Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik zwei OpAmp Schaltungen im Vergleich


von Torsten C. (tcurdt)


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Ich hab zwei unterschiedliche OpAmp Schaltungen gefunden um einen 
Thermocoupler auszulesen und habe die mal mit LTspice nachgebaut um sie 
zu vergleichen. Die erste Schaltung scheint auch das zu tun was sie soll 
- die zweite leider nicht.

Mein Elektronik Foo ist aber leider eher begrenzt und ich könnte da 
Input gebrauchen.

- Welche Schaltung ist vorzuziehen und warum?
- Schaltung 1 hat scheinbar kein gemeinsames GND?
- Schaltung 2 hat offene Rails bei dem 2ten OP?
- Was kontrolliert den Verstärkungs-Faktor bei den beiden Schaltungen? 
(falls ich den anpassen muss)

Ich schicke das schon mal in die Runde während ich mich hier 
durcharbeite:

[1] 
https://www.mikrocontroller.net/articles/Operationsverst%C3%A4rker-Grundschaltungen
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Operationsverst%C3%A4rker

Danke und noch frohe Ostern.

Gruss,
Torsten

von Helmut S. (helmuts)


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> Die erste Schaltung scheint auch das zu tun was sie soll
- die zweite leider nicht.


Die erste Schaltung ist schon per Prinzip falsch da der Spannunsgquelle 
(ganz links) jeglicher Massebezug fehlt.

Die Schaltung rechts kann (noch) nicht funktionieren, da der 2. Opamp 
keine Stromversorgung(Betriebsspannung) hat. Mach die mal hin, dann 
gehts.

: Bearbeitet durch User
von Christian L. (cyan)


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Torsten C. schrieb:
> Die erste Schaltung scheint auch das zu tun was sie soll
> - die zweite leider nicht.

> - Schaltung 2 hat offene Rails bei dem 2ten OP?

Genau deshalb funktioniert sie auch nicht. Der LTC2051 besitzt zwei OPVs 
in einem Gehäuse mit gemeinsamer Versorgung. In der Simulation hat jeder 
OPV seine eigene Versorgung.

Beide Schaltungen sind irgendwie sinnlos. In Schaltung 1 arbeitet U1 nur 
als Spannungsfolger, dessen Schleifenverstärkung manipuliert wird. 
Allerdings ist die manipulation so gering, dass man sie auch gleich weg 
lassen kann. Ich gehe eher davon aus, dass sie falsch abgezeichnet ist. 
Wahrscheinlich sollte hier ein Instrumentenverstärker mit zwei OPVs 
aufgebaut werden. Du solltest die Schaltung noch ein mal kontrollieren. 
Der Schaltung fehlt dann auch jeglicher Massepfad. Im Moment ist TC 
hochohmig an den Eingängen angeschlossen und kann beliebig hin und her 
floaten.

In der zweiten Schaltung ist U1 überflüssig - genauso, wie R3. Das Thema 
Versorgungsspannungen habe ich ja oben schon erwähnt.

von Possetitjel (Gast)


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Torsten C. schrieb:

> - Schaltung 1 hat scheinbar kein gemeinsames GND?

Jein.

Bezugspotenzial fuer beide OPVs (und den Ausgang) ist Minus;
die Signalquelle "schwimmt" aber (hat keinen definierten
Bezug zu GND.)

> - Schaltung 2 hat offene Rails bei dem 2ten OP?

Das ist natuerlich falsch; das sollte man schon wissen.
Alle beteiligten OPVs muessen natuerlich versorgt werden.

> - Was kontrolliert den Verstärkungs-Faktor bei den beiden
> Schaltungen?

Auf jeden Fall R1 und R2 (in beiden Schaltungen).

R3 in Schaltung 2 ist weitgehend wirkungslos.

R3 und R4 in Schaltung 1 muesste ich mir erst ueberlegen;
spontan bin ich der Meinung, dass diese Beschaltung Quatsch
ist.

Richtig gut ist mMn keine der beiden Schaltungen; die erste
hat aber ein gewisses Entwicklungspotenzial.

von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

> Die erste Schaltung ist schon per Prinzip falsch da
> der Spannunsgquelle (ganz links) jeglicher Massebezug fehlt.

Wieso das denn? Kann Spice mit schwimmenden Quellen nicht
korrekt rechnen?

