Forum: Offtopic Fukushima Chronik eines Desasters


von Peter D. (peda)


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In Arte lief kürzlich ein Beitrag:

http://www.arte.tv/guide/de/047156-000/fukushima-chronik-eines-desasters

Man kann sich nur an den Kopf fassen, ein Notventil, was bei 
Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

von Paul B. (paul_baumann)


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Peter schrub:
>....ein Notventil, was bei
>Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

Da waren die Projekt-Tanten nicht bei der Sache.
:-(
MfG Paul

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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leicht offtopic ;)

Meine Meinung: "Die Technik ist reif für die Kernspaltung, der Mensch 
noch nicht."

Es ist immer wieder erstaunlich, wie "einfallsreich" manche Menschen 
gegen die einfachsten Sicherheitsmaßnahmen argumentieren, sogar wenn sie 
keine Nachteile befürchten müssen. Aber wenn sie nur einen Handgriff 
mehr machen müssen, denkt man oft, dass man gegen einen Berg ankämpft. 
Wenn man die einzuhaltenen gesetzlichen Vorschriften umsetzen will, 
kommen die absurdesten Argumentationen warum man das nicht machen 
müsste. In der Zeit, die man mit dem Argumentieren vertut, hätte man die 
Vorrichtung schon sicher machen können.
Ich verstehe es einfach nicht :(

von (prx) A. K. (prx)


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Peter Dannegger schrieb:
> Man kann sich nur an den Kopf fassen, ein Notventil, was bei
> Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

Bei einem Erdbeben können sich automatisch schliessende Ventile sehr 
wohl sinnvoll sein. Der Haken bestand darin, dass die Bediener davon 
keine Ahnung hatten. Vollautomatisch arbeitende Sicherheitsverfahren 
sind bei Anlagen dieses Alters nicht selbstverständlich. Eine klare 
Vorgehensweise für den diesen Katastrophenfall gab es andererseits auch 
nicht, erst recht nicht für den totalen Blackout ohne Not- und 
Fremdstrom: http://www.cagle.com/2014/03/fukushimas-3rd-anniversary/

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler, 
sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem 
Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut. Was dann 
passiert wenn der Keller dann im Falle eines Tsunamis überflutet wird 
sollte jedem klar sein.

Und wenn der Strom dann erstmal irreparabel weg ist und somit rein gar 
nichts mehr funktioniert (Licht, Kontrollanzeigen und Steuerungsrechner, 
Pumpen und Ventile) hat die Bedienmannschaft bei einer solchen Anlage 
keine Chance mehr.

Ein einzelner Notstromdiesel war auf einem höher gelegenen Ort 
aufgestellt, dieser hat die Blöcke 5 und 6 einigermaßen problemlos 
gerettet.

Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher 
betreiben. Schwierig wirds, wenn irgendwelche kartellähnlich 
organisierten Abzock-Konzerne probieren, den letzten Pfennig an Geld 
herauszuquetschen. Dann wird irgendwo kaputtgespart, unsichere (aber 
lukrativere) Reaktortypen gebaut, nicht genug nachgedacht bzw. nicht den 
Vorschriften entsprechend gehandelt und dann passieren solche Unfälle.

Beispielsweise könnte man in der Nähe von Atomkraftwerken eine Talsperre 
aufbauen, die genug Wasser zur Notkühlung vorhält. Über eine (oder 
zwecks Redundanz zwei) Druckleitung mit dem Kraftwerk verbunden bekommt 
man jede Menge Kühlwasser, völlig ohne Strom. Entsprechende Schläuche 
vorzuhalten, die durch Erdbeben nicht beschädigt werden können und 
einfach von Hand bedienbare Ventile inklusive rein 
mechanisch/physikalisch arbeiten Anzeigen für die notwendigsten Daten 
einzubauen sollte eigentlich auch nicht das Problem sein.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
> sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
> Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut.

Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung. 
Und dann ist es auch egal, ob
- die Diesel geflutet werden,
- dessen Treibstofftanks wegschwimmen,
- der Torus nicht gekühlt wird (besonders bei #2 und #3).

Es ergibt keinen Sinn, dabei nur die Diesel rauszupicken. Der Bereich 
zwischen den Reaktoranlagen und dem Meer mit vielen Sekundäranlagen 
wurde komplett zerstört und damit waren mindestens die Blöcke 2 und 3 
nicht mehr beherrschbar.

> Ein einzelner Notstromdiesel war auf einem höher gelegenen Ort
> aufgestellt, dieser hat die Blöcke 5 und 6 einigermaßen problemlos
> gerettet.

Diese Blöcke waren zum Zeitpunkt des Katastrophe bereits seit Monaten 
abgeschaltet. Die Nachzerfallswärme war folglich entsprechend weit 
abgeklungen.

> Beispielsweise könnte man in der Nähe von Atomkraftwerken eine Talsperre
> aufbauen, die genug Wasser zur Notkühlung vorhält. Über eine (oder
> zwecks Redundanz zwei) Druckleitung mit dem Kraftwerk verbunden

Wäre ausgesprochen erbebengefährdet. Sicherere Anlagen sind in sich, 
also innerhalb eines Sicherheitsbehälters, für eine Übergangszeit ohne 
aktiv betriebene Komponenten autark und können danach mit Behelfsmitteln 
versorgt werden, z.B. drucklosen Wasserbehälter nachfüllen.

Paradoxerweise könnte das auf Block 1 im Prinzip zutreffen (Spekulation 
von mir, basierend auf der dokumentierten Technik). Dessen Notkühlsystem 
war bis auf die erwähnte Ventilfrage autark und der Umlauf erfolgte ohne 
Pumpen. Der Kühlwasserbehälter war drucklos und somit behelfsmässig 
nachfüllbar. Die Kühlung scheiterte aufgrund der erwähnten geschlossenen 
Ventile (plus mögliche Risse durch das Erdbeben, unbestätigt).

Demgegenüber arbeitete die Notkühlung der Blöcke 2 und 3 aktiv per 
Hochdruckpumpe, betrieben über den Differenzdruck zwischen Druckbehälter 
und Torus und mit Kühlung durch den Torus. Das hatte funktioniert bis 
der Torus dafür zu heiss wurde. Daher die gegenüber Block 1 um Tage 
verzögerte Wasserstoffexplosion in Block 3. Die Technik zur Kühlung des 
Torus wurde vom Tsunami komplett zerstört, Strom hätte die Katastrophe 
allenfalls besser dokumentiert, aber m.E. nicht vermieden.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Dann wird irgendwo kaputtgespart, unsichere (aber
> lukrativere) Reaktortypen gebaut, nicht genug nachgedacht bzw. nicht den
> Vorschriften entsprechend gehandelt und dann passieren solche Unfälle.

Die Vorschriften ändern sich über die Jahre. Entscheidend ist der 
Zeitpunkt der Genehmigung. Danach wird zwar ab und zu nachgerüstet, aber 
Anlagen aus den 60/70ern wären 20 Jahre später auch mit der erfolgten 
Nachrüstung nicht mehr genehmigungsfähig gewesen. Man kann also 
innerhalb der Vorschriften bleiben und trotzdem unvorbereitet sein. Erst 
recht, wenn man die möglichen Katastrophen weit unterschätzt.

Man kann andererseits nicht so einfach neue Anforderungen an Altanlagen 
ansetzen, wenn sie nicht realisierbar sind (z.B. Anzahl Notkühlsysteme 
und Kühlkreisläufe). Jedenfalls nicht, wenn Anlagen finanziell planbar 
und die laufenden Kosten im Rahmen bleiben sollen. Denn die Rentabilität 
ist auf einige Jahrzehnte kalkuliert, eine vorzeitige Abschaltung sorgt 
für entsprechende Kosten. Das ist übrigens bei Flugzeugen ähnlich, auch 
da fliegt ganz legal einiges Zeug rum, was heute nicht mehr genehmigt 
würde.

Wenn man alle unbekannten finanziellen Risiken durch veränderte 
Bedingungen über die Jahrzehnte des Betriebs vorher einrechnen muss, 
dann werden solche Anlagen hoffnungslos unrentabel (mal vorausgesetzt 
sie waren es jemals).

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn eine innere Kühlung nicht mehr möglich ist (warum auch immer), dann 
muß man eben den Reaktor drucklos machen und auf eine Durchlauf- bzw. 
Verdampfungskühlung umsteigen. Problematisch dabei ist die Freisetzung 
geringer Mengen an Radioaktivität durch das freiwerdende angeregte 
Kühlmittel des Primärkreislaufs. Es kommt jedoch nicht zu einer 
Zerstörung der Brennstäbe und damit zur direkten Freisetzung des 
Brennstoffs durch Kernschmelze und Explosion. Möglicherweise wird der 
Reaktor durch Einleitung von solch relativ ungefiltertem Wasser 
geschädigt, aber das wäre mir persönlich in einem derartigen Havariefall 
egal. Wenn mir der Kessel um die Ohren fliegt wird alles nur noch 
schlimmer.

Block 4 war übrigens auch schon längere Zeit abgeschaltet, kein einziger 
Brennstab im Reaktor und trotzdem hat es ihn durch eine Explosion 
zerrissen.

In gewissen Grenzen erfolgt der Kühlmittelumlauf durch die 
Temperaturunterschiede immer autark, wie bei einer Schwerkraftheizung. 
Das löst jedoch nicht das eigentliche Problem, daß ich mit der Wärme 
irgendwo hin muß. Sonst steigt die Temperatur und der Druck immer weiter 
an und irgendwann fliegt nunmal der Deckel weg.

Die Wasserstoffexplosion ist auch nur das Tüpfelchen auf dem i. Wenn 
Wasserstoff in solchen Mengen freigesetzt wird, ist der Kern schon lange 
am Schmelzen, der Wasserstoff entsteht durch die Reaktion des Wassers 
bzw. Wasserdampf mit den überhitzten Brennstäben.

Ich bin weiterhin der Meinung, Dieselgeneratoren zusammen mit ihren 
Tanks auf einer Anhöhe, wie bei besagtem einem Diesel auch geschehen, 
hätten vieles einfacher gemacht.

Klar, bei direkten Schäden an der Struktur hilft die beste 
Notstromversorgung nichts mehr. Allerdings ist das dann wieder ein 
Fehler, der bei Planung und Bau gemacht worden ist - man hätte stabiler 
bauen müssen. War aber wahrscheinlich wieder mal zu teuer.

Was da wirklich schiefgelaufen ist und letztlich neben den Planungs- und 
Baufehlern zur Zerstörung beigetragen hat, kriegen wir sowieso nie raus. 
Dafür hat hier auch niemand genug Ahung von dieser Technik. Ich bin aber 
der Meinung, daß das frühere Einleiten von Meerwasser unter Inkaufnahme 
der durch das Salz erfolgenden Schädigung der Reaktoren (wie später auch 
geschehen) evtl. die Explosionen verhindert hätte. Vielleicht wurde zu 
lange probiert, die Reaktoren für die Zukunft in betriebsfähigem Zustand 
zu halten. Letztendlich läuft sowieso alles auf durch den Tsunami 
verursachte Schäden hinaus, die nicht hätten passieren dürfen.

von Icke ®. (49636b65)


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magic smoke schrieb:
> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
> betreiben.

Das wollen uns die Konstrukteure glauben machen, seit es Kernkraftwerke 
gibt. Reichen zwei Super-GAUs und weitere schwere Störfälle innerhalb 
weniger Jahrzehnte als Gegenbeweis immer noch nicht aus? Von der 
Abfallproblematik gar nicht zu reden.

von Magic S. (magic_smoke)


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Jo dann fassen wir mal zusammen:

1. Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll. Das 
gleiche, als würdest Du bei einem Teekessel probieren, den Wasserstand 
anhand der austretenden Dampfmenge zu messen. Mir unverständlich, wer so 
eine Scheiße bei so einer gigantischen Anlage bauen durfte.

2. Sicherheitstests unter Missachtung der Vorschriften, Blockierung des 
Reaktorschutzes und trotz klarer Anzeichen, daß sich der Reaktor nicht 
wie gewohnt verhält, waren auch keine gute Idee. Dazu fehlendes 
Containment, positiver Dampfblasenkoeffizient (verursacht steigende 
Reaktorleistung bei abnehmender Kühlwassermenge) und Steuerstäbe, die 
beim Einfahren in den Kern die Reaktivität zusätzlich anheben... für 
mich klare Widersprüche gegen ein sicheres Reaktorkonzept.

3. Dieselgeneratoren, die in einem Tsunami-gefährdeten Gebiet im Keller 
stehen und zusätzlich die gesamte Anlage dort nur wenige Meter über 
Meeresniveau gebaut ist. Wär hätte denn gedacht, daß da wirklich mal ein 
Tsunami kommt? Die Japaner offenbar nicht.

Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht 
nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den 
höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum 
Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen 
entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden. Kurz 
und schmerzlos. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit 
meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein 
spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr 
fahren. Da fragt niemand ob mein Auto schon bezahlt ist oder noch zum 
Arbeiten gebraucht wird. Es könnte ja sein, da verletzt sich jemand dran 
wenn er vor mir über die Straße rennt.

von Georg W. (gaestle)


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Nicht zu vergessen dass der ursprünglich geplante Bauplatz höher gelegen 
war. Die Anlage wurde näher am Meer errichtet um bei den 
Kühlwasserpumpen sparen zu können. Die ersatzweise errichtete 
Schutzmauer wurde auch abweichend von der Baugenehmigung erstellt. Was 
nützt die beste Technik wenn ein Klüngel aus Politik und Industrie deren 
wirkungsvollen Einsatz verhindert und Mängel vertuscht?

von Paul B. (paul_baumann)


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Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
in private Hände. Da kommt nur Mumpitz raus, weil von der Gier 
gesteuerte
"Experten" sog. "Sparkonzepte" umsetzen.

:-(

MfG Paul

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Wenn eine innere Kühlung nicht mehr möglich ist (warum auch immer), dann
> muß man eben den Reaktor drucklos machen und auf eine Durchlauf- bzw.
> Verdampfungskühlung umsteigen.

Das ist einer der bekannten Knackpunkte von Reaktoren mit Kühlung durch 
Wasser. Es funktioniert nur mit hohem Druck. Flüssigsalzreaktoren und 
natriumgekühlten Typen haben dieses(!) Problem nicht.

So sind beispielsweise die Druckwasser-Reaktoren aus Reaktoren für 
U-Boote abgeleitet. Die kannte man in den USA damals und hat darauf 
aufgebaut, Deutschland hat dieses Prinzip davon übernommen. Für den 
zivilen Einsatz war deren hohe Leistungsdichte den Technikern schon 
lange unangenehm, aber es ist halt einfacher, bestehende Technik zu 
verbessern als neue zu entwickeln.

Die russischen RBMK-Typen (Tschernobyl) sind speziell darauf optimiert 
worden, neben Strom auch Plutonium zu liefern. Weshalb es die auch nur 
in der SU gab, nicht in den Satellitenstaaten.

Andere Linien waren auch nicht unbedingt problemlos. Die Briten hatten 
graphitmoderierte Typen mit CO2-Kühlung und Probleme damit führten zur 
Umbenennung von Windscale in Sellafield (so löst man dort Problem).

Die Franzosen hatten natriumgekühlte Brutreaktoren. Hatten. Glücklich 
sind sie damit auch nicht geworden.

Ich gehe davon aus, dass bei jedem fundamental neuen Typ mindestens 
die erst produktive Generation nach den Erfahrungen weniger Jahre 
eigentlich auf den Müll gehört. Weil man erst dann lernt, wo der 
Knackpunkt dieser Technik liegt. Das ist der Grund, weshalb man so 
gerne auf bestehender Technik mit bestehenden Schwachstellen aufbaut. 
Die kennt man.

> Block 4 war übrigens auch schon längere Zeit abgeschaltet, kein einziger
> Brennstab im Reaktor und trotzdem hat es ihn durch eine Explosion
> zerrissen.

Dem Untersuchungsbericht zufolge war da eigentlich Block 3 dran schuld. 
Der über eine gemeinsame Abluftanlage den Block 4 mit Wasserstoff 
versorgte. Erspar mit dabei bitte die Gundersens dieser Welt - 
angesichts des Unsinns den der alles verzapft hat.

> In gewissen Grenzen erfolgt der Kühlmittelumlauf durch die
> Temperaturunterschiede immer autark, wie bei einer Schwerkraftheizung.

Man kann einen Notkühlkreislauf so konzipieren.

> Das löst jedoch nicht das eigentliche Problem, daß ich mit der Wärme
> irgendwo hin muß. Sonst steigt die Temperatur und der Druck immer weiter
> an und irgendwann fliegt nunmal der Deckel weg.

Gasgekühlte Anlagen kann man angeblich so bauen, dass die Oberfläche des 
Sicherheitsbehälters zur Notkühlung ausreicht.

> man hätte stabiler bauen müssen

Was man vorher hätte besser machen sollen weiss man hinter immer ganz 
genau. ;-)

> Was da wirklich schiefgelaufen ist und letztlich neben den Planungs- und
> Baufehlern zur Zerstörung beigetragen hat, kriegen wir sowieso nie raus.

Weshalb? Nicht bis ins letzte Detail, klar, weil die Instrumentierung 
kaum noch funktionierte, und das was davon verblieb unzuverlässig war. 
Aber so ganz blank ist man nicht. Der japanische Untersuchungsbericht 
ist offiziell verfügbar - und übrigens auch in Englisch.

> Dafür hat hier auch niemand genug Ahung von dieser Technik. Ich bin aber
> der Meinung, daß das frühere Einleiten von Meerwasser unter Inkaufnahme
> der durch das Salz erfolgenden Schädigung der Reaktoren (wie später auch
> geschehen) evtl. die Explosionen verhindert hätte.

Solche "hätte man ..." Szenarien wirst du im Untersuchungsbericht 
freilich nicht lesen. Das war nicht deren Aufgabe.

Zum Isolation Condenser von Block 1 (s.u.) gibts allerdings ziemlich 
viele Seiten mit Details in einem Vorbericht der Untersuchung. Der hatte 
die Mitglieder ganz offensichtlich sehr interessiert. Im 
Abschlussbericht blieb davon weit weniger.

http://en.wikipedia.org/wiki/Isolation_Condensor

> Vielleicht wurde zu
> lange probiert, die Reaktoren für die Zukunft in betriebsfähigem Zustand
> zu halten.

Ja, das ist dokumentiert.

> Letztendlich läuft sowieso alles auf durch den Tsunami
> verursachte Schäden hinaus, die nicht hätten passieren dürfen.

Korrekt.

: Bearbeitet durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> 1. Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll.

Ich habe grad nicht im Kopf wie das technisch funktionierte - aber 
mach's erst einmal besser. Schwimmer geht nämlich nicht und alles was 
man dafür verwendet muss man drauf abklopfen, ob dadurch keine neue 
Schwachstelle entsteht, beispielsweise in Festigkeit und möglicher 
Leckage.

> positiver Dampfblasenkoeffizient ...

Nur der Einordnung halber: Hier mischst du Tschenobyl mit rein.

> mich klare Widersprüche gegen ein sicheres Reaktorkonzept.

Eindeutig.

> Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht
> nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den
> höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum
> Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen
> entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden.

Das wäre zweifellos die sicherste Methode. Auch deshalb, weil das von 
vorneherein sicherstellt, dass eine Anlage, die auf 40-50 Jahre 
finanziert wird, erst garnicht gebaut wird. Weil unkalkulierbar.

Allerdings wird dann auch dein Urlaub deutlich teurer. Wenn du diese 
Messlatle auch bei Flugzeugen ansetzt.

> Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit
> meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein
> spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr
> fahren.

Der hinkt aber wirklich ziemlich extrem. Um solchen Kleinkram geht es 
hier nicht. Nachrüstungen gibt es. Aber eine Anlage mit 2 
Kühlkreisläufen kriegst du nicht zu einer 4 umgerüstet, die kannst du 
abreissen.

Wobei man freilich auch sehr gerne bei den Nachrüstungen schlampt, weil 
niemand drauf erpicht ist, in Zeugs "was ja läuft" Geld reinzustecken. 
Und die Kontrollgremien dank Personalrotation mit den kontrollierten 
Firmen eng verschwistert sind.

Aber lang mal an die eigene Nase: Wie gerne vernähmst du selbst die 
frohe Botschaft, dass aufgrund von Sicherheitsbedenken bei den Anlagen 
der Strompreis mal eben um 50% erhöht werden muss? Vor der Katastrophe 
würdest du vermutlich die ach so gierigen Bosse und Politiker dafür in 
die Hölle wünschen.

von Jörg S. (joerg-s)


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magic smoke schrieb:
> Was Nachrüstungen betrifft: Ich find wenn so eine Anlage nicht
> nachgerüstet wird bzw. nicht nachgerüstet werden kann, so daß sie den
> höchsten Sicherheitsanforderungen (die man an eine solche Anlage zum
> Schutz der Bevölkerung stellen muß) und neusten Erkenntnissen
> entspricht, dann muß sie umgehend außer Betrieb genommen werden. Kurz
> und schmerzlos. Der Vergleich hinkt zwar ein wenig, aber wenn ich mit
> meinem Auto zum TÜV fahre und vorne an der Stoßstange steht irgendein
> spitzes scharfes Metallteil ab, dann darf ich damit auch nicht mehr
> fahren. Da fragt niemand ob mein Auto schon bezahlt ist oder noch zum
> Arbeiten gebraucht wird. Es könnte ja sein, da verletzt sich jemand dran
> wenn er vor mir über die Straße rennt.
Konsequenterweise müsste man das dann auch auf den Privatsektor 
ausweiten.
Also:
Stegleitung in der Wand ist nicht sicher? Also ALLE solche Häuser 
aufreißen und neu machen.
Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche 
Kühlschränke auf den Müll.
Auto hat zu viel CO2 Ausstoß? Also ALLE solche Autos auf den Müll...

Mal schauen was von der Forderung dann noch übrig bleibt :)

von (prx) A. K. (prx)


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Paul Baumann schrieb:
> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
> in private Hände.

Beim Wasser bin ich bei dir. Energie wird durch den Staat aber nicht 
sicherer. Der schlampt nämlich genauso. Wieviele Staaten kennst du, die 
genug Geld für ungeplante sauteure Nachrüstungen haben? Jenes Geld, das 
man zur Rettung des eigenen Hosenbodens lieber in Wahlgeschenke 
investierten könnte.

Geld, was in Vermeidung von Katastrophen investiert wird, wird 
unweigerlich wie eine Fehlinvestition wahrgenommen. Weil ja die 
Katastrophe ausbleibt und niemand was davon merkt, dass sie ausblieb.

von S. E. (crayse)


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Bei der Diskussion, ob solche (oder ähnliche) Katastrophen generell von 
Menschen beherrschbar sind, muss ich immer an ein lustiges Zitat aus 
Futurama 3-9 (The Birdbot of Ice-Catraz) denken:

Leela: Dark matter oil? What if we hit something? The tanker could leak.
Prof. Farnsworth: Impossible! The tanker has 6,000 hulls. So, unlike me, 
it's entirely leak-proof.

und dann später

Fry: What happened?
Dr. Zoidberg: All six thousand hulls have been breached.
Fry: Oh, the fools! Why didn't they build it with six thousand and one 
hulls? When will they learn?

Im Nachhinein ist man immer schlauer, das war und wird wohl immer so 
bleiben. Außerdem ist zwischen Vorgaben und Umsetzung immer noch ein 
gewisses "Restrisiko", mal vom generellen Restrisiko Mensch abgesehen.

-> Besser auf Technologien verzichten bei denen man keine Fehler 
tolerieren kann, weil die damit verbundenen Schäden und Risiken einfach 
den Gesamt-Nutzen komplett übersteigen. Hinzu kommt natürlich noch das 
(schon allein moralisch) unlösbare Abfallproblem. Das Hauptrisiko ist da 
in meinen Augen wieder auf menschlicher Seite. Bei der Asse weiß man 
jetzt schon (nach knapp einem halben Jahrhundert) nicht mehr was da 
eigentlich genau drin ist. Kann doch wirklich niemand behaupten, dass 
nicht spätestens in 5000 Jahren irgendeine Zivilisation die dann die 
Erde bevölkert (in der optimistischen Hoffnung, dass es dann überhaupt 
noch Menschen gibt) neugierig herumgräbt, um dann (wahrscheinlich viel 
zu spät) festzustellen, dass sie ein nukleares "Endlager" entdeckt hat.
Wer weiß wer dann überhaupt noch etwas mit Radioaktivität anfangen kann. 
Ist ja keineswegs so, dass die Menschheitsgeschichte nur linear 
verläuft. Denken wir 5000 Jahre zurück hat es in der Zwischenzeit einige 
Vor- und Rückschritte und damit verbundene komplette Wissensverluste 
gegeben.

Aber klar, wär ja auch gerade hier in den Industrieländern kaum 
auszuhalten, wenn die kWh 3-4 Cent mehr kostet (weil in den Atomstrom 
die echten Kosten gar nicht eingerechnet sind).

Nene, schon gut, dass wir da raus sind. Hoffen wir mal, dass es uns 
wenigstens unsere Nachbarn schnell nachtun.

von Axel L. (axel_5)


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A. K. schrieb:
> Paul Baumann schrieb:
>> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
>> in private Hände.
>

Tepco ist doch quasi öffentliche Hand. Die haben doch Hand in Hand 
geschlampt.

Letzlich gelten zuallererst immer Murphies Gesetze. Und die verbieten 
den sicheren Betrieb eines AKW.

Man kann viel darüber philosophieren, wie man ein AKW sicherer machen 
kann, aber das ändert nichts daran, dass man nicht an alles denken kann, 
selbst wenn man unbegrenzte Mittel hätte. Bei Flugzeugen fällt dann eben 
mal eines runter, der Schaden ist aber durchaus überschaubar und der 
Nutzen im Vergleich recht hoch, vor allem, wo die Alternativen deutliche 
Nachteile haben. Der Nutzen eines AKW ist demgegenüber begrenzt, der 
potentielle Schaden aber enorm.

