Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Warum sinkt bei Keramik Kondensatoren die Kapazität bei steigender Spannung?


von Stefan F. (Gast)


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wie kann man sich als Laie vorstellen, was dabei in dem Bauteil 
passiert?

: Verschoben durch Moderator
von Fixer (Gast)


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Die elektrische Feldstaerke verformt die Keramik bzw. das Dielektrikum 
veraendert sich.

von c-hater (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:

> wie kann man sich als Laie vorstellen, was dabei in dem Bauteil
> passiert?

Google/Wikipedia bei dir kaputt?

Tsss... Das grenzt an Traffic-Troll...

von Marek N. (Gast)


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Ferroelektrische Sättigung, analog zur Sättigung von ferromagnetischen 
Werkstoffen.

Irgend wann sind alle Weißschen Bezirke durch das erregend Feld (E-Feld) 
ausgerichtet und es tritt keine weitere Wirkung (D-Feld) ein.
Trotz höherer Spannung kann keine weitere Ladung Q   in den Kondensator 
eingebracht werden und der Kapazitätswert scheint zu schrumpfen.

von Stefan F. (Gast)


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c-hater schrieb:
> Google/Wikipedia bei dir kaputt?

Nein, aber der Artikel übersteigt mein Aufnahmevermögen. Im 
entsprechenden Absatz finde ich zudem keine Erklärung für den Effekt, 
nur den Hinweis, dass er existiert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Keramikkondensator#Spannungsabh%C3%A4ngigkeit_der_Kapazit%C3%A4t

von Stefan F. (Gast)


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Fixer schrieb:
> Die elektrische Feldstaerke verformt die Keramik bzw. das Dielektrikum
> veraendert sich.

Marek N. schrieb:
> Trotz höherer Spannung kann keine weitere Ladung Q   in den Kondensator
> eingebracht werden und der Kapazitätswert scheint zu schrumpfen.

Hmm, das sind jetzt aber zwei völlig unterschiedliche Erklärungen. Sind 
beide zutreffend?

von Sven D. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> 
https://de.wikipedia.org/wiki/Keramikkondensator#Spannungsabh%C3%A4ngigkeit_der_Kapazit%C3%A4t

Hmm dritter Absatz "Klasse-2-Keramikkondensatoren haben Dielektrika aus 
ferroelektrischen Materialien, meist Bariumtitanat mit geeigneten 
Zuschlägen. Diese verändern ihre Dielektrizitätszahl mit der Größe der 
anliegenden Spannung. Je mehr sich die Spannung der Nennspannung nähert, 
desto geringer wird die Kapazität des Kondensators. "

Beitrag #6380828 wurde von einem Moderator gelöscht.
von hinz (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Fixer schrieb:
>> Die elektrische Feldstaerke verformt die Keramik bzw. das Dielektrikum
>> veraendert sich.
>
> Marek N. schrieb:
>> Trotz höherer Spannung kann keine weitere Ladung Q   in den Kondensator
>> eingebracht werden und der Kapazitätswert scheint zu schrumpfen.
>
> Hmm, das sind jetzt aber zwei völlig unterschiedliche Erklärungen. Sind
> beide zutreffend?

Erstere hat keine nennenswerte Bedeutung.

von Achim M. (minifloat)


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hinz schrieb:
> Erstere hat keine nennenswerte Bedeutung
Für die Kapazität ist das so.

Der Piezoeffekt ist dennoch ziemlich real. Man kann mit einer 
ESD-Pistole Kerkos von Platinen springen lassen und neben singenden 
Drosseln auch singende Kerkos hören :)

von Jemand (Gast)


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Hallo

wie erwartet: Die ewig gleichen Forenhanseln mit ihren abweisenden, 
überheblichen und nicht nutzenden Bemerkungen - wenigstens gibt der TO 
geschicktes Paroli - c-hater was ist bei dir bloß falsch gelaufen - wenn 
dir so sehr missfällt wie ein Forum funktioniert und das da tatsächlich 
Fragen gestellt werden die einzelne Leute vielleicht besser erklären 
können als "Das Netz" bzw. die Wikipedia, warum liest du überhaupt mit 
bzw. schreibst sogar?
Spaß an Niedermachen, Schlauscheißen, verhinderter Moderator, 
verhinderter Dorfpolizist (Pensionierte Ausführung eines Polizisten der 
auch zu seinen Dienstzeiten nie verstanden hat wer ihn eigentlich 
bezahlt und wenn er dienen soll?!) ?

