Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzteil über den PC gesteuert - Wer nutzt das?


von Steffen (Gast)


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Hallo,

es wird ja immer wieder beworben, dass man dieses oder jenes Netzteil 
lieber nehmen sollte, weil es per USB oder was auch immer steuerbar ist.

Bei mir selbst kam es bisher noch nicht vor, dass ich ein Labornetzteil 
mit dem PC steuern wollte. Eine stabile Spannungsquelle wie einen 
Kalibrator schon um mal eine Kennlinie aufzunehmen oder soetwas. Aber 
ein Netzteil? Meist sind die ja auch nicht gerade als Referenzquelle zu 
gebrauchen.

Nutzt irgendwer hier diese Möglichkeiten? Und wenn ja, wofür?

von g457 (Gast)


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> Nutzt irgendwer hier diese Möglichkeiten?

Ja. Allerdings meist HPIB, nur gelegentlich LXI, und ganz selten USB.

> Und wenn ja, wofür?

Naja dafür wofür es halt da ist - um zu steuern (oder zu regeln). 
Meistens automagisch und zum Testen, meistens über Stunden, gelegentlich 
über Tage, sodass ich mich jetzt nicht unbedingt ans Gerät setzten will 
zum Nasebohren..

Achja bevor Missverständnisse entstehen: Nur weil andere ein Feature 
benutzen, heisst das nicht, dass Du das auch benötigen musst.

von lua (Gast)


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Hi,
also ich kann dir nur zustimmen. Ich habe vor Jahren sogar mal eine 
Steuerplatine entworfen (USB -> Optokoppler -> 2 Bit DAC & ADC).
Gedacht für die China Schaltnetzteile, lässt sich bestimmt auch in 
konventionelle OPV Regelung einbauen.
Damit wollte ich mal Spannungskurven abfahren um die Entladung einer KFZ 
Batterie zu simulieren.
Das Projekt ist im Sand verlaufen und seitdem liegt die Platine hier 
rum, hatte noch keinen weiteren Bedarf dafür.
Für den üblichen Unterspannungstest am µC drehe ich nach wie vor am 
Knopf.

von Steffen (Gast)


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g457 schrieb:
> Meistens automagisch und zum Testen, meistens über Stunden, gelegentlich
> über Tage, sodass ich mich jetzt nicht unbedingt ans Gerät setzten will
> zum Nasebohren..

Kannst Du da konkreter werden oder ein Beispiel nennen?


>
> Achja bevor Missverständnisse entstehen: Nur weil andere ein Feature
> benutzen, heisst das nicht, dass Du das auch benötigen musst.

Naja, ich habe einige Netzteile die eine serielle Schnittstelle haben. 
Und vielleicht kommt hier in dem Thread ja noch eine Sache die wirklich 
ganz toll wäre, ich aber noch nie daran gedacht habe.

von Anja (Gast)


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Hallo,

Steffen schrieb:
> Nutzt irgendwer hier diese Möglichkeiten? Und wenn ja, wofür?

z.B. automatisierte Messung von PSRR von Spannungsreferenzen über der 
Versorgungsspannung. (Bei mir über RS232 bzw. FTDI-Wandler).

Beitrag "Re: 2.5V Referenz auf LM399"

Gruß Anja

von Gerd E. (robberknight)


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Steffen schrieb:
> Nutzt irgendwer hier diese Möglichkeiten? Und wenn ja, wofür?

Ja. Für automatisierte Tests in der Produktion.

Also neue, ungetestete Baugruppe kommt in den Nadeladapter. Dann wird 
langsam die Spannung hochgedreht und ständig die Stromaufnahme geprüft. 
Wenn z.B. ein Kurzschluss auf der Baugruppe ist, schaltet die OCP des 
Netzteils sofort ab und die Baugruppe muss zur Nacharbeit.

Dann wird der µC programmiert und ein Testprogramm abgefahren. Für jeden 
Schritt im Testprogramm gibt es ein individuelles Stromlimit. etc.