Gruss
Axel

von Axel L. (axel_5)


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S. E. schrieb:

> Aber klar, wär ja auch gerade hier in den Industrieländern kaum
> auszuhalten, wenn die kWh 3-4 Cent mehr kostet (weil in den Atomstrom
> die echten Kosten gar nicht eingerechnet sind).

Das war mal. Die aktuell gebauten AKW kommen bei den Strompreisen nicht 
besser weg als selbst Solarenergie. Billig sind nur die alten, 
abgeschriebenen Schrottmeiler, weil die auf dem Sicherheitsstandard von 
1960 arbeiten.

Gruss
Axel

von Paul B. (paul_baumann)


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A.K. frug:
> Wieviele Staaten kennst du, die
>genug Geld für ungeplante sauteure Nachrüstungen haben?

Da fällt mir bei kurzem Nachdenken Finnland ein.
Andere Fragen: Wie lange gibt es schon Kernkraftwerke? Hat man nicht in 
den
vielen Jahren bei den unterschiedlichsten Typen die Schwachstellen 
erkannt?
Will man die vielleicht gar nicht beseitigen, weil das den Profit 
schmälern
würde?

Ich bleibe dabei: Ein privater Investor wird immer nach der Methode 
handeln:
"So billig und einfach wie möglich -wenn es kracht und knallt, kann ich
die Schäden ohnehin nicht abdecken und DANN wird diese Art der 
Energie-
versorgung vergesellschaftet -aber eben erst DANN

:-((

MfG Paul

von Jörg S. (joerg-s)


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S. E. schrieb:
> Kann doch wirklich niemand behaupten, dass
> nicht spätestens in 5000 Jahren irgendeine Zivilisation die dann die
> Erde bevölkert (in der optimistischen Hoffnung, dass es dann überhaupt
> noch Menschen gibt) neugierig herumgräbt, um dann (wahrscheinlich viel
> zu spät) festzustellen, dass sie ein nukleares "Endlager" entdeckt hat.
> Wer weiß wer dann überhaupt noch etwas mit Radioaktivität anfangen kann.
Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal. 
Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste 
ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.
Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn 
nicht verschwinden.

von (prx) A. K. (prx)


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Paul Baumann schrieb:
> Andere Fragen: Wie lange gibt es schon Kernkraftwerke? Hat man nicht in
> den vielen Jahren bei den unterschiedlichsten Typen die Schwachstellen
> erkannt?

Natürlich.

> Will man die vielleicht gar nicht beseitigen, weil das den Profit
> schmälern würde?

Doch. Ebenfalls Finnland. Denen hat man den EPR verkauft, die 
Weiterentwicklung der klassischen Druckwasser-Reaktoren. Die Franzosen 
bauen selber auch, da kommt der her. Der Berliner Airport lässt grüssen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Olkiluoto

Andere Weiterentwicklungen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Generation_III_reactor

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Konsequenterweise müsste man das dann auch auf den Privatsektor
> ausweiten.
> Also:
> Stegleitung in der Wand ist nicht sicher? Also ALLE solche Häuser
> aufreißen und neu machen.
> Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche
> Kühlschränke auf den Müll.
> Auto hat zu viel CO2 Ausstoß? Also ALLE solche Autos auf den Müll...

Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich. Das Schadenspotential der 
genannten technischen Anlagen ist um Größenordnungen geringer, als das 
eines AKW. Den Strom auf einer Stegleitung kann man abschalten, 
entwischte Radioaktivität nicht..

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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magic smoke schrieb:

> Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
> sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
> Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut. Was dann
> passiert wenn der Keller dann im Falle eines Tsunamis überflutet wird
> sollte jedem klar sein.

In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen. Vielleicht war es
aber ein Problem speziell in Japan, auf Grund der dort üblichen
unterschiedlichen Stromsysteme, passende Aggregate zu finden. Es
gibt in Japan ja nicht diese Quasinorm wie in D mit 400V Drehstrom.
Gruss
Harald

von (prx) A. K. (prx)


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Harald Wilhelms schrieb:
> In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
> möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
> z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen.

- Die Instrumentierung arbeitet vermutlich mit Gleichstrom.
- Stromverteiler und Schaltanlagen lagen unter Wasser. Salzwasser.

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal.
> Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste
> ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.
> Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn
> nicht verschwinden.

Ach? Für mich ist das schon ein qualitativer Unterschied!
Vielleicht denkst du da an andere Giftstoffe als ich, aber die so 
normalerweise endgelagerten Gifte, d.h. Dioxine, Furane, Cyanide haben 
im normalen Erdboden Halbwertszeiten von der Größenordnung Jahrzehnten 
im Vergleich zu Jahrtausenden bei Atommüll. Für Schwermetalle 
(Quecksilber, Arsen) sieht das natürlich anders aus. Durch die ist aber, 
wenn man die jetzt ausgraben sollte auch nicht automatisch alles 
verseucht. Die sind ja in der Natur sowieso schon immer da gewesen. Nur 
eben nicht an einem Ort konzentriert. Selbst wenn sich diese überall 
gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch 
auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis 
auch toleriert.
Atommüll dagegen ist komplett vom Menschen gemacht. Selbst wenn der (was 
nicht trivial ist) komplett gleichmäßig auf alle Weltmeere und alle 
Dinge verteilt steigt damit die Hintergrundbelastung für den Menschen 
und alle Lebewesen signifikant an. Und natürlich je mehr, desto mehr 
Müll wir produzieren. Insofern ist eine Argumentation nach dem Motto, 
jetzt haben wir ja eh schon ein bisschen Müll, also das Problem, dann 
ist es ja auch egal, wieviel da noch dazukommt, wenig zielführend.

Aber klar, der Müll der da ist, mit dem müssen wir irgendwie umgehen. 
Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das 
wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden 
Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so 
viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat, 
ist also unklar, ob nachfolgende Generationen diesen "Energiekredit" den 
wir aufgenommen haben jemals zurückzahlen werden. Nachhaltigkeit ist ja 
im Allgemeinen nicht die große Stärke der Tagespolitik.
Auch hier gilt aber wieder: Je mehr Müll, desto teurer und aufwändiger.

von Uhu U. (uhu)


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Harald Wilhelms schrieb:
> In einem technisch hochentwickeltem Land wie Japan sollte es doch
> möglich sein, innerhalb von ein paar Stunden Ersatzstromaggregate
> z.B. per Hubschrauber nach Fukushima zu bringen.

Bei schönem Wetter - aber nicht nach einem Beben der Magnitude 9 mit 
nachfolgendem Tsunami...

von Roland E. (roland0815)


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Jungs, die ihr hier über "Reaktor drucklos machen" reden:
Fukushima sind(waren) Siedewasserreaktoren. Die sind quasi von Haus aus 
"Drucklos". Das echte Problem ist die massive Freisetzung von Cäsium, 
wenn man tatsächlich den Stöpsel zieht, um Wasser ohne Druck reinlaufen 
zu lassen. Das Iod ist nach 1 Jahr vergessen...

Und prinzipiell reicht es im Notfall tatsächlich, den Reaktor "ins 
Wasser zu stellen", um ein Durchschmelzen des Druckbehälters zu 
verhindern. Wie es dort auch mit der Betonpumpe gemacht wurde. Das 
Inventar ist dann natürlich futsch...

von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Fukushima sind(waren) Siedewasserreaktoren. Die sind quasi von Haus aus
> "Drucklos".

Wie bitte???

von G. C. (_agp_)


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Jörg S. schrieb:

"in 5000 Jahren"
> Ob sie nun hoch toxischen Giftmüll oder Atommüll finden, ist recht egal.
> Solange also Giftmüll problemlos unter der Erde verbuddelt wird, wüsste
> ich nicht warum das mit Atommüll was anderes sein soll.

Ein wesentlicher Unterschied ist
- der eine Müll strahlt, der andere nicht
- Strahlung schreckt Bürger; der Müll könnte von Böslingen als Waffe 
eingesetzt werden, muss also besonders bewacht werden
- Strahlung erzeugt definitiv Langzeitschäden wie Krebs
- Strahlenmüll strahlt schön lange vor sich hin und wird im Havariefall 
(oder bei zufälligem Antreffen) leicht verschleppt, wie bei Tepco zu 
sehen
- Strahlung ist optisch nicht erkennbar, im Gegensatz zu irgendwelchen 
atypisch ausschauenden verklappten Reststoffen, die man gerne mal bei 
Grabungen auf alten Firmengeländen vorfindet und als solche leicht 
erkennt
- Strahlenmüll ist schwer zu entsorgen
- Quecksilber, Arsen usw. könnten vielleicht später sogar mal wichtige 
Rohstoffe sein, nur was willst du mit strahlendem Abfall mal anfangen? 
Den Fluxkompensator befüllen?

> Und was viele immer dabei vergessen: DER MÜLL IST DA! Reden lässt ihn
> nicht verschwinden.

Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt 
mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers? Wieviel davon ist 
bereits ins Meer gelangt? Wieviel ins Grundwasser? Die Umwelt freut sich 
darüber bestimmt nicht sonderlich.

Es sei auch mal das Leid der zurückgelassenen Haustiere erwähnt. Viele 
Streicheltiere sind kontaminiert und durften bzw. dürfen (so wurde 
berichtet) nicht mit evakuiert werden.

Haben die überhaupt inzwischen nach der langen Zeit ein tragfähiges 
Konzept für die Reinigung ihres versuchten Areals oder mehr so "Ideen"?

Setzt Tepco eigentlich noch immer Leiharbeiter unter erbärmlichen 
Bedingungen ein um den Strahlendreck zu bändigen? Was man vereinzelt an 
Berichten aus der Region Fukushima so mitbekommt scheint das der Fall zu 
sein. Die Gebiete rund um den Reaktor sehen wie aus? Ödlandschaft weil 
keiner dort sich traut aufzuräumen ..

Geschätzt 150 bis 187 Milliarden Euro Kosten für die Reaktorkatastrophe 
(Wikipedia). Wie gut das Atomenergie so "billig" ist.

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Bei schönem Wetter - aber nicht nach einem Beben der Magnitude 9 mit
> nachfolgendem Tsunami...

Sehe ich auch so.
Die Kraftwerke waren nicht Priorität 1, das sind sie nur bei uns, dank 
der langjährigen Stimmungsmache.
Es ging eher darum, 250000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit zu 
bringen, das wird bis heute in den Medien hintenan gestellt.
Und die Logistik ist in einem solchen Disaster quasi null. Da geht 
nichts schnell.

von (prx) A. K. (prx)


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g. c. schrieb:
> Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt
> mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers?

Was sie wollen und auch tun wenns grad mal wieder funktioniert: Wasser 
reinigen. Nur sah es das letzte Mal als ich da reinsah eher so aus, als 
ob mehr solches Wasser anfällt als sie reinigen können.

Aber wenn die Behälter so weiterrosten, dann löst sich das beim nächsten 
Erdbeben auf natürlichem Weg und fliesst einfach ab.

> Wieviel davon ist bereits ins Meer gelangt?

Zu viel.

> Haben die überhaupt inzwischen nach der langen Zeit ein tragfähiges
> Konzept für die Reinigung ihres versuchten Areals oder mehr so "Ideen"?

Für eine Parkanlage ist es früh. Wobei die Gegend um die Reaktoren 
drumrum nicht so schlimm dran ist. Da hatte Tschernobyl sehr viel mehr 
zu bieten. Und die Trümmer sind m.W. beseitigt.

> Setzt Tepco eigentlich noch immer Leiharbeiter unter erbärmlichen
> Bedingungen ein um den Strahlendreck zu bändigen?

Es liegt in der Natur der Sache, dass dreckige Jobs in dieser Branche 
keine Daueranstellung zulassen. Da muss man rotieren. Ist hierzulande 
nicht anders.

> Die Gebiete rund um den Reaktor sehen wie aus? Ödlandschaft weil
> keiner dort sich traut aufzuräumen ..

Vermutlich haben sie andere Prioritäten, als die Gegend in japanische 
Steingärten umzuwandeln.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Das echte Problem ist die massive Freisetzung von Cäsium,
> wenn man tatsächlich den Stöpsel zieht, um Wasser ohne Druck reinlaufen
> zu lassen.

So'n normaler Druckkochtopf für die Küche sieht von aussen auch drucklos 
aus. Bis man ihn aufmacht (wenn es denn ginge). Dann sieht die Küche 
hinterher nicht mehr schön aus - und deine Haut auch nicht. Und der hat 
keine 75atm bei an die 300°C.

Dass ein Druckwasserreaktor noch ein paar mehr Atm zu bieten hat heisst 
nicht, dass in einem Siedewasserreaktor kein Druck drin wär. Eine 
athmosphärische Dampfturbine wär mörderisch schlecht fürs Geschäft.

: Bearbeitet durch User
von G. C. (_agp_)


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A. K. schrieb:

> Vermutlich haben sie andere Prioritäten, als die Gegend in japanische
> Steingärten umzuwandeln.

Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich sehe da schon einen 
Unterschied für die Menschen vor Ort - rund um den Reaktor - zwischen 
dem Versuch die mechanisch entstandenen Schäden an den Häusern wieder zu 
reparieren und mit dem radioaktiven Fallout zurechtzukommen, der 
großflächig aber vereinzelt auch sehr induviduell über die Grundstücke 
herabgeregnet ist. Auf Phoenix zeigten sie wie dort Dekontamination 
betrieben wird oder besser gesagt versucht wird. Wirkte mehr als 
hilflos. Ich stelle mir jetzt gerade mal hier ein Immobilienangebot in 
der Zeitung vor: (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu 
verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort 
jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Achja, ein Japaner mittleren Alters erzählte dem Kamerateam, dass er 
sich nicht mehr um mögliche Strahlenschäden für ihn schert. Er rechnet 
in den nächsten Jahren ohnehin mit seinem baldigem Tod durch 
strahlenbedingte Leukämie.

An den Schäden in den Küstenregionen durch die Tsunamiewelle werden sie 
auch noch lange zu knabbern haben. Aber die sieht man wenistens und wenn 
sie weggeräumt sind, sind sie weg. Das ist denke ich wenigstens eine 
Perspektive anders als kontaminierte Gründstücke und Umgebung.

von (prx) A. K. (prx)


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g. c. schrieb:
> der Zeitung vor: (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu
> verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort
> jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Solange jedes Erdbeben die Gegend endgültig verseuchen könnte, weil die 
Reaktoren nach wie vor wacklig sind, wär so ein Ansinnen eher komisch.

Nope. Erst müssen die Reaktoren wirklich gesichert sein. Also #4 
entleert - da sind sie wohl dran. Und die übrigen müssen mit einem 
sauberen Kreislauf versehen sein, bei dem nicht das meiste Wasser als 
Dreck sonstwohin läuft - davon sind sie noch sehr weit entfernt.

von Falk B. (falk)


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@ magic smoke (magic_smoke)

>Der Fehler bei Fukushima war meiner Meinung nach kein Bedienfehler,
>sondern irgendein Idiot hat sämtliche Notstromdiesel in einem
>Tsunami-gefährdeten Gebiet in den Keller des Kraftwerks gebaut.

FALSCH! Es war der TECHNIKWAHN der 50er und 60er, der ein ATOIMKRAFTWERK 
DIREKT an den PAZIFIK gebaut hat! Das ist kein Ententeich, das ist der 
größte und gefährlichste Ozean dieses Planeten. Und Tsunamimarken auf 
vergangenen Zeiten lagen KILOMETER hinter dem AKW im INLAND!!! Das wurde 
alles ignoriet bzw. "ingenieurtechnisch" berücksichtigt, mit einer 
Mauer. Weil ja auch bekanntermasen Mauern jahrhundertelang immer gut 
funktioniert haben. Chinesische Mauer, Berliner Mauer, Israelelische 
Mauer . . .


>Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
>betreiben.

Vielleicht. Aber dann wird es DEUTLICH teurer!

@ A. K. (prx)

>Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung.

Siehe oben!

>Und dann ist es auch egal, ob
>- die Diesel geflutet werden,
>- dessen Treibstofftanks wegschwimmen,
>- der Torus nicht gekühlt wird (besonders bei #2 und #3).

>Es ergibt keinen Sinn, dabei nur die Diesel rauszupicken. Der Bereich
>zwischen den Reaktoranlagen und dem Meer mit vielen Sekundäranlagen
>wurde komplett zerstört und damit waren mindestens die Blöcke 2 und 3
>nicht mehr beherrschbar.

Tja, ein Kohlekraftwerk, Gas, whatever wäre bestenfalls exlopiert, viel 
Rauch, vielleicht ein paar Dutzend bis hundert Tote, aber das wars. Beim 
AKW ist das "etwa" anders.

>Diese Blöcke waren zum Zeitpunkt des Katastrophe bereits seit Monaten
>abgeschaltet. Die Nachzerfallswärme war folglich entsprechend weit
>abgeklungen.

Ja, schon echt doof dass man monatelang AKTIV kühlen muss, damit die 
Katastrophe ausbleibt. Einfach vor die Tür stellen reicht nicht!

>Wäre ausgesprochen erbebengefährdet. Sicherere Anlagen sind in sich,
>also innerhalb eines Sicherheitsbehälters, für eine Übergangszeit ohne
>aktiv betriebene Komponenten autark und können danach mit Behelfsmitteln
>versorgt werden, z.B. drucklosen Wasserbehälter nachfüllen.

GENAU!

>Paradoxerweise könnte das auf Block 1 im Prinzip zutreffen (Spekulation
>von mir, basierend auf der dokumentierten Technik). Dessen Notkühlsystem
>war bis auf die erwähnte Ventilfrage autark und der Umlauf erfolgte ohne
>Pumpen. Der Kühlwasserbehälter war drucklos und somit behelfsmässig
>nachfüllbar. Die Kühlung scheiterte aufgrund der erwähnten geschlossenen
>Ventile (plus mögliche Risse durch das Erdbeben, unbestätigt).

Schöner Scheiß!

von Unbekannt U. (Gast)


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> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
> betreiben.

Rein technisch gesehen, ja.

Praktisch, mit Faktor Mensch berücksichtigt: Nein.

Es ist ein immer noch sehr weit verbreitetes Konzept, das Verhalten von 
Menschen zu ignorieren. Das fängt im ganz kleinen an, bei der 
Bedienmannschaft vor Ort bis ganz nach Oben, den Menschen im Management, 
Politik und Anteilseigner. Alle ticken sie gleich.

Technik steht nicht alleine im Raum, sondern Menschen interagieren mit 
Technik. Lässt sich doch täglich im Beruf und Freizeit beobachten.

Darüber hinaus ist ist doch irre, die Schlussfolgerung des Films ernst 
zu nehmen es würde nur an diesem einem Ventil liegen. Die Welt ist doch 
ein wenig komplexer und besteht nicht nur aus Schwarz und Weiß. So hat 
dieses Ventil nicht nur die beiden Stellungen "Gut" und "Böse".

Das wird im besagten Film auch kurz angesprochen: Das Ventil geht direkt 
in den Reaktor. Ist das Ventil also offen und die Rohrleitungen bzw. 
dieses Notkühl-Wärmetauscher-Dingens hinter dem Ventil leck, entweicht 
ernsthaft viel Radioaktivität direkt in die Umwelt. Auch nicht schön. Es 
gibt also auch einen ernsthaften Grund, dass das Ventil sich automatisch 
schließt.

Zweiter Punkt, wird im besagtem Film auch kurz angeschnitten aber nicht 
weiter verfolgt: Das Personal ist überhaupt nicht bis zum Ventil 
vorgedrungen, wegen erhöhten Strahlungswerten. Darüber hinaus war alles 
dunkel und auch in diesem Raum wegen des Erdbebens wahrscheinlich auch 
nicht mehr alles an seinem normalen Platz. Ob das Ventil überhaupt von 
Hand hätte geöffnet werden können aufgrund der Umweltbedingungen 
(Zerstörung, Strahlung, Dunkelheit) steht nicht fest.

Dritter Punkt: Angenommen das Ventil wäre rechtzeitig geöffnet gewesen. 
Woher das Wasser für den Notkühler nehmen? Nach einigen Stunden wäre 
alles verdampft gewesen. Die Infrastruktur um das Kraftwerk war 
weiträumig zerstört. Kommunikation zusammengebrochen. Wasser fließt 
nicht bergauf. Es wäre wirklich paradox: Das Kraftwerk überschwemmt, 
überall steht Wasser meterhoch, aber keine Möglichkeit vorhanden 
ausreichende Mengen schnell genug nach oben zum Notkühler zu pumpen. 
Verrückt!

von (prx) A. K. (prx)


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von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Unbekannt Unbekannt schrieb:
> Praktisch, mit Faktor Mensch berücksichtigt: Nein.
>
> Es ist ein immer noch sehr weit verbreitetes Konzept, das Verhalten von
> Menschen zu ignorieren. Das fängt im ganz kleinen an, bei der
> Bedienmannschaft vor Ort bis ganz nach Oben, den Menschen im Management,
> Politik und Anteilseigner. Alle ticken sie gleich.

Das erinnert an einen Spruch eines Raketentechnikers aus den 60ern : 
"Die Baugruppe Mensch verdirbt jeden Entwurf".

g. c. schrieb:
> Daran hätte man besser vorher mal denken sollen. Was macht Tepco jetzt
> mit den vielen, vielen Tonnen kontaminierten Wassers? Wieviel davon ist
> bereits ins Meer gelangt?

Machen wir uns nichts vor - die Jungs werden alles früher oder später 
ins Meer kippen. 'Dekontaminieren' geht hier doch gar nicht, wie sollte 
das klappen? Was im allgemeinen so 'Dekontamination' genannt wird, ist 
doch mehr oder weniger ein Verdünnen (mit Wasser) bis auf einigermassen 
akzeptable Strahlungswerte. Also landet die Brühe im Meer...

Und was bei Tschernobyl ein heimlichtuerisches Regime versaubeutelte, 
macht in Japan die viel zu enge Verzahnung von Industrie und Regierung.

: Bearbeitet durch User
von Rainer U. (r-u)


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Paul Baumann schrieb:
> Die Energieversorgung, das Trinkwasser und der Transport gehören nicht
> in private Hände. Da kommt nur Mumpitz raus, weil von der Gier
> gesteuerte
> "Experten" sog. "Sparkonzepte" umsetzen.

Transport? Was meinst Du - Personen, Güter oder beides? Erklär mal..

von (prx) A. K. (prx)


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Matthias Sch. schrieb:
> Was im allgemeinen so 'Dekontamination' genannt wird, ist
> doch mehr oder weniger ein Verdünnen (mit Wasser) bis auf einigermassen
> akzeptable Strahlungswerte.

Im Gegenteil. Das H2O selber strahlt nicht. Es geht eher darum, den 
Dreck aus dem Wasser rauszufischen, also aufzukonzentrieren. Das 
entstehende leidlich saubere Wasser ist dann kein Problem mehr und das 
Konzentrat ist vergleichbar zu "normalem" Reaktormüll.

Bislang liegt das Problem aber darin, dass weiterhin grosse Mengen 
solchen Wassers anfallen, weil die Anlagen nach wie vor nicht dicht sind 
und viel Wasser aus dem Sumpf gepumpt wird, mit allem unterwegs 
eingesammelten Dreck. Zudem ist diese Dekontaminationstechnik nicht 
trivial.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ A. K. (prx)

>eingesammelten Dreck. Zudem ist diese Dekontaminationstechnik nicht
>trivial.

Wie man Probleme mit HighTec löst, die man ohne sie nie hätte . . .
:-(

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
> Wie man Probleme mit HighTec löst, die man ohne sie nie hätte . . .

Yep. Und nun sattle dein Ross und reite zur Arbeit. ;-)

von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich. Das Schadenspotential der
> genannten technischen Anlagen ist um Größenordnungen geringer, als das
> eines AKW. Den Strom auf einer Stegleitung kann man abschalten,
> entwischte Radioaktivität nicht..
Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.

von Paul B. (paul_baumann)


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Rainer frog:
>Transport? Was meinst Du - Personen, Güter oder beides? Erklär mal..

Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken kann als oben. Daß
Personen nicht in private Hände gehören, versteht sich eigentlich
von selbst. Also bleiben die Güter d.h. Maschinen, Anlagen, Grundstücke
etc.

MfG Paul

von Jörg S. (joerg-s)


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S. E. schrieb:
> Vielleicht denkst du da an andere Giftstoffe als ich, aber die so
> normalerweise endgelagerten Gifte, d.h. Dioxine, Furane, Cyanide haben
> im normalen Erdboden Halbwertszeiten von der Größenordnung Jahrzehnten
> im Vergleich zu Jahrtausenden bei Atommüll.
Klar, es gibt ja auch schwach Radioaktiven Müll. Aber einige Giftstoffe 
bleiben halt auf ewig giftig. Und die Deponie die tödliche Giftstoffe 
AUF EWIG sicher bewahren müsste wird seit Jahrzehnten betrieben, aber 
eine für Atommüll der "nur" Millionen Jahre gefährlich ist nicht.


> Für Schwermetalle
> (Quecksilber, Arsen) sieht das natürlich anders aus. Durch die ist aber,
> wenn man die jetzt ausgraben sollte auch nicht automatisch alles
> verseucht. Die sind ja in der Natur sowieso schon immer da gewesen.
Strahlendes Material ist auch schon immer da gewesen.

> Selbst wenn sich diese überall
> gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch
> auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis
> auch toleriert.
Genau wie bei Strahlung.

> Atommüll dagegen ist komplett vom Menschen gemacht.
Jain, Strahlung ist auch natürlich.


> Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das
> wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden
> Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so
> viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat,..
Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Jörg S. schrieb:
> Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

Na, dann warten wir mal, bis die Technik so weit ist. Wenn man also oben 
in diesen Star Trek Replikator alten KKW-Müll reinsteckt und unten eine 
Tasse edlen Katzenkaffees rauskommt.

von Sni T. (sniti)


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Paul Baumann schrieb:
> Ich weiß nicht, wie ich das anders ausdrücken kann als oben.

