre her. Damals schien es mir als absolut hoffnungslos. Und dabei 
wollte ich nicht einmal an den CAN-Bus. Heute ist es noch viel 
hoffnungsloser, da ja die EU auch noch zusätzliche und teils 
widersprüchliche Normen mit einbringt.

Ich sehe es so, dass der einzig gangbare Weg für eine Einzelperson bzw. 
kleine Firma ist, auf die Verpackung drauf zu schreiben, dass das Gerät 
nur auf Privatgelände eingesetzt werden darf. Die Leute welche es wollen 
werden es trotzdem kaufen und "vergessen" es aus zu schalten, wenn sie 
das Privatgeländee verlassen.
Da du ja eh den CAN-Bus nur abhören möchtest wird ja auch nach 
menschlichem Ermessen nichts passieren. Vor allem wird das ach so 
furchtbar wichtige ABS trotzdem funktionieren.

Falls du es selbst für nötig erachtest, dann kannst du ja eine 
EMV-Prüfung machen lassen. Ich weiss nicht was das kostet, aber soooo 
viel wird das ja nicht sein. Dann baue 5 oder 10 Stück davon auf und 
baue diese in die Autos von ein paar guten Feunden ein. Die sollen ein 
halbes Jahr damit herum fahren und darauf achten, ob das Radio rauscht 
oder das Cellphone piept.

Was ich nicht verstehe: Möchtest du die Teile selbst bauen und 
vermarkten oder bist du Angestellter und die Firma möchte die Teile 
verkaufen?

mfG
Ulli

von Markus (Gast)


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Ich arbeite bei einer Firma die bislang Industielle Elektronik 
entwickelt hat und jetzt das Produkt (Idee eines Vertrieblers...) für 
Autos in Kleinserie auch vermarkten will. Um den Markt zu testen 
sozusagen.

von Unwissender (Gast)


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Georg G. schrieb:
> Sobald du irgendwie anderen Kontakt zum Bordnetz hast, brauchst du
> entweder eine Unbedenklichkeits Bescheinigung oder eine ABE. Beides
> bekommst du beim TÜV oder einer anderen anerkannten europäischen
> Prüfbehörde. Es gibt in einschlägigen Kreisen Hinweise, welche Behörde
> für welches Zubehör zu empfehlen ist.

Heißt das, dass ich mit dem ganzen Messequipment von Vector, BMCM, 
IPETronic... und wie sie alle heißen nicht auf die Straße darf? Soweit 
ich mich erinnere, ist da bei keinem dieser Teile eine Unbedenklichkeits 
Bescheinigung oder gar ABE dabei.

von Ben _. (burning_silicon)


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Eigentlich nicht. :) Könnte ja sein, daß dadurch irgendwie das 
EMV-Verhalten des Autos verändert wird und es sich in diesem Punkt nicht 
mehr wie in seinen zugelassenen Betriebsparametern verhält. Interessiert 
eigentlich keine Sau, aber wir müssen schließlich jeden Fliegenschiss 
parametrisieren, normen, zulassen und kontrollieren. Eigentlich ists ein 
Wunder, daß Vogelscheiße nicht eingetragen werden braucht, obwohl sie 
das optische Erscheinungsbild und den Windwiderstand (und damit das 
Abgasverhalten) beeinflußt.

Übrigens kann man sich sehr wohl eine Lichtshow in's Auto einbauen. Man 
muß nur dafür Sorge tragen, daß dieses Licht nicht nach außen dringt.

Leuchten am Auto sind sicherheitsrelevante Bauteile und da find ich es 
richtig wenn diese Dinge zulassungspflichtig sind. Es gibt schon genug 
Deppen, die mit völlig verstellten Lichtern durch die Gegend fahren und 
alle damit blenden weil diese seit dem letzten Crash nicht mehr so gut 
in die Karosserie passen wollen. Meiner Meinung nach haben die alle mal 
einen Strafzettel verdient, find ich schlimmer als 20 km/h zu schnell zu 
fahren.

von Georg G. (df2au)


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Unwissender schrieb:
> Heißt das, dass ich mit dem ganzen Messequipment von Vector, BMCM,
> IPETronic... und wie sie alle heißen nicht auf die Straße darf?

So ist es. Die Erprobungsfahrzeuge der Hersteller haben alle eine 
Ausnahmegenehmigung des KBA dabei. Voraussetzung dafür ist u.A. der 
Abschluss einer passenden Versicherung. Zusätzlich muss der Fahrer 
entsprechend ausgebildet sein (einfach zu erfüllen, eintägiger Kurs).

von DerDreher (Gast)


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In China durch eine dubiose Bude fertigen lassen und dann über die 
üblichen Kanäle ins Land schleusen. Machen Pollin, Pearl und Konsorten 
doch auch!

von Osche R. (Gast)


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Unwissender schrieb:

> Heißt das, dass ich mit dem ganzen Messequipment von Vector, BMCM,
> IPETronic... und wie sie alle heißen nicht auf die Straße darf?

Korrekt. Diese Tools dürfen ausschliesslich ausserhalb der StVZO 
verwendet werden, bzw. für Versuchsträger die auf der Strasse fahren 
brauchst Du die übliche Sonder-ABE vom Landkreis (und die entsprechende 
Haftpflichtversicherung).

Beim CANoe musst Du bei jedem Programmstart eine Meldung wegklicken, 
dass Du diese Einschränkung gelesen und verstanden hast.

von maniko (Gast)


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Hallo,
ich kenne eine Projekt einer kleinen Firma, die eine spezielle 
Elektronik für den Einbau in's KFZ gebaut hat.

