Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Differenztastkopf 200Mhz


von Daniel S. (daniel_s)


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Hallo zusammen,

ich überlege mir einen Differenztastkopf zu kaufen. Bandbreite 200Mhz. 
Common Mode voltage +-75V. z.B. RT-ZHD07 oder ähnlich.

Damit würde ich gerne Halbbrücken vermessen. z.B. high side Gate Signale 
oder Brückenspannungen.

Nun sind da ja am Eingang einfach 2 Bananenbuchsen für Laborleitungen. 
Ich habe da aber Befürchtungen, dass ich mir auf diesen ungeschirmten 
Leitungen jede Menge Störungen von Schaltreglern usw einfangen könnte. 
Diese HF Differenztastköpfe sind ja viel kompakter. Dort ist aber der 
common Mode voltage range nur ein paar Volt.

Hat jemand Erfahrungen mit dieser Art von Differenztastköpfen? Kann man 
in EMV vorbelasteter Umgebung (PWM Schaltbetrieb, Schaltregler) usw. 
überhaupt noch sinnvoll damit messen? Reicht eine verdrillte Leitung bis 
zum Messpunkt aus um die Störungen zu unterdrücken?

Was wäre die Alternative?

Danke,
Daniel

von Thomas W. (goaty)


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Das Neueste ist wohl sowas:
https://www.micsig.com/SigOFIT/

von Falk B. (falk)


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Daniel S. schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> ich überlege mir einen Differenztastkopf zu kaufen. Bandbreite 200Mhz.
> Common Mode voltage +-75V. z.B. RT-ZHD07 oder ähnlich.
>
> Damit würde ich gerne Halbbrücken vermessen. z.B. high side Gate Signale
> oder Brückenspannungen.

Eine schöne Illusion. Normale Differenztastköpfe, auch mit mordsmäßiger 
Bandbreite haben zu wenig Gleichtaktunterdrückung, damit man das 
sinnvoll messen kann.

> Nun sind da ja am Eingang einfach 2 Bananenbuchsen für Laborleitungen.
> Ich habe da aber Befürchtungen, dass ich mir auf diesen ungeschirmten
> Leitungen jede Menge Störungen von Schaltreglern usw einfangen könnte.

Das allein ist nicht das Problem.

> Diese HF Differenztastköpfe sind ja viel kompakter. Dort ist aber der
> common Mode voltage range nur ein paar Volt.

BINGO!

> Hat jemand Erfahrungen mit dieser Art von Differenztastköpfen? Kann man
> in EMV vorbelasteter Umgebung (PWM Schaltbetrieb, Schaltregler) usw.
> überhaupt noch sinnvoll damit messen?

Kaum.

> Was wäre die Alternative?

https://www.youtube.com/watch?v=qgZgSDqmVMg

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Daniel S. schrieb:
> Erfahrungen mit dieser Art von Differenztastköpfen

Ja, mit dem hier:
https://www.batronix.com/versand/messtechnik/tastkoepfe/Micsig-DP750-100.html

Erwarte keine Wunder und erwarte nicht das die 100Mhz Bandbreite auch 
nur den ernsthaften Vergleich mit einem billo 10/1 TK aushält.
Die Autokalibrierung ist relativ gut, auch wenn man in 500/1 dann eine 
permante Abweichung von 50-100mV hat.

Ich messe damit ebenfalls an Schaltnetzteilbrücken und das macht der TK 
akzeptabel gut, für den recht bescheidenen Preis.

Lieber hätte ich den R&S RT-ZHD60 gehabt, aber die 5400€ hatten eine 
recht abschreckende Wirkung.
Höchste Ansprüche + tiefe Taschen = R&S
Begrenztes Budget und moderate Ansprüche = Micsig.
Beide sagen sie hätten 100Mhz BW.
Der R&S kostet das 25fache...

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Falk B. schrieb:
> Normale Differenztastköpfe, auch mit mordsmäßiger
> Bandbreite haben zu wenig Gleichtaktunterdrückung, damit man das
> sinnvoll messen kann.

Um HS (400V) ein Gate Signal zu messen geht das super.
Um HS einen 25mR Shunt mit 4A Spitze zu messen ...
Da sieht man Radio Eriwan und alles was eine hart geschaltete Brücke so 
raussaut, aber keine Stromrampe mehr am Shunt.
Mit tricks, triggern auf Gate signal mit Ch A und Messen am Shunt mit Ch 
B ist da noch informationsgehalt aber es wird schon sehr 
interpretationsbedürftig.

Also je nach Anspruch sind solche Diff TK gute Werkzeuge oder vollkommen 
ungeeignet.

Bestellen, Testen und zurückgeben wenn es den Ansprüchen nicht genügt.

von Daniel S. (daniel_s)


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Hallo,
danke für die Info besonders der Micsig sieht interessant aus für den 
Preis.

Bleibt die Frage ob der R&S Tastkopf hier noch soviel besser ist oder ob 
das Prinzip dieser Tastköpfe gar nicht viel mehr zulässt.

Bei dem Preis der R&S Tastkkopfes könnte man sich schon fast das 
optische System von Micsig SigOFIT kaufen.

Daniel

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> ich überlege mir einen Differenztastkopf zu kaufen. Bandbreite 200Mhz.
> Common Mode voltage +-75V. z.B. RT-ZHD07 oder ähnlich.

