Forum: HF, Funk und Felder Visualisierung Raumladungswolke Freileitung


von Oliver R. (sixtus_dahastus)


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Hallo,

im Rahmen meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich derzeit mit 
Geräuschemissionen an Hochspannungs-Freileitungsseilen. Neueren 
Erkenntnissen zufolge werden diese maßgeblich durch die 
Raumladungswolke, welche die Leitung in Folge von Ionisationsvorgängen 
(Korona) umgibt, beeinflusst.

Obwohl dieser Aspekt an meiner Arbeit vorbeigeht, hat sich mittlerweile 
die Frage aufgetan, wie man diese ominöse Raumladungswolke messtechnisch 
erfassen könnte. Wunschvorstellung ist eine einfache Visualisierung 
(keine Simulation) bzw. Detektion der räumlichen Ausdehnung, wobei ein 
Verfahren zur Untersuchung von Freileitungsmodellen im Kleinlabor 
zunächst natürlich völlig ausreichend wäre.

Ich habe zwar auch schon einen Ansatz zu dieser Problemstellung, da sich 
hier aber eine Vielzahl von Personen unterschiedlichster Professionen 
tummelt, würde ich diese Problematik auch gerne hier zur Diskussion 
stellen. Von meinen Ideen erzähle ich etwas später, ich möchte den 
kreativen Köpfen nicht den Wind aus den Segeln nehmen.

Ich freue mich schon sehr auf den Gedankenaustausch zu diesem etwas 
exotischen Thema,
viele Grüße
Oliver

von Elektron (Gast)


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Kommt die Ionisation nicht von der Zone?

von npn (Gast)


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Oliver R. schrieb:
> Detektion der räumlichen Ausdehnung

Stelle ich mir schwierig bis unmöglich vor. Das ist genauso wie die 
Frage, wie hoch die Atmosphäre reicht. Die Antwort wird genauso 
unterschiedlich ausfallen, je nach dem, wie du den Grenzwert ansetzt. 
Das sind fließende Übergänge, da hast du im Prinzip noch in ein paar 
Tausend Kilometern Höhe immer noch einen kleinen Rest "Luft". Genauso 
ist es mit der Raumladung. Die ist nicht begrenzt, die strebt nur mit 
zunehmender Entfernung gegen Null.

von Matthias K. (kannichauch)


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Ok, man könnte ja mal die Raumaufladung bzw. die Aufladung von 
ionisierter Luft zeitlich und räumlich aufgelöst messen.
Zeitlich aufgelöst, weil es sich ja um Wechselspannung handelt.
Räumlich aufgelöst, weil die meisten Effekte durch die 
Umgebungspolarität beeinflusst werden dürften, also zum großen Teil 
wahrscheinlich nicht räumlich isotrop sind.
Dann, wie stark werden geladene Zonen durch die Wechselspannung bewegt 
und wie und wie stark sind Ströme, die geräuschvoll in(oder mit) 
diese(n) Zonen fließen.

Ein Messgerät soll es sein?
Da frag vielleicht noch mal extra. Jedes Messgerät würde die originale 
Ladungsverteilung stark beeinflussen.
Als "Messgerät" kommt evtl. die Ionisierung eines Neongases in Frage.

Viel Erfolg
Matthias

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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geh bei hoher Luftfeuchtigkeit nachts zu eine 110KV Leitug mit möglicht 
niedriegster Umgebungsbeleuchtung. und nimm eine Emfindliche Kamera. Die 
Koronaentladungen ist sehr beindruckend.

hier die auswirkungen trotz Gegenmaßnahme an derselben

https://de.wikipedia.org/wiki/Koronaring#/media/File:Corona_discharge_1.JPG

von Fpgakuechle K. (Gast)


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Du liebst es das Forum für deinen job einzuspannen?
*Beitrag "Ideen zum Schalten hoher Gleichströme gesucht"
*Beitrag "Probleme Spannungsmessung mit INA 128"

Ein Austausch kömmt besser vom Start wenn du den Anfang machst. Das hat 
ja bei INA 128 auch funktioniert.

MfG,

PS: Ladungen macht man über die Wechselwirkung auf andere Ladungen 
"sichtbar".

von Oliver R. (sixtus_dahastus)


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Hallo,

vielen Dank für die vielen Beiträge zu diesem Thema!

npn schrieb:
> ...je nach dem, wie du den Grenzwert ansetzt.
> Das sind fließende Übergänge,...

Das ist natürlich ein sehr guter Punkt. Allerdings ist aufgrund von 
Rekombinationsvorgängen etc. mit keiner endlosen Ladungsträgerwanderung 
zu rechnen. Dennoch wird es natürlich zu keinem „scharfen“  Randbereich 
kommen…

Matthias K. schrieb:
> Ok, man könnte ja mal die Raumaufladung bzw. die Aufladung von
> ionisierter Luft zeitlich und räumlich aufgelöst messen.
> Zeitlich aufgelöst, weil es sich ja um Wechselspannung handelt.
> Räumlich aufgelöst, weil die meisten Effekte durch die
> Umgebungspolarität beeinflusst werden dürften, also zum großen Teil
> wahrscheinlich nicht räumlich isotrop sind.