Was ich auch schon gemacht habe war ein Akkutest. Also programmierbares 
Labornetzgerät zum Laden, programmierbare elektronische Last zum 
Entladen, DMMs zum genauen Messen von Spannung, Strom und Temperatur. 
Damit dann die Akkus x Zyklen "gequält" und geschaut ob die Werte wie 
Innenwiderstand und Kapazität weiterhin passen.

von Gerhard O. (gerhard_)


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Es ist nicht oft der Fall, dass ich LNG PC Steuerung brauche.
Für diese seltene Fälle verwende ich dann eine Uraltlösung mittels ein 
HP LNG Programmiergerät mit HPIB Steuerung und Analog Verbindungen zum 
LNG. Zusammen mit diesem Programmer kann man praktisch jedes LNG nach HP 
Topologie und den Fernsteuer Kontaktstreifen auf der Rückseite nach 
Bedarf fernsteuern.

http://exodus.poly.edu/~kurt/manuals/manuals/HP%20Agilent/HP%2059501A%20Prog.pdf

Ein alter Lunchbox PC unter MSDOS mit ISA HPIB (NI) Karte unter QB45 
steuert das ganze problemlos. Die Programme kassen sich in kürzester 
Zeit erstellen und es funktioniert 100%ig. In der Zeit bevor PC, 
arbeitete man halt mit Steuercomputern wie HP85, HP9000 Maschinen und 
ähnlich. Die konnten allerhand auf die Beine stellen. Ein Knopfdruck 
kopierte die Bildschirmgraphiken zu einem Farb Pen Plotter. Das Rocky 
Mountain HP-BASIC war für Steuerzwecke sehr leistungsfähig.

Sicher, es ist vorsintflutige Uralt Tech! Aber wenn die nötigen 
Instrumente, wenn auch alt, vorhanden sind und anstandslos 
funktionieren, warum nicht? Viele ältere HP Instrumente halten praktisch 
ewig lange und sind oft noch mit eigenen Mitteln reparierbar.

Ich traue eher HP Qualität und anderen Namhaften Herstellern als No-Name 
Hersteller aus der Ferne ohne bekannte Qualitätstradition und 
dokumentierte Reputation. Man liest ja hier im Forum oft über viele 
Probleme mit solchen Importgeräten.

So schlimm ist HPIB auch wieder nicht als dass man kotzen müßte. 
Geschwindigkeit ist auch kein Thema. Ich finde die Vorurteile gegenüber 
HPIB sind eigentlich eher übertrieben.

Das wirkliche Problem liegt eher an die Kompatibilitäts Probleme 
zwischen modernen PCs und Software, Treiber und billig erhältlichen HPIB 
Buskarten.

In der Firma mache ich halt solche Sachen mit LabVIEW und modernen 
Schnittstellen und Instrumenten. Zuhause muß halt das alte Zeug 
herhalten.

Ich weiß, daß ich mich hiermit hoffnungslos datiert habe:-)

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Steffen (Gast)


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Bin selbst ein großer GPIB Fan. Meiner Meinung nach gibt es dafür auch 
noch keinen echten Ersatz (Oder gibt es im LXI so etwas wie einen 
Broadcast zum Triggern wie GPIB GET?).

Ich fasse vorerst mal zusammen:
- Simulation einer sich entladenden Batterie
- Variation der Versorgungsspannung um PSRR von Referenzen zu bestimmen
- "vorsichtiges" automatisiertes Einschalten beim Test neuer Baugruppen

Ich könnte mir noch vorstellen das Ganze als Leistungsstellglied zu 
verwenden um zB eine Heizung vom PC aus anzusteuern.

Trotzdem scheinen die Anwendungsfälle nicht so breit zu sein. In 
automatisierten Tests von Baugruppen sicher unentbehrlich, aber da wird 
sicher kein Korad Netzteil mit USB Anschluss zum Einsatz kommen :)

von Anja (Gast)


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Steffen schrieb:
> Ich könnte mir noch vorstellen das Ganze als Leistungsstellglied zu
> verwenden um zB eine Heizung vom PC aus anzusteuern.

oder Endstufe für Peltier-Kühler.

