Hallo! Für meinen Versuch zum Einstein-de Haas-Effekt muss ich die Permeabilität µ_r von einem Weicheisenkern bestimmen. Falls auch andere einmal dies bestimmen wollen/müssen, mache ich hier einen separaten Beitrag auf. Zuerst die grundlegenden Formeln, welche sich für die Bestimmung der Permeabilität eignen: Induktivität einer Spule: L = µ_r µ_0 n² * A / Länge Stromanstieg durch eine Spule zum Zeitpunkt t = 0: U = L * dI/dt Schwingkreisfrequenz: f = 1 / (2 Pi Wurzel(L * C)) Zusammenhang Flussdichte - magnetische Feldstärke: B = µ_r µ_0 H Die Messungen erfolgen einmal mit Kern und einmal ohne. Die Permeabilität µ_r ergibt sich dann einfach als Quotient der ermittelten Induktivitäten L_mit_Kern und L_ohne_Kern. So weit so gut. Ich habe heute mit dem Weicheisenkern einige Messungen bzgl. Stromanstieg in der Spule und Schwingkreis unternommen und erhalte eigentlich mit Kern immer nur eine leicht erhöhte Induktivität und damit Permeabilität. Am LCR-Messgerät erhalte ich die rund 10- bis 20-fache Induktivität, wobei den Werten natürlich nicht ganz zu trauen ist. Die mittels Stromanstieg dI/dt ermittelten Induktivitäten unterscheiden sich aber auch nur maximal um den Faktor 10 bis 15. Die eigenartigsten Ergebnisse erhalte ich allerdings mit dem Schwingkreis. Ohne Kern erhalte ich eine schöne gedämpfte Schwingung. Schiebe ich aber nun den Weicheisenkern in die Spule, so verringert sich eigenartigerweise die Frequenz nicht wirklich und die Dämpfung nimmt erheblich zu, sodass nur 1-2 Maxima mehr zu sehen sind. Ich verstehe aber beides nicht: Erstens hängt ja die Frequenz des Schwingkreisen mit 1/Wurzel(L) zusammen und müsste bei einer durch den Kern vergrößerten Induktivität kleiner werden und zweitens beträgt ja das Dämpfungsglied delta eines gedämpften elektrischen Schwingkreises R/(2*L). Wenn ich nun aber den Weicheisenkern in die Spule schiebe, ändert sich doch nicht der ohmsche Widerstand R und nur die Induktivität L nimmt zu. Demnach müsste das Dämpfungsglied kleiner werden und NICHT mehr so stark dämpfen. FÜr den Schwingfall gilt ja die Bedingung: delta = R / (2*L) < Omega_0 = 1 / Wurzel(L * C) Wenn jetzt zum Beispiel die Induktivität L durch den Kern verhundertfacht wird, so nimmt delta auf 1/100 ab und Omega_0 auf 1/10. Das bedeutet aber, dass die Bedingung für den Schwingfall erst recht gilt. Die Schwingung MIT Kern ist aber wie gesagt und wie man am Oszilloskop sieht deutlich gedämpfter... Hat vielleicht jemand von euch eine Idee, warum ich so niedrige Permeabilitäten des Weicheisenkerns messe, wenn laut Tabellen µ_r für Eisen erst bei 300 aufwärts beginnt? Oder weiß jemand eine andere experimentelle Methode zur Messung der Permeabilität? Ich werde µ_r auch noch über das Magnetfeld B einer Spule mit/ohne Kern versuchen zu bestimmen. Das mache ich dann aber morgen... Und warum ich das seltsame Schwingkreisverhalten erhalte? Danke im voraus für eure Bemühungen!
von Christoph E. schrieb: >Die Schwingung MIT Kern ist aber wie gesagt und wie man am Oszilloskop >sieht deutlich gedämpfter... Ist logisch, es entstehen Wirbelströme im Kern. Wenn man das nicht möchte, darf der Kern elektrisch nicht leiten. Ferritkern, Eisenpulverkern, oder Trafobleche verwenden. https://de.wikipedia.org/wiki/Magnetische_Permeabilit%C3%A4t
>Die mittels Stromanstieg dI/dt ermittelten Induktivitäten unterscheiden >sich aber auch nur maximal um den Faktor 10 bis 15. Ich habe hier die Induktivität einer Spule mit Ferritstab gemessen und dann über die Rückrechnung mit der Formel für eine lange Spule ur berechnet: Beitrag "Re: DCF77 Antenne Feldstärke" Ergebnis: 11.7 für ur ... das ist so in der Größenordnung, die Du auch hast. Ich kann leider die Spule nicht vom Ferritstab ziehen, dass wäre wahrscheinlich genauer geworden, wenn man die leere Spule ins Verhältnis gesetzt hätte.
Hmm ... wenn man sich das Experiment im Video anschaut, braucht man wohl eine ziemlich große Spule und auch einen ordentlichen Verstärker, der viel Strom liefert: https://www.youtube.com/watch?v=qFkW0PHhXcY
Ich würde ein günstig LC messgerät holen, einige windungen um den kern messen und zurückrechnen.
Vielen Dank einmal für die Hinweise. @chris: die Spule die du eingangs siehst ist nur zur Bestimmung der permeabilität gedacht. Die für den Einstein de Haas Effekt wird dann eine andere sein, die ich zudem mit einem leistungsstarken Netzteil ansteuere.... Weiß jemand vielleicht eine weitere messmethode für die relative permeabilität meiner weicheisenstange? Bei der Hysteresekurve kommen halt auch immer Ringkerne zum Einsatz. Wie gesagt, übers Magnetfeld probiere ich es morgen.
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Permeabilitäten werden/wurden mit der "Jochmethode" gemessen. https://www.historische-messtechnik.de/downloads/siemens-messtechnik-handliste-teil-xii-1939_15.pdf Bei der Messung über die Schwingfrequenz gilt die einfache Thomsonformel nicht mehr, der Verlustwiderstand (Wirbelströme) verringert die Frequenz. Wikipedia "Schwingkreis", weiter unten.
Hi, ich hab jetzt alles nur überflogen... Aber wenn du versuchst die tatsächliche Permeabilität des Weicheisens und nicht die effektive Permeabilität deines Aufbaus zu bestimmen, dann solltest du am Besten mit Ringkernen arbeiten. Im Fall deines Stabkerns muss der Fluss nämlich durch die Luft, um von einem Ende des Kerns zurück an das andere Ende zu kommen. Schau dir mal das Konzept des magnetischen Kreises an und überlege was passiert, wenn da ein Luftspalt drin ist und du auf die Permeabilität des Materials rückrechnen willst.