Oh man du fällst wirklich immer wieder mit deiner unsozialen Art auf...

So zum Thema:

Sven D. schrieb:
> Hmm dritter Absatz "Klasse-2-Keramikkondensatoren haben Dielektrika aus
> ferroelektrischen Materialien...

Aber warum und wie, steht hinter der Behauptung von Fixer (Gast) 
irgendwas (Quellen dazu?) -  für mich hört sich das komisch an - 
allerdings gibt es ja auch diese ungewollten Piezokeramischen Effekte 
bei diesen Kondensatoren welcher ja letztendlich mechanische Verformung 
verursachen.
Und bei der "Erklärung" von Marek verwirrt mich das die Kapazität sinkt 
- müsste sie nicht bei seiner Beschreibung "einfach" bei einen Maximalen 
Wert bleiben wenn alle Weißschen Bezirke ausgerichtet sind?
Das das nicht der Fall ist beweist ja die Realität - aber wenn es einen 
"Maximalwert" (Kapazität) gibt warum sollte dieser Wert sinken wenn 
"einfach" versucht wird "mehr rein zu pumpen"?


Siehst du c-hater (und auch die anderen bekannten Störer) - das erklärt 
weder die Wikipedia noch andere schnell auffindbare und vor allem für 
relative Laien verständliche Quellen - also keine englischsprachige 
Hochschuliteratur oder mathematische Übungen für Mathematiknerds und 
Überflieger.

An den TO:
Danke für die Frage!

Jemand

von Guido C. (guidoanalog)


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Hallo,

ich würde mich hier an die Informationen der namhaften 
Kondensatorhersteller halten. Seitens Kemet gibt es z. B. den Artikel:

"Why that 47 uF capacitor drops to 37 uF, 30 uF, or lower"
https://sh.kemet.com/Lists/TechnicalArticles/Attachments/191/Why%2047%20uF%20capacitor%20drops%20to%2037%20uF-%2030%20uF-%20or%20lower.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Guido

von Rainer V. (a_zip)


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Habe mir das bisher immer ganz simpel mechanisch erklärt. Nach dem 
Motto, der Plattenabstand bestimmt die Kapazität. Also wird der 
Plattenabstand durch spannung, Druck, Temperatur und was sonst noch 
verändert und die Kapazität nimmt ab oder zu!!?? Außerdem scheint mir 
die Frage nicht ganz korrekt formuliert. Diese Kondensatoren verlieren 
Kapazität, wenn sie nahe der zulässigen Einsatzspannung betrieben 
werden! Und in der Praxis wird niemand bei 24V Betriebsspannung 
Kondensatoren oder Elkos mit 25V einsetzen oder?
Gruß Rainer

von Egon D. (Gast)


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Marek N. schrieb:

> Irgend wann sind alle Weißschen Bezirke durch das
> erregend Feld (E-Feld) ausgerichtet und es tritt
> keine weitere Wirkung (D-Feld) ein.

Ja.


> Trotz höherer Spannung kann keine weitere Ladung Q
> in den Kondensator eingebracht werden [...]

Nein: Ein geladener Kondensator enthält NICHT mehr
Ladung(en) als ein ungeladener. (Die Ladung ist nur
anders verteilt.)

von (prx) A. K. (prx)


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Rainer V. schrieb:
> Nach dem Motto, der Plattenabstand bestimmt die Kapazität.

Bei ferroelektrischen Dielektrika wirds komplizierter.

von Rainer V. (a_zip)


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Egon D. schrieb:
> Nein: Ein geladener Kondensator enthält NICHT mehr
> Ladung(en) als ein ungeladener. (Die Ladung ist nur
> anders verteilt.)

