Guten Abend die Damen und Herren, die Welt des µC ist ja sehr groß und vorallem sehr komplex. Meine Frage wäre, nach welchen Kriterien bzw. Anforderungen wird ein µC ausgewält? Ich weis, dass es auf das Projekt ankommt, also was ich mit dem µC machen will. Aber so im allgemeinen, hat da jemand Erfahrung mit? Nach welchen Kriterien wird ein µC in der Indsutrie ausgewält? Es wäre echt super, wenn ihr ein paar Artikel, Dokumente, internet Seiten...etc. hättet wo ich das mal selber nachlesen könnte. Ich hab hier im Mikrocontroller.net was gefunden, aber etwas mehr wäre nicht schlecht. Danke und einen schönen rest WE noch ;)
Die Frage stellt sich immer wieder und wird auch immer wieder hier im Forum diskutierte. Zuletzt hier: Beitrag "Welcher µC ist "der Richtige"" Es gibt etliche Kriterien und je nach Gewichtung läuft das dann auf einen bestimmten Prozessor hinaus.
Markus Langhase schrieb: > Ich hab hier im Mikrocontroller.net was gefunden, aber etwas mehr wäre > nicht schlecht. Dann hast Du nicht richtig gesucht. Zu diesem Thema gibt es Beiträge mit Inhalten bis zum Erbrechen. Stelle Deine Frage im nächsten Jahr vielleicht noch einmal, für dieses Jahr war es schon genug!
Markus Langhase schrieb: > Nach welchen Kriterien wird ein µC in der Indsutrie ausgewält? Der billigste der der Aufgabe gewachsen ist.
* Benötigte Anforderungen * Preis * Verfügbarkeit
kopfkratz Also wie schon so oft erwähnt, der µC richtet sich nach den Vorgaben aus. Wenn es z.B. eine einfache Motoransteuerung sein soll die mittels PWM die Leistung regelt reicht jeder µC mit Timer und PWM aus. Ob das nun ein Atmel, PIC, ARM oder XYZ123 ist bleibt sich gleich. Da allerdings 32bit ARMs inzwischen bei 5-10 Teuro angelangt sind sollte man sich eher darüber Gedanken machen ob man in C/C++ einen größeren µC auch für kleine Aufgaben nimmt. Ob ich nun 1€ für einen Atmel-Tiny oder PIC ausgebe oder 5€ für einen XMC-ARM bleibt sich bei objektiver Betrachtung gleich. Für den Tiny/PIC brauche ich Programmiergeräte, den XMC kann ich einfach an den USB hängen. Wenn's um Stückzahlen geht sieht das natürlich wieder anders aus. Die eigentliche Frage ist halt was man konkret braucht und wie es sich preislich auswirkt. Wenn man 10000 Lüfter ansteuern will reicht sicherlich ein kleiner Atmel/PIC mit Hardware-PWM mehr als aus. Braucht man FFT oder mehr sollte man auf passende Hardware "umsteigen". Daher gibt es keinen allgemein gültigen Weg den "immer" passenden µC zu finden. Man sollte pragmatisch sein und sich wie die meisten auf den µC konzentrieren den man am besten kennt und ausnutzen kann. Man kann aber auch den anderen Weg gehen und sich via passender Hochsprachen ein abstaktes Modell zulegen und dann damit die Probleme "erschlagen" ;-)
Markus Langhase schrieb: > Meine Frage wäre, nach welchen Kriterien bzw. Anforderungen wird ein µC > ausgewält? ich wähle den nach Bedarf, Preis und Verfügbarkeit aus solange er geeignet ist. > Nach welchen Kriterien wird ein µC in der Indsutrie ausgewält? das frag ich mich auch, vermutlich nach einfachster Verfügbarkeit der gesamten Entwicklung und Preis. So steuert in meiner BSH MUM44 Küchenmaschine ein PIC den Thyristor oder Triac? für den Motor
Joachim B. schrieb: > So steuert in meiner BSH MUM44 Küchenmaschine ein PIC den Thyristor oder > Triac? für den Motor ...da ist garantiert noch ein Betriebsstundenzähler drin. Damit der Hersteller im Garantiefall prüfen kann, ob das Teil gewerblich genutzt wurde... ggf. kann man mit dem PIC auch noch die Drehzahl oder Stromaufnahme messen und nachregeln, damit ein kleinerer (=billigerer) Motor nicht so auffällt, die Maschine bei mutmaßlicher Übertemperatur abschalten und das Drehmoment begrenzen (ermöglicht billigeres Getriebe)... Nicht alles was nach Kanonen-auf-Spatzen aussieht, ist es auch.
karl schrieb: > Markus Langhase schrieb: >> Nach welchen Kriterien wird ein µC in der Indsutrie ausgewält? > Der billigste der der Aufgabe gewachsen ist. Zusätzlich kann voraussichtliche Langzeitverfügbarkeit ein Kriterium sein.