Wie bereits geschrieben, sind die Wirbelströme an dem beobachteten Verhalten Schuld. Die sind nämlich so gerichtet, dass sie das Eindringen des verursachenden Magnetfeldes in den Kern verhindern wollen. Dadurch sinkt die Induktivität der Spule. Zusätzlich bewirken die Wirbelströme zusammen mit der mässigen Leitfähigkeit des Eisens ohmsche Verluste. *) Um die Wirbelströme und somit die Feldschwächung und Verluste zu reduzieren, nimmt man besser keine massiven Eisenkerne, sondern Drahtbündel. Die Drähte sollten möglichst dünn und vor allem z.B. durch Oxidation oder Lackierung elektrisch voneinander isoliert sein. Dadurch veringert man das Verhältnis von Fläche zu Umfang. Kleine Fläche bedeutet geringe induzierte Spannung, die den Wirbelstrom ja erst fliessen lässt, und grosser Umfang bedeutet einen längeren Stromweg und erhöhten Widerstand. Heute verwendet man anstelle von Eisenkernen meist Ferritkerne, die, -je nach Typ-, sehr schlecht oder gar nicht elektrisch leiten. µ_r-Werte zwischen einigen Tausend bei Ferriten für Frequenzen bis zu wenigen MHz und einigen Zehn bei Materialien für VHF sind üblich. Nachteilig ist vor allem die im Vergleich zu Weicheisen geringere Sättigungsmagnetisierung der Ferrite. *) Vor der Einführung der Kapazitätsdioden hat man bei Autoradios die Frequenzwahl für UKW statt mit Drehkondensatoren mit s.g. Variometern gemacht. Das sind Spulen, in die man einen Kern aus Cu oder Al unterschiedlich tief eintauchen lässt. Beide Materialien sind ja unmagnetisch (µ_r=1), haben aber eine hervorragende elektrische Leitfähigkeit, so dass die Wirbelströme das Magnetfeld sehr wirkungsvoll verdrängen und die Induktion der Spule erniedrigen können. Interessanter Weise verursachen solch gute Leiter auch nur wenig Verluste, was ja für Schwingkreise wichtig ist. Wegen der Vibrationen im Auto konnte man die bekannten Drehkondensatoren nicht verwenden, weil mechanisch schwingende Kondensatorplatten eine Frequenzmodulation des Oszillators verursacht hätten, die der FM-Demodulator in ein störendes Audiogeräusch verwandelt hätte (Mikrofonie). Alternativ hätte man durch das Eintauchen von Ferritkernen (µ_r >> 1) die Induktivität der Schwingkreisspulen erhöhen können, aber damals gab es noch keine dämpfungsarmen Ferrite für so hohe Frequenzen. Nun zu deinem Problem: Wie du siehst, kämpfst du hauptsächlich gegen die Wirbelströme im Eisenkern. Diese kann man auch durch Erniedrigung der Frequenz reduzieren, aber leider nicht zu 0 machen. Ferrite können helfen, weil sie als Oxidmaterialien wirklich schlecht leiten. Dadurch werden die Wirbelströme klein. Am besten wäre natürlich die Frequenz 0, dann kannst du ein solides Stück Eisen verwenden, aber den Induktionszuwachs nicht mehr direkt messen. Da du aber wohl noch den Hallgenerator aus dem ESR-Experiment hast, könntest du damit auch ein statisches Magnetfeld an den Polflächen des Eisenkerns messen. Die zugehörige Rechnerei überlasse ich gerne dir ;-) Alternativ könntest du mit einer niedrigen Wechselstromfrequenz, z.B. 50Hz-Netzfrequenz, arbeiten und direkt auf den Kern eine einlagige Meßspule aufbringen. In dieser Spule wird dann eine (kleine) zu B proportionale Spannung induziert, womit du durch Vergleich mit der ohne Kern gemessenen induzierten Spannung, die proportional zu H ist, auch µ_r ausrechnen kannst: B=µ*H
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Vielen Dank einmal für eure hilfreichen Beiträge... Okay, dann sind die Wirbelströme an den "eigenartigen" Messergebnissen zur Induktivität schuld. Was ich aber nicht ganz verstehe ist,dass in der Literatur so auf diese Problematik überhaupt nicht hingewiesen wird. Nehmen wir die Theorie zur Induktivität einer (langen) Zylinderspule: Da wird eigentlich nur eine Formel angegeben: L = µ_r µ_0 n² * A / Länge mit µ_r als die Permeabilität des Kernmaterials. Da wird in keinster Weise auf die Wirbelströme hingewiesen, welche die Induktivität stark reduzieren oder auf die Geometrie des Kerns, dass dieser zum Beispiel geschlossen sein muss. Wenn man die Theorie liest, glaubt man einfach so messen zu können, wie ich es eben gemacht habe. Das Problem mit dem Weicheisen und seinen geringen Widerstand ist, dass ich wohl für den Einstein-de Haas-Versuch einen Stab aus Weicheisen nehmen soll/muss. Von Ferrit ist hier nicht gesprochen worden und auch auf den wenigen Youtube-Videos zum Einstein-de Haas-Versuch sieht man nie einen Ferritstab. Also scheidet dann die "leichter" zu bestimmende Permeabilität eines Ferritstabs für meine Vorhaben leider aus. Heute habe ich eine Messreihe zur Flussdichte durchgeführt und zwar mit 3 verschiedenen Hallsonden: * MLX90290 für Flussdichten bis 20 mT * SS495A für Flussdichten bis 80 mT * CYSJ362A für Flussdichten bis 3000 mT Ich erhalte an den jeweiligen Messgrenzen eigentlich recht gut übereinstimmende Werte mit den unterschiedlichen Sonden. Gemessen habe ich am Spulenende mit und ohne Kern und dann in der Spulenmitte mit und ohne Kerne. Messergebnisse: Spulenende ohne Kern, Spulenende mit Kern, Spulenmitte ohne Kern, Spulenmitte mit Kern MLX90290 (Messbereich 0-20 mT): 1.45 mT / 23.10 mT - - SS495A (Messbereich 0-80 mT): 1 mT 33 mT 5 mT / 95 mT CYSJ362A (Messbereich 10 - 3000 mT): - 20 mT - / 140 mT Ich erhalte hier also mit Kern eine Steigerung der Flussdichte ca. um den Faktor 20-30. Auf die Schnelle würde ich jetzt einmal annehmen, dass µ_r = B_mit_Kern / B_ohne_Kern = ca. 20 Exakt am Spulenende einer langen Spule gilt ja H = 1/2 * H_mitte. Dies müsste mMn auch für das B-Feld gelten mit und ohne Kern. Der Faktor 1/2 würde sich daher bei der Berechnung der Permeabilität µ_r kürzen. Warum erhalte ich auch hier übers Magnetfeld nur eine dermaßen geringe relative Permeabilität im Bereich von 20, wenn doch diese für Weicheisen im Bereich um die 1000 und höher liegen müsste. Wirbelströme habe ich hier ja wohl nicht zu berücksichtigen, da ich die Spule mit Gleichstrom (ca. 5 A) und nicht mit AC betreibe. Oder bin ich mit der Stromstärke schon in der magnetischen Sättigung des Weicheisenkerns und daher ist µ_r nicht mehr so hoch? Gibt es überhaupt eine nicht zu komplexe exerimentelle Methode, um relative Permeabilitäten im Bereich von 1000 und höher zu messen? Hätte die Aufnahme der Hysteresekurve nicht auch mit den Wirbelströmen und daher mit einer reduzierten Induktivität L bzw. relativen Permeabilität µ_r zu kämpfen? Obwohl ich ja die klassische Hystereseaufnahme mit Oszilloskop auch nicht durchführen kann, da mein Weicheisen ja als Stab und nicht als geschlossener Ring vorliegt. Fragen über Fragen... Danke im voraus für Eure Bemühungen und Antworten...
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Laut Theorie/Rechnung komme ich bei einer Flussdichte von 0.14 T auch auf ein µ_r von 28. Das deckt sich also sehr gut mit meinen Messungen. Jetzt stellt sich natürlich auch noch die Frage, wie stark die Flussdichte B selbst bei direkten Kontakt der Hallsonde mit dem Ende des Weicheisenstabs in Luft schon wieder abnimmt. Aber das alleine wird sicherlich auch nicht den Unterschied bzgl. µ_r von gemessen (30) zu real (>1000) ausmachen...
>Da wird in keinster >Weise auf die Wirbelströme hingewiesen, welche die Induktivität stark >reduzieren oder auf die Geometrie des Kerns, dass dieser zum Beispiel >geschlossen sein muss. Ich glaube nicht, dass die Wirbelströme die Induktivität reduzieren, sondern dass das Modell der idealen Spule dann nicht mehr stimmt. Ich vermute, dass man die Wirbelströme als Widerstand zur idealen Spule hinzu modellieren muss.
Danke, chris... Ich habe mir jetzt die Sache Eisenkern mit Luftspalt angeschaut und etwas für die Induktivität L hergeleitet. Ich hoffe, dass war nicht allzu großer Blödsinn, aber es zeigt zumindest den massiven Einbruch der Induktivität eines Stabs gegenüber zum Beispiel einem Ring ohne Luftspalt. Laut meiner einfachen Herleitung beträgt ja bei einem Stab die relative Permeabilität nur noch 1 bzw. sogar < 1 (also de facto diamagnetisch). Sie ist aber auf jedem Fall sehr weit weg von µ_r_Eisen...
