Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Anomalien beim Strommessen mit LM358 und Shunt


von AndreasS (Gast)


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Hallo zusammen,

Erstmal muss ich diese Platform loben und euch allen Danken. So viel 
Wissen zum Thema Elektronik und Co. zusammenzustellen ist einfach 
Spitze! Ich habe viel Nützliches hier gefunden und wollte nun mal auf 
eure Erfahrung zurückgreifen (und somit meinen ersten Post 
veröffentlichen).

Ich habe die Strommessschaltung aus Beitrag 21296 aufgebaut und im 
großen und ganzen funktioniert sie auch, nur leider bin ich mit den 
gemessenen Ergebnissen nicht so ganz zufrieden (siehe Messreihe im 
PDF-Dokument).

Gemessen wurden alle Spannungen und der Strom mit meinem Multimeter 
(MM). Mir ist klar, dass das auch nicht unbedingt genau sein muss und 
dass auch das MM Eigenwiderstand usw. hat und somit die Messung 
beeinflusst. Bei 0.1V hat der LM358 laut Datenblatt ja sein unteres Ende 
des Bereichs und somit funktioniert er nicht mehr. Mit anderen 
Verstärkungsfaktoren (bzw. Widerständen) bin ich auch schon in den 
oberen Grenzbereich bei ca. 2,8 V (bei 5V Spannung) gelaufen. Leider 
waren dort die Messungen auch sehr ungenau.

Ist es normal, dass der OpAmp so unregelmäßig verstärkt 
(Verstärkungsfaktor)? Er schwankt ja schon etwas.

Wodurch ist die Abweichung des Shunts im Vergleich zum gemessenen Strom 
zu erklären?

Was macht man bei diesem Problem in der Praxis? Wird eine Analyse der 
Daten und eine Korrektur in Software durchgeführt?

Viele Grüße
Andreas

von Fritz (Gast)


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AndreasS schrieb:
> Wodurch ist die Abweichung des Shunts im Vergleich zum gemessenen Strom
> zu erklären?
>
> Was macht man bei diesem Problem in der Praxis? Wird eine Analyse der
> Daten und eine Korrektur in Software durchgeführt

Du hast den Offsetfehler des OP-amp nicht berücksichtigt. Wenn man eine 
gewisse Meßunsicherheit deiner Daten annimmt, scheinen deine Werte bis 
ca. 10mA ja plausibel. Danach schlägt halt der Offset zu und du mußt 
auch bedenken, dass der Ausgang des LM385 je nach Last nicht wirklich 
ganz an 0V rankommt.

Was dagegen tun: 1. besseren OP mit niedigem Offset verwenden.
Ausgangsseitig hängt das sehr stark vom verwendeten nachgeschalteten AD 
ab und ob du wirklich bis 0mA genau messen willst. Allenfalls kleine 
negative Versorgung für OP verwenden.

von MaWin (Gast)


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Dein billiger LM358 (der billigste der billigen OpAmp die es überhaupt 
gibt) hat eine maximalen Offsetfehler von 7mA, deine blauen Messwerte 
sind also vollkommen ok und sprechen für einen realen Offsetfehler um 
3mV.

Die unregelmässige Linie der restlichen Messwerte wird besser, wenn du 
1k2 und 4k7 also Rückkopplungswiderstände verwendest

1. weil dann der Eingangsstrom des - Eingangs nicht so deutlich wird.

(du kannst auch zwischen Shunt und + EInagng noch 10k bzw. 1k einbauen 
damit beide Eingänge denselben Eingangswiderstand sehen).

2. Wird der Ausgang in Richtung MAsse ausreichend belastet, der OpAmp 
ist also immer gefordert Strom abzuleiten und hat kein Pronlem mit 
Spannungen nahe 0. Das kann man auch erreichen in dem man mal 1k vom 
Ausgang nach Masse legt.

Desweiteren hat du ja schon ein Problem mA/mV shunt, an dem hat der 
OpAMp gar nichts zu tun. Es geht also wohl um Spannungsabfall auf den 
Zuleitungen.

Wieso du bei 5V Versorgung und einem 10 Ohm und einem 1 Ohm Widerstand 
in Reihe mit deinem Multimeter (welches im 200mA Bereich einen 
Spannungsabfall von 0.129V haben sollte) überhaupt 129mA misst und nicht 
442mA, ist jedoch unklar.

Hast du ein altes Zeigerinstrument ?

von M. K. (sylaina)


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AndreasS schrieb:
> Ist es normal, dass der OpAmp so unregelmäßig verstärkt
> (Verstärkungsfaktor)? Er schwankt ja schon etwas.

Wenn du an den Grenzbereich des OPAs kommst ist das normal (hier wohl so 
um 100 mV). Im Prinzip musst du ja alle Fehler auch bedenken, also der 
Widerstand, das Multimeter usw. Wenn man sich das so anschaut schwankt 
der OPA gar nicht so sehr, rechne es mal nach ;)

von AndreasS (Gast)


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Vielen Dank für eure Antworten, morgen schaue ich mir das alles genauer 
an und melde mich nochmal zurück.