Bei größeren Stückzahlen wird der uC nach Kundenwunsch auf eine Anwendung zugeschnitten hergestellt. Als Kleinanwender mußt Du halt nehmen was davon übrig bleibt. Gruß Anja
mse2 schrieb: > Zusätzlich kann voraussichtliche Langzeitverfügbarkeit ein Kriterium > sein. Wer will das zuverlässig vorhersehen können? Nö, das einzige Mittel, einigermaßen zuverlässig für Langzeitverfügbarkeit zu sorgen ist, kontinuierlich hohe Stückzahlen einzukaufen. Der Hersteller wird sicher nicht ausgerechnet so eine Milchkuh schlachten... Wer das nicht kann, weil er diese Stückzahlen einfach nicht braucht, der spielt immer mehr oder weniger Lotto, denn ob seine Annahme aufgeht, bestimmt allein der Markt in seiner Gesamtheit.
c-hater schrieb: > Der Hersteller wird sicher nicht ausgerechnet so eine > Milchkuh schlachten... Wenn das einzige Halbleiterwerk eines Herstellers Opfer eines Erdbebens/Tsunaims wird ist das keine Frage des Wollens. Bei wichtigen Projekten werden halt 2 Designs (austauschbar) verschiedener Hersteller entwickelt. Ggf. garniert mit "eigener IP". Gruß Anja
Wow, soviel unterschiedliche Ansichten. Aber Danke, für die Anworten die bringen etwas Licht ins Dunkle. Es wäre halt cool, wenn ich einpaar Artikel oder Quellen hätte die ich nachweisen könnte. Ich brauch das für eine Hausarbeit, der Prof. will es halt beleget haben wo her ich meine Aussagen habe. Ps: Bitte nicht falsch verstehen, ich finde die Antworten sehr hilfreich und die bringen mich auch weiter. sg Neuling
Wichtig sind noch spezielle formale Anforderungen bzw. Zulassungen. Nicht alles was scheinbar funktioniert, ist auch erlaubt/richtig. Da wäre z. B. noch die Festigkeit gegen Strahlung (Weltall/Marssonde). Bei Medizingeräten (z. B. Herzschrittmacher) müssen besondere Sicherheitsanforderungen erfüllt werden, beim Auto auch. Bei Fahrzeugen muss auch die Erschütterungs- und Temperaturfestigkeit garantiert werden. Bei Bank-/Bezahlkarten muss ein Security-µC verwendet werden, der geheime Schlüssel nicht auslesbar sicher generieren und speichern kann. Diese haben interne Schutzmechanismen, z. B. Leiterschichten auf Vorder- und Rückseite, die entfernt werden müssten um an den geheimen Schlüssel zu gelangen. Wird die Leiterschicht zerstört, wird der Schlüssel automatisch gelöscht oder ähnliches. Dann gibt es noch µC mir RFID, welche über RFID ihren Betriebsstrom erhalten. Es gibt Batterieüberwachungscontroller, welche im Batteriepack eingebaut sind aber die Batterie nicht leer ziehen. µC mit eingebauten Sensoren: Temperatur, MEMS-Beschleunigungssensor messen auf kleinstem Raum Übgebungsbedingungen. Markus Langhase schrieb: > Es wäre halt cool, wenn ich einpaar Artikel oder Quellen hätte die ich > nachweisen könnte. Ich brauch das für eine Hausarbeit, der Prof. will es > halt beleget haben wo her ich meine Aussagen habe. Google doch einfach auf englisch nach den hier erwähnten Anwendungszwecken, dann findest du bei den Herstellern die Primärquellen.
(A) http://www.elektroniknet.de/halbleiter/mikrocontroller/artikel/100982/ (B) http://books.google.de/books?hl=de dort eingeben: auswahlkriterien mikrocontroller industrie 1. Treffer, Probeseiten 100-106 O.a. Texte sind auf eher technische Details fokussiert. Die Herangehensweise kann man machen bei Produkten oder Geräten in Kleinstückzahlen (wenige 100-1000/Jahr). Dort hat der Entwickler auch oftmals die Freiheit "seinen" Prozessorhersteller auszuwählen (mit dem er Erfahrung hat). In Großstückzahlen spielen leider kaufmännische Erwägungen die Hauptrolle. Eigene uC (wie oben genannt), das sind dann >= 1 Mio. Stück / Jahr. Gruss
Wichtig ist auch, dass man damit umgehen kann. Was nützt der günstigste und beste Controller wenn die Architektur völlig fremd ist und man keinerlei Toolkette dafür hat?
