Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Abtasttheorem - exakte Rekonstruktion?


von Michael .. (michi099)



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Guten Abend,

Ich habe eine Verständnisfrage zum Thema Abtasttheorem, konkret geht es 
um die Bezeichnung der >exakten Rekonstruktion<, wie er auch in diesem 
Wikipedia-Artikel Verwendung findet: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Shannon-Theorem (2.Absatz).

Dazu eine Berechnung mit Mathcad:
->Eingangssignal: 1kHz, Sinus, 2Vpp
->Abtastfrequenz: 4kHz
->Rekonstruktion: idealer Tiefpass, fg = 2kHz

Das Ergebnis:
Das Ausgangssignal ist phasenverschoben zum Eingangssignal, auch die 
Amplitude ist geringer.
Nun meine Frage:
Fällt das Ergebnis unter >exakte Rekonstruktion< oder, wenn nicht, wo 
liegt mein Denk-/Rechenfehler?

Vielen Dank für jeden Tipp oder Hinweis!

Mfg,
Michael

von C Programmierer (Gast)


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Das Ausgangssignal ist natürlich wegen des Tiefpass Phasenverschoben. 
Und ich vermute mal, dass sich die Amplitude des Ausgangssignals immer 
mehr der Amplitude des Eingangssignal nähert, je höher du die Ordnung 
des Tiefpass setzt.

von Michael .. (michi099)


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Erstmal Vielen Dank für die Antwort!

C Programmierer schrieb:
> Das Ausgangssignal ist natürlich wegen des Tiefpass Phasenverschoben..
Das klingt zwar plausibel, kann aber meiner Meinung nach nicht sein. Ein 
idealer Tiefpass hat bis zur Grenzfrequenz 0° Phasenverschiebung, dann 
Sprunghaft 90°. Die Grenzfrequenz ist jedoch 2kHz.

> Und ich vermute mal, dass sich die Amplitude des Ausgangssignals immer
> mehr der Amplitude des Eingangssignal nähert, je höher du die Ordnung
> des Tiefpass setzt.
Siehe oben - idealer Tiefpass = Ordnung unendlich
d.h. bis zu den 2kHz Verstärkung 1, Phasenverschiebung 0,
danach Verstärkung 0, Phasenverschiebung 90°

Ich bin für jeden weiteren Hinweis dankbar.

Mfg
Michael

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Wenn ich deinen Mathcad-Sreenshot richtig interpretiere, machst du keine
ideale Abtastung. Siehe hier:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Abtastung_%28Signalverarbeitung%29#Ideale_Abtastung

von Amateur (Gast)


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Eine exakte Rekonstruktion ist nicht möglich. Aber bei entsprechendem 
Aufwand, beliebig Genau. Also unendlich schnelle Abtastung mit 
unendlicher Auflösung und du kannst von 100% reden.
Wie schon gesagt: Bei einer zeitdiskreten Abtastung kommst Du um einen 
Tiefpass nicht herum. Der schubst Dir natürlich die Phase zur Seite.

von Achim H. (anymouse)


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Amateur schrieb:
> Eine exakte Rekonstruktion ist nicht möglich. Aber bei entsprechendem
> Aufwand, beliebig Genau. Also unendlich schnelle Abtastung mit
> unendlicher Auflösung und du kannst von 100% reden.

Es braucht nicht unendlich schnell abgetastet werden. Evtl. braucht man 
aber sehr lange.

Amateur schrieb:
> Wie schon gesagt: Bei einer zeitdiskreten Abtastung kommst Du um einen
> Tiefpass nicht herum. Der schubst Dir natürlich die Phase zur Seite.

Wenn man (anderweitig) sicher ist, dass das abgetastete Signal keine 
höheren Frequnzanteile beinhaltet, etwa weil man rein mathematisch 
unterwegs ist, kann man sich den dann wirkungslosen Tiefpass sparen.

Michael .. schrieb:
> wo liegt mein Denk-/Rechenfehler?

Ich vermute, dass das Sampling am ANFANG des Intervalls stattfindet, für 
die Berechnung aber die MITTE verwendet wird. Das Ergebnis wäre dann um 
die halbe Intervallbreite nach später verschoben. Dies käme auch gut mit 
der Darstellung hin.

von Michael .. (michi099)


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Yalu X. schrieb:
> Wenn ich deinen Mathcad-Sreenshot richtig interpretiere, machst du keine
> ideale Abtastung.
Wenn ich mit nicht irre, wird unter idealer Abtastung eine Abtastung in 
einem unendlich kurzem Zeitpunkt verstanden. Dies wäre ja der Fall?

>Ich vermute, dass das Sampling am ANFANG des Intervalls stattfindet, für
>die Berechnung aber die MITTE verwendet wird. Das Ergebnis wäre dann um
>die halbe Intervallbreite nach später verschoben. Dies käme auch gut mit
>der Darstellung hin.
Super Tipp! Im Anhang die Korrektur, es gibt keine Phasenverschiebung 
mehr. Nur die Amplitude ist geringer als die des Eingangssignals.

Mfg
Michael

: Bearbeitet durch User
von Theoretiker (Gast)


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C Programmierer schrieb:
> Das Ausgangssignal ist natürlich wegen des Tiefpass Phasenverschoben.

