Hallo allerseits, Gerne möchte ich ein Relais Board auf den Markt bringen: Ansteuerung via FTDI-Zeug, Speisung via 12V Steckernetzteil, Relais für bis 230V / 10A. Simple Sache - und ja, das gibts schon zu kaufen. Die Frage ist, wie es mit den EMV-Tests aussieht. Angenommen, ich will das Teil weltweit verkaufen, welche Tests müssen zwingend gemacht werden? Auf was kann ich verzichten, indem ich dieses als "Labor-Ausrüstung" oder ähnlich verkaufe? Zwar ist dies nicht zu erwarten, doch ich möchte keinen Ärger wegen HF-Störungen aber auch nicht, weil sich jemand beim Basteln elektrisiert. Gibts vielleicht irgendwo eine Guideline, welche Tests in welchen Ländern gemacht werden müssen? Danke für die Hilfe!
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Tobias Z. schrieb: > Angenommen, ich will das Teil weltweit verkaufen Dein Ding ist kein Gerät, insofern einfacher, es ist quasi nur ein Bauteil. Derjenige, der es verbaut, macht daraus erst ein Gerät. Wenn dein Ding aber ein laieninstallierbares Gerät werden soll, wird es lustig: https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.20.1 also erst mal nur die grösseren Länder: Für die EU reicht CE aber eine Bedienungsanleitung in einer der jeweils offiziellen Landessprache, und registriert sein im WEEE System des jeweiligen Landes und eine lokale Vertretung in dem Land Andere Länder, andere Sitten, äh, Kennzeichnungen: CCC in China (Zulassung in China, Vorlage in China inklusive Quelltexten) BSMI in Taiwan KC Mark für Korea PSE in Japan GOST-R in Russland ISI in Indien A-Tick, C-Tick und RCM Number in Australien USA fehlen. Du brauchst eigentlich nichts für die USA ausser einem Importeur. Da der aber bei jedem Kiki in der Haftungsfrage steht, die bei US Gerichten locker mal die Existenz kostet, fordert der Einhaltung von UL, denn nur dann kann er vor Gerichts sagen dass er sich ausreichend um die Produktsicherheit bemüht hat, und das heisst: im Netzspannungsbereich nur UL gelistete Bauteile einsetzen von UL zertifizierten Herstellern, auch die Platine und das Gehäuse. Also vergiss weltweit mal schnell, die Summe der Kosten (inkl. WEEE und Vertretungen) liegt bei mehreren Millionen EUR. Denk dran, dass die Gesetze der Welt von Global Playern geschrieben werden, die alles tun, um Neuankömmlinge als Konkurrenten gar nicht erst entstehen zu lassen. Warum verkaufen Chinesen Relaisboards in D ? Erstens sind das keine Geräte, zweitens erfüllen sie nicht die VDE (CE) Anforderungen an Isolationsabstände sind also sowieso nur zum Schalten von SELV Spannungen zulässig (was Bastler ignorieren) und drittens bestellst du im Ausland, DU bist der Importeur und darfst das nur wenn "für den Eigenbedarf hergestellte oder importierte Elektro- und Elektronikgeräte gelten nicht als in den Verkehr gebracht, soweit die Geräte tatsächlich selbst genutzt und nicht gewerbsmäßig für den Vertrieb oder die Benutzung bereitgestellt werden sollen". Und wenn dein Relaisboard noch eine Funkschnittstelle enthält, wird es besonders lustig: Beitrag "Entwicklungsboard, EMV und CE"
Danke für die ausführlichen und hilfreichen Infos! Wie ist der Unterschied "Bauteil" / Gerät definiert? Macht ein Gehäuse ein Bauteil zu einem Gerät - auch bei einem Hutschinengehäuse, welches ja zum Verbauen in einem Schaltschrank gedacht ist?
MaWin schrieb: > A-Tick, C-Tick und RCM Number in Australien Seit jahren gibts da nur mehr RCM. USA geht billiger wenn du statt UL einen NRTL nimmst oder einfach zu CSA gehst. 73
Tobias Z. schrieb: > Speisung via 12V Steckernetzteil Das ist schon die erste Hürde. Ein Gerät ist z.B. in LapTop. Damit der "zulassungsfähig" ist, wird er gemeinsam mit einem passenden Netzteil verkauft, bei dem oft in der Zuleitung Ferritkerne montiert sind, damit die Störungen in zulässigen Grenzen bleiben. Bei Anschluss eines beliebigen "Ersatznetzteils" kann das schon schwieriger werden. Und dann werden an den LapTop teilweise eine Menge anderer Geräte angeschlossen. Da müssen die Buchsen so geschirmt und entstört sein, dass Störstrahlung aus dem LapTop mit diesen "Antennen" nicht die ganze Umgebung lahm legen kann.
Jeder hat wohl Geräte zu Hause, welche sich vor dem EMV-Labor fürchten - und doch ist es möglich, Geräte (konform) auf den Markt zu bringen. Weiss jemand eine Antwort auf meine Frage von oben? Danke! Tobias Z. schrieb: > Danke für die ausführlichen und hilfreichen Infos! Wie ist der > Unterschied "Bauteil" / Gerät definiert? Macht ein Gehäuse ein Bauteil > zu einem Gerät - auch bei einem Hutschinengehäuse, welches ja zum > Verbauen in einem Schaltschrank gedacht ist?
Tobias Z. schrieb: > Wie ist der Unterschied "Bauteil" / Gerät definiert Ein Gerät hat eine eigenständige Funktion. Insbesondere hat dein Relais-Board wohl kein Gehäuse. Wie soll man da den Berührschutz vor 230V sicherstellen ? Das geht erst nach Einbau in ein Gehäuse.
MaWin schrieb: > Tobias Z. schrieb: >> Wie ist der Unterschied "Bauteil" / Gerät definiert > > Ein Gerät hat eine eigenständige Funktion. Insbesondere hat dein > Relais-Board wohl kein Gehäuse. Wie soll man da den Berührschutz vor > 230V sicherstellen ? Das geht erst nach Einbau in ein Gehäuse. Das mit dem Berührungsschutz ist absolut klar. Natürlich wird in der Anleitung darauf hingewiesen, dass der Anwender selbst für die Sicherheit verantwortlich ist, grade bei 230V - aber ich möchte nicht Relais einbauen, welche für 230V ungeeignet sind, nur damit niemand auf die Idee kommt, 230V zu schalten. > Ein Gerät hat eine eigenständige Funktion. Das macht Sinn. Ein Relais-Board hat klar keine eingenständige Funktion und stellt damit also kein Gerät dar, auch wenn es in einem Gehäuse steckt. Weisst du, wo das so definiert ist? Danke!
Tobias Z. schrieb: > Das macht Sinn. Ein Relais-Board hat klar keine eingenständige Funktion > und stellt damit also kein Gerät dar, auch wenn es in einem Gehäuse > steckt. Weisst du, wo das so definiert ist? Da wäre ich sehr vorsichtig: Tobias Z. schrieb: > Ansteuerung via > FTDI-Zeug, Bei PC-Zubehör (z.B. Grafikkarten) die auch von Laien zu einem Gesamtsystem verbaut werden sollen/können ist EMV nachzuweisen. Das wird sicher eng wenn da ein USB-Stecker eingesteckt werden kann. Und auch immer dann wenn es der Kunde fordert. Ein Schaltschrankbauer wird sicher immer Bauteile vorziehen die entsprechende Tests bestanden haben damit er bei der Gesamtabnahme weniger Probleme hat. Gruß Anja
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