Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Problem Wechselrichter


von c-hater (Gast)


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Wir haben in einem zukünftigen Produkt einen kleinen 30W 
Sinus-Wechselrichter enthalten. Die Schaltung dafür und die Software für 
den µC, der das Ding steuert, stammt von mir.

Es existiert ein Testmuster der Sache, welches von mir selber auf einer 
schnöden Streifenleiterplatte aufgebaut wurde und in jeder Hinsicht 
perfekt funktioniert. Nun kamen die ersten Platinen der Nullserie und 
die funktionieren im Prinzip auch genauso. Allerdings werden die FETs 
dort ganz erheblich wärmer. Statt 15K über Umgebungstemperatur wie beim 
Testmuster haben die Dinger satte 60..70K darüber. Und, na klar, 
irgendwo muß die für die Hitzköpfe nötige Energie ja herkommen, ist die 
Stomaufnahme der Nullserienboards merklich höher.

Das Programm ist das gleiche, der µC ist der gleiche, die Schaltung ist 
die Gleiche. Das in weiser Voraussicht eingebaute Debug-Terminal des µC 
liefert für die zum Erreichen der Soll-Spannung nötige Modulation der 
PWM bei gleicher Last auch ähnliche Werte (+-5% über alle Exemplare der 
Nullserie, bezogen auf das Testmuster). Hier ist also kein spezifisches 
Problem zu erkennen.

Alle Bauelemente wurden (soweit möglich, weil Versuchsmuster fast 
vollständig THP, Endprodukt weit überwiegend SMD) schon wechselseitig 
getauscht oder zumindest wertmäßig verglichen. Keinerlei Änderung des 
Verhaltens, weder beim Testmuster noch bei der Nullserie, keine 
signifikante Wertabweichung der nicht tauschbaren Bauelemente 
feststellbar.

Es muß also wohl irgendwie am Layout der Leiterplatte liegen, so 
jedenfalls meine derzeitige These (ungefähr die hundertste)...

Das Layout ist nicht von mir, aber ich kann darin auch keinerlei 
offensichtliche Fehler sehen. Normalerweise würde ich sogar erwarten, 
daß die Nullserie deutlich bessere Ergebnisse bringt als das Testboard 
auf der Streifenleiterplatte, welches naturgemäß nicht gerade ein 
optimales Layout hatte.

Nach der Vier-Augen-Methode haben wir auch schon stundenlang abwechselnd 
bis zum Abwinken oszillographiert, konnten aber auch damit keine 
signifikanten Abweichungen finden.

Was, zum Teufel, kann es sein, was den FETs dermaßen einheizt? Kann ein 
Layout "zu gut" sein?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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c-hater schrieb:
> Kann ein
> Layout "zu gut" sein?

Nö, eigentlich nicht. 30W sind ja nun auch nicht die Welt, das sollte 
mit kurzen und dicken Zuleitungen über Kupfer noch gut zu handhaben 
sein. MOSFet werden aber dann gerne warm, wenn sie nicht flink und 
kräftig durchgesteuert werden und relativ lange im linearen Bereich 
arbeiten.
Ohne einen Schaltplan der Endstufe ist es natürlich nicht leicht, 
Dimensionierungstipps auszusprechen. Überlaste halt nicht die Treiber, 
aber sieh zu, das da genügend Energie ist, ums Gate schnell zu laden und 
zu entladen, die Gatewiderstände also genügend klein sind.
Wenn du ein PWM Filter im Ausgang hast, richtet sich der Verdacht auch 
darauf.

: Bearbeitet durch User
von Markus (Gast)


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Könnte auch ein Bestückungsfehler der Gatetreiber sein!
Stickwort Umladungsverluste!

von c-hater (Gast)


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Markus schrieb:

> Könnte auch ein Bestückungsfehler der Gatetreiber sein!
> Stickwort Umladungsverluste!

Hmm.

Was meinst du mit Bestückungsfehler? Der einzig denkbare 
Bestückungsfehler bei den Gatetreibern wäre wohl eine 180°-Rotation 
(SOIC8). Ich würde mal stark vermuten, daß uns das beim 
Oszillographieren aufgefallen wäre.

Allerdings: Ich habe ehrlich keine Ahnung, was die Dinger in diesem Fall 
machen würden (und hier zu Hause nichtmal ein Datenblatt, um Vermutungen 
anzustellen und ich weiß nicht mal mehr aus dem Kopf, wie die Dinger 
heißen, um mir das DB runterzuladen).

