Wir rüsten in unserem Institut gerade auf bleifrei um. Ich habe diesen Thread als sehr interessant empfunden: Beitrag "Vergleich Lötzinne: Felder EL Sn100Ni+ und Amasan BF32-3" Warum werden nur 2 Marken verglichen? Was ist mit - EDSYN - STANNOL - WELLER Gibt es da auch Aussagen? Danke
Steffen N. schrieb: > Warum werden nur 2 Marken verglichen? Es ging nicht um „Marken-Fetischismus“, sondern um zwei ganz konkrete Lotlegierungen. Diese wiederum waren in vorangegangenen Threads als recht gut verarbeitbar herausgekommen, daher halt Chris' Test mit genau diesen beiden. Es steht dir natürlich frei, x-beliebige Lote zu testen, aber der Aufwand steigt dann einfach ins Unermessliche.
Ich möchte mit einem einfachen Satz diesen scheinbar zeitgemäßen Umrüstungswahn kommentieren; Im falschem Leben kann es keine richtige Handlung geben. Unsere Firma hat auch auf Bleifrei umgestellt (vor2Jahren) bis die Elektroniker-Entwickler sich durch heftigen Beschwerden die Führungsetage "zwangen" weiterhin PB-haltiges einzukaufen. Schon durch die Verantwortung gegenüber Kunden,voll hinter der Funktionsgarantie stehen zu können. Nebenbei gemerkt; in der Rüstungsindustrie, Raumfahrt und Medizinelektronik ist Bleifrei verboten!!! Fragt man sich, ist dann alles Bleifreigelötetes dann Minderwertiges ??? Von wem wird es gewollt, warum, und wer profitiert davon??? Ich glaube, es lohnt sich etwas drüber nachzu-denken,-forschen.... MfG
Entschuldigung, der Satz war wohl unglücklich gewählt:) Ich wollte nur nach Erfahrungen mit anderen Loten fragen.
@Steffen, Du brauchst Dich nicht entschuldigen !!! Ich glaube, meine Antwort hilft insoweit bei deiner Recherce weiter, dass ich Dir ein Erfahrungsbericht gebe. In der Tat! Nicht zuletzt geht es dann auch um deine Gesundheit, soweit du mit dem Löten auch zu tun hast. Euere Institut kann auf bleifrei umstellen, ich finde es aber sehr Wichtig, sich darüber zu informieren, welchen Arbeitsmitteln man sich aussetzt. Betrachte meinen Beitrag einfach als Denkanstoß ! Gruß!
JoJoBa schrieb: > Nicht zuletzt geht es dann auch um deine Gesundheit, soweit du > mit dem Löten auch zu tun hast. Nein, das bleifrei-Lot wird mit angeblichen Umweltbelastungen bei der Entsorgung von bleihaltig gelötetem Elektronikschrott begründet. Mit gesundheitlichen Aspekten bei der Verarbeitung hatte das zu keinem Zeitpunkt jemals was zu tun (es werden nämlich überhaupt keine Bleidämpfe freigesetzt, eher würde ich mir über Flussmitteldämpfe Gedanken machen), wenn es nämlich den Eurokraten um Gesundheit am Arbeitsplatz gegangen wäre hätte man genausogut auf entsprechende Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz (Rauchabzug, Atemschutz, etc) bestehen können wie das bei den wirklich gefährlichen Stoffen die tagtäglich vielerorts verarbeitet werden schon lange üblich ist.
JoJoBa schrieb: > Unsere Firma hat auch auf Bleifrei umgestellt (vor2Jahren) > bis die Elektroniker-Entwickler sich durch heftigen > Beschwerden die Führungsetage "zwangen" weiterhin PB-haltiges > einzukaufen. Vielleicht solltet ihr euch ja fragen, warum unzählige andere Firmen es schaffen, auch mit bleifreien Loten arbeiten zu können, ohne dass das von dir beschriebene Chaos eingetreten wäre … Ich benutze das übrigens auch privat problemlos. Was man braucht, ist ordentliches Werkzeug. Als ich letztens bei unserem lokalen Bestücker auf dem Rundgang war, standen da, wo vor Jahren alles von Weller dominiert war, mittlerweile nur noch JBC herum.
Wie es überall im Leben, geht es natürlich auch um
pros und kontras.
Jeder soll hier sein eigenes Bild machen können!
Das sogenannte Fachwissen äußert sich manchmal als Ignoranz!
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Die RoHS-Richtlinie betrifft Gerätehersteller, nicht Privatleute.
Sie dürfen also Ihr vorhandenes Lötzinn bei Lötvorgängen an Ihrer
Modellbahn weiterbenutzen, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen.
(Warum denn ?)
>> Sogar für professionelle Hersteller und Anwendungen aus den
Bereichen Automobil, Medizin, Luft- und Raumfahrt,
Messtechnik sowie Kraftwerksbau und Rüstungsindustrie
gibt es großzügige Ausnahmeregelungen.<<
(Unsere Firma hat diese Ausnahmeregelung. Warum denn?)
Darf ich weiterzitieren;
Die Folgen, die sich aus dem Verbot des Bleis und
etlicher anderer „die Umwelt belastender Stoffe“
(ROHS: Restriction of the use of certain hazardous
substances in electrical and electronic equipment)
ergeben, haben einen wesentlichen Einfluss auf die
bisher stabilen und erprobten Lötverfahren und auch
in negativer Weise auf die Gesundheit der Menschen,
die mit Lötaufgaben betraut werden.
Der Lötprozess musste verändert werden. Die zusätzlichen
Nebenwirkungen müssen eingeschränkt oder eliminiert werden.