Könntest du das bitte noch etwas näher ausführen? Ich kann mir unter dem 
Stichwort "Umgebungspolarität" nur schlecht etwas vorstellen.
Allerdings würde ich die Raumladungsverteilung als über die Länge des 
Seils konstant annehmen (Masten etc. mal außer Acht gelassen)…

Fpga K. schrieb:
> Du liebst es das Forum für deinen job einzuspannen?
Bei 3 Fragen in 2 Jahren ist das eine etwas ungerechte Sichtweise, 
glaubst du nicht? Uni besteht nun mal zu großen Teilen aus grauer 
Theorie, sodass ich gelegentlich auf die Erfahrung von Profis angewiesen 
bin, um wieder weiterarbeiten zu können.

Matthias K. schrieb:
> Als "Messgerät" kommt evtl. die Ionisierung eines Neongases in Frage.

Das wäre bis jetzt auch meine Idee gewesen:
Ich würde ein einphasiges Leitungsmodell (nachgebildet mit 1,5mm², 500mm 
lang, Toroide an beiden Enden zur Feldsteuerung) in einem transparenten 
Gefäß (Durchmesser 300mm) zusammen mit einer leitfähigen Bodenplatte 
montieren. Anschließend wird mit Neon gespült und unter Hochspannung ein 
Vakuum aufgebaut, bis sich eine „aussagekräftige“ Entladung um den 
Leiter aufbaut. So könnten sogar die Vorteile von Bündelleitern sichtbar 
werden.
Allerdings habe ich etwas die Befürchtung, dass sich so nur eine 
Glimmhaut um den Leiter ausbildet.

Was haltet ihr von diesem Einfall?

Ich wünsche noch einen schönen Abend
Oliver

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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von Matthias K. (kannichauch)


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Hallo  noch einmal

>> Umgebungspolarität beeinflusst werden dürften, also zum großen Teil
>> wahrscheinlich nicht räumlich isotrop sind.
>
> Könntest du das bitte noch etwas näher ausführen? Ich kann mir unter dem
> Stichwort "Umgebungspolarität" nur schlecht etwas vorstellen.
> Allerdings würde ich die Raumladungsverteilung als über die Länge des
> Seils konstant annehmen (Masten etc. mal außer Acht gelassen)…

Über die Länge des Seils klar. Es gibt aber doch meist mehr als ein 
Seil.
Und von Seil zu Seil wird eine höhere Spannung sein, als zur umgebenden 
Luft. Das meinte ich. Dann gibt es noch die Isolatoren zu den Masten.

> Matthias K. schrieb:
>> Als "Messgerät" kommt evtl. die Ionisierung eines Neongases in Frage.
>
> Das wäre bis jetzt auch meine Idee gewesen:
.
.
> Allerdings habe ich etwas die Befürchtung, dass sich so nur eine
> Glimmhaut um den Leiter ausbildet.
>
> Was haltet ihr von diesem Einfall?
Es war mein Einfall, ok? Bei Neon gibt es verschiedene Arten von 
Entladungen je nach Druck. Die Glimmhaut gibt es bei einem bestimmten 
Unterdruck. Was bei Normaldruck und Neon passiert, weiß ich nicht.
Meine Idee war hier nur etwas fix, weil Neon ionisiert farbig rot ist. 
Bei Luft kann man das UV-Licht des Stickstoffs mit einer Spezialkamera 
sichtbar machen, oder andere Luftbestandteile strahlen bei Ionisation 
auch.
Der eine Vorschlag mit Dunkelheit könnte ja auch schon klappen. Die 
Details überlasse ich gerne Dir.

Eine Raumladungswolke dürfte eigentlich nur bestehen, wenn eine Art von 
Aufladung dauerhafter ist, als die jeweilig andere(+/-), oder es handelt 
sich um eine Gleichspannung. Ansonsten finde ich nur einen normalen 
Kondensator mit Luft.

> Ich wünsche noch einen schönen Abend
> Oliver

Auch, MfG
Matthias

von Hp M. (nachtmix)


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Oliver R. schrieb:
> an, wie man diese ominöse Raumladungswolke messtechnisch
> erfassen könnte. Wunschvorstellung ist eine einfache Visualisierung
> (keine Simulation) bzw.

Als die Eisenbahnen noch mit Dampf betrieben wurden, konnte man 
gelegentlich ein deutliches Zittern der Dampfwolke in der Nähe der 
Oberleitung (15kV, 16,7Hz) sehen.

P.S.:
Gelegentlich ist das auch bei Nebel sichtbar.

: Bearbeitet durch User
von Oliver R. (sixtus_dahastus)


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Hallo zusammen,

nochmals vielen Dank für die vielen Beiträge!

Hp M. schrieb:
> Als die Eisenbahnen noch mit Dampf betrieben wurden, konnte man
> gelegentlich ein deutliches Zittern der Dampfwolke in der Nähe der
> Oberleitung (15kV, 16,7Hz) sehen.

Das ist natürlich sehr interessant und sollte auch mit einer einfachen 
Ultraschallnebelmaschine nachempfunden werden können.

Matthias K. schrieb:
> Bei Neon gibt es verschiedene Arten von
> Entladungen je nach Druck. Die Glimmhaut gibt es bei einem bestimmten
> Unterdruck. Was bei Normaldruck und Neon passiert, weiß ich nicht.
> Meine Idee war hier nur etwas fix, weil Neon ionisiert farbig rot ist.
> Bei Luft kann man das UV-Licht des Stickstoffs mit einer Spezialkamera
> sichtbar machen, oder andere Luftbestandteile strahlen bei Ionisation
> auch.

Ich werde das ganze mal mit einem quick'n'dirty Aufbau im Labor 
ausprobieren. Kann vielleicht ein bisschen dauern, aber ich berichte 
dann wie es gelaufen ist.

Ich wünsche noch einen schönen Abend
Oliver

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