Ich finde es durchaus sinnvoll, einen Sensor wie z.B. ein
Thermoelement als potenzialfreie Quelle zu behandeln.

von Possetitjel (Gast)


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Christian L. schrieb:

> Im Moment ist TC hochohmig an den Eingängen angeschlossen
> und kann beliebig hin und her floaten.

Ein Thermoelement ist in ziemlich guter Naeherung ein
Kurzschluss.

von Helmut S. (helmuts)


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> Wieso das denn? Kann Spice mit schwimmenden Quellen nicht
korrekt rechnen?

SPICE kann alles, auch unsinnige Schaltungen simulieren.
Wenn die Quelle keinen Bezug zu einem festen Potentail hat, dann muss 
die nachfolgende Schaltung das mitbringen. In der linken Schaltung tut 
sie das aber nicht.

: Bearbeitet durch User
von Christian L. (cyan)


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Possetitjel schrieb:
> Ein Thermoelement ist in ziemlich guter Naeherung ein
> Kurzschluss.

Ja. Mein Punkt ist aber, dass keines der beiden Anschlüsse ein 
definierten Pegel sieht und somit die gesamte Spannungsquelle frei 
floated und ggf. außerhalb des input commom mode Bereichs floated.

von Christian L. (cyan)


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Possetitjel schrieb:
> R3 und R4 in Schaltung 1 muesste ich mir erst ueberlegen;

Hier wurde diese Art der Schaltung bereits diskutiert:
Beitrag "Impedanzwandler - ja oder nein?"

von Possetitjel (Gast)


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Christian L. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Ein Thermoelement ist in ziemlich guter Naeherung ein
>> Kurzschluss.
>
> Ja. Mein Punkt ist aber, dass keines der beiden Anschlüsse
> ein definierten Pegel sieht und somit die gesamte
> Spannungsquelle frei floated und ggf. außerhalb des input
> commom mode Bereichs floated.

Nein.

Die Ausgangsspannung von U1 bezieht sich immer auf die
Versorgungsspannugn von U1 und liegt immer in dessen
Grenzen.

Der Minus-Eingang von U1 ist niederohmig (ueber nur
100 Ohm) mit seinem Ausgang verbunden, sieht also ein
zwar unbekanntes, aber dennoch definiertes Potenzial.

Der Plus-Eingang wiederum kann auch nicht floaten, denn
er ist ueber 10kOhm mit dem Minus-Eingang verbunden.

Beim idealen OPV waeren alle diese Spannungen gleich 0V;
beim realen liegt am Ausgang von U1 der verstaerkte Offset.
Die Schaltung ist in dieser Form unsinnig, aber es floatet
nichts.

Korrekt waere, mit U1 eine kuenstliche Masse herzustellen:
U1 als Spannungsfolger zu beschalten, den Plus-Eingang
ueber einen Spannungsteiler an +Ub, das Thermoelement
zwischen Ausgang von U1 und Eingang von U2.

von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

> Wenn die Quelle keinen Bezug zu einem festen Potentail hat,
> dann muss die nachfolgende Schaltung das mitbringen. In
> der linken Schaltung tut sie das aber nicht.

Oh doch. Es gibt keinen schwimmenden Punkt in dieser Schaltung.

Nenne mir einen Punkt in der Schaltung, und ich zeige Dir den
Zweig, der ihn definert mit 0V verbindet.

von MaWin (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Ich hab zwei unterschiedliche OpAmp Schaltungen gefunden

In welchem Scheisshaufen hast du die denn gefunden ?

Die sind nicht mal theoretisch sinnvoll.

Man muss sich überlegen, wie genau man messen will (Offsetspannung 
OpAmp) ob man Kaltstellenkompensation will (machen deine nicht), ob man 
linearisieren will (machen deine nicht) und welchen Messbereich (0..1000 
GradC?) man haben will.

DANN kann man überlegen, welche Bauteile und welche Schaltung. Mehr als 
1 OpAmp braucht man nur wenn man 'mehr' will.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Christian L. schrieb:
> Wahrscheinlich sollte hier ein Instrumentenverstärker mit zwei OPVs
> aufgebaut werden.

So sehe ich das auch. Vermutlich wurde die Schaltung von hier

  http://www.linear.com/product/LTC2051

> falsch abgezeichnet

von Helmut S. (helmuts)


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Possetitjel schrieb:
> Helmut S. schrieb:
>
>> Wenn die Quelle keinen Bezug zu einem festen Potentail hat,
>> dann muss die nachfolgende Schaltung das mitbringen. In
>> der linken Schaltung tut sie das aber nicht.
>
> Oh doch. Es gibt keinen schwimmenden Punkt in dieser Schaltung.
>
> Nenne mir einen Punkt in der Schaltung, und ich zeige Dir den
> Zweig, der ihn definert mit 0V verbindet.

