Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Schaltregler + Shunt + OPAMP = Konstantstromquelle?


von A. S. (rava)


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Guten Abend board,

Schaltregler funktionieren ja häufig so, dass mithilfe eines 
Spannungsteilers die Ausgangsspannung an einen Feedback-Pin gegeben 
wird. Ist die Spannung zu klein, pumpt der Regler mehr Ladung; ist die 
Spannung zu groß, pumpt der Regler weniger Ladung (ganz vereinfacht 
gesagt)

Der übliche Designvorschlag für KSQs ist dann, einen Shunt in den 
Lastkreis zu klemmen, und die abfallende Spannung in den Feedback-Pin zu 
geben.
Um ein Beispiel zu haben, wähle ich einfach mal TPS63020 (Kondensatoren 
im Schaltplan nicht dargestellt).

Die Feedback-Spannung ist 0.5V und wer 100mA einstellen möchte, wählt 
einen Shunt von 5Ohm (1. Bild). Das hat aber zur Folge, dass 50mW am 
Shunt abfallen. Je größer die Ströme werden, umso schlimmer wird dieser 
Effekt.
Da die Ausgangsspannung 1.5V-5.5V ist, erzeugt der Shunt in jedem Fall 
9%-33% Verlustleistung.

Da würde man doch gerne die Shuntspannung verringern, um die Leistung 
kleiner zu bekommen. Wie wäre es also damit, einen Verstärker 
einzusetzen, um auf die astronomischen Feedbackspannungen zu kommen (2. 
Bild)?
bei 0.1 Ohm erzeugt der Shunt nur noch 10mV; die Verstärkerschaltung 
macht hieraus 500mV für den Feedback-Pin; Verlustleistung: 1mW


Nun meine Fragen:
wie dimensioniert man diesen OPAMP richtig? Ich möchte, dass das 
Schwingen des Schaltkreises weiterhin durch den Regler dominiert wird.
Welche Werte für Bandbreite, Slew-Rate, Gain-Bandwidth-Product, etc. 
sind ausschlaggebend? Bei welchen Bedingungen macht mir das Rauschen 
Probleme?

Der Regler arbeitet bei 2.4MHz. Da man primär das "Ripplen" verstärken 
möchte, braucht man ja nicht die volle Slew-Rate eines 2.4MHz-Sinus mit 
Vollausschlag, richtig?

ich stehe da momentan etwas auf der Leitung.

btw: die Versorung des AMPs lieber an VIN oder an VOUT?

: Bearbeitet durch User
von ArnoR (Gast)


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A. S. schrieb:
> wie dimensioniert man diesen OPAMP richtig?

Man lässt ihn weg.

> Ich möchte, dass das
> Schwingen des Schaltkreises weiterhin durch den Regler dominiert wird.
> Welche Werte für Bandbreite, Slew-Rate, Gain-Bandwidth-Product, etc.
> sind ausschlaggebend? Bei welchen Bedingungen macht mir das Rauschen
> Probleme?

Der OPV müsste die Spannung am Shunt ohne merkliche Verzögerung 
(Phasendrehung) verstärken, um Schwingen des Regelkreises zu vermeiden. 
Bei dreieckförmiger Spannung also bis etwa zur fünffachen Frequenz 
(12MHz). Da die Phasendrehung etwa 1 Decade unterhalb der Grenzfrequenz 
merklich wird, bräuchtest du einen Verstärker, der ein 
GBP~12MHz*10*Vu~6GHz hat.

> Der Regler arbeitet bei 2.4MHz. Da man primär das "Ripplen" verstärken
> möchte, braucht man ja nicht die volle Slew-Rate eines 2.4MHz-Sinus mit
> Vollausschlag, richtig?

Ja richtig, aber irrelevant. Die Phasenproblematik greift schon bei viel 
kleineren Frequenzen.

von A. S. (rava)


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Super! Danke für den Hinweis mit der Phasenlage!

Der LT6230-10 hat ein GBP von 1.45GHz und ist im SOT23-6 erhältlich.
Wenn ich den Verstärkungsfaktor auf 10 und nicht auf 50 einstelle, bin 
ich schon da wo ich hin möchte, habe aber nur noch 10% der 
Shunt-Verluste von zuvor.

