Forum: Markt Was sind eure Erfahrungen mit Bauteilen aus China ?


von The D. (thedaz)


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Auf AliExpress werden Bauteile in 100er Gebinden zu Preisen 
verschleudert, für die man hier in D manchmal nichtmal ein einziges 
bekommt. Der Verdacht liegt nahe, dass es bei solchen Angeboten nicht 
mit rechten Dingen zugeht. Ich habe von Kollegen gehört, dass 
unglaublich viel Fake-Ware im Umlauf ist und man von solche Angeboten 
besser die Finger lässt. Was sind eure Erfahrungen ?

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Gegenfrage:
Welche elektronischen Bauteile kommen denn NICHT aus China?

Die Preise bei Ali und Co. sind nicht billig, nur hier ist eben jeder 
Schritt und jeder Handschlag sehr teuer. In China nicht.
Und es gibt ja nicht vor allem Ali, die richtigen Billig-Chinesen 
verkaufen ja auch und vor allem über eBay.

Das kann man eigentlich alles gut kaufen, ich hatte noch keine Probleme 
damit.

Und Plagiate sind das meist nicht. Wenn schon dann eher aussortierte 
Bauteile aus der regulären Produktion.
Plagiate gibt es z.B. bei den FTDIs nachweislich. Aber sonst sieht es da 
eher dünn aus.

von Dieter J. (fossi)


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Schau Dir halt das an.
Beitrag "Made in China Dokumentationen?"

und da die 2 Links im 2ten Beitrag.

Vielleicht beantwortet das dir deine Frage.

von Sni T. (sniti)


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Cyblord -. schrieb:
> Plagiate gibt es z.B. bei den FTDIs nachweislich. Aber sonst sieht es da
> eher dünn aus.

Ne, der ist nur einer der Chips, bei denen es auffällt. Der Rest ist 
auch zu 90% nicht original bzw refurbished.

Für Bastelgeschichten sicher oft OK, produzieren würde ich mit den 
Teilen nicht wollen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Dieter J. schrieb:
> Schau Dir halt das an.
> Beitrag "Made in China Dokumentationen?"
>
> und da die 2 Links im 2ten Beitrag.
>
> Vielleicht beantwortet das dir deine Frage.

Das ist nicht das, was du bekommst, das ist das, was die uu. selbst 
wieder verlöten. Auf ali kriegt man neuware, teils mit etwas 
schlechteren spezifikationen meist jedoch nicht von normaler ware von 
westlichen distributoren unterscheidbar egal ob original oder gut 
gefaked

von The D. (thedaz)


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Dieter J. schrieb:
> Schau Dir halt das an.
> Beitrag "Made in China Dokumentationen?"
>
> und da die 2 Links im 2ten Beitrag.
>
> Vielleicht beantwortet das dir deine Frage.

Die Artikel beschreiben das wie und den vermutlichen Marktanteil an 
gefälschten Bauelementen. Danke für die Info, mir ging es aber viel mehr 
um eure Erfahrungen , bzw. welchen chinesischen Distributoren man trauen 
kann bzw. welche man meiden sollte.

von Pete K. (pete77)


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Habe bei Ali mal einen MAX3232 Seriell-Konverter gekauft. Der ging nur 
bis 1200 Baud, danach war Ende. Nach dem Einlöten eines Originalteils 
war alles gut.

Der MAX3232 war definitiv ein Fake.

von Flip B. (frickelfreak)


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Was die zu uns hier liefern ist auf jeden fall nicht ausgelötet, sondern 
neu hergestellt oder ungelabelt. Wie gut lässt sich nur durch versuch 
herausfinden.

von Max B. (maxmb) Benutzerseite


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Ich hatte mal 100 MAX485ESA in SO8 von Ali zu <5€. Katastrophal. Viele 
ließen sich durch berühren von A/B mit dem Tastkopf dazu bringen 
plötzlich irre heiß zu werden und in einer kleinen Stichflamme 
aufzugehen.

Des Weiteren war ihr Eingangswiderstand viel zu klein, die Unit Load 
also viel zu groß... unbrauchbar.

Es war halt verführerisch. Ein MAX485 in SO8 kostet bei Reichelt 
1,35€...

: Bearbeitet durch User
von Torben K. (tokuhila)


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Div. LM2596 sind nur LM2576, div. IR-MOSFETs sind irgendwelche MOSFETs 
unbekannter Daten. Gab zu allem problemlos das Geld zurück.

von F. F. (foldi)


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Ich kaufe eigentlich sehr viel dort und bis auf zwei Teile habe ich noch 
nichts zu bemängeln gehabt.
Ich habe auch nie gebrauchte Teile bekommen.