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Die Permeabilität misst man normalerweise mit Hilfe von Ringkernen (ohne Luftspalt) bei verschiedenen Feldstärken und Frequenzen. Ich glaube übrigens nicht dass diese Formal: Induktivität einer Spule: L = µ_r µ_0 n² * A / Länge für Spulen mit Kern allzu tauglich ist. Nicht umsonsonst zieht man normalerweise bei Spulen mit Kern den AL-Wert des Kerns zu Rate, den der Hersteller angibt. Kennt man die Permeabilität des Kernmaterials kann man den AL-Wert für viele Kerne üblicherweise nur mit einer Feld-Simulation berechnen.
@ossi: Danke Wenn man meine gedämpften Schwingungen anschaut erkennt man, dass die Schwingfrequenz beim Einschieben des Weicheisenstabs eigentlich gegenüber der Luftspule weitestgehend konstant bleibt, sprich die Induktivität sich auch nicht wirklich ändert. Dies würde wieder für die "Formel" zur Induktivität für einen großen Luftspalt sprechen, wonach ja für µ_r >> 1 der Vorfaktor bei 1 liegt...
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Im Frequenzbereich über 50kHz hätte ich Bedenken irgendwas stahtl-artiges einzusetzen (wegen der Wirbelstromverluste). Ich würde da Ferrit-Material wählen, z.B. Ferrit-Stäbe, wenn es lange dünne Spulen werden sollen.
@ossi: Für den eigentlichen Versuch, dem hier diese Vormessungen dienen, benötige ich aber wohl zwingend einen Weicheisenstab... Über die Induktivität ans µ_r zu gelangen scheint bei dieser Kerngeometrie wohl ziemlich ausgeschlossen. Warum ich aber mit der reinen Magnetfeldrechnung auch soweit von den Tabellenwerten für µ_r entfernt bin, verstehe ich im Moment noch nicht. Wie beschrieben messe ich das Magnetfeld u.a. auch genau in der Mitte der Spule und zwischen zwei Weicheisenstäben mit geringem Abstand. Nimmt im Luftspalt die Flussdichte dermaßen ab?
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von Christoph E. schrieb: >Nimmt im Luftspalt die Flussdichte dermaßen ab? Ja, du hast es noch nicht verstanden, der größte Luftspalt ist nicht in der Mitte zwischen den beiden Stäben, sondern außen, die Feldlinien müssen außen den längsten Weg durch die Luft nehmen. Die Feldlinien sind immer geschlossene Kreise. Wenn die Feldlinien nicht durch die Luft müssen steigt der magnetische Fluß extrem an. Beispiele sind Hufeisenmagnet oder Topfmagnet, und zwar dann wenn ein Anker angezogen wurde, wenn es also kein Luftspalt mehr gibt. >Über die Induktivität ans µ_r zu gelangen scheint bei dieser >Kerngeometrie wohl ziemlich ausgeschlossen. So ist es. Es gibt Tabellen woraus du die Permeabilität entnehmen kannst. Wie die Physiker das ermittelt haben weiß ich auch nicht. Du kannst höchsten relativ vergleichen in dem du die Anziehungskraft vergleichst. Du machst Hufeisenmagnete und misst die Kraft mit der ein Anker gehalten wird. Der mit der höchsten Kraft hat die größte Permiabilität.
Günter Lenz schrieb: > Wie die Physiker das ermittelt haben > weiß ich auch nicht. Ich denke man bewickelt einen Toroiden mit wenigen Windungen und mißt die resultierende Induktivität im Vergleich zu einer gleichartigen Luftspule (Rogowski-Spule)
Christoph E. schrieb: > Theorie zur Induktivität einer (langen) Zylinderspule: Da > wird eigentlich nur eine Formel angegeben: > > L = µ_r µ_0 n² * A / Länge > > mit µ_r als die Permeabilität des Kernmaterials. Nein, damit diese Formel gilt, müsste nicht nur der Kern, sondern die ganze Spule und ihre Umgebung von diesem Material erfüllt sein. Bei gleichmässig bewickelten Ringkernen gestaltet sich die Berechnung einfacher, weil sie kein äusseres Magnetfeld haben. Näherungsweise bekommt man auch für Schalenkerne brauchbare Werte. Christoph E. schrieb: > dass > ich wohl für den Einstein-de Haas-Versuch einen Stab aus Weicheisen > nehmen soll/muss. Von Ferrit ist hier nicht gesprochen worden Der Einstein hatte eben nichts anderes als Eisen und Nickel zur Verfügung. Christoph E. schrieb: > Warum erhalte ich auch hier übers Magnetfeld nur eine dermaßen geringe > relative Permeabilität im Bereich von 20, wenn doch diese für Weicheisen > im Bereich um die 1000 und höher liegen müsste. Vielleicht hilft dir der Begriff des magnetischen Widerstands weiter. Der Weg der Feldlinien von einem Pol zum Anderen verkürzt sich scheinbar um µ_r. Aber eben nur dort, wo sich auch ferromagnetisches Material befindet. Der gesamte Aussenraum der Zylinderspule besteht ja weiterhin aus Luft. Dementsprechend verringert sich auch die Induktivität eines Magnetkreises, wie z.B. bei einem Transformator, dramatisch, wenn man auch nur ein Blatt Papier zwischen die Kernhälften eines EE-Kernes einlegt. Bei einem µ_r von 5000 z.B. reduzieren diese 2x 0,1mm die Induktivität ebenso, als hätte man den Magnetweg im Ferrit um 1000mm verlängert! Ein Zahlenbeispiel aus dem Katalog: Bei einem EE-Kern E20 aus FXC 3E1 (Anfangspermeabilität µ_i=3800 +/-20%), (effektive magnetische Form-Kenngrössen l_e=15,5mm, A_e=16mm²) verringert sich der Al-Wert (L=Al*n²) durch Einfügen eines Luftspalt von 0,15mm (nur innen) von 2560nH auf 210nH, also etwa um den Faktor 12. Christoph E. schrieb: > Oder bin ich mit der Stromstärke > schon in der magnetischen Sättigung des Weicheisenkerns und daher ist > µ_r nicht mehr so hoch? Nein, aber bei Ferriten solltest du darauf achten. Viele davon sind schon bei B=0,35T gesättigt, während die für Transformatoren und Motore verwendeten Dynamoblechsorten erst in der Gegend von 1T allmählich sättigen. Christoph E. schrieb: > aut meiner einfachen Herleitung beträgt ja bei einem Stab die relative > Permeabilität nur noch 1 bzw. sogar < 1 (also de facto diamagnetisch). Dann wirst du etwas falsch gemacht haben. Der Stabkern erhöht schon die Induktivität, wegen der langen Luftwege aber nicht dramatisch. Allerdings können die Wirbelströme eine Feldverdrängung bewirken und dadurch die Induktivität tatsächlich erniedrigen. Schieb doch mal ein Rohr aus Cu oder Al in deine Spule, dann wirst du sehen, wie die Induktivität sinkt.
Christoph E. schrieb >Wenn man meine gedämpften Schwingungen anschaut erkennt man, dass die >Schwingfrequenz beim Einschieben des Weicheisenstabs eigentlich >gegenüber der Luftspule weitestgehend konstant bleibt, sprich die >Induktivität sich auch nicht wirklich ändert. Ich hatte es oben schon geschrieben, aber es wurde nicht beachtet: Wirbelstromverluste modelliert man als Widerstand. Deine Spule ist nicht ideal: Sie hat einen Kupferwiderstand und wenn ein Eisenkern mit großen Wirbelströmen eingeschoben wird, würde ich sagen, auch einen Parallelwiderstand.
