Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Voltcraft M-3610D (Metex) reparieren


von Peter H. (rattenfaenger)


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Hallo, ich habe das Problem, dass ich eine Schaltung nicht verstehe.
Mein Multimeter M-3610 macht seit eineiger Zeit Probleme beim 
Einschalten. Den Schalter muß ich immer mehrmals drücken, damit es 
überhaupt einschaltet und meist ist es auch sofort wieder aus. Ich habe 
den Schalter zerlegt und überprüft. Nun hab ich das Gerät abermals 
geöffnet und die Funktion gemessen. Der Schalter schaltet einwandfrei. 
Hab mir die Schaltung besorgt, das Datenblatt für den 4027 und versucht 
die Funktion nachzuvollziehen. Verstehe leider diesen 4027 nicht. 
Eingangsseitig werden alle Leitungen über Kondensatoren geschaltet, so 
das nur ein Impuls ankommt, und ausgangseitig bekomme ich keine 
dauerhafte Ansteuerung des Q2. Vieleicht kann mir Jemand die Logik 
vermitteln, die hinter dieser Schaltung stecken soll? Spielen die 
Widerstände R16, R18, R19, R 20 und der VR1 noch eine Rolle dabei? 
Bisher habe ich es vermieden daran zu drehen.
Gruß aus Hameln

von Relais Kontakt Putzer (Gast)


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Peter H. schrieb:
> Vieleicht kann mir Jemand die Logik
> vermitteln, die hinter dieser Schaltung stecken soll?

So 'ne art Selbsthaltung?

Hat der Elko C7 noch ~1µF?

von Helge (Gast)


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Das ist ein Flipflop. Ein-und Ausschalten passiert über kurze Impulse 
aus dem Schalter. Dazu schaltet sich das Gerät auch selbst ab über den 
pnp. Ich hab eins mit derselben Logik. Das funktioniert alles so lange, 
bis die Batterie hochohmig (und kurz drauf leer) wird. Oder der 
Batterieclip ist oxidiert.

von orimk (Gast)


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Helge schrieb:
> Das ist ein Flipflop. Ein-und Ausschalten passiert über kurze Impulse
> aus dem Schalter.

Im Prinzip ja, aber das Drumherum ist doch etwas seltsam.

J(6) und K(5) liegen direkt auf H(Vcc), während Set(7) über R44 und 
Reset(4) über R46/C7 auf L(GND) liegen. In diesem Zustand ändert jede 
ansteigende Flanke an CLK(3) den Ausgang - siehe Tabelle(*).

Betätigen des Tasters ergibt über den einen Kontakt diese durch R48/C17 
gefilterten Flanken, wobei ein Prellen nur durch das RC-Glied bedämpft 
wird.

Gleichzeitig wird aber C7 über den anderen Kontakt nach GND geklemmt. 
Das führt zu einer negativen Spannungen am Reset-Pin, welche je nach 
Serienwiderstand des Schalters und des Kodensators die Schutzdioden mehr 
oder weniger intensiv quält, für die Funktion aber nutzlos ist (Reset 
ist H-Aktiv).
Hier wäre eine möglich Ausfallursache.


Peter H. schrieb:
> Spielen die Widerstände R16, R18, R19, R 20 und der VR1 noch eine Rolle
> Bisher habe ich es vermieden daran zu drehen.

Fürs Einschalten sind die belanglos, drehen nur, wenn du das Ding neu 
abgleichen willst.

(*) https://www.ti.com/lit/ds/symlink/cd4027b.pdf

von Helge (Gast)


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Beim ausschalten hat CLR einen high-Impuls über den 2. Wechsler. Der 
Schalter ist schon neu grottenschlecht, vielleicht wurde so lange 
geforscht bis es sicher funktionierte.

von orimk (Gast)


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Helge schrieb:
> Beim ausschalten hat CLR einen high-Impuls über den 2. Wechsler.
Genau deshalb vermute ich ja, dass es erst einmal nicht funktioniert 
(Bild M-3610D_pwr_2.png) da über CLR immer gleich zurückgesetzt wird. 
Erst wenn die Diode durch zu hohen Strom kaputt ist, kann die Schaltung 
toggeln (Bild M-3610D_pwr.png). Irgendwann ist der CLR-Eingang dann aber 
endgültig hinüber und verhindert die weitere Funktion komplett.

