Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Entwicklung eines Schaltnetzsteills mit 800W


von Tim K. (timkl94)


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Hallo Leute,

ich möchte ein Schaltnetzteil nach dem Gegentaktprinzip mit ca. 800 W 
(44 V / 18 A) entwickeln. Das Netzteil soll mit einem weiten 
Eingangsbereich von 90 bis 240 V funktionieren.

Ich habe ein ähnliches Projekt schon im Netz gefunden, welches ich als 
Vorlage verwenden möchte: 
https://www.hobbielektronika.hu/forum/getfile.php?id=139458

Ich habe bis jetzt versucht die Bauteile des Gegentakt-Wandlers nach 
einem Fachbuch zu berechnen und grob zu dimensionieren. Ich bin mir aber 
nicht sicher, ob das alles so passt.

: Verschoben durch Moderator
von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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Ich hab das jetzt nicht nachgerechnet, aber kennst du diese Webseite 
hier schon?
http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/smps/smps.html
Kannst ja gucken ob da ähnliche Werte rauskommen.

von Tim K. (timkl94)


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Ja kenn ich und die Werte unterscheiden sich schon sehr.

von Andrew T. (marsufant)


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Tim K. schrieb:
> Ich habe bis jetzt versucht die Bauteile des Gegentakt-Wandlers nach
> einem Fachbuch zu berechnen und grob zu dimensionieren.

Nimm biite mal dies hier als Grundlage:

http://www.ti.com/lit/ug/tiduec2a/tiduec2a.pdf

von Anno (Gast)


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Die MOSFET-Ströme werden nur durch die Streuindiktivität
des Übertragers und parasitäre Widerstände begrenzt!
Für Weitbereichseingang denkbar ungeeignet!
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Schaltung Schrott ist!
Alles nur theoretisch berechnet und ausgelegt, keine praktische 
Erfahrung...

von Tany (Gast)


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von Michael B. (laberkopp)


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Tim K. schrieb:
> ich möchte ein Schaltnetzteil nach dem Gegentaktprinzip mit ca. 800 W
> (44 V / 18 A) entwickeln. Das Netzteil soll mit einem weiten
> Eingangsbereich von 90 bis 240 V funktionieren.

Für kommerziell verkaufsfähige müsste in der Leistungsklasse inzwischen 
eine PFC drin sein.

Wnn du ohne PFC ein Einzelstück als Hobbyist baust, ist es sicherlich 
viel einfacher.

Dein gefundenes Projekt ist realistisch. Ob man dasn nachbauen kann was 
die Leute von TI werbewirksam vorschlagen, halte ich für zweifelhaft.

von askfjgh (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Für kommerziell verkaufsfähige müsste in der Leistungsklasse inzwischen
> eine PFC drin sein.

Einen echten Weitbereichseingang von 90VAC bis 240VAC gibt es i. A.
nur mit PFC --- ein Gegentaktwandler für Weitbereichseingang müßte
stark überdimensioniert werden, um bis 90VAC runter zu funktionieren.


Eine Möglichkeit könnte sein, sich auf "früher" zu besinnen...

Man könnte beim Gleichriuchter zwischen Graetz und Delon wechseln,
und so die Bereiche aufteilen - z.B. als Delon geschaltet ginge es
von 100VAC bis 130VAC, und als Graetz von 200VAC bis 260VAC. (Bei
nominal jeweils 115VAC bzw. 230VAC.) Reines Auslegungsbeispiel.

Für geforderte 90-240VAC bringt das wenig, denn um die Lücke von
130VAC bis 200VAC zu schließen, landet man schon wieder bei einem
Wandler, der bei Maximalspannung ein mehrfaches leisten könnte...



Also meine Empfehlung ist, ein kommerzielles Netzteil >= 900W mit
>= 48V mit synchronem Step-Down (aka Sync. Buck) zu kombinieren,
um diese Ausgangswerte zu erhalten.


Wenn das Ziel ist, zu lernen, erst mal kleinere Brötchen backen...

von oszi40 (Gast)


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askfjgh schrieb:
> Also meine Empfehlung ist, ein kommerzielles Netzteil >= 900W

Seine Bastelschaltung könnte zwar "schön aussehen", ABER der richtige 
AUFBAU ist bei solchen Netzteilen ein entscheidender Faktor. Daher 
besser fertiges NT suchen oder Eimer MOSFETs zum Üben bestellen.

von herbert (Gast)


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Ich möchte dir ja nicht die Freude am basteln nehmen, aber 
Schaltnetzteile sind was Störstrahlung anbelangt komplizierte Gebilde. 
Wenn in deiner Nachbarschaft plötzlich der Radioempfang breitbandig 
versaut ist und der Funkmessdienst anrückt um das Problem zu orten, dann 
könnte das auch von deiner Entwicklungsarbeit kommen. Ich hatte mal das 
Problem mit dem Schaltnetzteil eines Fernsehers der breitbandig 
Kurzwelle,2m,70cm mit einem penetranten Störteppich belegt welches sich 
anhörte wie ein am Funkgerät betriebenes Faxgerät mit Pegel weit über 
S9. Lustig ist das nicht für die Ohren...

von Olaf (Gast)


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Schon mal ins Auge gefasst ein funktionierendes Computernetzteil
in dieser Leistungsklasse zu kaufen, die Schaltung aufzunehmen
und dann umzuberechnen. Dann kommt man vielleicht damit weg den
Trafo umzuwickeln, ein paar Widerstaende umzudimensionieren, die
Schutzschaltung der ungenutzen Spannungen still zu legen und die 
Ausgangselkos anzupassen.