Du wartest doch jetzt sicher auf Widerspruch, um das zu erklären oder?!
Also :-)
Gruß Rainer

von Jemand (Gast)


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Hallo

Rainer V. schrieb:
> Und in der Praxis wird niemand bei 24V Betriebsspannung
> Kondensatoren oder Elkos mit 25V einsetzen oder?
> Gruß Rainer

Nein - wohl besser nicht.
Aber während "normale" Kondensatoren dann halt nur grenzwertig betrieben 
werden würden und eventuell irgend ein kleiner Störimpuls dann zum 
Durchschlag führt, ändert sich halt bei der Kapazität nichts (bzw. 
maximal um in der Praxis absolut uninteressante rein akademisch - 
theoretische Werte), während das ja bei diesen Keramiktypen ja ganz 
anders und in vielen Anwendungen sehr wohl von Praktischer Relevanz ist.
Aber da die Hersteller aber oft sehr gute Wissensvermittler haben (weil 
wohl eben keine gelernten Lehrkräfte und verhinderten Folterknechte) 
wird das wohl im vom Guido verlinkten Dokument gut und verständlich 
erklärt werden. Dass man allerdings auch erst mal finden muss - daher 
ist die Anfrage hier im Forum schon berechtigt...

Als reine "Nice to know Anschlussfrage:

Wird dieses Verhalten der entsprechenden Kerkos auch bewusst technisch , 
quasi als Pluspunkt und gewünschte Eigenschaft genutzt - und ich meine 
wirklich die Kapazitätsabnahme und deren Spannungsabhängigkeit und nicht 
die ersichtliche Eigenschaft der immer noch sehr hohen Kapazität bei 
geringer Baugröße?

Jemand

von (prx) A. K. (prx)


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Jemand schrieb:
> Wird dieses Verhalten der entsprechenden Kerkos auch bewusst technisch ,
> quasi als Pluspunkt und gewünschte Eigenschaft genutzt

Bei den üblichen 100nF Kerkos an der Spannungsversorgung schnell 
schaltender Elektronik ist der hohe Verlust durch spannungsabhängige 
Kapazität von Vorteil, denn er dämpft Schwingungen, die in Zusammenspiel 
mit der Leitungsinduktivität entstehen.

von Jemand (Gast)


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Interessant

Danke!

von Stefan F. (Gast)


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Jemand schrieb:
> Und bei der "Erklärung" von Marek verwirrt mich das die Kapazität sinkt
> - müsste sie nicht bei seiner Beschreibung "einfach" bei einen Maximalen
> Wert bleiben wenn alle Weißschen Bezirke ausgerichtet sind?

Ich kann einen 100nF Folienkondensator mit 1V aufladen oder mit 100V. 
Die Kapazität bleicht gleich, aber die Ladungsmenge ist viel höher.

Ich habe das jetzt so verstanden, bei den Keramik Kondensatoren die 
Ladungsmenge begrenzt ist. Wenn ich da jetzt mehr Spannung nutze, ergibt 
sich daraus weniger Kapazität.

> aber wenn es einen "Maximalwert" (Kapazität) gibt

Nicht Kapazität, sondern Ladung oder Anzahl von Elektronen. So stelle 
ich mir das jedenfalls vor.

Bitte korrigiert mich, wenn das falsch ist.

von Achim S. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
>> aber wenn es einen "Maximalwert" (Kapazität) gibt
>
> Nicht Kapazität, sondern Ladung oder Anzahl von Elektronen. So stelle
> ich mir das jedenfalls vor.

Mach daraus "Maximalwert der Ladungsverschiebung", dann geht es auf. Wie 
oben schon angemerkt wurde ändert sich beim Aufladen des Kondesators ja 
nicht dessen Gesamtladung sondern nur dessen Ladungsverteilung (indem 
sich die Dipole im Feld ausrichten). Wenn alle Dipole mal ausgerichtet 
sind, kann eine weitere Erhöhung des Felds keine zusätzliche 
Polarisation mehr generieren (siehe Mareks Beitrag und den Link von 
Guido zu Kemet).

von Stefan F. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Rainer V. schrieb:
> Außerdem scheint mir
> die Frage nicht ganz korrekt formuliert. Diese Kondensatoren verlieren
> Kapazität, wenn sie nahe der zulässigen Einsatzspannung betrieben
> werden!