Das Prozessfenster für die Entstehung einer zuverlässigen
Lötverbindung ist enger geworden. Als wesentlichste Folge
haben die Legierungen,die jetzt zum Löten eingesetzt werden,
eine nennenswert höhere Schmelztemperatur.
--------------
Sie machen den Einsatz größerer Mengen und dabei auch sehr
aggressiver Flussmittel erforderlich .
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Die Gefahr besteht darin,dass eine einzige unaufmerksam gelötete
Lötstelle die Qualität eines ganzen Produktes in Frage stellt.
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Viel wichtiger sind aber die
>> negativen Folgen für die Gesundheit <<
des Anwenders:
Bei erhöhten Temperaturen, die aus der Notwendigkeit bei bleifreien
Loten oder willentlich aus vordergründigen
Vorteilen eingestellt wurden, werden wesentlich größere Mengen von
Flussmittel verdampft und verbrannt.
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Gesundheitsrisiken;
Welche Wirkungen haben diese Prozessgase auf die Löterinnen oder Löter,
die einen ganzen Tag lang diesem Prozessgas ausgesetzt sind und es
einatmen ?
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und trotz aller guten Ratschläge
entstehen bei Temperaturen zwischen 280°C und 400°C
(oder bei großer Unvernunft bei noch höheren Temperaturen) während
des Handlötprozesses Aerosole, Schwebeteilchen und
giftige Verbindungen, verursacht allein durch die Zufuhr von Wärme.
Die erhitzten Flussmittel gehen als Aerosol und Partikel in die
Prozessluft.
Die Flussmitteldämpfe können zu einer Sensibilisierung der Haut und
der Atemwege führen. Doch die Gefahr besteht nicht alleine durch das
verdampfte Kolophonium.
Die Zersetzungsprodukte, die bei der Erhitzung und Verbrennung
entstehen,
sind Aldehyde und diese könnten krebserregende Stoffe sein.
Im Falle von Acetaldehyd und Formaldehyd besteht ein begründeter
Verdacht auf ein krebserzeugendes Potential.
Viel gefährlicher sind jedoch die häufig beteiligten Polyuretane,
(PUR) in dem Trägermaterial von gedruckten Schaltungen,
in Schutzlacken, als Bestandteil in beteiligten Bauteilen,
als Beschichtung oder Kunststoffisolation oder aus Resten von
Klebstoffen.
Diese geben nach der Erhitzung als Zersetzungsprodukte
giftige Isocyanate an die Umgebung ab.
Isocyanate entstehen schon, sobald Polyurethan auf oder über 160°C
erhitzt wird.
Die Grenzwerte für Isocyanate sind sehr niedrig:
MAKWert 0,01 ppm (in Schweden 40μg/m³). In dieser geringen,
aber schon gefährlichen Konzentration sind Isocyanate nicht wahrnehmbar
und erst seit Kurzem überhaupt messbar.
Diese Stoffe können über die Atemwege in den Körper gelangen und sich,
je nach der Größe der Moleküle, in unterschiedlichen Bereichen
des Körpers ablagern. Selbst wenn die Grenzwerte für jeden der
schädigenden Stoffe eingehalten sind, können dennoch Kombinationen
verschiedener Stoffe Schädigungen hervorrufen .
MfG!
JoJoBa, verstehe ich Dich richtig, daß Du sagst, daß Isocyanate das gefährlichste ist, was beim Löten entsteht? Wenn Du schreibst, daß Isocyanate schon ab 160°C entstehen, wieso ist dann bleifreies Löten gefährlicher als bleihaltiges? Über 160°C kommt man doch in beiden Fällen.
JoJoBa schrieb: > Die RoHS-Richtlinie betrifft Gerätehersteller, nicht Privatleute. > Sie dürfen also Ihr vorhandenes Lötzinn bei Lötvorgängen an Ihrer > Modellbahn weiterbenutzen, ohne gegen geltendes Recht zu verstoßen. Ja, aber sie dürfen genauso gut ohne Blei löten und damit von den durch diese Richtlinie angeschobenen Forschungen profitieren. Im Falle der Privatleute ist der Profit weniger das Blei im Müll als das bei der Verarbeitung, denn gerade da wird man sich kaum strenge Arbeitsschutzmaßnahmen leisten. > Der Lötprozess musste verändert werden. Das ist aber nun 13 Jahre her, und man braucht nicht so zu tun, als hätte die Industrie das nicht innerhalb dieser 13 Jahre langsam auf die Reihe bekommen, diese Veränderung durchzuziehen. Ja, die Prozessfenster sind enger, aber sie sind beherrschbar. > Sie machen den Einsatz größerer Mengen und dabei auch sehr > aggressiver Flussmittel erforderlich . Die Flussmittel können sogar weniger aggressiv sein jetzt, denn durch die höhere Verarbeitungstemperatur wird das Reaktionsvermögen verbessert. Allerdings müssen sie eine höhere Verdampfungstemperatur haben, und trotzdem wird wohl mehr verdampfen dabei (insofern gebe ich dir schon recht, dass das ein größeres Problem ist als früher). Aber das hat auch ein Gutes: der Abstand zwischen Betriebs- und Löttemperatur ist höher, was dazu führt, dass die Flussmittelrückstände bei Betriebstemperatur weniger korrosiv sind. Das ist positiv für den Anwender. > Die Gefahr besteht darin,dass eine einzige unaufmerksam gelötete > Lötstelle die Qualität eines ganzen Produktes in Frage stellt. Ach, „kalte Lötstellen“ sind eine Erfindung des Bleifrei-Zeitalters? Das wäre mir neu … Eine einzige unaufmerksam gelötete Lötstelle konnte auch vor 50 Jahren schon die Qualität des ganzen Produkts in Frage stellen. > Welche Wirkungen haben diese Prozessgase auf die Löterinnen oder Löter, > die einen ganzen Tag lang diesem Prozessgas ausgesetzt sind und es > einatmen ? Die durften das weder früher noch heute einatmen.