Also ganz sicher eine Sache, die ich Montag mal überprüfen werde. 
Manchmal ist das Verrückte gar nicht so verrückt, wie man im ersten 
Moment glaubt.

ICH jedenfalls habe definitiv bei der Schaltungsprüfung der 
Nullserienboards die korrekte Ausrichtung der Gatetreiber NICHT 
überprüft, was mein Kollege diesbezüglich gemacht hat, weiß ich nicht, 
ich werde ihn aber sicher dazu befragen.

Und sie fallen in die Kategorie der "nichttauschbaren" Bauelemente, weil 
SOIC8 auf den Nullserienboards und DIP8 auf dem Testboard. Könnte also 
eventuell wirklich etwas dran sein.

Wenn's wirklich das sein sollte, spendiere ich dir eine Kiste Bier der 
Marke deiner Wahl, versprochen. Aber auch, wenn nicht: Auf jeden Fall 
danke für's Mitdenken.

von Mani W. (e-doc)


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c-hater schrieb:
> Was meinst du mit Bestückungsfehler?

Vielleicht ein falscher Gate-Vorwiderstand?

c-hater schrieb:
> Ich würde mal stark vermuten, daß uns das beim
> Oszillographieren aufgefallen wäre.

Dazu ist es wichtig, das gesehene auch interpretieren zu können...

c-hater schrieb:
> Ich habe ehrlich keine Ahnung, was die Dinger in diesem Fall
> machen würden (und hier zu Hause nichtmal ein Datenblatt, um Vermutungen
> anzustellen und ich weiß nicht mal mehr aus dem Kopf, wie die Dinger
> heißen, um mir das DB runterzuladen).

Schlechte Ausgangslage...

c-hater schrieb:
> CH jedenfalls habe definitiv bei der Schaltungsprüfung der
> Nullserienboards die korrekte Ausrichtung der Gatetreiber NICHT
> überprüft, was mein Kollege diesbezüglich gemacht hat, weiß ich nicht,

Pups!

von Andreas L. (andi84)


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Naja,

irgendeinen Grund muss es ja haben, dass die MOSFETs warm werden.
Genannt war ja schon Umladegeschwindigkeit. Eventuell kann auch eine zu 
geringe U_GS_on dafür sorgen, dass die nicht richtig leiten oder Ringing 
der Gatespannung.
Sind eventuell die Widerstände zwischen Treiber und Gate - sofern 
vorhanden - falsch?
Sonst mal mit dem Scope und mit getrennter Erdung die Gatespannung mit 
dem 1:10 Tastkopf oder dem HV-Differenztastkopf messen (bzw ob sich da 
was ändert bzgl der Erwärmung, wenn der Tastkopf dran ist).
Gleiches für die High-Side-Spannung der Treiber (ich gehe mal von 
Halbbrückentreibern aus). Falsche Diode für den Bootstrap des 
Highsidetreibers?

von lrep (Gast)


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c-hater schrieb:
> Es existiert ein Testmuster der Sache,

Verwendet das exakt die gleichen Wickelgüter?
Sonst löte die vom Muster mal bei der Nullserie ein.

von eProfi (Gast)


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Kenn ich alles.
Wir hatten mal den Fall, dass ein 10mOhm-Sense-R eines anderen 
Herstellers verbaut wurde und die elektronische Sicherung dadurch viel 
früher auslöste.

Denke auch an Ringing, Shoot-Through, Wahl der richtigen Dead-Time  und 
Schalten in die leitende Body-Diode des gegenüberliegenden FETs.
Die Folgen wirken sich bei einem "schlechten" Layout weniger drastisch 
aus.

Wenn Du die Unterlagen nicht veröffentlichen willst, PN an
/user/show/eprofi

Spaß:
Hättest Du den Code in C geschrieben ...

von MaWin (Gast)


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c-hater schrieb:
> Was, zum Teufel, kann es sein, was den FETs dermaßen einheizt? Kann ein
> Layout "zu gut" sein?

Ohne Bilder ? Wie soll man da was sehen...

von c-hater (Gast)


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c-hater schrieb:
> Markus schrieb:
>
>> Könnte auch ein Bestückungsfehler der Gatetreiber sein!

> Wenn's wirklich das sein sollte, spendiere ich dir eine Kiste Bier der
> Marke deiner Wahl, versprochen.