> Der Schalter ist schon neu grottenschlecht, vielleicht wurde so
> lange geforscht bis es sicher funktionierte.
Kann schon sein, ich sehe aber momentan nicht wie C7 bzw. die Schaltung 
da helfen sollte.

Oder stimmt der Plan nicht mit dem aktuellen Layout überein?

von Helge (Gast)


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Meines ist auch bald 30 Jahre alt. Habe nie Schaltplan gehabt, ich 
schraub das auch ohne Not lieber nicht auseinander. never touch a 
running system. Jedenfalls gleiche / ähnliche Einschaltlogik und 
gleiches Verhalten bei hochohmiger Batterie (oder schlectem 
Batterieclip).

von orimk (Gast)


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Kann es sein, dass der Schalter tatsächlich eine Schiebeschalter ist?
Irgendwie mich hat der Satz "Den Schalter muß ich immer mehrmals 
drücken" aus dem Eröffnungspost auf einen Taster festlegt, der mit jeder 
Betätigung den Zustand wechselt.

Dann wäre der H-Impuls an CLR zum Ausschalten in Ordnung, wenn auch 
wegen des hohen Stromes nicht empfehlenswert ist (1k in Serie sollte 
angemessen sein).

Dann könnte es auch sein, dass der Tiefpass C17/R48 den mangelhaften 
Schalter nicht mehr entprellen kann. Der Ausgang reagiert ja in dieser 
Konfiguration des 4027 auf jede steigende Flanke von CLK mit einem 
Wechsel des Zustandes (Zufallsgenerator).

Helfen würde es, K anstatt an VCC nach GND zu legen. Dann wird der 
Ausgang bei der ersten erkannten Flanke auf H gesetzt und bleibt dort, 
uabhängig von weitern Änderungen von CLK. Ausschalten kann man dann nur 
mit dem H an CLR, sei es per Schalter oder AutoPowerOff - eventuell war 
das ja so geplant.

von Peter H. (rattenfaenger)


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Erst einmal "Danke" für die vielen vernünftigen Antworten.
Ich habe erst einmal meine Kenntnisse über RS- JK- und D-Flip Flops 
aufgebessert. Das hat mir schon mal das grundsätzliche Verständniss 
etwas näher gebracht.

Den Schalter habe ich schon zerlegt gereinigt und wieder zusammen 
gesetzt. Das entspricht meinen Fähigkeiten als Feinwerkmechaniker. Die 
elektrischen Schaltzustände am Schalter habe ich mit dem Oszi überprüft.

@omrik hat schon richtig vermutet, der Schalter ist ein Schiebeschalter, 
der wird mit einer Taste betätigt und in der "ein" Stellung verriegelt. 
Beim Ausschalten wird über C7 an Pin4 das Flip Flop wieder in die 
Grundstellung gesetzt. Parallel dazu kan der Q1 das Gerät ausschalten 
(Auto P/O), dann sind K und S beide high. Ich denke dass es so sein 
soll?
Beim Einschalten bekomme ich einen Impuls (Kapazität C17) an Pin 3 (C). 
Die ansteigende Flanke sollte den Ausgang Pin2 setzen und somit über Q2 
wird dann VCC dauerhaft auf V+ geschaltet.

An Pin2 habe ich aber ein undefinierten Zustand, mal halbes Potienzial, 
mal eine pulsirende Spannung zwischen 2,5 und 3,5 V und selten eben 
high, so dass das Messgerät eingeschaltet ist. Weil es dann aber meist 
sofort wieder ausgeht, kann ich die anderen Leitungen garnicht so 
schnell überprüfen. (hab kein 4Kanal-Speicher-Oszi).