Ich habe mal ein beliebiges Datenblatt genommen. Da siehst du, dass der 
Effekt schon viel früher einsetzt, als du denkst.

von Fixer (Gast)


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Vor dem Abfall steigt sogar die Kapazitaet...

von (prx) A. K. (prx)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> dass der Effekt schon viel früher einsetzt, als du denkst.

Bei Y5V ist das deutlich eindrucksvoller:
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Delta-Cap-versus-Spannung.svg

: Bearbeitet durch User
von Wolfgang (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> Diese Kondensatoren verlieren Kapazität, wenn sie nahe der
> zulässigen Einsatzspannung betrieben werden

Nein, mit "nahe" hat das nichts zu tun.

Manche Typen besitzen bereits bei 50% der Nennspannung nur noch 50% 
(X7R) oder gar 30% (Y5V) der Kapazität.
https://www.niccomp.com/resource/files/ceramic/VoltageCoefficientofCapacitors-032012-R1.pdf

von Rainer V. (a_zip)


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OK, war mir nicht klar, dass das so drastisch ist. Für mich gilt aber 
sowieso, Kerkos zum Blocken und sonst nichts...Trotzdem ist die Frage 
natürlich erlaubt und "akademisch" auch sicher interessant.
Gute Nacht,
Rainer

von Joachim B. (jar)


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Marek N. schrieb:
> Ferroelektrische Sättigung, analog zur Sättigung von ferromagnetischen
> Werkstoffen.

diese Analogie gefällt mir am Besten, ich dachte auch so in diese 
Richtung

Fixer schrieb:
> Die elektrische Feldstaerke verformt die Keramik bzw. das Dielektrikum
> veraendert sich.

ist ein bissl so wie Spritverbrauch und Höchstgeschwindigkeit
>Beitrag "Re: Wie groß ist der Kondensator nochmal?"

man bekommt halt nicht beides zur gleichen Zeit günstig also wenig 
Verbrauch bei voller Leistung.

Oder Internet, höchste Datenrate bei niedrigstem Preis, nie beides 
zusammen.

: Bearbeitet durch User
von Egon D. (Gast)


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Rainer V. schrieb:

> Egon D. schrieb:
>> Nein: Ein geladener Kondensator enthält NICHT mehr
>> Ladung(en) als ein ungeladener. (Die Ladung ist nur
>> anders verteilt.)
>
> Du wartest doch jetzt sicher auf Widerspruch, um das
> zu erklären oder?!

Nein, überhaupt nicht.
Ich bin mir auch sicher, dass Marek das weiss; ich wollte
ihn nur auf die verunglückte Formulierung hinweisen. Der
erste Teil seiner Erklärung stimmt ja, nur der zweite ruft
eine falsche Vorstellung hervor.


> Also :-)

Okay -- für Dich: Das elektrische Feld herrscht ZWISCHEN
den Platten. Die Kondensatorplatten haben ein Ungleichgewicht,
was die Ladungen angeht -- die eine Platte hat einen Über-
schuss, die andere einen Mangel.
Zum Kondensator gehören aber BEIDE Platten; deshalb ist der
Kondensator ALS GANZES nach Außen elektrisch neutral, denn
was die eine Platte an Ladungen zuviel hat, hat die andere
zuwenig.

HTH

von René F. (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> OK, war mir nicht klar, dass das so drastisch ist. Für mich gilt aber
> sowieso, Kerkos zum Blocken und sonst nichts...

Moderne MLCCs sind auch prima geeignet um Schaltregler aufzubauen. Und 
auch in der Analogtechnik können Keramikkondensatoren problemlos 
verwendet werden, wenn das richtige Dielektrikum ausgewählt wird.

