Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Audiosignal in analoge Telefonleitung einspeisen


von Simon W. (simon_w567)


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Ich bin am Bau eines Arduino Shields, um ein altes Wählscheibentelefon 
als Geschichtentelefon zu verwenden. Ich kann bereits Gabelzustände 
detektieren, Wählimpulse auslesen und über Q1 verschiedene Frequenzen 
auf die Leitung geben. Nun möchte ich aber noch das Audiosignal des MP3 
Players (U2) im richtigen Moment zuschalten. Ich stehe hier irgendwie 
auf dem Schlauch. Mein Approach wäre gewesen, über einen Impedanzwandler 
und Koppelkondensator den Ausgang direkt auf die Telefonleitung zu 
legen. Nun habe ich aber Zweifel - wegen den 24V Vorspannung. Via 
Transistorbasis geht nicht - hier bräuchte ich ein PWM Signal, das ich 
aber leider an meinem MP3 Player nicht abgreifen kann. Oder brauche ich 
einen Übertrager wie in Beitrag 
Beitrag "Audiosignal von Analogtelefon in Mischpult einspeisen" erwähnt?
Ich glaube ich verkompliziere gerade einiges - danke für einen Wink in 
die richtige Richtung.

von Peter D. (peda)


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Simon W. schrieb:
> Ich bin am Bau eines Arduino Shields, um ein altes Wählscheibentelefon
> als Geschichtentelefon zu verwenden.

Die Dinger sind doch noch handverdrahtet und habe ein 4-poliges 
Anschlußkabel.
Du kannst also ganz einfach die Hörkapsel direkt auf 2 Adern legen und 
den Wahlschalter auf die anderen beiden.

von Harald W. (wilhelms)


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Simon W. schrieb:

> Nun habe ich aber Zweifel - wegen den 24V Vorspannung.

Die trennst Du mit einem Kondensator ab.

von Simon W. (simon_w567)


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@peda: Im Prinzip ja, aber dann muss ich
a) das Telefongerät an sich öffnen und umbauen, ich hätte gern ein 
externes Gerät, so dass das Telefon im ursprünglichen Zustand bleibt.
und b) kann ich die Funktionalität der Gabel / Wählimpulse nicht mehr 
nutzen, worüber man das ganze steuern kann.

@wilhelms: Also so wie auf Anhang hier mit C1? Wie gross würdest du den 
dimensionieren? Muss ich verhindern, dass etwas "zurückspeist" wenn ins 
Mik gesprochen wird?

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Der Klassiker löst das mit einem kleinen Übertrager. Dabei wird eine 
Wicklung vom Sprechstrom durchflossen und die andere wird von einer 
kleinen NF Endstufe befeuert.

von Simon W. (simon_w567)


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Matthias S. schrieb:
> Der Klassiker löst das mit einem kleinen Übertrager. Dabei wird eine
> Wicklung vom Sprechstrom durchflossen und die andere wird von einer
> kleinen NF Endstufe befeuert.

Das würde dann heissen, so wie auf dem Anhang ersichtlich? Und das 
Verhältnis müsste 600Ohm - 8Ohm sein, wenn ich damit den Speaker-Ausgang 
des DFPlayer beübe? So wie etwas das hier: 
http://www.farnell.com/datasheets/1633230.pdf

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Simon W. schrieb:
> Das würde dann heissen, so wie auf dem Anhang ersichtlich?

Nö. Der Strom fliesst direkt durch den Übertrager. Eine Abtrennung durch 
Kondensator ist unnötig.
Wie das funktioniert, kann man z.B. am Schaltplan des alten W48 sehen:
http://www.fernsprecher.info/html/w48_schaltbild.html

Dabei befinden sich alle drei Wicklungen auf einem Kern, was im Plan 
nicht so ersichtlich ist. Statt der Hörkapsel speist du deine NF ein.

: Bearbeitet durch User
von Michael U. (amiga)


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Hallo,

das Wichtige fehlt hier: die Anschaltung der Speisung an das Telefon.
Im Amt waren da Relasiwicklungen in Reieh zu a und b, damit wurde auch 
das Schließen der Schleife und die Wahlimpulse erkannt. Gelichzeitig 
sind die Relaiswicklungen eine gute Drossel für die NF von und zum 
Telefon.
Es muß also zwischen Speisunfg und Telefon eine NF-Drossel in Reihe oder 
als Minimallösung ein Widerstand, z.B. 1k bei 24V Speisung.
Dann kann man entweder die NF über einen Kondensator in a/b einspiesen 
oder man nimmt eben einen Übertrager in Reihe und speist dort damit 
gleich die NF ein. Aufpassen, wenn man Rufspannung benutzt, die kommt 
natürlich auch Rückwärts am NF Speisepunkt an, kann man z.B. mit Dioden 
parallel begrenzen.

Gruß aus Berlin
Michael

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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von Gerald K. (geku)


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Wichtig ist, dass der Zubau die Eigenschaften (Dämpfung, Rückhördämpfung 
und Symmetrie) der Telefonverbindung möglichst wenig beeinflusst.

- zu große Dämpfung macht das Gespräch zu leise
- zu geringe Rückhördämpfung verstärkt das Echo
- schlechte Symmetrie zwischen a/b erhöht den Netzbrumm

Wird der Zubau nur während der Einspeisung des Audiosignals 
angeschlossen, dann ist der Zubau während des Gespräches bedeutungslos. 
Die Anschaltung muss mit zwei Kontakte (Reedkontakte) erfolgen.

