Forum: Ausbildung, Studium & Beruf IG Metalltarif


von Stefan (Gast)


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Hallo,

kann mir jemand erklären was Ingenieure nach IG Metall verdienen? Ich 
bin demnächst fertig und weiß von ein paar Firmen die den IG Metalltarif 
zahlen. Im Netz finde ich die folgenden Tabellen:

http://www.igmetall.de/internet/docs_0189412_ERA_Monatsentgelte_Metallindustrie_2012_neu_e73e5ff579ff2bdaf3e70dc56677505162b90527.pdf

In welche Entgeldgruppe werden Ingenieure (mit Promotion) eingeordnet? 
Wahrscheinlich kann man das nicht konkret sagen, aber vielleicht "Pi mal 
Daumen"?

Es gibt Tabellen für verschiedene Bundesländer. Mich macht ein wenig 
stutzig warum es von Bundesland zu Bundesland teilweise krasse 
Unterschiede in der selben Entgeltgruppe gibt. Was ist wenn eine Firma 
unterschiedliche Standorte hat? Hat die Firmen einen Tarifvertrag oder 
mehrere abhängig vom Standort?
Ich spekuliere mit einer Stelle in NRW und eventuell Hamburg.

Gruß,
Stefan

von Claus M. (energy)


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Jemand mit Promotion der das nicht selber rausbekommt ist in keinem IGM 
Betrieb zu gebrauchen. Ich weiß auch von einigen, da rein kommt aber nur 
einer vom 500 Bewerbern.

von Pfannenfranz (Gast)


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> In welche Entgeldgruppe werden Ingenieure (mit Promotion) eingeordnet?
> Wahrscheinlich kann man das nicht konkret sagen, aber vielleicht "Pi mal
> Daumen"?

Eine der zwei höchsten, aber wer so frägt:

> Es gibt Tabellen für verschiedene Bundesländer. Mich macht ein wenig
> stutzig warum es von Bundesland zu Bundesland teilweise krasse
> Unterschiede in der selben Entgeltgruppe gibt. Was ist wenn eine Firma
> unterschiedliche Standorte hat? Hat die Firmen einen Tarifvertrag oder
> mehrere abhängig vom Standort?
> Ich spekuliere mit einer Stelle in NRW und eventuell Hamburg.

der hat auch gute Chancen nur in die dritthöchste zu kommen.

Viel Erfolg!

von Franz (Gast)


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Stefan schrieb:
> In welche Entgeldgruppe werden Ingenieure (mit Promotion) eingeordnet?
> Wahrscheinlich kann man das nicht konkret sagen, aber vielleicht "Pi mal
> Daumen"?

Das hängt von der ausgeschriebenen Arbeitsstelle (und deren 
Arbeitsplatzbeschreibung) ab, auf die du dich beworben hast. Diese ist 
einer bestimmten Entgeltstufe zugeordnet.

Beispiel: Ein Dr.-Ing. bewirbt sich auf eine "einfache" (nicht abwertend 
gemeint) Entwicklerstelle, dann kommt er - falls er genommen wird - in 
die dafür vorgesehene Entgeltgruppe. Von seiner Promotion hat er in 
diesem Fall erst mal gar nichts, dazu müsste er sich schon auf eine 
höher dotierte Stelle bewerben. Verhandlungsspielraum besteht hier nur 
minimal, gegebenenfalls kann eine kleine Sonderzulage vereinbart werden.

"Pi mal Daumen": Die Entgeltgruppen für Akademikerstellen sind in den 
Tabellen jeweils die 3 - 5 obersten Gruppen (je nach Bundesland durch 
die Anzahl an Gruppen unterschiedlich).

von Ingenieur N. (ing)


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Claus M. schrieb:
> Jemand mit Promotion der das nicht selber rausbekommt ist in keinem IGM
> Betrieb zu gebrauchen.
Als ich den Text gelesen habe, hab ich genau das gleich gedacht!

von Oh mein Deutschland (Gast)


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Claus M. schrieb:
> Ich weiß auch von einigen, da rein kommt aber nur
> einer vom 500 Bewerbern.