Ich hatte heute früh noch so große Hoffnungen, als mein Kollege im 
Gespräch meinte, daß er sich sich nicht erinnern kann, ob ER die 
Einbaulage von den Dingern kontrolliert hat.

Aber leider nein, die sind korrekt montiert, das war's also leider 
nicht. Dein Bier wirst du dir selber kaufen müssen.

Das Problem selber ist natürlich immer noch vorhanden. Ich habe heute 
testweise mal die Totzeit deutlich verlängert (bis Faktor 10), das hat 
garnix gebracht außer der Erkenntnis, daß mein Programm korrekt sein 
muß, denn die extrem verlängerte Totphase war überdeutlich auf dem Oszi 
sichtbar.
An der Temperatur der FETs hat's überhaupt nix geändert. Die erzeugte 
Spannung ist auch nicht runter gegangen, weil die geringere 
Zykluseffizienz noch von der Regelung ausgeglichen werden konnte, deren 
PWM-Modulationsamplitude ist aber natürlich um den zu erwartenden Betrag 
gestiegen.
Eine Verkürzung der Totphase auf Null hingegen hat die FET-Temperaturen 
nochmal ganz deutlich höher getrieben. Wieviel kann ich nicht genau 
sagen, weil wir ganz schnell abgeschaltet haben, als sich das auf den 
FET-Oberflächen verbliebene Fingerfett fast umittelbar als sichtbare 
Rauchwölkchen bemerkbar gemacht hat, noch bevor wir das Thermometer 
überhaupt in die Hand nehmen konnten...

Das Ansteuerungsschema stimmt also offensichtlich, die am Testmuster 
ermittelte optimale Totzeit ist wirklich optimal und Reserven hat die 
Schaltung auch genug.

Mir fällt nix mehr ein. Muß eben ein Kühlkörper dran und fertig. Es sei 
denn, dem Elektroniker-Kollegen fällt noch was ein. Der sah aber in den 
letzten Tagen auch nicht einfallsreicher aus als ich, der steht genauso 
vor einem Rätsel. Eigentlich ist es Scheiße, daß dieses Testboard 
überhaupt existiert. Gäbe es das nicht, würden wir beide sicher glauben, 
daß das einfach so sein muß, wie es ist.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Um das nochmal zu betonen:
Matthias Sch. schrieb:
> Ohne einen Schaltplan der Endstufe ist es natürlich nicht leicht,
> Dimensionierungstipps auszusprechen.
Wir haben nach wie vor keinerlei Schimmer von den verwendeten MOSFet, 
von deiner Treiberschaltung. Bricht z.B. die Versorgung der Treiber 
zusammen - wie ist die abgeblockt...

c-hater schrieb:
> daß mein Programm korrekt sein
> muß

Auch fein. Aber wir reden nun mal gerne auch über die verwendete 
Hardware.

: Bearbeitet durch User
von c-hater (Gast)


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Matthias Sch. schrieb:

> Auch fein. Aber wir reden nun mal gerne auch über die verwendete
> Hardware.

Ja, das wäre aber nur sinnlose Laberei, denn die Bauelemente und die 
Schaltung sind ja die gleichen wie auf dem Testboard. Zum großen Teil 
inzwischen dank der Fehlersuche nach dem Austauschverfahren ja sogar 
physisch dieselben Exemplare, die sich ursprünglich auf dem Testboard 
befanden. Außer den Gate-Treibern und dem Trafo ist inzwischen sogar 
alles (der doch sehr übersichtlichen Zahl) von BE im Leistungsteil 
getauscht. Den Trafo will er morgen dann auch noch tauschen, aber ich 
verspreche mir nicht wirklich was davon, denn das ist ein Teil, was 
schon seit Jahren in einem anderen Produkt in Serie verwendet wird und 
die verwendeten Exemplare wurden aus dieser laufenden Serie entnommen.

Der Knackpunkt ist die Existenz dieses Testboards und dessen deutlich 
abweichendes (besseres) Verhalten im Vergleich zu den Vorserienboards, 
nicht die Schaltung oder die Bauelemente.
Daß das Programm mir besonders am Herzen liegt, läßt sich schlicht und 
einfach damit erklären, daß ich halt der Programmierer bin und nicht der 
Elektroniker. Eigentlich könnte ich mich mit der Existenz des Testboards 
zurücklehnen und Däumchen in dieser Sache drehen.
Aber erstens will ich meinen Kollegen bestmöglich unterstützen und 
zweitens geht es mir auch sehr persönlich gegen Strich, nicht zu 
verstehen, was da passiert und warum es passiert, denn ein bissel 
Elektronik-Ambitionen und -Erfahrung habe ich ja durchaus auch.