Wir haben einen Ingenieur (Dr. Prof.) der setzt prinzipiell nur 
Keramikkondensatoren ein, wir entwickeln Elektronik für die Industrie, 
welche 24/7 läuft. Von Aluminium-Elektrolytkondensatoren hält er nichts.

von Joachim B. (jar)


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René F. schrieb:
> einen Ingenieur (Dr. Prof.)

ist ein Titel ein Qualitätsbeweis?

Man kann halt vieles machen auch manchmal Unsinn

von Egon D. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:

> Jemand schrieb:
>> Und bei der "Erklärung" von Marek verwirrt mich das die
>> Kapazität sinkt - müsste sie nicht bei seiner Beschreibung
>> "einfach" bei einen Maximalen Wert bleiben wenn alle
>> Weißschen Bezirke ausgerichtet sind?

Ja, das ist grundsätzlich richtig.


> Ich kann einen 100nF Folienkondensator mit 1V aufladen
> oder mit 100V. Die Kapazität bleicht gleich, aber die
> Ladungsmenge ist viel höher.

Korrekt.


> Ich habe das jetzt so verstanden, bei den Keramik
> Kondensatoren die Ladungsmenge begrenzt ist.

Nein, im strengen Sinne nicht.


> Wenn ich da jetzt mehr Spannung nutze, ergibt sich
> daraus weniger Kapazität.
>
>> aber wenn es einen "Maximalwert" (Kapazität) gibt
>
> Nicht Kapazität, sondern Ladung oder Anzahl von
> Elektronen. So stelle ich mir das jedenfalls vor.
>
> Bitte korrigiert mich, wenn das falsch ist.

Die Sache ist komplizierter.

Der Schlüssel ist m.E. die Polarisation.

Wenn wir im (bis auf die Ladungen) leeren Raum eine
Ladungstrennung vornehmen, müssen wir Kraft aufwenden,
um die positiven Ladungen alle in der positiven Wolke zu
halten und die negative Wolke, die alle negativen Ladungen
enthält, von der positiven räumlich zu trennen. Wir müssen
gegen die Kraft arbeiten, die ungleichnamige Ladungen dazu
bringt, einander anzuziehen.

Wir müssen Kraft aufwenden, um die beiden Ladungswolken
(die positive und die negative) in einen definierten
Abstand zueinander zu bringen, und weil die Arbeit W das
Produkt aus Abstand s und Kraft F ist, leisten wir gegen
das elektrische Feld eine Arbeit W, die man über das
Integral von Kraft und Weg ausrechnen kann.
Als Ergebnis haben wir ein elektrisches Feld im (bis auf
die Ladungen selbst) leeren Raum, und in diesem elektrischen
Feld steckt die aufgewendete Arbeit -- so ähnlich, wie
die mechanische Arbeit in einer gespannten Feder steckt.
Wir haben eine elektrische Feldstärke und einen Abstand,
also haben wir eine elektrische Spannung.

Jetzt machen wir die Sache komplizierter: Wir bringen
"ideales" (=nicht leitendes) Wasser zwischen die positive
und die negative "Wolke" (=Kondensatorplatte). Das Wasser
hat permanente Dipole, und diese richten sich im
elektrischen Feld aus: Der positiven Platte werden die
negativen Ladungsschwerpunkte zugekehrt, der negativen
Platte die positiven. Im Dielektrikum entsteht somit
ein elektrisches Feld, das dem äußeren elektrischen Feld
ENTGEGENGESETZT ist und dieses schwächt (!). Ein Großteil
der Energie, die ursprünglich in dem elektrischen Feld
des (ursprünglich) leeren Raumes gesteckt hat, steckt
jetzt im Dielektrikum und hält dessen Polarisation
aufrecht. Da dieses innere elektrische Feld dem äußeren
aber ENTGEGENWIRKT, sinkt die zwischen den Platten
messbare Klemmenspannung ab -- die Kapazität ist
vergrößert. Es muss viel mehr Ladung getrennt werden,
um dieselbe elektrische Feldstärke wie im leeren Raum
zu erreichen, weil das dämliche Dielektrikum ja sofort
einen Großteil der Feldstärke wieder kompensiert :)

