Forum: Offtopic Wie kann man zu viel Strom produzieren?


von Ingolf G. (Gast)


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Moin
Bin zwar Elektriker, habe aber trotzdem ein Verständnissproblem ...
Lese und höre in den Medien öfter:
"Immer wieder müssen in Deutschland Wind- und Sonnenkraftwerke 
abgeschaltet werden, weil sie zu viel Strom produzieren und die Netze 
überlasten"

Verstehe ich jetzt nicht. Wenn ich in meinem Garten einen, von der 
Leistung her, passenden Generator anwerfe um die Wohnung mit Strom zu 
versorgen und alles funktioniert, warum wird dann mein "Netz" überlastet 
wenn ich beispielsweise 20 solcher Generatoren parallel betreibe?

Die Spannung bleibt doch gleich, der Strom doch auch ... !?

:-/

von Markus M. (Firma: EleLa - www.elela.de) (mmvisual)


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Die Windräder müssen den Wind in Strom umsetzen.
Windet es für 100 KW Strom, dann müssen die 100KW auch im Netz 
verbraucht werden.
Wenn hingegen nur 90KW verbraucht werden, so passiert folgendes:
Der Wind lässt das Windrad schneller drehen, und der Synchrongenerator 
gerät außer Takt und muss abgeschaltet werden.
Etwas einfach erklärt.

von Martin K. (maart)


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Ganz komisch. Verstehe ich auch nicht. Wenn ich auf der Autobahn Vollgas 
gebe, ist alles gut. Letztens habe ich aus Langeweile mal an einer roten 
Ampel ohne eingelegten Gang einfach mal das Gaspedal bis zum Bodenblech 
durchgetreten. Mist! Die Kolben sind mir um die Ohren geflogen.

von Martin K. (maart)


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Ingolf Grilec schrieb:
> Moin
> Bin zwar Elektriker, habe aber trotzdem ein Verständnissproblem ...

Oh, das habe ich ja erst jetzt gelesen. Ach du Scheiße!

Ingolf Grilec schrieb:
> Wenn ich in meinem Garten einen, von der
> Leistung her, passenden Generator anwerfe

Ingolf Grilec schrieb:
> warum wird dann mein "Netz" überlastet
> wenn ich beispielsweise 20 solcher Generatoren parallel betreibe?

Ingolf Grilec schrieb:
> Die Spannung bleibt doch gleich, der Strom doch auch ... !?

Du bist wirklich Elektriker? Wird die Ausbildung dazu mittlerweile 
verlost?

von Michael B. (laberkopp)


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Dein Generator produziert auch nie zu viel Strom,
wenn man weniger entnimmt als er maximal liefern kann.

Der ist dafür gebaut.

Eine Turbine (Wasserkraft, AKW, Kohle), Windkraftwerk
oder der Umrichter einer PV-Anlage funktioniert aber
anders:

Auf sie wirkt eine Kraft (der Wind, der Dampfdruck) der
die Turbine immer schneller drehen lassen will. Die
Kraft schiebt also die Flügel vor sich her.

Die Belastung des Stromnetzes stekt die Gegenkraft dar,
die verucht die Turbine abzubremsen. Nur wenn die
reingesteckte Kraft genau gleich der abgenommenen Kraft
ist, dreht sich die Turbine gleich schnell. Nimmt man
weniger Kraft ab als hineingesteckt wird, dreht sich
die Turbine schneller, es werden mehr als 50Hz. Steckt
man weniger Kraft rein, wird sie langsamer als 50Hz.

