Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Professionelle Schaltungssimulation insbesondere Leistungselektronik


von high_Side (Gast)


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Hallo,

mich würde es interessieren, wie man am besten vorgeht, um 
leistungselektronische Schaltungen zu simulieren. Ich habe bereits 
gesehen, dass viele Matlab/Simulink zur Hilfe nehmen, jedoch stellt sich 
mir die Frage, inwiefern Simukink geeignet ist, da man mit diesem Tool 
beispielsweise keine Gatetreiber-Schaltungen simulieren und keine realen 
Bauteile (GateTreiber-Ics, herstellerspezifische Transistoren etc.) 
einfügen kann (ich lasse mich eines Besseren belehren :-)).
Falls andere Simulationswerkzeuge benutzt werden, wie z.B. LTSpice oder 
Pspice usw., was tun die "Profis" bei nicht vorhandenen 
Bauteil-Modellen. Insbesondere bei IGBT-Modulen und Treiber-Ics ist mir 
schon öfters vorgekommen, dass die Spice-Modelle nicht existieren. 
Werden die Modelle  dann selber generiert? Kann ich mir schwer 
vorstellen, da bei der Serienentwiklung hoher Zeitdruck besteht und das 
generieren eines einzelnen Bauteils für Simulationszwecke widerrum sehr 
viel Zeit kostet und auch Fehler beinhalten kann. (Auch hier lasse ich 
mich eines Besseren belehren). Der Hintergrund meiner Frage ist, dass 
ich mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit der Entwicklung einer 
H-Brücke beschäftige und mir aufgefallen ist, das bei hohen 
Leistungsklassen die Simulation durch fehlende Spicemodelle erschwert 
wird und falls diese doch vorhanden sind, die Simulation sehr lange 
dauert. Aus diesem Grund würde ich gerne wissen, wie es die Profis 
handhaben. Ich wäre sehr dankbar für Antworten und hilfreiche 
Informationen.

von MiWi (Gast)


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high_Side schrieb:
> Hallo,
>
> mich würde es interessieren, wie man am besten vorgeht, um
> leistungselektronische Schaltungen zu simulieren. Ich habe bereits
> gesehen, dass viele Matlab/Simulink zur Hilfe nehmen, jedoch stellt sich
> mir die Frage, inwiefern Simukink geeignet ist, da man mit diesem Tool
> beispielsweise keine Gatetreiber-Schaltungen simulieren und keine realen
> Bauteile (GateTreiber-Ics, herstellerspezifische Transistoren etc.)
> einfügen kann (ich lasse mich eines Besseren belehren :-)).
> Falls andere Simulationswerkzeuge benutzt werden, wie z.B. LTSpice oder
> Pspice usw., was tun die "Profis" bei nicht vorhandenen
> Bauteil-Modellen. Insbesondere bei IGBT-Modulen und Treiber-Ics ist mir
> schon öfters vorgekommen, dass die Spice-Modelle nicht existieren.
> Werden die Modelle  dann selber generiert? Kann ich mir schwer
> vorstellen, da bei der Serienentwiklung hoher Zeitdruck besteht und das
> generieren eines einzelnen Bauteils für Simulationszwecke widerrum sehr
> viel Zeit kostet und auch Fehler beinhalten kann. (Auch hier lasse ich
> mich eines Besseren belehren). Der Hintergrund meiner Frage ist, dass
> ich mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit der Entwicklung einer
> H-Brücke beschäftige und mir aufgefallen ist, das bei hohen
> Leistungsklassen die Simulation durch fehlende Spicemodelle erschwert
> wird und falls diese doch vorhanden sind, die Simulation sehr lange
> dauert. Aus diesem Grund würde ich gerne wissen, wie es die Profis
> handhaben. Ich wäre sehr dankbar für Antworten und hilfreiche
> Informationen.

Bist Du in der Serienentwicklung tätig? Scheint nicht so zu sein, sonst 
würdest Du nicht solche Platitüden "bei der Serienentwicklung hoher..." 
von Dir geben.

der Zeitdruck ist noch viel höher wenn der Serienentwickler einen 
Serienfehler entwickelt hat.

Dein Problem bei der Bac-Arbeit war die nicht vorhandene Erfahrung, 
daraus dann abzuleiten daß alles sehr schwer ist... ist gewagt.