Selbst die FTDIs waren echt.

: Bearbeitet durch User
von Mehmet K. (mkmk)


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Ich kaufe sehr oft in China ein und habe bis heute nur 2x daneben 
gegriffen.
Man muss bei solchen chinesischen Angeboten iregnedwie versuchen, seinen 
Verstand nicht vom Wunschdenken trüben zu lassen.
Z.Bsp. habe ich es bis heute nicht gewagt, einen STM32 oder dergleichen 
bei Aliexpress zu bestellen. Einen 3-Beiner hat man schnell mal 
getestet. Aber einen mit 100 Pins muss man erst mal verlöten, bis man 
merkt, was man vor sich hat. Und auch dann kann man sich nicht ganz 
sicher sein, ob auch wirklich alles koscher ist.

von Sebastian V. (sebi_s)


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Mehmet K. schrieb:
> Z.Bsp. habe ich es bis heute nicht gewagt, einen STM32 oder dergleichen
> bei Aliexpress zu bestellen.

Ich schon. Mehrere STM32F103C8T6 für 1,50€ das Stück. Liefen bisher alle 
ohne Probleme. Bei einem Chip fehlte aber tatsächlich mal die Pin 1 
Markierung (die runde Vertiefung in einer Ecke des Gehäuses), ich hab 
mich dann einfach an der Beschriftung orientiert. Selbst der Chip läuft 
obwohl mir das schon sehr seltsam erschien. Ich habe allerdings nicht 
die komplette Peripherie getestet und auch nur bei Zimmertemperatur.

von Cyblord -. (cyblord)


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Sebastian V. schrieb:
> Mehmet K. schrieb:
>> Z.Bsp. habe ich es bis heute nicht gewagt, einen STM32 oder dergleichen
>> bei Aliexpress zu bestellen.
>
> Ich schon. Mehrere STM32F103C8T6 für 1,50€ das Stück. Liefen bisher alle
> ohne Probleme. Bei einem Chip fehlte aber tatsächlich mal die Pin 1
> Markierung (die runde Vertiefung in einer Ecke des Gehäuses), ich hab
> mich dann einfach an der Beschriftung orientiert. Selbst der Chip läuft
> obwohl mir das schon sehr seltsam erschien. Ich habe allerdings nicht
> die komplette Peripherie getestet und auch nur bei Zimmertemperatur.

Nur ist es einfach total unwahrscheinlich dass sie einen ganzen STM32 
Faken. Und dann aber nicht in der Lage sind das Gehäuse auch 1:1 
abzukupfern. Wenn schon, dann ist da jemand an die Dies oder Wafer 
gekommen und die wurden in ner Hinterhoffabrik oder in einer speziellen 
"Nachtschicht" ins Gehäuse gebondet. DAS ist nämlich relativ einfach.

von Mac G. (macgyver0815)


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Sebastian V. schrieb:
> STM32F103


Cyblord -. schrieb:
> Nur ist es einfach total unwahrscheinlich dass sie einen ganzen STM32
> Faken.

Gerade der F103: Gigadevices GD32F103.
Ist effektiv ein "kompatibler" Clone vom STM32F103 mit ein paar 
Zusatzfeatures.
Vielleicht könnte man den umlabeln und als original verkaufen...

Ganz ähnlich wie bei den FT232 clones...
Irgendwo stand auch das ST versucht da gegen vorzugehen - nur 
hoffentlich machen sie das etwas geschickter als FTDI ;-)

von Sebastian V. (sebi_s)


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Mac G. schrieb:
> Gerade der F103: Gigadevices GD32F103.
> Ist effektiv ein "kompatibler" Clone vom STM32F103 mit ein paar
> Zusatzfeatures.
> Vielleicht könnte man den umlabeln und als original verkaufen...

Gibts da einen einfachen Test um rauszufinden ob mein IC ein solcher 
GD32F103 ist? Angeblich kann man ihn höher Takten aber ein STM32F1 hört 
ja auch nicht direkt bei 73 MHz auf zu funktionieren.

von Mehmet K. (mkmk)


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Sebastian V. schrieb:
> Ich schon. Mehrere STM32F103C8T6 für 1,50€ das Stück. Liefen bisher alle
> ohne Probleme.

