Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie verbessert man den Schutz von SSR Relais praktisch bei induktiven Lasten?


von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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In folgendem Faden habe ich meine Kenntnisse bezüglich SSR (Solid State 
Relais etwas aufgefrischt:
Beitrag "Welche Eigenschaften haben Solid State Relais, SSR ?"

Jetzt frage ich mich wie man praktisch einfach und ausreichend ein SSR 
bei induktiven Lasten gegen die Widrigkeiten von auftretenden 
Induktionsspannungen schützt.

Generell kann man das wohl etwa wie folgt machen:
- RC Glieder, reduzieren eine mögliche Schaltfrequenz, sind evtl. durch 
Luftfeuchtigkeit und Luftdruck etwas beeinflußbar
- Einsatz von Varistor: ist träge und altert wohl durchaus merklich
- Einsatz von Z-Dioden, die kosten Geld und gehen wohl schneller mal bei 
kurzen Überspannungen kaputt als Schottky Dioden

- Und dann gibt es noch Schottky Dioden, die klein sind, kaum altern und 
recht günstig sind.

Doch wo setzt man sie ein und wie dimensioniert man diese?

Meine Idee ist hierbei folgende:
- Prinzipschaltung: https://i.ibb.co/ns0cqMz/SSR-pic.png
- Ich schalte eine Schottky Diode antiparalel zum SSR Ausgang. Zumindest 
manche Hersteller machen das auch intern in den SSR so.
- Dann schalte ich eine Schottky Diode in der passenden Richtung 
parallel zur induktiven Last um die Energie von der Induktion beim 
Abschalten auf zu nehmen. Was mich wundert ist, das ich noch nie in 
einer Schaltung gesehen habe das man eine Diode in Reihe zwischen SSR 
und induktiver Last schaltet. Das würde nach meinem Verständnis das SSR 
doch genauso gegen eine Induktionsspannung beim Abschalten schützen?

Ok. Nun ist die Frage wie man die Schottky Dioden dimensionieren müsste.
- Nehmen wir folgende Eigenschaften an:
- Geschaltete Spannung: 120V + 10% Sicherheitsaufschlag = 132V
- Strom durch die induktive Last im eingeschwungenen Zustand: <=1A
- Spannungsfestigkeit des SSR: >=250V

Vermutlich würde die von der Induktivität erzeugte 
Abschaltspannungsspitze von der abgeschalteten Spannung, der Größe der 
Induktivität und der Flankensteilheit ab hängen. All das sind Werte die 
ich in diesem fiktiven Beispiel nicht kenne.

Wären folgende Werte für die Schottky Diode möglicher Weise nicht ganz 
unrealistisch?
- dreifache Sannungsfestigkeit in Bezug auf die Betriebspannung 3 x 132V 
= >=400V
- doppelte Dauerstromfestigkeit in Bezug auf max. Stromfestigkeit des 
SSR 2 x 1A =2A

Klingt das halbwegs realistisch oder was könnte man da als Daumenregel 
ansetzen?

Jetzt bitte keine Diskussion das man wissen sollte was man tut wenn man 
mit mehr als z.B. 48V oder 60V hantiert. Ja man sollte da die passenden 
Sicherheitsregeln kennen und beachten.

: Verschoben durch Moderator
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alfonso N. schrieb:
> Ich schalte eine Schottky Diode antiparalel zum SSR Ausgang. Zumindest
> manche Hersteller machen das auch intern in den SSR so.
Zeig mal einen Schaltplan. Und Sieh dir nochmal genau an, was eine 
Schottky-Diode ist. Ich glaube, du verwechselst da was. Vermutlich mit 
TVS-Dioden aka Suppressordioden.


Aber nur so als Tipp: mach einen Snubber über die Schaltkontakte des SSR 
und gut ist.

: Bearbeitet durch Moderator
von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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Lothar M. schrieb:
> Zeig mal einen Schaltplan.
So sehen die drei Anschaltmöglichkeiten für Schutzdioden aus die mir 
vorschweben.

Lothar M. schrieb:
> Aber nur so als Tipp: mach einen Snubber über die Schaltkontakte des SSR
und gut ist.
Ich nehme mal an das es sich hierbei um eine Diode handelt. Geht da eine 
10A 1kV Wald und Wiesen Si Gleichrichter Diode ? Oder benötige ich da 
eine besonders schnelle Shottky Diode oder was auch immer Diode?

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Alfonso N. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Zeig mal einen Schaltplan.
> So sehen die drei Anschaltmöglichkeiten für Schutzdioden aus die mir
> vorschweben.

Braucht man eine Kristallkugel?


> Lothar M. schrieb:
>> Aber nur so als Tipp: mach einen Snubber über die Schaltkontakte des SSR
>> und gut ist.
> Ich nehme mal an das es sich hierbei um eine Diode handelt.

Nein.

von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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H. H. schrieb:
> Braucht man eine Kristallkugel?
Neuer Versuch:
https://i.ibb.co/ns0cqMz/SSR-pic.png

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Alfonso N. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Braucht man eine Kristallkugel?
> Neuer Versuch:
> https://i.ibb.co/ns0cqMz/SSR-pic.png

Aha, es geht also um 120VDC.

Und was soll da geschaltet werden? Und wie schnell muss das gehen?

von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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H. H. schrieb:
> Und was soll da geschaltet werden? Und wie schnell muss das gehen?
In dem Beispiel soll eine induktive Last, wie z.B. eine Drossel mit z.B. 
100 Hz oder 1 kHz geschaltet werden.