Ich denke, er zielt darauf ab, dass vermutlich der Transport "von" 
Personen, sprich ÖNV, Bahn usw gemeint ist. Denn unter "Transport" 
alleine könnte man, wenn man will, auch alle Speditionen verstehen ;-)

von S. E. (crayse)


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Jörg S. schrieb:
> Klar, es gibt ja auch schwach Radioaktiven Müll. Aber einige Giftstoffe
> bleiben halt auf ewig giftig.

Das ist natürlich sehr pauschal. Schreib doch mal an welche Giftstoffe 
du da denkst, von denen wir in 5000 Jahren noch was haben und die deiner 
Meinung nach mit der Toxizität von Pu-239 einigermaßen vergleichbar 
sind.

> Strahlendes Material ist auch schon immer da gewesen.

Haha, na klar, das bisschen was da gewesen ist, sind nur die paar 
natürlichen Isotope die mit ihrer Halbwertszeit von Milliarden Jahren 
noch von der letzten Supernova übrig sind. Ist ja aber auch klar, dass 
die (eben auf Grund der gigantisch langen Halbwertszeit) nur so langsam 
zerfallen, dass die abgegebene Strahlendosis gering ist und deswegen die 
Giftigkeit dieser Materialien auch vergleichsweise gering ist. Die 
Giftigkeit von Uran bei Inkorporation geht hauptsächlich auf die 
chemische Giftigkeit und nicht auf die Strahlung zurück. Bei Plutonium 
mit einer Halbwertszeit von "nur" 24000 Jahren ist es gewaltig anders. 
Hier überwiegt die Toxizität durch Strahlung bei weitem.

Das Problem entsteht ja gerade dadurch, dass der Mensch durch 
Verwandlung dieser gering strahlenden Isotope in sehr gefährliche 
"kürzer strahlende" Isotope die eigentliche Verseuchung herbeiführt. 
Diese stärker strahlenden Isotope sind bei seit ihrer Entstehung bei der 
letzten Supernova schon lange zerfallen gewesen, als die Erde (und 
insbesondere das Leben auf der Erde) entstand. Natürlich sind sie heute 
auch noch "natürlicherweise" in geringeren Mengen vorhanden, wenn sie in 
den Zerfallsketten der langlebigen Isotope vorkommen. Aber 
"natürlicherweise" nur in viel geringerer Konzentration.

Zu sagen dass das ja schon immer da war ist genauso qualifiziert wie zu 
sagen, dass ja ein Kilo Atommüll genauso problematisch ist wie eine 
Tonne.

>> Selbst wenn sich diese überall
>> gleichmäßig verteilen würden, wäre die Belastung wahrscheinlich noch
>> auszuhalten. Insbesondere weil der Mensch dort eine (sehr kleine) Dosis
>> auch toleriert.
> Genau wie bei Strahlung.

NEIN! Nicht wie bei Strahlung. Für viele Schwermetalle und giftige aber 
nicht krebserregende Substanzen kann man eine sogenannte NOAEL-Grenze 
(No observable adverse effect level) bestimmen. Unterhalb dieser Grenze 
werden (z.B. im Tierversuch) keine schädlichen Effekte festgestellt. Für 
strahlende Substanzen (und viele krebserregende Stoffe) ist das anders. 
Hier nimmt die Schädlichkeit pro Dosis nicht ab, wenn man einen gewissen 
Schwellwert unterschreitet sondern bleibt proportional zur aufgenommenen 
Menge. Jedes einzelne strahlende Atom, was du aufnimmst kann bei dir zu 
einer Mutation führen, die Krebs auslöst, ein einzelnes Arsen-Atom macht 
aber normalerweise nur ein einzelnes Enzym kaputt, was du (wenn es dabei 
bleibt) unbeschadet überstehst.

Wie gesagt, für krebserregende Substanzen ist es ähnlich z.B. 
Dimethylsulfat oder Benzol. Zum Glück sind diese oft entweder
- nicht so giftig wie Atommüll (z.B. Asbest)
- oder nicht so langlebig
- oder sie lassen sich mit vertretbarem Aufwand entsorgen, d.h. in etwas 
weniger krebserregendes überführen

Auf Atommüll trifft das i.A. nicht zu.
Die "Grenzwerte" die man so festlegt, heißen übrigens nicht, dass die 
Strahlung darunter ungefährlich ist, sondern sind eigentlich ziemlich 
willkührlich gewählt. Deswegen passt man die ja auch ab und zu mal an, 
wenn es die praktischen Gegebenheiten erfordern. Unseren Nachfahren wird 
wahrscheinlich auch gar nichts anderes übrig bleiben, wenn sie nicht 
verhungern wollen.

>> Mit viel Glück gibt es in ein paar Jahrzehnten mal die Möglichkeit das
>> wenigstens zum Teil durch Transmutation in weniger lange strahlenden
>> Müll umzuwandeln. Wahrscheinlich muss man dann dabei aber mindestens so
>> viel Energie reinstecken, wie man damals im Kraftwerk rausbekommen hat,..
> Es wurde berichtet das dabei auch Strom erzeugt werden könnte.

Klar, und in 30 Jahren haben wir die funktionierende Kernfusion. Das 
wird dann alle Energieprobleme lösen und dann Friede, Freude, 
Eierkuchen. Wovon träumst du sonst so? Wenn ich daran arbeiten würde, 
würde ich das auch versprechen, ... in solche "Berechnungen" geht dann 
aber z.B. meistens nie etwa der Aufwand zum Bau und zur Entsorgung der 
eigentlichen Anlage ein.


Ist nicht persönlich gemeint, aber für mich wirkt das echt wie 
Atomlobby-braingewashte Blauäugigkeit gepaart mit ungebrochenen 
Technikglaube. Kann ich leider nicht so stehen lassen.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Matthias Sch. schrieb:
> Machen wir uns nichts vor - die Jungs werden alles früher oder später
> ins Meer kippen.

Und nach dem Windscale-Prinzip die Gegend einfach umbenennnen, damit das 
Gemüse wieder verkäuflich wird...

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.

Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher - es gibt nur 
mehr davon und alle zusammen bringen es nicht auf das Schadenspotential 
eines AKW.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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magic smoke schrieb:
> Wasserstandsmessung über den Dampfdruck ist nicht so toll.

Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann 
man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

: Bearbeitet durch User
von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Jörg S. schrieb:
>> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.
> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher...
Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist 
genau so hoch wie die eines AKW GAU?

von Georg W. (gaestle)


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g. c. schrieb:
> (De-)Kontaminiertes Eigenheim samt Grundstück zu
> verkaufen. Ob das potentielle Käufer anlockt? Ob sich überhaupt dort
> jemand freiwillig nochmal ansiedeln möchte?

Ob sich Kaufer für dieses Angebot finden werden? Entrümmertes Grundstück 
in 1A-Lage direkt am Meer.
Ich denke ja, obwohl jedem klar sein muss dass jederzeit wieder ein 
Tsunami möglich ist. Der Mensch bewertet mögliche Gefahren völlig 
irrational. Die Gefahren durch Tabak, Alkohol, Teilnahme am 
Straßenverkehr u.s.w. sind uns bestens bekannt, trotzdem macht sich kaum 
einer Gedanken. Irgendwelche abstrakte Gefahren, seien sie noch so 
unwahrscheinlich, lösen jedoch massive Ängste aus.

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

Ich glaube mich zu erinnern, dass es im Untersuchungsbericht steht.

von S. E. (crayse)


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Jörg S. schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Jörg S. schrieb:
>>> Das Potential ist geringer, aber die Wahrscheinlichkeit viel höher.
>> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher...
> Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist
> genau so hoch wie die eines AKW GAU?

Ja, oder zumindest größenordnungsmäßig vergleichbar

Beispiel:

Tödliche Stromunfälle: In Deutschland sterben laut Wiki pro Jahr 50-120 
Menschen an Stromunfällen. Rechnen wir mal mit 100 das geht einfacher, 
geht eh nur um eine grobe Abschätzung.
Hier leben 80 Mio Menschen, d.h. die Chance für einen einzelnen 
Deutschen pro Jahr an einem Stromunfall zu sterben ist:

Weltweit gibt es zur Zeit um die 400 Kernkraftwerke. Von denen sind bei 
weitem nicht alle am Netz (zur Zeit wohl nur grob die Hälfte), aber 
machen wir mal ne Abschätzung zu Gunsten der AKWs und tun so, als wären 
alle am Netz. Zusätzlich nehmen wir an, die wären alle schon seit 60 
Jahren durchgängig gelaufen. Ist natürlich unrealistisch, früher gab es 
gar nicht so viele.
Anyhow: Zählen wir Fukushima und Tschernobyl als echte GAUs, auch wenn 
das die Atomlobby bestimmt zum Teil bestreiten würde, dann erhalten wir 
für die empirische Häufigkeit des Auftretens eines GAUs pro Jahr für ein 
beliebiges Atomkraftwerk

Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes 
Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu 
erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall 
zu erleiden.

Traurig aber wahr. Schade, dass viele das nicht wissen.

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Die Wahrscheinlichkeit eines Stromunfalls oder einer Vergiftung ist
> genau so hoch wie die eines AKW GAU?

Ich hatte mich über die unterschiedlichen Schadenspotentiale - 
geäußert und du argumentierst mit Wahrscheinlichkeiten. Beide haben nun 
wirklich nicht die Bohne miteinander zu tun.

von (prx) A. K. (prx)


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Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall. 
Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

von Rick M. (rick-nrw)


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S. E. schrieb:
> Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes
> Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu
> erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall
> zu erleiden.
>
> Traurig aber wahr. Schade, dass viele das nicht wissen.

Mag ja richtig sein, nur wenn ich einen tödlichen Stromunfall erleide, 
bin nur ich tot, ab unter die Erde fertig.

Bei einem Gau bleibt es nicht bei einem Toten, und die Sache ist nicht 
in 2 Wochen unter der Erde und vergessen.

Wobei beim Stromunfall auch die Idioten dabei sind, die grob fahrlässig 
handeln, u.a. Dachakrobaten auf Zügen neben einer 15kV Leitung - Zoom!

von Falk B. (falk)


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@ A. K. (prx)

>Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall.
>Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

Expect the unexpected!

Wir hatten schon 2x Super-GAU. Das 2. mal in mitten er HigTec Welt, dazu 
noch mit hoher Siedlungsdichte. Es gab enie handvoll GAUs, ala 
Harrisburg etc., wom man mit einem blauen Auge davongekommen ist. Hmm.

Vielleicht ist die "Idee", denn natürlichen Fusionsreaktor Sonne 
schlicht dort zu lassen wo er ist und wie er ist und per Solarenergie 
diesen anzuzapfen gar nicht so dumm?

von Jörg S. (joerg-s)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Ich hatte mich über die unterschiedlichen Schadenspotentiale -
> geäußert und du argumentierst mit Wahrscheinlichkeiten. Beide haben nun
> wirklich nicht die Bohne miteinander zu tun.
Wie sollten sie NICHT etwas miteinander zu tun haben?

von Jörg S. (joerg-s)


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Falk Brunner schrieb:
> Vielleicht ist die "Idee", denn natürlichen Fusionsreaktor Sonne
> schlicht dort zu lassen wo er ist und wie er ist und per Solarenergie
> diesen anzuzapfen gar nicht so dumm?
Nichts ist umsonst, auch Solarenergie hat ihre Nachteile.

von Uhu U. (uhu)


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Jörg S. schrieb:
> Wie sollten sie NICHT etwas miteinander zu tun haben?

Au Mann, räum mal in deinem Kopp auf...

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Warum denkt den niemand mehr an Bopal?

Gegen Bopal ist doch Fukushima fast harmlos gewesen. In Bopal gab es 
wahrscheinlich mehr Tote durch Kostendruck, als durch den Zunami der 
Japan heimsuchte.


Antwort: "Weil da keine Radioaktivität im Spiel war"

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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von S. E. (crayse)


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Was wollt ihr denn damit suggerieren?

> Warum denkt den niemand mehr an Bopal?

und

> http://de.wikipedia.org/wiki/Banqiao-Staudamm

Etwa: Habt euch mal nicht so, schlimmer geht immer!
???
Wäre in meinen Augen ziemlich zynisch und hat mit der Sachdiskussion 
über die Beherrschbarkeit von Atomkraft gar nix zu tun. Das rechtfertigt 
doch die Risiken der Atomkraft in keinster Weise.

> Antwort: "Weil da keine Radioaktivität im Spiel war"

Ja, denn eben um die geht es doch grade.

und:
> Nichts ist umsonst, auch Solarenergie hat ihre Nachteile.
Ist mal wieder ein sehr pauschales Argument auf Stammtischniveau, in 
etwa so wie das hier:

http://fdogblog.wordpress.com/2012/04/22/deutsche-energiewende-fordert-mehr-tote-wie-fukushima/

In meinen Augen geht da einiges durcheinander und es verpasst den in 
meinen Augen zentralen moralischen Punkt:
Klar fallen Leute von Windrädern und natürlich hat man von Solarzellen 
auf dem Dach nicht nur Vorteile. Aber, den Schaden hat da im Normalfall 
die Generation, die auch den Nutzen hat. Wer auch ohne Strom leben kann, 
braucht sich ja keine Solarzellen aufs Dach schrauben.
Im Fall von radioaktivem Abfall haben wir den Nutzen jetzt, den Schaden 
aber haben alle nachfolgenden Generationen (insbesondere solche, die 
wahrscheinlich gar nichts mehr von unserem Nutzen damals wissen und wohl 
auch nicht mal mehr indirekt davon profitieren). Ähnlich wie bei den 
Staatsschulden, die aber im Vergleich glimpflich sind, weil das im 
Endeffekt ja einfach Versprechungen und Verträge unter Menschen sind und 
man die ja theoretisch auch wegdefinieren kann ohne jemandem physisch 
weh zu tun.

Nur so zu rechnen, dass man den Nutzen für sich jetzt anschaut ist 
absolut egoistisch und für mich zumindest unmoralisch. Mal abgesehen 
dass das sowieso oft auch sachlich einfach komplett falsch ist.

Und jetzt bitte keine Gegenargumente a la "Bei Öl, Gas und anderen 
Bodenschätzen beuten wir doch auch schon alles aus und lassen der 
nächsten Generation nichts übrig. Bzw. beim Klimawandel machen wir doch 
auch nix anderes."
Mit einem Unrecht kann man doch ein anderes nicht rechtfertigen. Und 
zumindest ist auch in dem Zustand den wir erreichen, wenn alles Gas und 
Öl verbrannt ist mindestens noch Leben auf der Erde möglich (sonst hätte 
das Gas und das Öl ja gar nicht entstehen können). Wenn wahrscheinlich 
auch mit viel kleinerer Landmasse (und damit natürlich auch für weniger 
Menschen) und an anderen Stellen. Und in der Steinzeit ist man ja auch 
irgendwie ohne Bodenschätze und Luxus wie Strom ausgekommen. Vielleicht 
waren die Leute damals ja auch nicht unglücklicher als heute, wer weiß. 
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass das den Klimawandel und die 
Ausbeutung irgendwie rechtfertigt, ...

von Uhu U. (uhu)


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S. E. schrieb:
> In meinen Augen geht da einiges durcheinander und es verpasst den in
> meinen Augen zentralen moralischen Punkt:

Dein Ansatz taugt nix - wie alle moralisierenden Ansätze.

: Bearbeitet durch User
von Roland E. (roland0815)


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A. K. schrieb:
> ...
>
> Dass ein Druckwasserreaktor noch ein paar mehr Atm zu bieten hat heisst
> nicht, dass in einem Siedewasserreaktor kein Druck drin wär. ...

Druck ist aber nur drin, wenn das Kühlwasser in Summe wärmer als ~95°C 
ist. Und da drunter zu kommen ist bei einer Abschaltung ja Ziel.

Wenn man genug frisches Wasser reinbekäme, kann man sehr wohl einfach 
den Hahn ganz oben aufschrauben. Das hat das Endergebnis, dass der 
Reaktor sehr schnell abkühlt. Siehe auch 
Verdampfungskühlung/Nasskühlung.

Aber genug sauberes (entminerlisiertes) Wasser heranzubekommen war ja 
eines der Hauptprobleme nachdem das Gelände verwüstet war.

von (prx) A. K. (prx)


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Roland Ertelt schrieb:
> Druck ist aber nur drin, wenn das Kühlwasser in Summe wärmer als ~95°C
> ist. Und da drunter zu kommen ist bei einer Abschaltung ja Ziel.

Aber das schaffst du nicht, indem du einfach den Deckel aufmachst, in 
der Hoffnung, dann Wasser rein zu bekommen. Noch bevor du das 
reingekippt hast fliegt dir das ganze Wasser darin erst einmal entgegen.

Die Massnahmen nach Schnellabschaltung dienen grad dem Zweck. Druck und 
Temperatur so weit runter zu bekommen, dass man drucklos ist. Aber dahin 
muss man erst einmal kommen, und zwar trotz weiterhin anhaltender 
Wärmeproduktion durch den Core.

> Wenn man genug frisches Wasser reinbekäme,

Was bei 75atm nicht ganz einfach ist.

Exakt so waren die Notkühlsysteme von Block 2 und 3 aufgebaut, mit 2 
verschiedenen Pumpsystemen, angetrieben durch Dampfturbinen mit 
Reaktordampf, der in den Torus abgeleitet wird. Mit Wasserzufuhr für die 
Pumpen aus externen Tanks oder dem Torus. Dummerweise funktionieren die 
nur so lange, bis der Torus voll ist bzw. siedet. Ohne Toruskühlung sind 
diese Systeme folglich nur zeitlich begrenzt funktionsfähig.
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#High-pressure_coolant_injection_system_.28HPCI.29
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#Reactor_core_isolation_cooling_system_.28RCIC.29
(Torus = suppression pool = wetwell)

Im Notkühlsystem von Block 1 bestand aus separaten passiven 
Kühlkreisläufen mit Kühlung durch drucklose Tanks, der oben erwähnte 
Isolation Condenser. Macht Hochdruckpumpen unnötig.
http://en.wikipedia.org/wiki/Boiling_water_reactor_safety_systems#Isolation_Condenser_.28IC.29
http://en.wikipedia.org/wiki/Isolation_Condensor

> Aber genug sauberes (entminerlisiertes) Wasser heranzubekommen war ja
> eines der Hauptprobleme nachdem das Gelände verwüstet war.

Das Problem war nicht (nur) das Wasser. Das Problem war, das Wasser da 
reinzukriegen und einen Kühlumlauf herzustellen. Letztlich mit egal 
welchem Wasser. Bei einem 1000MW Reaktor musst du nach 
Schnellabschaltung anfangs um die 200MW wegkühlen, das ist nicht grad 
wenig. Einfach Wasser reinkippen reicht nicht.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Um es mal auf den Punkt zu bringen:
- weltweit sind 434 Kernkraftwerke am Netz
- Anzahl der GAU in 40 Jahren = 2
- einmal Faktor Mensch (Tschernobyl)
- einmal Faktor Natur (Fukushima), evtl. wegen Planung auch Faktor 
Mensch

Das entspricht einer "Ausfallrate" von 0.46%, man lernt dazu und baut 
sicherer, also wird dieser Prozentsatz sinken.

Verglichen mit den Auswirkungen von oberirdischen Kernwaffentests oder 
Vulkanausbrüchen ist das so gut wie nichts.

Angesichts der verstärkten Braunkohleverstromung in Deutschland und den 
damit angestiegenen Atemwegserkrankungen (verstärkte 
Krankschreibungswelle deswegen) frage ich mich, was gesünder ist.

... just my 2 cents ...

: Bearbeitet durch User
von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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A. K. schrieb:
> Ein GAU ist der einkalkulierte und theoretisch beherrschbare Störfall.
> Erst der Super-GAU ist nicht einkalkuliert.

Super Gau ist eine Wortfindung des Fernsehens und Presse, welchen es als 
solchen nicht gibt.

Weil größter anzunehmender Unfall nun schonmal superlativ ist, das kann 
man nicht weiter steigern.


Dennis

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> - Anzahl der GAU in 40 Jahren = 2

Super-GAU

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Super-GAU

Gibt's nicht, ist Presse-Jargon zum Quotensteigern.
;-)

von (prx) A. K. (prx)


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Dennis H. schrieb:
> Super Gau ist eine Wortfindung des Fernsehens und Presse, welchen es als
> solchen nicht gibt.

Laut Duden gibt es diesen Begriff.
http://www.duden.de/suchen/dudenonline/super%2Bgau

: Bearbeitet durch User
von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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Mh, aber bei Tschernobyl hat den noch keiner verwendet. Das ist echt ein 
recht neues Wort. Schon schlimm, das so ein Blödsinn in sich auch noch 
in den Duden aufgenommen wird.

Aber damit habe ich mich geirrt und ihr dürft gern weiterhin Super-Gau 
schreiben, aber wenns totaler Blödsinn ist. :-)


Dennis

von B. O. (t_65)


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Dennis H. schrieb:
> das so ein Blödsinn in sich auch noch
> in den Duden aufgenommen wird.

Der Duden ist leider zum BILD-Wörterbuch verkommen. Schade eigentlich 
...
;-)

von Sni T. (sniti)


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Dennis H. schrieb:
> Weil größter anzunehmender Unfall nun schonmal superlativ ist, das kann
> man nicht weiter steigern.

Auch wenn das sicherlich Streit mit jedem Germanisten hervorrufen wird 
und kein "schönes" Deutsch ist:

GAU ist als "Größter anzunehmender Unfall" definiert.

Sprich die Arten von Unfällen, die bei der Planung irgendwie als 
schlimmster Ausgang einbezogen wurden. Derjenige, der das Wort definiert 
hat, hat sich sicherlich keine Gedanken gemacht, wie die Steigerung des 
Wortes aussehen könnte und das Wort selbst schon mit einem Sperlativ 
definiert.

Wie auch immer, die Realität schert sich nicht um Sprache. Wenn man 
heute sagt, dass etwas das "größte ist", kann es nun mal vorkommen, dass 
man morgen sagen muss, dass man noch etwas größeres gefunden hat, das 
ist immer die Gefahr bei den Superlativen.

Dann kann man entweder alle bisherigen Dokumente umschreiben und "GAU" 
durch
"vermuteter GAU" ersetzen (und später durch "ganz davor vermuteter GAU".
Oder, man steigert hald doch nochmal, indem man nicht wirklich die 
ursprüngliche Bezeichnung, sondern die Situation (die vorher festgelegt 
wurde) steigert.

B. Obachter schrieb:
> Gibt's nicht, ist Presse-Jargon zum Quotensteigern.

Dass du nicht weißt, was GAU bedeutet, hat du oben schon gezeigt, 
immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Aber gut, wenn man das Wort nicht mehr Steigern kann. Wenn dann morgen 
alle Atomsprengköpfe Amerikas wegen einer Fehlfunktion losfliegen, kann 
man sagen, das ist ja nicht so schlimm. Bestimmt ist irgendwo als GAU 
definiert, dass einer der Sprengköpfe auf der Rampe hochgehen könnte, da 
man das nicht steigern kann, wäre die Auslöschung ganzer Nationen also 
"nicht schlimmer".

B. Obachter schrieb:
> Verglichen mit den Auswirkungen von oberirdischen Kernwaffentests oder
> Vulkanausbrüchen ist das so gut wie nichts.

Mal davon abgesehen, dass du die Umweltbelastung durch den Müll nicht in 
deine Rechnung miteinbeziehst, werden Kernwaffentests meistens nicht in 
dicht besiedeltem Gebiet durchgeführt.

Zudem gibt es einige GAUs, die du nicht mitgezählt hast.

von (prx) A. K. (prx)


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Dennis H. schrieb:
> Mh, aber bei Tschernobyl hat den noch keiner verwendet.

Stammt aus den 70ern, lange vor Tschernobyl.
http://books.google.de/books?id=GkI3mUhsrDQC&pg=PA643&lpg=PA643&dq=china+syndrom+super+gau&source=bl&ots=l-VRv0p05Q&sig=NgRHbgOu60ziHkQqPx6PRhemmn8&hl=de&sa=X&ei=1wMiU5XOEazy7Aagw4DIDg&redir_esc=y#v=onepage&q=china%20syndrom%20super%20gau&f=false

> recht neues Wort. Schon schlimm, das so ein Blödsinn in sich auch noch
> in den Duden aufgenommen wird.

Da steht sicherlich noch weit mehr Blödsinn drin. In diesem Fall ist es 
aber keiner. Denn "Super" heisst "über" und über dem Grössten 
Anzunehmenen Unfall ist inhaltlich noch Luft. Nicht weil er grösser als 
der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht 
anzunehmendend schien.

von B. O. (t_65)


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Sni Ti schrieb:
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Nachweis?

Sni Ti schrieb:
> Mal davon abgesehen, dass du die Umweltbelastung durch den Müll nicht in
> deine Rechnung miteinbeziehst

nochmal: Nachweis?

Sni Ti schrieb:
> werden Kernwaffentests meistens nicht in
> dicht besiedeltem Gebiet durchgeführt.

Aber dass die "Auswirkungen" rund um die Welt ziehen ist bekannt?

Sni Ti schrieb:
> Zudem gibt es einige GAUs, die du nicht mitgezählt hast.

Nochmal: welche?

von (prx) A. K. (prx)


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Sni Ti schrieb:
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Klar. Nur waren diese beiden (also Tschernobyl und Fukushima) keine 
GAUs. Der GAU ist präzise gesagt der Auslegungsstörfall. Also das, wofür 
die Anlage gebaut ist, was sie ohne grössere Auswirkung auf die 
Aussenwelt verkraften sollte. Und beide Fälle gingen weit darüber 
hinaus. Bei Fukushima ist nur zu offensichtlich, und auch offiziell, 
dass die Anlage für das Szenario nicht ausgelegt war.