Man muss vielleicht unterscheiden, was man damit machen will. Für eine 
Schaltung für mich persönlich: okay, kein Problem. Aber wenn man die 
Schaltung für teures Geld verkauft und der Kaeufer damit ebenfalls Geld 
verdienen will ... also da doch lieber bei Farnell bestellen. Wobei das 
ja auch keine 100% Garantie ist. (Hatte vor ein paar Monaten auch dort 
einen Treffer gelandet.)

von Benedikt S. (benedikt_s)


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Ich habe gerade 10 DS3231SN Module mit HK24C32 EEPROM und Akku für je 
1,055€ gekauft. Irgentetwas kann mit diesen Chips nicht stimmen, bei 
diesem Preis. Sie Funktionieren aber hervorragend, der Akku wird geladen 
sie behalten die Uhrzeit gegen in einem Monat nur 2 Sekunden falsch.

Für ein kommerzieles Produkt würde ich sie aber nicht verwenden.

von Manuel A. (manuel_a)


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Ist zwar kein einzelnes Bauteil aber ich hab über eBay mal einen Arduino 
Due Klon gekauft. Der lief anfangs auch richtig gut bis es Sommer wurde. 
Bei hohen Temperaturen (war in einem Auto verbaut) hängte er sich beim 
ersten mal starten einfach auf. Ein Reset half dann. Hab den dann durch 
ein original ersetzt und der läuft im Sommer als auch im Winter 
einwandfrei.

von Dieter F. (Gast)


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Ich habe bisher mit Bauteilen keinerlei Probleme gehabt - egal was.

Anders sieht es bei fertigen Platinen aus. Bei step-down-Wandlern z.B. 
hatte ich schon mal 1/3 Ausschuss in einer Lieferung.
Wird halt alles "hingerotzt" - funktioniert aber i.d.R. (-> z.B. Display 
schief aufgelötet etc.).

Mechanische Teile - ich habe Linearschienen gekauft - würde ich dort NIE 
WIEDER bestellen. War alles Schrott :-(

von Einhart P. (einhart)


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Ich hatte mit Bauteile auch noch kein Problem. Wenn aber Bauteile 
angeboten werden, die nur 20% vom 10000er Preis eines Distributors 
kosten sollen, dann darfst du dich nicht wundern. Da ist ein bischen 
Augenmaß gefragt.

von Sni T. (sniti)


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Cyblord -. schrieb:
> Nur ist es einfach total unwahrscheinlich dass sie einen ganzen STM32
> Faken. Und dann aber nicht in der Lage sind das Gehäuse auch 1:1
> abzukupfern.

Wird doch im 3. Beitrag erklärt. Die Dies werden ausgebaut und kommen in 
ein neues Gehäuse. Dan hast du z.B. anstatt der Version G laut 
Gehäuseaufdruck eben die Revision A von 1990. Für viele 
Bastlergeschichten mag das nichts ausmachen, wenn der Chip Probleme 
macht wird der eben getauscht. Aber wenn du Geräte fertigst und dann 
große Stückzahlen beim Kunden ausfallen, ist das "Ersparte" schnell 
wieder weg.

Oder es wird ein uC verbaut, der den originalen Chip emuliert. Dann 
reicht oft schon das neubedrucken des Gehäuses aus. Bei analogen kann 
man auch einfach den alten 741 als AD.. umlabeln.

Eigene Wafer werden sicher für die wenigsten Kopien gefertigt.

von Cyblord -. (cyblord)


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Sni T. schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Nur ist es einfach total unwahrscheinlich dass sie einen ganzen STM32
>> Faken. Und dann aber nicht in der Lage sind das Gehäuse auch 1:1
>> abzukupfern.
>
> Wird doch im 3. Beitrag erklärt. Die Dies werden ausgebaut und kommen in
> ein neues Gehäuse.
[..]

Das hab ich doch alles schon geschrieben. Das musst du mir nicht 
erzählen.

von Jan H. (jan_m_h)


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Sebastian V. schrieb:
> Bei einem Chip fehlte aber tatsächlich mal die Pin 1 Markierung

Wenn der nicht genau deshalb aussortiert wurde...

von Edward C. (teddy)


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Letztens bei Ali:
M590 Neoway GPRS modems unter 5 Euro.
Ware wie schon angedeutet ausgeloetet, aber funktionieren top.
Ladybird 3 GPS mit 1pps auch top fuer 13 Euro.
Letztens bei Dx:
ATmega2560 mit dem "USB Ersatz chip" auch super fuer unter 8 Euro.
Bis jetzt bei Ali und Dx in kleinen Stueckzahlen und ohne zu "tief" zu 
greifen alles OK seit ueber 3 Jahre.
Also zum basteln kann ich jetzt einen Fehlschlag verkraften, aber ich 
bin bis jetzt noch nicht ins Wasser gefallen ;)

von Sni T. (sniti)


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Cyblord -. schrieb:
> Das hab ich doch alles schon geschrieben. Das musst du mir nicht
> erzählen.

