Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Surge Schutzbeschaltung am Netz


von Michael .. (michi099)


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Hallo,
wir sind in der Schule (HTL) nur kurz auf Störimpulse wie Surge und 
Burst eingegangen, darum hier schon meine ersten Fragen:

Die Surge Testimpulse haben wir mit Umax=1kV/2kV/4kV, tr=1.2us und t bis 
zum Halbwert = 50us spezifiziert.
Meine Frage dazu ist, wie ich mir einen Surge in 'Wirklichkeit' 
vorstellen kann. Jene Testimpulse werden wahrscheinlich in irgendwelcher 
Norm spezifiziert sein, doch welche Spannungsspitzen und auch Dauer sind 
an 230V Netzspannung zu erwarten?

Ich habe mir vor einiger Zeit LEDs für 230V Wechselspannung besorgt und 
möchte für diese einen Surge-Schutz bauen. (LED: Acrich2 - siehe Anhang, 
empfohlene Schutzbeschaltung - siehe Anhang Acrich2-Applicationnote 
S.17)

Ich habe mich bereits im Forum informiert und herausgefunden, dass ein 
S20K275 als VDR verwendet werden kann. Dieser hat eine maximale 
Strombelastbarkeit von 8kA.
Meine Rechnung dazu (mit 15m Zuleitung, Netzinnenwiderstand 
vernachlässigt, Surge bei Spannungsmaximum):
 mit
Jene 480V sind vom Datenblatt (siehe Anhang VDR S.26)
Einen 4kV Surge würde der VDR also nach diesen Überlegungen nicht 
überstehen.

Ein weiters Problem das ich habe ist, dass ich nicht weis, wieviel die 
Leuchte maximal verträgt. Naheliegend wäre die im Datenblatt (siehe 
Anhang Acrich2 S.4) angegebene Spannung unter den 'Absolute Maximum 
Ratings' von 264V[RMS]. Dies entspricht einer Spitzenspannung von 373V.
Ist die RC-Schutzbeschaltung nun so zu dimensionieren, dass die Spannung 
am Kondensator jene 373V innerhalb von 50us nicht übersteigt, wobei der 
Kondensator je nach Phasenverschiebung schon eine Vorladung besitzt?

Könnte anstatt der RC-Schutzbeschaltung auch eine Suppressordiode 
(bipolar) eingesetzt werden (mit L zur Entkopplung)?

Eure Einschätzungen dazu würden mir sehr weiterhelfen.

Mfg
Michael

von oszi40 (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Einen 4kV Surge würde der VDR also nach diesen Überlegungen nicht
> überstehen.

VDR-Widerstände sind nicht für die Ewigkeit. Sie sollten eine wohl 
dimensionierte Sicherung davor haben (die auch noch einen kleinen 
Widerstand hat, bis sie durchbrennt um Schlimmeres zu verhindern).

von thomas s (Gast)


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von Kai K. (klaas)


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>Jene Testimpulse werden wahrscheinlich in irgendwelcher Norm spezifiziert
>sein, doch welche Spannungsspitzen und auch Dauer sind an 230V Netzspannung
>zu erwarten?

Übliche Hausverkabelungen lassen an der Steckdose bis rund 6kV zu. 
Überspannungen darüber schlagen oft schon vorher durch und erreichen die 
Steckdose kaum noch.

>Ich habe mich bereits im Forum informiert und herausgefunden, dass ein
>S20K275 als VDR verwendet werden kann. Dieser hat eine maximale
>Strombelastbarkeit von 8kA.

Korrekt, den empfiehlt EPCOS höchstpersönlich in einer "application 
note".

>Ist die RC-Schutzbeschaltung nun so zu dimensionieren, dass die Spannung
>am Kondensator jene 373V innerhalb von 50us nicht übersteigt, wobei der
>Kondensator je nach Phasenverschiebung schon eine Vorladung besitzt?

