Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Einstieg in's Heißluftlöten


von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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Hallo,
ich würde gerne häufiger mal ein paar Leiterkarten-Prototypen selbst 
bestücken um vor allem Zeit zu sparen. Da ich das ganze beruflich 
brauche, ist der Preis jetzt nicht sooo ausschlaggebend, für die ersten 
Versuche muss es aber sicher auch nicht das Top-Model von Weller sein. 
Ich komme sicher auch nicht auf mehr als eine Platine pro Monat.

Stereo Mikroskop ist schon vorhanden. Habt Ihr eine Empfehlung für mich?

Was brauche ich noch an Zubehör und Verbrauchsmaterial? (Pinzette, 
Lötpaste, Flussmittel?)

schöne Grüße und schönen Dank im Voraus,

Torsten

von Gerald K. (geku)


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Ich bin vor einiger Zeit von THT auf SMD umgestiegen und bereue diesen 
Schritt nicht.

**Vorteile** :

- SMD Bauelemente sind billiger

- SMD Bauelemente nehmen bei der Lagerung weniger Platz in Anspruch

- SMD Bauelemente  benötigen weniger Platz auf der Leiterplatte, damit 
wird diese  billiger

- SMD Bauelemente können ohne Verbiegen und Ausrichten der Anschlüsse 
bestückt werden

- SMD Bauelement müssen nicht auf der Leiterplatte eingefädelt und die 
Anschlüsse gekürzt werden

- SMD Bauelement verbraucben weniger Lötzinn und daber ist auch die 
Rauchentwicklung beim
Einlöten geringer

- es können mehrere Bauteile gleichzeitig verlötet werden

- der Austausch von SMD ist leichter als der Tausch von THT zu 
bewerkstelligen

**FAZIT** , die Leiterplatte ist rascher bestückt.


**Nachteile** :

- Lötpaste ist sehr begrenzt haltbar

- es muss die richtige Menge genau auf das PAD platziert werden, um gute 
Ergebnisse zu erzielen

Der zweite Nachteil kann durch Auftragen der Lötpaste über eine 
Schablone beseitigt werden.



**Vorteil Schablone** :

- richtige Menge an Lötpaste

- Lötpaste richtig plaziert

- rasches Auftragen der Lötpaste auf ALLE PADs in einem Arbeitsgang

**Nachteil**

- zusätziche Kosten

- passender Rahmen, erforderlich, siehe Link am Ende des Textes

**Tipps zum Einlöten mit Heißluftlpistole** :

- lieber heißere Luft aus größerer Entfernung und  möglichst senkrecht, 
um SMD Baulemente nicht zu verblasen

- das SMD Bauelement ist eingelötet, wenn das Grau der Lötpaste auf 
metallisch glänzend umschlägt

Wenn es um mechanische Festigkeit geht, z. B. bei Batteriehalterungen 
CLIPS, Siftleisten und Stecker setze ich nach wie vor THT ein.

Fertigt man mehrere Leiterplatten an, dann zahlt sich eine Schablone 
aus:

Beitrag "Re: Mit Heißluft löten optimieren"

: Bearbeitet durch User
von Gerald K. (geku)


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Torsten R. schrieb:
> Was brauche ich noch an Zubehör und Verbrauchsmaterial? (Pinzette,
> Lötpaste, Flussmittel?)

Bei der Pinzette ist es wichtig,

- nicht magnetisch

- geringe Wärmeabfuhr

- nicht vom Lötzinn benetzbar

- gute mechanischer Schluß

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Pinzetten aus Titan gemacht.

von Andre (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> THT-SMD.jpg

Ist es wirklich sinnvoll, dieses relativ nichtssagende Bild in diversen 
Themen mehrfach hochzuladen?
Ich würde vorschlagen, dass du für dein Projekt eine Wiki-Seite anlegst 
und dort deine Informationen aufbereitest.

Beitrag "Re: Wo Kondensator hin?"
Beitrag "Re: Stromspitzen von ESP glätten (Mini Akku)"

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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Danke Gerald, da gibt es aber auch noch einen Unterschied zwischen SMD 
und SMD. Die Bauteile auf Deinem Bild würde ich sicher noch locker mit 
meinem Lötkolben löten. Mittlerweile ist die Miniaturisierung allerdings 
so weit fortgeschritten, dass ich damit nicht mehr weiter komme.

Und deswegen wollte ich mir eine Heißluft-Lötanlage zulegen. Hat jemand 
einen Tipp, worauf ich achten sollte, oder sogar eine Empfehlung?

Hat jemand z.B: zu dem hier eine Meinung: 
https://www.distrelec.de/en/hot-air-station-3kw-500-230v-rnd-lab-rnd-560-00159/p/30119890

von Gerald K. (geku)


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Ich verwende die Lötstation 899D-II und damit sehr zufrieden.

https://www.amazon.de/L%C3%B6tstation-899D-II-L%C3%B6tkolben-hei%C3%9Fluft-Hei%C3%9Fluftpistole/dp/B07YJR75DR

Das Gerät war erheblich preiswerter (99€)

Wobei durchaus ein Modell ohne Lötkolben ausreicht.

