Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Metabo Bohrmaschine "entkernen " und stationär nutzen


von Felix W. (linuxpro)


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Hallo liebes Forum,
ich habe folgendes Problem bei einem Projekt:

Es ging darum, eine ältere Metabo Bohrmaschine mit defektem 
Schalter/Drehzahlregelung stationär in einem Bohrständer zu nutzen.

Da in dieser Maschine Alles, inklusive Rechts-links Umschalter, in einem 
Schaltegehäuse untergebracht ist, habe ich vor, aus der Maschine nur ein 
Kabel herauszuführen, dass am Motor angeschlossen ist. Also ohne 
sämtliche Schaltfunktionen an der Bohrmaschine.

Das Kabel geht dann in ein externes Gehäuse, in dem ein Rechts-links 
Schalter (gesteuert durch Relais) und eine Phasenabschnittssteuerung zur 
Drehzahlregelung untergebracht sind.

Soweit, so gut.

Vom Stator gehen 3 Kabel weg - zwei haben die selbe Farbe und ein 
Widerstand von fünf Ohm liegt zwischen ihnen an.

Nun habe ich gedacht, ich müsst nur eine Motorkohle mit dem dritten 
Kabel verbinden, die anderen beiden mit der anderen. An die Motorkohle 
hab ich dann die Netzspannung angelegt.
Ergebniss:

Die Bohrnaschine läuft, ich habe es aber nicht länger als 2 sec 
probiert, da es eine extreme Funken und Geruchsentwicklung gab und ich 
nicht unbedingt einen Brand auslösen wollte..

Ach ja:
Ich habe die beiden Motorkohlen durch welche aus einem Winkelschleifer 
mit Wicklungsschaden ersetzt, da die alten extrem weit unten sind und 
der "Ersatz " exakt die selbe Größe hatte, genau gepasst hat. Kann es 
damit etwas zu tun haben?

Gruß und Danke fürs Lesen!


Felix

von Michael B. (laberkopp)


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Felix W. schrieb:
> Vom Stator gehen 3 Kabel weg - zwei haben die selbe Farbe und ein
> Widerstand von fünf Ohm liegt zwischen ihnen an.

Wahrscheinlich:

     Drehrichtung
           /o--Stator--+
230V~ o--o/            +--Rotor--Drehzahlregler--o Null
            o--Stator--+

Felix W. schrieb:
> Ich habe die beiden Motorkohlen durch welche aus einem Winkelschleifer
> mit Wicklungsschaden ersetzt, da die alten extrem weit unten sind und
> der "Ersatz " exakt die selbe Größe hatte, genau gepasst hat. Kann es
> damit etwas zu tun haben?

Motorkohlen müssen passend eingeschliffen sein, sonst funkt's noch stark 
und man sollte nicht volle Last über die ziehen.

von Tcf K. (tcfkao)


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Drehrichtungsumkehr indem in der Reihenschaltung der Stator (oder der 
Rotor) verpolt wird... bei manchen Maschinen (Bosch) wird sogar noch der 
Bürstenhalter verdreht um die Kommutation zu verbessern.

von Harald W. (wilhelms)


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Felix W. schrieb:

> eine Phasenabschnittssteuerung zur Drehzahlregelung

Du hast Doch wohl hoffentlich eine Phasen- an -schnitt-
steuerung samt Snubber für die Einstellung der Drehzahl
benutzt? Mit einer Phasenabschnittssteuerung dürftest Du
eine Menge Probleme bekommen.

von Der Andere (Gast)


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Tcf K. schrieb:
> bei manchen Maschinen (Bosch) wird sogar noch der
> Bürstenhalter verdreht um die Kommutation zu verbessern.

Das war bei einer Reihe von Metabo Bohrmaschinen auch der Fall. 
Erkennbar, das die Richtungsumkehr auf Höhe der Kohlen eine Art Ring mit 
je links und rechts einem 'Griff' war, den man gegenüber der Maschine um 
ca. 10-20° verdrehte.

von Harald W. (wilhelms)


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Der Andere schrieb:
> Tcf K. schrieb:
>> bei manchen Maschinen (Bosch) wird sogar noch der
>> Bürstenhalter verdreht um die Kommutation zu verbessern.
>
> Das war bei einer Reihe von Metabo Bohrmaschinen auch der Fall.
> Erkennbar, das die Richtungsumkehr auf Höhe der Kohlen eine Art Ring mit
> je links und rechts einem 'Griff' war, den man gegenüber der Maschine um
> ca. 10-20° verdrehte.

