Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Empfehlung Requirement Engineering


von Freddy (Gast)


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Hallo,

ich muss auf Geräte- und Baugruppenebene Spezifikationen schreiben. 
HRS, SRS, SSS.
Kennt jemand gute Templates die nicht zu akademisch sind?
Wenn ich vergleichbare Dokumente suche, dann ist da teilweise echter 
Murks bei.  Da wird entweder ganz grob oder total detailliert 
spezifiziert.  Teilweise fragt man sich auch wie man das jemals 
nachweisen will.

Hat ihr auch jemand Literaturempfehlung.
Das meiste im Requirement Engeneeringvkommg aus der Software.  Ich habe 
jedoch mehr mit Hardware oder embedded Programmierung zu tun.  Da wirken 
viele Ansätze zu Larifari.

Viele Grüße

Beitrag #6497107 wurde von einem Moderator gelöscht.
von klausi (Gast)


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Hi,

Literaturansätze sind z.B. (etwas akademisch):

http://se.inf.ethz.ch/courses/2011a_spring/soft_arch/lectures/03_softarch_requirements.pdf

Für Templates habe ich das als Tipp:
https://lmgtfy.app/?q=requirements+engineering+template

Grüsse,
klausi

von Selbst ist der Ingenieur (Gast)


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Schau du hast doch einen Hochschulabschluß, dann sind die Zeiten vorbei 
das du von älteren Semester Vorlagen für Deine Arbeit abkupfern kannst. 
Einfach mal anfangen alles aufzuschreiben was die Komponente tun sollen 
und dem ganzen Struktur geben. Dazu hatte es hier schon genug threads 
beispielsweise:
Beitrag "Tool für Requirements Management?"
Beitrag "requirements engineering"

Ein passendes Lehrbuch zu suchen wäre auch eine empfehlenswerte Aktion, 
amazon ist dir bekannt?

https://www.amazon.de/s?k=Requirement&__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&ref=nb_sb_noss_2

von Christoph Z. (christophz)


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Freddy schrieb:
> Teilweise fragt man sich auch wie man das jemals
> nachweisen will.

Parallel zu den Spezifikationen auch gleich den Verifikationsplan 
schreiben und verlinken (Bei uns Beispielsweise beides zusammen in 
DOORS). Dann ist sichergestellt, dass ein Requirement etwas fordert, 
dass auch überprüft werden kann.

Wie mit vielem im Ingenieurwesen, wo es zwar um harte Fakten und Physik 
geht, ist das schreiben von guten Spezifikationen eine eigene Kunst. 
Also üben üben üben. (Bin hier selber noch unerfahren genug).

von Freddy (Gast)


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Hi,

mein Problem ist, dass ich genügend Beispiele und Literatur für 
Requirement Engeneering für Software finde.
In dem Bereich kann ich die Ansätze von Req.Eng. ganz gut 
nachvollziehen.
Und ja, wenn man weiß wie man die Anforderungen testen und verifizieren 
soll dann ist allen dabei geholfen.

Im Hardwareansatz finde ich es schwieriger.
Ich soll per Req.Eng. Definition keine Lösung vorgeben, kann aber auch 
nicht einfach nur schreiben:
Es muss eine Versorgungsspannung per Stecker zugeführt werden.

Wenn ich das so schreibe, habe ich je nach Entwickler von Drehtstrom, 
USB bis zu Gardena alles dabei.

von Ferdls Grossneffe (Gast)


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Freddy schrieb:

> Hat ihr auch jemand Literaturempfehlung.
Du brauchst wohl auch ne Literaturempfehlung für die Verwendung von 
Klopapier.

Mann kann es kaum glauben dass Deutschland mal führend in der 
Ingenieurskunst war. Freddy kann aber sicher seinen Namen ganz toll 
vortanzen scheitert aber schon am "Requirementengineering".

Früher hat man sowas in der Pause aufs Butterbrotpapier geschmiert und 
es gab nicht mal nen Namen für sowas. Wenn einer angekommen wäre und 
solche Fragen wie oben gestellt hätte, was für mich immer noch undenkbar 
ist, hätte man den sofort rausgeworfen.

von IQ130+ (Gast)


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Freddy schrieb:
> Im Hardwareansatz finde ich es schwieriger.
> Ich soll per Req.Eng. Definition keine Lösung vorgeben, kann aber auch
> nicht einfach nur schreiben:
> Es muss eine Versorgungsspannung per Stecker zugeführt werden.
>
> Wenn ich das so schreibe, habe ich je nach Entwickler von Drehtstrom,
> USB bis zu Gardena alles dabei.