Anja schrieb: > Wenn das einzige Halbleiterwerk eines Herstellers Opfer eines > Erdbebens/Tsunaims wird ist das keine Frage des Wollens. Quatsch. Es gibt ja sogar etliche Hersteller, die selber überhaupt keine Fabs (mehr) haben. Also wird der normale Weg im Falle so eines Unfalles sein, daß der Hersteller einfach in irgendeiner anderen Fab fertigen läßt, entweder einer seiner eigenen oder irgendeiner Auftrags-Fab. Das Schlimmste, was passieren kann (und mit ziemlicher Sicherheit auch zumindest versucht werden wird) ist ein deftiger Preisanstieg. Gegen den kann man sich mit entsprechender Vertragsgestaltung weitgehend absichern. Im Gegenzug sitzt man dann allerdings typischerweise bei eigenen Absatzschwierigkeiten auf Abnahmeverpflichtungen, die man nicht mehr erfüllen kann. Problematisch im Sinne von "objektiv nicht herstellbar" könnte es also höchstens im Falle absoluter Neuentwicklungen mit neuester Halbleitertechnologie werden. Da gibt's nämlich typischerweise anfänglich einfach mal nur eine einzige Fab, die diese Technologie beherrscht (jedenfalls soweit, daß hinten genug Verkaufbares rausfällt). > Bei wichtigen Projekten werden halt 2 Designs (austauschbar) > verschiedener Hersteller entwickelt. Genau das ist in dem einzig denkbaren echten Problemfall nicht möglich. Wenn es nur einen Chip gibt, der die geforderte Leistung bringt und nur eine Fab, die ihn fertigen kann, dann kannst du ihn entweder einsetzen oder den Markt anderen überlassen.
Anja schrieb: > Bei größeren Stückzahlen wird der uC nach Kundenwunsch auf eine > Anwendung zugeschnitten hergestellt. > Als Kleinanwender mußt Du halt nehmen was davon übrig bleibt. > > Gruß Anja Anja, ich glaube du bist im Automotiv Bereich zu Hause?! Mich interessiert die Frage auch. Sicher, für den speziellen Kunden mit 1 Million aufwärts, da wird so was gemacht. Aber auch da, wie kalkuliert man den Speicherbedarf? Die Pins und was der alles so braucht, das kann man ja sicher noch recht einfach ermitteln. Gibt es Größenordnungen nach dem man den Speicherbedarf ermitteln kann. Ich sage mal so, eine H-Brücke ansteuern braucht so oder so viel Speicher, eine andere Funktion hat diesen Speicherbedarf ... Gibt es Richtwerte für so was? Wie geht die Industrie an so was ran?
F. Fo schrieb: > Wie geht die Industrie an so was ran? Ich spezifiziere die Teile nicht: aber so als Erfahrungswert ist von Generation zu Generation der Steuerungen immer so ein Faktor 2(-4) an Speicher drin. (Voll wird der irgendwann von alleine). Außerdem geht man mit 3-4 verschiedenen Ausbaustufen (preissensitiv, standard, high end) an den Start. c-hater schrieb: > Genau das ist in dem einzig denkbaren echten Problemfall nicht möglich. > Wenn es nur einen Chip gibt, der die geforderte Leistung bringt und nur > eine Fab, die ihn fertigen kann, dann kannst du ihn entweder einsetzen > oder den Markt anderen überlassen. Muß ich widersprechen. Bei richtigen Stückzahlen kriegst du auch 2 verschiedene Fabs von 2 verschiedenen Herstellern (oder joint ventures) die funktionskompatibles liefern. (Allerdings nicht unbedingt compiler/object code kompatibel). Gruß Anja
c-hater schrieb: >> Zusätzlich kann voraussichtliche Langzeitverfügbarkeit ein Kriterium >> sein. > > Wer will das zuverlässig vorhersehen können? Der Endkunde durch sog. Longevity-Programme der Hersteller, z.B. bei ST: http://www.st.com/web/en/support/product_longevity.html?s_searchtype=keyword NXP: http://www.nxp.com/techzones/microcontrollers-resources/product-longevity.html oder Freescale: http://www.freescale.com/webapp/sps/site/overview.jsp?code=PRDCT_LONGEVITY_HM&fsrch=1&sr=1&pageNum=1
Markus Langhase schrieb: > Nach welchen Kriterien wird ein µC in der Indsutrie ausgewält? Glasklar: Immer der Billigste, der die Anforderungen erfüllt. Dabei leiden die Entscheider aber unter Informationsdefizit: Sie wissen nicht, wie sich die Preise während der Fertigung entwicklen, sie wissen nicht, ob es mal Lieferengpässe gibt und meiden daher exotisches, sie müssen einberechnen, was Neueinlernen bei neuen Architekturen kostet, auch in Zukunft.
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