Das Layout und die Schaltung würde ich nur zu gerne posten, darf es aber 
einfach nicht. Eine höhere Kompetenz hat dagegen entscheiden, kann aber 
natürlich erwartungsgemäß zu Problemlösung genauso viel beitragen, wie 
sonst auch immer: absolut garnix...

von Markus (Gast)


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Wie wäre es wenn Du mal ein Foto von der neuen Schaltung hoch lädst und 
dazu noch den Schaltplan/Sourcecode zum drüberschaun?

von BV (Gast)


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> Das Layout und die Schaltung würde ich nur zu gerne posten, darf es aber
> einfach nicht.

Und dann gehst du den Leuten hier mit deinem Gegreine auf den Sack und 
stielst ihnen die Zeit?
So läuft das nicht.

von oszi40 (Gast)


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Wenn NUN schon wirklich? die selben Bauelemente auf dem Serien-Exemplar 
sind, bleibt eigentlich nur das Layout übrig? Lothar Miller hatte dazu 
einige gute Beiträge, die Du ja mal lesen und mit Eurem Sorgenkind 
vergleichen kannst. Lies z.B. 
Beitrag "Grundlagenfrage Schaltregler-Layout / Ausgangsindutkivität"
Wenn natürlich die Spannungsversorgung anders ist, sollte diese auch 
gründlicher untersucht werden! Dein simples Serien-Schaltnetzteil gegen 
ein Labornetzteil getauscht?

von Malefiz (Gast)


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Hast du mal geschaut ob du Falsch gelabelte oder falsch nachgemachte 
Bauteile bekommen hast?

von oszi40 (Gast)


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Malefiz schrieb:
> Falsch gelabelte oder falsch nachgemachte
> Bauteile bekommen hast?

WENN er schon alles vom Testmuster auf die Serien-Leiterpaltte umgelötet 
hat ist die Wahrscheinlichkeit gering.

Meine Frage wäre früher gewesen, ob er die Teile, die er verbaut hat, 
zufällig gründlich VERGLICHEN und gemessen hat. Evtl. hat ja die 
gelieferte SMD-Variante weniger Spannung vertragen weil es ein anderer 
Hersteller ist? Der TS kannte ja nicht mal die Datenblätter-Namen. Ob er 
die Kennlinen nach dem auslöten verglichen hat, wage ich zu bezweifeln. 
Evtl. haben auch besonders hübsche Praktikantinnen mit statischer 
Aufladung bestückt? Dann WAREN diese MOSFETS am Tag des Eintreffens der 
Lieferung NOCH gesund ... Welchen Zustand diese Bauteile heute haben, 
wissen wir noch nicht. Gegenprobe?

von R. F. (rfr)


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Mach doch mal Spannungsvergleichsmessungen an den beiden Objekten und 
vergleiche diese.

Robert

von oszi40 (Gast)


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R. Freitag schrieb:
> vergleiche diese.

Das schrieb er bereits ganz oben!Sogar 2 Kollegen.
Bloß wasss sie taten, ist bisher geheim wie G36-Kühlung.

von R. F. (rfr)


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Da das immer noch fehlt, habe ich nochmal darauf hingewiesen. Villeicht 
hilfts.

Gute N8

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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c-hater schrieb:
> Das Layout und die Schaltung würde ich nur zu gerne posten, darf es aber
> einfach nicht. Eine höhere Kompetenz hat dagegen entscheiden, kann aber
> natürlich erwartungsgemäß zu Problemlösung genauso viel beitragen, wie
> sonst auch immer: absolut garnix...

Dann hat das keinen Sinn. Es ist recht unfair von dir, uns um Rat zu 
fragen und dann aber zu sagen das wir, ätsch, die entscheidenden Daten 
nicht zu sehen bekommen. Hier gibts einige Spezis für MOSFets, Treiber 
und Layouts, aber so wird das natürlich nichts.
Viel Spass noch. Bei meinen Wechselrichtern und FUs wird jedenfalls 
nichts warm.

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