Es ist die Aufgabe und Kunst der Stromerzeuger, zu jedem
Zeitpunkt exakt genau so viel Leistung in die Turbinen
zu stecken, wie abgenommen wird. Die regeln das auf Grund
der Frequenz des Verbundnetzes. Ganz kurzzeitige
Schwankungen (Weihnachtsbeleuchtung von Erna G ind Önkelstieg)
wird durch die träge Schwungmasse der Generatoren ausgeglichen.

http://www.awisto.de/awisto/content/news/archive_2004/weihnachtsbeleuchtung.aspx

Aber schon nach wenigen Sekunden würde sich bei einem Netz
die Frequenz ändern, und es muss Leistung aus den Turbinen
abgezogen oder zugegeben werden.

http://www.netzfrequenzmessung.de/

Die Spannung eines Generator ist zeimlich gleich, relevant
ist, ob er Strom liefert oder Strom aufnimmt (dann arbeitet
er als Motor, manchmal bei Windrädern beobachtbar), denn nur
der Strom sagt was darüber, ob Kraft = Leistung = Energie
geliefert wird und wie viel.

Zu viel Strom wird also nie geliefert, sondern zu viel
Leistung die in Folge die Turbinen immer schneller laufen
lässt und die Frequenz anhebt. Und dann muss man Kraft aus
den Turbinen rausnehmen.


Dein Hobbygenerator liefert stark unterschiedliche Frequenz
und regelt den Motor eher rudimentär nach.

von Rick M. (rick-nrw)


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Was passiert, wenn du deine 20 Generatoren laufen lässt und du nach und 
nach immer mehr "Verbraucher" zuschaltest?

Richtig, die werden langsamer, die Frequenz geht zurück, es fehlt 
"Strom".

Was passiert wenn du immer mehr "Verbraucher" abschaltest, es gibt zu 
viel Strom, Kraftwerke, bzw. deine Generatoren müssen heruntergefahren 
werden, bzw. nach und nach abgeschaltet.

Da man Windkraftwerke schlecht regeln kann, müssen die Dinger halt 
abgeschaltet werden, Wind oder auch Sonne abschalten geht halt nicht.

von Jan H. (j_hansen)


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Ingolf Grilec schrieb:
> Wenn ich in meinem Garten einen, von der
> Leistung her, passenden Generator anwerfe um die Wohnung mit Strom zu
> versorgen und alles funktioniert, warum wird dann mein "Netz" überlastet
> wenn ich beispielsweise 20 solcher Generatoren parallel betreibe?

Wurde zwar schon gesagt, aber wohl etwas versteckt: Deine Generatoren 
haben Regler, und wenn du 20 von den Dingern parallel schalten würdest 
(sofern das überhaupt funktionieren würde), würden die sehr weit 
zurückregeln.

Wenn du denen die Regler ausbaust und Vollgas gibst dann kommt schon 
mehr Action raus.

von Karl H. (kbuchegg)


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Geh mal ins Fitnesstudio und setz dich auf eines der Fahrräder.
Dann stellst du den 'Verbraucher' auf 'schwer' ein. Jetzt musst du 
ordentlich und mit viel Kraft in die Pedale treten um 20km/h zu halten.

Diese Kraft merkst du dir und stellst den 'Verbaucher' auf leicht. 
Trittst du jetzt mit derselben Kraft in die Pedale, was passiert? Deine 
Beinarbeit wird immer schneller und schneller bis die Muskeln schwinden.
Um nicht zu überhitzen trittst du weniger stark (mit weniger Kraft) in 
die Pedale.

Ein Windrad ohne Last ist in der gleichen Situation. Nur mit dem 
Unterschied, dass die Windkraft vorgegeben ist und nicht so einfach 
beeinflusst werden kann. Hängen kaum Verbraucher am Windrad, dann dreht 
es immer schneller, bis es sich selbst zerstört.


(*) Selbiges beim ordinären Fahrrad: Die Energie, die die Lampen in 
Licht (und Wärme) umsetzen, musst du über den Dynamo mit deinen Beinen 
bereitstellen. Daher tritt es sich auch schwerer, wenn am Fahrrad die 
Beleuchtung eingeschaltet ist. Versuch: üblicherweise wird die 
Beleuchtung abgeschaltet, indem man den Dynamo mechanisch abkoppelt. 
Aber probier mal aus, was passiert, wenn du das Lämpchen aus der Fassung 
drehst. Ist die Kraft, die du zum Fahren benötigst dann gefühlt gleich 
stark, selbst wenn der Dynamo mechanisch angekoppelt ist.
(Man kann den Versuch auch 'trocken machen', indem man versucht, den 
Dynamo mit der Hand zu drehen. Ohne angeschalteten Verbraucher geht das 
einfach. Hängt ein Lämpchen drann, wird das schon schwerer.