Schau mal wie verzweifelt der Simulator einen Bezugspunkt gesucht hat 
und einfach an die positive Rail gedriftet ist.

von Christian L. (cyan)


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Possetitjel schrieb:
> Der Minus-Eingang von U1 ist niederohmig (ueber nur
> 100 Ohm) mit seinem Ausgang verbunden, sieht also ein
> zwar unbekanntes, aber dennoch definiertes Potenzial.
>
> Der Plus-Eingang wiederum kann auch nicht floaten, denn
> er ist ueber 10kOhm mit dem Minus-Eingang verbunden.

Und dennoch ist der Eingang hochohmig und kann floaten. Das der Ausgang 
des OPVs niederohmig mit dem invertierenden Eingang verbunden ist und 
dieser mit einem 10kOhm Widerstand am Sensor hängt, ändert daran nichts. 
Die Ausgangsspannung des OPVs folgt nämlich der Eingangsspannung. Es 
handelt sich schließlich um einen Spannungsfolger. Die Eingangssspannung 
durch den Sensor wird nur durch den Strom durch 10k und dem input bias 
current belastet. Ersterer liegt bei typ. +-0,5µV/10k bei lediglich 
+-50pA. Der Sensor ist also hochohmig an den OPVs angebunden. Nichts 
zwingt den Sensor auf ein definiertes Potential.

: Bearbeitet durch User
von Possetitjel (Gast)


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Christian L. schrieb:

> Possetitjel schrieb:
>> Der Minus-Eingang von U1 ist niederohmig (ueber nur
>> 100 Ohm) mit seinem Ausgang verbunden, sieht also ein
>> zwar unbekanntes, aber dennoch definiertes Potenzial.
>>
>> Der Plus-Eingang wiederum kann auch nicht floaten, denn
>> er ist ueber 10kOhm mit dem Minus-Eingang verbunden.
>
> Und dennoch ist der Eingang hochohmig

Hm...

> und kann floaten.

Unter "floaten" verstehe ich, dass kein definierter Gleichstrom-
pfad existiert. Das ist hier aber nicht so; dieser existiert.

Die praktische Folge davon ist, dass die Spannung den Bereich
0V..+Ub nicht verlassen kann, was bei einem echten floatenden
Punkt ohne weiteres moeglich waere.

> Der Sensor ist also hochohmig an den OPVs angebunden.

Naja... darum moechte ich nicht streiten. Fuer einen Sensor,
der im Wesentlichen ein Kurzschluss ist, sind auch 1kOhm
hochohmig. Das kann ja aber nicht der Maszstab sein. Das ist
nicht das, was ich unter "floaten" verstehe.

> Nichts zwingt den Sensor auf ein definiertes Potential.

Das stimmt wieder, und das ist der entscheidende Punkt: Es
genuegt ja nicht, dass kein Punkt floatet (also dass ein
definierter GLEICHSTROMPFAD existiert), sondern es soll auch
an jedem Punkt ein DEFINIERTES POTENZIAL vorhanden sein.

Und das ist nicht der Fall.

von Possetitjel (Gast)


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Helmut S. schrieb:

>> Nenne mir einen Punkt in der Schaltung, und ich zeige
>> Dir den Zweig, der ihn definert mit 0V verbindet.
>
> Schau mal wie verzweifelt der Simulator einen Bezugspunkt
> gesucht hat und einfach an die positive Rail gedriftet ist.

Okay... ich habe nicht genau genug gelesen. Mein Fehler.

Du schriebst ja urspruenglich nur, dass es keinen definierten
BEZUGSPUNKT gibt - und das stimmt ja.

Eine niederohmige, aber in ihrer Hoehe undefinierte Spannung
(wie die Ausgangsspannung eines OPV) ist eben gerade KEIN
DEFINIERTER Bezugspunkt, da hast Du schon Recht.

Auf die Richtung mit dem Gleichstrompfad kam ich nur, weil
Christian den Ausdruck "floaten" verwendet hat, mit dem ich
immer hochohmige Punkte assoziiere. Diese gibt es hier ja
nicht.