So eine Schutzschaltung ist ohne konkrete Angabe der Bauteilewerte 
Quatsch. Auch eine Sicherung vor dem Varistor ist unsinnig. Ist sie zu 
klein ausgelegt, knallt sie im CE-Test durch und du bist durchgefallen. 
Nein, da gehört nur ein Varistor hin, heute gerne mit interner 
Temperatursicherung, weil die Dinger abfackeln können. Kurze Spikes 
filtert man besser mit einem nachgeschalteten Netztfilter heraus, wenn 
denn überhaupt.

von MaWin (Gast)


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Michael K. schrieb:
> Die Surge Testimpulse haben wir mit Umax=1kV/2kV/4kV, tr=1.2us und t bis
> zum Halbwert = 50us spezifiziert.
> Meine Frage dazu ist, wie ich mir einen Surge in 'Wirklichkeit'
> vorstellen kann. Jene Testimpulse werden wahrscheinlich in irgendwelcher
> Norm spezifiziert sein, doch welche Spannungsspitzen und auch Dauer sind
> an 230V Netzspannung zu erwarten?

Na, genau diese, was meinst du, wo die Datenwerte herkommen ?

Frei erfunden ?

Natürlich nicht, sondern beim Nachmessen in der Realität kamen solche 
Obergrenzwerte raus.

Als Quellen kommen Blitzeinschläge, Zündimpulse von Leuchtstoffröhren, 
Wackelkontakte im Stromversorgungsnetz in Frage.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Er meint vielleicht eine Statistik Spannunghöhe vs. Häufigkeit pro Jahr.

von Michael .. (michi099)


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Vorerst einmal vielen Dank für die vielen Antworten!

Kai Klaas schrieb:
> So eine Schutzschaltung ist ohne konkrete Angabe der Bauteilewerte
> Quatsch. Auch eine Sicherung vor dem Varistor ist unsinnig. Ist sie zu
> klein ausgelegt, knallt sie im CE-Test durch und du bist durchgefallen.
> Nein, da gehört nur ein Varistor hin, heute gerne mit interner
> Temperatursicherung, weil die Dinger abfackeln können. Kurze Spikes
> filtert man besser mit einem nachgeschalteten Netztfilter heraus, wenn
> denn überhaupt.

Ok, danke für die Info. War auch der Meinung von oszi40, dass da noch 
eine Sicherung davor sollte. Habe aber im Forum auch schon den 
Ersatztypen für den S20K275 mit Thermofuse gesehen.
Die (wahrscheinlich vorhersagbare) Frage ist nun, wann man einen 
Netzfilter nachschalten muss. Wie kann ich einschätzen, ob ein Gerät die 
übrig gebliebenen Spikes aushält oder nicht? Muss das explizit im 
Datenblatt angegeben sein oder gibt es da irgendwelche Richtlinien?

MaWin schrieb:
> Natürlich nicht, sondern beim Nachmessen in der Realität kamen solche
> Obergrenzwerte raus.

Nun ich war mir nicht sicher, ob diese Werte für Netzspannung gelten, 
könnte ja auch für Automobilbranche etc. sein.

Abdul K. schrieb:
> Er meint vielleicht eine Statistik Spannunghöhe vs. Häufigkeit pro Jahr.

Auch das wäre interessant für eine Abschätzung der Lebensdauer (vom 
VDR).

Kann man generell sagen, dass Suppressordioden zum Ableiten von Surges 
an Netzspannung wegen den hohen Energien ungeeignet sind oder gibt es 
mittlerweile auch hier geeignete Typen.
Bei Farnell gibt es zwar welche mit entsprechend hohen 
Durchbruchspannungen, die Ströme lagen jedoch bei <100A.

Mfg
Michael

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Mehrstufiger Schutz und ne Simulation.

von Kai K. (klaas)


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>Ok, danke für die Info. War auch der Meinung von oszi40, dass da noch
>eine Sicherung davor sollte.