Und falls mir der mit seinen 7,50€ zu teuer ist, gibt es z.B. den AD8055 
(SOT23-5), der bei Gain=10 immer noch 20MHz Bandbreite hat. Der würde 
nach deiner Rechnung allerdings erfordern, dass man einen Schaltregler 
wählt, der statt 2.4MHz nur noch maximal 400kHz Schaltfrequenz hat. Auch 
so ein Gerät lässt sich finden.
(Hab nur noch keines mit automatischer buck-boost-umschaltung entdeckt 
wie beim TPS63020)


Fazit: Deine Argumente sind wichtig, aber keine KO-Aussagen. Wer bereit 
ist, Kompromisse einzugehen (Geld oder MHz), kommt durchaus mit einem 
OPAMP im Feedback-Kreis hin.

Wo hakt es als nächstes?
Gibt's weitere Argumente?
Warum macht das niemand so?

von Anon Y. (anonymous)


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Diese Bandbreite brauchst du IMO nur, wenn du cycle per cycle current 
limit verwendest.

Die Regelbandbreite ist wesentlich geringer. Eine konkrete Größe kann 
ich nicht nennen. Probier es doch mal mit einem lm358 o.ae. aus.

Ein weiteres Problem ist die offset Voltage. Bei dem von mir genannten 
opamp ist diese z.B. maximal 9mV. D.h. du solltest deinen shunt schon 
auf mindestens 10mV aufbohren und den Offset über ein Poti o.ae. zum 
Regler hin ausgleichen.

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Anon Ymous schrieb:
> Die Regelbandbreite ist wesentlich geringer. Eine konkrete Größe kann
> ich nicht nennen. Probier es doch mal mit einem lm358 o.ae. aus.
Offensichtlich keine Ahnung von Stabilität geschlossener Regelkreise 
(ich auch nicht) aber mal einen Vorschlag machen?

Lasst den Unsinn einfach sein.

von Kai S. (kai1986)


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Hallo,

vorweg, ja ich hab noch nicht mit Schaltreglern gearbeitet. Wenn ich 
aber in das Datenblatt des TPS63020 schaue, dann sehe ich da massive 
Kapazität am VOUT Pin hängen, sprich, da herrscht mehr DC als ein HF 
Signal. Zudem wird in einer weiteren Beispielbeschaltung sogar noch 
extra Kapazität am FB Pin angehängt, um das Regelverhalten zu 
verbessern. Daraus schließe ich, das der Regler mit dem Opamp am FB Pin 
funktioniert, wenn nicht sogar noch ein kleiner Kondensator am Opamp 
dazu muss, um das ganze zu stabilisieren. Abgesehen von der 
Offsetspannung sollte sich das mit jedem einfachen Opamp machen lassen.
Zu geschlossenen Regelkreisen:
Regelkreise sind umso stabieler/langsamer, je kleiner die Bandbreite des 
Feedbacksignals ist.

Gruß Kai

von Falk B. (falk)


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@ Kai S. (kai1986)

>vorweg, ja ich hab noch nicht mit Schaltreglern gearbeitet.

Dann lass diese Workaroun und nimm einen Schaltregler, der DIREKT für 
LEDs gebaut ist. Das Zeug gibt es heute tonnenweise zum günstiogen 
Preis. Siehe die Links im Artikel [[Konstantstromquelle fuer Power 
LED]].
Und einen 2,4MHz Schaltregler nimmt man nicht als Einsteiger in die 
Thematik. Such mla was im bereich 100-300kHz, das reicht vorerst.

von Falk B. (falk)


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@ ArnoR (Gast)

>Der OPV müsste die Spannung am Shunt ohne merkliche Verzögerung
>(Phasendrehung) verstärken, um Schwingen des Regelkreises zu vermeiden.

Nein! Der GESAMTREGLELKREIS muss stabil sein, das kann man durch mehrere 
Eingriffe erreichen. Ein Regelkreis, dess einzelnen Elemente nahe Null 
Grad Pahsenverschiebung haben ist alles andere als der Normalfall!

>Bei dreieckförmiger Spannung also bis etwa zur fünffachen Frequenz
>(12MHz). Da die Phasendrehung etwa 1 Decade unterhalb der Grenzfrequenz
>merklich wird, bräuchtest du einen Verstärker, der ein
>GBP~12MHz*10*Vu~6GHz hat.