Lohnt sich denn dieser Aufwand? Den Rückwärtsgang braucht man doch
selbst als Profi eher selten.

von Der Andere (Gast)


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Gerade mal machgeschaut, das haben (manche) Metabo Maschinen auch heute 
noch. Beispiel
"BE 1300 Quick (600593700) Bohrmaschine"
Zitat: "Drehbare Kohlebürstenbrücke für maximale Leistung auch im 
Linkslauf z.B. zum Herausdrehen von festsitzenden Schrauben"

Link:
https://www.metabo.com/de/de/maschinen/bohren-schrauben-meisseln-ruehren/bohrmaschinen/be-1300-quick-600593700-bohrmaschine.html

von Tcf K. (tcfkao)


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Der Andere schrieb:
> Das war bei einer Reihe von Metabo Bohrmaschinen auch der Fall.
> Erkennbar, das die Richtungsumkehr auf Höhe der Kohlen eine Art Ring mit
> je links und rechts einem 'Griff' war, den man gegenüber der Maschine um
> ca. 10-20° verdrehte.

Mir ist es aufgefallen dass beim Umschalten der Drehrichtung das gut 
sichtbare Lüfterrad mitdrehte und ich dem auf den Grund ging. Bei großen 
Maschinen ist die richtige Ausrichtung der Bürsten (und Vorhandensein 
von Wendepolwicklungen) normal, bei so kleinen Motörchen hat mich das 
doch verwundert.

von Felix W. (linuxpro)


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Das mit dem Rechts-linkslauf über die beiden Kabel ist ja nur logisch, 
da hab ich garnicht dran gedacht..
Ich hätte das jetzt extern mit einer H-Schaltung / 4 Relais gedacht 
gehabt, aber dann kann ich ja auch so machen :)
Von der sonstigen Konstruktion passt dass dann aber, oder?

Die Phasenanschnitttssteuerung hab ich noch garnicht eingebaut gehabt, 
die Schaltung ist aber aus einer alten Elv Zeitschrift, extra für 
Bohrmaschinen, das müsste schon passen..

von Der Andere (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Lohnt sich denn dieser Aufwand? Den Rückwärtsgang braucht man doch
> selbst als Profi eher selten.

Ich habe mit so einer Metabo 1000W Maschine auf 100qm alter krummer 
Holzbalkendecke 60x80mm Rahmen zum ausnivellieren verschraubt. mit 6x100 
- 6x140 Spax. Da du zum Nivellieren öfter mal wieder rausdrehen musst um 
unterschiedlich dicke Abstandsplättchen einzulegen bist du bei 6mm Spax 
in 100 Jahre alten trockenen Holzdeckenbalken um jeden Nm froh.

von Harald W. (wilhelms)


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Felix W. schrieb:

> Ich hätte das jetzt extern mit einer H-Schaltung / 4 Relais gedacht
> gehabt,

Eigentlich reichen da zwei Relais mit je einem Umschaltkontakt.

von Felix W. (linuxpro)


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Reicht es jetzt also, wenn ich zwischen den beiden Kabeln hin und her 
wechsle um die Drehrichtung
wechseln?

Ansonsten passt das ganze aber schon, oder?

Also Netzspannung einfach an jeweils einer Motorkohle und einem 
Anschluss des Stators.
Wie gesagt, es dreht sich ja, aber eher so, dass ich denken muss, es 
brennt gleich durch..

von Tcf K. (tcfkao)


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Felix W. schrieb:
> Nun habe ich gedacht, ich müsst nur eine Motorkohle mit dem dritten
> Kabel verbinden, die anderen beiden mit der anderen. An die Motorkohle
> hab ich dann die Netzspannung angelegt.

Es sieht so aus als ob Du aus dem Reihenschlussmotor einen 
Nebenschlussmotor gemacht hast, das kann nur knallen.
Sinnvoll wäre es gewesen vor dem Auseinandernehmen die Verschaltung 
festzuhalten. Jetzt wirst Du wohl oder übel probieren müssen.

: Bearbeitet durch User
von Felix W. (linuxpro)


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Danke, das war dann der entscheidende Hinweis! :)
Ich hab die Bohrmaschine gerade mal komplett geöffnet und mir den Stator 
angeschaut. (siehe Bild)

Der dritte Draht ist nicht wie vermutet die Wicklung für "andersrum " 
sondern wohl eine Erde/ein Nullleiter!!
Dann kann das natürlich nicht funktionieren..