von Sascha F. (sfleiss)


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Hi,


Öhm, ich mag mich irren, aber geregelt wird das Netz doch durch die 
Regelleistung (Gasturbinen, Pumpspeicher, usw.) im Netz und nicht durch 
die Windkraftwerke, oder PV-Anlagen. Diese speisen halt einfach ein, 
solange die Netzparameter stimmen und vom Netzbetreiber kein 
Abschaltsignal kommt.

Bei der Problematik mit der Netzüberlastung geht es schlicht darum das 
meistens im Norden viel Strom produziert wird und im Süden gebraucht 
wird und die Leitungen dazwischen einfach am Limit sind und wenn die 
Regelleistung nicht mehr ausreicht, dann bekommen die Windräder die 
Order sich abzuschalten, damit das Netz nicht ausser Kontrolle gerät.

Zumindest hatte ich das immer so verstanden.

>Wurde zwar schon gesagt, aber wohl etwas versteckt: Deine Generatoren
>haben Regler, und wenn du 20 von den Dingern parallel schalten würdest
>(sofern das überhaupt funktionieren würde), würden die sehr weit
>zurückregeln.

Warum sollten sie? Insofern sie erfolgreich synchron zusammengeschaltet 
wurden, werden diese einfach im Leerlauf weiter laufen.
Die meisten Spielzeuggeneratoren die ich kenne sind nur Drehzahlgeregelt 
und sind sonst nur dumm, überhaupt ist ja die Drehzahl entscheidend und 
somit die Frequenz.

Aber wie gesagt, bin kein Experte....


Gruß,

Sascha

: Bearbeitet durch User
von Michael G. (transi)


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Die Frage ist nicht ganz richtig gestellt, denn es geht hier nicht um 
Strom sondern um Energie und diese kann man bekanntlich nicht erzeugen, 
sondern nur umwandeln.
Wenn also irgend eine Energieform in Elektrische Energie umgeformt wird, 
geht das nur, wenn diese (elektrische) Energie irgendwo Arbeit 
verrichtet also wieder umgeformt wird (vielleicht auch gespeichert wird 
--> Wasser auf den Berg pumpen zum Beispiel). Wenn also jetzt ein 
Gnerator mechanische Energie zugeführt bekommt, wandelt er diese um und 
muss sie zwingend abgeben.

Vielleicht ein anderes Beispiel.
Was passiert, wenn du in einer großen Heizung ein rießen Feuer 
anzündest?
Wasser wird erwärmt und erwärmt z.B. ein riesen Haus. Was passiert jetzt 
wenn die Heizwasserleitungen gekappt werden? Die in der Kohle 
gespeicherte Energie wird in Wärme umgesetzt, aber jetzt nimmt die 
Energie niemand mehr ab. Da Energie aber nicht vernichtet werden kann, 
wird sie eben 1:1 in einen glühenden Ofen, schmelzende Kesselwandung 
oder was auch immer umgesetzt. Damit dies nicht passiert, muss man 
regeln, also das Feuer irgendwie herunterregeln. Bei einem Feuer geht 
das aber nicht sehr schnell, weshalb Wärmekraftwerke auch nur schwer zu 
regeln sind. Ein Wasserkraftwerk geht da schon etwas leichter und ein 
Windrad kann man eben eichfach aus dem Wind nehmen. Bekommt man es nicht 
aus dem Wind zerbröselt es sich zwangläufig, wie dir eben auch die 
Heizung um die Ohren fliegt, bei der die Energie nicht abgenommen wird.