Abgesehen davon werde ich mich hüten Dir zu erzählen wie ich meine 
Entwicklungen simuliere, Deine genannten Probleme kenne ich jedenfalls 
in meinem Bereich nicht.

MiWi

von high_Side (Gast)


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Wow, besten Dank für deine Antwort. Ich verstehe nicht, was dein Problem 
ist?! Ich habe lediglich eine normale Frage gestellt und wenn es dir 
nicht passt dann musst du mir nicht auf so eine Weise antworten! 
Abgesehen davon sieht man anhand meiner Frage, dass mir die Erfahrung 
fehlt. Wäre dem nicht so, würde ich wohl hier kaum diese Frage stellen 
;).

von voltwide (Gast)


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Simulation schnell schaltender Leistungselektronik ist in vielerlei 
Hinsicht problematisch.
Es gibt keine Modelle.
Oder es gibt nur unzureichende Modelle. Dies ist durchaus häufig der 
Fall, da spice Modelle auf Datenblattangaben des Herstellers aufgebaut 
werden - was da nicht drin steht, kann nicht simuliert werden.
Oder der SimulationsSchaltplan ist zu weit weg von der Realität, es 
fehlen parasitäre Kapazitäten, Induktivitäten, magn. Verkopplungen etc.

All dies ist KEIN grundsätzliches Problem von Spice, sondern 
ungenügenden Modellierung der Realität geschuldet.

Und klar, wenn ich einen Startvorgang über mehrere Sekunden bei 
Taktfrequenzen im kHz- bis MHz- Bereich simulieren will - dat dauert!

von No Y. (noy)


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Schau dir mal PLECS von PLEXIM an...
Dann weißt du wie es geht.

von Purzel H. (hacky)


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Weshalb sollte man die Treiber mit simulieren ? Der Leistunghalbleiter 
wird angesteuert, und schaltet gemaess Datenblatt.

von MiWi (Gast)


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Zwölf M. schrieb:
> Weshalb sollte man die Treiber mit simulieren ? Der Leistunghalbleiter
> wird angesteuert, und schaltet gemaess Datenblatt.


Er glaubt (noch?), daß die Krux in der Leistungeelektronik passende 
Simulationsmodelle sind....

L ist L, C ist C und  ansonsten ignorierbare Milliohm heizen ziemlich 
wenn man sie wie sonst üblich unter den Tisch fallen läßt.

Uns reicht ein Block, ein Stift, die Datenblätter und ein guter 
Taschenrechner (oder LibreCalc) um die wichtigsten Eckdaten einer 
Schaltung in den Griff zu bekommen.

Das viel größere Problem des Layouts (wo bringe ich die 300A @ 1kV ohne 
thermische Grauslichkeiten unter, die hier durchmüssen?)... kann eine 
Schaltungssimulation nicht lösen...

Aber wenn der TO meint... er wird es schon merken wenn er bei dem Thema 
bleiben will und einen geduldigen Lehrmeister hat.

MiWi

von Al3ko -. (al3ko)


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Hi high_side,
viel kommt über die Erfahrung. Man kann viele leistungselektronische 
Konzepte (z.B. H-Brücken oder andere Topologien) mit idealen Schaltern 
simulieren, um Modulationsstrategien, Reglerentwürfe etc. zu 
verifizieren. Diese Simulationen finden entsprechend unter idealen 
Bedingungen statt, d.h. die Schalter sind entweder ein- oder 
ausgeschaltet.

Diesbezüglich könnte man Simulink, PLECS, oder PSIM verwenden.

Geht es um detailierte Simulationen, wie sich ein Schalter unter realen 
Bedingungen verhält, wären z.B. Spice Simulationen möglich. Diese Tools 
setzen allerdings ein Modell des Schaltelements voraus, das es in vielen 
Fällen nicht gibt. Und selbst, wenn es das gibt, ist der Rest der 
Schaltung meist immer noch unter idealen Bedingungen (parasitäre 
Induktivität der Leiterbahn, kapazitive Kopplung etc.)