Trotzdem bleibt richtig: Keine Signalspannung an U1 bzw. am
Sensor hat definierten Bezug zu 0V.

von Torsten C. (tcurdt)



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Also bevor ich jetzt versuche auf das ganze Feedback einzugehen (Danke!) 
vielleicht hier noch mal die original Schaltung für Version 1. 
(Screenshot)

Die ist aus einem Lötstation Projekt. Ich starre auf die Schaltungen - 
sehe aber nicht, dass ich was falsch abgezeichnet habe. Und zumindest in 
LTspice scheint es ja auch zu funktionieren.

Die Schaltung hier http://www.linear.com/product/LTC2051 bräuchte ja 
auch scheinbar auch noch eine negative Versorgungsspannung. Wenn es geht 
würd ich das gerne vermeiden. Glaub nicht dass man das in diesem Fall 
wirklich braucht.


Version 2 ist von jemanden den ich gebeten hatte Schaltung 1 mal zu 
überprüfen. Die hat er nicht so richtig verstanden und mir dann 
Schaltung 2 als Alternative vorgelegt. Die hab ich dann aber leider 
zunächst nicht in LTspice zum Laufen bekommen. Und dachte ich frage mal 
hier.


> Genau deshalb funktioniert sie auch nicht. Der LTC2051 besitzt zwei OPVs
in einem Gehäuse mit gemeinsamer Versorgung. In der Simulation hat jeder
OPV seine eigene Versorgung.

Aha! Ohne Versorgungsspannung hat das für mich auch nicht so richtig 
Sinn gemacht. Aber so wird ein Schuh draus. Ich dachte eigentlich ich 
hätte es auch schon mit probiert - aber hab da wohl noch irgendwas 
falsch gehabt. Jetzt läuft die Schaltung aber auch in LTspice. (Hab ich 
mal angehängt)


> Man muss sich überlegen, wie genau man messen will (Offsetspannung
OpAmp) ob man Kaltstellenkompensation will (machen deine nicht), ob man
linearisieren will (machen deine nicht) und welchen Messbereich (0..1000
GradC?) man haben will.

Eigentlich will ich genau das gleiche machen wie auch die original 
Schaltung. Das wäre einen Messbereich von 10-20 bis ca. 450-500 Grad mit 
einer MCU messen. Genauigkeit von 1-2 Grad wäre toll.

Kaltstellenkompensation wäre natürlich schon nett (statt einfach von 
einer festen Umgebungstemperatur auszugehen und dann mit dem Fehler zu 
leben). Linearisierung und Kaltstellenkompensation (mit zweitem Sensor) 
könnte ich mir vorstellen in Software zu machen. Das ist eher meine 
Ecke. Hardware wäre natürlich auch toll. Aber hab ich bisher keine 
Ahnung wie. Zwei Sensoren und dann mit den OpAmps subtrahieren?


Ich bin mit den beiden Schaltungen nicht verheiratet - also wenn ihr 
eine bessere Idee habt bin ich für Empfehlungen natürlich dankbar.

Gruss,
Torsten

von Achim S. (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Ich starre auf die Schaltungen -
> sehe aber nicht, dass ich was falsch abgezeichnet habe.

Im Original liegt die Thermospannung gegen Masse an (AGND). Bei deiner 
Version 1 fehlt der Massebezug.

Allerdings habe ich auch bei der Originalschaltung mächtiges Bauchweh. 
Die legt zum Heizen zwischendurch 24V an den Eingang des LTC, was weit 
außerhalb von dessen maximum ratings liegt. Auch der pFET sieht zwischen 
Gate und Source 24V, was für die meisten pFETs zu viel ist (in der 
Originalschaltung ist kein konkreter Transistortyp angegeben).

Oder ist in den Hintergrund-Infos zur Originalschaltung irgendwo 
vermerkt, dass AGND und PGND grade so weit gegeneinander verschoben sein 
müssen, dass die Schaltung nicht sofort stirbt?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Ist die Originalschaltung einschließlich Beschreibung denn irgendwo im
Netz veröffentlicht? Wenn ja, dann poste doch bitte einen Link dorthin.

Wenn nicht: Wie ist die Anschlussbelegung des JBC-Lötkolbens? Von den
drei Anschlüssen GREEN, RED und BLUE wird wohl einer die Heizung, einer
das Thermoelement und einer die gemeinsame Masse sein. Aber welcher ist
was?

Der Entwickler der Originalschaltung hat wohl den Instrumentenverstärker
aus dem Datenblatt des LTC2051 nachgebaut. An dessen nichtinvertierendem
Eingang liegt die Thermospannung an, den invertierenden Eingang hat er
auf GND gelegt (dieser GND-Anschluss fehlt in deiner Spice-Simulation).

