Forum: Platinen Neu entdeckt Platinenschutzspray von Ballistol


von Thomas (kosmos)


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bin die Tage durch den Baumarkt geschlendert und habe folgendes entdeckt

https://www.ballistol-shop.de/Seal-Filmspray-und-Isolierspray-200-ml_B-S_240.html

da hier öfter mal die Frage gestellt wurde wie man seine Platine 
konservieren kann, stelle ich mal einen Link zur Diskussion ein.

von Thomas F. (igel)


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Klingt eher wie Schlangenspray:
Hilft gegen und für Alles, es werden aber keine Inhaltsstoffe genannt, 
kein Technisches Datenblatt, Sicherheitsdatenblatt auch nur auf Anfrage.

Dann lieber was seriöses:
https://www.fuchs.com/de/de/marken/a-k/anticorit/

von KArl Fred M. (Gast)


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"Hilft gegen und für Alles, es werden aber keine Inhaltsstoffe genannt, 
"
Steht doch da
"Der PVC-Film lässt sich zudem jederzeit einfach wieder entfernen".

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Karl Fred M.

KArl Fred M. schrieb:

> Steht doch da
> "Der PVC-Film lässt sich zudem jederzeit einfach wieder entfernen".

Möglicherweise bedeutet "lässt sich zudem jederzeit einfach wieder 
entfernen" einfach "fällt von selber ab" ;O)

Ein Lack- oder sonstwas Überzug, der sich "leicht entfernen läßt" haftet 
entweder nur sehr lose oder kann durch einfache Lösungsmittel (wie z.B. 
Wasser) leicht abgewaschen werden.

Es gibt wohl Bedarf für beide Richtungen, aber beide Richtungen lassen 
sich nicht zusammen optimieren. ;O)

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic

von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Thomas O. schrieb:

> da hier öfter mal die Frage gestellt wurde wie man seine Platine
> konservieren kann, stelle ich mal einen Link zur Diskussion ein.

Das kann mit der "klassischen Ballistolrezeptur" nicht viel zu tun 
haben. Auf Kupfer, Messing oder Pronze führt die flott zu 
Grünspanbildung.

Das will eigentlich keiner auf seiner Platine haben.....

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

von Olaf (Gast)


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> bin die Tage durch den Baumarkt geschlendert und habe folgendes entdeckt

Im Baumarkt? Also jeder Dilettant sprueht jetzt seine Platinen einfach 
so ein?

Sollte da Bluetooth oder WLAN auf der Platine sein kann es sein das die
danach nicht mehr funktioniert. .-)

Olaf

von Gerd (Gast)


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Typisch Ballistol eben. Es gibt x Varianten aber vom Hersteller gibts 
keine Infos was die Unerschiede sind.

von MaWin (Gast)


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Thomas O. schrieb:
> stelle ich mal einen Link zur Diskussion ein.

Vollkommen ungeeignet

Leiterplattenschutzspray muss für Reparaturen durchlötbar sein.

Das will man bei PVC sicher nicht tun, die entstehende Salzsäure 
zerfrisst Platine und Lötspitze und Nasenlöcher.

Und abpulen kann man auf der huckeligen Lötseite sicher auch nichts .

von Jabba (Gast)


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Manche braten sogar schon mit Ballistol aus Mangel an Sonnenblumenöl.

von pnp (Gast)


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Spray Plastik70

von Ron T. (rontem)


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Thomas O. schrieb:
> bin die Tage durch den Baumarkt geschlendert und habe folgendes entdeckt

Danke. Klingt überzeugend und ist recht günstig.
Werds mal testen.

von pnp (Gast)


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von Thomas (kosmos)


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ich habs halt mal reingestellt, weil ichs gesehen habe. Preis war 4,95€ 
beim Hornbach, drum dachte ich könnte es interessant sein für jemanden 
der soetwas sucht.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Thomas F. schrieb:
> Klingt eher wie Schlangenspray:
> Hilft gegen und für Alles, es werden aber keine Inhaltsstoffe genannt,
> kein Technisches Datenblatt, Sicherheitsdatenblatt auch nur auf Anfrage.

https://www.ballistol-shop.de/klever/sdb/seal-filmspray.pdf

Das gibt aber nicht allzu viel her. Ethylacetat ist ein Lösungsmittel 
das PVC lösen kann. Also es könnte schon sein dass das Spray gelöstes 
PVC enthält. Bei Ballisto-Produkten ist es aber allgemein so, dass 95% 
der Wirkung aus fest an die versprochenen Wunder glauben besteht.

Allgemein verstehe ich die Fixierung auf Einsprühen von selbstgemachten 
Platinen nicht. Für irgend welchen Bastelkram, warum? Ja, das Kupfer 
oxidiert, und? Vor dem Löten mal schnell mit Stahlwolle oder einem 
Scheuerschwamm drüber hat schon vor 50 Jahren problemlos funktioniert.