Als GAU kann man Three Mile Island 1979 vielleicht gerade noch 
betrachten. Wenn auch knapp, mit mehr Glück als Verstand.

: Bearbeitet durch User
von Sni T. (sniti)


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A. K. schrieb:
> Nicht weil er grösser als
> der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht
> anzunehmendend schien.

Deutlich besser und sauber erklärt ;-)

B. Obachter schrieb:
> Nachweis?

Ein Beispiel wäre das Three Mile Island. Google wird dir sicher helfen 
weitere zu finden.

B. Obachter schrieb:
> Aber dass die "Auswirkungen" rund um die Welt ziehen ist bekannt?

Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests 
verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben, 
völlig gesund ohne Leukämie. Schau' dir mal die Bilder und Videos bei 
dem Waffentests an, da sind die Leute deutlich exponierter zu der 
freigegebenen Strahlung als die Leute in den Wohngebieten um die 
verunfallten Kernkraftwerke. Trotzdem sind bei denen nach kürzester Zeit 
gesundheitliche Probleme feststellbar. An der unterschiedlich starken 
Strahlung wird's wohl nicht liegen..

Hiroshima wurde z.B. 1949 wiederaufgebaut, in Tschernobyl wirst du noch 
eine ganze Weile keine Bewohner antreffen. Mal davon abgesehen, dass der 
Reaktor immer noch weiter strahlt und die die jetzige Ummantelung wieder 
erneuern und da noch eine Weile etwas zu tun  haben.

So einfach ist also ein Kernwaffentest (und meinetwegen auch alle in 
Nevada) nicht mit einem Reaktorunfall gleichzusetzen.

von Sni T. (sniti)


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Ich möchte damit nicht sagen, dass ich Atomwaffentests begrüße. Ich 
finde es nur falsch zu sagen, "ein Kind ist schon ins Wasser gefallen, 
werfen wir alle anderen hinterher".

von (prx) A. K. (prx)


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Sni Ti schrieb:
> Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests
> verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben,
> völlig gesund ohne Leukämie.

Die Gefahr kommt von innen, nicht so sehr von aussen. Kurze rein 
äusserliche Strahlenexposition ist radiologisch gänzlich anders zu 
bewerten als beispielsweise die Aufnahme von radioaktivem Jod über die 
Nahrung.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Sni Ti schrieb:
> Dass du nicht weißt, was GAU bedeutet, hat du oben schon gezeigt,
> immerhin hat es mehr GAUs gegeben, als nur die 2.

Das zeigt allerdings, das es offensichtlich doch nötig ist, zwischen GAU 
und GPU (Größter Passierter Unfall oder meinetwegen Grösster Unfall, den 
man vorher nicht annehmen konnte) zu unterscheiden. Immerhin sind 
Harrisburg und Tschernobyl von unterschiedlicher Qualität. Das gilt auch 
für Windscale und Fukishima Daiichi.

von Dennis H. (t1w2i3s4t5e6r)


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A. K. schrieb:
> Da steht sicherlich noch weit mehr Blödsinn drin. In diesem Fall ist es
> aber keiner. Denn "Super" heisst "über" und über dem Grössten
> Anzunehmenen Unfall ist inhaltlich noch Luft. Nicht weil er grösser als
> der Grösste sei, sondern weil er bei der Auslegung als nicht
> anzunehmendend schien.

OkayOkayOkay, ich nehm ja schon alles zurück und behaupte das Gegenteil 
:-)

Nicht ernst gemeint....

Dennis

von B. O. (t_65)


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Sni Ti schrieb:
> Ein Beispiel wäre das Three Mile Island.

Kein GAU!

Sni Ti schrieb:
> Es gibt einige Leute, die fast ihr gesamtes Berufsleben bei Atomtests
> verbracht haben, einige leben jetzt im Ruhestand. Betonung auf leben,
> völlig gesund ohne Leukämie. Schau' dir mal die Bilder und Videos bei
> dem Waffentests an, da sind die Leute deutlich exponierter zu der
> freigegebenen Strahlung als die Leute in den Wohngebieten um die
> verunfallten Kernkraftwerke. Trotzdem sind bei denen nach kürzester Zeit
> gesundheitliche Probleme feststellbar. An der unterschiedlich starken
> Strahlung wird's wohl nicht liegen..
>
> Hiroshima wurde z.B. 1949 wiederaufgebaut, in Tschernobyl wirst du noch
> eine ganze Weile keine Bewohner antreffen. Mal davon abgesehen, dass der
> Reaktor immer noch weiter strahlt und die die jetzige Ummantelung wieder
> erneuern und da noch eine Weile etwas zu tun  haben.
>
> So einfach ist also ein Kernwaffentest (und meinetwegen auch alle in
> Nevada) nicht mit einem Reaktorunfall gleichzusetzen.

Auf gut Deutsch:
es gibt gute und schlechte Strahlung?
Gesundheitliche Probleme, die entweder durch die Presse vertuscht oder 
hervorgehoben werden?
Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema 
...

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> es gibt gute und schlechte Strahlung?

Irgenwie schon, auch wenn der bestrahlte Tumor das vielleicht anders 
sieht als der Patient. Aber darum gehts wohl nicht.

Es ist nur einfach so, dass Strahlen sehr unterschiedlich wirken. 
Einerseits weil Alpha- und Betastrahlung äusserlich kaum durch Klamotten 
und Haut dringt. Andererseits weil langfristige sehr örtliche Strahlung 
durch in den Körper aufgenommen Substanzen sehr gefährlich ist - da sind 
Alphastrahler mörderisch.

von Sni T. (sniti)


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B. Obachter schrieb:
> Kein GAU!

Was ist das deiner Meinung nach dann?

B. Obachter schrieb:
> Auf gut Deutsch:
> es gibt gute und schlechte Strahlung?
> Gesundheitliche Probleme, die entweder durch die Presse vertuscht oder
> hervorgehoben werden?

Nein. Aber nur weil es eh schon Strahlung gibt (was schlimm genug ist), 
ist das noch keine Rechtfertigung leichtfertig noch mehr zuzulassen. Und 
zu sagen "pro 40 Jahre enden 0,5% der Kernkraftwerke in einem Super-GAU, 
das ist OK" ist nun mal mehr als leichtfertig.

> Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema
> ...

Oh ja!

B. Obachter schrieb:
> Kein GAU!

(und weiteres)

von B. O. (t_65)


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> Nein. Aber nur weil es eh schon Strahlung gibt (was schlimm genug ist),
> ist das noch keine Rechtfertigung leichtfertig noch mehr zuzulassen. Und
> zu sagen "pro 40 Jahre enden 0,5% der Kernkraftwerke in einem Super-GAU,
> das ist OK" ist nun mal mehr als leichtfertig.
>
>> Nein, es disqualifiziert sich manch Einer bei den Äußerungen zum Thema
>> ...
>
> Oh ja!
>
> B. Obachter schrieb:
>> Kein GAU!
>
> (und weiteres)

Für mich der Ausstieg aus der Diskussion, da zu viel Ideolgie im Spiel 
ist.
Das Hauptproblem der "Energiewende" Deutschlands ...

von (prx) A. K. (prx)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?

Ab Seite -8- in
http://www.cas.go.jp/jp/seisaku/icanps/eng/03IIfinal.pdf

von John D. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
>
> Für mich der Ausstieg aus der Diskussion, da zu viel Ideolgie im Spiel
> ist.

Deine Autokorrektur hat wohl aus "Terminologie" "Ideologie" gemacht? Es 
ist dein Problem, wenn du die notwendigen Begriffe nicht kennst. GAU und 
Super-GAU sollten wirklich schon seit Jahrzehnten bekannt sein.

von Uhu U. (uhu)


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von G. K. (zumsel)


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B. Obachter schrieb:
> Das entspricht einer "Ausfallrate" von 0.46%, man lernt dazu und baut
> sicherer, also wird dieser Prozentsatz sinken.

Nur sind diese "Ausfälle" nicht eingepreist, und die o.g. Ausfallrate 
umfasst nur die spektakulären Ausfälle, es gibt auch jede Menge nicht so 
bekannter Ausfälle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Unf%C3%A4llen_in_kerntechnischen_Anlagen

http://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze#Liste_bekannter_Kernschmelzunf.C3.A4lle

Es gibt wohl auch keinen Versicherungskonzern der nach einem solchem 
Schadensfall nicht pleite wäre. Wahrscheinlich wäre der auch schon 
vorher pleite, den wer würde sich bei einer Versicherung versichern die 
mit Sicherheit in den nächsten Jahren pleite geht.

Die oben angegebene "Ausfallrate" rechtfertigt IMHO ein 
Havariemanagement, und Havarien dieser Größenordnung sind nur in einer 
Diktatur halbwegs beherrschbar.

Auch gibt es einen Energiebedarf in Ländern die über keine stabile 
Gesellschaft und ein stabliles politisches System verfügen. AKWs in 
Somalia würden eine wesentlich höhere Ausfallrate haben.

Auch die zu erwartenden Aufwendungen für das Altlastenmanagement 
(Müllentsorgung, Rückbau der Anlagen) treiben die Betreiber solcher 
Anlagen in die Insolvenz. Entsprechende Kapitalmengen über die zu 
erwartenden Laufzeiten sind auf dem heutigen neoliberalen Geldmarkt 
nicht beschaffbar.

AKWs gefährden also ihren Geldbeutel und ihre gesellschaftliche Ordnung.

: Bearbeitet durch User
von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Die betreffenden Sequezen im Film sind ja nicht eben erhellend. Wo kann
>> man nachlesen, wie das überhaupt funktioniert?
>
> Ab Seite -8- in
> http://www.cas.go.jp/jp/seisaku/icanps/eng/03IIfinal.pdf

Gibt es einen Bericht über die Statik des Stahlbetons nach dem 
Salzwassereintrag?

Werden die Gebäude lang genug halten um das radioaktive Inventar zu 
bergen?
Oder spült der nächste Tsunami die Brennstäbe ins Hinterland?

von G. K. (zumsel)


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Michael m. schrieb:
> Meine Meinung: "Die Technik ist reif für die Kernspaltung, der Mensch
> noch nicht."

Wäre diese (fiktive) Technik wirtschaftlich konkurenzfähig?

von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Das ist einer der bekannten Knackpunkte von Reaktoren mit Kühlung durch
> Wasser. Es funktioniert nur mit hohem Druck. Flüssigsalzreaktoren und
> natriumgekühlten Typen haben dieses(!) Problem nicht.

Dafür halt andere Probleme.

von (prx) A. K. (prx)


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Peter C. schrieb:
> Werden die Gebäude lang genug halten um das radioaktive Inventar zu
> bergen? Oder spült der nächste Tsunami die Brennstäbe ins Hinterland?

Kritisch ist die Statik von Block 4. Wo das gesamte Inventar im 
Abklingbecken ist. Das wird freilich bereits ausgeräumt.

von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Kritisch ist die Statik von Block 4. Wo das gesamte Inventar im
> Abklingbecken ist. Das wird freilich bereits ausgeräumt.

Gibt es dafür eine seriöse Quelle?

von (prx) A. K. (prx)


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http://fukushima.grs.de/content/fukushima-daiichi-zustand-und-entladung-des-brennelement-lagerbeckens-block-4
Wobei sich die Bedenken bei der Statik demgemäss nicht bestätigt haben.

von Georg W. (gaestle)


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S. E. schrieb:
> Selbst nach dieser Abschätzung nach oben, ist es also für ein einzelnes
> Atomkraftwerk pro Jahr mehr als zehnmal wahrscheinlicher einen GAU zu
> erleben, als für einen einzelnen Deutschen einen tödlichen Stromunfall
> zu erleiden.

Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Korrekt wäre es die infolge in den 
letzten 60 Jahren an Stromunfällen weltweit mit denen infolge von 
AKW-Unfällen zu Tode gekommenen zu vergleichen.

Anhand dieser Quelle http://www.ffe-emf.de/download/Juehling.pdf komme 
ich auf ca. 10k statistisch gesicherte Todesfälle durch Elektrounfälle 
seit 1950 in Deutschland. Macht dann 10000/80E6*60=2E-6. Daten zur 
weltweiten Situation konnte ich leider keine finden, ev. hat jemand eine 
Quelle?
Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge, Fukushima 
Daichi 2 Tote und 100 starker Strahlung ausgesetzte Personen. Gehen wir 
auch von 10000 aus. Diese müssen wir aber auf die Weltbevölkerung 
(vereinfacht 5E9) umlegen: 10000/(5E9*60)=3,3E-8. Sieht schon anders 
aus.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Korrekt wäre es die infolge in den
> letzten 60 Jahren an Stromunfällen weltweit mit denen infolge von
> AKW-Unfällen zu Tode gekommenen zu vergleichen.

Auch das ist Quatsch. Ein schwerer AKW-Unfall hat weit mehr Folgen, als 
die Anzahl Todesopfer widerspiegelt.

Man muß die Kosten vergleichen. Das mag manchen Leuten makaber 
vorkommen, aber anders kann man die verschiedenen Aspekte nicht 
vergleichen.

Die Überlegungen zu Versicherungen, die G.K. hier 
Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters" angeschnitten hat, 
sind die richtige Spur. Daß sich keine Versicherung findet, die ein AKW 
versichern würde, sollte zu denken geben.

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Jain. Meine Rechnung bezog sich auf

> Nein, auch die Wahrscheinlichkeit ist nicht viel höher - es gibt nur
> mehr davon

im Sinne von mehr Deutsche als Atomkraftwerke. Die Wahrscheinlichkeit 
für einen Menschen einen Stromschlag zu erleiden ist aber tatsächlich 
kleiner als ein Super-GAU für ein AKW. Ich wollte das ausdrücken und 
weniger darauf abzielen was schlimmer ist im Sinne von mehr Opfer 
fordert.

Deine Rechnung ist aber vom Ansatz her auch interessant.
Aber wenn man das "korrekt" rechnen möchte, sollte man das auch so 
machen, dass man z.B. die Atomkraftopfer nicht auf die Weltbevölkerung 
bezieht. Ist ja leider so, dass knapp ein Drittel der Weltbevölkerung 
gar keinen Strom hat. Die lässt man für die Stromunfälle dann ja auch 
außer Acht.
In meinen Augen sollte zum Vergleich eher ein Industrieland heranziehen, 
welches tatsächlich einen Großteil seines Strombedarfs aus Atomkraft 
deckt.
Frankreich zum Beispiel:
Dort gibt es zur Zeit 58 Atomkraftwerke. Wie ich oben grob abgeschätzt 
hatte ist das Risiko für einen Super-GAU knapp 8e-5 pro Jahr für ein 
Kraftwerk. Bei knapp 60 Kraftwerken macht das ein Risiko von 0.48 % pro 
Jahr. Angenommen ich nehme auch mal die 10000 Toten pro Super-GAU an, 
dann komme ich auf statistische 48 Tote pro Jahr durch 
Kernkraft-Super-GAUs.
Denke mal, dass die Stromunfälle in Frankreich ähnlich sind wie in 
Deutschland, auf Grund der geringeren Bevölkerung werden diese also wohl 
zwischen 40 und 90 Toten liegen, ist also auch in der selben 
Größenordnung.

Das geht natürlich davon aus, dass z.B. wegen dem Super-GAU in 
Tschernobyl kein weiteren Menschen sterben. Das kann man ja aber in 
meinen Augen heute noch gar nicht abschätzen. Dort ist ja in Kürze mal 
wieder ein neuer Sarkophag fällig,...

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die Überlegungen zu Versicherungen, die G.K. hier
> Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters" angeschnitten hat,
> sind die richtige Spur. Daß sich keine Versicherung findet, die ein AKW
> versichern würde, sollte zu denken geben.
Für eine petrochemische Großanlage findet sich auch keine einzelne 
Versicherung. Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer 
leisten. Und selbst dann gibt es irgendwo eine Deckelung.
Kohlebergwerke sind m.W. auch nicht versichert, Bergschäden werden aus 
Rückstellungen reguliert, wenn diese aufgebraucht sind schauen die 
betroffenen auch in die Röhre. Oder bei deiner Bank. Da gibt es 
wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen. Wenn z.B. 
genügend Volksbanken gleichzeitig über die Wupper gehen, geht der 
Sicherungsfonds gleich mit. AKW stehen also in diesem Punkt nicht 
alleine auf weiter Flur. Hier gibt es auch ein System aus Rückstellungen 
und Sicherungsfonds. Ob man denen auch die Kosten des politischen 
Irrsinns um die Endlagersuche aufbürden soll?

Die fehlgeschlagene Geothermiebohrung in Staufen alleine wird 
voraussichtlich Schäden in Höhe von 30 Mio. EUR verursachen. 24 Mio. 
davon bleiben am Land hängen. Nicht mal bei einem alltäglichen Projekt 
sind also alle Schäden abgedeckt. Bei deiner Haftpflicht übrigens auch 
nicht.

Dann noch all die Bergleute mit Staublunge und anderen 
Berufskrankheiten... Viele sind nicht alt geworden.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Mh?

Wenn nicht gemacht wird was nicht versicherbar ist, dann sieht es für 
meine Urenkel düster aus. Jedenfalls haben Hebammen gerade eine 
Versicherungskrise. Bleibt nur das Anheben der Preise für Geburten um 
die Versicherung zu mästen.
wollen wir das wirklich immer weiter treiben jedes Lebensrisiko zu 
versichern?
klar die Atomwirtschaft ist wohl nicht der geeignete Spielplatz für 
Risikobereitschaft, obgleich mir da unglaublich viel gepokert wird.

Kopf wackle

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer leisten.

Es gibt die Rückversicherer, bei denen sich die Versicherungen gegen 
Großschäden rückversichern - das ist der Normalfall. 
https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckversicherung

> Da gibt es wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen.

Aber natürlich gibts die. Nennt sich Einlagensicherung und die ist 
nichts anderes, als eine Versicherung.


Die Rechnungen der Versicherer sind deswegen interessant, weil sie nicht 
dazu neigen, Risiken zu unterschätzen, wie man es von Lobbies und 
zuweilen auch von Ingenieuren gewöhnt ist. Sie haben eigene Abteilungen 
für Risikoabschätzung, deren Ziel es ist, Risiken realistisch 
abzuschätzen und nicht irgend welche Ideologien mit einfließen zu 
lassen.

Die AKW-Betreiber gehen völlig anders vor: Sie gehen einfach frech davon 
aus, daß sie den GAU beherrschen können und ein Super-GAU erstens nicht 
vorkommt und zweitens sowieso so verheerend ist, daß nur der Staat dafür 
geradestehen kann - das ist die Vorgängerversion von "too big to 
fail".

Das Schadenspotential großer chemischer Anlagen kann zwar auch sehr groß 
sein, aber gegen einen Super-GAU sind sie trotzdem eher Petitessen und 
deswegen tut der Eigner gut daran, alle Vorkehrungen zu treffen, daß er 
bei einer Katastrophe nicht gleich selbst mit umgeht.

> Ob man denen auch die Kosten des politischen Irrsinns um die
> Endlagersuche aufbürden soll?

Ja wem denn sonst? Sie kassieren ja schließlich auch den Gewinn aus der 
Anlage.

Was würdest DU sagen, wenn ich mir ein Auto kaufe und DU für das mit dem 
Fahren des Vehiels verbundene Risiko aufkommen müßtest?

AKWs wurden bisher noch nicht auf dem Mond gebaut - man muß sich also 
zwangsläufig Gedanken über deren irdische Umwelt machen und dazu gehört 
auch die lokale Bevölkerung, die sich - nicht völlig grundlos - gegen 
derlei Segnungen in der näheren Umgebung wehrt. Dinge die politisch 
nicht durchsetzbar sind, sind eben nicht durchsetzbar.

von Uhu U. (uhu)


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Winfried J. schrieb:
> Wenn nicht gemacht wird was nicht versicherbar ist, dann sieht es für
> meine Urenkel düster aus.

Ich verlange nicht, daß alles und jedes versichert wird. Ich will aber, 
daß für Großanlagen von Versicherungen realistische Angebote eingeholt 
werden und die Kosten dafür in die Rentabilitätsberechnungen eingehen.

Wenn man die Rückbau- und Endlagerungskosten ebenso realisitsch 
berechnet und die Kosten für das Risio, dann bleibt von den Vorzügen 
eines AKW vermutlich nicht mehr viel.

von Magic S. (magic_smoke)


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Ich hab Tschernobyl nicht nur reingemischt, sondern die meiner Meinung 
nach ursächlichen Probleme für den eigentlichen Reaktorschaden genannt.

1. Three Mile Island: Unbemerkter Kühlmittelverlust über einen längeren 
Zeitraum, dadurch spätestens nach Abschalten der Hauptumwälzpumpen 
Freiliegen der Brennelemente mit anschließendem Schmelzen.

2. Tschnernobyl: Katastrophal schief gelaufener Sicherheitstest unter 
Missachtung der Vorschriften und einem problematischen Reaktordesign 
führte beim Versuch der Notabschaltung zur Explosion des Reaktors mit 
anschließendem Graphitbrand.

3. Fukushima: Bekam Besuch von Neptun.

Was Windscale bzw. heute Sellafield angeht: Das war ein militärischer 
Reaktor, der allein zur Plutoniumgewinnung entworfen wurde und kein auch 
nur halbwegs moderner Leistungsreaktor zur Stromerzeugung.

> Kühlmittel in alten Kühlschränken ist nicht sicher? Also ALLE solche
> Kühlschränke auf den Müll.
Achso? Ich wußte gar nicht, daß die Detonation meines alten 
R12-gefüllten Kühlschrankes zur Kontamination und Unbewohnbarkeit weiter 
Landstriche führen kann.

> aber keine Möglichkeit vorhanden
> ausreichende Mengen schnell genug nach oben zum Notkühler zu pumpen.
> Verrückt!
Nee, nicht verrückt, sondern ein ziemlich einfacher Bau- bzw. 
Planungsfehler. Wenn ich weiß, ich bin auf solche Anlagen bzw. 
Kühlwasser angewiesen, dann muß ich entsprechende Anlagen ausreichend 
geschützt und erdbebensicher vorhalten, die im Notfall eingreifen 
können. Da hätte eine bzw. zur Redundanz mehrere große Pumpen gereicht, 
die mit flexiblen Leitungen erdbebensicher gewesen und bei 
entsprechendem Aufbau (des gesamten Kraftwerks) auch nicht 
weggeschwommen wären.

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Wenn man die Rückbau- und Endlagerungskosten ebenso realisitsch
>berechnet und die Kosten für das Risio, dann bleibt von den Vorzügen
>eines AKW vermutlich nicht mehr viel.

So sieht's aus. Aber Milchmädchenrechnungen waren schon immer beliebt, 
um technologische Spielzeuge durchzusetzen.

von G. K. (zumsel)


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Georg W. schrieb:

> Für eine petrochemische Großanlage findet sich auch keine einzelne
> Versicherung. Das kann höchstens noch ein Kosortium großer Versicherer
> leisten. Und selbst dann gibt es irgendwo eine Deckelung.
> Kohlebergwerke sind m.W. auch nicht versichert, Bergschäden werden aus
> Rückstellungen reguliert, wenn diese aufgebraucht sind schauen die
> betroffenen auch in die Röhre. Oder bei deiner Bank. Da gibt es
> wahrscheinlich auch keine Versicherung für die Einlagen. Wenn z.B.
> genügend Volksbanken gleichzeitig über die Wupper gehen, geht der
> Sicherungsfonds gleich mit. AKW stehen also in diesem Punkt nicht
> alleine auf weiter Flur. Hier gibt es auch ein System aus Rückstellungen
> und Sicherungsfonds. Ob man denen auch die Kosten des politischen
> Irrsinns um die Endlagersuche aufbürden soll?

All diese Risiken hinterlassen keine komplett entvölkerten und nicht 
mehr nutzbaren Regionen, (Groß)Städte, und das mindestens auf Jahrzehnte 
wenn nicht sogar auf Jahrhunderte hinaus.

Und flächenmäßig kleine Staaten können sich sowas auf keinen Fall 
leisten, weil ein großer Anteil der Volkswirtschaft dann betroffen wäre.
Wieviel Prozent der Wirtschaftsleistung der Schweiz würden wohl nach 
einem INES-7 Störfall in der Schweiz nicht mehr existieren? Und wohin 
mit den ganzen Flüchtlingen?

AKW-Havarien (INES 7) sind ein anderes Kaliber. Und solche Dinger alle 
20-30 Jahre?

Und dabei entstehen jedesmal auch riesige Mengen strahlender Müll ....

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge,

Diese Menge macht der Marburg-Bund in einem halben Jahr.

Allerdings unterschlägst Du glatt mal, dass auch Leukämie und andere 
Krebsarten nicht gerade angenehm sind. Man muss nicht gleich sterben...

> Fukushima
> Daichi 2 Tote und 100 starker Strahlung ausgesetzte Personen.

Die hatten einfach unheimlich Glück, dass der Wind konstant Richtung 
Meer ging. Bei Wind Richtung Tokio hätte das sehr anders ausgesehen.

von G. K. (zumsel)


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von Dave B. (gaston)


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Die hohen Tschernobyl-Verluste kommen ja auch teilweise dadurch das die 
SU einfach ungeschützte/nur rudimentär geschützte Leute reingeschickt 
hat.