Einen 6 GHz Verstärker? Wollen wir wetten, dass das nicht stimmt?
Wie kommst du auf 6 GHz? Er würde ja nur um Faktor 5 bei deinen 
geschätzten 12 MHz verstärken, das wären 60 MHz! Faktor 100 niedriger!
Ich glaube kaum, das in irgendeinem Schaltregler ein 6 GHz OPV 
drinsteckt. Nicht mal 600MHz.

von Falk B. (falk)


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von A. S. (rava)


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Falk Brunner schrieb:
> Nein! Der GESAMTREGLELKREIS muss stabil sein

Das kann ich zwar so nicht pauschal abschätzen, aber selbst wenn du 
recht hast:
ist das wirklich das, was ich suche?
es nützt mir nichts, einen stabilen Spannungsregler zu haben, der aber 
so stark schwingt, dass die LED flackert (i.e. abraucht).

Die Frage war nicht nach der Stabilität sondern nach einem 
vernachlässigbaren Einfluss auf die Dynamik des Ganzen.
Klar hängt das zusammen, aber meiner Meinung nach genügt es nicht, 
einfach Stabilität zu garantieren, oder?

Falk Brunner schrieb:
> Konstantstromquelle fuer Power LED

stimmt. Ich möchte aber eine Platine entwerfen, die man sowohl als 
CV-Quelle als auch als CC-Quelle verwenden kann - je nach Beschaltung. 
Speziallösungen sind daher nicht geeignet.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ A. S. (rava)
>ist das wirklich das, was ich suche?

Nein.

>es nützt mir nichts, einen stabilen Spannungsregler zu haben, der aber
>so stark schwingt, dass die LED flackert (i.e. abraucht).

Dann ist er nicht stabil!

>Die Frage war nicht nach der Stabilität sondern nach einem
>vernachlässigbaren Einfluss auf die Dynamik des Ganzen.

Mag sein, aber stabil muss es auch sein.

>Klar hängt das zusammen, aber meiner Meinung nach genügt es nicht,
>einfach Stabilität zu garantieren, oder?

Kommt auf die Anwendung an.

von ArnoR (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
>>Der OPV müsste die Spannung am Shunt ohne merkliche Verzögerung
>>(Phasendrehung) verstärken, um Schwingen des Regelkreises zu vermeiden.
>
> Nein!

Na wie du meinst.

> Der GESAMTREGLELKREIS muss stabil sein

Ja, genau das meinte ich ja auch...

> Ein Regelkreis, dess einzelnen Elemente nahe Null
> Grad Pahsenverschiebung haben ist alles andere als der Normalfall!

Davon war nirgendwo die Rede.

Wenn der TO einen ZUSÄTZLICHEN OPV in den Regelkreis einbaut, dann 
sollte der ZUSÄTZLICHE OPV keine ZUSÄTZLICHE Phasendrehung machen, weil 
er sonst die Phasenreserve des NORMALEN Regelkreises aufzehrt.

> Wie kommst du auf 6 GHz?

Hatte ich doch erläutert.

> Er würde ja nur um Faktor 5 bei deinen
> geschätzten 12 MHz verstärken, das wären 60 MHz! Faktor 100 niedriger!

Die 12MHz sind nicht geschätzt, es ist die 5-fache Grundfrequenz des 
dreickförmigen Ausgangsstromes. Wenn man bis dahin gleichbleibend 
verstärkt, dann bleibt die Kurvenform weitgehend erhalten. Ob der Regler 
das wirklich braucht, weiß ich nicht.

Die Schaltung des TO sollte 50-fach verstärken, das gilt auch für die 
Oberwellen, falls man die Kurvenform erhalten will, was ich mal 
unterstellt habe. Wie kommst du also auf die Idee, dass die 12MHz nur um 
den Faktor 5 zu verstärken wären? Willst du einen Sinusformer machen?

> Ich glaube kaum, das in irgendeinem Schaltregler ein 6 GHz OPV
> drinsteckt. Nicht mal 600MHz.

Das ist auch gar nicht nötig. Wie schon gesagt, hier geht es um 
ZUSÄTZLICHE Phasendrehung in einem meist schon nur grenzwertig stabilen 
System.

von Marius S. (lupin) Benutzerseite


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von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Marius S. schrieb:
> Beitrag "Boost Wandler Dau-sicher machen"

Was willst du uns damit sagen? Ich sehe da keine Berechnungen oder 
Messungen die unterstützen würden, dass es keine Probleme mit der 
zusätzlichen Phasendrehung gibt.

von Marius S. (lupin) Benutzerseite


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Simon K. schrieb:
> Was willst du uns damit sagen?