Aber da wird dann tonnenweise das ekelhaft klebrige SK 10 aufgesprüht. 
Weil ansonsten angeblich gar nichts geht. Nach dem Löten sinnlos mit 
Plastik 70 oder Urethan 71 drüber. Am besten noch in drei Schichten. Der 
NE555 Blinker soll ja ewig halten. Besonders sinnlos zum Abschluss eine 
Runde Isolierpampe 72, weil könnte ja irgendwie helfen.

von Olaf (Gast)


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> Allgemein verstehe ich die Fixierung auf Einsprühen von selbstgemachten
> Platinen nicht. Für irgend welchen Bastelkram, warum?

Es macht einen gewissen Sinn bei allem wo man mit Feuchtigkeitsproblemen 
rechnen muss. Ich hab z.B schonmal zwei Steuergeraete in einem Alfa166 
trockengelegt weil der Heizungskuehler im Armaturenbrett ein kleines(!) 
Loch hatte und dort unbemerkt fuer Monate eine lokale Sauna erzeugt hat. 
(Alfa Romeo und ich, wir hatte unterschiedliche Ansichen bezueglich des 
Wert eines Steuergeraetes.

Aehnliches bei meinem aktuellen BMW wo mir Wasser in die Endstufen fuer 
das Radio gelaufen ist.

Optimales ist bei sowas natuerlich ein kompletter Verguss. Aber wer 
nicht gerade von Wacker mit Silgel bemustert wird hat halt ein paar 
Beschaffungsprobleme.

Wer also selbst etwas fuers Fahrrad oder Motorrad bastelt der sollte das 
durchaus mal erwaegen.

Lustige Anekdote: Ich hab eine Platine mit 6LED+Schaltregler als 
Beleuchtung unter meinem BS2000(Bohrstaender) geschraubt. Da hab ich die 
Platine auch reichlich mit Plastik70 eingebaut damit beim fraesen nicht 
mal ein Span oder etwas Isoprop dagegen spritzt. Interessanterweise 
haben von den 6LED dann drei Stueck das Plastik70 nicht ueberlebt. Die 
musste ich nochmal austauschen.



> Aber da wird dann tonnenweise das ekelhaft klebrige SK 10 aufgesprüht.

Das hab ich allerdings auch noch nie verstanden. Das Zeug ist total 
ueberfluessig.

Olaf

von Thomas (kosmos)


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ich habe bisher auch noch keine Platinen eingesprüht, dachte mir einfach 
ich verlinke es mal, da die Frage hier ja öfters auftaucht und für 4,95€ 
ist nicht viel kaputt.

Im Außeneinsatz kann ich mir soetwas schon vorstellen,da frühs, wenn die 
Platine kalt ist und die Temperaturen nach den ersten Sonnenstrahlen 
schnell steigen kann da schon die Feuchtigkeit auf einer Platine 
beschlagen.

von Ron T. (rontem)


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Hannes J. schrieb:
> Bei Ballisto-Produkten ist es aber allgemein so, dass 95% der Wirkung
> aus fest an die versprochenen Wunder glauben besteht.

Heutzutage wird auch das Offensichtlichste (hier: Schutz gegen 
Korrosion) infrage gestellt. Manch einer scheint nie aus dem Haus zu 
kommen und die Auswirkung von Witterungseinfluß auf Materialien gesehen 
zu haben.

: Bearbeitet durch User
von Bernd W. (berndwiebus) Benutzerseite


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Hallo Ron.

Ron T. schrieb:

> Hannes J. schrieb:
>> Bei Ballisto-Produkten ist es aber allgemein so, dass 95% der Wirkung
>> aus fest an die versprochenen Wunder glauben besteht.

> Heutzutage wird auch das Offensichtlichste (hier: Schutz gegen
> Korrosion) infrage gestellt. Manch einer scheint nie aus dem Haus zu
> kommen und die Auswirkung von Witterungseinfluß auf Materialien gesehen
> zu haben.

Dass sie nie aus dem Haus kommen und wenig von Witterungseinflüssen 
mitbekommen, den Verdacht habe ich bei einigen Leute hier auch, obwohl 
einigen vermutlich mal die Sonne zu lange auf den Kopf geschienen hat. 
;O)

Klassisches Ballistol hat seinen guten Ruf aber von der Pflege von 
Infanteriewaffen in den Schützengräben des ersten Weltkrieges. Ein aus 
Eisen, Holz und Leder gebautes Mauser M98 und ähnliche Ausrüstung ist 
damit vermutlich gut zu pflegen. Und es ist eine Pflege, die regelmäßig 
erfolgt oder erfolgen sollte, und sie soll die Funktion über einen 
begrenzten Zeitraum von wenigen Tagen sichern. Wenn Du das Teil in eine 
Vitrine legst, um das Teil über hunderte von Jahren zu konservieren, 
ohne das eine schnelle Benutzung ohne Vorbereitung beabsichtigt ist, 
könnte die Bilanz schon wieder anders aussehen.