JoJoBa schrieb: > Nebenbei gemerkt; in der Rüstungsindustrie, Raumfahrt und > Medizinelektronik ist Bleifrei verboten!!! VERBOTEN halte ich für eine gewagte Behauptung... JoJoBa schrieb: >>> Sogar für professionelle Hersteller und Anwendungen aus den > Bereichen Automobil, Medizin, Luft- und Raumfahrt, > Messtechnik sowie Kraftwerksbau und Rüstungsindustrie > gibt es großzügige Ausnahmeregelungen.<< Das trifft die Sache schon eher...
Ohne mich in eine Diskusion zu verwickeln, wollte ich drauf aufmerksam machen, dass eine einseitige Stellungsnahme zum Bleifreilöten nicht zufriedenstellend zur Aufklärung beiträgt. Weichlöten ist kein physikalischer, sondern ein chemischer Vorgang. Das flüssige Lot löst die festen Füge-Bestandteile und durch Diffusion findet eine Mischung statt, die beim Erstarren des Lotes zur Legierungsbildung führt . Für die Einteilung der Lötverfahren ist die Schmelztemperatur der Lote entscheidend. Bis zu einer Liquidustemperatur von 450°C spricht man von Weichlöten . Die beteiligten Metalle Zinn und Blei in einem Mischungsverhältnis von 62%Sn und 38%Pb bilden ein Eutektikum. Diese Legierung hat die Eigenschaft, dass Liquidustemperatur, und Erstarrungstemperatur (Soli dustemperatur) zusammenfallen. Die mit diesem Lot erzeugten Lötstellen haben eine glänzende Oberfläche und erweisen sich als zuverlässige Verbindungen. Durch die Zugabe geringer Mengen weit erer Metalle, zum Beispiel Kupfer (Cu), Silber(Ag), oder Nickel (Ni) werden vorteilhafte Eigens chaften, wie niedrigere Schmelztemperaturen, höhere Festigkeiten oder verbesserte Korrosionsbeständigkeit erreicht. Soviel ich weiß, beim Pb haltigem Löten sind nicht so sehr die entstehende Gase Gesundheitsbedenklich, sondern die Tatsache,dass Lötzin angefasst wird. Pb Schmelzpunkt liegt bei etwa 330C aber zur Pb-Verdampfung kommt es beim Löten nicht, erst bei viel höheren Temperaturen. Im gegensatz zu Bleifreiem Löten, wo technisch bedingt mit höcheren Temperaturen und anderen gefährlichen Flußmittelbestandteilen gearbeitet wird,geht die Gefahr also vielmehr von den Folgen einer hohen oder zu hohen Löttemperatur aus bzw die Entstehung von gesundheitsschädlichen Prozessgasen der Verbrennung von Flussmitteln und der Verdampfung von Lösungsmitteln. Ich bin kEIN Experte, will auch nicht sein und kenne mich Fachlich nicht perfekt aus. Ich will auch nicht diskutieren. Habe die TO Frage aber aufgeschnappt, um diese Argumente hier für interessenten bereitzustellen, da die ERFAHRUNG ein ganz anderes Bild wiedergeben kann, wie die Medienbestrebungen dazu das Bleihaltiges Löten zu Verdammen und Bleifreies als fast bedenkenlos darzustellen ! Zu den "Kalten Lötstellen" möchte ich noch Folgendes erwähnen; Ich arbeite in der Industrie in einer Werkstatt, wo etwa 3 Dutzend Techniker die Entwicklungsabteilung-Pläne von Prototyp-Elektronik in die Praxis umsetzen. Somit ist unsere Arbeit mit ständigem Handlöten verbunden (pro Person Jährlich etwa 3Kg Lötzinn und mehr) Wie Oben erwähnt, wir sind ofiziell von diesem Umstellungszwang befreit worden ! MfG!
JoJoBa schrieb: > Weichlöten ist kein physikalischer, sondern ein chemischer Vorgang. Unsinn. Sorry, mehr kann man dazu nicht sagen. Wenn du nichtmal die Physik von der Chemie auseinanderhalten kannst, was soll man dann noch von deinen Ausführungen halten? (Dass da auch chemische Prozesse eine Rolle spielen, ist keine Frage, aber nicht für die eigentliche Lötverbindung, sondern nur für die Wirkung des Flussmittels.) > Ich bin kEIN Experte, will auch nicht sein und kenne mich Fachlich > nicht perfekt aus. Ich will auch nicht diskutieren. Machst du aber.
Ich frage mich, was das soll. Sämtliche Bestücker die ich kenne haben ihre Bleihaltigen Anlagen zurückgebaut. Mit Glück haben sie noch eine Blei-Wellenlötanlage irgendwo in der Ecke stehen. Der absolute Großteil wird bleifrei gelötet. Man darf sich also so weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, daß das heutzutage kein Ausfallgrund mehr ist. In den Anfangsjahren kurz nach der Einführung gebe ich dir recht, da gab es vermehrt Ausfälle. Diese Zeit ist jedoch überwunden. Ich arbeite auch bei einem Medizintechnik Hersteller, wir arbeiten schon sehr lange Bleifrei, auch für Prototypen, die man von Hand lötet. Man benötigt ein gutes Flussmittel, dann bekommt man damit durchaus sichere und Langlebige Lötstellen hin. De facto unterscheidet sich der Lötvorgang nur durch die Temperatur des Lötkolbens, welche geringfügig höher ist. Das ist aber weder beim Auf, noch beim Entlöten ein Problem. Mittlerweile sind auch alle Bauteile, die ich verarbeite, Bleifrei, im Gegenteil, es ist ja schon schwierig Bleihaltige Bauteile zu bekommen. Wenn man aber Bleifreie Bauteile mit Bleihaltigem Lot lötet kann man sehr leicht kalte Lötstellen produzieren, die dann auch noch schwer erkennbar sind.