Gruß

Transi

von Stefan M. (derwisch)


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Ist das wirklich so?
Ich hätte vermutet, dass die Rotordrezahl eines Windkraftwerkes nichts 
mit der Netzfrequenz zu tun hat.
Die Netzfrequenz wird doch bestimmt erst später in Hochleistungs 
Frequenzumrichtern erzeugt.
Und zwar Phasensynchron zum restlichen Netz, damit man einspeisen kann.

Insofern kann ich die Frage vom TO schon verstehen.

Die Kraftwerke können doch mit voller Drehzahl laufen.
Wenn wenig Energie abgenommen wird, dann haben es die Turbinen halt 
leichter, aber die fangen doch nie und nimmermals an, schneller zu 
drehen, weil die Last fehlt....
Kann mir nicht vorstellen, dass die Sache so simpel ( primitiv ) 
aufgebaut ist.
Ich möchte wetten, dass jeder Generator, jede Turbine etc. einen 
Drehzahlregler hat, sofern diese direkt von der Drezahl abhängig die 
Netzfrequenz erzeugen.

von Uhu U. (uhu)


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Stefan M. schrieb:
> Wenn wenig Energie abgenommen wird, dann haben es die Turbinen halt
> leichter, aber die fangen doch nie und nimmermals an, schneller zu
> drehen, weil die Last fehlt....

Wenn Energie in Form von Heißdampf zugeführt, aber die mechanische 
Energie auf der Turbinenwelle nicht abgenommen wird, dann muß die 
Drehzahl so lange steigen, bis die Energie aus dem Dampf irgendwo wieder 
in Wärme umgesetzt wird - das sind im Zweifelsfall eben glühende Lager, 
oder ähnliches.

von Stefan M. (derwisch)


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@ Uhu

Also ich hätte gewettet,  dass der überschüssige Dampf andeweitig 
abgelassen wird, und die Turbine auch eine mechanische Zwangsbremse zur 
Drehzahlregulierung hat.
Ist zwar Energieverschwendung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass 
es zu dem von Dir beschriebenen Zustand kommen kann.
Das wär doch viel zu Risikoreich.

von (prx) A. K. (prx)


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Stefan M. schrieb:
> Ich hätte vermutet, dass die Rotordrezahl eines Windkraftwerkes nichts
> mit der Netzfrequenz zu tun hat.
> Die Netzfrequenz wird doch bestimmt erst später in Hochleistungs
> Frequenzumrichtern erzeugt.

Es gibt mehr als einen Weg, das Problem anzugehen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Windkraftanlage#Generator

: Bearbeitet durch User
von Michael G. (transi)


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Natürlich kommt es (Gott sei dank) nicht zu diesem beschriebenen 
Zustand. Aber nur deshalb nicht, weil eben regelnd eingegriffen wird.
Bei einem totalen Lastabwurf bei eienm großen Wärmekraftwerk, wird der 
Danpf eben solange über den Kühlturm abgekühlt, bis die Energiequelle, 
(Kessel, Reaktor( heruntergefahren ist. Ohne Regelung geht es absolut 
nicht und zu dieser Regelung gehört eben auch das Abschalten won 
Windrädern. Eine Turbine, Generator, Rotor der keine Möglichkeit hat die 
ihm zugeführte Energie abzugeben wird solange "aufdrehen", bis er die 
Energie abgeben kann und wenn es in der Selbszerstörung endet. Hier wird 
auch wieder deutlich, dass Energie nur umgewandelt werden kann. Um das 
Kraftwerk, Windrad usw. abzubrechen brauchst du Energie. Man kann es 
natürlich auch dadurch erreichen, dass man die zugeführte Energie zum 
Abbruch nutzt ;-)

Gruß

Transi

von (prx) A. K. (prx)


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Stefan M. schrieb:
> Ist zwar Energieverschwendung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass
> es zu dem von Dir beschriebenen Zustand kommen kann.

Notfalls landet der Heissdampf direkt im Kondensator. Genau das findet 
beispielsweise bei Lastabwurf statt.

von Michael G. (transi)


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Jetzt springt mich noch ein trauriges Beispiel an.