Gruß Anja

von Steffen (Gast)


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Anja schrieb:
> oder Endstufe für Peltier-Kühler.

Aber da will man ja eigentlich auch umpolen können für eine ordentliche 
Regelung oder nicht?

von Anja (Gast)


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Nö eine per PWM gesteuerte Heizfolie als 2. Stellglied ist da einfacher.

Beim Umpolen muß man mindestens 5 Minuten abkühlen lassen da sonst das 
Peltier als Stromquelle wirkt.

Gruß Anja

von Steffen (Gast)


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Ach das wusste ich gar nicht. Ich dachte man kann da Wärme in beide 
Richtungen schieben. Was passiert denn wenn ich vorher umpole? 
Funktioniert es einfach nur nicht oder kann man etwas beschädigen? Mit 
Abkühlen ist wahrscheinlich die Differenz der beiden Seiten angleichen 
gemeint oder?

von Peter D. (peda)


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Steffen schrieb:
> Bei mir selbst kam es bisher noch nicht vor, dass ich ein Labornetzteil
> mit dem PC steuern wollte.

Ich benutze es auch nur für Entwicklung und Reparaturen, da reicht der 
Potiknopf (echtes Poti, kein Drehgeber).

Wichtig bei FB ist eine galvanische Trennung, damit kein Noise oder 
Erdschleifen hinzu kommen.
Ethernet wäre da geeignet, GPIB eher nicht (16 bidirektionale Signale).

von Steffen (Gast)


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Ich würde stark davon ausgehen, dass jedes Netzteil mit GPIB diesen auch 
sauber vom Ausgang getrennt hat. Ansonsten wäre es ja mit der 
Potentialfreiheit dahin, wenn ich zwei dieser Netzteile per GPIB 
verbunden habe.

von Steffen (Gast)


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Das HP/Agilent/Keysight 6632B ist zB aufgebaut wie ein Multimeter. Das 
hat die digitalen Schnittstellen (RS232 und GPIB), Display und Logik auf 
Erdpotential und der analoge Teil ist per Optokoppler und separatem 
Netzteil getrennt.

von Peter D. (peda)


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Steffen schrieb:
> Ich würde stark davon ausgehen, dass jedes Netzteil mit GPIB diesen auch
> sauber vom Ausgang getrennt hat.

Mein Fehler, ich hab zu kostenoptimiert gedacht. GPIB ist ja eh 
schweineteuer, da machen die 32 Optokoppler auch nichts mehr aus.
Wenn ich mich an früher erinnere, da schlug die GPIB-Option bei Geräten 
mit 500..1000,-DM zu Buche.

von Steffen (Gast)


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Bei allen Geräten mit GPIB die ich so kenne (allerdings sind die meisten 
Multimeter) wird nicht der GPIB direkt isoliert. Meist sind die Geräte 
so aufgebaut, dass es zwei Controller gibt. Einer kümmert sich um 
Schnittstellen und Display auf Erdpotential und ein zweiter macht die 
Messung bzw. den Netzteilausgang. Diese beiden Controller sind dann 
meist nur mit zwei Optokopplern verbunden.
Damit haben die ganzen GPIB "Elektroniken" eh PE Potential und man kann 
sie einfach zusammenstöpseln.

von Anja (Gast)


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Steffen schrieb:
> Funktioniert es einfach nur nicht oder kann man etwas beschädigen?

Sowohl als auch:

Es fließt beim "heißen" umpolen ein großer Strom da das Peltier als 
Generator wirkt -> kann die Endstufe beschädigen/Peltier überhitzen.

Ich habe den Eindruck daß der Wirkungsgrad stark nachläßt wenn man nicht 
genügend abkühlen läßt.

Gruß Anja

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