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Bearbeitet durch User
JoJoBa schrieb: > Ohne mich in eine Diskusion zu verwickeln, > wollte ich drauf aufmerksam machen, dass eine einseitige > Stellungsnahme zum Bleifreilöten nicht zufriedenstellend zur > Aufklärung beiträgt. Vielleicht sollte trotzdem angemerkt werden, dass bleifrei heutzutage Stand der Technik und vor allem Stand geltenden Rechts ist. > Weichlöten ist kein physikalischer, sondern ein chemischer Vorgang. > Das flüssige Lot löst die festen Füge-Bestandteile und durch Diffusion > findet eine Mischung statt, die beim Erstarren des Lotes zur > Legierungsbildung führt . Aber nur direkt am Übergang. Das nennt sich dann "Intermetallische Phase". Diese Grenzschicht ist nur wenige µm dick. Den Exkurs in die Werkstoffwissenschaften spare ich mir mal, er enthält keinen argumentativen Wert. > Soviel ich weiß, beim Pb haltigem Löten sind nicht so sehr die > entstehende Gase Gesundheitsbedenklich, sondern die Tatsache,dass > Lötzin angefasst wird. Pb Schmelzpunkt liegt bei etwa 330C aber > zur Pb-Verdampfung kommt es beim Löten nicht, erst bei viel höheren > Temperaturen. Und die Entsorgung ist problematisch. Schwermetalle reichern sich in Organismen an und werden nicht wieder ausgeschieden. Und wer vom verbleiten Löten noch keine Atemwegsbeschwerden bekommen hat, hat noch nie ohne Abzug länger damit gearbeitet. Die Dämpfe, die beim bleifreien Löten entstehen, sind ebenfalls keineswegs ungiftig. > Im gegensatz zu Bleifreiem Löten, wo technisch bedingt mit höcheren > Temperaturen und anderen gefährlichen Flußmittelbestandteilen > gearbeitet wird,geht die Gefahr also vielmehr von den Folgen > einer hohen oder zu hohen Löttemperatur aus bzw die Entstehung von > gesundheitsschädlichen Prozessgasen der Verbrennung von Flussmitteln und > der Verdampfung von Lösungsmitteln. Deswegen ist eine Lötrauchabsaugung vorgeschrieben. > Ich bin kEIN Experte, will auch nicht sein und kenne mich Fachlich > nicht perfekt aus. Ich will auch nicht diskutieren. > Habe die TO Frage aber aufgeschnappt, um diese Argumente hier > für interessenten bereitzustellen, da die ERFAHRUNG ein ganz > anderes Bild wiedergeben kann, wie die Medienbestrebungen > dazu das Bleihaltiges Löten zu Verdammen und Bleifreies als fast > bedenkenlos darzustellen ! Bist du jetzt Experte oder zumindest aussagekräftig, oder nicht? Du willst nicht diskutieren, stellst aber Argumente bereit und verweist auf deine unantastbare "Erfahrung". > Zu den "Kalten Lötstellen" möchte ich noch Folgendes erwähnen; > Ich arbeite in der Industrie in einer Werkstatt, wo etwa 3 Dutzend > Techniker die Entwicklungsabteilung-Pläne von Prototyp-Elektronik > in die Praxis umsetzen. Somit ist unsere Arbeit mit ständigem > Handlöten verbunden (pro Person Jährlich etwa 3Kg Lötzinn und mehr) > Wie Oben erwähnt, wir sind ofiziell von diesem Umstellungszwang > befreit worden ! Was hat das mit kalten Lötstellen zu tun? Vielmehr darf hier angemerkt werden, dass bleifreie Prozesse heutzutage von jedem EMS absolut problemlos beherrscht werden. Das Prozessfenster dafür ist absolut beherrschbar und fehlerhafte Lötstellen, die wirklich auf bleifreie Lötung zurückzuführen sind, habe ich seit über 10 Jahren nicht gesehen. Und abschliessend noch eine Bemerkung: Firmen werden nicht von der Einhaltung von RoHS befreit. Es gibt Produktgruppen, für die Ausnahmen gelten. Das ist ein großer Unterschied. > > MfG!
JoJoBa schrieb: > Zu den "Kalten Lötstellen" möchte ich noch Folgendes erwähnen; > Ich arbeite in der Industrie in einer Werkstatt, wo etwa 3 Dutzend > Techniker die Entwicklungsabteilung-Pläne von Prototyp-Elektronik > in die Praxis umsetzen. Somit ist unsere Arbeit mit ständigem > Handlöten verbunden (pro Person Jährlich etwa 3Kg Lötzinn und mehr) > Wie Oben erwähnt, wir sind ofiziell von diesem Umstellungszwang > befreit worden ! Man, was muß das für eine Bastelbude sein. Handlöten mit bleifreiem Lot geht seit der Umstellung vor ?13? Jahren völlig problemlos. Alle anderen können das. Warum Deine Firma nicht? Selbst unter sub-optimalen Bedingunen am heimischen Lötplatz bleifrei handgelötete Platinen, die seit über 10 Jahren im Außenbereich eingesetzt sind, funktionieren bei mir ununterbrochen fehlerfrei. Ist schon wieder Troll-Zeit?