Super! Du hast dich gerade je nach Hersteller fuer einen Tastkopf
zwischen 2 und 10kEuro qualifiziert. :-)

Ich hab mich schon gefragt wieso diese optischen Tastkoepfe
in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden spriessen. Machen jetzt
wohl alle krasse Leistungsnetzteile fuer Solar und Autoladegeraete.

Die (floet) preiswerten Tek Powerrailprobes (TPR1000) gehen ja nur bis 
60V.

Vanye

von Falk B. (falk)


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Daniel S. schrieb:
> Hallo,
> danke für die Info besonders der Micsig sieht interessant aus für den
> Preis.

In der Tat. Ich würde aber empfehlen, die kleinste mit 100:1 zu nehmen, 
die kann genau soviel Spannung, hat aber ein besseres Signal Rausch 
Verhältnis.

> Bleibt die Frage ob der R&S Tastkopf hier noch soviel besser ist oder ob
> das Prinzip dieser Tastköpfe gar nicht viel mehr zulässt.

Letzteres.

> Bei dem Preis der R&S Tastkkopfes könnte man sich schon fast das
> optische System von Micsig SigOFIT kaufen.

BINGO!

von Falk B. (falk)


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Vanye R. schrieb:
> Ich hab mich schon gefragt wieso diese optischen Tastkoepfe
> in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden spriessen. Machen jetzt
> wohl alle krasse Leistungsnetzteile fuer Solar und Autoladegeraete.

Neue Zeiten bringen neue Herausforderungen und brauchen neue Antworten.
SiC und GaN Halbleiter schalten noch schneller als die ohnehin schon 
schnellen, modernen Si-FETs. Da muss man irgendwann man die Meßtechnik 
verbessern.

von Thomas W. (goaty)


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Weiß jemand wie die Energie beim SigOFIT zum Kopf übertragen wird ?

Ich vermute per High-Power LED und Solarzelle.
Ah ok, "Power over Fiber". 
https://en.wikipedia.org/wiki/Power-over-fiber

: Bearbeitet durch User
von Dirk F. (dirkf)


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Falk B. schrieb:
>> Bei dem Preis der R&S Tastkkopfes könnte man sich schon fast das
>> optische System von Micsig SigOFIT kaufen.

Für solche Messungen sind die Fluke Scopemeter mit galvanisch isolierten 
Eingängen bestens geeignet.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Ich vermute per High-Power LED und Solarzelle.

Sowas in der Richtig hab ich auch vermutet. Vielleicht auch
eine Laserdiode und am Ende noch eine Linse um die Solarzelle
gut auszuleuchten.

> https://en.wikipedia.org/wiki/Power-over-fiber

Naja, das erklaert ja eher nix.

Noch interessanter finde ich aber die Frage wie man diese immense
Bandbreite inklusive DC ueber das Kabel bekommt. Okay, die kalibrieren
sich wohl oefter mal, aber trotzdem.

Vanye

von Thomas W. (goaty)


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Vanye R. schrieb:
> Noch interessanter finde ich aber die Frage wie man diese immense
> Bandbreite inklusive DC ueber das Kabel bekommt.

Naja ein Lichtwellenleiter hat ja schonmal sehr hohe Bandbreite.
Evtl. ein zweiter Kanal/Farbe/Leiter für DC ?

von Mi. W. (mikuwi)


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Vanye R. schrieb:

>
> Noch interessanter finde ich aber die Frage wie man diese immense
> Bandbreite inklusive DC ueber das Kabel bekommt. Okay, die kalibrieren
> sich wohl oefter mal, aber trotzdem.
>
> Vanye

Der Lichtpfad zum Oszi wird optisch moduliert, Tek macht das mit einem 
Mach–Zehnder Interferometer

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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Hey, die X-Chapter hab ich sogar hier. Du koenntest mich wenigstens
runtermachen das ich das nicht aufmerksam genug gelesen habe.
Aber bald ist ja wieder Weihnachtszeit. :-D

> Mach–Zehnder Interferometer

Klingt auch jedenfall schon mal teuer. Aber Geld spielt hier
ja wohl nicht so die Rolle.

Vanye

von Falk B. (falk)


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Dirk F. schrieb:
>>> Bei dem Preis der R&S Tastkkopfes könnte man sich schon fast das
>>> optische System von Micsig SigOFIT kaufen.
>
> Für solche Messungen sind die Fluke Scopemeter mit galvanisch isolierten
> Eingängen bestens geeignet.

Das kommt den nah. Es gibt auch batteriebetriebene Pico-Scope mit WLAN, 
die kann man dann auch gefahrlos bedienen.

https://www.tiepie.com/en/wifi-oscilloscope

Oder das Clever-Scope mit 1kV isolierten Eingängen.

https://cleverscope.com/

von Falk B. (falk)


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Vanye R. schrieb:
> Noch interessanter finde ich aber die Frage wie man diese immense
> Bandbreite inklusive DC ueber das Kabel bekommt.

Scheint so.

von Falk B. (falk)


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Thomas W. schrieb:
> Weiß jemand wie die Energie beim SigOFIT zum Kopf übertragen wird ?

Vermutlich so, siehe Anhang. Ich hätte trotzdem eher einen Akku 
eingebaut. Bei sowas mißt keiner 24/7.

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