Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Induktivität/Hubmagnet schnell abschalten


von Mike (Gast)


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Hallo zusammen,

ich möchte in einer Schaltung einen Hubmagneten schnell ein- und 
ausschalten.

Der Hubmagnet wird über einen Low-Side N-FET geschalten, parallel zum 
Hubmagneten hängt eine Freilaufdiode.

Zwei Fragen dazu:
1. Wie sieht die Dimensionierung der Freilaufdiode aus? Sehe ich es 
richtig, dass die Diode den vollen Strom des Hubmagneten sieht, da der 
Strom in der Induktivität des Hubmagneten erstmal konstant bleibt?

2. Kann ich mit einem Widerstand in reihe mit der Freilaufdiode die 
Abfallzeit verringern, da die Energie dann nicht mehr nur am Ohmschen 
Widerstand des Hubmagneten verheizt wird, sondern auch am Widerstand?

Wie lege ich hier den Widerstand aus?

Versorgungsspannung - U_f = I_Magnet * R

macht meiner Meinung nach Sinn, da das der maximale Widerstand ist, bei 
dem die Gesamtspannung nicht über der Versprgungsspannung liegt.

Viele Grüße und merci,
Mike

: Verschoben durch Moderator
von Teo D. (teoderix)


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1. Ja
2. Z-Diode!
Je höher die Spannung, desto schneller bricht der Strom zusammen....

von Harald (Gast)


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Z-Diode ist die vermutlich beste passive Methode.

Wenn es noch schneller werden soll, aus dem Bereich der 
Schrittmotor-Ansteuerung lernen, Stichwörter "Chopper" (schneller 
magnetisieren) und "Fast Decay" (schneller entmagnetisieren).

von Mike (Gast)


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Teo D. schrieb:
> 1. Ja
> 2. Z-Diode!
> Je höher die Spannung, desto schneller bricht der Strom zusammen....

Kannst du das genauer erklären?
Z-Diode hat umgekehrte Polarität wie die Freilaufdiode, korrekt?
Durchbruchspannung der Z-Diode wäre dann ca. Versorgungsspannung?

von Teo D. (teoderix)


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Mike schrieb:
> Z-Diode hat umgekehrte Polarität wie die Freilaufdiode, korrekt?
> Durchbruchspannung der Z-Diode wäre dann ca. Versorgungsspannung?

Nein, eine Z-Diode hat die selbe Polarität wie eine Normale Diode, sie 
wird nur andersherum verwendet (Zener/Lawinen-Effekt).
Denk drann, sie funktioniert trotzdem noch wie eine Normale Diode! 
(Brauchst also zwei antiseriell)
Die Spannung kann so hoch gewählt werden, wie der Schalter verträgt.

von HildeK (Gast)


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Mike schrieb:
> Z-Diode hat umgekehrte Polarität wie die Freilaufdiode, korrekt?
> Durchbruchspannung der Z-Diode wäre dann ca. Versorgungsspannung?

Eine Z-Diode kannst du parallel zum LOW-Side-FET machen oder in Serie 
mit einer Si-Diode parallel zum Magneten. Da die Z-Diode ja umgekehrt 
eingebaut werden muss, braucht man noch die Si-Diode.
Ziel ist es doch nur, die maximale U_DS nicht zu überschreiten durch die 
Selbstinduktion der Spule.
Wenn du einen Schalter nimmst mit hoher U_DS, dann kann die Z-Diode 
ebenfalls für hohe Spannung gewählt werden.
Alle Dioden müssen kurzfristig den Strom der Magnetspule aushalten 
können.

Nebenbei: Threads zu ähnlichen Wünschen gab es immer mal wieder. Suche.

von Mike (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Nein, eine Z-Diode hat die selbe Polarität wie eine Normale Diode, sie
> wird nur andersherum verwendet (Zener/Lawinen-Effekt).