Fukuschima: Energie wird nicht mehr abgenommen, Kühlung fällt aus. Den 
Rest kenn wir.

von (prx) A. K. (prx)


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Dazu auch: "Einige Großverbraucher, hauptsächlich Zementmühlen oder 
große Kühlhäuser haben im Rahmen der Laststeuerung Verträge als 
„Lastabwurfkunden“. Sie erhalten vergünstigten Strom und müssen dafür 
auf Anforderung des Energieunternehmens automatisch und innerhalb 
definierter Zeiten, typischerweise im Sekundenbereich, abschalten."
http://de.wikipedia.org/wiki/Lastabwurf_(Stromnetz)

von Uhu U. (uhu)


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Stefan M. schrieb:
> Also ich hätte gewettet,  dass der überschüssige Dampf andeweitig
> abgelassen wird, und die Turbine auch eine mechanische Zwangsbremse zur
> Drehzahlregulierung hat.

Du siehst vor lauter Bäumen den Wald nicht.

Deine Behauptung war:
>> Wenn wenig Energie abgenommen wird, dann haben es die Turbinen halt
>> leichter, aber die fangen doch nie und nimmermals an, schneller zu
>> drehen, weil die Last fehlt....
und die ist eben falsch.

Die Frage ist nicht, daß man die Primärenergie irgendwo verpuffen lassen 
kann, sondern was passiert, wenn man sie weiter der Turbine zuführt, 
ohne daß die Turbinenwelle eine Last hat.

Der Fall wäre ein Kraftwerk ohne Regler.

von Dipl.- G. (hipot)


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Ingolf Grilec schrieb:

> Die Spannung bleibt doch gleich, der Strom doch auch ... !?
>
> :-/

Nein, der Betriebszustand des Netzes bzw. die Frequenz verändert sich in 
Abhängigkeit der vorhandenen Wirkleistung. Auch die Blindleistung hat 
Einfluß, nämlich auf die Spannung.
In einem ausgedehnten Netz kann ohne Weiteres zuviel Wirkleistung 
vorhanden sein oder - noch gefährlicher - zuwenig. Irgendwann würden die 
Generatoren "außer Tritt fallen".

von Martin K. (maart)


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> Wenn wenig Energie abgenommen wird, dann haben es die Turbinen halt
> leichter, aber die fangen doch nie und nimmermals an, schneller zu
> drehen, weil die Last fehlt....

Das sieht dann so aus: http://www.youtube.com/watch?v=CqEccgR0q-o

von Dipl.- G. (hipot)


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Hier etwas mehr Erklärung.


Dipl.- Gott schrieb:

>> Die Spannung bleibt doch gleich, der Strom doch auch ... !?
>>
>> :-/
>
> Irgendwann würden die Generatoren "außer Tritt fallen".

Beitrag "Re: Habe eine Frage zu Strom und Spannung"

von Stefan M. (derwisch)


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@ Uhu,

Das ist mir soweit schon klar.
Was ich meine ist, wie die Kraftwérke in der Realität aufgebaut sind.

Und da kann ich mit nicht vorstellen, dass es ein Kraftwerk ( Turbine, 
Generator... ) gibt, wo die Reglelung fehlt.

Als "vernünftiger" Ingenieur würde ich stets eine Massnahme treffen, um 
notfalls die primäre Energie irgenwohin verpuffen zu lassen, und die 
Turbine per Zwang zu bremsen ( notfalls eine riesige Scheibenbremse ).

Und wenn das nicht so gemacht wird, dann werd ich blass.
Das könnte ich garnicht glauben...

: Bearbeitet durch User
von Franz B. (byte)


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Wer es nicht versteht soll mal in ein uraltes Wasserkraftwerk gehen und 
zugucken wenn das Teil manuell syncronisiert und eingekuppelt wird. 
Schön mit Zeiger und Lämpchen. :) Wenn man das Live mal sieht/hört... 
insbesondere was passiert wenn die Phase/f nicht stimmt... kennt man 
sich aus. :)

von Uhu U. (uhu)


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Stefan M. schrieb:
> Und da kann ich mit nicht vorstellen, dass es ein Kraftwerk ( Turbine,
> Generator... ) gibt, wo die Reglelung fehlt.

