Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie induktiv Energie übertragen?


von Reinhard W. (Gast)


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Hallo,

auf einer Motorwelle sitzt ein Teller, auf dem eine Schaltung sitzt, die 
mit Energie versorgt werden möchte. Die Motorwelle rotiert mitsamt der 
Schaltung.

Es bietet sich unterhalb des Tellers ein weiterer festsitzender Teller 
an, in den man Neodym-Magnete einsetzen könnte. Auf dem oberen Teller 
sitzen dann im Kreis angeordnete Spulen, ab da geht es dann mit 
Gleichrichter, Elko und Spannungsregler weiter.

Erste Frage wäre, was für Spulen nimmt man für die Anwendung, bzw. was 
gibt es zu kaufen. Dann ist mir nicht klar, wie man die Spulen 
verschaltet, so dass da eine einzige Spannung raus kommt.

Benötigt werden 20mA bei 5V, die Drehzahl ist mit 5 U/min. relativ 
niedrig. Als Durchmesser für die Magnete und Spulen könnte man 40 bis 
50mm ansetzen.

Reinhard

von Stefan F. (Gast)


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Die Drehzahl ist viel zu niedrig, um damit einen Generator anzutreiben.

Ich würde eine Solarzelle und ggf. eine Lampe zur Beleuchtung verwenden. 
Oder Akkus. Mit 4 Mignon Akkus kannst du deine Schaltung 100 Stunden 
laufen lassen.

Ich hoffe jetzt kommen Einwände zusammen mit allen nötigen 
Salamischeiben, damit man gezielt vernünftige Vorschläge machen kann.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Oder zentrisch auf den beiden Wellenenden je eine Sende- und 
Empfangsspule einbauen und mit Wechselspannung Energie übertragen.

von Stefan F. (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Oder zentrisch auf den beiden Wellenenden je eine Sende- und
> Empfangsspule einbauen und mit Wechselspannung Energie übertragen.

Bis er das am Laufen hat Weihnachten vorbei.

von Georg G. (df2au)


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Reinhard W. schrieb:
> Neodym-Magnete einsetzen

Für diese Lösung fehlt dir der magnetische Rückschluss. Der Wirkungsgrad 
wird unterirdisch.
Wie von Michael vorgeschlagen: Nimm konzentrische Spulen und 
Wechselstrom. Anregungen oder passende Hardware gibt es beim Chinesen.
Der Suchbegriff ist "wireless charging".

von Falk B. (falk)


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Reinhard W. schrieb:
> Hallo,
>
> auf einer Motorwelle sitzt ein Teller, auf dem eine Schaltung sitzt, die
> mit Energie versorgt werden möchte. Die Motorwelle rotiert mitsamt der
> Schaltung.

Der Klassiker. Royer Converter.

> Es bietet sich unterhalb des Tellers ein weiterer festsitzender Teller
> an, in den man Neodym-Magnete einsetzen könnte. Auf dem oberen Teller
> sitzen dann im Kreis angeordnete Spulen, ab da geht es dann mit
> Gleichrichter, Elko und Spannungsregler weiter.

Nö, nicht bei DER Zeitlupe von Drehung.

> Erste Frage wäre, was für Spulen nimmt man für die Anwendung, bzw. was
> gibt es zu kaufen. Dann ist mir nicht klar, wie man die Spulen
> verschaltet, so dass da eine einzige Spannung raus kommt.

Ohh, na das wird lustig.

> Benötigt werden 20mA bei 5V, die Drehzahl ist mit 5 U/min.

Weihnachtsdekoration? Nimm Akkus und lad die jede Nacht auf.

von Reinhard W. (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Der Klassiker. Royer Converter.

OK, das wäre eine alternative Lösung. Da müsste ich aber erst eine 
Wechselspannung erzeugen. Bei meiner Idee würden die Magnete die 
"Energie" liefern. Allerdings hätte man beim Royer Converter nur eine 
einzige Sekundärwicklung, bei meiner Idee wären es mehrere und eine Art 
Drehstrom darauf.