Aber da hab ich keinen Überblick ob die 9000, die Helfer/Soldaten mit 
einschließt oder die Zivilbevölkerung.
Also nur "Folge-Tote" und keine direkten Toten.

von c. m. (Gast)


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Dave B. schrieb:
> Die hohen Tschernobyl-Verluste kommen ja auch teilweise dadurch das die
> SU einfach ungeschützte/nur rudimentär geschützte Leute reingeschickt
> hat.
>
> Aber da hab ich keinen Überblick ob die 9000, die Helfer/Soldaten mit
> einschließt oder die Zivilbevölkerung.
> Also nur "Folge-Tote" und keine direkten Toten.

das wird auch unbedingt vermieden das direkt leute sterben.
hängt imho mit der aufmerksamkeitsschwelle der bevölkerung zusammen die 
einzelne akut auftretende tote die zu einem ereignis gehören besser 
wahrnehmen als hunderte tote die mit der zeit wegen dieses ereignisses 
(früher als nötig) sterben.

ersteres würde schlechte presse bedeuten, während letzteres im rauschen 
untergeht - also sind akut auftretende tote strikt zu vermeiden.

von Magic S. (magic_smoke)


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> leute
> aufmerksamkeitsschwelle
> bevölkerung
Shift-Taste kaputt?

> (..)
Nö, geht doch...

Bei Tschernobyl mußten die sogenannten Liquidatoren auch direkt die 
kompletten Kerneinbauten wegräumen. Nach der Explosion lag das Zeug ja 
überall um den Block 4 in der Gegend herum. Graphit, Steuerstäbe, 
Brennstäbe... Das ist bei Fukushima ja zum Glück alles größtenteils im 
Reaktorgefäß geblieben.

von Uwe R. (aisnmann)


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magic smoke schrieb:
> Bei Tschernobyl mußten die sogenannten Liquidatoren auch direkt die
> kompletten Kerneinbauten wegräumen. Nach der Explosion lag das Zeug ja
> überall um den Block 4 in der Gegend herum. Graphit, Steuerstäbe,
> Brennstäbe... Das ist bei Fukushima ja zum Glück alles größtenteils im
> Reaktorgefäß geblieben.

Deswegen ist es mir auch nur schwer verständlich wieso Fukushima mit 
Tschernobyl gleichgesetzt wird, bzw. werden kann.

Es ist nicht so das ich daran zweifle, ich kann es mir nur nicht so 
recht vorstellen. Der eine Kern lag so frei das man reingucken konnte, 
der andere (die anderen 3) waren im grossen und ganzen noch im inneren. 
"Lediglich" Kühlwasser ist in rauen Mengen ausgetreten. Nun sind viele 
der Stoffe nicht so sehr gut Wasserlöslich... hier hört meine bildhafte 
Vorstellung auf.

Aber egal. Wollte ich nur mal gesagt haben ;o))
bye uwe

von Uwe R. (aisnmann)


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Ich dachte mir, mann sollte sich das mal vor Ort anschauen. Leider komme 
ich nicht so sonderlich gut nach Kiev. Das fliegt von Dortmund, 
Frankfurt und Memmingen, oder von Budapest. Von Budapest immerhin 
täglich. Ansonnsten könnte man gut über andere osteuropäische Länder. 
Von Prag fliegt man leider auch nicht direkt hin...

Aber wenn man mal da ist:
http://www.minihostelkiev.com/chernobyl-tour/


bye uwe

von Uhu U. (uhu)


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Uwe R. schrieb:
> Aber egal. Wollte ich nur mal gesagt haben ;o))

Gut das wir darüber gesprochen haben :P

von Magic S. (magic_smoke)


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Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der 
Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt. Dann wird 
auch nichts ausgewaschen und die Radioaktivität des Kühlwassers bleibt 
sehr gering obwohl es direkt durch den aktiven Kern strömt.

Problematisch wirds wenn die ganze Kacke schmilzt und danach wieder mit 
Wasser gekühlt wird. Dann ist die Ummantelung der Brennstäbe zerstört, 
der Brennstoff liegt frei und wird ausgewaschen. Was da noch alles an 
giftigen und radioaktiven Produkten entsteht weiß ich nicht, aber auf 
jeden Fall ist klar wieso nach einer Kernschmelze so große Mengen 
radioaktiv verunreinigtes Kühlwasser anfallen.

Und naja was heißt der Kern liegt frei daß man reinschauen kann ... Der 
eigentliche Reaktorkern liegt ja recht tief im Gebäudeinneren. Wenn man 
den Berichten Glauben schenkt ist nichts so tief auseinandergeflogen, 
sondern "nur" die Wetterschutzgebäude (wobei ich das bei Block 3 nicht 
unbedingt glaube, da ist deutlich mehr durch die Gegend geflogen als bei 
Block 1). Und das Reinschauen ist auch kein Problem solange der Kern mit 
genug Wasser überdeckt ist. Bei den Schwimmbadreaktoren (TRIGA) ist das 
völlig normal, da kann man sogar beim Betrieb reinschauen. Rein 
theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen 
abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert". Vielleicht kocht das 
Wasser irgendwann wenn es nicht gekühlt wird und verdampft, aber solange 
man die verdampfende Menge Wasser ersetzt, überhitzt sich da nichts. 
Gerade bei Siedewasserreaktoren sollte dies einigermaßen unproblematisch 
machbar sein, wenn ansonsten eine Kernschmelze ins Haus steht.

von Uwe R. (aisnmann)


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magic smoke schrieb:

> giftigen und radioaktiven Produkten entsteht weiß ich nicht, aber auf
> jeden Fall ist klar wieso nach einer Kernschmelze so große Mengen
> radioaktiv verunreinigtes Kühlwasser anfallen.

Ja, das kann ich mir vorstellen.

> Und naja was heißt der Kern liegt frei daß man reinschauen kann ... Der
> eigentliche Reaktorkern liegt ja recht tief im Gebäudeinneren. Wenn man
> den Berichten Glauben schenkt ist nichts so tief auseinandergeflogen,
> sondern "nur" die Wetterschutzgebäude (wobei ich das bei Block 3 nicht

Nee, ich meine Tschernobyl, da konnte man reingucken bzw. vom 
hubschrauber aus reinfilmen. Graphitbruchstücke auf dem Dach verstreut 
undso.

Das ist mir eben so unklar wie so offensichtliche Unterschiede zu so 
scheinbar gleichartigen Auswirkungen führen können.

Die meisten Wertesammeldomains sind geschlossen, so richtige Werte wie 
gnaz zu Anfang finde ich nicht. Es war 'damals' ziemlich gut zu sehen 
das die Verteilung ziemlich ungleichmässig war, Futaba im Norten weinige 
Kilometer entfernt war viel stärker betroffen als Südliche und westliche 
Gebiete. Jetzt kann man sich irgendwie garkein Bild von der Lage machen. 
Dabei muss man aber auch noch sehen das in Japan die Grundsätzliche 
Radioaktivität wesentlich geringer ist als hier in Germanien. Für uns 
sind 0.12 uS/h normal. In Japan ist das jetzt auch normal und eben 
deutlich mehr als es bisher war. Klar das dann ein Gebiet mit 0,2uS/h 
als belastet angesehen wird. Leider finde ich keine Werte aus der 
Sperrzone, während früher früher sogar zwischen Tor, Parkplatz, den 
einzelnen Blöcken (vorplatz) und etwa 5 oder 6 Messstellen am 
Gelängezaun rundrum Messwerte angucken konnte. Geigercrowd.net war da 
sehr interessant.

http://japan.failedrobot.com/
http://odlinfo.bfs.de/
http://www.tschernobyl-info.de/reise-nach-tschernobyl/sicherheitshinweise#strahlung

Also alles ziemlich undurchsichtig.
bye uwe

von c. m. (Gast)


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magic smoke schrieb:
> Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der
> Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt.

wenn die ummantelung zu heiß wird reagiert sie mit dem wasser. wenn ich 
mich richtig erinnere wird da eine zirkoniumlegierung verwendet wegen 
"den neutronen" (abbremsen/durchlässigkeit?).

wikipedia, unter "entstehung von wasserstoff" 
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze

> Rein
> theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen
> abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert".

was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf 
gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost 
effekt.

von Uwe R. (aisnmann)


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c. m. schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> Im Normalbetrieb verhindert die Ummantelung der Brennstäbe, daß der
>> Kernbrennstoff direkt mit dem Kühlwasser in Verbindung kommt.
>
> wenn die ummantelung zu heiß wird reagiert sie mit dem wasser. wenn ich
> mich richtig erinnere wird da eine zirkoniumlegierung verwendet wegen
> "den neutronen" (abbremsen/durchlässigkeit?).

Ja, wegen durchlässigkeit.

>> Rein
>> theoretisch betrachtet reicht es völlig aus, wenn man einen
>> abgeschalteten Kern drucklos unter Wasser "lagert".
>
> was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf
> gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost
> effekt.

Das darf nicht passieren. Bei heruntergefahrenem Reaktor passiert es 
auch nicht. Andernfalls könnte man die Brennstäbe auch ins Abklingbecken 
befördern und dort lagern.
Passieren tut es dann, wenn eben die Nachzerfallswärme noch zu stark ist 
oder der Druck während des Betriebs sinkt.
Trennen muss man hier aber zwischen eben dem Leidenfrosteffekt und dem 
normalen Kochen. Kochen tut es auch im Abklingbecken wenn man nicht ab 
und zu "eine Kanne kaltes Wasser hinzu gibt".

bye uwe

von Magic S. (magic_smoke)


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> was wenn der kern so viel energie abgibt daß das wasser vor lauter dampf
> gar nicht mehr in alle ritzen kommt? quasi ein erweiterter leidenfrost
> effekt.
So heiß ist ein abgeschalteter Kern nicht lange. Die Nachzerfallswärme 
sinkt bei einer Schnellabschaltung nach 10 Sekunden auf 5% der 
(thermischen) Reaktornennleistung, nach 10 Minuten sinds noch 2% und 
nach 5 Stunden nur noch 1%.

Nochmal zum Unterschied: Der Reaktor in Tschernobyl ist nicht wegen 
Nachzerfallswärme hochgegangen, sondern durch einen unzulässigen 
Betriebszustand, in dem er binnen einiger Sekunden das 100fache seiner 
Nennleistung erreichte. Dadurch ist das Kühlmittel (Wasser) im Kern 
quasi schlagartig verdampft und hat das alles auseinandergebaut und die 
Kerneinbauten in der Gegend verteilt. Erst danach hat der im Reaktor 
verbliebene Rest bei direktem Kontakt mit der Atmosphäre über Tage 
gebrannt und ist geschmolzen. Die Explosion stand ganz am Anfang und ist 
nicht erst nach vielen Stunden wie bei Fukushima passiert.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> nach 5 Stunden nur noch 1%.

Was bei den 2400 MW(th) der Blöcke 2 und 3 immer noch 24 MW(th) sind. 
Das entspricht 2t Heizöl pro Stunde und reicht, um pro Stunde 40t Wasser 
verdampfen zu lassen (drucklos).
http://www.biosensor-physik.de/energie/kilowattstunde.htm

Ein Zentralheizungsbrenner eines Einfamilienhauses hat so um die 10 kW.

: Bearbeitet durch User
von Magic S. (magic_smoke)


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Jo und eben leider keine Talsperre oder Pumpe in der Nähe, die diese für 
Atomkraftwerke läppischen 40t/h liefern kann. Sagte ich ja schon, daß 
man sowas eben braucht wenn man so sehr auf Kühlwasser angewiesen ist.

10kW Brenneleistung für ein EFH sind dann doch recht knapp bemessen. Da 
sind eher so 30-40kW Nennleistung verbaut, auch wenn die entsprechend 
wenig laufen.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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magic smoke schrieb:
> 10kW Brenneleistung für ein EFH sind dann doch recht knapp bemessen. Da
> sind eher so 30-40kW Nennleistung verbaut, auch wenn die entsprechend
> wenig laufen.

Ich habe eine Wärmepumpe mit 10kW. Reicht dicke für meinen Altbau.
;-)

Mehr zu installieren nutzt nur den Versorgern, ist aber völlig unnötig.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Uwe R. schrieb:
> Ich dachte mir, mann sollte sich das mal vor Ort anschauen. Leider komme
> ich nicht so sonderlich gut nach Kiev.

In nur 26 h mit der Eisenbahn. ;-)

von c. m. (Gast)


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magic smoke schrieb:

> Nochmal zum Unterschied: Der Reaktor in Tschernobyl ist nicht wegen
> Nachzerfallswärme hochgegangen, sondern durch einen unzulässigen
> Betriebszustand

naja genau genommen passieren alle unfälle weil irgenetwas nicht so ist 
wie es sicherheitstechnisch sein sollte. um bei den kkw's zu bleiben: 
bei chernobyl wars irgendein nicht fachgerecht durchgeführter test, und 
bei fukuchima die fehlende stromversorgung nach dem tsunami - hätte 
alles nicht passieren dürfen, ist es aber.

von Magic S. (magic_smoke)


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Hm nee. Wenn ich den Tschernobyl-Reaktor auf 100fache Nennleistung hätte 
bringen wollen, ich glaube ich hätte es genauso gemacht wie die 
Belegschaft in der Nacht. Erst Xenonvergiftung herbeiführen, dadurch 
Ausfahren aller Steuerstäbe möglich und bei beginnendem Xenon-Abbau 
rein mit den die Reaktivität steigernden Steuerstäben. kawumm

Eine 10kW Wärmepumpe läuft auch fast durchgehend. Ein 30kW Brenner 
taktet halt entsprechend.

von (prx) A. K. (prx)


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magic smoke schrieb:
> Eine 10kW Wärmepumpe läuft auch fast durchgehend. Ein 30kW Brenner
> taktet halt entsprechend.

Hab nochmal nachgesehen. Aus dem Verbrauch berechnet läuft der nicht 
mehr ganz neue Ölbrenner mit 18kW. Ist letztlich die über die Düse 
eingestellte Untergrenze des Brenners, nicht des Bedarfs, da ginge auch 
weniger. Kurze Einschaltzeit des Brenners ist m.E. ineffizient (alte 
Kesselanlage ohne Speicher), hoher Leistungsüberschuss also nicht 
sinnvoll. Das dürfte bei der WP ähnlich sein.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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A. K. schrieb:
> Kurze Einschaltzeit des Brenners ist m.E. ineffizient (alte
> Kesselanlage ohne Speicher), hoher Leistungsüberschuss also nicht
> sinnvoll.

So ist es.
Ich habe einen Speicher mit 100 Liter. Die WP läuft so alle drei Stunden 
an, für ca. 30..45 Minuten, je nach Außentemperatur. Nix mit 
Dauerbetrieb.

magic smoke schrieb:
> usfahren aller Steuerstäbe möglich und bei beginnendem Xenon-Abbau
> rein mit den die Reaktivität steigernden Steuerstäben.

Ist bei den deutschen Konvoianlagen (Druckwasserreaktoren) anders. Die 
Steuerstäbe können nur einen Teil der Reaktorleistung regeln, der Rest 
wird durch die Borsäurekonzentration im Kühlwasser eingestellt.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Ist bei den deutschen Konvoianlagen (Druckwasserreaktoren) anders. Die
> Steuerstäbe können nur einen Teil der Reaktorleistung regeln, der Rest
> wird durch die Borsäurekonzentration im Kühlwasser eingestellt.

Auch Siedewasserreaktoren regeln nicht nur über die Steuerstäbe, sondern 
auch über den Pumpendurchsatz. Und IMHO haben auch die hiesigen Typen 
unzulässige Betriebsbereiche. Immerhin haben sie sich in Tschernobyl 
genau in einem solchen befunden. Die Konstruktion der Steuerstäbe 
freilich...

von Magic S. (magic_smoke)


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Im Normalbetrieb wird eigentlich keine Borsäure benötigt. Die Leistung 
von Siedewasserreaktoren kann in weiten Bereichen durch die den Kern 
durchströmende Wassermenge geregelt werden (Beeinflussung durch den 
Dampfblasenkoeffizienten). Borsäure ist eher was für den Testbetrieb 
oder für eine Notborierung falls der Reaktor bei Fehlfunktionen nicht 
mit den Steuerstäben abgeschaltet werden kann (Kosloduj-5 2006).

Bei der Konvoi-Baureihe bzw. ich glaub generell in der westlichen Welt 
war auch niemand so blöde, Steuerstäbe mit Graphitspitzen zu verwenden, 
die eben nicht nur beim Ausfahren die Reaktivität steigern, sonden 
verhängnisvollerweise auch beim Einfahren.

Für einen sicheren Reaktorbetrieb muß immer eine Mindestanzahl Steuer- 
oder Abschaltstäbe im Kern sein. Der Reaktorschutz stellt das sicher, 
auch in Tschernobyl. Das Ding wäre nie explodiert wenn nicht 
irgendwelche Doofs den Reaktorschutz deaktiviert hätten.

von B. O. (t_65)


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>Im Normalbetrieb wird eigentlich keine Borsäure benötigt.

Im Betrieb nicht, nur zum Anfahren des Reaktors muss vorher aufboriert 
werden, um den Kern beim Ziehen der Steuerstäbe nich ungleichmäßig von 
unten nach oben auf "Leistung" zu bringen und ihn damit zu "vergiften".
Erst wenn die Stäbe gezogen sind (welche und wie weit hängt von der 
Kernbeladung ab) wird entboriert und gleichmäßig auf 100% gefahren.

>Für einen sicheren Reaktorbetrieb muß immer eine Mindestanzahl Steuer-
>oder Abschaltstäbe im Kern sein. Der Reaktorschutz stellt das sicher

Müssen nicht, der Reaktorschutz gibt lediglich den Befehl zum 
Stabeinwurf (RESA => REaktorSchnellAbschaltung).

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Im Betrieb nicht, nur zum Anfahren des Reaktors muss vorher aufboriert
> werden, um den Kern beim Ziehen der Steuerstäbe nich ungleichmäßig von
> unten nach oben auf "Leistung" zu bringen und ihn damit zu "vergiften".

Wie bekommt man eigentlich die Borsäure wieder aus dem Primärkreislauf 
heraus?

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Tschernobyl hat laut WHO bisher 9000 Todesfälle zur Folge,
>
> Diese Menge macht der Marburg-Bund in einem halben Jahr.
>
> Allerdings unterschlägst Du glatt mal, dass auch Leukämie und andere
> Krebsarten nicht gerade angenehm sind. Man muss nicht gleich sterben...

Vorsicht, mein Freund! Ich unterschlage hier nichts, diese Summe 
beinhaltet auch diese Fälle! Hier etwas zum Hintergrund dieser Zahlen: 
http://www.osti.gov/scitech/biblio/381695

von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Vorsicht, mein Freund!

Erstens bin ich nicht Dein Freund.

Georg W. schrieb:
> diese Summe
> beinhaltet auch diese Fälle

Zweitens: Nein, diese 9000 Todesfälle gelten zusätzlich zu den direkten 
Strahlenopfen (etwa 50) für die drei am stärksten betroffenen Länder. Da 
wird es also in den nichts so stark betroffenen Ländern noch ein paar 
mehr geben.

Allerdings schreibe ich von der Lebensbeeinträchtigung durch Leukämie 
und Co. Das sind deutlich mehr als die 9000 Todesopfer. Eine um mehrere 
hundert Prozent gesteigerte Häufigkeit von Schilddrüsenkrebs. Bis 2011 
allein 6000 Fälle in der Region. Ist ja nett, dass die Sterblichkeit nur 
1% beträgt.

Du erklärst Deinem Kind dann: Ja mein Kleiner, Du hast 
Schilddrüsenkrebs. Sterben wirst Du zwar nicht dran, 
höchstwahrscheinlich. Dafür haben wir schön billigen Strom...

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:

> Wie bekommt man eigentlich die Borsäure wieder aus dem Primärkreislauf
> heraus?

Eine definierte Rate des Primärkreises entnehmen und in einen 
Lagerbehälter pumpen, gleichzeitig die selbe Menge vollentsalztes Wasser 
(Deionat) einspeisen. Beim Aufborieren genau andersherum.

von Uhu U. (uhu)


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D.h. daß die Menge an gebrauchtem boriertem Kühlwasser immer größer 
wird. Wird das Wasser vor Ort wieder eingedampft, oder wie wird damit 
verfahren?

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> D.h. daß die Menge an gebrauchtem boriertem Kühlwasser immer größer
> wird. Wird das Wasser vor Ort wieder eingedampft, oder wie wird damit
> verfahren?

Das borierte Wasser wird gebunkert und für die nächste Aufborierung 
wieder verwendet.
Es wird auch kontinuierlich Wasser entnommen und gereinigt, aber dann 
wieder zugeführt. Das Wasser, das bei Reinigungsarbeiten (nicht im 
Primärkreislauf) anfällt, wird verdampft und das gereinigte, analysierte 
Wasser wird in den Fluss (das sekundär-Kühlmedium) abgegeben.

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Das borierte Wasser wird gebunkert und für die nächste Aufborierung
> wieder verwendet.

Aber das bedeutet doch, daß sich im Bunker für boriertes Wasser mit der 
Zeit immer mehr von der Brühe ansammelt, oder nicht?

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Aber das bedeutet doch, daß sich im Bunker für boriertes Wasser mit der
> Zeit immer mehr von der Brühe ansammelt, oder nicht?

Nein, das Wasser wird ja immer wieder verwendet, es wird nur in 
Behältern "zwischengelagert".
Darum ist auch das Hilfsanlagengebäude (Kontrollbereich) so groß und 
aufwändig. Dort wird das komplette Wasserinventar immer wieder 
aufbereitet, um wiederverwendet werden zu können. Sogar das dem 
Primärkreis entnommenen Gas (H2 und O2) wird wieder zu Wasser 
"verbrannt" (rekombiniert) und dem Kreislauf wieder zugeführt. Es soll 
so wenig wie möglich zugeführt und (gereinigt, verdampft) nach außen 
abgegeben werden.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Nein, das Wasser wird ja immer wieder verwendet, es wird nur in
> Behältern "zwischengelagert".

Jetz überleg doch mal:

Wenn der Reaktor boriert wird, kommt eine kleine Menge Borsäure in eine 
große Menge Wasser - auf Deutsch: sie wird stark verdünnt.

Nun soll wieder Borsäure raus: man pumpt boriertes Wasser in den Bunker 
und füllt Frischwasser nach - ergo wird die Borsäure im Kern verdünnt.

Bei jeder Runde nimmt die borierte Wassermenge zu, deren Borgehalt aber 
nicht mehr ausreicht.

Man wird also kaum um eine Eindampfung herum kommen, um die Borsäure 
wieder aufzukonzentrieren.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Man wird also kaum um eine Eindampfung herum kommen, um die Borsäure
> wieder aufzukonzentrieren.

Selbstverständlich wird ein Teil des "gebunkerten" aufborierten Wassers 
wieder in die Teile Borsäure und Wasser getrennt (verdampft). Danach 
können sie wieder neu verwendet werden, wobei die Borsäure in 
kristalliner Form dann nicht mehr verwendet wird, sie wird neu 
angesetzt, um die vorgegebene Konzentration wieder zu erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Mal was Neues:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/fessenheim-55-greenpeace-aktivisten-in-polizeigewahrsam-a-959719.html

Achne, so neu ist das nicht, hatten wir vor ein paar Wochen schonmal.

Macht euch das nicht Angst? Wenn Greenpeace das kann, dann können das 
auch ein paar durchgeknallte Islamisten, und die haben vielleicht 
überzeugendere Argumente als ein paar Plakate dabei. Kann mir nicht 
vorstellen, dass die Wände und der Reaktordruckbehälter ein paar gezielt 
eingesetzten Panzerbrechern so viel entgegenzusetzen haben. Ich mein, 
denkt denn keiner über sowas nach? Über die Gefahr von gezielten 
Flugzeugabstürzen auf AKW hat man auch schnell den Mantel des Schweigens 
gebreitet.

von Vn N. (wefwef_s)


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Timm Thaler schrieb:
> Macht euch das nicht Angst? Wenn Greenpeace das kann, dann können das
> auch ein paar durchgeknallte Islamisten, und die haben vielleicht
> überzeugendere Argumente als ein paar Plakate dabei.

Nein, warum denn? Um genau sowas zu verhindern werden wir ja Überwacht, 
dann brauchen AKW nicht mehr sicher sein.
Denn vergiss nicht: auch du bist Terrorist
https://www.youtube.com/watch?v=SGD2q2vewzQ

von Dipl.- G. (hipot)


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Icke ®. schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> Ich bin schon fest der Meinung, man könnte ein Atomkraftwerk sicher
>> betreiben.
>
> Das wollen uns die Konstrukteure glauben machen, seit es Kernkraftwerke
> gibt. Reichen zwei Super-GAUs und weitere schwere Störfälle innerhalb
> weniger Jahrzehnte als Gegenbeweis immer noch nicht aus? Von der
> Abfallproblematik gar nicht zu reden.

Ich stimme zu. Nuklearingenieure sprechen von 
"auslegungsüberschreitendem Störfall" - und das bei der stärksten Kraft 
im Universum. Daß es bei dieser gefährlichen Technologie so etwas wie 
"auslegungsüberschreitend" geben kann, ist der blanke Wahnsinn. Des 
weiteren wurde die Technologie vom Steuerzahler entwickelt, die Gewinne 
werden von den Betreibern eingestrichen und den Atommüll bekommt 
anschließend wieder der Steuerzahler auf eigene Kosten vors Haus 
abgeladen. Für die Abfallprodukte gibt es bis heute keine Lösung. 
Deswegen produzieren wir stur und unablässig welchen.
Vom Standpunkt der Netzregelung betrachtet ist Atomenergie außerdem 
schlecht regelbar. Insgesamt eine ingenieurwissenschaftlich absolut 
fehlgeleitete, gefährliche und unkontrollierbare Energiequelle. 
Abschalten die Buden, aber alle. Statistisch gesehen passiert ein GAU 
alle 10000 Jahre. Tschernobyl war 1986, Fukushima 2011. Da waren die 
ersten 10000 Jahre schon rum. :-P

von Dipl.- G. (hipot)


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https://www.youtube.com/watch?v=IMabpbAIAEI



Etwas reißerisch, aber wenigstens interessante Hintergründe zu den 
Beteiligten:

https://www.youtube.com/watch?v=a2NR1p0t_sg

von Magic S. (magic_smoke)


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Jaja die aufgebauschten und reißerisch dramatisierten Dokus kennen wir 
alle. Ich halte da nicht sooo viel von. Allein die Titel reichen mir 
schon für den Lachanfall.