Also nächste Frage: Was mach ich jetzt mit der Null (oder was auch immer 
das ist)?

Vielen Dank schonmal für Alles!

von Frank G. (frank_g53)


Angehängte Dateien:

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Felix W. schrieb:
> mit defektem
> Schalter/Drehzahlregelung

Bei meiner Metabo SBE500 war auch der Regler defekt. Wollte unbedingt 
wissen warum: die Platine hat einen Haarriss. Die Ursache ist meiner 
Meinung nach die ungleich verteilte Klebemasse an der Unterseite.

Benutze die Maschine im stationären Betrieb und wollte erst einen ext. 
Drehzahlsteller montieren, hatte mich dann aber für einen neuen Regler 
entschieden (11€).

Ich hatte mit dem Gedanken gespielt diese Leistungsregler einzusetzen:
http://www.elv.de/kemo-leistungsregler-m012-110-240-v-ac-1200-va.html
oder
http://www.elv.de/output/controller.aspx?cid=74&detail=10&detail2=51249

Für die Interessierten habe ich das Bild der defekten Platine angehängt.
Die Bonddrähte oben rechts muss man sich dazu denken, sind bei der 
Reinigung flöten gegangen.

: Bearbeitet durch User
von Tcf K. (tcfkao)


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Eine keramische Platine in einer (Schlag)Bohrmaschine, sportlich!


Felix W. schrieb:
> Also nächste Frage: Was mach ich jetzt mit der Null (oder was auch immer
> das ist)?

Der ging vermutlich zum Entstörkondensator und dort auf den 
PE-Anschluss. Da die Maschine schutzisoliert ist und keinen PE-Anschluss 
hat war der PE-Anschluss des Entstörkondensators nicht mit dem 
tatsächlichen PE verbunden.

von Frank G. (frank_g53)


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von Lurchi (Gast)


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Einige der moderneren Maschinen mit relativ viel Leistung für die Größe 
nutzen eine echte Regelelektronik mit Drehzahlsensor. Der Motor ist dann 
nicht für den Leerlauf bei voller Netzspannung ausgelegt und funkt dann 
entsprechend stark. In der Beschreibung wird das dann als 
Konstant-elektronik oder ähnlich beschrieben. In dem Fall kann man die 
Maschiene nicht so ohne weiteres direkt an 230 V laufen lassen.

von Felix W. (linuxpro)


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Ich danke euch für die vielen Antworten, die Bohrmaschine läuft wieder 
:)
Wenn ich mit der Regelung fertig bin, stell ich diese vielleicht noch 
hier vor.

Wenigstens hat die Maschine, Baujahr `81, die die letzten 30 Jahre wohl 
im Dauereinsatz auf Baustellen verbracht hat, jetzt noch 
Weiterverwendung :)

von Martin (Gast)


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Seit ich meine kleine Säulenbohrmaschine habe, liegt bei mir der late 
Bohrständer nur noch herum. Erstere ist im Betrieb viel leiser als eine 
Handbohrmaschine. Dazu wird der Bohrer viel präziser geführt. Vom Preis 
sind kleine Maschinen bis 12mm nicht mehr teuer.

von Felix W. (linuxpro)


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Ich habe mir vor dem Projekt mal ein paar günstige Standbohrmaschinen 
(Güde usw) angeschaut, die hatten zum großen Teil deutlich mehr Spiel 
auf der Spindel als meine uralte Metabo und damit einen deutlich 
besseren Rundlauf.

Der -allseits bekannte - Wabeco Bohrständer ist ebenfalls recht solide 
und kostet nur 60€. + die geschenkte Bohrmaschine, war für mich der 
bessere Deal..

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Felix W. schrieb:
> Der -allseits bekannte - Wabeco Bohrständer

..ist so doll nicht (und nicht unbedingt allseits bekannt, es gibt 
mehrere Sorten)

Wolfcraft hatte einen Bohr- und Fräsständer mit Schwalbenschwanzführung
http://www.ebay.de/itm/XXL-Bohr-Frasstander-Wolfcraft-Nachlass-/371435835574
http://www.ebay.de/itm/Wolfcraft-Frasstander-Bohrstander-Kreuztisch-Spannpratzen-Digital-Tiefenmesser-/291563206190
der ganz ok ist, und mancher DDR Bohrständer lässt sich auch verwenden.

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