Diese Beschaltung ist zwar prinzipiell in Ordnung, aber der linke der
beiden Opamps ist dabei völlig überflüssig, da dort einfach nur 0V
hineingehen und 0V herauskommen. Denselben Effekt erzielt man auch ohne
IC1A, R1 und R2', indem man R1' linksseitig einfach auf GND legt. IC1B
bildet dann einen ganz gewöhnlichen nichtinvertierenden Verstärker mit
der Verstärkung 101.

Wie Achim schon festgestellt hat, ist mit den Anschlüssen des Lötkolbens
wohl etwas durcheinandergeraten. Die Heizung sollte an das Drain des
Mosfets, das Thermoelement an Pin 5 des LTC2051 und der Masseanschluss
an GND der Schaltung angeschlossen sein. Stattdessen liegen sowohl GREEN
als auch BLUE auf GND (genauer auf AGND bzw. PGND, aber was ist hier
überhaupt der Unterschied?), und RED ist sowohl an den Mosfet als auch
an den LTC2051 angeschlossen. Das ist so sicher nicht beabsichtigt.

von Achim S. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Wie Achim schon festgestellt hat, ist mit den Anschlüssen des Lötkolbens
> wohl etwas durcheinandergeraten.

So hatte ich es nicht gemeint ;-)

Ich denke, JBC nutzt die Heizpatrone gleichzeitig als Thermoelement (na 
ja, nicht wirklich gleichzeitig sondern in den Heizpausen).

(erste FAQ in 
http://www.jbctools.com/faq-general-questions-menu-115.html

"Green" ist dann wohl sowas wie eine "Kompensationsleitung" zur 
Heizpatrone, "blue" ist zum Leiten des Heizstroms. "Red" erfüllt beide 
Funktionen. Vorne an der Heizpatrone dürften beide miteinander verbunden 
sein, was eigentlich auch schon unsere Frage zum Bezug von PGND und AGND 
beantwortet.

Wenn dem tatsächlich so ist, dann betreibt die Originalschaltung den 
TLC2051 weit außerhalb seiner Spezifikation.

von Achim S. (Gast)


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Achim S. schrieb:
> Vorne an der Heizpatrone dürften beide miteinander verbunden
> sein,

mit "beide" sind in dem Fall "green" und "blue" gemeint.

von Torsten C. (tcurdt)


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> Im Original liegt die Thermospannung gegen Masse an (AGND). Bei deiner
Version 1 fehlt der Massebezug.

Die Unterscheidung PGND und AGND ist mir da eh noch nicht so ganz klar.
Außerdem sollte das Heizelement ja (für mein Verständnis) auch noch über 
1MOhm auf Mains Earth gelegt werden.


> Allerdings habe ich auch bei der Originalschaltung mächtiges Bauchweh.
> Die legt zum Heizen zwischendurch 24V an den Eingang des LTC, was weit
> außerhalb von dessen maximum ratings liegt.

Um das Problem zu vermeiden hatte ich eine Suppressordiode angedacht.
Würde das reichen?


> Auch der pFET sieht zwischen
> Gate und Source 24V, was für die meisten pFETs zu viel ist (in der
> Originalschaltung ist kein konkreter Transistortyp angegeben).

Derzeit waren die folgenden MOSFETs angedacht

 IRLR9343TRPBF
 http://www.infineon.com/dgdl/irlr9343pbf.pdf?fileId=5546d462533600a401535671a5722702

 IRF9Z34NPBF
 http://www.infineon.com/dgdl/irf9z34npbf.pdf?fileId=5546d462533600a40153561220af1ddd

In dem aktuellen Schaltplan bekommt das Gate in der Tat entweder 0 oder 
24V.
Ich könnte natürlich noch eine Widerstand hinzufügen und hätte dann über 
einen Spannungsteiler z.B. entweder 12V oder 24V am Gate.



> Oder ist in den Hintergrund-Infos zur Originalschaltung irgendwo
> vermerkt, dass AGND und PGND grade so weit gegeneinander verschoben sein
> müssen, dass die Schaltung nicht sofort stirbt?

Die einzigen Hintergrund-Infos die es gibt sind in diesem Video

  https://www.youtube.com/watch?v=GYIiOkr6x9o
  (OpAmp geht hier los https://youtu.be/GYIiOkr6x9o?t=369 )

Als ich das gerade nochmal geschaut habe verweist er auf die Schaltung 
für einen Instrumentation Amplifier im Datenblatt als Referenz.

  http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/20512fd.pdf

CJC erwähnt er dort auch noch - hat er aber scheinbar erstmal 
weggelassen und macht das dann in Software.