Vielen Dank für eure Hilfe und Erläuterungen... >Ich denke man bewickelt einen Toroiden mit wenigen Windungen und mißt >die resultierende Induktivität im Vergleich zu einer gleichartigen >Luftspule (Rogowski-Spule) Das ist eben die Frage. Wenn ich mir einen geschlossenen Weicheisenkern besorge und dessen Induktivität bestimme, dann passt zwar die Geometrie ohne Luftstrecke aber dafür werden mir wohl die Wirbelströme weiterhin in die Quere kommen und meine gemessene Induktivität stark erniedrigen, oder? Und etwa die Flussdichte kann ich ja nur über einen wenn auch kleinen Luftspalt messen und dieser Luftspalt verändert/reduziert mir dann gleich sehr stark die gemessene Flussdichte. Wenn ich es also richtig verstehe, dann spuckt mir die Geometrie des Stabes sowohl bei der Messung der Induktivität, als auch bei der Messung der Flussdichte gehörig in die Suppe. Was ich aber nicht verstehe ist der Umstand, dass auf 100ten Seiten im Internet und Büchern (als Beispiel siehe angehängte Abbildung) zum Thema Induktivität einer Zylinderspule eine solche mit Kern endlicher Länge aufgezeichnet ist, die Formel schlicht mit L = µ_r µ_0 N² * A / Länge angeführt ist und von µ_r eben als Permeabilität des Kernmaterials gesprochen wird. Kein Wort wird hier über die Wirbelströme bzw. die notwendige Geometrie des Kerns, damit diese Formel überhaupt erst zur Anwendung kommen darf, verloren. So suggeriert die Formel eben einfach auch bei einer Stabgeometrie wie bei mir eine sehr einfache Berechnung, was aber eigentlich schlichtweg grob falsch ist. Ich hatte mir diesbezüglich eigentlich auch nie weitere Gedanken gemacht, deshalb mein auch naiver Ansatz zur Berechnung von µ_r. Dann werde ich wohl einen theoretischen Wert für µ_r für Weicheisen heranziehen müssen, da eine einfache experimentelle Methode ihn zu bestimmen schlichtweg nicht existiert, oder? Ich hatte mir eben schon gedacht, dass ich aus meinem Weicheisenstab einen geschlossenen Ring forme. Aber erstens habe ich dann mit Sicherheit auch kleinste Luftspalte, zweitens bleibt das Problem der Wirbelströme ja nach wie vor bestehen und drittens kann ich ohne Luftspalt die Flussdichte eben auch nicht messen. Alles nicht so einfach wie gedacht.
Hallo Christoph, evtl. wäre es einen Versuch wert, den Kontakt zu Fa. Amidon zu suchen. Wenn es irgendwo Experten für Ferrit etc. gibt, sollte sich da bestimmt einer finden. Ich habe jede Menge Ferritstäbe unterschiedlichster grössen und somit auch das gleiche Problem wie Du es gerade hast. Ich kann mir auch kaum vorstelen, dass sowas nicht berechenbar ist.
Hier sieht man die Beispieldaten eines Herstellers für einen Ferrit-Stabkern: https://www.fair-rite.com/product/rods-4052235211/
Danke für eure Hilfe, Stefan und ossi. Die Formel zur Berechnung der Spuleninduktivität mit dem Korrekturfaktor verstehe ich aber nicht ganz. Denn das ist ja genau "meine" falsche Formel, wonach L = µ_r µ_0 N² * A / Länge, halt nur um den Faktor K ergänzt. Bei einem vollständig umwickelten Kern ist K = 1 und die Formeln sind ident. Aber selbst sonst variiert jetzt K nicht so stark... Oder wurde mit µ_r = ca. 30 schon eine Korrektur der Formel vorgenommen und der Ferrit hätte vom Material her eine deutlich höhere Permeabilität? Oder spielt bei Ferriten durch den hohen Widerstand die ganze Geometrie (Stab und kein Ring) nicht mehr so eine Rolle wie bei mir mit dem Weicheisenstab? Mit jedem weiteren Tag habe ich das Gefühl noch weniger zu verstehen. Aber das ging mir so beim Studium und intensiver Beschäftigung mit dem Lehrstoff auch schon so ;-)
Zum Thema Magnetfeld bei einem Kern mit Luftspalt habe ich mir dieses lehrreiche Video angeschaut: https://www.youtube.com/watch?v=R1oQFfstFlQ Ich habe dann einmal für einen Luftspalt von 1 cm Länge (Länge des U-Kerns = 10 cm) den notwendigen Strom bei 2000 Windungen für B = 1.6 T ausgerechnet und komme auf 6.5 A. Nach meiner falschen Methode komme ich auf ca. 0.1 A. Versorge ich also die Spule wirklich nur mit 0.1 A, so erhalte ich nicht B = 1.6 T sondern nur rund 1.6 / 60 T. Bei mir im Experiment habe ich ja mit der falschen Formel gerechnet und eine deutlich geringere Flussdichte mit Kern erhalten als erwartet. Dies hat sich dann aber in der falschen Formel so ausgewirkt, dass ich ein viel zu geringes µ_r berechnet habe! In diesem konkreten Beispiel wäre das berechnete µ_r auch nur noch 1/60tel des wahren Werts...
Oder wurde mit µ_r = ca. 30 schon eine Korrektur der Formel vorgenommen und der Ferrit hätte vom Material her eine deutlich höhere Permeabilität? Das "61" Material hat eine Permeabilität von 125: https://www.fair-rite.com/61-material-data-sheet/ Ich hab mal für einen 50mm langen Kern mit 10mm Durchmesser aus "61" Material mit den Formeln von "Fair-Rite" den AL-Wert ausgerechnet. Den Vergleichswert habe ich mit dem Finite-Elemente-Programm "Femm" berechnet. Beide Werte stimmten sehr gut überein. Man kann die Werte also notfalls mit Finiter Elemente Methode berechnen.
>Was ich aber nicht verstehe ist der Umstand, dass auf 100ten Seiten im >Internet und Büchern (als Beispiel siehe angehängte Abbildung) zum Thema >Induktivität einer Zylinderspule eine solche mit Kern endlicher Länge >aufgezeichnet ist, die Formel schlicht mit L = µ_r µ_0 N² * A / >Länge angeführt ist und von µ_r eben als Permeabilität des Kernmaterials >gesprochen wird. Ich weiß nicht, was Du mit Deinem Projekt vor hast, aber es ist doch ziemlich lehrreich, einfach mal selber jedes Detail zu messen und die Sache genau zu analysieren. In der Messtechnik geht es oft um "praktische Feinheiten" und das gewusst wie. Da nützt es wenig, nur Daten aus den Theoriebüchern zu verwenden und zu rechnen. Ich meine einmal gelesen zu haben, dass Einstein auch irgendwann zur Erkenntnis kam, man müsse auch praktisch messen. Wenngleich unwahrscheinlich, wäre es doch lustig wenn herauskäme, dass der bisher praktisch gezeigte Einstein-de-Haas-Effekt seine Ursache in unterschätzen Wirbelströmen und leicht schräg gewickelten Spulen hätte.
Ja, Magnetismus ist schon eine Wissenschaft. Hier noch ein interessantes Video zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=0D1_Toz61Nw
Hier bin ich endlich einen Schritt weitergekommen: https://en.wikipedia.org/wiki/Solenoid Da wird erstmalig bei meinen Recherchen von einer effektiven Permeabilität gesprochen. Genau so etwas brauche/suche ich. Einen Zusammenhang zwischen µ_eff (was ich de facto messe) und µ_r. Ich erhalte experimentell für eine spezielle Geometrie (endlich langer Solenoid mit Kern) die effektive Permeabilität µ_eff (bei mir waren es so um die 30 für den Weicheistenstab) und berechne daraus die relative Permeabilität µ_r des Materials und erhalte zum Beispiel µ_r_Weicheisen = 1000. Das gibt es ja nicht, dass das dermaßen schwer im Internet zu finden ist. Das kommt doch in der Praxis häufiger vor, ein umwickelter Eisenstab bestimmter Länge. Ich denke da nur an die DCF77 Empfänger für den Funk... Nachtrag: Und hier gleich der nächste aussagekräftige Graph, welcher B = B(H) für verschieden große Luftspalte darstellt. Da sieht man sehr gut, wie ein zunehmender Luftspalt das µ_eff massiv verkleinert und die Graphen zunehmend flacher werden. Link: https://e-magnetica.pl/effective_magnetic_permeability Wenn ich die Tendenz der Graphen extrapoliere, dann ist bei einem Stab mit Länge_Metall = Länge_Luftspalt der Anstieg der B(H)-Geraden wohl wirklich nahe jener für eine Luftspule, also B = µ_0 * H und das trotz ferromagnetischen Kern...