Wenn z.B. 6 Spulen nur an einem einzigen Magneten vorbei kommen, wäre 
das wie bei einem Sechszylinder 2-Takter. Man müsste die einzelnen 
"Arbeitstakte" nur noch mit einer "Kurbelwelle" einsammeln. Dass man so 
keine 20mA einsammeln kann, kann ich kaum glauben.

Funktioniert nicht ein Nabendynamo ähnlich? Dort wird bedeutend mehr 
Leistung übertragen und die Drehzahl ist noch geringer.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Reinhard W. schrieb:
> Funktioniert nicht ein Nabendynamo ähnlich? Dort wird bedeutend mehr
> Leistung übertragen und die Drehzahl ist noch geringer.

Bei einem Fahrrad entspricht eine Umdrehung eine Strecke von etwa 2m. 
Nach 5 Sekunden hast du bereits 5 Umdrehungen gemacht und 10m 
zurückgelegt. Das entspricht einer Geschwindigkeit von nur 7,2km/h. Bei 
der Langsamheit kippt man fast um.

Nimm mal einen nicht eingespeichten nackten Nabendynamo in die Hand und 
versuche ihn gleichmäßig und langsam zu drehen. Du wirst dich wundern.

von Dieter (Gast)


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Reinhard W. schrieb:
> Benötigt werden 20mA bei 5V,

Das ging thoretisch schon.

> die Drehzahl ist mit 5 U/min.

Das macht die Sache ein bißchen größer. Die Geschwindigkeit darf aber 
nicht viel davon abweichen.

Daraus folgt, die bessere Methode ist die Wechselstromübertragung, wie 
andere schon rieten.

von Björn W. (bwieck)


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Reinhard W. schrieb:
> Benötigt werden 20mA bei 5V, die Drehzahl ist mit 5 U/min.

Schleifringe. Bei der Drehzahl werden die wohl ewig halten.

von Reinhard W. (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Bei einem Fahrrad entspricht eine Umdrehung eine Strecke von etwa 2m.
> Nach 5 Sekunden hast du bereits 5 Umdrehungen gemacht und 10m
> zurückgelegt.

Nach der etwas "seltsamen" Antwort bemerke ich meinen Fehler: Es sind 5 
U/sec., also 300 U/min. Bei der geringen Drehzahl wäre ich nicht auf die 
Idee mit den Magneten gekommen.

Sorry und Asche auf mein Haupt :-(

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Reinhard W. schrieb:
> ...also 300 U/min

Das sieht schon deutlich besser aus.

von Reinhard W. (Gast)


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Hier finde ich eben einen geöffneten Nabendynamo:
https://fahrradzukunft.de/bilder/26/steckdose-unterwegs-6/07.gross.jpg

Wie von mir angedacht sehe ich Neodym-Magnete und Spulen. Wie wickelt 
man den Draht, damit man am Ende eine einzige Wicklung hat? Scheinbar 
müssen es wohl immer paar Magnete mehr sein als Wicklungen.

von Falk B. (falk)


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von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Oder mal schauen wie die Trafos in VHS-Kopftrommeln das machen. Gut, die 
arbeiten mit HF, zur Energieübertragung müsste man das etwas 
modifizieren bzw. mehr Windungen verwenden, aber wäre eine 
Lösungsmöglichkeit.

Beitrag #6870774 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Harald A. (embedded)


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In diesen typischen Staubsauger-Roboter Lasersensoren ist die 
Energieübertragung sehr interessant gemacht, nach dem gleichen Prinzip 
wie bei einer elektrischen Zahnbürste.

Exemplarisch hier so ein Gerät, irgendwo findet man sicher 
Teardown-Bilder/Videos

https://www.elektormagazine.com/news/review-low-cost-ydlidar-x4-sees-360-all-around-itself

Außen eine größere Spule, die mit ein paar kHz in einer H-Brücke 
betrieben wird. Die innere kleinere Spule auf dem drehenden Teil geht 
dann auf einen simplen Gleichrichter, Kondensator und dann 
Spannungsregler. Alles auf wenigen Quadratmillimetern realisierbar.