Dennoch habe nach dem Hinweis auf CJC noch ein bisschen gesucht. 
Folgende Optionen habe ich noch gefunden:

1) AD849x. Hat CJC scheinbar schon einfach eingebaut.

https://cdn-shop.adafruit.com/datasheets/AD8494_8495_8496_8497.pdf

2) AN844

http://ww1.microchip.com/downloads/en/AppNotes/00844a.pdf

3) LTC1049 + LT1025A (=LTK001) hört sich super an - ist aber unglaublich 
teuer

http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/1049fb.pdf
http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/1025fb.pdf
http://cds.linear.com/docs/en/datasheet/LTK001fa.pdf

Gruss,
Torsten

von Torsten C. (tcurdt)


Angehängte Dateien:

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Yalu X. schrieb:
> Ist die Originalschaltung einschließlich Beschreibung denn irgendwo im
> Netz veröffentlicht? Wenn ja, dann poste doch bitte einen Link dorthin.

https://www.youtube.com/watch?v=GYIiOkr6x9o


> Wenn nicht: Wie ist die Anschlussbelegung des JBC-Lötkolbens? Von den
> drei Anschlüssen GREEN, RED und BLUE wird wohl einer die Heizung, einer
> das Thermoelement und einer die gemeinsame Masse sein. Aber welcher ist
> was?

Die Informationen sind da leider nicht so ganz klar. Was ich weiß hab 
ich mal als Bild angehängt. Wenn man die Spitze äußerlich erhitzt ändert 
sich der Widerstand genau zwischen RED und BLUE. So richtig verstehen 
tue ich 0 Ohm von RED zu GREEN nicht.

Hier gibt es z.B. die Theory mit dem gemeinsamen GND.

  https://youtu.be/UvH49nzpJts?t=184

In den Informationen zur Unisolder heißt es:

  BLUE = GND
  RED = TC+ and heater
  GREEN = mains earth


> Der Entwickler der Originalschaltung hat wohl den Instrumentenverstärker
> aus dem Datenblatt des LTC2051 nachgebaut. An dessen nichtinvertierendem
> Eingang liegt die Thermospannung an, den invertierenden Eingang hat er
> auf GND gelegt (dieser GND-Anschluss fehlt in deiner Spice-Simulation).

Genau so - hatte ich das jetzt beim nochmal anschauen auch verstanden.


> Diese Beschaltung ist zwar prinzipiell in Ordnung, aber der linke der
> beiden Opamps ist dabei völlig überflüssig, da dort einfach nur 0V
> hineingehen und 0V herauskommen. Denselben Effekt erzielt man auch ohne
> IC1A, R1 und R2', indem man R1' linksseitig einfach auf GND legt. IC1B
> bildet dann einen ganz gewöhnlichen nichtinvertierenden Verstärker mit
> der Verstärkung 101.

Wenn ich es richtig verstehe liegt das daran, dass statt auf -VCC auf 
GND gelegt wurde?


> Wie Achim schon festgestellt hat, ist mit den Anschlüssen des Lötkolbens
> wohl etwas durcheinandergeraten. Die Heizung sollte an das Drain des
> Mosfets, das Thermoelement an Pin 5 des LTC2051 und der Masseanschluss
> an GND der Schaltung angeschlossen sein. Stattdessen liegen sowohl GREEN
> als auch BLUE auf GND (genauer auf AGND bzw. PGND, aber was ist hier
> überhaupt der Unterschied?)

Den Unterschied würde ich auch gerne verstehen :)


> und RED ist sowohl an den Mosfet als auch
> an den LTC2051 angeschlossen. Das ist so sicher nicht beabsichtigt.

Doch - siehe oben. So wie ich es verstehe wird geheizt und gemessen über 
die gleichen Leitungen - nur zu anderen Zeiten.

von Torsten C. (tcurdt)


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> Ich denke, JBC nutzt die Heizpatrone gleichzeitig als Thermoelement (na
> ja, nicht wirklich gleichzeitig sondern in den Heizpausen).

Genau

> "Green" ist dann wohl sowas wie eine "Kompensationsleitung" zur
> Heizpatrone,

Kompensation für was?


