Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Amplitudengangkorrektur RC-Tiefpass


von Mathias W. (lotstation)


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Ein Sinusgenerator liefert ein Nutzsignal konstanter Amplitude (z.B. 
+-5V) von 3Hz - 120Hz; zusätzlich eine der Frequenz proportionale 
DC-Spannung 0-10V.
Dieses Nutzsignal gebe ich auf einen simplen RC-Tiefpass (Eckfrequenz 
0,3Hz). Bekanntlich dämpft er das Signal mit -20dB/Dekade und dreht die 
Phasen 90°.
Soweit sogut, jedoch brauche ich das phasengedrehte Signal in der 
ursprünglichen Amplitude.

Ueberlegt habe ich eine analoge Rechenfunktion, die aus der DC-Spannung 
eine entsprechende variable Verstärkung des gedämpften Nutzsignals 
erzeugt. Allein der Teufel liegt im Detail: die variable Verstärkung 
müsste m.E. aus einem Kurvenbildner gewonnen werden, der etliche 
Stützstellen benötigt.
Dann dachte ich an einen Regler, der die Verstärkung auf den Sollwert 
(d.h. das ursprüngliche Nutzsignal) einregelt - habe dazu jedoch nichts 
passendes gefunden.

Gibt es eine einfache, analoge Lösung? Die Phasendrehung muss erhalten 
bleiben.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Allpass

von Wolfgang (Gast)


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Mathias W. schrieb:
> Gibt es eine einfache, analoge Lösung?

Für den von dir genannten Frequenzbereich  wäre es möglicherweise 
zeitgemäßer, an dieser Stelle Zugeständnisse zu machen 😉.
Wie genau soll es denn werden?

von Onkel Hotte (Gast)


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Mathias W. schrieb:
> Soweit sogut, jedoch brauche ich das phasengedrehte Signal in der
> ursprünglichen Amplitude.

TP-gefiltert oder ungefiltert?

von Lutz V. (lvw)


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Mathias W. schrieb:
> Bekanntlich dämpft er das Signal mit -20dB/Dekade und dreht die
> Phasen 90°.
> Soweit sogut, jedoch brauche ich das phasengedrehte Signal in der
> ursprünglichen Amplitude.
>
Für mich ist die Aufgabenstellung aber noch nicht klar.
1) 90 Grad Phasenverschiebung gibt es nur für Frequenzen weit oberhalb 
der Grenzfrequenz (theoretisch erst für unendlich hohe Frequenzen)
2) Was heißt deshalb "das phasengedrehte Signal"?
3) Soll der Tiefpass also gar nicht filtern. denn das "phasengedrehte 
Signal" ist ja der Frequenzbereich, der gerade bedämpft wird!

von Cartman (Gast)


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Ein Multiphasenallpass kann das fuer einen gewissen Bereich.
Z.B. 300 Hz bis 3400 Hz.
Allerdings auch da nur ungenau.
Fuer messtechnische Zwecke zu ungenau.
Fuer die Erzeugung eines Einseitenbandsignals reicht es wohl.

von Robert M. (r0bm)


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Mathias W. schrieb:
> Gibt es eine einfache, analoge Lösung? Die Phasendrehung muss erhalten
> bleiben.

Quadratur-Allpassnetzwerk 8. Ordnung. Für den Frequenzbereich von 
3...120Hz läge der Phasenfehler bei etwa +/-0,1°. Die Eingangsamplitude 
bleibt erhalten. Das Netzwerk lässt sich mit "Quadnet" von Tonne 
Software synthetisieren.

von Mathias W. (lotstation)


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Danke für die Antworten, liebe Gemeinde!
Ich will die Aufgabe verständlicher machen:
Bild 1 zeigt ein Nutzsignal Ue=ue sin(omega t), gewünscht ist ein 
Ausgangssignal Ua'=ua' sin(omega t + phi) mit ua'=ue=1V und phi=Pi/2 
=const, f=3Hz...120Hz d.h. das Ausgangssignal Ua' soll gleiche 
Amplitude, Frequenz haben aber in der Phase ca 90° verschoben sein, die 
Frequenz sei im genannten Bereich variabel.
Mein Ansatz ist ein RC-Tiefpass, bei einer Eckfrequenz 0,3Hz erreiche 
ich bereits bei 3Hz ein phi von 85° (was mir genügt), jedoch ist die 
Amplitude bei f=120Hz -32dB gedämpft. Mit einer frequenzabhängigen 
Korrektur soll die Dämpfung wieder auf 0dB gebracht werden.
Bild 2 zeigt die Idee: Der Oszillator der Nutzfrequenz liefert ein der 
Frequenz proportionales DC-Signal Usweep, aus dem im doppelt 
logarithmischen Masstab Uk=a omega - eine lineare Kennlinie erzeugt wird 
(a ist ein freier Koeffizient). Uk ist die logarithmische, von omega 
abhängige Korrektur für das Nutzsignal. Dieses wird hinter dem RC-TP 
logarithmiert und zu Uk addiert, anschliessend mit der Potenz 10hoch x 
wieder auf das gewünschte Ausgangssignal Ua' transformiert.
Auf dem Papier erkenne ich keinen Widerspruch, wer hat Erfahrung, welche 
OV eignen sich? Oder welche einfachere Lösung gibt es?
Mathias

von Lutz V. (lvw)