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O.K. Als Threadersteller melde ich mich nochmal. Sorry, ich wollte wirklich keine ideologische Diskussion auslösen... Vielleicht können mir die erfahrenen Kollegen Ihre Lot/Flussmittel- Kombination einfach mal mitteilen( Umfrage?) Danke, und einen schönen Tag noch Steffen
> Vielleicht können mir die erfahrenen Kollegen Ihre Lot/Flussmittel- > Kombination einfach mal mitteilen( Umfrage?) Du kannst bleifrei sehr gut mit allen Loten loeten die einen geringen Nickelanteil haben. Das ist z.B SN100C. Das funktioniert nicht nur super in Loetstrassen sondern auch sehr gut bei Handloetungen. Es gibt aber vier Probleme: 1. Ist der Umgang mit Nickel auf Dauer gesund? (Nickelallergie) 2. Leute die mit bleihaltigem Lot nicht gut loeten koennen, die sind bleifrei noch schlechter. (vgl: der Typ mit der Frickelbude hier im Thread) Wenn man aber loeten kann dann ist es damit kein Problem! 3. Bleifrei zu loeten ist auf jedenfall eine hoehere thermische Belastung fuer Bauteile und vor allem Platinen. Und genau deshalb nutze ich in der Entwicklung lieber verbleit weil man oefter mal an einer Platine an derselben Stelle rumloetet. 4. Platinen mit grosser Masseflaeche und dick Kupfer die sich auch mit Blei schon schlechter von Hand loeten lassen, sind bleifrei natuerlich noch schlimmer. Man braucht dann eher eine Vorwaermplatte die man privat kaum haben duerfte. Es gab aber in der Anfangszeit auch einige bleifreie Lote die sich wirklich sehr beschissen loeten liessen. Also aufpassen was man kauft! Olaf
Moin! Ich hatte hier schon einmal das Lot (Sn99.3Cu0.7 von Elsold) beschrieben, mit dem ich meine Schaltungen per Hand lötet. THD und SMD bis 0.5er Fine-Pitch. Beitrag "Re: Was für eine Entlötlize, welches Flußmittel und welches bleifreie Lot soll man sich kaufen?" Gruß Carsten
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wir setzen bei uns das Amasan BF32-3 ein. Wir haben damasl auch etliche sorten getestet. Das war tatsächlich ziemlich aufwendig und am Schluss stellte sich das BF32-3 als das (für uns) Beste raus. Wir nehmen es heute noch, denn es ist wirklich gut. Wir nehmen je nach Lötstelle 0,5mm oder 0,8mm. 1mm haben wir getestet, ist aber schon wg. der benötigten Energie für bleifreie Lote schlechter zu löten. Wichtig: wir (bzw. der Idiot von Einkäufer ;-)) haben dann allerdings den Fehler begangen und das (vermutlich billigere) BF32-2 gekauft - das war dann deutlich schlechter und liegt heute noch verschmäht im Lager.
Wir benutzen auf der Arbeit AG3,8 SN95.5 CU0.7 harzfrei. Funktioniert eigentlich kaum schlechter als Bleihaltiges. Riecht nach Orange beim löten :-)
Robert schrieb: > wir setzen bei uns das Amasan BF32-3 ein. Ich benutze das oben verlinkte Felder EL Sn100Ni+, da ich zu dem Zeitpunkt, als ich es gekauft habe, von Amasan BF32-3 noch nichts wusste. ;-) Seitdem wartet die Rolle drauf, bis sie endlich mal alle wird, aber das wird wohl noch ein Weilchen dauern … Ich kann die im genannten Thread getroffenen Einschätzungen so bestätigen. Seit ich mir eine (einfache) JBC-Station gegönnt habe, löte ich den normalen Krams bleifrei mit den gleichen 320 °C Temperatur, die ich früher mit der Weller für bleihaltiges Lot eingestellt hatte. Fürs Grobschlächtige (FR4-Teile zusammenlöten oder große Blechteile) habe ich auch noch einen ansehnlichen Rest von Edsyn SAC 8250 in 0,8 mm, den ich mir zu Beginn der Bleifrei-Ära mal gekauft habe. Das fließt halt nicht ganz so schön. Ach so, einen Flussmittelstift sollte man immer parat haben. (Bleihaltiges Lötzinn hab' ich auch noch rumliegen, benutze es aber kaum noch.)