Auch schon so schlimm ausgeufert mit Leiharbeit und Werkverträgen bei 
Ingenieuren? Wenn einen der Mittestand abseits von Metalltarif auch 
nicht nimmt, dann bleibt einem ja nur Leiharbeit, Werkvertrag oder im 
worst case, Leiharbeit mit Werkvertrag? Oder als absolut letzte Instanz 
Hartz IV. Nur noch zum Kotzen, was hier in dieser Saurepublik los ist. 
Bin mal gespannt, ob bis 2020 hier alles kaputt gemacht worden ist. In 2 
Jahrzehnten den deutschen Arbeitsmarkt vollständig auf unterstem Niveau 
angesiedelt.

von F. F. (foldi)


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von Ingenieur N. (ing)


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Wo und wie hast du eigentlich deinen Dr. gemacht?

von F. F. (foldi)


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>
> Es gibt Tabellen für verschiedene Bundesländer. Mich macht ein wenig
> stutzig warum es von Bundesland zu Bundesland teilweise krasse
> Unterschiede in der selben Entgeltgruppe gibt. Was ist wenn eine Firma
> unterschiedliche Standorte hat? Hat die Firmen einen Tarifvertrag oder
> mehrere abhängig vom Standort?
> Ich spekuliere mit einer Stelle in NRW und eventuell Hamburg.
>
> Gruß,
> Stefan

Meistens, wenn der Sitz in einem günstigerem Bundesland ist, zahlen sie 
den Tarif auch in einem teurem Bundesland.
Hamburg ist ganz schlecht, bei mir, ich arbeite in NRW und Sitz ist 
Hamburg, macht das 600 Euro aus.
Die Lebenshaltungskosten sind in München höher als in der Eifel und dem 
trägt dieses System in gewisser Weise Rechnung.
Hamburg >> Schiffbau >> immer mehr in den Keller gegangen, weil die 
ausländische Konkurrenz das billiger macht >> scheiß Tarifvertrag >> 
wenig Kohle.

von Ing. (Gast)


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Ingenieur Number one schrieb:
> Wo und wie hast du eigentlich deinen Dr. gemacht?

Was tut das zur Sache?

Gib ihm einfach eine Antwort zum Thema oder halt doch einfach die 
Klappe, keine deiner Kommentare enthält Brauchbares.

von IG-Metall-Beschäftigter (Gast)


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Ich kenn mich nur in Bayern aus. Da solltest du mindestens zum Einstieg 
eine EG10-Stelle bekommen. Besser EG11. Den Betrag kannst du ja mit den 
anderen Bundesländern vergleichen.

Die Beträge sind für eine 35h Woche. Ein Ing in wichtiger Position 
arbeitet oft auch 40h. D.h. Betrag/35*40.

Außerdem gibt es nach einigen Jahren volles Weihnachtsgeld und mittlere 
Leistungszulage (14%).

Insgesamt gibt es pro Jahr ca.

Betrag / 35*40 * 13.25 * 1.14

Das ist schon ein ordentlicher Batzen ;-)

von Abzockdeutschland (Gast)


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IG-Metall-Beschäftigter schrieb:
> Das ist schon ein ordentlicher Batzen ;-)

Leider soviel, dass die meisten Unternehmen schon aus dem Tarif raus 
sind bzw. die noch drin sind, Einstellungen aufs absolute Minimum 
beschränken und sich Schlupflöcher über Werkverträge suchen. Wie sagte 
man bei BMW vor einiger Zeit sinngemäß, dass das Material 
Kohlenstofffaser auch den immensen Vorteil hat, dass man es nicht mehr 
mit der widerspenstigen und teuren IG Metall zu tun hat, sondern mit der 
pflegeleichten, billigeren Textilgewerkschaft.
Aber für Stefan mit Promotion dürften die Chancen recht gut stehen, da 
es  zum Glück noch keine Dokotorschwemme in den Ingenieurfächern gibt.
Man kann sagen, dass man mit Metalltarif und allen zusätzlichen 
Leistungen auf den Stundenlohn normiert bei gleicher Position im 
Vergleich zu mittelständischen Unternehmen bis zu 60 Prozent mehr 
verdient. Das ist schon ne Hausnummer, obwohl es eigentlich zur 
Normalität gehören sollte.
Denn einzig mit so einem bemessenen Gehalt ist noch das klassische 
Progamm  Hausbauen, Auto fahren, Urlaub und Kinder haben im 
(über)teuer(t)en Deutschland drin.

von Stefan (Gast)


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Danke, einige Kommentare haben mir weitergeholfen.