Ich werd erst einmal die Kapazität der C7, C17 und C31 überprüfen, 
schließlich hat die Schaltung je einmal Funktioniert.

Der Hinweis von @Helge ist schon richtig, das Problem trat bei 
nachlassender Batteriespannung häufiger auf.

Besonderen Dank an @omrik für die Simulation, ich habe die Schaltung 
schon etwas übersichtlicher gemacht, LT-Spice wäre jetzt meine nächste 
Idee gewesen.

Gruß aus Hameln

von orimk (Gast)


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Peter H. schrieb:
> Beim Ausschalten wird über C7 an Pin4 das Flip Flop wieder in die
> Grundstellung gesetzt. Parallel dazu kan der Q1 das Gerät ausschalten
> (Auto P/O), dann sind K und S beide high. Ich denke dass es so sein
> soll?
Ja, allerdings ist K ständig H, während an R (Pin 4, in deiner Grafik 
vertauscht mit S) nur ein Impuls auftritt, und der Pegel mit der 
Zeitkonstanten R46 * C7 nach L zurückkehrt.

> Beim Einschalten bekomme ich einen Impuls (Kapazität C17) an Pin 3 (C).
> Die ansteigende Flanke sollte den Ausgang Pin2 setzen und somit über Q2
> wird dann VCC dauerhaft auf V+ geschaltet.
Genau, da aber J und K beide H sind ändert sich der Ausgangszustand mit 
jeder ansteigenden Flanke.

> An Pin2 habe ich aber ein undefinierten Zustand, mal halbes Potienzial,
> mal eine pulsirende Spannung zwischen 2,5 und 3,5 V und selten eben
> high, so dass das Messgerät eingeschaltet ist.
Dass ist schlecht, da der invertierte Ausgang _Q immer immer einen 
definierten Pegel haben sollte; entweder nahe GND (dann ist der 
Transistor Q2 eingeschaltet) oder VCC.
Einerseits könnte der Ausgang des 4027 kaputt sei oder andererseits die 
nachfolgende Schaltung so viel Strom ziehen, dass VCC, vor allem bei 
schwacher Batterie, einbricht.
Wenn letzteres, dann müsste auch der nichtinvertierte Ausgang 
undefinierte Pegel aufweisen bzw. der Spannungseinbruch direkt an VCC zu 
sehen sein.

> Weil es dann aber meist sofort wieder ausgeht, kann ich die anderen
> Leitungen garnicht so schnell überprüfen.
Es kann natürlich auch sein, dass durch Kontaktprellen 
Mehrfachtriggerung auftreten, du siehst dann eventuell nur eine 
Mittelwert, der dann aber relativ schnell einem stationären Endwert 
annnehem müsste.

> (hab kein 4Kanal-Speicher-Oszi).
Es reichen auch zwei Kanäle, allerdings sollte es schon ein 
Speicher-Oszi sein. Einmal CLK und _Q (bzw. Q) und dann R und _Q, 
jeweils beim Ein- und Auschalten. Trigger auf die steigende Flanke von 
CLK bzw. R.

von Peter H. (rattenfaenger)


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Danke @omrik,

K und S habe ich in meinen Unterlagen korregiert. Nach dem ich die 
Schaltung mit den jetzigen Informationen nocheinmal untersucht habe, bin 
ich zu neuen Erkenntnissen gekommen., (ein JK-Flip Flop mit 
Vorbereitungseingängen, speichern der Umschaltinformationen und schalten 
bei Bedarf).