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Mathias W. schrieb:
> Danke für die Antworten, liebe Gemeinde!
> Ich will die Aufgabe verständlicher machen:
> Bild 1 zeigt ein Nutzsignal Ue=ue sin(omega t), gewünscht ist ein
> Ausgangssignal Ua'=ua' sin(omega t + phi) mit ua'=ue=1V und phi=Pi/2
> =const, f=3Hz...120Hz d.h. das Ausgangssignal Ua' soll gleiche
> Amplitude, Frequenz haben aber in der Phase ca 90° verschoben sein, die
> Frequenz sei im genannten Bereich variabel.
>

Hast Du schon mal an PLL gedacht?

von Mathias W. (lotstation)


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@Lutz V.
habe ich, aber was darüber zu lesen war (Tietze Schenk) habe ich nicht 
verstanden - leider!

von Dieter W. (dds5)


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Lutz V. schrieb:
> Hast Du schon mal an PLL gedacht?

Bei den niedrigen Frequenzen kaum praktikabel.

von Grummler (Gast)


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Mathias W. schrieb:

> Ich will die Aufgabe verständlicher machen:

Die Aufgabe ist überwiegend verstanden worden.


> Bild 1 zeigt ein Nutzsignal Ue=ue sin(omega t), gewünscht
> ist ein Ausgangssignal Ua'=ua' sin(omega t + phi) mit
> ua'=ue=1V und phi=Pi/2 =const, f=3Hz...120Hz d.h. das
> Ausgangssignal Ua' soll gleiche Amplitude, Frequenz haben
> aber in der Phase ca 90° verschoben sein, die Frequenz
> sei im genannten Bereich variabel.

Die kanonische Lösung für diese Aufgabe ist ein ALLPASS .
Sie wurde bereits mehrfach genannt.


> Mein Ansatz ist ein RC-Tiefpass,

Warum?

von Peter D. (peda)


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Mathias W. schrieb:
> das Ausgangssignal Ua' soll gleiche
> Amplitude, Frequenz haben aber in der Phase ca 90° verschoben sein, die
> Frequenz sei im genannten Bereich variabel.

Die spannende Frage ist aber, wohin geht diese Ua'. Wofür wird sie 
benötigt?

Es gibt Voltage-Controlled Amplifier, z.B. VCA810. Der Einstellbereich 
ist +/-40dB.

https://www.ti.com/product/VCA810

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Das Problem ist dem hier beschriebenen verdaechtig aehnlich:
Beitrag "frequenzunabhängige Phasenverschiebung mit Hoch und Tiefpass?"

Und so ist's auch die Loesung: Hilbert-Transformator.
Da der aber eben seeeehr schlecht bis garnicht "in echt und analog" 
aufzubauen ist, waer's in deinem Fall wahrscheinlich viel simpler, auch 
den schon vorhandenen Sinusgenerator rauszuschmeissen. Und stattdessen 
direkt einen Generator einzusetzen, der schon gleich beide Spannungen 
erzeugt.
Jenachdem, wie absurd deine Ansprueche auf den (co)sinus und der 
Feinheit deren Frequenzeinstellung sind, koennte da durchaus schon sowas 
popeliges wie ein attiny13a und ein bisschen Huehnerfutter aussenrum als 
Generator reichen.
Klar - irgendwie wird man auch irgendwas fieses mittels RC-Tiefpaessen, 
VCA usw. aufbauen koennen, aber das wird sehr umfangreich und ich fress' 
nen Besen, wenn das mit der Amplitudenregelung bei Frequenzaenderungen 
nicht zu ordentlich Problemen fuehrt.

Gruss
WK

von Peter D. (peda)


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Dergute W. schrieb:
> Jenachdem, wie absurd deine Ansprueche auf den (co)sinus und der
> Feinheit deren Frequenzeinstellung sind, koennte da durchaus schon sowas
> popeliges wie ein attiny13a und ein bisschen Huehnerfutter aussenrum als
> Generator reichen.

So würde ich das auch machen. Ich würde aber den ATtiny24 nehmen, der 
hat 2*16Bit PWM, damit programmiert es sich leichter. 64 Stützstellen 
sollten reichen, 512 wären aber auch kein Problem für max 120Hz.

von Gerti (Gast)


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Mathias W. schrieb:
> Soweit sogut, jedoch ...

Was ich mich schon länger frage: Was bedeutet eigentlich diese Floskel 
"so weit so gut"?

Eine Selbstbestätigung, dass das vorher Gesagte zutreffend ist? In 
deinem Fall ist das nämlich mitnichten der Fall ...

von Grummler (Gast)


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Dergute W. schrieb:

> Da der aber eben seeeehr schlecht bis garnicht "in
> echt und analog" aufzubauen ist,

Einkanalige Allpässe kann man problemlos mit OPV aufbauen.
Vierkanalig kommt z.B. das Gingell-Netzwerk in Frage.


> waer's in deinem Fall wahrscheinlich viel simpler, auch
> den schon vorhandenen Sinusgenerator rauszuschmeissen.
> Und stattdessen direkt einen Generator einzusetzen, der
> schon gleich beide Spannungen erzeugt.

Das geht natürlich auch.
Wenn Rechteck ausreicht, tut es ein Taktgenerator und
zwei D-Flipflops.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Mathias W. schrieb:
> aber was darüber zu lesen war (Tietze Schenk) habe ich nicht
> verstanden

Ich fand das Buch nie so toll und schon gar nicht praxisnah..


mfg

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