Dann muss man das aber sehr weitläufig verstehen:


Cyblord -. schrieb:
> Wenn schon dann eher aussortierte
> Bauteile aus der regulären Produktion.

Cyblord -. schrieb:
> Wenn schon, dann ist da jemand an die Dies oder Wafer
> gekommen und die wurden in ner Hinterhoffabrik oder in einer speziellen
> "Nachtschicht" ins Gehäuse gebondet. DAS ist nämlich relativ einfach.

Es macht wohl einen Unterschied, ob ein neuer Wafer verwendet wird oder 
das Teile sind die schon Jahrzente unter unbekannten Bedingungen 
gelaufen sind, sicherlich nicht durchgehend ESD gerecht behandelt wurden 
und anschließend mit möglicherweise falscher Bezeichnung vertickt 
werden. Mit Bauteilen aus regulärer Produktion hat das weniger zu tun.

von Dieter F. (Gast)


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Sni T. schrieb:
> Es macht wohl einen Unterschied, ob ein neuer Wafer verwendet wird oder
> das Teile sind die schon Jahrzente unter unbekannten Bedingungen
> gelaufen sind, sicherlich nicht durchgehend ESD gerecht behandelt wurden
> und anschließend mit möglicherweise falscher Bezeichnung vertickt
> werden. Mit Bauteilen aus regulärer Produktion hat das weniger zu tun

Also mal ganz ehrlich - welcher Mensch wird denn einen Teil eines Wafers 
aus einem Chip herauslösen (wie auch immer, kann mir mal einer erklären, 
wie das rationell gehen soll?) und in einen anderen Chip hineinpacken? 
So doof ist kein Mensch!

Ich kann mir vorstellen, dass Chips "umgelabelt" werden - aber auch das 
ist mit Aufwand verbunden. Die Mär mit den ausgelöteten Chips halte ich 
persönlich für schlichte Propaganda. Ist mir noch nicht begegnet.

Natürlich kopieren die Chinesen auf Teufel komm raus alles, was dort 
gefertigt wird - und das ist fast alles, was überhaupt weltweit 
gefertigt wird ...

Kurz: Ich bin noch nie enttäuscht worden und bestelle aber trotzdem noch 
bei Reichelt oder fahre zu Conrad oder Zimmermann, wenn es eilt. Bei 
manchen Teilen ist der Preisunterschied auch so gering, dass ich sowieso 
nicht in China bestelle - mal ganz abgesehen von dem zeitlichen Vorteil.

Außerdem kann ich in China nur bedingt reklamieren - was jedem klar sein 
sollte. Natürlich gibt es Möglichkeiten über Aliexpress & Co. - aber da 
muss jeder für sich entscheiden, ob er im Zweifelsfall 2-3 (4) Monate 
auf eine Entscheidung warten will.

Ich bestelle nur Massenware oder "Spielzeug" in China, alles was ich 
aktuell benötige hole/bestelle ich mir hier.

von Cyblord -. (cyblord)


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Dieter F. schrieb:
> Sni T. schrieb:
>> Es macht wohl einen Unterschied, ob ein neuer Wafer verwendet wird oder
>> das Teile sind die schon Jahrzente unter unbekannten Bedingungen
>> gelaufen sind, sicherlich nicht durchgehend ESD gerecht behandelt wurden
>> und anschließend mit möglicherweise falscher Bezeichnung vertickt
>> werden. Mit Bauteilen aus regulärer Produktion hat das weniger zu tun
>
> Also mal ganz ehrlich - welcher Mensch wird denn einen Teil eines Wafers
> aus einem Chip herauslösen (wie auch immer, kann mir mal einer erklären,
> wie das rationell gehen soll?) und in einen anderen Chip hineinpacken?