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Apropos: welchen Einfluss hat ein leicht schräg hängender Eisenkern in der Spule auf das Drehmoment beim Einschalten der Spule?
Christoph E. schrieb: > Ich denke da nur an die DCF77 Empfänger für > den Funk... Auch das sind Ferritstäbe. (Weich)Eisen eignet sich nicht für HF. Ferrit eignet sich im Umkehrschluss nicht für Elektromagneten (DC).
@Stefan: Das ist mir schon klar, nur müsste die gemessene relative Permeabilität µ_r_gemessen eines endlichen Ferritstabs wohl auch vom Tabellenwert µ_r_Material für das verwendete Material abweichen. Um das geht es mir ja, von der gemessenen Permeabilität auf den Materialwert zurückrechnen. Obwohl ich glaube, dass dies für Ferrit noch leichter geht als für Weicheisen wegen der Wirbelströme, die dann noch zusätzlich zur Geometrie die Induktivität beeinflussen/reduzieren. Ich denke, dass der für mich zielführenste Weg über Gleichstrom und eben die Flussdichte B gemessen am Stabende gehen würde, da ich dann zumindest keine Wirbelströme habe. Habe einmal die obige Herleitung mit der Durchflutung theta für einen Luftspalt mit gleicher Länge wie der Stab adaptiert. Bekomme damit aber keine sinnvollen Werte für µ_r. Der Grund ist jener, dass für einen kleinen Luftspalt die Flussdichte B im Spalt gleich ist wie im Eisen. Das ist aber bei einem Stab mit Sicherheit nicht der Fall. Ich bräuchte eben eine Formel für die Flussdichte am Stabende an Luft, mit der ich aus Wicklungszahl n, Stromstärke I, Spulenlänge und eben gemessener Flussdichte auf µ_r zurückrechnen kann. Auf https://e-magnetica.pl/effective_magnetic_permeability ist unten ein Rechner für die effektive Permeabilität bei Vorhandensein eines Luftspalts. Wenn ich hier Luftspalt = Kern einsetze, bekomme ich für µ_eff wieder einen Wert < 1 heraus, also quasi diamagnetisch. Das hatte ich schon einmal oben so hergeleitet, kann aber wohl nicht ganz stimmen. Obwohl ich ja experimentell herausgefunden habe bei der Messung im Schwingkreis, dass sich die Schwingkreisfrequenz und damit die Induktivität L beim Reinschieben des Kerns in die Spule eigentlich nicht ändert gegenüber der Luftspule. Dies würde laienhaft für mich aussagen, dass µ_r_eff = 1 mit Kern...
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Christoph E. schrieb: > Obwohl ich ja experimentell herausgefunden habe bei der Messung im > Schwingkreis, dass sich die Schwingkreisfrequenz und damit die > Induktivität L beim Reinschieben des Kerns in die Spule eigentlich nicht > ändert gegenüber der Luftspule. Dies würde laienhaft für mich aussagen, > dass µ_r_eff = 1 mit Kern... Das wäre sehr seltsam. Eisenhaltige Werkstoffe sollten immer zu einem Anstieg der Induktivität führen. Nichteisen-Metalle sollten dagegen immer zu einer Abnahme der Induktivität führen. Probiere als Gegenprobe doch einmal ein Alu- oder Messingstab aus. Die Abstimmung in alten Radios wurde manchmal mit einem verschiebbaren Messingkern in der Oszillatorspule realisiert. War Ferrit damals evtl schlecht, teuer oder anfangs noch unbekannt? (Das nur am Rande).
Hier das Video zum Schwingkreisverhalten: https://www.youtube.com/watch?v=hQjdfyK8Sek Wie man sieht, ändert sich die Schwingkreisfrequenz (C = 22 nF) durch Hineinschieben des Weicheisenkerns in die Luftspule nicht/kaum...
Hier der Schaltplan des Schwingkreises und ein Bild davon...
Stefan M. schrieb: > Die Abstimmung in alten Radios wurde manchmal mit einem verschiebbaren > Messingkern in der Oszillatorspule realisiert. > War Ferrit damals evtl schlecht, teuer oder anfangs noch unbekannt? > (Das nur am Rande). Die Gründe hatte ich schon in meinem Beitrag vom 16.01.2022 08:05 erwähnt: *) Vor der Einführung der Kapazitätsdioden... In grossem Umfang begann die Verwendung von Ferriten erst nach den 2.Weltkrieg. https://de.wikipedia.org/wiki/Ferrite#Geschichte Vorher gab es vorwiegend Kerne aus dem weiter oben erwähnten Ferrocart sowie aus gesintertem oder mit Kunststoff gebundenem Pulvereisen, oder eben unmagnetische Gewindekerne vorwiegend zum Abgleich bei sehr hohen Frequenzen. Aber auch später noch hat man wegen der fehlenden Mikrofonie und der preisgünstigen Fertigung gerne Variometer verwendet.
von Stefan M. schrieb: >Das wäre sehr seltsam. >Eisenhaltige Werkstoffe sollten immer zu einem Anstieg der Induktivität >führen. Nur das sich das mit HF nicht nachweisen läst, wegen Volleisen und Wirbelströme. Vielleicht bei sehr niedrigen Frequenzen, 1Hz und weniger. Der Volleisenstab verhält sich dann bei HF genauso wie ein Alu- oder Messingstab. Der Eisenstab müßte in längstrichtung in dünne Scheiben geschnitten werden, so dünn wie Rasierklingen, dann würde es funktionieren. Bei Gleichstrom hat die Spule natürlich mit Volleisenkern eine größere Induktivität als ohne. Aber wie will man die Induktivität mit Gleichstrom messen? Geht eigentlich nur wenn man die Kraftwirkung auf einen Anker mißt, oder mit sehr niedrigen Frequenzen. Vielleicht gibt es Formeln für die Kraftwirkung bei Elektromagneten.
Wozu ist es eigentlich wichtig die Permeabilität zu kennen, beim Einstein-deHaas-Effekt Experiment?
Günter Lenz schrieb: > Aber wie will man die > Induktivität mit Gleichstrom messen? Indem man eine nicht von Strom durchflossene (Sekundär-)Wicklung aufbringt und den darin induzierten Spannungsimpuls beim Einschalten oder Abschalten der Magnetisierung integriert. Durch die Wirbelströme wird ja lediglich der Anstieg und Abfall der Magnetisierung verlangsamt, nicht aber die durch Hysterese bedingten Anfangs- und Endzustände B_0 und B_max.