Die Treiberseite kann man recht einfach und kompakt mit einem solchen 
Schaltkreise aufbauen:
https://datasheets.maximintegrated.com/en/ds/MAX253.pdf

von Werner H. (werner45)


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VHS-Kopftrafos gehen durchaus auch ohne Umwickeln, wenn man sie mit 1 
MHz speist, für 20 mA reichen vielleicht <100 kHz. Der Vorteil ist der 
geschlossene magnetische Kreis.

von Falk B. (falk)


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Werner H. schrieb:
> für 20 mA reichen vielleicht <100 kHz.

Wenn das mal kein Irrtum ist. Kleiner Trafo, hohe Minimalfrequenz!

Beitrag "Re: galvanisch getrennt DC/DC 3V/1mA"

von Stefan F. (Gast)


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Solche Motoren findest du in vielen Videorecordern. Es gab auch 
Kassetten Decks/Walkman damit.

Du könntest solche Spulen als Empfänger verwenden. Alle in Reihe 
geschaltet, dahinter ein Gleichrichter, Kondensator und Spannungsregler.

Dann brauchst du noch genau so viele Magnete die du in gleichem Abstand 
auf der Gegenseite montierst. Sowohl die Magnete als auch die Spulen 
müssen immer abwechselnd umgekehrt gepolt sein.

Vielleicht kannst du sogar den Original-Magnet von so einem Motor 
verwenden.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Mit den Capstan-Antrieben wird das nichts, schon gar nicht wenn die 
Spulen keine Eisenkerne haben. Die erzeugen bei niedrigen Drehzahlen so 
gut wie gar keine Spannung.

von Reinhard W. (Gast)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Solche Motoren findest du in vielen Videorecordern. Es gab auch
> Kassetten Decks/Walkman damit.

Genau so wie in deinem Bild habe ich mir das vorgestellt. Die Anbringung 
der der Neodym-Magnete am Motor (Stator) ist kein Problem. Da ich eine 
Platine machen möchte, hätte ich die Spulen gerne als THT oder SMD 
Bauteil.

Dann wäre nur noch die Anzahl der Magnete/Spulen und die Verdrahtung der 
Spulen zu klären. Bei den Nabendynamos werden wohl immer mehr Magnete 
wie Spulen verbaut, bei den Capstan-Motoren wohl gleich viel Magnete und 
Spulen, aber wechselnd aufgebaut.

Das Ganze steht und fällt mit den Spulen.

von Stefan F. (Gast)


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Reinhard W. schrieb:
> Das Ganze steht und fällt mit den Spulen.

Ja wahrscheinlich. Und ich denke Ben könnte auch Recht haben, dass die 
Spulen Eisenkerne brauchen.

von Harald W. (wilhelms)


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Ben B. schrieb:

> Oder mal schauen wie die Trafos in VHS-Kopftrommeln das machen. Gut, die
> arbeiten mit HF, zur Energieübertragung müsste man das etwas
> modifizieren bzw. mehr Windungen verwenden, aber wäre eine
> Lösungsmöglichkeit.

Wie bereits gesagt, Wechselspannungstrafo ist für diese Anwendung
sinnvoll, ein Generator mit 5U/min, wie vom TE geplant,macht aber
keinen Sinn, weil damit einfach zu wenig Leistung erzeugt werden kann.

von Stefan F. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> ein Generator mit 5U/min

Wir sind inzwischen bei der 60 fachen Drehzahl

von Falk B. (falk)


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Stefan ⛄ F. schrieb:
> Wir sind inzwischen bei der 60 fachen Drehzahl

Ist immer noch langsam. Und auch für schlechte Kopien von 
Elektromotoren, so wie sie naiv dem OP vorschweben, gelten die 
Grundgesetze. Je höher die Frequenz, umso kleiner kann man die Spulen 
machen. Bei 100kHz reicht eine 14mm Spule, ggf. sogar kleiner bei der 
Leistung, siehe mein Link.

Beitrag "Re: Wie induktiv Energie übertragen?"