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Hi, Also das für Allerweltsprodukte bleifreie Lötung keine Problem mehr ist, das bezweifelt hoffentlich niemand mehr ernsthaft.. Anfangs gab es tatsächlich massive Probleme, aber insbesondere die Automatisierte Fertigung bereitet keinerlei Kopfzerbrechen mehr. Was bei Beschlussfassung der Bleifreipflicht nicht vorlag, aber auch jetzt noch nicht abschließend abschließend vorliegt, das sind echte Langzeiterfahrungen bei mechanisch stark beanspruchten Verbindungen (Erschütterungen, Vibrationen usw.) ODer wie die Langzeitzuverlässigkeit bei bestimten Umgebungsbedingungen (klimatisch, chemisch) sich entwickelt. Das ist bisher nur aus Laborversuchen für eine Zeitdauer größer 15 Jahre abschätzbar. Daher hat man aus Sicherheitsgründen bei Produkten wo dies in einer realen Gefährdung von Menschenleben münden kann Ausnahmeregelungen getroffen. (Wobei dies nur einer der beiden Hauptgründe für die Ausnahmeregelungen ist) Und ja - für bestimmte Produkte ist bleifreies Lot bis heute NICHT zulässig. Ist natürlich nicht in einem speziellen Gesetz geregelt, sondern in Anforderungen der Auftraggeber und ggf. (noch) in gewissen Internationalen Normen/Verträgen. Aber ich selbst kenne nur für ersteres konkrete Fälle. Wird aber immer weniger. Aber wie gesagt, wirklich problematisch ist Bleifrei heute nicht mehr in der Verarbeitung. Allerdings: Bleifreies Löten HAT einige Nachteile. Der Größte ist die höhere Löttemperatur. Das betrifft automatiserte Fertigung genauso wie Handlötung. Die Bauteile werden stärker gestresst, was halt höhere Anforderung an die Einhaltung der Prozessparameter stellt. ISt aber auf jeden Fall beherrschbar. Ansonsten fällt mir für die automatisierte Fertigung (Reflow/Dampfphase) jetzt kein weiteres größeres Manko mehr ein. Anders ist es aber bei der Handlötung: Es gibt mittlerweile ja durchaus einige brauchbare Drahtlote. Das ist keine Frage. Ich verwende -wie im anderen Thread geschrieben- für alle bleifreien Lötungen auch das AMASAN BF 26-3. Damit kann man arbeiten. ABER: Keines der Lote -auch das BF26-3 kommt in der Anwendung an ein auch nur mittelklassiges Bleilot heran. Die Verarbeitung ist zwar nicht "schwierig" aber doch unbequemer. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht das die entstehenden Flussmitteldämpfe mich doch deutlich beeinträchtigen, während ich bei dem normalne Bleilot überhaupt keine Probleme habe. Auch sind die Standzeiten der Lötspitzen mit Bleilot deutlich höher und ich habe auch die Erfahrung gemacht das meine Entlötstation (Weller VP801) mit bleifreien Lot deutlich häufiger gereinigt werden muss als beim normalen Lot. Und zu guter letzt ist vernünftiges Bleifreies Lot auch noch dreimal so teuer wie Bleilot. Das alles sind doch schon deutliche NAchteile. Und das wo es praktisch keinen Vorteil für den Anwender bei bleifreien Lot gibt. ZWar wird immer wieder die Gesundheitsgefährdung durch Blei angegeben, aber wenn man sich die tatsächlichen Verhältnisse ansieht ist das für einen vernünftigen Hobbyisten Blödsinn. Wenn man mit Bleilot hantiert können zwar tatsächlich geringste Bleispuren an die Hände kommen, aber wenn man nun nicht gerade den ganzen Tag abwechselnd Bleilot in die Hände nimmt (oder gar durch die Hände zieht) und dann wieder die Finger in den Mund nimmt (oder halt mit den FIngern isst), sind die aufgenommen Mengen von nicht nachweisbar bis unbedenklich. Und dann kommt noch dazu von dem Oral Aufgenommenen Blei bei einem Erwachsenen gerade mal 10% Überhaupt resorbiert werden... Also vor dem Essen Hände waschen und es besteht absolut KEINE Beeinträchtigung. Aber das sollte selbstverständlich sein wenn man bastelt. Zumal auch bleifreies Lötzinn und andere Dinge die man beim Basteln anpackt jetzt nicht gesundheitsfördernd ist. Verdampfen oder sonstwie in die Luft geblasen wird ja beim Löten vom Blei überhaupt nichts... Da ist das agressivere FLussmittel beim Bleifreien Lot doch schon stärker Beeinträchtigend. Daher: Wer darf, der ist gut beraten beim Bleihaltigen Lot zu bleiben. Mit Bleifreien geht zwar auch alles, aber es ist halt unnötigerweise teurer und Umständlicher... Gruß Carsten P.S.: Bei mir wurde vor ein paar Jahren, als ich noch richtig viel gelötet habe und -ich gebe es schamvoll zu- dabei auch noch regelmäßig gegessen habe, mal der Bleiwert im BLut bestimmt. Ergbeniss: Noch Unterhalb des Durchschnittswertes von Großstädlern in derselben Altersgruppe. Und das wo ich zu dem Zeitpunkt schon über 15 Jahre viel mit Bleitlot gebastelt habe und 10 Jahre neben Hobby auch noch im Job damit zu tun hatte.
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Bearbeitet durch User
Ich persönlich trauere dem bleihaltigen Lötzinn eigentlich nur noch bei großen Masseflächen (z.B. dem Auflöten eines TO252 oder D2PAK oder dem Einlöten eines Steckers/Kabels direkt in eine Massefläche) nach, da ist das Löten tatsächlich langwieriger, das bleihaltige schmilzt einfach schneller. Dafür muss ich nicht mehr aufpassen, dass ich mit meinen verbleiten Fingern nicht an meinem Mund komme oder nicht mehr in der Nase pule ;-) >Daher: Wer darf, der ist gut beraten beim Bleihaltigen Lot zu bleiben. >Mit Bleifreien geht zwar auch alles, aber es ist halt unnötigerweise >teurer und Umständlicher... mmhhh - hier http://www.shop.display3000.com/werkstatt/loetzinn-lote/index.html steht aber etwas anderes. Da die Bauteil-Pins meist bleifrei verzinnt sind und die Leiterbahnen oft auch (HAL), betrifft es wohl jeden. Klar, für Hobbyzwecke geht sicher auch verbleit, aber professionell kann man sich solche potentiellen Probleme nicht leisten. Zitat aus dem Link oben: "Ein Mischen von verbleitem und unverbleitem Lot kann jedoch auf der Leiterplatte zu Problemen führen (z.B. dem Abheben von Leiterbahnen, dem sog. Lift-Off, durch unterschiedliches Erstarrungsverhalten). Zudem kann dann der Schmelzpunkt an der Übergangsstelle noch unterhalb dem von verbleitem Lötzinn liegen, was besonders bei sich stark erwärmenden Bauteilen problematisch sein kann."