Anschaulich: Das Dielektrikum ist ein Quader, der mit
vielen permanenten elektrischen Dipolen gefüllt ist. Im
Inneren des Volumens ist egal, ob die Dipole zufällig
orientiert sind oder eine Vorzugsorientierung haben --
die Felder benachbarter Dipole gleichen einander im Mittel
aus.
Nicht so an den Endflächen: Bei zufällig orientierten
Dipolen ist keine Oberflächenladung nachweisbar, weil
sich auch in der Fläche die Felder benachbarter Dipole
herausmitteln. Bei Orientierung der Dipole in eine
Vorzugsrichtung hingegen liegen der einen Endfläche die
positiven, der anderen die negativen Ladungsschwerpunkte
näher -- also weisen diese Endflächen eine Nettoladung
auf, die den Kondensatorplatten DIREKT benachbart ist.
Das Dielektrikum "beamt" also die Wirkung des elektrischen
Feldes von der einen Kondensatorplatte direkt zur anderen,
obwohl es im Inneren des Volumens fast feldfrei ist: An
den Endflächen funktioniert der Ausgleich von positiven
und negativen Ladungsschwerpunkten nicht mehr, und deshalb
entsteht dort eine Nettoladung, die entscheidend auf die
jeweils benachbarte Kondensatorplatte wirkt.

So. Erste Erkenntnis: Auch "normale lineare" Dielektrika
müssten eine Sättigungsfeldstärke aufweisen, bei der die
Polarisation nicht mehr der äußeren Feldstärke proportional
ist. Meines Wissens ist das auch TATSÄCHLICH so -- der Witz
ist nur, dass diese Feldstärke WEIT JENSEITS üblicher
Durchbruchsfeldstärken liegt. Der Durchschlag tritt also
immer schon ein, bevor solche nichtlinearen Effekte relevant
werden. Physikalisch sind sie dennoch vorhanden -- auch wenn
sie technisch nicht in Erscheinung treten.

Zweite Erkenntnis -- jetzt kommen wir zu den Ferroelektrika:
Ferroelektrika sind i.d.R. kristalline Substanzen, deren
Kristallgitter aus Ionen bestehen. Ionen sind stark geladen,
und die Dichte dieser Stoffe ist hoch. Es ist also je
Volumeneinheit sehr, sehr viel Ladung da, die bewegt werden
kann.
Dazu kommt die Besonderheit im kristallinen Aufbau der Ferro-
elektrika, dass sie gewissermaßen aus zwei ineinander
gewachsenen Gittern bestehen, nämlich einem, das überwiegend
positive Ionen enthält, und einem, das überwiegend negative
Ionen enthält. Diese ineinandergewachsenen Gitter sind
gegeneinander in gewissem Maße verschieblich.

Wenn also jetzt ein äußeres elektrisches Feld einwirkt,
reagiert das Ferroelektrikum mit einer starken
Polarisation -- das äußere Feld wird fast perfekt
kompensiert, somit ist die Dielektrizitätskonstante SEHR
groß (10'000...100'000).
Andererseits ist die Polarisationsfähigkeit auch schneller
erschöpft als bei anderen Stoffen -- irgendwann ist die
Beweglichkeit der Teilgitter gegeneinander mal an einer
natürlichen Grenze angelangt. Das ist dann der Moment, bei
dem -- analog zu den ferromagnetischen Substanzen -- die
Sättigung eintritt. Ab diesem Punkt funktioniert die
fast perfekte Kompensation der äußeren Felder durch die
Polarisation schlechter und schlechter, denn es stehen nicht
mehr genügen viele genügend leicht bewegliche Ladungsträger
zur Verfügung, und es ist mehr und mehr Feldstärke notwendig,
um eine bestimmte Ladungstrennung zu erreichen -- heißt: die
Kapazität sinkt.

HTH

von Egon D. (Gast)


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René F. schrieb:

> Von Aluminium-Elektrolytkondensatoren hält er nichts.