Bei 5Hz ist das "etwas" größer. Aber der OP soll mal machen, man kann 
niemanden zu seinem Glück zwingen.

von MAHWE (Gast)


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Wie wäre einfach drahtlose Energieübertragung per spule wie z.b. Qi.
Du konstruierst mit den beiden Spulen einen Schwingkreis und überträgt 
damit die Energie dann wieder Gleichrichten.

von Harald W. (wilhelms)


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MAHWE schrieb:

> Wie wäre einfach drahtlose Energieübertragung per spule wie z.b. Qi.
> Du konstruierst mit den beiden Spulen einen Schwingkreis und überträgt
> damit die Energie dann wieder Gleichrichten.

Ja, das ist wohl typisch ein Royer Konverter wie weiter oben 
vorgeschlagen.

von Dieter (Gast)


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Reinhard W. schrieb:
> Motorwelle sitzt ein Teller, ...

Vielleicht machst Du eine Skizze aus dem auch der Freiraum für eine 
Übertragung abgeschaut werden könnte. Statt Permanentmagnete kommen dann 
Spulen hin. Der Trick dabei ist, dass das Wechselfeld der Spulen dann 
sozusagen fiktiv wie eine höhere Drehzahl wirkt. Der Luftspalt wirkt 
sich dabei nicht so schädlich aus.

Jetzt sind es also 300U/min. Das ändert dann schon einiges. Da es sich 
aber um einen Teller handelt, sind trotzdem die Magnete so angebracht 
exttrem ungünstig. Diese bringen wesentlich größere Pendelmomente durch 
den Luftspalt auf die Scheibe und können diese in Resonanz versetzen. 
Wenn Du Glück hast, wird dabei nur die Elektronik geschrottet und nicht 
das Lager.

von Harald A. (embedded)


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Meine weiter oben verlinkte Methode scheint ja für den TE nicht weiter 
von Interesse zu sein. Da die Beiträge aber gut bei Google verlinkt sind 
möchte ich es jedenfalls für die Nachwelt dokumentieren.

https://youtu.be/Ii4mzfAtTNc

In diesem Video kann man ab Minute 5:30 die beiden Spulen im Stator und 
Rotor gut erkennen. So eine Mimik lässt sich spätestens mit Hilfe von 3D 
Druck recht einfach realisieren, die erforderlichen 
Elektronik-Komponenten oben beschrieben. Die Komponenten im Sensor 
brauchen mehr als 20mA, von daher könnte man es sicher auch noch etwas 
kompakter aufbauen.

von Kurt A. (Gast)


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Bei diesen Holographic Playern

https://www.fruugoschweiz.com/wifi-3d-hologram-projector-advertising-display-led-lamp/p-51805865-104264964?language=en

funktioniert die Energieübertragung mit den im Datenblatt angegebenen 
IC. Leider nur auf Chinesisch.
Eine Spule unten die andere oben im Rotor.
Die Teile gibt es fertig beim Chinesen.

von Harald A. (embedded)


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Kurt A. schrieb:
> Bei diesen Holographic Playern
>
> 
https://www.fruugoschweiz.com/wifi-3d-hologram-projector-advertising-display-led-lamp/p-51805865-104264964?language=en
>
> funktioniert die Energieübertragung mit den im Datenblatt angegebenen
> IC. Leider nur auf Chinesisch.
> Eine Spule unten die andere oben im Rotor.
> Die Teile gibt es fertig beim Chinesen.

Witzige Sache!
@TE: Google mal nach XKT-412 (Bildersuche), da gibt es das in allen 
möglichen Formen fertig für den Zweck.
Oder hier: https://www.aliexpress.com/item/1005002284051710.html


Aber warum einfach, wenn es auch schwer geht.

: Bearbeitet durch User
von Reinhard W. (Gast)


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Harald A. schrieb:
> @TE: Google mal nach XKT-412 (Bildersuche) ...

Wäre auch eine Lösung. Dazu benötige ich aber eine externe 
Stromversorgung, die ich nicht habe. Bei meiner Dynamo-Lösung ginge es 
ohne.

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