Wie würdet ihr eine Stelle im Bereich Forschung & Entwicklung einordnen 
bei der explizit jemand mit Promotion gesucht wird? Wird der ganz oben 
eingeordnet? Hängt die Eingruppierung nur von der Ausbildung und / oder 
von der Berufserfahrung ab? Wahrscheinlich ein Mittelding, aber 
vielleicht kann mir jemand ein paar Hintergrundinformation geben wie das 
konkret bei ihm / ihr in der Firma gehandhabt wird. Irgendwie muss man 
sich ja für Gehaltsverhandlungen vorbereiten.

> Meistens, wenn der Sitz in einem günstigerem Bundesland ist, zahlen sie
> den Tarif auch in einem teurem Bundesland.
> Hamburg ist ganz schlecht, bei mir, ich arbeite in NRW und Sitz ist
> Hamburg, macht das 600 Euro aus.
> Die Lebenshaltungskosten sind in München höher als in der Eifel und dem
> trägt dieses System in gewisser Weise Rechnung.
> Hamburg >> Schiffbau >> immer mehr in den Keller gegangen, weil die
> ausländische Konkurrenz das billiger macht >> scheiß Tarifvertrag >>
> wenig Kohle.

Richtet sich der Tarifvertrag immer nach dem Stammsitz der Firma?

In Deinem Fall: Nach der Tabelle ist die Bezahlung in Hamburg doch 
deutlich besser??? Gibts in Hamburg überhaupt noch Schiffbau? ;) Hamburg 
ist doch Hauptstandort für Flugzeugbau, Windkraft...

Abzockdeutschland schrieb:
> Aber für Stefan mit Promotion dürften die Chancen recht gut stehen, da
> es  zum Glück noch keine Dokotorschwemme in den Ingenieurfächern gibt.

Naja, die Anzahl der Stellen sind aber auch deutlich begrenzter. Häufig 
ist man überqualifiziert.
Ich denke manchmal, im nächsten Leben mach ich meinen Bachelor an der 
FH. Unterm Strich kommt mehr dabei raus, wenn ich das mit anderen Leuten 
vergleiche, die zur FH gegangen sind. Man ist schneller fertig und hat 
ein deutlich entspannteres Leben.... Während der Promotion bekommt man 
zwar Geld, aber die Bezahlung ist ein Witz für ne > 60 Stundenwoche 
(wenn man ernsthaft was reißen will). Irgendwann will man halbwegs auf 
einen grünen Zweig kommen. Unterm Strich lohnt sich eine Promotion des 
Geldes wegen NICHT (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das berühigt 
vielleicht die ganzen Neidhammel hier, die nicht promoviert haben, und 
jetzt Minderwertigkeitskomplexe haben.

Gruß,
Stefan

von Claus M. (energy)


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Stefan schrieb:
> Wird der ganz oben
> eingeordnet? Hängt die Eingruppierung nur von der Ausbildung und / oder
> von der Berufserfahrung ab?

Die Eingruppierung hängt nicht vom Bewerber ab, sondern von der Stelle. 
Das wurde aber zuvor schon geschrieben. Wenn du das Glück hast in einem 
IGM Betrieb für eine Stelle die Promotion voraussetzt angestellt zu 
werden, dann brauchst du dir keine Gedanken über die Entlohnung zu 
machen. Da brauchst du auch nichts mehr zu Verhandeln, die Entlohnung 
wird dann sehr gut sein. Wenn du anfängst zu Verhandeln machst du dich 
nur lächerlich.

von KT (Gast)


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Abzockdeutschland schrieb:
> Aber für Stefan mit Promotion dürften die Chancen recht gut stehen, da
> es  zum Glück noch keine Dokotorschwemme in den Ingenieurfächern gibt.

Dafür muss Stefan aber erst einmal genommen werden! Der Doktor-Titel 
hilft dabei nur bedingt oder kann sogar hinderlich sein.

Die meisten Stellen, z.B. in der Entwicklung, benötigen den Dr. nicht, 
also läuft es entweder darauf hinaus, dass er das Gleiche verdient wie 
jemand ohne Titel (damit hat er die Promotion finanziell gesehen (!) 
umsonst gemacht), oder das Unternehmen nimmt lieber gleich jemand, der 
besser auf die Stelle passt.