Das IC 14027 ist nicht nur ein Schalter, er steuert auch über den Q2 die 
Spannung V+, diese Spannung ist in den Unterlagen nicht deviniert. Der 
Prozessor erkennt den Einschaltimpuls, die Unterspannung und die 
Timerfunktion und steuert  mit  AUTO P/O den Q1 und so das IC an Pin 4 
(es sind Pulse zu erkennen). Weil das Managment beim Einschalten so 
miserabel ist, wird der Spannungsfall an der Batterie oft als 
Unterspannung gewertet und das Gerät gleich wieder ausgeschaltet. Das 
erklärt die Fehlerhäufigkeit bei schlechter Batterie oder 
Batteriekontakten.

V+ liegt deutlich unter der Batteriespannung von 9V, unterhalb von 3,8 V 
treten Fehler auf bzw. wird das Gerät ausgeschaltet. Eine schlechte Idee 
ist, V+ durch eine externe Spannungsquelle einzuspeisen wenn diese 
Spannung deutlich über 5V liegt. Leider ist mein MM jetzt im 
Elektronikhimmel und ich schaue mich mal nach einem guten Ersatz um.

Trotz allem war es interessant die Funktionsweise kennen zu lernen und 
mich hier mit versierten Usern auszutauschen. Lese hier schon seit 
langem mit und habe viele Lösungsansätze gefunden.
Grüße aus Hameln

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe jetzt auch das gleiche Problem, ein M-3610D, das bereits beim 
Anlegen der Batteriespannung wild piepst und wo der Schalter gar keine 
Funktion hat.

Leider ist ja aus der obigen Diskussion keine wirkliche Lösung 
rausgekommen. Außer daß diese Einschalt-/Autoausschalt-Schaltung Mist 
ist.

Wenn ich die Schaltung richtig interpretiere (ich beziehe mich auf die 
Schaltpläne von Beitrag 1 hier oben, die aus dem Servicemanual sind) ist 
VCC die dauerhaft anliegende Batteriespannung. Während V+ die 
Betriebsspannung ist, wenn das Gerät an ist.

VCC versorgt nur IC3 mit dem JK-Flipflop und taucht sonst nirgendwo im 
Schaltplan auf.

V+ wird über Transistor Q2 eingeschaltet, wenn Pin2 von IC3 (das ist /Q 
des JK-FF) auf Low liegt. Hier würde ich gerne ansetzen. Die Basis von 
Q2 ist über 7k5 mit diesem Ausgang verbunden.

Kann ich die testhalber mit 1k auf Masse ziehen (PNP-Transistor), sodaß 
der Transistor unabhängig vom FF durchschaltet? Oder welchen Wert 
brauche ich, damit der Transistor voll durchschaltet, aber noch nicht 
durch zu hohen Basisstrom abbrennt?

Und gibt es zu dem Gerät eigentlich irgendwo eine Bedienungsanleitung? 
Ich finde nur den Schaltplan in zwei Varianten (mit und ohne 
Teileliste.)

: Bearbeitet durch User
von orimk (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Kann ich die testhalber mit 1k auf Masse ziehen (PNP-Transistor), sodaß
> der Transistor unabhängig vom FF durchschaltet? Oder welchen Wert
> brauche ich, damit der Transistor voll durchschaltet, aber noch nicht
> durch zu hohen Basisstrom abbrennt?
Da die Basis ja immer 600-800 mV unter Vcc bleibt, würden 6k8 (nächst 
kleinerer E-12 Wert zu 7k5) ausreichend sein. Auch 1k werden, unabhängig 
vom Zustand des Ausgangs von IC3, den Transistor nicht zerstören 
(1k||7k5).

https://alltransistors.com/transistor.php?transistor=8771

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Püh. Nach einigen Messungen, von denen eine merkwürdiger wie die andere 
war, mußte ich feststellen, daß der 4027 nur 0,9V Betriebsspannung 
bekommmt.

Nach noch bizarreren Meßwerten zwischen den Batteriepolen und dem IC 
fiel mir auf, daß laut Schaltplan Batterieminus an V- hängt, aber nicht 
an GND!