Eine Sicherung ist ja auch vernünftig, um das Produkt abzusichern. Wenn 
da aber nur eine 100mA Sicherung sitzt und die auch noch vor dem 
Varistor, dann butzt es die eben bei kurzen Überspannungen, was sie aber 
nicht soll und für den CE-Test auch nicht darf. Du kannst ja einen 
Varistor mit eingebauter Temperatursicherung vorne weg schalten und dann 
die kleine Sicherung, die die Last absichern soll hinten dran. Dann 
sieht das aus wie das Blitzschutzgerät von Thomas s. Was für eine 
Sicherung willst du denn überhaupt verwenden?

>Die (wahrscheinlich vorhersagbare) Frage ist nun, wann man einen
>Netzfilter nachschalten muss. Wie kann ich einschätzen, ob ein Gerät die
>übrig gebliebenen Spikes aushält oder nicht? Muss das explizit im
>Datenblatt angegeben sein oder gibt es da irgendwelche Richtlinien?

Also, wenn es trotz vorgeschaltetem Varistor kaput geht, taugt das Teil 
nichts und ich würde einen großen Bogen drum machen.

>Kann man generell sagen, dass Suppressordioden zum Ableiten von Surges
>an Netzspannung wegen den hohen Energien ungeeignet sind oder gibt es
>mittlerweile auch hier geeignete Typen.

Der große Vorteil von Varistoren ist, daß sie die Energie als Ganzes 
aufnehmen, die Transzorb aber immer nur an einer sehr dünnen, beinahe 
punktförmigen Sperrschicht. Deswegen kann der Varistor bei gleichem 
Volumen wesentlich mehr Energie aufnehmen als eine Transzorb.

: Bearbeitet durch User
von Michael .. (michi099)


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zur Sicherung:
Da habe ich einen Beitrag von dir gefunden, bei dem du auf spezielle 
surgefeste Sicherungen verweist ->
Beitrag "Re: Poly-Fuses und Varistoren als Schutz gegen Kurzschlüsse und Spannungsspitzen"

Bis jetzt hatte ich die LED ohne Varistor in Betrieb, sie funktioniert 
noch.
Was ich mir wünschte wäre eben eine explizite Grenze, auf die der Schutz 
für die LED auszulegen ist, freundlicherweise schweigt sich das 
Datenblatt darüber aber aus.

Vielen Dank für eure Hilfe!

Mfg
Michael

von Kai K. (klaas)


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>Was ich mir wünschte wäre eben eine explizite Grenze, auf die der Schutz
>für die LED auszulegen ist, freundlicherweise schweigt sich das
>Datenblatt darüber aber aus.

Dann frag den Hersteller nach einer ganz konkreten Schutzschaltung. 
Steht ja auch so in der "application note"...

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Manche LED hängt einfach nur über einen Megaohm-Widerstand an 230Vac.

von Kai K. (klaas)


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Bei ihm hängt ja noch ein Steuerchip mit an der Netzspannung.

von Michael .. (michi099)


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Kai Klaas schrieb:
> Dann frag den Hersteller nach einer ganz konkreten Schutzschaltung.
> Steht ja auch so in der "application note"...

Habe ich auch gelesen, E-Mail ist bereits gesendet. Mal sehen ob es eine 
Rückmeldung gibt
Falls ja, werde ich sie hier posten.

Mfg
Michael

von Michael .. (michi099)


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Guten Tag,

Ich habe soeben eine Antwort erhalten, es heißt dabei, dass die in den 
Application-Notes gezeigt Schutzschaltung notwendig ist!
(Obwohl ich noch ein Applicationnote gefunden habe - auf der gleichen 
Seite - wo gegenteiliges behauptet wurde)

Falls konkrete Bauteilwerte erwünscht sind, ich habe nachgefragt, ob ich 
diese veröffentlichen darf.

Mfg
Michael

: Bearbeitet durch User
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