Im Normalfall. Aber was, wenn die Regelung ausfällt? Dann passiert das, 
was man bei der Windturbine in dem Video sehen kann.

Und ein Ingenieur sollte sich natürlich immer vorher überlegen, "Was 
passiert wenn und wie kann ich die Anlage im schlimmsten Fall in einen 
sicheren Zustand bringen".

Was passiert, wenn er das nicht, oder mit zu optimistischen Annahmen 
tut, das kann man im Extremfall in Fukushima bewundern und weniger 
spektakuläre Fälle gibt es zu Hauf.

von Michael B. (laberkopp)


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> Ich hätte vermutet, dass die Rotordrezahl eines Windkraftwerkes nichts
> mit der Netzfrequenz zu tun hat.

Es gibt direkt gekoppelte (2-stufiges Getriebe)
und welche mit Umrichter (steuern Statorstrom,
weil es sonst zu viel wird).

von Jan H. (j_hansen)


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Sascha Fleiss schrieb:
>>Wurde zwar schon gesagt, aber wohl etwas versteckt: Deine Generatoren
>>haben Regler, und wenn du 20 von den Dingern parallel schalten würdest
>>(sofern das überhaupt funktionieren würde), würden die sehr weit
>>zurückregeln.
>
> Warum sollten sie? Insofern sie erfolgreich synchron zusammengeschaltet
> wurden, werden diese einfach im Leerlauf weiter laufen.
> Die meisten Spielzeuggeneratoren die ich kenne sind nur Drehzahlgeregelt
> und sind sonst nur dumm, überhaupt ist ja die Drehzahl entscheidend und
> somit die Frequenz.


Ich habe die Leistung gemeint die zurückgeregelt wird, nicht die 
Drehzahl.

von Matthias L. (Gast)


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>> Und da kann ich mit nicht vorstellen, dass es ein Kraftwerk ( Turbine,
>> Generator... ) gibt, wo die Reglelung fehlt.

>Im Normalfall. Aber was, wenn die Regelung ausfällt? Dann passiert das,
>was man bei der Windturbine in dem Video sehen kann.


Oder sich der BWLer durchgesetzt und die REgelung wegen "rechnet sich 
nicht" gestrichen hat...

von Vn N. (wefwef_s)


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Martin Kreiner schrieb:
>> Wenn wenig Energie abgenommen wird, dann haben es die Turbinen halt
>> leichter, aber die fangen doch nie und nimmermals an, schneller zu
>> drehen, weil die Last fehlt....
>
> Das sieht dann so aus: Youtube-Video "Nordtank (Vestas) wind system fail
> and crashes."

Normalerweise kann Überdrehzahl recht einfach entgegengewirkt werden, 
indem man die Flügel aus dem Wind dreht.

Michael Bertrandt schrieb:
> welche mit Umrichter (steuern Statorstrom,
> weil es sonst zu viel wird).

Ach? Sag das doch mal meinem Arbeitgeber, der schickt nämlich bis zu 3MW 
Windenergie über Umrichter. Absolut kein Problem. Die Kosten sind in 
Relation zum ganzen Windrad zu vernachlässigen, vor allem, wenn man die 
Umrichter selbst entwickelt und nicht >10.000€/100kW + Serviceverträge 
an Siemens abdrücken muss. Und auch die meisten Mitbewerber setzen schon 
länger auf PSM.

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger K. (sleipnir)


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Es ist eine uralte Weisheit, daß das ungerichtete Böse ein Zuviel oder 
auch Zuwenig am falschen Ort zur falschen Zeit ist.

Als Meditationshilfe über diesen Satz:
http://www.vis.bayern.de/produktsicherheit/produktgruppen/computer_elektrowaren/pic/steckdose-verschmort.jpg

Eine oft als Gemeinposten angesehene, aber mit viel technischen Mühen 
erkaufte Eigenschaft unseres heutigen/bisherigen Stromnetzes war die 
enge Parametertoleranz. 230 V, Sinus, 50 Hz. Das weiß die Lebensdauer 
und Betriebssicherheit von elektrischen Geräten zu schätzen.