Dann empfehle ich, es mal mit einem phasenneutralen Filter zu 
versuchen. Solange es nicht um ein echtzeitfähiges System geht, sondern 
nur dem Verständnis dient, ist das der einfachste Weg, um die 
Phasenverschiebung zu vermeiden.

von C Programmierer (Gast)


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Michael .. schrieb:
> Ein
> idealer Tiefpass hat bis zur Grenzfrequenz 0° Phasenverschiebung, dann
> Sprunghaft 90°. Die Grenzfrequenz ist jedoch 2kHz.

Ein idealer Tiefpass ist nicht kausal und hat eine unendlich lange 
Impulsantwort im negativen und positiven Zeitbereich. Das heißt, wenn 
man ihn in der Praxis mit einer konstanten Gruppenlaufzeit annähren 
will, ist mindestes eine Zeitverschiebung und somit auch eine 
Phasenverschiebung vorhanden.

Michael .. schrieb:
> Siehe oben - idealer Tiefpass = Ordnung unendlich

Ich kenne MathCad nicht, aber in dem Kommentar wird die "Anzahl der 
benötigten FIR Koeffizienten" für den Tiefpass berechnet. Und diese 
Berechnung machst du sicherlich nicht, wenn du sowieso weißt, dass 
"unendlich" rauskommt. Ich denke ein Tiefpass unendlichster Ordnung ist 
nicht möglich.

von Michael .. (michi099)


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C Programmierer schrieb:
> Ich kenne MathCad nicht, aber in dem Kommentar wird die "Anzahl der
> benötigten FIR Koeffizienten" für den Tiefpass berechnet. Und diese
> Berechnung machst du sicherlich nicht, wenn du sowieso weißt, dass
> "unendlich" rauskommt. Ich denke ein Tiefpass unendlichster Ordnung ist
> nicht möglich.
Hmm...
Ich habe mir das so überlegt:
Ein idealer Tiepass sollte bis zur Grenzfrequenz eine Verstärkung von 1 
und eine Phasenverschiebung von 0 besitzen.
Danach habe ich die Fourier-Koeffizienten bestimmt.
Und nun habe ich nur jene Fourier-Koeffizienten ausgewertet d.h. 
aufsummiert, welche unter der gewählten Grenzfrequenz des Tiefpasses 
sind.
Liegt hier der Fehler?

Mfg
Michael

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Michael .. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Wenn ich deinen Mathcad-Sreenshot richtig interpretiere, machst du keine
>> ideale Abtastung.
> Wenn ich mit nicht irre, wird unter idealer Abtastung eine Abtastung in
> einem unendlich kurzem Zeitpunkt verstanden. Dies wäre ja der Fall?

Ja, das ist aber nur die halbe Miete:

In dem abgestasteten Signal, also dem, mit dem du den idealen Tiefpass
fütterst, dürfen die einzelnen Abtastwerte ebenfalls nur unendlich kurz
dauern, d.h. das Signal muss eine Folge von Dirac-Impulsen, jeweils
multipliziert mit dem entsprechenden Abtastwert, sein. Ich weiß nicht,
wie du so etwas mit Mathcad realisieren kannst. Zur Not kannst du die
Dirac-Impulse durch sehr schmale Rechteckimpulse mit dem passenden
Flächeninhalt annähern.

von C Programmierer (Gast)


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Michael .. schrieb:
> Danach habe ich die Fourier-Koeffizienten bestimmt.
> Und nun habe ich nur jene Fourier-Koeffizienten ausgewertet d.h.
> aufsummiert, welche unter der gewählten Grenzfrequenz des Tiefpasses
> sind.

Die FIR Koeffizienten liegen im Zeitbereich vor. Die kannst du nicht an 
einer Frequenz abschneiden.

von Michael .. (michi099)


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Yalu X. schrieb
> In dem abgestasteten Signal, also dem, mit dem du den idealen Tiefpass
> fütterst, dürfen die einzelnen Abtastwerte ebenfalls nur unendlich kurz
> dauern, d.h. das Signal muss eine Folge von Dirac-Impulsen, jeweils
> multipliziert mit dem entsprechenden Abtastwert, sein. Ich weiß nicht,
> wie du so etwas mit Mathcad realisieren kannst. Zur Not kannst du die
> Dirac-Impulse durch sehr schmale Rechteckimpulse mit dem passenden
> Flächeninhalt annähern.

Mit den Dirac-Impulsen bin ich mit Mathcad nicht mehr weitergekommen und 
habe deswegen das ganze zu einem octave-script gemacht.
Die 'Dirac'-Impulse erzeuge ich durch das Differentieren einer 
Sprungfunktion. Das heißt natürlich, dass der Inkrement der 
Zeit-Variable möglicht gering sein muss.

Leider habe ich mit dem Script ein paar Probleme:
.) Bei idealer Abtastung sind die Entstehenden Koeffizienten um Faktor 
~2000 zu hoch!
.) Die Zeit, wie lange abgetastet werden muss, hängt meiner Meinung nach 
vom Signal und der Abtastfrequenz ab. Das heißt: es muss solange 
abgetastet werden, bis sich die Abtastwerte wiederholen. Das Problem 
dabei ist im Anhang (Bild rect_sig1k_sample2k2) zu sehen.

Bei allen Bildern ist die Amplitude des Ausgangssignals bereits durch 
2000 geteilt!

Mfg
Michael

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