Robert schrieb: > Zudem kann dann der Schmelzpunkt an der Übergangsstelle noch unterhalb > dem von verbleitem Lötzinn liegen, was besonders bei sich stark > erwärmenden Bauteilen problematisch sein kann. Das ist allerdings nur ein Problem für bismuthaltige Lote. Eine rein verzinnte Oberfläche kann man in jedem Falle auch problemlos mit bleihaltigem Lot verlöten, ohne Probleme erwarten zu müssen. Bismuthaltige Lote waren in der Anfangszeit von bleifrei (eben wegen ihres geringen Schmelzpunktes) deutlich mehr in der Diskussion, als sie es heutzutage noch sind, da die Industrie die um 30 K höhere Verarbeitungstemperatur der zinndominierten Lote durchweg in ihren Prozessen zu beherrschen gelernt hat. Heute taucht sowas eigentlich nur noch für Sonderfälle auf, bei denen man für sehr wärmeempfindliche Bauteile mit geringer Temperatur löten muss.
>Das ist allerdings nur ein Problem für bismuthaltige Lote.
Naja, nicht wirklich. Durch mischen zweier Stoffe/Legierungen (hier also
Lote) kreiert man eine neue Legierung mit neuen (hier völlig
unbekannten) Eigenschaften und der Schmelzpunkt der neuen Legierung
liegt auf jeden Fall niedriger als bei den beiden verwendeten Loten
(bleifrei / bleihaltig). So habe ich das auf jeden Fall mal gelernt,
wenn mich mein Gedächtnis nicht in die Irre führt... ich lass mich aber
gerne korrigieren.
Ich bekomme also so eine Menge Lötpunkte mit unvorhersehbaren und
unterschiedlichen Eigenschaften. So ganz unproblematisch ist das also
nicht. Für private Prototypen und Basteleien aber vermutlich OK.
> Und zu guter letzt ist vernünftiges Bleifreies Lot auch noch > dreimal so teuer wie Bleilot. DAs ist nicht ganz so schlimm weil man Lot nach Gewicht kauft, aber nach Volumen verbraucht und bleifrei ist leichter. Olaf
Günter schrieb: > Durch mischen zweier Stoffe/Legierungen (hier also Lote) kreiert man > eine neue Legierung mit neuen (hier völlig unbekannten) Eigenschaften > und Jein. Die wesentlichen Legierungspartner, die die Eigenschaften bestimmen, sind ja bekannt: Blei, Zinn, Silber. Deren Verhalten bezüglich Eutektika ist damit ebenfalls bekannt. Die Anteile an Nickel, Germanium und dergleichen spielen da keine große Geige, da sie sehr gering sind. Selbst der Silberanteil hat bezüglich des Schmelzpunktes nur sehr wenig Einfluss: sowohl die Reinzinnlote als auch die SAC-Lote (Sn, Ag, Cu) haben Schmelzpunkte, die sich nur um wenige Kelvin unterscheiden. Neben Bismut wäre noch Indium ein Kandidat, bei dem sich niedrige Schmelzpunkte ergeben, ist aber meiner Kenntnis nach noch seltener in Loten anzutreffen als Bismut. (Manchmal hilft da auch die Ökonomie :), Indium ist meines Wissens ziemlich teuer.) > der Schmelzpunkt der neuen Legierung liegt auf jeden Fall niedriger > als bei den beiden verwendeten Loten (bleifrei / bleihaltig). Wenn du das übliche nahe-eutektische SnPb-Lot (Schmelzpunkt so um die 185 °C) mit Reinzinn- oder SAC-Loten (Schmelzpunkt um 220 °C) mischst, dann bleibt der Soliduspunkt wie bei SnPb (183 °C), der Liquiduspunkt schiebt sich in Richtung höherer Werte. Wenn das beteiligte Reinzinn nur aus der dünnen Verzinnung einer Platine oder eines Anschlussbeinchens herrührt, wird der Unterschied kaum messbar sein, denn letztlich entscheiden die Mengenanteile.
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Bearbeitet durch Moderator
Mit dem höheren Schmelzpunkt bleifreier Lote wird im Lötprozess der Grat zwischen Bauteilbelastung und Löttemperatur schmaler, d.h. das Toleranzfenster für Schwankungen von Prozessparametern wird kleiner. Zusammen mit nicht so toller Prozesskontrolle resultiert draus dann eine geringere Zuverlässigkeit der verarbeiteten Baugruppen.
W.A. schrieb: > Zusammen mit nicht so toller Prozesskontrolle resultiert draus dann eine > geringere Zuverlässigkeit der verarbeiteten Baugruppen. Oder andersrum: mit besserer Prozesskontrolle ist es am Ende kein Problem, die gewohnte Zuverlässigkeit dennoch zu erreichen.
Ich verwende schon seit Jahren auch fuer Prototypen Bleifrei. Nach ein paar Tests kam heraus, dass die Loten mit vielFlussmittel besser fuer manuell gehen. Ich verwend eines mit 3% Flussmittel, Silber und Kupfer. NB. Erstaunlich mit welchen Argumenten die Umweltschweine ihr schaendliches Tun rechtfertigen.