Arbeitsplätze, die per se eine Promotion erfordern, sind extrem rar 
gesät. Bei diesen hat er dann allerdings einen Vorteil.

von Joe (Gast)


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wenn man nicht wirklich für ein Thema brennt, sollte man nicht 
promovieren. Auch ist ein Dr kein Karrieregarant mehr. Es gibt viele 
Führungskräfte ohne Dr. Ein Dr kann auch eine Sackgasse sein, wenn zu 
sehr spezialisiert und wenn man nicht frühzeitig sein Wissen vergoldet. 
Also während der Promotion am Besten schon mit Firmen zusammen arbeiten, 
dann kann teilweise der Einstieg als Führungskraft direkt nach der 
Promotion gelingen. Ansonsten ist man ein ganz normaler Bewerber, wie 
ein Diplomer auch, nur dass man BE an der Uni gesammelt hat. Wenn bei 
der Promotion nix tolles bei rum kam und man zu theoretisches Wissen 
angesammelt hat, kann es sein dass man anschließend genauso später als 
Entwickler arbeitet, wie mancher mit Diplom/Master.

Ich selbst kenne einige Promovierte, die heute nur Entwickler sind und 
teilweise Chefs haben, die nicht promoviert sind. Andere dagegen 
leiteten während der Promotion schon Forschungsprojekte, hatten 
Mitarbeiter unter sich, knüpften früh schon Kontakte in die Industrie, 
stiegen dann als Abteilungsleiter direkt ein.

von simsim (Gast)


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@Stefan:

in meinem Unternehmen (Großkonzern in BW) werden promovierte Ingenieure 
mit EG16 eingestellt. Die Promotionsdauer wird hier quasi als 
Berufserfahrung angerechnet. Die Aufgaben werden dementsprechned 
komplexer.
Ob derjeniger sofort EG16 erhält, oder es als Zieleinstufung bekommt, 
entscheidet die Promotionsarbeit. Passt diese zur Arbeitsstelle oder 
nicht. Eventuel fängt er dann auch mit EG15 und dem Ziel EG16 an.

von Jo S. (Gast)


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Jedes Tarifgebiet hat ein eigenes Entgeltsystem.

Bayern: Master beginnt mit EG10(Bayern)
BaWü:   Master beginnt mit EG12(BaWÜ)
NRW:    ?

Betragsmäßig sind die 3 Tarifgebiete fast gleich.

Zielgruppe für Master in BaWü ist EG15, die spätestens nach 5 J. 
erreicht sein soll. Dieses Gehalt könnte für den Fragesteller relevant 
sein.

von Jo S. (Gast)


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Danke!

NRW: Bachelor/Master beginnt mit EG12, 3.420 € Grundgehalt,

höchste Stufe in EG14 sind 5.430 € Grundgehalt zuzügl. Leistungszulage 
und Sonderzahlungen (UG, WG) plus evtl. Erfolgsbeteiligung


Für Stefan gilt eine Spanne zw. 60.000 - 70.000 € p.a. = 
Verhandlungssache!

von Stefan (Gast)


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Danke! Danke! Danach habe ich gesucht...
Hat jemand vielleicht noch Eingruppierungen für Hamburg?

Gruß,
Stefan

von Jo S. (Gast)


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Beitrag "Re: Ist mein Gehalt ok?"

"... Ich kenne Zwei Leute, die vor kurzem
Eingestiegen sind:
1. E-Technik TU + Doktor: 68k (Berlin/Teltow)
2. Maschinenbau TU: 65k (Osnabrück) ..."

von Dipl-Inf (Gast)


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F. Fo schrieb:
> Meistens, wenn der Sitz in einem günstigerem Bundesland ist, zahlen sie
> den Tarif auch in einem teurem Bundesland.

So ein Quatsch. Wenn Dein Arbeitsplatz in NRW ist wirst du auch nach 
NRW-Tarif bezahlt - egal ob der Hauptsitz in Bremen oder sonstwo ist.

von F. F. (foldi)


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Dipl-Inf schrieb:
> F. Fo schrieb:
>> Meistens, wenn der Sitz in einem günstigerem Bundesland ist, zahlen sie
>> den Tarif auch in einem teurem Bundesland.
>
> So ein Quatsch. Wenn Dein Arbeitsplatz in NRW ist wirst du auch nach
> NRW-Tarif bezahlt - egal ob der Hauptsitz in Bremen oder sonstwo ist.

Und wieso bekomme ich und alle meine Kollegen den Tariflohn der in 
Hamburg gilt, obwohl ich hier in NRW arbeite?
Ich gehöre der IGM an und arbeite seit 25 Jahren in dieser Firma. Das 
gibt es nicht nur in unserem Unternehmen, auch in vielen anderen 
Unternehmen zahlen sie den günstigeren Tarif des Hauptsitzes.

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