Die einzige Verbindung zwischen GND und V- ist IC9(?), ein Typ 
"HD-0-Schmotz", vielleicht HD-08, in dem Rechteck am unteren 
Schaltplanrand. Der Bezeichnung nach vielleicht ein 
Brückengleichrichter, der einen weghat. Aber die Beschaltung spricht 
eher für einen bizarren Spanungsregler. Komischerweise ist aber das 
Instrument die ganze Zeit an. Ich habe keine Ahnung, wo der Strom dafür 
fließt. (Edit: stimmt nicht, es gibt noch das IC6 auf der zweiten 
Schaltplanseite, die hier nicht abgebildet ist.)

Also insgesamt ein extrem merkwürdiges Design...

: Bearbeitet durch User
von orimk (Gast)



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Wollvieh W. schrieb:
> Die einzige Verbindung zwischen GND und V- ist IC9(?), ein Typ
> "HD-0-Schmotz", vielleicht HD-08, in dem Rechteck am unteren
> Schaltplanrand. Der Bezeichnung nach vielleicht ein
> Brückengleichrichter, der einen weghat.
Das ist kein Brückengleichrichter, sondern dürfte ein IC für eine 
virtuelle Masse (halbe Versorgungsspannung) sein. Daher funktioniert 
auch der µC KC57C2016 mit seiner zulässigen Betriebsspannung von 2,7-6V.
Ob der A/D-Wandler symmetrisch oder asymmetrisch versorgt wird, ist dem 
Schaltplan nicht zu entnhmen. Dazu müsste Pin 26 (V-) des IC2 entweder 
mit GND (asym.) oder V-(sym.) verbunden sein; eingezeichnet ist aber gar 
nix.

Nach der Stückliste im Anhang ist IC9 ein HD-08 von "Doshin Precition 
Co.,Ltd. Korea". Ich habe dazu aber kein Datenblatt gefunden.

> (Edit: stimmt nicht, es gibt noch das IC6 auf der zweiten
> Schaltplanseite, die hier nicht abgebildet ist.)

IC6 ist ein CD4066, also ein Analogschalter der die Umschaltung AC/DC 
erledigt (ohne das jetzt im Detail verfolgt zu habe) und mit der 
Versorgung nichts zu tun hat.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Ich habe ein 3610D von '97, die Schaltpläne im Netz sind wie auch der 
von Dir von '93. In meinem Meßgerät gibt es diesen DS-08 gar nicht. 
Vermutlich ist das eine Hybridschaltung, mir ist irgendwo ein Foto von 
einem geöffneten Gerät begegnet.

Bei mir gibt es ein IC4, das ist wohl ein TL062 (oberste Zeile "062")
und ein IC9 "2904" also wohl LM2904. Daneben gibt es einen C29, ist also 
tatsächlich das "IC-Schmotz" mit der unleserlichen Nummer aus dem 
Schaltplan.

Also kurz: Die Schaltpläne von 3610D und 3650D unterscheiden sich 
voneinander, und mein Gerät hat eine Änderung, so daß beide Pläne nicht 
mehr passen.

Ist zum Glück aber egal, denn ich habe den Fehler gefunden: C2 mit 47y 
war kurzgeschlossen. Im Rückblick hätte mir der winzige Fleck an der 
Seite gleich als eingetrockneter Elektrolyt auffallen können.

Meßtechnisch ließ sich das mit den falschen Schaltplänen leider nicht 
rausfinden, und mit zusammengesteckten Platinen kommt man an den 
Kondensator nicht zum Messen ran.

Erst als ich den Schalter von unten ein zweites Mal gemessen habe, und 
dabei feststellte, daß er nicht nur 0 Ohm zwischen den jeweils 
geschlossenen Pins hatte, sondern unabhängig von der Schalterstellung 
alle 6 Pins kurzgeschlossen waren, kam ich auf den Kondensator.