Ja das meinte ich :)

HildeK schrieb:
> Eine Z-Diode kannst du parallel zum LOW-Side-FET machen oder in Serie
> mit einer Si-Diode parallel zum Magneten. Da die Z-Diode ja umgekehrt
> eingebaut werden muss, braucht man noch die Si-Diode.

So habe ich mir das inzwischen auch gedacht!
Danke für eure Hilfe!

HildeK schrieb:
> Nebenbei: Threads zu ähnlichen Wünschen gab es immer mal wieder. Suche.

Ich gelobe Besserung!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Mike schrieb:
> Zwei Fragen dazu:
> 1. Wie sieht die Dimensionierung der Freilaufdiode aus?
Gar keine Diode, dann schaltet das Ding am schnellsten ab. Du musst dann 
aber sicherstellen, dass die Spannung am Schalttransistor nicht zu hoch 
wird.
Oder gleich einen Gegenspannungsimpuls draufgeben...

Teo D. schrieb:
> Denk drann, sie funktioniert trotzdem noch wie eine Normale Diode!
> (Brauchst also zwei antiseriell)
Siehe die Diskussion im Beitrag "Transildiode als Freilaufdiode für Relais?"
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/81/Relais_schalten.jpg

Harald schrieb:
> Z-Diode ist die vermutlich beste passive Methode.
Man kann die Z-Diode auch geschickt so zwischen C und B oder D und G 
einbauen, dass der Schalttransistor bei zu hoher Spannung wieder "ein 
wenig" aufmacht und die Energie verbrät. Dann muss die Z-diode kaum 
Leistung aushalten und nur der Schalttransistor ausreichend groß 
ausgelegt werden.

von Mike (Gast)


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HildeK schrieb:
> Da die Z-Diode ja umgekehrt eingebaut werden muss, braucht man noch die
> Si-Diode.

Wie rum werden denn dann die drei Bauteile verschaltet (Magnet, Diode 
und Z-Diode)?
Gibt es einen Schaltplan dazu?

von Mike (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Siehe die Diskussion

Alles klar, Danke ?

von HildeK (Gast)


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Mike schrieb:
> HildeK schrieb:
>> Nebenbei: Threads zu ähnlichen Wünschen gab es immer mal wieder. Suche.
>
> Ich gelobe Besserung!

Das war keine Kritik, nur ein Hinweis, wo du vielleicht noch weitere 
Infos bekommen kannst.

von Gerald K. (geku)


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Man kann auch auf der Ansteuerungsseite etwas dazu beitragen. Nur soviel 
Strom zur Ansteuerung verwenden wie notwendig. Energie im Magnetfeld ist 
proportional  zum Quadrat  des Stromes. Diese Energie muss abgebaut 
werden.

: Bearbeitet durch User
von Anja (Gast)


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Lothar M. schrieb:
> Dann muss die Z-diode kaum
> Leistung aushalten und nur der Schalttransistor ausreichend groß
> ausgelegt werden.

Das ganze gibt es auch in einem Automotive FET integriert.

Bei ST heißt das OMNIFET: z.B. hier mit ca 70V clamping Spannung
https://de.rs-online.com/web/p/intelligente-leistungsschalter/9208953/

Wenn nur gelegentlich ein und ausgeschaltet wird kann der FET die 
Energie verbraten (ohne Freilaufdiode).

Gruß Anja

Beitrag #6323273 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Forist (Gast)


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HildeK schrieb:
> Nebenbei: Threads zu ähnlichen Wünschen gab es immer mal wieder. Suche.

Aber wahrscheinlich eher nicht unter Mikrocontroller und digitale 
Elektronik. Das sind nur wenige "Spezialisten", die solche Analogthemen 
hier posten. ;-)

von Philipp K. (philipp_k59)


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Ein Varistor wäre auch eine Möglichkeit.

von Harald (Gast)


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Philipp K. schrieb:
> Ein Varistor wäre auch eine Möglichkeit.