> "blue" ist zum Leiten des Heizstroms. "Red" erfüllt beide
> Funktionen. Vorne an der Heizpatrone dürften beide miteinander verbunden
> sein, was eigentlich auch schon unsere Frage zum Bezug von PGND und AGND
> beantwortet.

Bei mir noch nicht so ganz :)
"Power" GND und "Amp" GND?
Was für ein Sinn macht es wenn beide Funktionen auf RED und BLUE liegen?


> Wenn dem tatsächlich so ist, dann betreibt die Originalschaltung den
> LTC2051 weit außerhalb seiner Spezifikation.

Würde eine Suppressordiode hier ausreichen ihn zu schützen?
Oder wie würde man das besser angehen?

von Achim S. (Gast)


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Torsten C. schrieb:
> Kompensation für was?

eine Ausgleichsleitung für das Thermoelement. Würde alles mit 
Kupferleitungen an der Heizpatrone angeschlossen, dann würde die 
Thermospannung dort verloren gehen.

Torsten C. schrieb:
> In dem aktuellen Schaltplan bekommt das Gate in der Tat entweder 0 oder
> 24V.

was für beide FETs, die du angedacht hast, zu viel ist.

Torsten C. schrieb:
> Ich könnte natürlich noch eine Widerstand hinzufügen und hätte dann über
> einen Spannungsteiler z.B. entweder 12V oder 24V am Gate.

das wäre besser.

Torsten C. schrieb:
> Hier gibt es z.B. die Theory mit dem gemeinsamen GND.
>
>   Youtube-Video "DIY Soldering Station"
>
> In den Informationen zur Unisolder heißt es:
>
>   BLUE = GND
>   RED = TC+ and heater
>   GREEN = mains earth

Die Info hast du echt nicht zu früh rausgerückt. So hatten wir 
Gelegenheit, fröhlich durch die Gegend zu raten.

so wie ich das Video sehe ist die Zuordnung:
green: Masse
red: Thermoelement (Thermospannung relativ zu green)
blue: Heizpatrone (Strom fließt über green zurück)

Da diese Angabe zu deiner Zuordnung im Widerspruch steht, dürfte eine 
von beiden falsch sein. Die Angaben im Video erscheinen mir plausibel.

Wenn das Video stimmt, dann würdest du mit der "Originalschaltung" das 
Thermoelement zum Heizen nutzen, nicht den Heizwiderstand. Kein guter 
Ansatz, und ein Killer für deinen Verstärker bzw. ein Kurzschluss für 
dein Netzteil.

Torsten C. schrieb:
> Um das Problem zu vermeiden hatte ich eine Suppressordiode angedacht.
> Würde das reichen?

Nur wenn du die Suppressordiode heizen willst, nicht wenn die Lötspitze 
heiß werden soll.

Torsten C. schrieb:
> Würde eine Suppressordiode hier ausreichen ihn zu schützen?
> Oder wie würde man das besser angehen?

Man heizt nicht über rot sondern über blau. Grün ist Masse. An rot hat 
man dann die Thermospannung plus den Spannungsabfall der Masseleitung. 
Der Spannungsabfall während des Heizens ist zwar zu viel um die 
Temperatur richtig zu messen, aber zumindest nicht so viel, dass es den 
Verstärker killt. In der Heizpause kann man dann messen.

Torsten C. schrieb:
> AD849x. Hat CJC scheinbar schon einfach eingebaut.

wäre eine Möglichkeit. Oder der MAX6675, der im Video verwendet wird. 
Aber um einen integrierten Thermoelementeverstärker/-wandler zu nutzen 
sollte man zuvor wenigstens rausfinden, welche Art von Thermoelement in 
der Spitze verbaut ist. Im Video wird Typ K vermutet.

Torsten C. schrieb:
> Wenn man die Spitze äußerlich erhitzt ändert
> sich der Widerstand genau zwischen RED und BLUE. So richtig verstehen
> tue ich 0 Ohm von RED zu GREEN nicht.

0 Ohm einfach deshalb, weil das Thermoelement niederohmig ist. Zum 
Messen wertet man nich eine Widerstandsänderung aus sondern die Spannung 
zwischen rot und grün.

von Torsten C. (tcurdt)


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> Die Info hast du echt nicht zu früh rausgerückt. So hatten wir
> Gelegenheit, fröhlich durch die Gegend zu raten.