Deshalb gibt es ja (Industrie)-Normen auf die man referenzieren kann und 
muß.

Also beispielsweise:
die Komponente muss entsprechend der Niederspannungsrichtlinie 
2014/35/EU versorgt werden. Oder ggf "Das Gerät muß konform nach DIN EN 
61140 (Schutzkleinspannung) versorgt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_2014/35/EU_(Niederspannungsrichtlinie)

Dazu kommen noch die üblichen Requirements wie Langzeitverfügbarkeit, 
CE-Kennzeichen, raummaße, Standartisierte Gehäusesysteme, etc. pp. und 
schon kommt da ein Profi-Gerät wie gewünscht raus ohne das man eine 
konkrete Lösung vorgeben muß.

BTW:
Du solltest mal überlegen, ob es nicht besser wäre diese Aufgabe an 
jemanden abzugeben, der die nötige Qualifikation (Entwicklung 
elektrischer Geräte entsprechend gesetzlicher Vorgaben) hat und diese 
nachweisen kann (passender Ausbildungs-/Studiumsabschluß). Also 
Softwerker biste offensichtlich schon mit den 'Basics'  überfordert.

von Mark B. (markbrandis)


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Freddy schrieb:
> Im Hardwareansatz finde ich es schwieriger.
> Ich soll per Req.Eng. Definition keine Lösung vorgeben, kann aber auch
> nicht einfach nur schreiben:
> Es muss eine Versorgungsspannung per Stecker zugeführt werden.
>
> Wenn ich das so schreibe, habe ich je nach Entwickler von Drehtstrom,
> USB bis zu Gardena alles dabei.

Dann war die Anforderung eben nicht spezifisch genug. Wenn Du nun 
schreibst:

1.) Versorgungsspannung
1.1 Es muss eine Versorgungsspannung per Stecker zugeführt werden.
1.2 Die Spannung soll 230 Volt (+/- 10%) betragen mit einer Frequenz von 
50 Hertz.
1.3 Der Stecker soll ein Kaltgerätestecker C13/C14 nach IEC-60320 sein.

dann wird ein Schuh draus.

von Mark B. (markbrandis)


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Meiner Meinung nach ist Requirements Engineering ein Handwerk. Man lernt 
es erst dann so richtig, wenn man es aktiv durchführt. Weil man dann auf 
all die Probleme stößt, die sich in der Zusammenarbeit mit anderen 
Kollegen, Abteilungen, Zulieferern etc. ergeben.

Stell Dir vor, Du müsstest nach den Anforderungen entwickeln, die Du 
selbst schreibst. Welche Informationen bräuchtest Du?

Was muss man dem Entwickler vorgeben?
--> Das sind die harten Anforderungen, die erfüllt werden müssen.

Was kann oder darf der Entwickler selbst entscheiden?
--> Das sind die internen Details der Implementierung. Diese können im 
Prinzip völlig beliebig sein, solange natürlich die Anforderungen 
erfüllt sind.

von IQ130+ (Gast)


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Mark B. schrieb:
> 1.3 Der Stecker soll ein Kaltgerätestecker C13/C14 nach IEC-60320 sein.
>
> dann wird ein Schuh draus.

Der zu verwendetet Stecker ergibt sich aber auch aus der IP-Schutzart 
(Spritzwasser, Staub,...), Umgebungstemperatur, Vibrationen und 
Leistungsaufnahme. Wenn man diese als Requirement vorgibt, brauch man 
sich nicht selber durch die Steckerauswahl quälen.

Aber wahrscheinlich zählt der TO die Umweltbedingungen zum Larifari-Teil 
der Requirements vor dem er sich gerne mittels dumben Kopieren eines 
'Templates' drücken möchte.

von Mark B. (markbrandis)


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IQ130+ schrieb:
> Der zu verwendetet Stecker ergibt sich aber auch aus der IP-Schutzart
> (Spritzwasser, Staub,...), Umgebungstemperatur, Vibrationen und
> Leistungsaufnahme.