Meiner Erfahrung nach werden Konzepte in PLECS etc. simuliert und 
verifiziert. Dann werden Verlustleistungen nach bestem Wissen und 
Gewissen abgeschätzt/berechnet/simuliert (bei PLECS kann man die 
Schaltverluste der Halbleiter mit einpflegen, so dass die während der 
Simulation direkt mitberechnet werden).

Das A und O in der Leistungselektronik ist meiner Ansicht nach aber nach 
wie vor die Erfahrung, die man erst bekommt, wenn man Schaltungen 
aufbaut und anschließend aus Fehlern lernt.

Kurzum:
Simulationen sind nur so gut, wie die Modelle und Informationen, die man 
letztendlich zur Verfügung hat.

Insofern:
Übung macht den Meister.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

"Das A und O in der Leistungselektronik ist meiner Ansicht nach aber 
nach wie vor die Erfahrung, die man erst bekommt, wenn man Schaltungen 
aufbaut und anschließend aus Fehlern lernt."

Nur leider scheint es an der Hochschule keinen erfahrenen Lehrmeister zu 
geben, der dem Bacheloristen zurerst einmal etwas bei bringt, bevor er 
los legt. Letztendlich wird dann nur die Ausführung seiner 
Simulationstätigkeit sowie seiner B-Arbeit bewertet, aber nicht die 
Funktionalität eines real aufzubauenden Gebildes, das die geforderten 
Eigenschaften zeigt.
Die Möglichkeiten der Hochschule sind leider begrenzt.

"Übung macht den Meister."
Richtig. Aber um H-Brückenbau-Meister zu werden, gibt man ihm nicht die 
Zeit und er will ja  Bachelor werden.

https://m.youtube.com/watch?v=jj6SUSFYLcA

Mit freundlichem Gruß

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Hast du mal freundlich beim Hersteller des MOSFET nachgefragt, was die 
an Modellen haben? In der Regel haben Sie welche, nur stehen die nicht 
unbedingt auf der Website.

Nach meinem bescheidenen Wissen (eher aus zweiter Hand) sind das Fiese 
aber die ganzen Parasiten- hier ein paar nH in der Gateleitung, dort ein 
paar pF zwischen geschaltetem Pfad und OP-Eingang. Bei mA ist das alles 
Pillepalle, bei kA tut das ggf. richtig weh.

von MiWi (Gast)


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Christian S. schrieb:
> Hallo,
>
> "Das A und O in der Leistungselektronik ist meiner Ansicht nach aber
> nach wie vor die Erfahrung, die man erst bekommt, wenn man Schaltungen
> aufbaut und anschließend aus Fehlern lernt."
>
> Nur leider scheint es an der Hochschule keinen erfahrenen Lehrmeister zu
> geben, der dem Bacheloristen zurerst einmal etwas bei bringt, bevor er
> los legt. Letztendlich wird dann nur die Ausführung seiner
> Simulationstätigkeit sowie seiner B-Arbeit bewertet, aber nicht die
> Funktionalität eines real aufzubauenden Gebildes, das die geforderten
> Eigenschaften zeigt.
> Die Möglichkeiten der Hochschule sind leider begrenzt.
>
> "Übung macht den Meister."
> Richtig. Aber um H-Brückenbau-Meister zu werden, gibt man ihm nicht die
> Zeit und er will ja  Bachelor werden.
>
> https://m.youtube.com/watch?v=jj6SUSFYLcA
>
> Mit freundlichem Gruß


Und dann gibt es Leute wie Christian, die (noch) relativ unbekümmert 
einfach anfangen und binnen weniger Tage anhand dessen, was nicht geht 
und wo es feigelt ziemlich viel Erfahrung sammeln, siehe 
Beitrag "False Turn On bei Synchron Buck mit eGaN FETs"


Meiner Meinung nach ist so ein Projekt - nicht zuviel Leistung aber mehr 
als nur ein 0815-Stepdown mit ein paar W - ausreichend um zu erkennen wo 
die Simulation an ihr Grenzen kommt und das lesen von AN, Datenblättern 
oder Foren zur Pflicht wird. Und das ist "nur" ein Zeit- und kein 
Hoschschul-Budget-Problem.

Daher... kann ich den vorrednern nur zustimmen: machen und lernen ist es 
worum es geht wenn viel V und A im Spiel ist.

MiWi

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