Starke Last- oder Erzeugerschwankungen bringen die Regelsysteme dann 
schnell ins Schwitzen, bei starken Ausgleichsströmen durchaus auch 
physisch.

von Kevin K. (nemon) Benutzerseite


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Zum Thema was passiert, wenn gerade 1MW eingespeist und ebenso 
abgenommen wird und ich jetzt meine Turbine im Bastelkeller an das Netz 
anschließe, die 1kW einspeist:
Die Turbine nimmt dem bisherigen Erzeuger Arbeit ab, anders formuliert: 
die bisherige Turbine wird weniger gebremst. Folglich beschleunigt sich 
die Turbine. Die Drehzahl ist an die Netzfrequenz gekoppelt (über die 
Polpaarzahl). Durch die höhere Winkelgeschwindigkeit erhöht sich auch 
die eingespeiste Spannung. Dadurch erhöht sich auch die Stromabnahme des 
Verbrauchers. Jetzt schlägt die Regelungstechnik zu. Die bisherige 
Turbine merkt, dass die Netzfrequenz ansteigt und den Sollbereich 
verlässt. Jetzt wird die Feuerung vom Kessel etwas zurückgefahren und 
die Turbine wird weniger stark angetrieben. Das Netz bremst ab und die 
entnommene Leistung sinkt wieder, bis die Frequenz sich auf 50Hz 
einpendelt.
Die Regelgröße ist die Netzfrequenz, die Stellgröße eine Größe, die die 
Turbinenleistung beeinflusst. Das kann die Kesselfeuerung sein, die 
Tiefe der Steuerstäbe im Kernkraftwerk, der Anstellwinkel von Rotoren an 
Wind/Wasserkraftwerken und so weiter und so fort.

von Icke ®. (49636b65)


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Kevin K. schrieb:
> Die Regelgröße ist die Netzfrequenz

Existiert eigentlich irgendwo im Stromnetz ein zentrales Frequenznormal 
oder hat jedes Kraftwerk seine eigene 50Hz-Referenz?

von Julian B. (julinho)


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Selten soviel Schwachsinn gelesen.
Die richtige Antwort stand schon viel weiter oben:

Sascha Fleiss schrieb:
> Bei der Problematik mit der Netzüberlastung geht es schlicht darum das
> meistens im Norden viel Strom produziert wird und im Süden gebraucht
> wird und die Leitungen dazwischen einfach am Limit sind und wenn die
> Regelleistung nicht mehr ausreicht, dann bekommen die Windräder die
> Order sich abzuschalten, damit das Netz nicht ausser Kontrolle gerät.

Strom aus erneuerbaren Energie hat immer Vorrang, d.h. ist zu viel 
Energie vorhanden werden z.B. Gasturbinen abgeschaltet. Kann der Strom 
aus Windkraftanlagen aber nicht weitergeleitet werden, müssen diese 
Abgeschaltet werden.

von Ingolf G. (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Kevin K. schrieb:
>> Die Regelgröße ist die Netzfrequenz
>
> Existiert eigentlich irgendwo im Stromnetz ein zentrales Frequenznormal
> oder hat jedes Kraftwerk seine eigene 50Hz-Referenz?

Eine interessante Frage!
Die 50Hz sind eine feste Größe, denke ich, also 50 Schwingungen pro 
Sekunde.
Aber alle Generatoren müssen ja Phasengleich laufen.
Wenn mal alle Generatoren der Welt ausfallen würden, gibt der Erste der 
wieder anläuft "den Takt" an?