Die  beste Symmetrie erreicht man mit einem NF-Transformator, der 
beidseitig kapazitiv an die Leitung angekoppelt wird, benutzt.

Folgender symmetrischer Aufbau :

A-Ader - Reedkontakt - Koppelkondensator - Transformatorwicklung - 
Koppelkondensator - Reedkontakt - B-Ader

Wenn der Zubau während eines Anrufes nicht angeschaltet ist, bedarf es 
keiner weiteren Massnahmen (50Hz Tiefpass) zum Schutz der einspeisenden 
Elektronik MP3). Auch wird die Ruffunktion nicht negativ beeinflusst 
(z.B. Höhe der Rufspannung)

: Bearbeitet durch User
von Michael U. (amiga)


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Hallo,

da er nichts "dazubaut" sondern das Telefon offber nur zum Abspielen der 
Geschichte nach Wahl einer Nummer nutzen will, ist vieles nicht zwingend 
nötig. Wenn das Telefon nie klingeln soll, ist da keine komplexe 
Schutzschaltung nötig. Wenn nur zugehört werden soll, istd as Thema 
Echodämpfung auch recht uninteressant. Was bleibt: Telefon ist serien 
gespeist: die Sannungquelle darf die NF nicht kurzschließen, also 
Drossel, Übertrager oder passenden Widerstand in Reihe zwischen Telefon 
und Spannungsquelle. Die NF-Quelle darf die Speisespannung nicht 
kurzschließen, also Koppelkondensator oder eben den Übertrager 
dazwischen.

Gruß aus Berlin
Michael

von Simon W. (simon_w567)


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Danke für die vielen Feedbacks. Ich habe im Anhang mal noch ein 
übersichtliches Schema über mein momentanes Verständnis. Alternativ auch 
eine Option wäre die Einspeisung über einen Koppelkondensator...

Michael U. schrieb:
> da er nichts "dazubaut" sondern das Telefon offber nur zum Abspielen der
> Geschichte nach Wahl einer Nummer nutzen will, ist vieles nicht zwingend
> nötig.

Absolut richtig - ich brauche weder ein zweites Telefon noch den Wecker.

Michael U. schrieb:
> das Wichtige fehlt hier: die Anschaltung der Speisung an das Telefon.

Die ist imho über R2 (und R4) gegeben - oder?

Matthias S. schrieb:
> Dabei befinden sich alle drei Wicklungen auf einem Kern, was im Plan
> nicht so ersichtlich ist. Statt der Hörkapsel speist du deine NF ein.

Nun sollte die Beschaltung stimmen, leider aber nicht das Schemasymbol 
und die dritte Wicklung fehlt. Allenfalls hab ich noch so einen 
Übertrager aus einem alten Telefon, muss mal wühlen gehen!

Ich muss jetzt nur noch etwas Zeit finden, um umfassende Tests machen, 
aber erst mal sind Ferien angesagt - melde mich mit einem Ergebnis! 
Herzlichen Dank für die Antworten.

: Bearbeitet durch User
von Gerald K. (geku)


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Ich fürchte der NF-Transformator wird durch den Speisestrom in die 
Sättigung gebracht und die NF kurzgeschlossen

Wenn das Telefon nicht zum Telefonieren benutzt wird, dann reicht 
anstelle des Übertragers ein Kondensator in Serie mit 600 Ohm zwischen 
1- 4.

: Bearbeitet durch User
von Simon W. (simon_w567)


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Wie versprochen ein kurzes Abschlussstatement:
- Das Einspeisen mittels C funktioniert gut, habe noch ein Poti zur 
Lautstärkeregelung eingeschaltet. Die 4 Dioden sollten für die 
Spannungsbegrenzung sein, aber da keine hohe AC-Spannung zu erwarten ist 
in der Telefonleitung sind sie vermutlich für nicht viel... Daher nur 
für positive Spannungen - ohne antiparallelen Zweig.
- Nun bleibt noch ein "Klicken", während der MP3 Player läuft. Ich 
vermute, es liegt daran, dass momentan die Spannungsversorgung über den 
gleichen Spannungsregler läuft, daher im Schema eine Version mit 
getrennter Speisung, aber noch zu testen.

Ansonsten gilt: It's not a bug, its a feature (für das Vintage Feeling)
Danke für die Tips - und ich versuch hier die finale Version und Code zu 
veröffentlichen: https://github.com/sxwid/storyphone

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von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Trotz "Abschlussstatement", investiere ein paar Euro in einen SLIC 
https://de.aliexpress.com/item/33021102412.html und du bist 90% des 
Affenzaubers mit dem Analoginterface los.
https://de.aliexpress.com/item/32957873858.html
https://de.aliexpress.com/item/33021102412.html

Datenblatt für den KS0835F SLIC
http://www.r-tone.com/Upload/DownFiles/KS0835F_SLIC_SPEC_V1_1.pdf

von Gerald K. (geku)


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Hannes J. schrieb:
> Trotz "Abschlussstatement", investiere ein paar Euro in einen SLIC

Tatsächlich kostengünstige professionelle Lösung, die sehr ausbaufähig 
ist.
Und man kann dabei viel lernen.

von Simon W. (simon_w567)


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Hannes J. schrieb:
> Datenblatt für den KS0835F SLIC

Das ist cool - herzlichen Dank für den interessanten Link - hab mir mal 
etwas bestellt - bin sehr gespannt! Trotzdem - als günstige Lösung mit 
Standardbauteilen (SLIC sind wohl schon seit einiger Zeit 
Auslaufmodell...) bin ich auch mit einigen Störgeräuschen zufrieden :)

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