Hauptproblem koennte darin bestehen den Trafo zu oeffnen weil die gerne 
Verklebt sind und sehr bruchempfindlich sind. Ich hab gute Erfahrungen 
damit gemacht solche Trafos fuer 10s in die Mikrowelle zu stellen. Dann 
ist der Kleber war. .-)

Der Vorteil so einer Loesung ist halt das man den ganzen Primaerkram 
uebernehmen kann.

Olaf

von Andrew T. (marsufant)


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Weitere Alternative:

Man kauft ein fertiges Telecom Netz Teil 48v mit ca. 800 Watt und nutzt, 
das diese Netzgeräte einstellbar sind. Typisch 42 bis 56 Volt.

Die Teile gibt es für unter 20 Euro bei eBay

von Sebastian S. (amateur)


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Ich würde ebenfalls ein Fertiggerät vorziehen.
Viele 48V-Geräte lassen sich auf 44V "ziehen".
Unter vielen anderen: Mean Well.

von Michael K. (Gast)


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Tim K. schrieb:
> ich möchte ein Schaltnetzteil nach dem Gegentaktprinzip mit ca. 800 W
> (44 V / 18 A) entwickeln.

Hobby aus Spaß an der Freude, oder kommerziell?
Für 170€ bekommst Du nämlich ein 1KW SNT von Meanwell, mit allen 
Zulassungen.

Wenn das Dein erstes SNT Projekt ist, wirst Du die Idee mit 800W 
anzufangen noch bereuen.
Wenn ich alleine an die Wickelgüter denke, tun mir schon die Finger weh.

von Tim K. (timkl94)


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Ich mache das für die Arbeit. Wenn es nach mir ginge, würde ich auch ein 
fertiges kaufen z.B. eins von Meanwell.

von Michael B. (laberkopp)


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Tim K. schrieb:
> Ich mache das für die Arbeit

Na dann wird man dir auch den 3-jährigen Lehrgang zum erfolgreichen 
Schaltnetzteilentwickler bezahlen, der PFC und EMV im Griff hat.

Denn das beste Schaltnetzteil nützt nichts, wenn es nicht durch die 
Prüfungen käme.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


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Tim K. schrieb:
> Ich mache das für die Arbeit.

Wieviel Mannjahre hat man denn dafür eingeplant?
Man sollte dann auch beim EMV-Prüflabor in der Nähe eine Flatrate 
aushandeln.

Netzteilfirmen können ihre Geräte nur deshalb so günstig anbieten, weil 
sie den hohen Entwicklungsaufwand nicht nur für ein einzelnes Gerät 
treiben.

von Michael K. (Gast)


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Tim K. schrieb:
> Ich mache das für die Arbeit.

Autsch!
Meine Vorposter haben recht.
Ihr werdet ein sehr, sehr hohes Lehrgeld für die Entwicklung bezahlen.
Mit genug Mühe, Geld und einer großen Kiste ermordeter Bauteile habt Ihr 
das irgendwann fertig.
Nicht besonders gut, nicht besonders effizient, dafür aber sehr viel 
teurer als ein 0815 SNT das man überall kaufen kann.

von Andrew T. (marsufant)


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Tim K. schrieb:
> Ich mache das für die Arbeit.

wie die Vorposter schon schreiben, ist das sehr viel Arbeit, 
insbesondere wenn man "aus dem Stand" ein derart leistungstarkes NT 
bauen möchte/muss.

Hier mal um Dir einen Eindruck vom Aufwand zu geben, der mehrteilige 
Bericht:
https://amplifier.cd/Technische_Berichte/small_power_acdc_supply/worldwide_input_ACDC_isolated_sps.html

Bitte beachte, dass der Autor sich das schon auf weitgehende Vorarbeiten 
des IC Herstellers (ST) stützen konnte, also schon erleichtert in den 
Einstieg ging.
Dennoch kommt da viel Aufwand nach. Trotzdem es hier um ein 
vergleichsweise leistungsmäßig kleines NT  geht.

von Christian W. (orikson)


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Peter D. schrieb:
> Man sollte dann auch beim EMV-Prüflabor in der Nähe eine Flatrate
> aushandeln.

Kann ich bestätigen, nach etwa 3 Wochen Messaufwand der Conducted 
Emission bei einem Netzteil, bei welchem "nur" der Filter dimensioniert 
werden sollte...

Als halb-Eigenbau Lösung kann ich dir die TDK-Module empfehlen, z.B. 
PFE700SA-48 oder PFE1000FA-48. Deren Ausgangsspannung lässt sich auch 
einstellen
https://de.tdk-lambda.com/products/product-details.aspx?scid=223

Alternativ (mit Weg über einen 360 V Zwischenkreis) PF 1000A-360a und 
PAF600F280-48

von Michael K. (Gast)


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Christian W. schrieb:
> Als halb-Eigenbau Lösung kann ich dir die TDK-Module empfehlen

Oder Vicor.
Bei besonderen Anforderungen und kleinen Stückzahlen, spielt der 
Materialpreis ja keine große Rolle.
Nur nicht von der geringen Größe der Module täuschen lassen.
Filter, Gleichrichter und besonders die Bulk Kondensatoren werden gerne 
weggelassen und müssen extern angeschlossen werden.
Im Endeffekt dann genauso groß, aber um ein Vielfaches teuerer.

Ich habe allerdings auch schon modifizierte Meanwell und XP Power SNTs 
in die Luftfahrt geliefert.
Völlig legal, dokumentiert und zertifiziert.
COTS Ware einzusetzen ist nur selten ein Problem, selbst in schwierigen 
Märkten. Oft sogar gewünscht, weil leicht verfügbar und billig.

Mit XP Power kann man z.B. super zusammenarbeiten.
Auf Anfrage bekommt man Schaltpläne, Bestückungsunterlagen, Hilfe bei 
der Modifikation, EMI Reports etc. pp.
Auch bei Stückzahlen von 20/Jahr.

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