Man muß halt "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall 
auslegen oder vielfache Redundanzen schaffen, auf die man sich im 
Ernstfall auch verlassen kann. Dazu ein in sich sicheres Reaktordesign 
ohne "ein wenig Plutoniumproduktion" nebenbei und dann kriegt man es 
auch hin. Da kostet die kWh vielleicht einen Cent mehr.

Im Grunde kann man Fukushima auf einen einzigen Fehler zurückführen, der 
ursächlich für die Reaktorschäden war: Fehlendes Kühlwasser. Ich bleib 
dabei, eine geeignete Talsperre in der Nähe, mit dem AKW über eine oder 
zwei erdbebensichere Druckleitung verbunden, und man hätte durch das 
Gefälle ganz ohne Pumpen riesige Mengen Kühlwasser gehabt.

von Timm T. (Gast)


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magic smoke schrieb:
> "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
> auslegen

Und was ist der größtmögliche Störfall? Ein Meteoreinschlag?

Als die Anlagen gebaut wurden, hat niemand mit Attentätern gerechnet, 
die freudig ihren eigenen Tod in Kauf nehmen. Das sieht heute ganz 
anders aus.

Also, gegen was willst Du die Anlagen schützen? Einen entführten Jumbo? 
Eine Handvoll Idioten mit Panzerfäusten? Alle Anlagen mit Flak ausrüsten 
und wie militärisches Sperrgebiet behandeln?

Angesichts dessen, dass da mal eben 50 Leute von Greenpeace einen 
Reaktor beklettern, wundert mich echt, dass da in den letzten Jahren 
nicht mehr passiert ist.

von Magic S. (magic_smoke)


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Wenn mir 50 Greenpiss Aktivisten aufs Dach steigen, dann würd ich das 
plakativ als Werbegag nutzen: Schauen Sie selbst, was unsere 
Reaktorkuppel aushält! Die sind doch keine Gefahr für das Atomkraftwerk. 
Selbst wenn sie ihre hastig zusammengeflickten Stoffbanner da 
runterrollen wird die Reaktorkühlung nicht darunter leiden. Soll ich sie 
deswegen mit MG-Salven da runterblasen? Nöö, sollen sie doch da oben 
sitzen, mir doch egal.

Bei Terroristen, die eine echte Gefahr darstellen, würde ich das tun und 
man könnte so eine Anlage sehr wohl gehen sowas sichern. Sieht dann zwar 
aus wie 'ne größere Kaserne, aber dann ist das halt so. Erfordert halt 
eine gut bewaffnete Schutztruppe, da sehe ich kein Problem. Eine 
Panzerfaust oder Panzerabwehrrakete müßte das Ding ebenfalls abkönnen 
(wenn ich es bauen sollte), sollte sich jemand mit so einem Ding dicht 
genug nähern können.

Meteoreinschlag kommt auf die Größe des Objektes an. Ab einer gewissen 
Größe ist es sowieso egal, dann ist die Gegend in weitem Umkreis platt, 
egal ob da ein Kraftwerk stand oder nicht. Ich bin kein Statiker, ich 
weiß nicht ob man irgendwelche Mauerkonstruktionen bauen kann, die einen 
größeren Meteoriten vom Reaktor fernhalten könnten. Bei Flugzeugen geht 
es. Da haben sie Crashtests mit Triebwerken durchgeführt, bei denen die 
Turbinenwellen mit Raketen beschleunigt und gegen solche Wände 
geschossen werden. Eine ausreichend dicke Wand hat da kein Problem mit.

https://www.youtube.com/watch?v=tUwfj8-bcsc

von Vn N. (wefwef_s)


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Dipl.- Gott schrieb:
> Statistisch gesehen passiert ein GAU
> alle 10000 Jahre. Tschernobyl war 1986, Fukushima 2011. Da waren die
> ersten 10000 Jahre schon rum. :-P

Die Statistik ist sogar ziemlich zutreffend, denn die Jahre beziehen 
sich auf ein AKW. Über die Gesamtzahl der AKW weltweit kommen dann so 
ca. 20 Jahre raus, bis irgendwo was passiert. Waren aber glaub ich 
1000 Jahre und nicht 10000 pro AKW.

von Falk B. (falk)


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@ magic smoke (magic_smoke)

>Man muß halt "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
>auslegen oder vielfache Redundanzen schaffen, auf die man sich im
>Ernstfall auch verlassen kann.

"Einfach" gesagt.

> Dazu ein in sich sicheres Reaktordesign
>ohne "ein wenig Plutoniumproduktion" nebenbei und dann kriegt man es
>auch hin. Da kostet die kWh vielleicht einen Cent mehr.

Genau!

>Im Grunde kann man Fukushima auf einen einzigen Fehler zurückführen, der
>ursächlich für die Reaktorschäden war: Fehlendes Kühlwasser.

Nein. Größen- und Technikwahn!

>Ich bleib
>dabei, eine geeignete Talsperre in der Nähe, mit dem AKW über eine oder
>zwei erdbebensichere Druckleitung verbunden, und man hätte durch das
>Gefälle ganz ohne Pumpen riesige Mengen Kühlwasser gehabt.

Du machst den gleichen Denkfehler wie die Erbauer von Fukushima. Wenn 
man es WIRKLICH eigensicher bauen will, dann kann JEDER Mist passieren 
und dennoch muss sich der Schaden in Grenzen halten.

Jede noch so sichere Leitung kann knacken, auch wenn es zwei sind. Und 
dann? Deine Talsperre liegt oberhalb des AKW. Was, wenn die Staumauer 
bricht?

Ein Kohle- oder Gaskraftwerk kann so ziemlich jeden Mist im Störfall 
machen den es will, ausser viel Boom und Dampf passiert da nicht. Ein 
kleines, lokales Problem, keine globale Verseuchung!

Ich wiederhole mich. Vielleicht ist der Fusionsreaktor, der sei geraumer 
Zeit in 150 Millionen km Entfernung vor sich hinkocht doch gar nicht so 
dumm?

<Ironie>
Warum hat man denn den Reaktor nicht gleich INS Meer gebaut, so in 50m 
Tiefe? Dann hat man IMMER Kühlwasser und kann sogar ohne Pumpe per 
Schwerkraft/Thermik zirkulieren. Und überflutet werden kann er auch 
nicht. Und Tsunamis, Stürme gibt es auf 50m Tiefe auch nicht. Es ist 
erstaunlich, wie ruhig das Meer in ein paar Dutzend m Tiefe ist, egal 
was oben passiert.
</Ironie>

Ich hab mal ewigen Jahren einen Artikel gelesen, wo angeblich ein 
Italiener einen "Müllreaktor" gebaut hat, der zu ziemlich jeden miesen 
Brennstoff frisst den es gibt (keine Wiederaufbereitung, Vernichtung von 
militärischem Plutonium etc.) und dennoch sehr sicher ist, u.a. weil er 
eine niedrige Energiedichte hat. Gekühlt mit flüssigem Blei (?). Hat 
davon schon mal einer was gehört?

von c. m. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> magic smoke schrieb:
>> "einfach" die Anlage auf den größtmöglichen Störfall
>> auslegen
>
> Und was ist der größtmögliche Störfall? Ein Meteoreinschlag?

nah. das wäre ein "super GAU".
man muss sich der bedeutung des abkürzung "GAU" bewusst werden: 
*G*rößter *A*nzunehmender *U*nfall, mit betonung auf "anzunehmender".
ist es sinnvoll anzunehmen das ein geeigneter meteor einen reaktor 
beschädigt? nö, zu seltenes ereignis.
ist es sinnvoll anzunehmen das AKW-betreiber einen reaktor so anfahren 
das er platzt (chernobyl)? nö, sind ja spezialexperten.
ist es sinnvoll anzunehmen das ein tsunami an der küste AKW's so 
beschädigt das sie platzen? nö, "haben wir ausgerechnet - das passiert 
nicht!".
ist das alles möglich, und die schäden und das leid danach groß, ja 
klar, aber das nehmen wir in kauf wegen der gewinne.

> Angesichts dessen, dass da mal eben 50 Leute von Greenpeace einen
> Reaktor beklettern, wundert mich echt, dass da in den letzten Jahren
> nicht mehr passiert ist.

tatsächlich. wahrscheinlich brauchst du nur ein/zwei mann in einem 
reaktor die verhindern daß das teil heruntergefahren wird - durch 
beschädigen irgendwelcher regelmechanismen (siehe GAU, "es ist nicht 
anzunehmen das diese 2 pumpen ausfallen UND dann noch ein faustgroßes 
leck DA entseht", "*völlig* ausgeschlossen ist das DIESE tür, der zugang 
zu xyz, zugeschweißt ist!"), und ein paar leute die außen am reaktor 
dafür sorgen das die notstromgeneratoren kaputt sind und die externe 
stromzuführung aus dem netz weg ist.
eine geeignet große und ausgerüstete gruppe leute könnte das wohl 
leisten.

> Also, gegen was willst Du die Anlagen schützen? Einen entführten Jumbo?
> Eine Handvoll Idioten mit Panzerfäusten? Alle Anlagen mit Flak ausrüsten
> und wie militärisches Sperrgebiet behandeln?

es gibt verneblungsgerät für AKW das die gesamte anlage einhüllt 
(einhüllen soll) so das ein flugzeug schwerer auf den reaktor gelenkt 
werden können soll.

ob man diese nebelgeneratoren auch nutzen kann um einen bodengestützen 
angriff auf einen reaktor zu schützen? (nicht den reaktor, sondern den 
angriff)

von G. K. (zumsel)


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Timm Thaler schrieb:

> Als die Anlagen gebaut wurden, hat niemand mit Attentätern gerechnet,
> die freudig ihren eigenen Tod in Kauf nehmen. Das sieht heute ganz
> anders aus.

Die Notstandsgesetze von 1968?

Und ein Krieg in Europa war zur Bauzeit und Planungszeit eine völlig 
valide Option.

: Bearbeitet durch User
von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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c. m. schrieb:
> das wäre ein "super GAU".

es gibt für alles noch mal eine Steigerung, z.B.

tot - toter - am totesten - am allertotesten

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Wegstaben Verbuchsler schrieb:
> es gibt für alles noch mal eine Steigerung, z.B.
> tot - toter - am totesten - am allertotesten

Und täglich grüsst das Murmeltier:
Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters"

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein 
wenig Ahnung von der Materie hat?
Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und 
Falschwissen geglänzt. Auf beiden Seiten!
Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand 
hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik 
gemacht hat.

Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte 
Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
Und so weiter und so fort.

Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen 
Gründen fast ausgestorben ist. Und Studiengänge wie E-Technik werden als 
altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie 
Tourismusmanagement angeboten. Uns so laufen dann auch die Diskussionen.

von Timm T. (Gast)


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Michael m. schrieb:
> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
> Gründen fast ausgestorben ist.

Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für 
Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.

Nachdem man endlich mal soweit ist, die wahren Herstellungskosten für 
Atomstrom anzusetzen, stellt man fest, dass der Betrieb nicht wirklich 
wirtschaftlich ist. Siehe Finnland, wo man zwar weiterbaut, weil man 
nicht mehr zurück kann, aber eigentlich jeder weiss, dass es ein 
Zuschussgeschäft bleiben wird. Siehe England, wo die Chinesen gern 
mitbauen, aber nur wenn der Staat eine Einspeisevergütung von 12ct/kWh 
garantiert. Dass die Chinesen selbst AKW als Prestigeprojekte 
durchziehen und dabei auf Sicherheitsstandards sche...en, ist sicher 
richtig, aber daran muss man sich nicht orientieren, finde ich.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?

Erwartest du ernsthaft, dass sich in einem Forum für Elektronik viele 
Leute rumtreiben, die das von dir gewünschte Profil haben?

Abgesehen davon beschreibst du hier in dem Profil eher die Kernphysik 
als die Kernenergietechnik. Die Physik ist zwar ein Teil davon, aber 
dann kommt der Nächste und verlangt eine Ausbildung als Kerntechnik-Ing, 
und zwar mit solider Kenntnis in der real verwendeten Technik.

Und alle anderen sollen die Klappe halten und ehrfürchtig aufschauen?

> Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und
> Falschwissen geglänzt.

Unweigerlich. Und wenn überhaupt niemand dabei ist, der es besser weiss, 
dann ist das Pech. Ansonsten darfst du dich gerne einbringen. Manche 
sind noch lernfähig.

Mal auf die Elektronik gemünzt: Sollen hier im Forum nur Experten zur 
Diskussion zugelassen sein? Also solche, die auch die Halbleiterphysik 
runterbeten können?

> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Einfangquerschnitt, Reaktivität etc wirf man in Büchern der Schulphysik 
wohl recht selten finden und bei denen für die Physiker wirds schnell 
unverständlich. Da muss man schon bei den Kerntechnikern reinschauen.

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Timm Thaler schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
>> Gründen fast ausgestorben ist.
>
> Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für
> Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.

Genau das meine ich, keine Ahnung aber blöd daher reden.

Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall 
braucht.
Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik, 
Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht), 
Raumfahrt,....

Das war die Zielsetzung bei Kern und Strahlungstechnik in meinem 
Studium. Aber durch den Atomausstieg, braucht man ja kein wissen mehr, 
um z.B.eine Positronen-Emissions-Tomographie machen zu können.

Durch die Kerntechnik wurden mehr Menschen gerettet, als zu schaden 
gekommen sind.

Ach nochwas zur Kernfusion, diese wird schon lange, nicht nur für 
Bomben, Technisch in Neutronenquellen genutzt (leider aber ungeeignet 
für die Energieversorgung).

> Ich prangere auch an, dass die Ausbildung zum Heizer für
> Dampflokomotiven in Dt. arg vernachlässigt wird.
>
> Nachdem man endlich mal soweit ist, die wahren Herstellungskosten für
> Atomstrom anzusetzen, stellt man fest, dass der Betrieb nicht wirklich
> wirtschaftlich ist. Siehe Finnland, wo man zwar weiterbaut, weil man
> nicht mehr zurück kann, aber eigentlich jeder weiss, dass es ein
> Zuschussgeschäft bleiben wird. Siehe England, wo die Chinesen gern
> mitbauen, aber nur wenn der Staat eine Einspeisevergütung von 12ct/kWh
> garantiert. Dass die Chinesen selbst AKW als Prestigeprojekte
> durchziehen und dabei auf Sicherheitsstandards sche...en, ist sicher
> richtig, aber daran muss man sich nicht orientieren, finde ich.

lies mal nochmal, was ich geschrieben habe.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.

Richtig. Aber oben steht "Mikrocontroller.net" auf der Leiste. Da sind 
solide Kenntnis in Kernphysik und Kerntechnik nicht grad zwingend.

Aber abgesehen davon: Was hat das mit Fukushima zu tun?

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
>> wenig Ahnung von der Materie hat?
>
> Erwartest du ernsthaft, dass sich in einem Forum für Elektronik viele
> Leute rumtreiben, die das von dir gewünschte Profil haben?
>

Ich habe gefragt, warum sich niemand mehr zu Wort meldet, wer das wissen 
eigentlich haben müsste.
Das gleiche Phänomen sieht man auch schön bei der Energiewende, man hört 
da auch nur noch Leute darüber reden, die oft nicht einmal Leistung und 
Energie auseinaderhalten können.

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
>
> Richtig. Aber oben steht "Mikrocontroller.net" auf der Leiste. Da sind
> solide Kenntnis in Kernphysik und Kerntechnik nicht grad zwingend.
>
> Aber abgesehen davon: Was hat das mit Fukushima zu tun?

Ich hab geschrieben:
"Und Studiengänge wie E-Technik werden als
altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie
Tourismusmanagement angeboten"

Bezug zu Microcontroller.net ;)


"Uns so laufen dann auch die Diskussionen."
Bezug zu Thread hier ;)

von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> Ich habe gefragt, warum sich niemand mehr zu Wort meldet, wer das wissen
> eigentlich haben müsste.

In jene Tiefen, die du skizzierst, geht es in diesem Thread doch 
überhaupt nicht. Worauf beziehst du dich konkret?

Im Hauptthread zu Fukushima vor 3 Jahren war streckenweise etwas mehr 
Physik und Technik dabei:
Beitrag "Sicherheit von AKWs bei Erdbeben"

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Michael m. schrieb:
> "Und Studiengänge wie E-Technik werden als
> altmodisch bezeichnet.

Hier im Forum? ;-)

Ok, im Irrenhaus (Bereich A&B) gibts ein paar Leute, die empfehlen allen 
den Studiengang "Überleben mit Hartz 4", aber sonst?

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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Michael m. schrieb:
> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Man braucht bei weitem kein Abitur, um zu erkennen, dass bei empirischen 
2 Super-GAUs in 30 Jahren genau die Leute, die damals die AKWs geplant 
haben Fehler gemacht haben. Nämlich den zu glauben, dass sich alles und 
jedes Problem durch technische Maßnahmen und Statistik ausschließen 
lässt. Obwohl diese ja sicherlich die von dir geforderte Ausbildung 
durchlaufen haben.

Michael m. schrieb:
> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
> Und so weiter und so fort.

Ich denke ich weiß das alles, bin aber nicht der Meinung, dass man das 
alles wissen und verstanden haben muss, um über den Sinn und Unsinn von 
Kernkraft entscheiden zu können. Dazu reichen imho schon ein paar wenige 
Kernfakten, wie etwa das ungelöste Abfallproblem, eine realistische 
Kostenabschätzung der Technologie und eine realistische Abschätzung des 
Super-GAU-Risikos und der damit verbunden Folgen. Außerdem habe ich 
Argumente nach dem Motto: "Du kannst das ja gar nicht beurteilen, weil 
du XY nicht weißt" schon als Kind gehasst, insbesondere wenn klar war, 
dass derjenige das nur als vorgeschobenes Totschlagargument verwendet, 
um einer echten sachlichen Diskussion zu entgehen.

Tatsächlich habe ich eher das umgekehrte Gefühl: Die meisten 
Kernphysikbücher, die ich kenne, in denen natürlich auch die von dir 
geforderten Dinge drinstehen präsentieren imho ein Recht verklärtes Bild 
über Nutzen und Risiken der Kernkraft. Ich vermute, dass es daran liegt, 
dass einige Standardwerke noch aus der Prä-Super-GAU-Zeit stammen. 
Außerdem ist natürlich auch verständlich, dass die Autoren, die ja 
selbst oft an Kernkraft (sei es Fission oder Fusion) forschen, die Dinge 
subjektiv etwas positiver sehen. Sonst hätten sie sicherlich auch 
Probleme gehabt die eigene Tätigkeit vor sich selbst rechtfertigen zu 
können.

Sowieso scheint meiner Meinung nach der Glaube alles und jedes mit 
Technik lösen zu können insbesondere unter denen "technisch Gebildeten" 
verbreitet zu sein.

Was ich in meinem eigenen Physikstudium zum Beispiel wirklich vermisst 
habe, sind Lehrveranstaltungen zu Ethik und Technikfolgenabschätzung. 
Ich weiß, dass das hier anscheinend einige für überflüssig halten, finde 
aber, dass das Bestandteil jedes technischen Studiums sein sollte.

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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A. K. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> "Und Studiengänge wie E-Technik werden als
>> altmodisch bezeichnet.
>
> Hier im Forum? ;-)
>


Nein, hier Gott sei dank nicht. ;)
Aber ein E-Technik Prof meinte, das die Hochschulführung eine solche 
Meinung hatte.

Ich habe halt Angst, das es so weiter geht. Schon Bald kann man 
vielleicht Homöopathie studieren. Und Niemand interessiert sich mehr für 
die Fakten, sondern nur noch für eine Ideologie (und was es kostet). Und 
das sieht man auch hier im Thread manchmal sehr schön. Z.B. S.E. hat im 
letzten Beitrag über dem hier auch nicht richtig gelesen, was ich 
geschrieben habe. Es wird einfach nur das unreflektiert wiederholt, was 
man schon tausendmal gehört hat.

Werde aber jetzt das selbe machen, was ein Kollege mal sagte, einfach 
raushalten, und hoffen, das man von den "Spinnern in ruhe gelassen" 
wird.
Dann wird halt da wo es vorgeschrieben wird mit Pi=3,2 gerechnet, und 
für sich selber macht man es dann richtig ;)
soll eine Anspielung auf "Indiana Pi Bill" sein, wer es noch nicht 
kennt, googeln ;)

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Ich kann's mir nicht verkneifen ;)

S. E. schrieb:
> Michael m. schrieb:
>> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
>> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
>> gemacht hat.
>
> Man braucht bei weitem kein Abitur, um zu erkennen, dass bei empirischen
> 2 Super-GAUs in 30 Jahren genau die Leute, die damals die AKWs geplant
> haben Fehler gemacht haben. Nämlich den zu glauben, dass sich alles und
> jedes Problem durch technische Maßnahmen und Statistik ausschließen
> lässt. Obwohl diese ja sicherlich die von dir geforderte Ausbildung
> durchlaufen haben.

Meiner Meinung nach gab es schon 5 Super-Gaus seit den 50ern, und jetzt? 
;)

So in etwa hätte auch mal das mit den Müll gemacht gehört:
http://de.wikipedia.org/wiki/Untertagedeponie_Herfa-Neurode
Vergleicht mal die Mengen und Lagerzeiten. Bis jetzt wäre das Problem 
mit dem Müll noch relativ klein, wenn sie ihn nicht vergraben hätten. 
Natürlich soll aber kein weiterer Müll mehr produziert werden. Wie ich 
schon schrieb, bin ich auch gegen die jetzige AKW-Technik, aber halt 
nicht gegen Kernenergie an sich, und erst recht nicht gegen Kerntechnik.


aber jetzt bin ich wirklich raus. ;)

: Bearbeitet durch User
von S. E. (crayse)


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> S.E. hat im
> letzten Beitrag über dem hier auch nicht richtig gelesen, was ich
> geschrieben habe. Es wird einfach nur das unreflektiert wiederholt, was
> man schon tausendmal gehört hat.

Gelesen schon, aber wahrscheinlich nicht verstanden, wäre cool, wenn du 
mich da aufklärst.

Ich hatte dich oben tatsächlich so verstanden, dass du der Meinung bist, 
dass ausschließlich die, die sich "auskennen" (in dem Sinne von die 
Dinge verstehen, die du schriebst), mitreden sollten bei der Frage, ob 
Kernkraft (zur Energiegewinnung) sinnvoll/beherrschbar ist, oder nicht 
(darum geht/ging es hier ja die meiste Zeit).

In den folgenden Aussagen stimme ich dir übrigens uneingeschränkt zu, 
allerdings sehe ich weder, was das mit diesem Thread zu tun hat, noch 
dass das jemand hier anzweifeln würde:

> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.
> Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall
> braucht.
> Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik,
> Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht),
> Raumfahrt,....

> Das war die Zielsetzung bei Kern und Strahlungstechnik in meinem
> Studium. Aber durch den Atomausstieg, braucht man ja kein wissen mehr,
> um z.B.eine Positronen-Emissions-Tomographie machen zu können.

> Durch die Kerntechnik wurden mehr Menschen gerettet, als zu schaden
> gekommen sind.

> Ach nochwas zur Kernfusion, diese wird schon lange, nicht nur für
> Bomben, Technisch in Neutronenquellen genutzt (leider aber ungeeignet
> für die Energieversorgung).

von Axel L. (axel_5)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?
> Irgendwie wird immer alles durcheinander gebracht, und mit Halb- und
> Falschwissen geglänzt. Auf beiden Seiten!
> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.
>
> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.
> Und so weiter und so fort.
>
> Das blöde ist, das die Ausbildung in KernTECHNIK in D wegen politischen
> Gründen fast ausgestorben ist. Und Studiengänge wie E-Technik werden als
> altmodisch bezeichnet. Lieber wird ein "moderner" Studiengang wie
> Tourismusmanagement angeboten. Uns so laufen dann auch die Diskussionen.

Weil das in dem Zusammenhang alles egal ist. Dann geht es nur noch 
darum, ob einer der Notstromdiesel anspringt (sofern er überhaupt noch 
da ist).

Wenn man sich die Geschichte der Fehler (aber auch der Installationen) 
in deutschen AKW ansieht, wundert man sich nur noch, was wir für ein 
unverschämtes Glück hatten, bei der offensichtlichen Inkompetenz, mit 
der die gebaut wurden.

Gruss
Axel

von Timm T. (Gast)


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Michael m. schrieb:
> Genau das meine ich, keine Ahnung aber blöd daher reden.

Das kannst Du beurteilen? Ob ich keine Ahnung habe? Interessant...

> Kernenergie ist nur ein kleiner Teil der Kerntechnik.

Und vor 50 Jahren nannte man das auch noch so. Nagut, es gibt ein paar 
Ewiggestrige, die das auch heute noch so nennen.

> Die meisten können sich gar nicht vorstellen, wo man das überall
> braucht.

Ja, Du anscheinend auch nicht, weil...

> Medizin, Elementanalysen, Materialprüfung, Luftmesstechnik,
> Lebensmittelkonservierung (sehe ich kritisch, wird aber gemacht),
> Raumfahrt,....

Das heisst ionisierende Strahlung. "Kern"strahlung ist nur ein kleiner 
Teil, bei der die Stahlung in den Atomkernen entsteht. Da gibt es aber 
noch Synchotronstrahlung, Röntgenbremsstrahlung, Paarzerfall,... die 
ebenfalls ionisierende Strahlung erzeugen und genutzt werden. Sich hier 
auf "Kerntechnik" beschränken ist so sinnvoll, wie ein E-Techniker, der 
glaubt sein Fachgebiet besteht nur aus Dynamomschinen.

von G. K. (zumsel)


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Michael m. schrieb:
> Warum bei solchen Diskussionen so gut wie nie jemand mitmacht, der ein
> wenig Ahnung von der Materie hat?