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@Günter: Die Summe aller atomaren magnetischen Momente ist gleich der Magnetisierung * Volumen. Und die Magnetisierung M = (µ_r - 1) * H. Der Landefaktor verknüpft ja magnetisches Moment mit Drehimpuls. Die makroskopische Summe aller atomaren Drehimpulse erhalte ich über die Drehung des Weicheisenstabs nach dem Einschalten des Spulenstroms. Und die Magnetisierung M eben über die Permeabilität mal der Magnetfeldstärke H. Daraus kann ich dann den Landefaktor g ausrechnen. Normalerweise wird die Magnetisierung über die Induktionsspannung in der äußeren Spule ermittelt, wenn die atomaren magnetischen Momente umklappen und deshalb eine Spannung induzieren. Ich probiere es auf eine andere Art... Habe es jetzt einmal so wie von Hp vorgeschlagen versucht zu messen. Lege eine Gleichspannung über einen Schalter an die Spule an und messe den induzierten Spannungspuls in einer einzelnen Sekundärwindung. Diese integriere ich dann höchst professionell ;-) und kann so auf µ_r zurückrechnen. Ich komme leider wieder auf einen recht niedrigen Wert für µ_r um die 30... Das Ergebnis deckt sich aber sehr gut mit meinen Flussdichtenmessungen. Dort habe ich ja bei 5A und selbiger Spule in deren Mitte mit Kern mit dem Hallsensor 140 mT gemessen, ohne Kern waren es 5 mT. Daraus schloss ich µ_r = ca. 30
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chris_ schrieb: > wenn man sich das Experiment im Video anschaut, braucht man wohl > eine ziemlich große Spule und auch einen ordentlichen Verstärker, der > viel Strom liefert: > > https://www.youtube.com/watch?v=qFkW0PHhXcY Das dürfte das geringste Problem sein. Bei so niedrigen Frequenzen kann man auch noch mit einer Blinkschaltung fürs Auto arbeiten, oder ein extern steuerbares Labornetzteil verwenden. chris_ schrieb: > Apropos: welchen Einfluss hat ein leicht schräg hängender Eisenkern in > der Spule auf das Drehmoment beim Einschalten der Spule? Solche Fehler im Aufbau dürften die meisten Schwierigkeiten bereiten, und ich habe grosse Zweifel, ob die im Video zu sehende Torsionsschwingung wirklich durch EdH angeregt wird, weil der Effekt doch sehr klein ist. Wenn das beim Original schon so gewackelt hätte, hätte man keinen Spiegel am Aufhängefaden gebraucht. Eher vermute ich Unsymmetrien im Aufbau als Ursache für die Wackelei. Das wirft natürlich die Frage auf, wie man durch EdH verursachten Drall von anderen Ursachen wie verdrillten Aufhängedrähten, axiale Krafteinwirkung auf den Probekörper, Drehmoment durch schief stehenden nicht perfekt symmetrischen Probekörper, und schlampig verlegte Zuführungsleitungen unterscheiden kann.
Ich bin jetzt bei meiner Recherche auf den Begriff Demagnetisierungsfaktor gestoßen. Für die Suszeptibilität chi_eff und chi habe ich folgende Beziehung gefunden: chi_eff = chi / (1 + D * chi) Für einen Zylinder mit Länge/Durchmesser = 10 beträgt der Demagnetisierungsfaktor rund 0.015-0.02. Wenn ich obige Formel nach µ_r umwandle erhalte ich die Formel: µ_r = [D + µ_eff * (1 - D)] / [1 + D - µ_eff * D] Setze ich für D = 0.0172 und µ_eff = 50 ein, so erhalte ich µ_r = 313. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht wirklich was ich damit anfangen kann. Ob dies der von mir gesuchte Zusammenhang zwischen µ_eff und µ_r ist oder nicht, kann ich nicht sagen, da die Theorie dahinter ziemlich komplex ist. Der mit dieser Formel erhaltene Wert für µ_r ist zudem mMn viel zu abhängig vom eingesetzten µ_eff. Wenn µ_eff nämlich gegen 59 strebt, geht mir µ_r durch die Decke. Das kann ja so nicht sein... Also wenn jemand von euch eine Idee zu der ganzen Angelegenheit hat, gerne her damit. Ich blicke da ehrlich gesagt nicht mehr durch. Hier einige Links: https://mriquestions.com/uploads/3/4/5/7/34572113/sato_demagnetizing_factors.pdf https://pdfs.semanticscholar.org/0ab1/b4006e7272f63d880b2d1a168435db6be97d.pdf https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjZ5pyx4L31AhUjhv0HHTTxBW8QFnoECAgQAQ&url=https%3A%2F%2Fpublikationen.bibliothek.kit.edu%2F200055719%2F3814431&usg=AOvVaw0APxcVTRAoZSJW96Nr7XOM In all diesen Artikeln zum Thema Demagnetisierungsfaktor spielt die Geometrie des Zylinders eine Rolle und die Werte in den Tabellen sind für unterschiedliche Faktoren Länge/Durchmesser angegeben.
Ich habe mich jetzt einmal mit dem Fall kleiner Luftspalt gespielt und eine Formel für µ_eff hergeleitet. Ausgangsbasis waren die konkreten Berechnungen im folgenden youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=R1oQFfstFlQ Ich habe es verallgemeinert und die effektive Permeabilität µ_eff eingeführt, mit der dann quasi die "alten" einfachen Formeln wieder gelten. Ich erhalte für kleine Luftspalte: µ_eff = µ_r /[1 + (Länge_Luft/Länge_Kern) * µ_r] Dies ist doch fast schon die obige Formel ;-) Wenn µ_r >> 1, dann kann man beide Formeln sogar ineinander überführen. Ich habe dann noch ein konkretes Beispiel damit gerechnet: Länge_Kern = 12 cm, Länge_Luftspalt = 0.5 mm, µ_r = 1000 Ich erhalte trotz des geringen Luftspalts eine effektive Permeabilität von nur noch 194, also weniger als 1/5 von µ_r! Jetzt habe ich mir gedacht, um die ganzen Probleme mit der Stabgeometrie zu umgehen, baue ich mir mit den Weicheisenstab einen geschlossenen Kern. Nur dann habe ich folgendes Problem: Den bekomme ich mit Sicherheit nicht spaltfrei. Und wie man gesehen hat, bewirken selbst geringste Luftspalte eine dramatische Reduzierung von µ_eff. Damit µ_eff = µ_r ist, müssen die Luftspalte defacto 0 sein. Und wenn sie es nicht sind und ich zum Beispiel ein µ_eff von 200 erhalte, kann ich dann erst recht nicht auf µ_r hochrechnen, da ich die Maße der Luftspalten nicht genau kenne. Also hilft mir der geschlossene Kern wohl auch nicht wirklich... Ich werde bald einen Schlussstrich unter die ganze Sache mit der relativen Permeabilität setzen, da es einfach zu kompliziert wird und mit meinen Mitteln auch viel zu ungenau. Eventuell schreibe ich noch eine Universität an und frage einen Fachmann auf dem Gebiet des Magnetismus. Oder hat von euch jemand noch eine Idee? Was mir gerade noch einfällt. Ich könnte für den Hallsensor den einen Luftspalt zum Einführen des Sensors ja mit zum Beispiel 3 mm ausführen. Dann kann ich wohl die restlichen Luftspalte an den Kontaktstellen des Weicheisens vernachlässigen. Aber bei 3 mm Luftspalt geht mir µ_eff schon in den Keller und der Faktor um auf µ_r zurück zu rechnen wird sehr groß und ungenau. Hätte nicht gedacht, dass der an sich einfache Einstein-de Haas-Versuch dermaßen ausartet...
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Diese Arbeit www.physik.tu-berlin.de/~dschm/publi/einstein_dehaas_effekt/einstein_deh aas_effekt_script.pdf kennst du? Da hat es ja auch nicht auf Anhieb geklappt.
chris_ schrieb: > Der Link geht scheinbar nicht ... Irgendwie hat die Foren-SW wohl einen Zeilenumbruch hineingezaubert, der in ein Leerzeichen verwandelt wird: ...einstein_deh aas_effekt... Es reicht das Leerzeichen zu entfernen. Original steht der Link unten auf der Wikipedia-Seite zum Einstein-de-Haas-Effekt: https://de.wikipedia.org/wiki/Einstein-de-Haas-Effekt#Weblinks P.S: Zu deinen Bildern: Wickle besser keine Luftspulen auf diese Art, sondern lege eine Lage Papier zwischen Kern und Wicklung und klebe das Papier zu einem Röllchen zusammen. Die Wicklung kannst du dann darauf mit etwas Kleber oder Nagellack fixieren. Danach kannst du die Wicklung auf dem Kern verschieben oder abnehmen. Auch bei Ferritkernen soll man nicht direkt auf den Kern wickeln, weil diese Materialien sehr hohe und mit hohen Verlusten behaftete Dielektrizitätszahlen haben. Beim Verschieben der Spule wirst du merken, dass die Induktivität sinkt, wenn du dich von der Mitte des Stabes entfernst. Bei Ferritantennen gleicht man so die Induktivität der Wicklung ab. Grund sind die Feldlinien, die, besonders bei Materialien mit niedrigem µ, schon vor dem Stabende seitlich aus dem Stab austreten.