Es ist ein fiktives Beispiel. Mich interessiert wie man das in etwa 
macht und ob es für die Dimensionierung Faustformeln gibt. Wenn man für 
die Betrachtung einen Wert für die Induktivität benötigt, nehmen wir 
eine von 10uH an.

von H. H. (Gast)


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Alfonso N. schrieb:
> Faustformeln

Man kann das richtig berechnen, aber nur mit sinnvollen Angaben.


> nehmen wir
> eine von 10uH an.

Und die weiteren Daten?

von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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H. H. schrieb:
> Und die weiteren Daten?

Welche Daten werden für noch für eine Abschätzung des fiktiven Beispiels 
benötigt ?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alfonso N. schrieb:
> Neuer Versuch
Ich hab dein Bild mal hier angehängt. Dort drin sind 2 Dioden völlig 
unnötig. Die Freilaufdiode reicht.

Gut, also weiter zur Frage...

Alfonso N. schrieb:
> Geschaltete Spannung: 120V + 10% Sicherheitsaufschlag = 132V
> Strom durch die induktive Last im eingeschwungenen Zustand: <=1A

Alfonso N. schrieb:
> Wenn man für die Betrachtung einen Wert für die Induktivität benötigt,
> nehmen wir eine von 10uH an.

H. H. schrieb:
> Und was soll da geschaltet werden? Und wie schnell muss das gehen?
Es muss so schnell Ein- und Ausgeschaltet werden, dass der Strom an 
dieser 10µH Induktivität nicht über 1A steigt. Weil zur Induktivität 
nicht mehr bekannt ist, gehe ich einfach mal von einer üblichen Spule 
aus, die da dann im 100mOhm Bereich herumkrebst und die daran bei 1A 
abfallenden 100mV getrost im Weiteren ausser Betracht gelassen weren 
können (da werden dann aus den 120V eben 119,9V und den dadurch 
resultierenden Fehler von weniger als 1 Promille ignoriere ich aus 
Erfahrung).

Also darf nach der simplen Rechnung der Schalter (***) in diesem 
fiktiven Beispiel höchstens für 83ns eingeschaltet sein (durch den 
angenommenen Sicherheitsaufschlag sogar noch 10% kürzer und damit nur 
76ns), damit der Strom ausgehend von 0A nicht über 1A steigt.
1
Herleitung:
2
U  = L * di/dt -->
3
dt = L * di/U = 10µH * 1A/120V = 83ns
4
dt = L * di/U = 10µH * 1A/132V = 76ns
Siehe dort: https://www.elektroniktutor.de/analogtechnik/l_gleich.html

Diese Zeit ist dank der gewählten elektrischen Werte so absord kurz, 
dass eine weitere Betrachtung sinnlos ist.

Zudem ist die Energie, die bei 1A in dieser kleinen 10µH Spule steckt, 
so gering, dass sie keinen ernsthaften Halbleiterschelter beeindrucken 
kann.

Also mein Tipp: nimm einfach mal ein Simluationsprogramm und speile 
selber mit Schaltern und Bauteilwerten. Dann bekommst du schneller ein 
Gefühl, als hier mit Bauteilwerten herumzubasteln, die viele 
Zehnerpotenzen neben der Realität liegen.

(***) mir widerstrebt es zutiefst, hier SSR zu sagen, denn SSR sind 
vorrangig langsam schaltende Bauelemente in irgendwelchen 
Netzspannungsanwendungen

: Bearbeitet durch Moderator
von Harald W. (wilhelms)


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Lothar M. schrieb:

> (***) mir widerstrebt es zutiefst, hier SSR zu sagen, denn SSR sind
> vorrangig langsam schaltende Bauelemente in irgendwelchen
> Netzspannungsanwendungen

...und mit Triacs als Schalter bestückt.
Hier gibts ne ganz gute Beschreibung des "SSR" den der TE wohl meint:
https://www.renesas.com/us/en/products/interface-connectivity/optoelectronics/solid-state-relay-optical-coupled-mosfet-structure-and-features
Dort wird das Wort "SSR" zumindest in ausgeschriebener Form benutzt.

von Alfonso N. (Firma: Firma) (alfonso_37)


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Lothar M. schrieb:
> Also mein Tipp: nimm einfach mal ein Simluationsprogramm und speile
> selber mit Schaltern und Bauteilwerten. Dann bekommst du schneller ein
> Gefühl, als hier mit Bauteilwerten herumzubasteln, die viele
> Zehnerpotenzen neben der Realität liegen.

Kennt wer ein Webseite mit einem online Web Simulationsprogramm mit man 
die Spanungs und Strom Verläufe eine geschalteten Spule wie einer 
Relaisspule simulieren kann (bei bekannter Versorgungsspannung, ohmschen 
Widerstand der Spule und Induktivität)?

Was ich gefunden habe sind Rechner zur Berechnung einer Induktivität, 
eines frequenzabhängigen Widerstandes und ähnlich.

von oszi40 (Gast)


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NUR eine Diode über die Induktivität verhindert zwar die böse 
Abschaltspannung, verzögert leider auch den Abbau des Magnetfelds. 
Geschaltete Induktivitäten siehe auch da:
https://www.mikrocontroller.net/articles/Relais_mit_Logik_ansteuern

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