Und wo bleibt der Beitrag der Fachleute zur Lösung des Atommüllproblems?

> Als ob noch nie jemand der Diskutierenden ein Physikbuch in der Hand
> hatte und sich mal Gedanken um Sicherheitsauslegung und Statistik
> gemacht hat.

Hinterher dumm rumlabern das dieses und jenes niemals hätte sein dürfen 
ist kein Privileg von Fachleuten. Die ganzen Unfälle sind passiert und 
die Fachleute haben das nicht verhindert.

Und hier noch eine Meinung zu den Konzepten von Kernphysikern: 
http://alternativlos.org/14/ (Ab 1:41:20)

von Dipl.- G. (hipot)


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Michael m. schrieb:

> Wer weiß was die starke und schwache Kernkraft ist?
> Wer weiß was Sievert, Becquerel, Gray, Rem ist?
> Wer weiß was alpha, beta+, beta-, K-Einfang, Spontane und induzierte
> Spaltung ist. Welche Strahlung, wird bei welchem Vorgang emittiert.

Das müßte normalerweise Stoff Realschule Klasse 10 sein. Jedenfalls 
haben wir das damals gelernt. Die berühmten Zerfallsreihen- und 
Atomkern-Lehrerkarten aus DDR-Zeiten, die nach wie vor an den 
sächsischen Schulen benutzt werden, kennen jedenfalls alle Ossis.

u.a. Physik Klasse 10:
http://www.ebay.de/itm/DDR-Lehrmittel-LEHRKARTE-ATOMREAKTOR-Rollkarte-Atomphysik-Atome-Physik-ALT-8457-/251304594532?nma=true&si=012%252BpMprX%252B4HU5PdRv7wdedmCFw%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557

http://www.ebay.de/itm/DDR-Lehrmittel-LEHRKARTE-Kuenstliche-KERNUMWANDLUNG-Rollkarte-Atomphysik-ALT-8160-/360627463611?nma=true&si=012%252BpMprX%252B4HU5PdRv7wdedmCFw%253D&orig_cvip=true&rt=nc&_trksid=p2047675.l2557


Chemie Klasse 10/ Vorbereitung von Physik und Chemie Klasse 11:
http://www.ebay.de/itm/Energiezustande-Wasserstoffatoms-DDR-Rolltafel-Lehrmittel-Leinwand-/201036599050?pt=DDR_Ostalgie&hash=item2eceb70f0a


Mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung ist eigentlich 
Kernbestandteil der Allgemeinbildung. Scheinbar höchstens im Osten. Kein 
Wunder, daß dort Neuntklässler 1-3 Jahre Vorsprung in diesen Fächern 
haben.

von S. E. (crayse)


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> Ich habe halt Angst, das es so weiter geht. Schon Bald kann man
> vielleicht Homöopathie studieren. Und Niemand interessiert sich mehr für
> die Fakten, sondern nur noch für eine Ideologie (und was es kostet).

Ich interessiere mich sehr für die Fakten und würde mich freuen, wenn du 
zur Abwechslung auch mal ein paar Fakten auf den Tisch legen würdest.

Bis jetzt hab ich da nur das hier von dir gehört:
> So in etwa hätte auch mal das mit den Müll gemacht gehört:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Untertagedeponie_Herfa-Neurode
> Vergleicht mal die Mengen und Lagerzeiten. Bis jetzt wäre das Problem
> mit dem Müll noch relativ klein, wenn sie ihn nicht vergraben hätten.

Die Endlagerung von Giftmüll und Atommüll zu vergleichen ist aber, wie 
ich oben schon schrieb meiner Meinung nach ziemlich verharmlosend. Bei 
deinem letzten Satz hab ich leider wieder mal keine Ahnung, was du mir 
damit sagen willst.

Ich kenne persönlich auch viele Leute, die jeden, der Atomkraft 
kritisiert direkt als fortschritts- und technikfeindlich abstempeln. Als 
ob der Industriestandort Deutschland jetzt untergehen würde, weil wir da 
aussteigen.
In meinen Augen sieht es so aus: Atomkraft ist für mich bei Leibe keine 
Zukunftstechnologie sondern eine von vorgestern. Wenn man ehrlich 
gewesen wäre, hätte man da schon vor 30 Jahren aussteigen sollen. Selbst 
die Kernfusion, die ja gerne als Allheilmittel gehandelt wird sehe ich 
sehr kritisch. Mal abgesehen davon, dass da selbst Optimisten nicht vor 
2050 mit einem funktionierenden Kraftwerk rechnen, ist das keine echte 
Lösung für unsere Energieprobleme. Grund:
- Wenn sich Kernfusion überhaupt lohnen soll, dann nur mit sehr großen 
Kraftwerken, weil sich anders der immense Aufwand nie ammortisieren 
kann. Diese müssten mindestens in der Größenordnung unserer jetzigen 
Atomkraftwerke sein (2 GW aufwärts). Auf Grund des riesigen 
Kühlwasserbedarfs solcher Kraftwerke, wäre die Möglichkeit diese 
aufzustellen beschränkt, man könnte sie nur in begrenzter Anzahl an 
großen Flüssen bauen und selbst dort hätte man im Winter und im Sommer 
massive Versorgungsprobleme, wie man sie in Frankreich heute schon hat:
http://www.taz.de/!71955/

An eine flächendeckende oder gar weltweite Versorgung (insbesondere in 
wärmeren und trockeneren Gebieten) ist gar nicht zu denken. Der zu 
diesem Zeitpunkt dann wahrscheinlich weit fortgeschrittene Klimawandel 
wird das Problem zusätzlich verschärfen.

Abgesehen davon, werden unsere Strom-Netze zu diesem Zeitpunkt gar 
nichts mehr mit solchen unflexiblen (weil nicht wirtschaftlich 
regelbaren) zentralisierten Kraftwerken anfangen können.

Was wir wirklich brauchen ist eine Lösung zur flexiblen 
Energiezwischenspeicherung. Wenn uns die "Kerntechnik" hierzu eine 
praktikable Lösung anzubieten hat, dann gerne her damit!

von Timm T. (Gast)


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S. E. schrieb:
> die Kernfusion, die ja gerne als Allheilmittel gehandelt wird sehe ich
> sehr kritisch. Mal abgesehen davon, dass da selbst Optimisten nicht vor
> 2050 mit einem funktionierenden Kraftwerk rechnen

Nana, schließlich wurde uns schon vor 20 Jahren versprochen, dass wir in 
20 Jahren bestimmt Kernfusion haben, wenn wir nur genügend Geld 
reinstecken.

Und dass der Strom dann so billig ist, dass man die Zähler ausbauen 
wird, weil sich die Verbrauchsmessung nicht mehr lohnt. Achnee, das hat 
man schon vor 50 Jahren für Atomkraftwerke versprochen...

von (prx) A. K. (prx)


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S. E. schrieb:
> Wenn man ehrlich
> gewesen wäre, hätte man da schon vor 30 Jahren aussteigen sollen.

In gewisser Hinsicht hat man das hierzulande sogar. Vor 32 Jahren wurden 
die letzten deutsche KKW in Betrieb genommen.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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A. K. schrieb:
> Vor 32 Jahren wurden
> die letzten deutsche KKW in Betrieb genommen.

Kleine Korrektur:
Neckarwestheim 2 wurde als letztes deutsches KKW 1989 in Betrieb 
genommen, das sind bei mir 25 Jahre.
;-)

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Kleine Korrektur:

Oops, falsche Spalte erwischt. Ok, es wurde seit 32 Jahren kein neues 
mehr gebaut. ;-)

von Timm T. (Gast)


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In Grundremmingen könnte es jederzeit zum Super-GAU kommen: 
http://www.ippnw.de/startseite/artikel/14a7ad0fd9/akute-unfallgefahr-im-atomkraftwerk.html

Nagut, der TÜV Süd ist da anderer Meinung. Moment, war der TÜV Süd nicht 
der, der Magnetstäbchen für Benzintanks zertifiziert hat? Das ist dann 
natürlich seriös.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> In Grundremmingen könnte es jederzeit zum Super-GAU kommen:

In Fukushima ist ein ähnliches Szenario mindestens in den 3 aktiven 
Reaktoren aufgetreten, möglicherweise auch in ein paar weiteren 
anderswo. Denn die im Artikel erwähnten Frischdampfventile werden bei 
einem Erdbeben geschlossen und das Reaktorgebäude vom Maschinenhaus 
getrennt. Das hatten die Kraftwerke überlebt.

Wenn hier speziell auf Grundremmingen Bezug genommen wird, dann stellt 
sich die Frage, ob das Problem speziell dort aufgrund der Auslegung bzw. 
eines Auslegungsfehlers auftreten kann. Denn eine schlagartige Isolation 
des Reaktorgebäudes vom Maschinenhaus ist ein Standardszenario bei 
Problemsituationen und eigentlich ein Auslegungsstörfall.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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von Manuel X. (vophatec)


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Ich hab mir jetzt nicht die ganze Diskussion durchgelesen, aber :

A. K. schrieb:
>
> Ein Tsunami dieser Grössenordnung war schlicht nicht auf der Rechnung.
>

Und den Planern des Karftwerkes war nicht klar das sich Japan direkt 
auf/neben dem pazifischen Feuerring befindet? Wo genau sowas eigentlich 
jederzeit passieren kann? Joa, ne, da haben wohl eher einige nicht nur 
ein Auge zugedrückt und gehofft das es schon passen wird (war da nicht 
auch was in den Nachrichten zu).

Oo

von c. m. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Zum Thema "End"lagerung:
> 
http://www.heise.de/tp/news/Unfall-in-US-Atomlager-verstaerkt-Zweifel-an-Lagerung-von-Atommuell-in-Salz-2164399.html
1
…solle festgestellt werden, ob mehr als 13 Menschen betroffen seien,
2
sagte am Donnerstag der Projektleiter des Waste Isolation Pilot Plant
3
(WIPP), Farok Sharif. 
4
Er lehnte unter Hinweis auf die Privatsphäre der Betroffenen eine
5
Einschätzung ab, wie viel Strahlung sie ausgesetzt worden waren.
http://taz.de/Nach-Strahlungsleck/!133984/

er hätte es auch mit verweis auf die "nationale sicherheit" ablehnen 
können, oder sagen das es ein NDA mit IP-ansprüchen der hersteller der 
strahlenmessgeräte gibt.
naja, mir egal. die usa sind weit weg, und wenn die bürger da am 
atommüll verrecken und sich nicht dagegen wehren solls mir auch recht 
sein.

von Timm T. (Gast)


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Ihr habt es sicher schon gehört: Den Betreibern werden die Rückbaukosten 
zu hoch. Deswegen soll der Rückbau jetzt DDS* aufgebrummt werden.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/atomausstieg-wer-zahlt-endlagerung-von-atommuell-und-abriss-der-meiler-a-968835.html

Ich will ja nicht sagen: Hab ich gleich gesagt, dass das kommt. Aber ich 
hab gleich gesagt, dass das kommt.

*) DDS = Der Dumme Steuerzahler

Btw: Hier mal ein paar Simulationen, wie sich Cäsium-137 so über Dt. 
verteilen würde:

http://www.spiegel.de/fotostrecke/nuklearunfall-simulation-zeigt-moegliche-verseuchung-fotostrecke-84721.html

Und ich dachte, wir sind hier weit genug weg. Scheisse wars...

von Falk B. (falk)


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Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren. Wie immer. Kapitalismus in 
Reinstform.

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
> Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren. Wie immer. Kapitalismus in
> Reinstform.

Jargon dafür ist "Sozialismus für Reiche".

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Ihr habt es sicher schon gehört: Den Betreibern werden die Rückbaukosten
> zu hoch. Deswegen soll der Rückbau jetzt DDS* aufgebrummt werden.

Dieses Vorgehen ist nur konsequent, denn bei den Ewigkeitskosten der 
Steinkohlenförderung hat es ja auch bestens funktioniert: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Ewigkeitskosten

von B. O. (t_65)


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Timm Thaler schrieb:
> *) DDS = Der Dumme Steuerzahler

Dass von den Betreibern 30 Milliarden in die Stiftung einfließen und 
weitere 15 Milliarden, auf die geklagt werden (und die Klage dann 
entfällt) wird schön verschwiegen. ;-)

Also doch nicht ALLES zu Lasten des Steuerzahlers, wenn überhaut etwas 
aus Steuermitteln benötigt wird.

von Weingut P. (weinbauer)


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Die paar Milliarden sind Peanuts gegen die tatsächlichen auflaufenden 
Kosten für Rückbau und Lagerung ... Portokasse sozusagen

von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> Dass von den Betreibern 30 Milliarden in die Stiftung einfließen und

Die im Falle von EnBW nur theoretisch vorhanden sind. Man müsste EnBW 
abwickeln, um die zur Verfügung zu haben. Witzig!

> weitere 15 Milliarden, auf die geklagt werden

Warum klagen die nicht auf 150Mrd, dann hätten sie noch was übrig. 
Witzig!

von B. O. (t_65)


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Fhutdhb Ufzjjuz schrieb:
> Die paar Milliarden sind Peanuts gegen die tatsächlichen auflaufenden
> Kosten für Rückbau und Lagerung ... Portokasse sozusagen

In Obrigheim z.B. geht's recht genau auf.
Die Kosten für die Lagerung werden immer übertrieben hoch ausgelegt (von 
einschlägig dafür bekannten Parteien), rein die Erkundung der Endlager 
wird immer wieder durch Blockadepolitik immens verteuert.

Bei diesem Thema wird immer schön mit der Angst der Leute gespielt, um 
Ideologien durchzudrücken.
Denn: je mehr man hat, desto mehr Angst hat man, das zu verlieren.
Leichtes Spiel, solchen Menschen Angst zu machen.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Neues aus der Rubrik: Bei uns ist Kernkraft sicher!

Wenn ich Feuerlöscher aufhängen will, möchte ich ja die Sicherheit 
erhöhen. Dazu müssen die aber auch gut befestigt werden. Was würde sich 
dazu besser eignen als die 3cm dicke gasdichte Stahlwand eines 
Containments.

http://m.suedkurier.de/region/hochrhein/waldshut-tiengen/Ruege-fuer-Atomkraftwerk-Sicherheitshuelle-mit-sechs-Loechern-durchbohrt;art372623,7074670

Der Handwerker, der DIE Löcher bohren musste, wird ordentlich geflucht 
haben.

von Uhu U. (uhu)


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Da kann man ja direkt froh sein, dass der Bohrer nicht lang genug war, 
um bis in den Kern vorzudringen...

von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Da kann man ja direkt froh sein, dass der Bohrer nicht lang genug war,
> um bis in den Kern vorzudringen...

Dafür müsste er wohl ca. 20m länger sein. ;-)

Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht, da 
gibt's eine Feuerlöschanlage (Sprinkler). Zumindest in deutschen 
Kernkraftwerken.
Und Personal, die zu bedienen hat's dort auch kaum mal, außer es ist 
Revision.

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht

Aber sicherlich kannst du uns erklären, wieso man für unnötige 
Feuerlöscher das Containment durchbohren muss :-)

von Georg W. (gaestle)


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Wenn die Hülle magnetisch ist ist es kein großer Kraftakt da per 
Magnetbohrmaschine durchbohren. Die ganze Geschichte zeugt aber nicht 
von Intelligenz der handelnden. Oder herrscht in Leibstadt auch 
Kadavergehorsam wie in Fukushima?
Was der Artikel leider nicht erhellt ist die Frage wie es überhaupt dazu 
kommen konnte. Irgendjemand muss den Auftrag dazu erteilt haben und 
irgendwer hätte die Arbeiten genehmigen, beaufsichtigen und abnehmen 
müssen. Wer war das? Diese Personen sind das eigentliche 
Sicherheitsrisiko und gehören irgendwo anders hin, wo sie keinen Schaden 
anrichten können.

B. Obachter schrieb:
> Was ein Handfeuerlöscher im Ringraum soll weiß ich sowieso nicht, da
> gibt's eine Feuerlöschanlage (Sprinkler). Zumindest in deutschen
> Kernkraftwerken.

Vielleicht war es ein Sicherheitsbeauftragter, der aus seiner Bibel 
heraus gelesen haben will dass genau an dieser Stelle ein Feuerlöscher 
sein muss? Auf dieser Position findet man immer wieder Personen vor, die 
sonst zu nichts zu gebrauchen sind und dann mit solchen Aktionen zeigen 
wollen was für ein toller Hecht sie sind.

von Paul B. (paul_baumann)


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Vielleicht haben es die Projekt-Tanten, äh Projektanten so vorgesehen...

Auf Baustellen ist es immer lustig, wenn man sieht, daß es überhaupt
keine Abstimmung der Planer untereinander gegeben hat: In einem Labor-
gebäude existiert ein langer Gang, an dessen Decke ein Lüftungsrohr
von ca. 60cm Durchmesser verlaufen sollte. Exakt in der gleichen Höhe
hatte man auch ein Lichtband aus Leuchtstofflampen geplant.

Der Lüftungskanal hing schon. Mein Kollege hat sich dann den Spaß 
gemacht,
eine Lampe mit Anschlußkabel zu versehen und IN den Kanal zu schieben.

Auftrag erfüllt! Lampe an der richtigen Stelle.

;-)

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


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Paul Baumann schrieb:
> Auftrag erfüllt! Lampe an der richtigen Stelle.

Nacharbeit, natürlich extra abzurechnen: Löcher in den Kanal bohren, 
damit das Licht raus kann.

von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Nacharbeit, natürlich extra abzurechnen: Löcher in den Kanal bohren,
> damit das Licht raus kann.

Oder an der Wand darunter ein Regal montieren, in dem die Säcke 
deponiert werden, in denen man das Licht aus dem Kanal hinaus befördern 
kann...

von B. O. (t_65)


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Georg W. schrieb:
> Vielleicht war es ein Sicherheitsbeauftragter, der aus seiner Bibel
> heraus gelesen haben will dass genau an dieser Stelle ein Feuerlöscher
> sein muss? Auf dieser Position findet man immer wieder Personen vor, die
> sonst zu nichts zu gebrauchen sind und dann mit solchen Aktionen zeigen
> wollen was für ein toller Hecht sie sind.

Das stimmt.
Eine unbeliebte Beschäftigung die irgendeiner machen muss (weil 
vorgeschrieben), da schiebt man gerne Leute hin, die man nicht gerne 
verantwortungsvollere Aufgaben erledigen lässt.
:-)

von (prx) A. K. (prx)


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Wer hätte gedacht, dass Homer Simpson in Wahrheit in der Schweiz 
arbeitet?

von Unbekannt U. (Gast)


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Das spannende an den Schweizer Löchern ist doch, wie lange die da schon 
sind: Meiner Meinung schon sehr lange und es war reiner Zufall dass sie 
nach vielleicht Jahrzehnten gefunden wurden.

Wie komm ich zu dieser Behauptung? Ganz einfach:

Löcher in 4,5cm dicken Stahl bohrt man mal eben nicht freihändig mit der 
Handbohrmaschine. Davon abgesehen wird diese Stahlhülle in so einem KKW 
auch nicht weicher Billigstahl sein (oder vielleicht doch? Prüft das 
eigentlich jemand?), sondern irgendein legierter Stahl mit recht 
ordentlicher Zugfestigkeit.
D.h. es wurde schön die Magnetbohrmaschine oder sonst ein größeres Gerät 
montiert um die Löcher zu bohren. Das war keine "Gib mir mal schnell die 
Bohrmaschine"-Aktion. Da steckt mehr dahinter.

von (prx) A. K. (prx)


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Unbekannt Unbekannt schrieb:
> Davon abgesehen wird diese Stahlhülle in so einem KKW
> auch nicht weicher Billigstahl sein

Ich würde annehmen, dass es angesichts der Rolle des Containments nicht 
um Härte, sondern um Zähigkeit geht.

von Timm T. (Gast)


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Unbekannt Unbekannt schrieb:
> Das spannende an den Schweizer Löchern ist doch

Momente mal! Schweiz? Löcher?

Die MÜSSEN ja da rein. Aus Tradition. Und es ist auch kein Stahl, es ist 
Emmentaler. Das gibt bei einer Kernschmelze ein wunderbares Käsefondue.

(Nimmt man für Käsefondue Emmentaler?)

von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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B. Obachter schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Vielleicht war es ein Sicherheitsbeauftragter, der aus seiner Bibel
>> heraus gelesen haben will dass genau an dieser Stelle ein Feuerlöscher
>> sein muss? Auf dieser Position findet man immer wieder Personen vor, die
>> sonst zu nichts zu gebrauchen sind und dann mit solchen Aktionen zeigen
>> wollen was für ein toller Hecht sie sind.
>
> Das stimmt.
> Eine unbeliebte Beschäftigung die irgendeiner machen muss (weil
> vorgeschrieben), da schiebt man gerne Leute hin, die man nicht gerne
> verantwortungsvollere Aufgaben erledigen lässt.
> :-)

Das erklärt einiges. Da Menschen Erfahrungen mit schlecht gemachten 
Sicherheitsmaßnahmen haben, sind sie auch gegen die sinnvollen 
Maßnahmen.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Vor allem konterkariert eine derartige Stellenbesetzung das Ziel jeder 
Sicherheitsphilosophie. Und zeigt darüber hinaus, dass das Management 
wenig Risikobewusstsein aufweist. Was sich in aller Regel auch 
kontraproduktiv bei den Bilanzen niederschlägt. Diese Erkenntnisse wird 
aber meist kurzfristigen Zielen zum Opfer erbracht, falls sie überhaupt 
in den Focus geraten.

Namaste

von Dumdi D. (dumdidum)


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Winfried J. schrieb:
> Vor allem konterkariert eine derartige Stellenbesetzung das Ziel jeder
> Sicherheitsphilosophie. Und zeigt darüber hinaus, dass das Management
> wenig Risikobewusstsein aufweist. Was sich in aller Regel auch
> kontraproduktiv bei den Bilanzen niederschlägt.

Deepwater Horizon:
http://royaldutchshellplc.com/2011/01/24/bp-an-accident-waiting-to-happen/

"Perhaps the most crucial culprit: an emphasis on personal safety (such 
as reducing slips and falls) rather than process safety (avoiding a 
deadly explosion). That might seem like a semantic distinction at first 
glance, but it had profound consequences."

von Timm T. (Gast)


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Neues aus der Rubrik "Bei uns ist Kernkraft sicher":

http://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/themen/Bruessel-Atomkraftwerke-Belgien-Europaeische-Union-Kraftwerke-Krisen-Schaeden-und-Verluste-Staatssekretaere;art2825,5400680

Risse im Beton. Nichts, was der geübte Heimwerker nicht mit etwas 
Bauschaum und Silikon hinbekommen könnte...

Btw: Warum nochmal machen die eigentlich diese AKW-Stresstests?

von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> Risse im Beton.

Nicht im Beton. Im Druckbehälter. Stahl. Leider verdammt wenig Details 
bisher. Eigentlich nur diese eine karge Meldung in Varianten.

Schon lange bekannt ist das Risiko von Versprödung des Stahls.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> Btw: Warum nochmal machen die eigentlich diese AKW-Stresstests?

Genau wie bei den Banken. Klingt gut. Aber wenns drauf ankommt...

von Helge A. (besupreme)


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Trauriges Detail aus den 80ern (wie's heut aussieht, kann ich nit 
sagen):

Im deutschen Atomgesetz ist eine mindestens jährliche Prüfung aller 
sicherheitsrelevanten Anlagenteile vorgeschrieben. Der Prüfer geht also 
ins AKW und stellt Fehler fest.
Im Jahr drauf stellt er wieder die selben Fehler fest. Auf mehrmalige 
Nachfrage: "Prüfung ist vorgeschrieben, Reparatur nicht." Kein Scherz.

: Bearbeitet durch User
von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Neues aus der Rubrik "Bei uns ist Kernkraft sicher":
Und wieder FUD und viel heiße Luft ohne Fakten. Welche anderen AKW genau 
sind mit diesen Druckbehältern ausgestattet? Sind dort auch kritische 
Risse aufgetreten? Wie wird dort mit diesem Problem umgegangen? Das 
gehört m.E. zu einer seriösen Berichterstattung.

Das AKW Mühleberg hat einen Druckbehälter vom selben Hersteller 
(Rotterdamsche Droogdok Maatschappij), allerdings wurde das Material von 
einem anderen Hersteller geliefert. Das Material des belgischen 
Behälters leidet offenbar unter Wasserstoffsprödigkeit.
Hier in Deutschland soll kein aktives AKW mit einem solchen Behälter 
ausgestattet sein: 
http://www.vol.at/risse-in-akw-entdeckt-belgien-warnt-schweiz/3335860

Timm Thaler schrieb:
> Btw: Warum nochmal machen die eigentlich diese AKW-Stresstests?
Es juckt mich schon in den Fingern diese Frage zu beantworten, aber dann 
müsste das vier verpönte P-Wort kommen.

von (prx) A. K. (prx)


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Georg W. schrieb:
> Sind dort auch kritische Risse aufgetreten?

Hat dort früher schon jemand mal nachgesehen? Also mit jenem 
Messverfahren, mit dem man in diesem Falle überhaupt erst dahinter kam.

"Doch mit neuartigen Ultraschall-Testgeräten habe man im Frühjahr das 
ganze Ausmaß des Schadens aufgedeckt [...]".

Ich wäre nicht erstaunt, wenn man bislang stets mit den gleichen 
Verfahren Risse suchte, wie man das vor 30 Jahren tat. Ist ja nicht so, 
dass man unbedingt welche finden will. Freunde macht man sich damit 
weder in der Branche noch in der Politik.

"Die verfeinerte Diagnostik wird beweisen, daß ein „gesunder" Mensch nur 
nicht hinreichend untersucht ist".

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Sind dort auch kritische
> Risse aufgetreten? Wie wird dort mit diesem Problem umgegangen?