Sorry, das fing hier ja alles einfach nur mit den OpAmps an :)


> so wie ich das Video sehe ist die Zuordnung:
> green: Masse
> red: Thermoelement (Thermospannung relativ zu green)
> blue: Heizpatrone (Strom fließt über green zurück)
>
> Da diese Angabe zu deiner Zuordnung im Widerspruch steht, dürfte eine
> von beiden falsch sein. Die Angaben im Video erscheinen mir plausibel.

Das wäre dann:

TC+ RED
TC- GREEN
HE+ BLUE
HE- GREEN

Hab ich dann einfach die Schaltung in diesem Video falsch gelesen?

  https://youtu.be/GYIiOkr6x9o?t=425

Da wird ja wohl z.B. über RED und BLUE geheizt.
Oder ist die dann einfach falsch?


> Man heizt nicht über rot sondern über blau. Grün ist Masse. An rot hat
> man dann die Thermospannung plus den Spannungsabfall der Masseleitung.
> Der Spannungsabfall während des Heizens ist zwar zu viel um die
> Temperatur richtig zu messen, aber zumindest nicht so viel, dass es den
> Verstärker killt. In der Heizpause kann man dann messen.

"den Spannungsabfall der Masseleitung" verstehe ich gerade noch nicht.

Die 24V liegen dann zwischen BLUE und GREEN an. Was würde denn dann auf 
den OpAmp überhaupt zukommen wenn der über den TC auf GREEN liegt? Und 
ich nehme mal an GREEN ist das auch gemeinsame Masse mit dem OpAmp.


>> AD849x. Hat CJC scheinbar schon einfach eingebaut.
> wäre eine Möglichkeit. Oder der MAX6675, der im Video verwendet wird.

Der wurde an anderer Stelle jedoch als ungeeignet klassifiziert weil der 
JBC TC wohl kein Typ-K ist. D.h. ab 100 Grad wird es wohl recht ungenau. 
Müsste man vielleicht einfach mal selber ausprobieren und schauen ob man 
damit leben kann. Klingt aber nicht ideal.

Und mal abgesehen davon: Ich mich fast verschluckt habe als ich gesehen 
habe was der bei Farnell, Mouser und Co. kosten soll (über 10 EUR). 
Müsste man dann vielleicht selber aus China bestellen.


> Aber um einen integrierten Thermoelementeverstärker/-wandler zu nutzen
> sollte man zuvor wenigstens rausfinden, welche Art von Thermoelement in
> der Spitze verbaut ist. Im Video wird Typ K vermutet.

Ja, genau - und das ist es wohl angeblich nicht. Daher dachte ich selber 
messen und dann notfalls selber kalibrieren/linearisieren.


>> Wenn man die Spitze äußerlich erhitzt ändert
>> sich der Widerstand genau zwischen RED und BLUE. So richtig verstehen
>> tue ich 0 Ohm von RED zu GREEN nicht.
>
> 0 Ohm einfach deshalb, weil das Thermoelement niederohmig ist. Zum
> Messen wertet man nich eine Widerstandsänderung aus sondern die Spannung
> zwischen rot und grün.

Doh! Seebeck. Jetzt wird langsam ein Schuh draus.

Danke für die Geduld :)

von Achim S. (Gast)


Lesenswert?

Torsten C. schrieb:
> Hab ich dann einfach die Schaltung in diesem Video falsch gelesen?
>
>   Youtube-Video "Powerful DIY JBC Soldering Station - 250W C470
> Arduino-based"
>
> Da wird ja wohl z.B. über RED und BLUE geheizt.
> Oder ist die dann einfach falsch?

wie schon geschrieben: die Ansteuerung in
https://www.youtube.com/watch?v=GYIiOkr6x9o&feature=youtu.be&t=425
und die Analyse in
https://www.youtube.com/watch?v=UvH49nzpJts&feature=youtu.be&t=192
widersprechen sich. Wenn die Analyse in dem zweiten Video stimmt, dann 
ist die Ansteuerung im ersten Video falsch. Und das zweite Video kommt 
mir plausibler vor.

Torsten C. schrieb:
> "den Spannungsabfall der Masseleitung" verstehe ich gerade noch nicht.

Wenn Strom (der Heizstrom) über eine Leitung fließt, dann fällt Spannung 
an der Leitung ab - auch über der Masseleitung. Es wird zwar nicht viel 
Spannung sein (weil die Masseleitung viel niederohmiger ist als die 
Heizpatrone). Den Verstärker gefährdest du damit nicht. Aber verglichen 
mit der Thermospannung wird es viel sein, so dass während der Heizphase 
keine sinnvolle Temperaturmessung geht.

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