Leider hatte ich da den Schalter schon (zerstörungsfrei) zerlegt, und 
auch wenn ich drei winzigste Kleinteile daraus nach mehrmaligem 
Runterwerfen immer wieder gefunden habe, ist am Ende die hauchfeine 
Rastfeder, die unverlierbar in ihrem Scharnier zu ruhen schien, 
verschwunden. Hrmpf. Nun muß ich mir so einen blöden Schalter bestellen 
und zwei Monate warten. (Ist die 7x7 mm Version 2mm Raster und 5mm 
Reihenabstand. Natürlich habe ich nur einige mit 8x8 und 2,54 mm Raster 
in der Bastelkiste.)

Aber mit dem ausgelöteten Kondensator, den blanken Schalterschiebern auf 
der Position "Ein" und einem kurzen Impuls an der Basis von T2 über ein 
Bastelkabel mit 2kOhm in Reihe nach V-irgendwas ging das Gerät 
fehlerfrei an. Warum auch immer eine Belastung am Ausgang des Flipflops 
dieses triggert... (Ich kann mirs denken, weil ich mit dem 
2k-"Kurzschluß" das ganze IC um ein paar Volt anhebe, was dann die 
Kondensatoren vom Einschalter wieder mit einem Ein-Impuls beantworten.)

Eine furchtbare Konstruktion, ich dachte immer Metex wäre ein 
Qualitätshersteller gewesen? Die Platinenverbinder sind abgezwickte 
DIL-Fassungen der billigsten Machart. Und im Amperebereich hat es 
Kriechstrecken von höchstens 0,1-0,2mm zwischen den Polen der 
20A-Sicherung sowie dem Shunt und dem Halter kleinen Sicherung. Das 
bettelt geradezu um Lichtbögen beim Schmelzen der Sicherungen.

: Bearbeitet durch User
von 888 (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:

> Eine furchtbare Konstruktion, ich dachte immer Metex wäre ein
> Qualitätshersteller gewesen?

Metex hat auch viel OEM gebaut. Auf denen stand dann Voltkraft, 
Rencforce, Monacor oder sowas drauf. Für die OEM-Produkte hing die 
Qualität sehr stark davon ab, was der Kunde auszugeben bereit war. Das 
betrifft die Widerstandsteiler und Referenzen, aber auch Sicherungen und 
mechanischen Aufbau.

von orimk (Gast)


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Wollvieh W. schrieb:
> Bei mir gibt es ein IC4, das ist wohl ein TL062 (oberste Zeile "062")
IC4 ist in der linken oberen Ecke des Schaltplans 
(https://www.mikrocontroller.net/attachment/495057/Metex3610.png und im 
pdf mit der Stückliste) eingezeichnet und ist Teil des Gleichrichters, 
der mittels der zuvor erwähnten Analogschalter IC6 in den Signalweg 
eingefügt weren kann. Dieser wurde beim 3650 durch ein TRMS-Modul 
HD-201CR von Doshin Precition ersetzt.
https://groups.google.com/g/de.sci.electronics/c/WI5k4DZXyC8

> und ein IC9 "2904" also wohl LM2904. Daneben gibt es einen C29, ist also
> tatsächlich das "IC-Schmotz" mit der unleserlichen Nummer aus dem
> Schaltplan.
Die Hybridschaltung des IC9 (HD-08) kann im Prinzip durch einen 
einfachen OPV ersetzt werden. Es braucht dazu nur noch einen 
Spannungsteiler und führt eventuell zu Problemen mit den 10µF am 
Ausgang.

> Also kurz: Die Schaltpläne von 3610D und 3650D unterscheiden sich
> voneinander, und mein Gerät hat eine Änderung, so daß beide Pläne nicht
> mehr passen.
Ebentuell hilft es - vor allem auch Anderen - wenn du ein paar Fotos 
davon machst.

> Ist zum Glück aber egal, denn ich habe den Fehler gefunden: C2 mit 47y
Freut mich!