@MaWin: Eines vorneweg, die Zuleitung hat in der Tat 9 Ω (da hatte ich 
das Problem bei meinen errechneten Maximalstrom auch vermutet und 
erkannt)

von AndreasS (Gast)


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Guten Abend (fast schon Nacht),

Habe nun das Stromzuführungskabel durch ein Niederohmigeres ersetzt und 
den Vorschlag von MaWin (Downgraden der Widerstände) durchgeführt. Die 
Messungen laufen jetzt besser als vorher. Die errechneten 
Operationsverstärkerfaktoren liegen jetzt allesamt viel näher beim 
theoretischen Wert der Rückkopplungswiderstände. Anscheinend hat der 
aktuelle Aufbau auf dem Steckbrett und die Stromzufuhr einen 
Restwiderstand von 1,5-2,5 Ω bei "starkem" Stromfluss.

Generell kann ich zumindest mit den Shuntwerten leben und die eben im µC 
nachträglich so anpassen wie ich es haben will. Diese Genauigkeit reicht 
mir für mein Problem (Vergleich mit Referenzspannung von 1.1V ergibt ja 
immer noch eine theoretische Auflösung von etwas mehr als einem mV pro 
Bit).

Was gibt es denn sonst noch für Kaufempfehlungen für "gute" OpAmp's? Ich 
bin dem Artikel Operationsverstärker-Grundschaltungen gefolgt und 
habe mit den 'billigste der billigen OpAmp die es überhaupt gibt' (wie 
MaWin es schreibt) gekauft.

Liebe Grüße
AndreasS

von MaWin (Gast)


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> Was gibt es denn sonst noch für Kaufempfehlungen für "gute" OpAmp's?

Wie gut muss er sein, lautet die Frage.

von M. K. (sylaina)


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AndreasS schrieb:
> Was gibt es denn sonst noch für Kaufempfehlungen für "gute" OpAmp's? Ich
> bin dem Artikel Operationsverstärker-Grundschaltungen gefolgt und
> habe mit den 'billigste der billigen OpAmp die es überhaupt gibt' (wie
> MaWin es schreibt) gekauft.

Der Billigste der Billigen ist nicht unbedingt für den eigenen Bedarf 
geeignet. OPVs wählt man zwar auch nach dem Preis nach aus aber die 
Eigenschaften wiegen dann doch mehr.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Es gibt schlechte Opamps, aber keine guten.

Das ist deswegen so, weil die Qualität von Opamps eine mehrdimensionale 
Größe ist. Es gibt bspw. welche mit sehr hoher Bandbreite und welche mit 
sehr hoher Genauigkeit, aber keine mit beiden positiven Eigenschaften 
gleichzeitig.

Zum Glück gibt es bei praktisch allen Herstellern Parametertabellen mit 
Filterfunktion. Dort stellt man einfach die Mindestanforderungen ein und 
lässt die Ergebnisse aufsteigend nach Preis sortieren. Die ersten paar 
Einträge sind dann gute Kandidaten für die endgültige Auswahl.

Diese erfolgt nach dem Lesen des Datenblatts und nach der Anfrage bei 
Distributoren, was die Teile in der gewünschten Stückzahl tatsächlich 
kosten.

Da hatten es unsere Väter und Großväter sehr viel schwerer, die 
richtigen Bauteile herauszufinden :)

von AndreasS (Gast)


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Okay, sagen wir mal ich möchte einen genauen haben (ich denke das ist 
der Passendste für die Anwendung als Strommesser), welchen müsste ich da 
nehmen?

von Harald W. (wilhelms)


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AndreasS schrieb:

> Okay, sagen wir mal ich möchte einen genauen (OPV) haben

Eine solche Aussage macht nur Sinn im Zusammenhang mit dem Preis,
den Du zu zahlen bereit bist. Und ein Grundsatz der Messtechnik
lautet: "Man misst nicht so genau wie möglich, sondern so genau
wie nötig".
Gruss
Harald

von der alte Hanns (Gast)


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LT1077 wäre, nach dem Bisherigen zu schließen, wohl keine schlechte 
Wahl, kostet bei Reichelt 2.45.
cave: die dortige Angabe '2x' ist ein Irrtum, er ist nur einfach und 
damit nicht kompatibel zum LM358.

von Hermann (Gast)


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Es ist wohl alles wichtige schon gesagt worden. Aber ich verstehe nicht, 
was du uns mit dem Diagramm sagen willst. Wenn man in Excel als x-Achse 
eine Rubriken-Achse von 1 bis 10 wählt, bekommt man natürlich eine 
beliebig krumme Kennlinie, die überhaupt nichts aussagt. Für ein 
X/Y-Diagramm muss man eine Punkt-Darstellung wählen. Dann bekommt man 
z.B. für den OP-Ausgang über der Eingangs-Spg die Darstellung im Anhang. 
Dein Problem mit der Nichtlinearität ist natürlich nicht mehr erkennbar.

von batman (Gast)


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Aaah, danke, hatte mich doch irgendwie gewundert.
Auch daß jetzt R=I/U gilt, wie die 4. Spalte suggeriert. :/

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