Ernstgemeinte Frage ohne deinen Vorschlag in Abrede stellen zu wollen: 
Wäre ein Varistor nicht zu "unspezifisch" für diese Aufgabe? Hat da 
jemand gut/schlechte Erfahrungswerte?

von Philipp K. (philipp_k59)


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Harald schrieb:
> Wäre ein Varistor nicht zu "unspezifisch" für diese Aufgabe? Hat da
> jemand gut/schlechte Erfahrungswerte?

Diese Annahme resultiert auf welchem Wissen?

Wir haben hier 500 Magnete auf 180V=, jeder hat seinen eigenen Varistor 
im Anschlußkasten.

Schau doch mal hier, googles erster eintrag auf Deine Frage:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schutzbeschaltung

Diode: Nachteilig ist, dass diese Schaltungsvariante nur für 
Gleichspannung geeignet ist und dass es bei Relais zu hohen 
Abfallverzögerungen der Relaiskontakte kommt.

Varistor:Der Schaltungsaufbau ist sehr einfach und bewirkt bei 
Relaisspulen nur eine geringe Abfallverzögerung

: Bearbeitet durch User
von Harald (Gast)


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Philipp K. schrieb:
> Diese Annahme resultiert auf welchem Wissen?

Ich hatte die Varistor-Kennlinie als zu "weich" in Erinnerung. Aber da 
gibt es ja durchaus Unterschiede bei den Materialien. Wenn es passt, 
warum nicht.

Danke für den Link!

von Achim H. (pluto25)


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Es heißt Varistoren würden verschleißen? Gibt es Langzeiterfahrungen? 
Bisher ist mir keiner untergekommen der "ohne Not" defekt war.
Sind die Schaltzeiten gering könnte ein passender PTC den Spulenstrom 
verringern, so das auch das Abschalten schneller würde.

von Teo D. (teoderix)


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A. H. schrieb:
> Es heißt Varistoren würden verschleißen?

Harald schrieb:
> Aber da
> gibt es ja durchaus Unterschiede bei den Materialien.

Jup, so is dat!

von Tiefenbohrung Windischeschenbach (Gast)


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Wie definierst du denn schnell? Nano Sekunden? Oder sind ein paar Milli 
Sekunden auch noch schnell?

Statt einer Z-Diode würde ich eher nach TVS-Dioden suchen. Das ist im 
Prinzip das gleiche, aber auf Ableitung von Überspannung optimiert und 
daher meist schnell und Leistungsstark (3 - 5 kW für kurze Zeit).

Alles das begrenzen aber "nur" auf die maximale Betriebsspannung. Wenns 
richtig schnell sein soll bau dir ne Crowbar-Schaltung. Die erzeugt 
einen "richtigen" Kurzschluss, die Entladung kannst du dann z.B. über 
einen Widerstand steuern bzw. begrenzen.

Harald schrieb:
>> Ein Varistor wäre auch eine Möglichkeit.
>
> Ernstgemeinte Frage ohne deinen Vorschlag in Abrede stellen zu wollen:
> Wäre ein Varistor nicht zu "unspezifisch" für diese Aufgabe? Hat da
> jemand gut/schlechte Erfahrungswerte?

Varistoren sind relativ langsam, aber vertragen eine hohe Leistung.

A. H. schrieb:
> Es heißt Varistoren würden verschleißen? Gibt es Langzeiterfahrungen?
Ja die altern mit der Zeit. Das ist in jedem Datenblatt angegeben. Nach 
100 Impulsen mit maximalem Strom (bei Typen mit 22 mm Durchmesser 
müssten das 1000 A sein, meine ich) verändert sich die Eigenschaft 
langsam. Sie sind aber nicht sofort defekt und machen gar nix mehr

von Werner H. (werner45)


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Nach dem Erreichen des Endanschlags (Anziehen) könnte man den Strom 
verkleinern, bis der Magnet NICHT abfällt. Dann ist auch der 
Energieinhalt kleiner. Hängt natürlich von der Zeit bis zum Ausschalten 
ab, ob das sinnvoll ist. Bei Relais hieß das früher Schnell-Schaltung.

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