Inkl. E1 (oder e1) Zulassung. Gefertigt wird's bei einem Fertiger nach 
ISO_schlagmichtot.

EMV,KBA Freigabe war ein Aufwand von vielleicht 10-20t€

Das muss man investieren. Dann geht es prinzipiell.
maniko

von Kfz-Elektroniker (Gast)


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"OHNE ABS-Diskussion"

Was ist damit gemeint?

von Eumel (Gast)


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Kfz-Elektroniker schrieb:
> Was ist damit gemeint?

Das das S auf der Tastatur nah am E liegt.

von Markus (Gast)


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Zum Thema "OHNE ABS-Diskussion" siehe den vorherigen Thread, Ist in eine 
Diskussion ob ABS gut oder böse ist ausgeartet mit einer Menge 
Vollprofis (so im Sinne von Vollschlank...)

Theoretisch mal angenommen die Kosten sind zu hoch und das Produkt wird 
ohne E1 Zulassung verkauft. Was könnte dann im schlimmsten Fall 
passieren wenn z.B. ein Konkurrent davon Wind bekommt?

von Michael R. (mexman) Benutzerseite


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Eumel schrieb:
>
> Das das S auf der Tastatur nah am E liegt.

Wohingegen bei Die das Eszet weit weg liegt ;-)

<Duck>

Michael

von Georg G. (df2au)


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Markus schrieb:
> Was könnte dann im schlimmsten Fall
> passieren wenn z.B. ein Konkurrent davon Wind bekommt?

Dann bekommst du im besten Fall eine Abmahnung und im schlimmsten Fall 
eine Anzeige. Und wenn dein Teil ursächlich für einen Unfall ist, 
bekommst du Post vom Staatsanwalt.

Warum kontaktierst du nicht einen anderen Hersteller und versuchst ein 
Joint Venture? Das Risiko wird geringer (ok, der Gewinn auch) und du 
kannst Know How abgreifen.

von Star K. (starkeeper)


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Das dieses Thema noch immer keine Antwort gefunden hat würde ich als 
Hinweis deuten, dass hier im falschen Forum gefragt wird. Das hat mit 
Elektronik nur wenig zu tun. Es geht hier um rechtliche Fragen und die 
klärt man am besten mit einem Anwalt oder jemandem der sich auf die 
Beratung in diesem Themengebiet spezialisiert hat.
Von Firmen die selber Elektronik für die Automobilindustrie Entwickeln 
und Fertigen wird man da aber wenig Auskunft bekommen. Denen ist nicht 
daran gelegen Know-How abzugeben und andere zu Beraten.

von Ben _. (burning_silicon)


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Ich glaub wenn Dein Konkurrent Wind davon bekommt, wenn Dein Gerät mit 
nichts zertifiziert ist dann bist Du ganz einfach dran. Das kostet den 
ein paar Telefonate und Dich diverse Strafanzeigen. Und wenn irgendein 
Idiot sagt er hat die alte Frau Müller, von der nur die Stiefel auf dem 
Fußgängerüberweg stehengeblieben sind, nicht gesehen weil ihn Deine zu 
helle LED-Anzeige geblendet hat dann machst Du jahrelang Urlaub auf Camp 
Knacki und finanziell bist Du auch auf viele Jahre am Ende.

Es geht ja nicht nur um eine ABE im automobilen Sektor, bei 
elektronischen Geräten muß man ja diverse Normen einhalten, auf die das 
Ding geprüft und zugelassen werden muß. Siehe Emissionsschutzverordnung, 
GS-Zeichen, TÜV-Zeichen oder VDE ...

Ich hatte die Idee ja selbst schon. Viele Kumpels haben mir sowas 
vorgeschlagen weil ich denen diverse Wunsch-Geräte für ihre fahrbaren 
Hifi-Anlagen realisiert habe... aber dieses ganze Zulassungsgehabe ist 
der einzige Grund warum ich es leider nicht machen kann. Ich glaube da 
könnte ich sonst sehr gut von leben, aber das will der Staat nicht. Gut, 
dann kriegt er auch die daranhängenden Steuereinnahmen nicht...

von Ralph (Gast)


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Im Endeffekt wurde doch alles schon im anderen Thread und hier genannt.

* Anfrage beim KBA was genau für dein Modul zur Zulassung benötigt wird.
* ISO 9001 Zertifizierung der Entwicklungs- und Fertigungsstätte
* Entwicklung nach ISO 26262

Damit bist du auf der sicheren Seite.
Alles andere hat mehr oder weniger Riskio das es für euch später richtig 
teuer werden kann.

Da ihr ja schon Industrie Elektronik entwickelt habt, sollte die ISO 
9001 ja nichts neues sein.

http://www.kba.de/cln_031/nn_124586/DE/Fahrzeugtechnik/Typgenehmigung/typgenehmigungen__node.html?__nnn=true

von MaWin (Gast)


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> Das dieses Thema noch immer keine Antwort gefunden hat

Hat sie, daher hat der alte thread schon längst seine Richtung 
gewechselt, unser Held war nur zu beratungsresistent um sie zu 
verstehen.

Wie üblich wird mehr Mühe in die Umgehung von Vorschriften und Regeln 
gesteckt als ins eigentliche Produkt.

Es ist geklärt dass der Fertigungsbetrieb eine dauernde Zulassung 
benötigt und das Produkt, und man nicht wie bei CE einfach nur selber 
ein Bapperl draufmacht. Es ist geklärt was das kostet und dass der 
Anschluss an den CAN Bus die Sache heikel macht, selbst wenn es nur ein 
Anzeigegerät ist und damit für sich selbst gesehen nicht 
sicherheitsrelevant.

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