Naja einen Wafer muss man immer in Teile (Die) zerlegen um daraus Chips 
zu machen.
Das ist aber was anderes.
Ein Die aus einem Package zu nehmen ist doch kein Problem wenn man 
zufällig in einer  Halbleiterfabrik arbeitet.
Aber auch ganze Wafer bleiben dort sicher oftmals als Schlechtteile 
liegen weil sie etwas außerhalb der Spec sind.

von Soul E. (Gast)


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Dieter F. schrieb:

> Also mal ganz ehrlich - welcher Mensch wird denn einen Teil eines Wafers
> aus einem Chip herauslösen (wie auch immer, kann mir mal einer erklären,
> wie das rationell gehen soll?) und in einen anderen Chip hineinpacken?
> So doof ist kein Mensch!

In der hier verlinkten Präsentation siehst Du, wie das Recycling 
funktioniert: 
Beitrag "Re: China SUPER Bauteile-Schnäppchen Thread [V2]"

Woanders (in diesem Forum) gab es auch Röntgenbilder, auf denen man das 
doppelte Bonding erkennen konnte. Der alte Golddraht wird über der Kugel 
abgerissen und da der neue bond draufgesetzt.

von Dieter F. (Gast)


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Sni T. schrieb:
> Wird doch im 3. Beitrag erklärt. Die Dies werden ausgebaut und kommen in
> ein neues Gehäuse.

Cyblord -. schrieb:
> Naja einen Wafer muss man immer in Teile (Die) zerlegen um daraus Chips
> zu machen.
> Das ist aber was anderes.
> Ein Die aus einem Package zu nehmen ist doch kein Problem wenn man
> zufällig in einer  Halbleiterfabrik arbeitet.

Meine Aussage bezog sich auf den Beitrag von Sni T.

Der Rest ist mir klar. Nur was will Otto-Normalchinese mit einem Die 
anfangen? Reis anbauen? Als Schaufel nutzen?  Wohl kaum :-)

Was da passiert, passiert auf professioneller Ebene - denke ich .

von Dieter F. (Gast)


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soul e. schrieb:
> Der alte Golddraht wird über der Kugel
> abgerissen und da der neue bond draufgesetzt.

Wo lohnt sich das denn? Gibt es Beispiele? Hast Du eine Ahnung, wie 
aufwändig das ist?

von Soul E. (Gast)


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Dieter F. schrieb:

> Was da passiert, passiert auf professioneller Ebene - denke ich .

Richtig, die Ermittlungsbehörden sprechen von organisierter 
Wirtschaftskriminalität. Leider kommt da das US Department of Commerce 
nicht wirklich dran. Und die EU hat ja schon mit Glühbirnen und Bananen 
genug zu tun.

von Soul E. (Gast)


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Dieter F. schrieb:

> Wo lohnt sich das denn? Gibt es Beispiele? Hast Du eine Ahnung, wie
> aufwändig das ist?

Da isser, auf Seite 21: 
http://www.smta.org/chapters/files/SMTA_Great_Lakes_Chapter_Counterfeit_Components_-Integra_Mark_Marshall_%284-11_General%29_handout_2.pdf

Einen 16pinner bondet Dir die Labormaus in der Analyseabteilung eines 
Halbleiterherstellers Deiner Wahl in weniger als einer Minute. Mit einem 
Handbonder, unter dem Mikroskop.

Der Chinamann wird's ähnlich machen. Manuell ist billiger als 
automatisch, und AEC-Q100 bestehen braucht das Zeug ja nicht.

von Sni T. (sniti)


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Dieter F. schrieb:
> Also mal ganz ehrlich - welcher Mensch wird denn einen Teil eines Wafers
> aus einem Chip herauslösen (wie auch immer, kann mir mal einer erklären,
> wie das rationell gehen soll?)

Schau dir hald einfach die Links im 3. Beitrag an, so schwer ist das ja 
nun wirklich nicht.. Wenn du denen nicht "glaubst" gibt's da noch genug 
bei Google zu finden.

> So doof ist kein Mensch!

Warum sollte das doof sein? Wenn du etwas herstellen kannst, das sich 
gut verkaufen lässt und du damit mehr Gewinn machst als mit anderen 
Möglichkeiten - was ist daran doof?

Und eine Bondingmaschiene lohnt sich sicher schnell, wenn du 
abgekündigte Uraltbauteile unter falscher Partnumber vertickt bekommst. 
Die Löhne in China sind ziemlich weit unten, Umweltauflagen gibt es auch 
keine besonderen, da ist dann auch der Umgang mit rauchender 
Salpetersäure und alten Elektronikteilen kein Problem.