Frag' ihn mal, was denn eigentlich das Dielektrikum
in Alu-Elkos ist. (Tipp: Es ist das Al2O3).

Frag' ihn dann auch, was das für ein Werkstoff ist.
(Tipp: Al2O3 ist ein KERAMISCHER Werkstoff.)

Beim Alu-Elko ist nicht das DIELEKTRIKUM flüssig,
sondern die eine ELEKTRODE. :)

Ein guter Elko ist sicher zuverlässiger als ein
schlechter KerKo.

von Egon D. (Gast)


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Egon D. schrieb:

>> Jemand schrieb:
>>> Und bei der "Erklärung" von Marek verwirrt mich das
>>> die Kapazität sinkt - müsste sie nicht bei seiner
>>> Beschreibung "einfach" bei einen Maximalen Wert
>>> bleiben wenn alle Weißschen Bezirke ausgerichtet sind?
>
> Ja, das ist grundsätzlich richtig.

Irrtum vom Amt.

Korrektur: Nein -- wenn alle Weißschen Bezirke ausgerichtet
sind, sinkt die (differenzielle) DK des Materials auf 1.0
ab. Der Kondensator wirkt dann bei weiter zunehmender Spannung
einfach wie ein Plattenkondensator im Vakuum -- aber die viele
Energie, die bei NIEDRIGEN Spannungen gespeichert wurde, geht
ja nicht verloren, die IST ja immer noch gespeichert. Die
Kapazität wird ein reiner Rechenwert, der die insgesamt
gespeicherte Energie in Relation zur anliegenden Spannung
setzt -- aber das sagt nicht viel über die tatsächlichen
physikalischen Verhältnisse.

Man darf hier strenggenommen nicht mehr von "DER" Kapazität
sprechen, weil sich im "Großsignal", also für den kompletten
Verlauf von 0V bis zur aktuellen Spannung völlig andere
Verhältnisse ergeben als im "Kleinsignal", d.h. für eine
kleine überlagerte Wechselspannung von z.B. 1mV.

von Hp M. (nachtmix)


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Egon D. schrieb:
> Zweite Erkenntnis -- jetzt kommen wir zu den Ferroelektrika:
> Ferroelektrika sind i.d.R. kristalline Substanzen, deren
> Kristallgitter aus Ionen bestehen. Ionen sind stark geladen,
> und die Dichte dieser Stoffe ist hoch. Es ist also je
> Volumeneinheit sehr, sehr viel Ladung da, die bewegt werden
> kann.
> Dazu kommt die Besonderheit im kristallinen Aufbau der Ferro-
> elektrika, dass sie gewissermaßen aus zwei ineinander
> gewachsenen Gittern bestehen, nämlich einem, das überwiegend
> positive Ionen enthält, und einem, das überwiegend negative
> Ionen enthält. Diese ineinandergewachsenen Gitter sind
> gegeneinander in gewissem Maße verschieblich.
>
> Wenn also jetzt ein äußeres elektrisches Feld einwirkt,
> reagiert das Ferroelektrikum mit einer starken
> Polarisation -- das äußere Feld wird fast perfekt
> kompensiert, somit ist die Dielektrizitätskonstante SEHR
> groß (10'000...100'000).
> Andererseits ist die Polarisationsfähigkeit auch schneller
> erschöpft als bei anderen Stoffen -- irgendwann ist die
> Beweglichkeit der Teilgitter gegeneinander mal an einer
> natürlichen Grenze angelangt. Das ist dann der Moment, bei
> dem -- analog zu den ferromagnetischen Substanzen -- die
> Sättigung eintritt.

Das stimmt i.W.

Einer der ersten Stoffe, die man als Dielektrikum für solche 
Kondensatoren verwendet hat, -und immer noch verwendet-, ist das 
Bariumtitanat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bariumtitanat
Das erste Bild in dem Artikel zeigt die räumliche Anordnung der Barium-, 
Titan- und Sauerstoffionen in dem Kristall. Das ist die so genannte 
Elementarzelle, die sich regelmäßig in allen drei Raumrichtungen 
wiederholt und so den Kristall aufbaut.