> Aber mit dem ausgelöteten Kondensator, den blanken Schalterschiebern auf
> der Position "Ein" und einem kurzen Impuls an der Basis von T2 über ein
> Bastelkabel mit 2kOhm in Reihe nach V-irgendwas ging das Gerät
> fehlerfrei an. Warum auch immer eine Belastung am Ausgang des Flipflops
> dieses triggert... (Ich kann mirs denken, weil ich mit dem
> 2k-"Kurzschluß" das ganze IC um ein paar Volt anhebe, was dann die
> Kondensatoren vom Einschalter wieder mit einem Ein-Impuls beantworten.)
Diese Anhebung ist schon sehr seltsam aber möglich: Ein LM2904 ist ja 
nur mit typ. 20mA (min. 5mA) Iosink spezifiziert.
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/lm2904.pdf

von Volker A. (pfriemler)



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Ich hätte nicht gedacht, dass ich tatsächlich aktuelle und noch dazu so 
hilfreiche Infos zu dem Messgerät finden würde.
Auch ich hatte ständig Probleme mit dem Einschalten, wohl verursacht 
durch das Flipflop.
Bei der Diagnose sind mir folgende Dinge aufgefallen:
1. Der 4027 zieht im Moment des Batterieeinsteckens einen langsam 
absinkenden Strom von bis zu 2 mA. Nach einigen Minuten ist Ruhe. Den 
Zauber kann man beschleunigen, wenn man die Eingänge des nicht benutzten 
zweiten Flipflops definiert "auflädt". Sie hängen "frei in der Luft", 
ein grauenhafter Designfehler. Ist der Strom einmal auf 0, bleibt er 
auch da.
2. GND und ein Fußpunkt rund um den "Gleichrichter" werden zwischen den 
Platinen nicht mit Steckkontakt, sondern nur über die 
Messingdistanzhülsenverschraubung gewährleistet. Wird die im Laufe der 
Jahre malad, macht das Gerät wüste Sprünge. Reinigt man das, ist wieder 
Ruhe.
3. Ich war verwundert nach dem Öffnen - die längs durchgetrennten 
DIL-Fassungen als Steckverbinder waren früher mal meine Praxix und ich 
bezichtigte mich schon, einmal an der Kiste herumgeschraubt zu haben 
ohne mich daran erinnern zu können. Dagegen sprechen aber die doch 
sauber verlöteten Pins und die Berichte über ähnliche Beobachtungen hier 
:-)
4. Ich habe auch eine Modifikation an der Haupt-LP, aus der ich aber 
nicht schlau geworden bin. Foto anbei.

Bei mir war das Problem rund um das Flipflop nicht in den Griff zu 
bekommen. Die Kondensatoren habe ich ausgelöst und im LCR-Meter geprüft. 
Bis auf einen hohen ESR von von C7, der in diesem Fall aber eher 
nützlich sein dürfte, fand ich keine Auffälligkeiten. Auch ersatzweiter 
Tausch der C gegen neue Exemplare brachte nichts. Insbesondere C1 
(parallel zur Batterie) und auch C2 (VCC gegen das gegenüber Batt-Minus 
angehobene GND) waren ok.
Ich habe dann beschlossen, auf das Auto-Off zu pfeifen. Also wurde IC3 
(4027) ausgelötet, ebenso C7, und dann habe ich dessen +-Anschluss mit 
dem ehemaligen Pin2 des IC3 verbunden. Q2 bekommt nun direkt vom 
Schalter GND (über R33). Im Ergebnis wird das Messgerät wie vorher mit 
dem Schalter ein- und ausgeschaltet, nur der Auto-Off läuft jetzt "ins 
Leere". Da ich das Gerät eh nur kurz benutze, vergesse ich es auch nicht 
auszuschalten.

Herrlich, wenn das Gerät einfach beim ersten Schalterbetätigen ohne 
Mucken einschaltet...

Ich habe mein Metex übrigens 1995 für 129,- DM bei völkner gekauft.

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