Die Rezeptur von klassischem Ballistol ist aber weder für Kupfer oder 
kupferhaltige Legierungen geeignet, und die Leitfähigkeit dürfte für 
sehr hochomige Schaltungen schon Grenzwertig sein, und durch Alterung 
noch viel schlechter werden.

Ich habe früher gerne mal Platinen mit hochreiner Vaseline und Weissöl 
(letzteres ist auch Bestandteil der klassischen Ballistolrezeptur) 
behandelt. Für ein paar Monate ist das, je nach Schaltung, ok. Aber dann 
musst Du das Zeug loswerden. Die Alterungsprodukte darin sind übrigens 
autokatalytisch. Je mehr davon vorhanden sind, um so schneller altert 
es.

Zur Schmierung von Schalter- und anderer Feinmechanik ok, aber nicht 
dauerhaft für elektronische Bauteile und Leiterplatten.

D.h. das obig beschriebene Ballistol für Platinen muss eine andere 
Rezeptur haben.

Bei der Beschichtung von Platinen ist zu überlegen, was das Zeug 
bewirken soll. Schutz vor Feuchtigkeit und Staub kann schon bei extrem 
hochomigen Eingangsschaltungen für Operationsverstärke unter normalen 
Industriebedingungen sinnvoll sein.
Die Bedämpfung von Vibrationen (nicht nur "Losrütteln" man denke z.B. 
auch an die "Mikrophonie" von Kondensatoren und piezoelektrischen 
Schwingern) bzw. das Festkleben von schwereren Bauteilen ist wieder eine 
andere Nummer.
Im ersteren Fall sollte die Beschichtung porenfrei die Bauteile 
umhüllen, in zweiteren Falle ist das nicht so extrem wichtig.

Und dann sollte oft gerade sehr teure Elektronik reparierbar sein. D.h. 
ein solcher Überzug muss entweder durchlötbar sein, oder aber relativ 
leicht zu entfernen sein.

Temperaturbeständigkeit und Spannungsbeständigkeit/dielektrisches 
Verhalten (Bedämpfung!) ist ein weiteres Kriterium.

Diese Anforderungen sprechen eigentlich dagegen, das PVC dafür eine gut 
geeignete Substanz ist. Eine selbst angerührte Mischung aus Kolophonium 
und Alkohol könnte es aber je nach Anforderung durchaus sein. Wem das 
Zusammenmixen zu aufwendig ist, und wer eine eine Sprühflasche 
bevorzugt, nimmt halt Sk10. Das ist auch sehr gut durchlötbar. 
Allerdings wird es, wie von dem spröden Kolophonium zu erwarten, bei 
Kälte schnell rissig. Mann könnte Wachse/Fette dazumischen, damit es 
weicher bleibt, aber dann ist es auch klebrig.

Unter dem Stichwort "conformal coating" bieten zig Hersteller Silikon 
oder Zweikomponenten PUR Beschichtungsmassen an. Diese Massen sind meist 
relativ dünnflüssig, und verteilen sich darum gut blasenfrei zwischen 
und unter Bauteilen*). Zur Reparatur: Silicon lässt sich nicht 
durchlöten, aber mit einem mit einem Skalpell gut anschneiden und mit 
einer Pinzette um die Lötstelle herum leicht abzupfen. PUR ist meist 
mechanisch wesentlich fester und schlechter zu entfernen und die 
Durchlötfähigkeit so naja.

Um Bauelemente gegen Vibrationen zu bedämpfen oder um schwerere 
Bauelemente festzukleben kann man gewöhnliches Baumarktsilicon nehmen 
(darauf achten, dass es NICHT essigvernetztend ist), und trägt es mit 
einem Spatel an den entsprechenden Stellen auf. Das ganze ist offen und 
umhüllt die Bauteile nicht komplett, ist also kein Feuchtigkeitsschutz.

*) Thema Kühlung: Diese Umhüllungen behindern den Luftstrom aus z.B. 
einem Lüfter oder durch Konvektion, aber auf der anderen Seite in engen, 
nicht beblasenen Spalten ist auch keine Konvektion möglich. Hier ist 
dann die Wärmeleitung in einer blasenfreien(!) Umhüllung deutlich besser 
als in Luft und trägt zur Wärmespreizung bei. Durch die größere 
Wärmekapazität des Coatings folgen die umhüllten Bauteile auch langsamer 
Umgebungstemperaturänderungen. Ob das z.B. eine Regelung erleichtert 
oder erschwert hängt am Einzelfall. Eigentlich ist Temperaturmanagement 
ein komplett anderes Kapitel.

Mit freundlichem Gruß: Bernd Wiebus alias dl1eic
http://www.l02.de

: Bearbeitet durch User
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