> Ich kann mir vorstellen, dass Chips

Das hat aber alles nix mit deiner Vorstellungskraft zu tun. Lies dir 
doch zumindest die hier verlinkten Wuellen durch, dann kann man sich auf 
einem gemeinsamen Stand unterhalten, darfst das dann auch gerne 
anzweifeln. Aber solange du nur erzählst was du dir vorstellen kannst 
wird das hald nix.

> persönlich für schlichte Propaganda. Ist mir noch nicht begegnet.

Wie viele Chips hast du denn bisher geröngt? Wie viele dies hast du aus 
gekauften Chips freigelegt, um zu testen um was es sich wirklich 
handelt?

Mir ist auch noch kein Schwarzbär begegnet, liegt aber eher daran, das 
ich noch nie in Kanada war. Für Propaganda halte ich die desshalb nicht.

von Stephan S. (outsider)


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soul e. schrieb:
> Woanders (in diesem Forum) gab es auch Röntgenbilder, auf denen man das
> doppelte Bonding erkennen konnte. Der alte Golddraht wird über der Kugel
> abgerissen und da der neue bond draufgesetzt.

Das muss nichts heißen. Selbst die original Hersteller machen das, wenn 
beim Bonden was schief gelaufen ist und der Bond nicht hielt. Zumindest 
bei Ball-Wedge Goldbondungen kenne ich das. Bei meinem alten Arbeitgeber 
wurde so verfahren, mit Freigabe der Kunden. Chips waren nicht mehr zu 
tauschen nachdem der Silberleitkleber ausgehärtet war (und vor dem 
aushärten kann man ja nicht bonden). Die einzige Alternative zum auf den 
Ball bonden, war alle Bonds abzureißen, den ganzen Chip mit 
Silberleitkleber zuzupampen, sodass die verbleibenen Balls auf dem 
unteren defekten Chip komplett aufgefüllt waren, erneut aushärten und 
auf den dann dreimal so hohen Aufbau neu bonden. Natürlich ging das nur 
bei Chips die nicht übermäßig Wärme produzieren und somit der 
schlechtere Rth keine entscheidende Rolle spielt.

Solche Aufbauten fahren viele von euch in Steuergeräten in euren Autos 
herum. Selbst in Fahrzeugen von "Premiumherstellern".

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Hallo Stephan, ganz habe ich es nicht verstanden, vielleicht könntest du 
es noch weiter ausführen.

Stephan S. schrieb:
> Die einzige Alternative zum auf den Ball bonden, war alle Bonds
> abzureißen, den ganzen Chip mit Silberleitkleber zuzupampen, sodass
> die verbleibenen Balls auf dem unteren defekten Chip komplett
> aufgefüllt waren,

Und dann einen neuen Chip (Die) darauf kleben?

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (Gast)


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Alexander S. schrieb:

> Und dann einen neuen Chip (Die) darauf kleben?

Exakt. So liessen sich auch die Keramikgehäuse von UV-EPROMs als 
Chipträger wiederverwenden. Deckel und Drähte ab, den alten Chip 
verfüllen und das neue Die obendrauf.

(das geht mit den EPROMs, die aufgelötete Deckel haben. Nicht bei den 
neueren, wo das Fenster eingelassen und ebenerdig verfüllt ist)

von Stephan S. (outsider)


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Wenn eine Bondung am Wedge, also die Seite des Drahtes auf dem Substrat 
und nicht am Chip, nicht hielt, stand der Draht nach dem Bonden einfach 
so vom Chip in die Luft. Unter dem Mikroskop haben wir dann mit einer 
Pinzetten den Draht gegriffen, dran gezogen und mit kreisenden 
Bewegungen abgerissen. Durch die kreisenden Bewegungen riss der Bond 
genau an der Kugel (=Ball) ab, die auf dem Kontakt des Chips angebondet 
war. Die Kugel bleibt also drauf und auf diese Kugel wird dann erneut 
gebondet. Hinterher ist eine Kugel auf der Kugel und von der oberen geht 
dann der Draht zum Keramiksubstrat auf dessen Goldpads gebondet wurde.

Als ich davon hörte, dachte ich dass die Kollegen mich veräppeln wollen. 
Den Mikrometer dicken Draht mit der Hand per Pinzette gezielt anfassen 
und abzupfen?! Ich dachte da müsste es doch eine Maschine geben die das 
macht. Aber erstaunlicherweise ist man tatsächlich unter dem Mikroskop 
den Draht sehr präzise zu greifen, obwohl man ihn mit bloßem Auge kaum 
sieht. Solange man den Handballen auflegen kann. Freihand wäre das bei 
meinem Gezittert unmöglich.

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