Richtig, auch sowas muss man vorgeben. Eine Maschine, die in einer 
beheizten Fabrikhalle in Deutschland steht, muss wahrscheinlich keine 
-20° Celsius aushalten können. ;-)

von IQ130+ (Gast)


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Mark B. schrieb:
> Richtig, auch sowas muss man vorgeben. Eine Maschine, die in einer
> beheizten Fabrikhalle in Deutschland steht, muss wahrscheinlich keine
> -20° Celsius aushalten können. ;-)

In weiten teilen Deutschlands auch ausserhalb dieser Halle nicht, 
Klimaerwärmung sei Dank. Weiss gar nicht mehr, wenn es zuletzt -20°C in 
Kölle hatte, muss irgendwann im letzten Jahrhundert gewesen sein.

von Senf D. (senfdazugeber)


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IQ130+ schrieb:
> In weiten teilen Deutschlands auch ausserhalb dieser Halle nicht,
> Klimaerwärmung sei Dank. Weiss gar nicht mehr, wenn es zuletzt -20°C in
> Kölle hatte, muss irgendwann im letzten Jahrhundert gewesen sein.

Im Jahr 2012 dürfte das der Fall gewesen sein.
https://www.n-tv.de/auto/Diesel-versagt-bei-extremer-Kaelte-article5430791.html

: Bearbeitet durch User
von IQ130+ (Gast)


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Der bekannte Dauerschwätzer Senf D. schrieb:

> Im Jahr 2012 dürfte das der Fall gewesen sein.
> https://www.n-tv.de/auto/Diesel-versagt-bei-extremer-Kaelte-article5430791.html

Nee, in Kölle definitiv nicht, das war damals ein Problem in Bayern und 
Co... und da auch stark typabhängig.

https://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/rueckblick.asp?id=103&datum0=09.12.2011&datum1=02.02.2012&jr=2020&mo=12&datum=02.02.2013&t=8&part=2


Während der Diesel-Passat vom Ingenieur zwar etwas zickte beim Anfahren 
aber sonst ruhig tuckerte, blieb der Techniker in seinem Ford irgendwo 
auf der Strecke liegen. Liegt wohl auch daran, wie gut die 
Treibstoffleitung vorm Wind und damit vorm Chill-Out geschützt ist.

Und dann wäre noch der Unterschied zwischen Betriebs- und 
Lager/Transporttemperatur. Für beides gelten unterschiedliche 
Requirements bezüglich der Umweltbedingungen. Und das kann auch in der 
Elektronikentwicklung wichtig sein wenn man ein Gerät per Luftfracht 
verschickt. Da hat sich schon mancher gewundert, was so der Unterdruck 
und Temperatur in 11000m im nichtklimatisierten Frachtraum an Schäden 
anrichtet.

von Niko (Gast)


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von A. S. (Gast)


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Freddy schrieb:
> Ich soll per Req.Eng. Definition keine Lösung vorgeben, kann aber auch
> nicht einfach nur schreiben:
> Es muss eine Versorgungsspannung per Stecker zugeführt werden.
>
> Wenn ich das so schreibe, habe ich je nach Entwickler von Drehtstrom,
> USB bis zu Gardena alles dabei.

Dir fehlt kein Tool oder Template, sondern Erfahrung und Chuzpe.

Du kannst beim ersten Projekt auch alle Anforderungen ohne Doors & Co 
mit einem Collegeblock erfassen. Ist halt nur mehr Arbeit.

Viel wichtiger ist es, selbst zu erfahren, warum die Verfahrensweisen so 
sind, wie sie sind. Und so lange die Erfahrung fehlt, das als grobe 
Richtung zu sehen.

Z.B. dein Einwand, Anforderungen sollen keine Lösung vorgeben: natürlich 
nicht. Falls jemand das ganze ohne Strom oder mit Batterien hinkriegt, 
super. Nur führt das zu nichts. Vor allem dann, wenn das nur interne 
eine künstliche Schnittstelle zwischen 2 Kollegen ist.

Auf Deiner Seite (den Anforderungen) muss ein Kunde, ein Chef, ein 
Designer oder inbetriebnehmer sein, der das Ding wirklich haben will und 
weiss, was es können muss. Und mit dem kannst Du alles von außen 
sichtbare durchgehen, was wo wie sein muss. Vom Kabel über die 
Bedienelemente, tempbereich Stromverbrauch bis zur Gehäusefarbe. Ob es 
vorgegeben oder egal ist, kritisch oder unkritisch.

Und andere machen später das wie, ob und welchen uC und welches OS. Und 
Du bzw. Dein Kollege muss beide Seiten kennen und verhandeln: wird das 
OS doch vorgegeben, weil die Entwickler sonst wieder Raumschiffe bauen? 
Wird doch am RAL-Wert gedreht, in Verhandlung mit dem stakeholder, weil 
es sonst zu teuer ist.

Die reine Lehre, einer wünscht, der andere liefert, ist Wunschdenken. 
Und jemand könnte alle Anforderungen aufzählen, ... Lenkrad? Sie haben 
ein Lenkrad nie erwähnt!

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