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Christoph E. schrieb: > Ich erhalte trotz des geringen Luftspalts eine effektive Permeabilität > von nur noch 194, also weniger als 1/5 von µ_r! Bist du sicher dass du Eisen gemessen hast? Valvo verkaufte Antennenstäbe aus FXC 4B1, und dieses Material hatte tatsächlich nur ein µ_i von 250 +/- 20%. Das gleiche Material wurde auch für die "Schweinenasen" verwendet.
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@nachtmix: Die µ_r = 194 waren nur das Ergebnis einer Rechnung, nichts experimentelles... Ich habe jetzt einen Weicheisenring bestellt in der Hoffnung, bei diesem mit weniger Problemen die relative Permeabilität zu messen. Werde µ_r über das Integral des Induktionsspannungspulses ermitteln, denn für die Hallsonde ist logischerweise kein Spalt mehr vorhanden. Und über die Induktivität wird es wohl aufgrund der Wirbelströme auch keinen Sinn machen.
Du kannst die Permeabilität des Eisens bestimmen, indem du die Anziehungskraft des Elektromagneten mißt. Die Kraft kannst du mit einer Federwage bestimmen. Die Ampere Windungen kann man einfach messen, die Eisenkernform (Hufeisenform) kann man auch einfach messen. Dann noch den Anker mit Federwage. Du hast dann im magnetischen Kreis zwei Luftspalte, die du berücksichtigen must in der Berechnung. Wenn die Permeabilität des Eisens größer wird, wird auch die Kraft größer. Hier auf Seite 74 ist Formel für die Kraft eines Elektromagneten, die mußt du nach µEisen umstellen. Damit ist dein Problem gelöst. https://www.ph.tum.de/academics/org/labs/mw/MAG.pdf
Vielen Dank Günter! Wenn ich aus der Kraft die relative permeabilität ausrechnen will, kommt ja eben leider wieder die Länge des luftspalts ins Spiel wie du schon geschrieben hast. Wie soll ich die bitte genau bestimmen? Zudem kommt es dann bei der Messung auf jedes 1/10tel mm an. Ich habe auch keine Fräse, mit der ich schön plane Flächen erzeugen kann... Wenn ich die ganze Problematik mit dem luftspalt umgehen will, muss ich wohl oder übel auf einen geschlossenen Kern zurückgreifen...
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von Christoph E. schrieb: >Ich habe auch keine Fräse, mit der ich schön plane Flächen erzeugen >kann... Sandpapier auf plane Fläche kleben und dann die Flächen plan schleifen. >kommt ja eben leider wieder die Länge des luftspalts >ins Spiel wie du schon geschrieben hast. Wie soll ich die bitte genau >bestimmen? Es gibt Mikrometerschrauben, mit denen man zum Beispiel Drahtdurchmesser von Kupferlackdrähten messen kann. https://www.hbm-machines.com/de/p/hbm-analog-aussenmessgerate-modell-2?gclid=Cj0KCQiAraSPBhDuARIsAM3Js4onnimu18ZTlp_i_EFH-6jE4br8c7a0TbZSCxazNBZAz7sGwZDPdR4aAslCEALw_wcB Damit mißt man dann dünne stücke Plastik oder Papier, vielleicht so 0,2mm, und legt es dann zwischen Elektromagnet und Anker, daß ist dann der Luftspalt, und schaltet den Strom ein. Nun zieht man mit der Federwage den Anker weg und beobachtet was die Federwage anzeigt.
Im Video Minute 1:57, so habe ich mir den Versuchsaufbau vorgestellt. https://www.youtube.com/watch?v=o2YPaNhMQ2g
Der Weicheisenkern ist diese Woche eingetroffen und so konnte ich einige Messungen machen. Seine Abmessungen sind: d_innen = 30 mm d_außen = 35 mm Höhe = 22 mm mittlerer Radius = 16.25 mm Querschnittsfläche = 55 mm² Ich habe ihn mit n = 92 Windungen versehen. Damit komme ich theoretisch auf eine Induktivität der Luftspule L_Luft = 5.73 µH. Mit Weicheisenkern erhalte ich mit meinen Messgeräten stark unterschiedliche Werte und zwar: Multimeter mit Induktivitätsfunktion: L_Kern = 115 µH, was einer relativen Permeabilität µ_r = 20 entspricht Multifunktionsmesser: L_Kern = 10 µH ---> µ_r = ca. 2 Dann habe ich noch den Spannungsstoß bei 4 Sekundärwindungen mittels Oszi ermittelt und daraus die Flussdichte bzw. H und µ_r ermittelt: Dies ergab ein µ_r = 88. Wie man sieht, schwanken die Messwerte nicht nur stark, ich bin auch meilenweit von der "echten" Permeabilität im Bereich um die 1000-2000 entfernt. --------------------------------------------------------------------- Zum Test habe ich dann auch noch einen Ferritringkern (Modell FT 140-77) aus dem Material 77 bewickelt und zwar mit 76 Windungen. Seine Abmessungen sind: d_innen = 23 mm d_außen = 35.6 mm Höhe = 12.6 mm mitterer Radius = 14.65 mm Querschnittsfläche = 79.4 mm² Mit n = 76 komme ich für die Luftspule theoretisch auf eine Induktivität von L_Luft = 6.26 µH. Mit Kern messe ich folgende Induktivitäten: Mit Multimeter mit L-Funktion: L_Kern = 11.69 mH ---> µ_r = 1867 Mit kleinem Multifunktionstester: L_Kern = 50.82 mH ---> µ_r = 8117 Der erste Wert passt aber sehr gut. Denn die Permeabilität des 77-Materials ist mit 2000 angegeben. Zusätzlich besitzt der Kern einen AL-Wert von 2250 nH/n². Bei 76 Windungen komme ich also laut Datenblatt auf eine Induktivität von rund 13 mH. Dies deckt sich nicht schlecht mit den gemessenen 11.69 mH. Fazit: Bei geschlossenen Ferritringen kann man also (abhängig vom Messgerät) doch recht gut die relative Permeabilität experimentell bestimmen. Beim Weicheisenkern, auch wenn dieser geschlossen ist in Form eines Rings, geht dies scheinbar überhaupt nicht. Der höchste experimentelle Messwert liegt bei rund 90, also wie schon gesagt sehr weit vom "echten" Wert entfernt. Gegenüber dem Weicheisenstab brachte die geschlossene Form des Weicheisens keine nennenswerte Verbesserung experimenteller Ergebnisse für µ_r. Die Wirbelströme scheinen also die Messung der Induktivität massivst zu beeinflussen.
"Die Wirbelströme scheinen also die Messung der Induktivität massivst zu beeinflussen." Du hast etwas wiederentdeckt, was eigentlich schon lange bekannt war. Probiere mal ein Bündel Blumenbindedraht. Der Draht ist unlegiertes, kohlenstoffarmes Eisen, also fast so gut wie Reinsteisen (Elektrolyteisen). Die magnetischen Eigenschaften von "Elektroblechen" werden deshalb mit der "Jochmethode" gemessen. Könnte man heute modernisieren, z.B. mit Hallsensoren. Schau mal im "Kohlrausch - Praktische Physik" nach, wie es die PTB seinerzeit gemacht hat. Gibt es auf deren Homepage als Download.
von Christoph E. schrieb: >Gegenüber dem Weicheisenstab brachte die geschlossene Form des >Weicheisens keine nennenswerte Verbesserung experimenteller Ergebnisse >für µ_r. µr ist eine Materialeigenschaft, die kann sich nicht abhängig von der Form des Kerns ändern, egal ob Stab oder Ring. Etwa so wie der spezifische Widerstand bei Metallen, der ist auch nicht abhängig, ob der Draht lang oder kurz oder dünn oder dick ist. µr ändert sich wenn das ein anderes Material oder andere Legierung ist. >Die Wirbelströme scheinen also die Messung der Induktivität >massivst zu beeinflussen. So ist es, da ist eine Messung nur mit Gleichstrom sinnvoll.