: Bearbeitet durch User
von Uli S. (uli12us)


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Ich hab so einen Atten 858D, das Teil hat angeblich auch schon 750W und 
arbeitet ganz zufriedenstellend, das einzige was nicht so schön ist, 
dass da nur 3 oder 4 Düsen mitgeliefert werden. Klar ist was von Weller, 
JBC, Ersa besser, aber halt auch vielfach teurer. Der Mehrpreis ist aber 
lange nicht im selben Verhältnis wie die höhere Leistung. Es kommt auch 
drauf an, was man genau machen will, für manche Zwecke insbesondere wenn 
ganz kleine Bauteile benutzt werden, ist der Luftstrom schon so stark, 
dass die winzigen Teile weggeblasen werden. Dann ist eine 
Infrarotheizung eher sinnvoll.

von Markus M. (adrock)


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Hab' ne Quick 861 DW und ein paar zusätzliche Düsen. Bin sehr zufrieden 
damit.

Erfahrungsgemäß habe ich bis jetzt eher die größeren Düsen verwendet, 
die kleineren braucht man eigentlich eher selten. Abgewinkelte Düsen 
können den Arm etwas entspannen, gerade beim doch recht dicken Schlauch 
der Quick hat sich das ganz gut gemacht.

Habe damit bisher ein paar kleine Boards bestückt (mit Schablone und 
Lötpaste), hat sehr gut funktioniert.

Auch das Entlöten von SMD und (begrenzt) THT klappt damit gut. 
Wegfliegen von Teilen habe ich bisher noch nicht gehabt, habe den 
Luftstrom eher moderat eingestellt.

Ich habe sowohl bleihaltig als auch bleifreie Lötpaste ausprobiert, die 
bleifreie hat ebenfalls sehr gut funktioniert (besser als bleifreies 
Lötzinn), war Felder ISO Cream "Clear".

Sogar beidseitig hat das funktioniert, obwohl ich Bedenken hatte, dass 
die Teile auf der Rückseite abfallen, wenn ich die Oberseite löte.

Egal was man für eine Station hat, die Übung/Erfahrung spielt auch eine 
große Rolle. Entlöten kann man prima an alten Boards üben.

Beim Löten mit Lötpaste+Stencil kann ggfs. bei der Herstellung eine "Pad 
Reduction" sinnvoll sein, d.h. die Ausschnitte in der Schablone sind 
dann leicht kleiner als das Pad, dadurch kommen - nach meiner Erfahrung 
- weniger Brücken zustande.

Das Aufsetzen der Teile auf das Board und Löten ging bei mir unter dem 
Stereo-Mikroskop (ein günstiges Bresser Biorit mit 10x Vergrößerung) 
sehr entspannt. Ein Zoom-Mikroskop wäre noch besser, ist mir aber zu 
teuer.

Am längsten dauert tatsächlich das platzieren der Teile, denn wenn man 
da was verbockt, kann man im schlimmsten Fall alles wieder runtermachen 
und muss die Lötpaste neu auftragen.

Das eigentliche Heißluften geht dann sehr fix, macht richtig Spaß dann 
die Paste fließen zu sehen und wie sich die Teile von selbst hinziehen 
;-)

Ansonsten mehrere Pinzetten, gerade und gewinkelt, am besten mit 
unterschiedlichen Öffnungsgrößen, für größere ICs evtl. so eine 
Vakuum-Pinzette.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Einstieg in's Heißluftlöten
Da bist Du hier im Forum schon mal genau richtig.
Ständig gibts viel heiße Luft um nix.

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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Nach ein bisschen hin und her Überlegung, habe ich mich jetzt für die 
ATTEN ST-862D entschieden. Ist wohl eine Kopie der Quick 861 DW, dafür 
aber günstiger. Sollte ich das Tool wieder erwarten deutlich häufiger 
verwenden, als gedacht, könnte ich dann ja immer noch mal über etwas 
deutlich professionelleres nachdenken. Dazu noch ein paar Pinzetten und 
diese Lötpaste: https://www.mouser.de/ProductDetail/910-SMD291SNL10

Danke euch allen für die Tipps und Kommentare!

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Nun komme ich zu spät, ich hätte sonst noch den Vorschlag gehabt, mit 
den Bezeichnungen der beiden Stationen nach Videos bei Youtube zu 
suchen. Da tummelt sich u.a. ein Australier mit Namen Dave, der es sich 
zum Lebensinhalt gemacht hat, dieser Welt Lötstationen vorzuführen.

Interessant trotzdem, weil er die Dinger nicht nur testet, sondern auch 
aufschraubt und näher untersucht. Trotzdem keine schwere Kost, da 
gewinnst Du einen guten Eindruck von den Stationen. Z.B.

https://www.youtube.com/watch?v=N_yHkrVYrBE

von Torsten R. (Firma: Torrox.de) (torstenrobitzki)


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Rainer Z. schrieb:
> Interessant trotzdem, weil er die Dinger nicht nur testet, sondern auch
> aufschraubt und näher untersucht. Trotzdem keine schwere Kost, da
> gewinnst Du einen guten Eindruck von den Stationen. Z.B.

Ja, das Video habe ich gesehen und bin dann über ein anderes gestolpert, 
das die ATTEN ST-862D mit der Quick 861 DW vergleicht (ohne sie zu 
öffnen) (https://www.youtube.com/watch?v=wYCmU6jMLo8).

Ausschlaggebend war dann der Preis. Das Geld, das ich jetzt dabei spare, 
könnte ich bei der 2. Station dann investieren, falls meine Ansprüche 
doch noch mal einen Sprung nach oben machen sollten.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Torsten R. schrieb:
> Ja, das Video habe ich gesehen und bin dann über ein anderes gestolpert,
> das die ATTEN ST-862D mit der Quick 861 DW vergleicht

Alles klar. Und viel Freude an der Lötstation!

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