Den Rest der Antworten, vielen Dank dafür, zu meiner Ausgangsfrage habe 
ich soweit verstanden, auch wenn ich meinen Facharbeiterbrief im Lotto 
gewonnen habe ;-)

Das mit der Regelung scheint ja nicht so einfach zu sein.
Letztens in Kroatien stand unser ganzes Urlaubsdorf auf einem Schlag im 
dunkeln. Solch ein großer Lastabwurf, später wieder aufgeschaltet, 
sollte sich im Kraftwerk bemerkbar machen. Ein Hoch auf die 
Regeltechnik, wenn mal in einer Großstadt die Lichter ausgehen!

von Erik L. (erikl)


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Zur Regelungstechnik:
Anno dazumal an der Uni hat der Energietechnik-Prof immer für sein 
Fachgebiet geworben: "Die aufwendigsten Regelungen überhaupt gibt es bei 
uns!"

Da dürfte was dran sein!

Gruß Erik

von Dipl.- G. (hipot)


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Kevin K. schrieb:

> Die bisherige
> Turbine merkt, dass die Netzfrequenz ansteigt und den Sollbereich
> verlässt. Jetzt wird die Feuerung vom Kessel etwas zurückgefahren und
> die Turbine wird weniger stark angetrieben.

Bevor sich die Regelung an den Dampferzeugern vergreift, wird die 
Dampfzufuhr an die Turbine über Ventile direkt gedrosselt. Die 
Zeitkonstante des Dampfkreises ist für Herumspielerei zu groß und solche 
Eingriffe können Oszillationen verursachen, je nachdem, wie sich der 
Lastfluß verhält.

von Dominik J. (d-r-j)


Angehängte Dateien:

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Beim europaweiten Stromausfall 2006 ist das Stromnetz in mehrere teile 
zerfallen.

Bei einem Teil des Netzes ist die Frequenz auf 49,0 Hz gesunken,
ein anderer Teil auf 50,6 Hz gestiegen.

Es wurden automatisch kleine Bereiche abgeschaltet, da sonst die 
Frequenz noch weiter gefallen wäre, und das netz komplett Zusammen 
gebrochen wäre.

von Norbert M. (Gast)


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Icke ®. schrieb:
> Existiert eigentlich irgendwo im Stromnetz ein zentrales Frequenznormal

Nein, braucht's ja auch nicht, man guckt einfach, was da ist...

> oder hat jedes Kraftwerk seine eigene 50Hz-Referenz?

...und zählt die Drehzahl der Generatorwelle. Bei 50Hz dreht sich die 
Generatorwelle mit 3000 U min^-1 (bei einer Polpaarzahl von 1).

von Icke ®. (49636b65)


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Norbert M. schrieb:
> Nein, braucht's ja auch nicht, man guckt einfach, was da ist...

Wenn sich immer nur einer am Anderen orientiert, würde die Frequenz 
langsam aber sicher wegdriften. Und wenn sie mal danebenliegt, muß doch 
irgendeiner den Pacemaker machen, oder?

von (prx) A. K. (prx)


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Ein einfacher Blick in Wikipedia hätte das sofort beantwortet. Für 
Uhren, und angesichts von Synchronuhren ist die Netzfrequenz eine, sind 
in Europa natürlich die Schweizer zuständig, wer denn sonst?
http://de.wikipedia.org/wiki/Netzfrequenz#Netzzeit

: Bearbeitet durch User
von Icke ®. (49636b65)


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A. K. schrieb:
> Ein einfacher Blick in Wikipedia hätte das sofort beantwortet.

Nein, tuts nicht. OK, die Schweizer koordinieren die Korrekturen. Aber 
wie wird das technisch umgesetzt? Sind die Kraftwerke miteinander 
datenvernetzt, sodaß bei Bedarf alle gleichzeitig per Kommando "Jetzt!" 
die Leistung rauf- oder runterfahren? Oder fängt einer an und die 
anderen ziehen nach oder wie oder was?

von Da D. (dieter)


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Rüdiger Knörig schrieb:
> Es ist eine uralte Weisheit, daß das ungerichtete Böse ein Zuviel oder
> auch Zuwenig am falschen Ort zur falschen Zeit ist.

Na, kurzer psychotischer Rückfall? Oder hat die Eingeborene dich kurz 
von der Leine gelassen?

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