@Günter: Mir ist schon klar, dass µ_r eine Materialeigenschaft ist, die dieses nicht durch Form oder Messmethode verliert oder verändert. Nur ist es eben messtechnisch z.B. bei Weicheisen offensichtlich nicht so leicht, dieses µ_r zu bestimmen. Gehe ich über die Induktivität spielt dann die Form oder die elektrische Leitfähigkeit des Materials eine große Rolle und ich messe nicht mehr direkt µ_r, sondern µ_eff und müsste auf µ_r erst kompliziert unter Berücksichtigung eben z.B. der Form und der Leitfähigkeit zurückrechnen. Ich hatte nur gehofft, dass ich nun mit dem geschlossenen Weicheneisenring näher an µ_r herankomme. Dies war mittels der Induktionsspannungsstoß-Methode ja auch der Fall. Für den Weicheisenstab ermittelte ich ein µ_eff = 34, nun beim Weicheisenring waren es schon µ_eff = 88. Aber alles eben noch extrem weit vom echten µ_r entfernt...
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Vielleicht versuchst Du mal folgendes: Du klemmst Deine Ringkernspule an einen Signalgenerator (Sinussignal) den Du fürs erste auf 50Hz einstellst. Dann misst Du Strom (1 Ohm Shunt) und Spannung. Beide müssen sinusförmig sein. Sind sie es nicht, verhält sich Deine Spule nichtlinear, dann hast Du eh verloren. Wenn beide sinusförmig sind kannst Du die Phasenverschiebung zwischen beiden bestimmen. Ist diese nicht 90 Grad hat Deine Spule einen resistiven Anteil. Aus dem Verhältnis zwischen Strom und Spannung und der Phasenverschiebung kannst Du den induktiven und resistiven Anteil Deiner Spule bestimmen (komplexe Wechselstromrechnung). Aus dem induktiven Anteil und der Spulengeometrie/Windungszahl kannst Du dann die Permeabilität bestimmen (induktiver Anteil). Dann kannst Du das ganze für verschiedene Frequenzen machen.
@ossi: Danke für den Tipp. Über den Wechselstromwiderstand zum Ziel zu gelangen, hatte ich mir schon überlegt. Aber damit bestimme ich abermals µ_r über die Induktivität der Spule und dieser Weg scheint ja nach mehrmaligen Versuchen eben nicht zum Ziel zu führen. Kann ich aber zur Absicherung noch nachholen... Ich werde wohl oder übel in meine Formel dann einfach den in Tabellen angegebenen Wert für µ_r angegebenen Wert einsetzen, ohne experimentelle Überprüfung. Ist aber auch nicht so schlimm, denn Einstein und de Haas haben bei ihrer Berechnung des Landefaktors auch die in Büchern angegebene Sättigungsmagnetisierung pro kg Eisen verwendet und eben auch nicht alles selbst gemessen. Heute habe ich auch noch die relative Permeabilität von Ferrit (Material 77) mittels des Induktionsspannungpulses ermittelt und ich komme auf ein µ_r von rund 900. Im Datenblatt sind wie gesagt 2000 angegeben.
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von Christoph E. schrieb: >und ich komme auf ein >µ_r von rund 900. Im Datenblatt sind wie gesagt 2000 angegeben. Vielleicht hast du ihn in die Sättigung getrieben. Diese Ferritkerne sind für Breitbandübertragung gedacht, also praktisch Trafobetrieb. Die brauchen nur sehr wenig Magnetische Spannung oder auch Durchflutung genannt, (Strom mal Windungszahl) um in die Sättigung zu kommen. Du kannst das testen, indem du eine Testwicklung aufbringst, und in Reihe mit einem Widerstand einen eistellbaren sinusförmigen Strom durchfließen läst und mit einem Oszillografen parallel zur Spule die Kurvenform beobachtest. Solange wie die Kurvenform sinusförmig ist, ist sie noch nicht in Sättigung. Bei einsätzender Sättigung wird die Kurvenform spitz, und bei totaler Sättigung sind dann nur noch schmale Impulse zu sehen.
Falls es hilft: Mir ist gerade eine alte Ferritantenne in die Hände gefallen, die ich auf die Schnelle mal an den Komponententester angeschlossen habe. Der Stab trägt auf einem verschiebbaren Spulenkörper eine segmentierte Kreuzwicklung aus HF-Litze, mit einem Durchmesser von 10mm und einer Länge von ebenfalls 10mm. Wenn sich die Wicklung in der Mitte des Stabes befindet, messe ich 0,36mH, befindet sie sich am Ende des Stabes, sinkt die Induktivität auf 0,17mH. Man kann annehmen, dass durch Verschieben ein Sollwert von ca. 0,25mH justiert wird, der ganz gut zu einem 500pF Drehko für die Mittelwelle passt. Wenn ich die Spule ganz vom Kern entferne, hat sie nur noch 0,03mH. Der ESR liegt stets bei 2,3..2,4 Ohm. Der Ferritstab selbst hat eine Länge von 140mm und einen Durchmesser von 7mm. Allerdings hat er zur Reduzierung der Verluste einen Querschnitt wie ein 6-blättriges Kleeblatt, so dass sein Querschnitt etwas geringer ist als die rechnerischen 0,385cm². Wäre er aus Vollmaterial, hätte er ein Volumen von 5,39 cm³ und sollte bei der typischen Dichte von 4,8 für FXC 3B1 u.ä. knapp 26g wiegen. Tatsächlich hat die Küchenwaage 26g angezeigt, was darauf hin deutet, dass das Material eine etwas höhere Dichte hat, z.B 4,9. Archimedes hätte das sicher genauer bestimmt, aber ein Querschnittsverlust durch die Fiederung in der Größenordnung von 5% erscheint plausibel. Die damaligen Ferrite für den Bereich bis etwa 2MHz hatten µ_i Werte von vllt 500 bis 2000. 1000 dürfte ein guter Schätzwert sein. Wie aus dem beigefügten Diagramm hervorgeht, hat µ_i bei dem hier vorhandenen Schlankheitsgrad von 20 aber nur noch einen geringen Einfluss auf die Effektive Permeabilität. Vielleicht hilft dir das Diagramm auch bei der Beurteilung deiner Eisenkerne.
@nachtmix: vielen Dank für deine tollen Informationen, sind sehr nützlich für mich. Was mich allerdings bei dem Diagramm für stabkerne wundert ist der Umstand, dass man für Längen zu Durchmesser Verhältnisse um die 100 bereits mit dem effektiven mü_eff schon so knapp am tatsächlichen mü_r liegt. Denn auch wenn der stab sehr lang und dünn ist, so hat man aber nach wie vor keinen geschlossenen magnetischen Kreis wie beim ferritring. Der luftspalt für einen solch langen dünnen stab ist ja de facto enorm und daher müsste mü_eff doch deutlich unter mü_r liegen meiner Meinung nach. Also ganz verstehe ich das Diagramm nicht,denn ich dachte eben, dass man bei der stabgeometrie nie auch nur in die Nähe des tatsächlichen mü_r kommt...
Günter Lenz schrieb: >> kommt ja eben leider wieder die Länge des luftspalts >> ins Spiel wie du schon geschrieben hast. Wie soll ich die bitte genau >> bestimmen? > > Es gibt Mikrometerschrauben, mit denen man zum Beispiel > Drahtdurchmesser von Kupferlackdrähten messen kann. Oder mit einer Fühlerlehre wie man sie zum Einstellen von Ventilen oder Kontakten einsetzt. Analog: dünne Bleche o ä. hineinschieben und dann ausmessen. Christoph E. schrieb: > aus meinem Weicheisenstab einen geschlossenen Ring forme. Aber erstens > habe ich dann mit Sicherheit auch kleinste Luftspalte ... Weiches Blech läßt sich doch gut verformen. Mit purer Krafteinwirkung (kalt 'schmieden') sollte das gehen. Tolle Experimente! Vor allem sehr anschaulich und mit einfachen Hilfsmitteln.
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