Links unten in dieser Elementarzelle ist grau ein Oktaeder 
eingezeichnet, dessen Ecken aus 6 zweifach negativ geladenen 
Sauerstoffionen O2- bestehen, und der teilweise schon zu den 
benachbarten Elementarzellen gehört.
Dieser Oktaeder ist so gross, dass er in der Mitte Platz hat für das 
vierfach positiv geladene Titan-Kation Ti4+, und er ist sogar so gross, 
dass sich das Ti4+  in seinem Käfig aus Sauerstoffionen sogar noch etwas 
frei bewegen kann.
Diese Beweglichkeit führt dazu, dass sich das Ti4+ nicht in der Mitte 
des Oktaeders aufhält, sondern lieber die Nähe der entgegengesetzt 
geladenen O2-Ionen aufsucht.
Durch diese Asymmetrie entsteht ein elektrischer Dipol, der sich durch 
das Anlegen eines elektrischen Feldes ausrichten lässt. Viele der Ti4+ 
Ionen hüpfen dabei vorzugsweise in Richtung der negativen Elektrode.
Auf dieser Polarisierbarkeit beruht die hohe Energiespeicherfähigkeit 
dieses Dielektrikums.

Auch die übrigen Eigenschaften, wie die hohen dielektrischen Verluste 
und die grosse Spannungs- und Temperaturabhängigkeit lassen sich so 
erklären.

Zum einen ist es klar, dass die Polarisierung nicht mehr steigen kann, 
wenn alle Ti4+ auf die negative Elektrode hin ausgerichtet sind.
Dass diese Sättigung nicht schlagartig eintritt, sondern allmählich mit 
steigender Spannung, liegt daran, dass die Wärmebewegung als 
Gegenspieler auftritt und dafür sorgt, dass immer wieder Ti4+ aus den 
Vorzugspositionen herausgelöst werden und sich dann an anderen Stellen 
im Oktaeder festsetzen.

Wenn man den Kondensator entladen will, nachdem man durch das Anlegen 
eines Feldes dafür gesorgt hat, dass sich viele Ti4+ in einer bestimmten 
Position befinden, muss dafür die ursprüngliche Unordnung wieder 
hergestellt werden.

Da die Ti4+ Ionen aber gerne in der erreichten Position verharren, -sie 
kleben dort quasi etwas fest-, muß man sie dort entweder mit einem Feld 
in Gegenrichtung herauslösen, -das bedeutet Hystereseverluste-, oder 
aber man wartet, bis die Wärmebewegung die Ti4+ Ionen wieder 
durcheinander gewirbelt hat, = Verluste durch den ESR.

Auch der Verlauf der Dielektrizitätszahl in Abhängigkeit von der 
Temperatur, die gewöhnlich bei etwa Zimmertemperatur ein Maximum hat und 
zu hohen und niedrigen Temperaturen hin sinkt, beruht auf der 
Beweglichkeit der Ti4+ in ihrem oktaedrischen Gefängnis.
Bei niedriger Temperatur sind nicht viele Ionen unterwegs, die von 
(schwachen) E-Feldern in stabile Positionen befördert werden könnten, 
und bei hohen Temperaturen werden viele  Ti4+ Ionen durch die starke 
Wärmebewegung aus der nicht sehr starken Bindung an ein O2-Ion 
herausgeschüttelt, sodass in der Summe keine starke Polarisation 
zustande kommt.

von Otti (Gast)


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Jemand schrieb:
> verhinderter Dorfpolizist (Pensionierte Ausführung eines Polizisten der
> auch zu seinen Dienstzeiten nie verstanden hat wer ihn eigentlich
> bezahlt und wenn er dienen soll?!) ?

Dieser Vergleich erscheint mir wirklich dumm in unangebracht.

von Stefan F. (Gast)


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Egon D. schrieb:
> Die Sache ist komplizierter.
> Der Schlüssel ist m.E. die Polarisation.

Danke Egon. Das hast du sehr schön erklärt. Ich glaube ich habe es 
verstanden.

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