Nichts. Mir ist nur die Ähnlichkeit zu diesem Thread aufgefallen.
Zeigt aber, dass es schon jemand gemacht hat und es funktioniert.

Simon K. schrieb:
> Ich sehe da keine Berechnungen oder Messungen

Als Bastler probiert man das halt einfach aus und kommt in ein paar 
Stunden zum funktionsfähigen Ergebnis.

Ich will hier in die Theorie gar nicht einsteigen, aber ich hätte es 
einfach aufgebaut und wenn ich mir unsicher mit der Wahl des OPs wäre 
hätte ich mal ein paar mehr oder weniger geeignete Typen genommen und 
ein wenig gemessen.

Aber das wäre natürlich nur Bastelei.

von A. S. (rava)


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Marius S. schrieb:
> Beitrag "Boost Wandler Dau-sicher machen"

interessant: Der dort verwendete OPV hat ein GBP von 1.1Mhz; der 
Schaltregler arbeitet bei 100kHz-1MHz.

Auch wenn das, was ArnoR schreibt sicher korrekt ist, scheinen wir bei 
der konkreten Anwendung "LED-KSQ" noch Luft zu haben, bevor das Ganze 
störend schwingt.

Falk Brunner schrieb:
> Dann ist er nicht stabil!

da machst du es dir etwas zu einfach. Auch stabile Systeme können stark 
schwingen. Wenn die Schwingung einfach zu langsam abklingt und der 
resultierende Spannungshub die LED durchbrennen lässt, bevor der Regler 
im Gleichgewicht ist, kann es passieren, dass ein stabiler 
Stromregelkreis kein ausreichendes Kriterium ist. Gerade, dass die 
LED-Kennlinie nichtlinear ist, kann hier ein Problem sein.

Zum Vergleich: eine geregelte Klimaanalage mit einem seeehr langsamen 
Theromstat wird stark übersteuern, bevor sie "merkt", dass sie zu weit 
gekühlt hat und gegensteuern muss. Das kann ein (durchaus stabiles) 
Schwingen induzieren. Instabilität ist aber in jedem Fall schädlich.

Dem kann man gegenwirken, indem der Regler langsamer gemacht wird. Auch 
wenn man den Schaltregler nicht direkt beeinflussen kann, so können 
zusätzliche Kondensatoren an V_OUT das Ding möglicherweise abbremsen, 
meint ihr nicht?
Das würde erklären, warum im Link oben so eine große Menge an Kerkos 
verbaut ist.

von Jobst M. (jobstens-de)


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Bau das Ding einfach so wie von Dir selbst vorgeschlagen auf. Das Ding 
mag zwar mit 2.4MHz schwingen, die Regelung wird aber nicht in dieser 
Geschwindigkeit passieren. Probier es aus - Du wirst es sehen.

Anon Ymous schrieb:
> Die Regelbandbreite ist wesentlich geringer. Eine konkrete Größe kann
> ich nicht nennen. Probier es doch mal mit einem lm358 o.ae. aus.

Sehe ich genau so.


Gruß

Jobst

von Ingo (Gast)


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Es gibt keine Oberwellen, nur Oberschwingungen, da eine Welle 
mathematisch was ganz anderes ist als eine Schwingung...

Ingo

von Simon K. (simon) Benutzerseite


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Marius S. schrieb:
> Simon K. schrieb:
>> Was willst du uns damit sagen?
>
> Nichts. Mir ist nur die Ähnlichkeit zu diesem Thread aufgefallen.
> Zeigt aber, dass es schon jemand gemacht hat und es funktioniert.
>
> Simon K. schrieb:
>> Ich sehe da keine Berechnungen oder Messungen
>
> Als Bastler probiert man das halt einfach aus und kommt in ein paar
> Stunden zum funktionsfähigen Ergebnis.
Das nenne ich mal widersprüchlich. Ich wiederhole: Ich sehe da keine 
(Berechnungen oder) Messungen. Wie kann man sich sicher sein, dass das 
Ding funktioniert? Parameter wie Load und Line Regulation oder PSRR, 
Output Ripple und Co sind vermutlich nie nachgemessen worden.

> Aber das wäre natürlich nur Bastelei.
Ja, eben... ;-)

: Bearbeitet durch User
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