JoJoBa schrieb: > Nebenbei gemerkt; in der Rüstungsindustrie, Raumfahrt und > Medizinelektronik ist Bleifrei verboten!!! Nein. In ECSS-Q-ST-70-08C und ECSS-Q-ST-70-38C findet sich auch bleifreies Lot.
Offenbar erinnert sich niemand an die Reparaturen, die er an Geräten mit bleihaltigem Lot dürchführen dufte: Sich selbst ausgelötete Transistoren und Relais, zumindest so weit die Lötstelle erhitzt daß das weiche Lot durch Erschütterungen immer wieder aufgebrochen wurde bis die Lötstelle endlich keinen Kontakt mehr gab. Das Problem ist mit bleifreiem Lot auf Grund der höheren Schmelztemperatur sicher geringer geworden, bleifreies Lot ist in der Hinsicht also zuverlässiger. Und einen Bastler, der sich nach jedem Anfassen von Leiterplatten und Lot die Hände wäscht, bevor er Essen geht, ist mir auch noch nicht untergekommen. Der Bastler ist derjenige, der von Bleifreien Lot am meisten profitiert. Der normale Anwender lässt das Blei schön im verschlossenen Gehäuse von Kauf bis zu Entsorgung. Bedauerlicherweise verschiessen Jäger immer noch Tonnen von Blei in die Umwelt, wo sie zu qualvollem Sterben vieler Tiere (die nicht mal Ziel des Schusses waren) führen und ganze Regionen (beispielsweise der Grund von Seen) nachhaltig mit Blei verseuchen. Aber die Killer in Grün haben eine starke Lobby und sowieso ein kaltes Herz.
Ich mag die Frage jetzt garnicht stellen ... Meiner Info nach ist das auch die einzige Ausnahme warum in bestimmten Bereichen noch weiterhin mit bleihaltigen Lot gearbeitet wird. Bleifreis Lot kann Whisker bilden: --> https://de.wikipedia.org/wiki/Whisker_%28Kristallographie%29 --> http://www.dguv.de/medien/ifa/de/pra/zinnwhisker/ifa_info_zinnwhisker.pdf Hat jemand mit dem Problem schon mal zu tun gehabt, darüber gestolpert, also beruflich?
Michael B. schrieb: > Und einen Bastler, der sich nach jedem Anfassen von Leiterplatten und > Lot die Hände wäscht, bevor er Essen geht, ist mir auch noch nicht > untergekommen. Der Bastler ist derjenige, der von Bleifreien Lot am > meisten profitiert. Der normale Anwender lässt das Blei schön im > verschlossenen Gehäuse von Kauf bis zu Entsorgung. Doch, ich! Denn für mich gilt, "Vor dem Essen händewaschen nicht vergessen!". Mindestens, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Geld, Straßenbahnhalterungen, Krankenhaus usw. sind viel gefährlicher als eine Bleileiterplatte. Sehr kritisch wird ein vercadmiertes Teil in Zusammenhang mit Obst. Diese silbrigen Eisenteile sind in alten Radios zu finden.
Michael B. schrieb: > Sich selbst ausgelötete Transistoren und Relais, zumindest so weit die > Lötstelle erhitzt daß das weiche Lot durch Erschütterungen immer wieder > aufgebrochen wurde bis die Lötstelle endlich keinen Kontakt mehr gab. Dafür hat bleifreies Lot den Nachteil, starrer zu sein, was bei Biege- und Scherbelastungen zu einem früheren Reißen der Lötstelle führen kann. Und das ist nicht nur ein theoretisches Problem. SkyperHH schrieb: > Bleifreis Lot kann Whisker bilden: [...] > Hat jemand mit dem Problem schon mal zu tun gehabt, darüber gestolpert, > also beruflich? Ja, habe ich. Macht keinen Spaß. Allerdings sind sowohl die Reinzinnbeschichtungen der IC-Beinchen als auch die Lote in den letzten anderthalb Jahrzehnten so viel besser geworden, dass das Problem bei den meisten Anwendungen keines mehr ist. Whiskerbildung ist ein Spannungsabbauprozess. Wenn also keine innere (mechanische) Spannung im Zinn ist, gibt es auch keine Whisker. Für diese Spannung kann es verschiedene Ursachen geben: Biegen von IC-Beinchen nach dem Verzinnen; zu schnelles Abkühlen von Lötstellen; externe Temperaturwechsel. Die NASA hat eine eigene Website dafür: http://nepp.nasa.gov/whisker/ Mein Lieblingsbild: http://www.leadfreedod.com/images/pbfree-verdi2.gif Max
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Bearbeitet durch User
Christian B. schrieb: > Man darf sich also so weit aus dem Fenster lehnen > und behaupten, daß das heutzutage kein Ausfallgrund mehr ist. In den > Anfangsjahren kurz nach der Einführung gebe ich dir recht, da gab es > vermehrt Ausfälle. So wie damals, als die NVidia GPUs in Notebooks ausfielen, wofür die Umstellung auf bleifrei schuld war? Denke, wenn es ums Geld geht, werden die Probleme sehr schnell in den Griff bekommen haben
Steffen N. schrieb: > Ich habe diesen Thread als sehr interessant empfunden: > Beitrag "Vergleich Lötzinne: Felder EL Sn100Ni+ und Amasan BF32-3" Persönlich verwende ich (neben einer steinalten bleihaltigen Rolle) Amasan BF26-3 (ja, sechsundzwanzig-drei)... Ich kann in der Verarbeitung beim Handlöten eigentlich keinen Unterschied zum bleihaltigen Lot feststellen, wenn man von der leicht höheren Temperatur einmal absieht. HTH, Stefan
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