Im Frühjahr wurde über Risse im Druckbehälter eines französischen 
Reaktors berichtet. Die Reaktion der Politik: Laufzeitverlängerung für 
den Reaktor, dessen Betriebserlaubnis eigentlich aufgrund des Alters 
abgelaufen wäre.

Und da erwartest Du europaweit seriöse Informationen?

von (prx) A. K. (prx)


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Georg W. schrieb:
> Das AKW Mühleberg hat einen Druckbehälter vom selben Hersteller
> (Rotterdamsche Droogdok Maatschappij), allerdings wurde das Material von
> einem anderen Hersteller geliefert.

Sicher?
http://www.ensi.ch/de/2012/08/23/kernkraftwerk-muehleberg-ueberprueft-den-reaktordruckbehaelter/

von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> Und da erwartest Du europaweit seriöse Informationen?

Ich versuche mir grad spasseshalber vorzustellen, dass in der Hälfte der 
französischen Reaktoren so etwas festgestellt würde. Abschalten und 
frieren wär da wirklich keine Option.

von Georg W. (gaestle)


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A. K. schrieb:
> Hat dort früher schon jemand mal nachgesehen?
Das Problem ist seit Jahren bekannt, die Rissprüfung wird im Rahmen der 
Revision durchgeführt. Das steht auch in dem von mir verlinkten Artikel.
Und welche neuartigen Messverfahren sollen das denn sein? Die Risse sind 
laut dem von A.K. verlinkten Artikel seit 1979 bekannt. Sie sind auch 
nicht per se gefährlich, sie (und andere Fehlstellen) können in gewissem 
Umfang auch schon seit der Herstellung vorhanden sein ohne das dies 
einen Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit hat. Und das nicht nur bei 
AKWs. Kritisch wird es wenn sie weiter wachsen.

Grundsätzlich können solche Probleme auch an Druckbehältern z.B. der 
Chemischen Industrie oder konventioneller Kraftwerke auftreten. Aber 
davon erfährt die Öffentlichkeit nichts.

von Lothar S. (loeti)


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von (prx) A. K. (prx)


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Georg W. schrieb:
> Und welche neuartigen Messverfahren sollen das denn sein?

Keine Ahnung, das wird aber im Artikel der Saarbrücker Zeitung so 
erwähnt: "Doch mit neuartigen Ultraschall-Testgeräten habe man im 
Frühjahr das ganze Ausmaß des Schadens aufgedeckt [...]".

: Bearbeitet durch User
von Georg W. (gaestle)


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A. K. schrieb:
> Sicher?

Willst du uns hinter die Fichte führen? In diesem Artikel steht kein 
Wort dass das selbe rissanfällige Material zum Einsatz kam!

Also nochmal: Entscheidend ist die Zusammensetzung des Stahls, nicht wer 
daraus die Teile geschmiedet hat. Vielleicht tauchen noch Bauteile 
anderer Hersteller aus dem selben Material diese bisher unbenannten 
Herstellers auf. Wundern würde es mich nicht.

von (prx) A. K. (prx)


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A. K. schrieb:
> Timm Thaler schrieb:
>> Und da erwartest Du europaweit seriöse Informationen?
>
> Ich versuche mir grad spasseshalber vorzustellen, dass in der Hälfte der
> französischen Reaktoren so etwas festgestellt würde. Abschalten und
> frieren wär da wirklich keine Option.

Oops... "Derzeit sind viele Anlagen vom Netz: Gerade sind drei EdF-KKW 
in Großbritannien abgeschaltet worden, nachdem auch bei einem von ihnen 
durch Kontrollen Risse in den Dampferzeugern gefunden worden sind. Das 
Ganze zieht noch weitere Kreise: So sind mehr als ein Dutzend der knapp 
30 französischen Druckwasserreaktoren nach diesem Design errichtet 
worden."
http://www.deutschlandfunk.de/reaktorsicherheit-erneuter-zwischenfall-im-belgischen-doel.697.de.html?dram:article_id=294898

von (prx) A. K. (prx)


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Georg W. schrieb:
> Willst du uns hinter die Fichte führen?

Nein. Ich hielt aber eine Verwechslung mit Leibstadt für möglich.

> In diesem Artikel steht kein
> Wort dass das selbe rissanfällige Material zum Einsatz kam!

Aber dass sie lieber nochmal nachsehen wollen.

von c. m. (Gast)


Angehängte Dateien:

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Georg W. schrieb:
> Timm Thaler schrieb:
>> Neues aus der Rubrik "Bei uns ist Kernkraft sicher":
> Und wieder FUD und viel heiße Luft ohne Fakten.

hier könnt ihr mal schauen wo die bombe steht, und wie weit ihre selbst 
weg wohnt. das andere bild ist die "typische großwetterlage" mit 
windrichtung.

irgendwie bin ich neugierig was passieren würde wenn das ding platzt, so 
richtig mit einigen dutzend terabequerel in der umwelt.

von (prx) A. K. (prx)


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c. m. schrieb:
> irgendwie bin ich neugierig was passieren würde wenn das ding platzt, so
> richtig mit einigen dutzend terabequerel in der umwelt.

Unter der Annahme, dass dieser Druckwasserreaktor ungefähr den deutschen 
Typen entspricht:

Solange der Druckbehälter nur erheblich leckt, aber nicht völlig 
auseinander fällt, und der Core somit an Ort und Stelle bleibt, dürfte 
das Szenario ungefähr dem Abriss einer Hauptkühlmittelleitung 
entsprechen. Jenes ist ein sogenannter Auslegungsstörfall, d.h. dafür 
ist die Anlage ausgelegt und das Problem sollte auf das Innere des 
Containments beschränkt bleiben. Das Szenario wäre dann weder mit 
Fukushima noch mit Tschernobyl vergleichbar. Eher mit Three Mile Island.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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A. K. schrieb:
> Solange der Druckbehälter nur erheblich leckt, aber nicht völlig
> auseinander fällt, und der Core somit an Ort und Stelle bleibt, dürfte
> das Szenario ungefähr dem Abriss einer Hauptkühlmittelleitung
> entsprechen.

Kann schon sein, aber: Jeder Schornsteinfeger würde Deine Gasheizung 
stillegen, wenn da Risse im Kessel wären. Jeder TÜV würde Dein Auto 
stillegen, wenn da Risse im Motorblock wären. Außer der TÜV Süd 
vielleicht, die kennen das von den AKW, die sie prüfen und deren 
Betreiber sie gehören.

Also vertrauensbildende Maßnahmen würde ich das nicht grad nennen.

Achja, und irgendwo hat man jetzt auch mal wieder verrostete 
Atommüllfässer gefunden, wo die Brühe ausgelaufen ist und auf dem Boden 
steht. Keine Gefahr für die Bevölkerung und fürs Grundwasser, aber die 
Fässer müssen wieder rausgeholt und umgefüllt werden, bis sie irgendwann 
in Konrad sein Schacht landen.

von (prx) A. K. (prx)


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Timm Thaler schrieb:
> Kann schon sein, aber: Jeder Schornsteinfeger würde Deine Gasheizung
> stillegen, wenn da Risse im Kessel wären.

Die Belgier haben doch genau das getan.

Ansonsten gibts verschiedene Sorten Risse. Tolerierbare und kritische.

Auf das Risiko hin, dass du nie wieder in ein Flugzeug steigst: Das ist 
da nicht anders. Wenn man da einen Riss (oder anderen Schaden) entdeckt, 
dann peilt man ein, ob der gleich repariert werden muss, oder erst beim 
nächsten grösseren Check. Weshalb viele bekannten Risse noch ein 
Weilchen rumfliegen, unter Beobachtung.

Analog geht es auch bei Reaktoren um die logischerweise von Betreibern 
und Kritikern völlig anders bewertete Frage, wie kritisch eine bekannte 
Rissbildung ist.

Hübsch anzuschauen ist diese Situation in Mühleberg, Bauart wie 
Fukushima. Ziemlich üble Risse im Kernmantel (Mantel um den Core, im 
Innern des Druckbehälters, nicht druckbelastet). Nach Entdeckung 
stabilisiert durch Zuganker. Schweizer Richter hatten bei dem Hin- und 
Her das letzte Wort, er darf wieder anfahren.

PS: Ich habe gewisse Zweifel, ob dein Schornsteinfeger routinemässig mit 
Ultraschallmessung auf Haarrisse absucht. Hier gehts nicht nur um jene 
Sorte Risse, die du mühelos mit dem Auge erkennen kannst.

: Bearbeitet durch User
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Das Problem ist, das diese Dinger langsam uralt sind, und immer mehr 
Probleme auftreten werden. Aber es gibt keine Alternativen, welche 
gewollt sind. Also müssen diese alten AKWs weiter betrieben werden, bis 
wirklich mal eines Auseinanderfliegt. Dann wird geweint, gemeckert, 
beschwichtigt, Hass entsteht, usw. ... es folgt einfach das ganze Spiel, 
wie schon immer in der Menschheitsgeschichte.
Das ist alles vorhersehbar, wenn man nicht bald mal nach einer Lösung 
sucht, und diese dann auch umsetzt. Aber wie immer werden dann die 
Lösungsversuche mit oft irrationalen, egoistischen Behauptungen in der 
Luft zerrissen, und alles bleibt so wie es ist, bis es zu Spät ist. Erst 
dann wird gehandelt.
Und nach einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten wird das wieder 
vergessen, und man hat wieder die selben Probleme (z.B. 
Luftverschmutzung in Europa vor 50 Jahren, und jetzt China; 
Überabholzung in sehr vielen Kulturen; oder die ganzen Kriege, immer 
dasselbe Spiel)

von Helge A. (besupreme)


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Das liegt zum (kleinen, geb ich zu) Teil auch an uns allen. So lange 
eine erhebliche Grundlast immer noch versorgt werden will, wird es 
Grundlastkraftwerke geben. Das sind nun mal hauptsächlich Kohle oder 
AKW.
Hier auf dem Hof steuern alle gegen zu hohen Stromverbrauch, Besitzer 
und Mieter. Überhaupt keine Glühlampen mehr, LED wo es geht, einiges ist 
( von der Energiebilanz ähnlich gut) mit Leuchtstoffröhren und EVG 
ausgeleuchtet. Die meisten Stromfresser sind ausgemustert, die 
Warmwasserspeicher werden vom E-Werk bedarfsgerecht geschaltet.

Wobei Tirol als Wasserkraft-Strom-Exporteur eh schon so 
öko-dingens-mäßig im Vorteil ist ;)

von (prx) A. K. (prx)


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Helge A. schrieb:
> Wobei Tirol als Wasserkraft-Strom-Exporteur eh schon so
> öko-dingens-mäßig im Vorteil ist ;)

Eher als Stromproduzent oder als Stromveredler? Letzteres kannte man 
früher in der Variante billiger Nachtstrom rein, teurer Spitzenlaststrom 
raus. Mittlerweile kennt man das exakt gleiche Verfahren auch als 
Stromwaschanlage, Dreckstrom rein, Ökostrom raus.

: Bearbeitet durch User
von Helge A. (besupreme)


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Allerspätestens mit einem der beiden nächsten Kraftwerksprojekte ist ein 
ausschließlicher Stromexport erreicht. Zum einen das im Bau befindliche 
Oberinntal-Kraftwerk, zum anderen ein Speicherkraftwerk zum Abfedern vom 
Lastspitzen (nicht etwa welchen von hier - eher die der hauptsächlich 
deutschen Abnehmer).

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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: Bearbeitet durch User
von Axel L. (axel_5)


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Helge A. schrieb:
> Das liegt zum (kleinen, geb ich zu) Teil auch an uns allen. So lange
> eine erhebliche Grundlast immer noch versorgt werden will, wird es
> Grundlastkraftwerke geben. Das sind nun mal hauptsächlich Kohle oder
> AKW.

Ich kann diesen Quatsch mit den ach so wichtigen Grundlastkraftwerken 
nicht mehr lesen. Früher hat man Kohle- und Atomkraftwerke als solche 
genutzt, weil die schlecht zu regeln sind und davon abgesehen so hohe 
Fixkosten hatten, dass es unglaublich teuer war, die abzuregeln. Also 
hat man die permanent laufen lassen und gehofft, dass es genügend 
Abnehmer gibt. Grundlast"fähigkeit" ist also keine positive Eigenschaft, 
es ist ein Nachteil.

Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf 
streckenweise komplett decken können. Da sind schlecht regelbare 
Kraftwerke mit hohen Fixkosten und hohem CO2 Ausstoss schlicht sinnlos 
und kontraproduktiv.

Gruss
Axel

von Falk B. (falk)


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@ Axel Laufenberg (axel_5)

>Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf
>streckenweise komplett decken können.

Und die sind natürlich 24/7 verfügbar und super regelbar?

von G. K. (zumsel)


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A. K. schrieb:
> Solange der Druckbehälter nur erheblich leckt, aber nicht völlig
> auseinander fällt, und der Core somit an Ort und Stelle bleibt, dürfte
> das Szenario ungefähr dem Abriss einer Hauptkühlmittelleitung
> entsprechen. Jenes ist ein sogenannter Auslegungsstörfall, d.h. dafür
> ist die Anlage ausgelegt und das Problem sollte auf das Innere des
> Containments beschränkt bleiben. Das Szenario wäre dann weder mit
> Fukushima noch mit Tschernobyl vergleichbar. Eher mit Three Mile Island.

Das beschreibt nur die kurzfristige "Behandlung" des akuten Sörfalls. Wo 
wird die Beseitigung der Havariefolgen beschrieben? Wieviel Müll muß 
danach entsorgt werden? Kann das überhaupt jemand? Was kostet das?

Solange die Auslegungsstörfälle nicht die Beseitigung der Havariefolgen 
beschreiben kann von "Auslegung" nicht die Rede sein.

TMI, Sellafield, Tschernobyl, Fukushima stehen immer noch blöd in der 
Gegend rum.

von Timm T. (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Und die sind natürlich 24/7 verfügbar und super regelbar?

Ja, Wind2Gas ist 24/7 verfügbar, über 40 Tage pufferbar* (in den heute 
vorhandenen Gaskavernen, mit 5% Anteil) und super regelbar.

*) Zum Vergleich: Sämtliche Pumpspeicherwerke in Dt. wären bei 17GW 
Spitzenleistung an Windenergie in 3h voll.

von B. O. (t_65)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf
> streckenweise komplett decken können.

Ja, theoretisch!
Leider hat die Windkraft dieses Jahr bis jetzt faktisch keine Rolle beim 
Energiemix gespielt.
Von den 40 (!) GW installierter Leistung betrug die Ausbeute schwache 
10%.
Und das nur bei Wetterumschwung, wenn etwas Wind vorhanden ist. Im 
Sommer (seit Mai) war fast nichts zu verzeichnen.
Quelle: http://www.transparency.eex.com/de/

Großkraftwerke braucht man nicht wegen ihrer "Grundlastfähigkeit", 
sondern als Frequenz- und Spannungsstütze, auf die sich kleinere 
Erzeuger synchronisieren.
Viele kleine Anlagen alleine schaukeln sich gegenseitig auf und das Netz 
bricht zusammen. Der Spruch "wir haben heute die Technik, das zu 
beherrschen" ist leider an der Realität vorbei.

Meine Meinung:
das massenhafte Entnehmen von Energie aus dem Klimasystem wird nicht 
ohne Folgen für unser heimisches Klima bleiben. Das gilt für 40gW 
Windenergie die fehlen, sowie für 40GW Sonnenenrgie.
Darüber macht sich kein Mensch Gedanken, ist ja schließlich Öko-Bio, 
also per se gut.

von Falk B. (falk)


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@ B. Obachter (t_65)

>Meine Meinung:
>das massenhafte Entnehmen von Energie aus dem Klimasystem wird nicht
>ohne Folgen für unser heimisches Klima bleiben. Das gilt für 40gW
>Windenergie die fehlen, sowie für 40GW Sonnenenrgie.

;-)

Schön, dass jeder meinen darf, egal welche Qualifikation er hat.

>Darüber macht sich kein Mensch Gedanken, ist ja schließlich Öko-Bio,
>also per se gut.

Bei ~1KW/m^2 Sonneneinstrahlung im Sommer kommen auf der Fläche von 
Deutschland (~357.000 km^2) etwa 357 GW Sonneneinstrahlung zusammen. Der 
Wind nährt sich vor allem auch über den deutlich größeren Wasserflächen. 
Die 40GW werden niemals gleichzeitg erreicht, wenn es hoch kommt die 
Hälfte. Also entnimmt man bestenfalls 20 GW bei 357GW 
Sonneneinstrahlung, sprich 5,6%. Real dürfte es deutlich unter 1% 
liegen. Da sind die mittelfristigen Klimaschwankungen wahrscheinlich 
größer ;-)

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> sowie für 40GW Sonnenenrgie.

Denk mal nach:
- Was wird aus der Solarenergie, wenn sie nicht in Strom umgewandelt
  wird?
- Was wird aus dem aus Solarenergie gewonnen Strom am Ende?

: Bearbeitet durch User
von Georg W. (gaestle)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf
> streckenweise komplett decken können.

Wenn sich jetzt deren Betreiber (und damit Profiteure des Atomausstiegs) 
auch noch um die restliche Zeit sowie die Frequenz- und 
Spannungskonstanz kümmern würden wäre der Idealzustand erreicht. Das 
diese dicke Subventionen einstreichen und andererseits alle das 
Vorhalten von Ersatzkraftwerken (mittlerweile auch viel Kohle) per 
Stromrechnung finanzieren kann auch kein Zustand sein. Und spätestens 
wenn Elektroautos für Privathaushalte attraktiv werden haben wir da noch 
ganz andere Probleme wenn sie alle über Nacht zu Hause aufgeladen 
werden.

Timm Thaler schrieb:
> Ja, Wind2Gas ist 24/7 verfügbar, über 40 Tage pufferbar* (in den heute
> vorhandenen Gaskavernen, mit 5% Anteil) und super regelbar.
Das wäre ein Ansatz, ist aber zur Zeit auch nur ein weiteres ungelegtes 
Ei. Bis das im großen Maßstab nutzbar wird sind sicherlich noch einige 
Probleme zu lösen.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Das diese dicke Subventionen einstreichen

Als wäre die Kernenergie ausschließlich aus den Vermögen der 
Energiekonzerne entwickelt worden...

Viel übler finde ich, dass die Kernenergie mit militärischen 
Hintergedanken und ohne Rücksicht auf Verluste gepusht wurde. Hätte man 
das Geld gleich in erneuerbare Energieen investiert, sähe die Welt heute 
anders aus.

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Als wäre die Kernenergie ausschließlich aus den Vermögen der
> Energiekonzerne entwickelt worden...

Klar, dass das jetzt kommt. Aber dass jetzt zum 3.Mal (nach Kerntechnik 
und Kohle) der selbe Fehler wieder begangen wird spricht nicht für 
Intelligenz (auch und besonders der Wahlberechtigten). In allen drei 
Fällen waren politische Motive die Hauptgründe für die massive 
Subventionierung und keine technischen.

Gemessen an den erneuerbaren wird sich die Kerntechnik hinterher 
wahrscheinlich als das kleinere Loch herausstellen. Wahrscheinlich, weil 
sich die Ausstiegskosten durch Winkelzüge verschiedenster Akteure noch 
beträchtlich steigern lassen. (Die Kohlebranche dagegen hat sich der 
Ewigkeitslasten des Bergbaus bereits auf Kosten der Allgemeinheit 
entledigt).

Für eine realistische Aussage müssten wir aber alle Kosten und Erträge 
der jeweiligen Technologien bestimmen und gegeneinander stellen. Das 
wird sehr aufwendig, wenn nicht gar unmöglich.

von Axel L. (axel_5)


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Falk Brunner schrieb:
> @ Axel Laufenberg (axel_5)
>
>>Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf
>>streckenweise komplett decken können.
>
> Und die sind natürlich 24/7 verfügbar und super regelbar?

Darum geht es gar nicht. Aber sobald es einen gewissen Anteil von Zeit 
gibt, an dem Sonne und Wind den Stromverbrauch decken können, sind die 
Dinosaurieranlagen einfach nicht mehr sinnvoll zu betreiben.

Die Grenzkosten bei Solar und Wind sind nun mal dicht bei Null, dazu 
sind sie Abgasfrei. Damit kann man die Grundlastkraftwerke schlicht 
nicht mehr brauchen.

Mal gar nicht davon zu reden, dass neue, sicherere AKW selbst als 
Grundlastkraftwerke bei 100% Auslastung nicht bezahlbar sind.

Gruss
Axel

von Axel L. (axel_5)


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Georg W. schrieb:
> Axel Laufenberg schrieb:
>> Wir kommen zunehmen in den Bereich, wo Wind und Sonne den Bedarf
>> streckenweise komplett decken können.
>
> Wenn sich jetzt deren Betreiber (und damit Profiteure des Atomausstiegs)
> auch noch um die restliche Zeit sowie die Frequenz- und
> Spannungskonstanz kümmern würden wäre der Idealzustand erreicht.

Bisher wurde denen das explizit verboten.

Unvergessen die geniale Regelung, dass die Solarumrichter bei Abweichen 
der Frequenz um mehr als 0,2Hz sofort ohne Umschweife vom Netz gehen 
müssen. Damit kann ich natürlich jedes Netz ins Chaos führen.

Das ganze Problem sehe ich darin, dass man die alten EVU da noch viel zu 
lange hat rumbasteln lassen. Die Leitungen für die neuen 
Braunkohlekraftwerke in Garzweiler wurden jedenfalls völlig problemlos 
gezogen, da war es auch kein Problem, Leitungen zu erneuern und 
Leitungskapazitäten zu erhöhen.

Gruss
Axel

von G. K. (zumsel)


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Georg W. schrieb:

> Klar, dass das jetzt kommt. Aber dass jetzt zum 3.Mal (nach Kerntechnik
> und Kohle) der selbe Fehler wieder begangen wird spricht nicht für
> Intelligenz (auch und besonders der Wahlberechtigten). In allen drei
> Fällen waren politische Motive die Hauptgründe für die massive
> Subventionierung und keine technischen.

Das runterfahren der Subventionen ist ein elementarer Bestandteil des 
EEG, insbesondere die schwarz-gelbe Legislatur hat es komplett verkackt 
die Fördersätze an die sinkenden Kosten für Windräder und Solarpanels 
anzupassen.

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Die Grenzkosten bei Solar und Wind sind nun mal dicht bei Null, dazu
> sind sie Abgasfrei. Damit kann man die Grundlastkraftwerke schlicht
> nicht mehr brauchen.

Aus wirtschaftlicher Sicht der Betreiber ist das so.
Nur, zur Erinnerung: Das Jahr hat 8760 Stunden, an denen wir eine 
Grundlast benötigen. Und die liefern Wind und Sonne eben nicht.

Axel Laufenberg schrieb:
> Mal gar nicht davon zu reden, dass neue, sicherere AKW selbst als
> Grundlastkraftwerke bei 100% Auslastung nicht bezahlbar sind.

Wieso nicht bezahlbar?
Die EEG-Umlage kostete uns schon weit über 40 Mrd €.
Ein KKW dürfte heute ca. 6 Mrd. kosten.
Was soll daran nicht bezahlbar sein? Wir hätten problemlos sechs davon 
bauen können, ohne dass ein Unternehmen dafür investieren müsste.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> auch und besonders der Wahlberechtigten

Hat man sie irgendwann mal zu genau diesen Themen gefragt?

> In allen drei Fällen waren politische Motive die Hauptgründe für die
> massive Subventionierung und keine technischen.

OK, wir sind uns also einig, dass die Förderung der Kernkraft politisch 
motiviert war.

Bei den beiden anderen gebe ich dir nur bedingt recht:
- Kohle wurde in Zeiten der allgemeinen Industrialisierung gefördert.
  Alternativen gab es noch nicht und in diesen Zeiten wurde das Wort
  "Ewigkeit" gerne in den Mund genommen; das hat lange gewirkt.
- Die Erneuerbaren Energien hätten Null Chance gehabt, in Konkurrenz
  zu subventionierter Kohle- und Kernkraft auch nur halbwegs entwickelt
  zu werden, bevor die beiden wegen zu großer Folgekosten und Gefahren
  ganz wegbrechen.

Der eigentliche Irrsinn an den Subventionen ist, dass die erneuerbare 
Technik gegen subventionierte Techniksackgassen konkurrieren muss und 
mit der Kerntechnik vollendete Tatsachen geschaffen wurden, die 
irreversibel sind.

Jetzt sind wir so weit, dass uns die Chinesen zeigen, wies geht...

: Bearbeitet durch User
von B. O. (t_65)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Jetzt sind wir so weit, dass uns die Chinesen zeigen, wies geht...

http://de.wikipedia.org 
wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_der_Volksrepublik_China

Man beachte, wie viele im Bau sind ...
;-)

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Bei den beiden anderen gebe ich dir nur bedingt recht:
> - Kohle wurde in Zeiten der allgemeinen Industrialisierung gefördert.
>   Alternativen gab es noch nicht und in diesen Zeiten wurde das Wort
>   "Ewigkeit" gerne in den Mund genommen; das hat lange gewirkt.
Und die ging bis über die Jahrtausendwende? Dieser Irrsinn wird noch bis 
2018 weiter gefördert, der Löwenanteil davon geht nach NRW. Trotzdem 
kommt der Löwenanteil der hier verstromten Kohle aus Übersee.
Ewig steht hier für die Folgen des Bergbaus:
-Setzungschäden an Gebäuden (die entstehenden Hohlräume werden nicht 
gestützt, sondern brechen nach dem Abbau ein)
-Energiekosten für Pumpstationen, die das Wasser in Kanäle und Flüsse 
pumpen, da ehemalige Bergbauregionen im Flachland nun plötzlich wie in 
einer Badewanne liegen
-Wenn stillgelegte Bergwerke überflutet werden können Stoffe ausgelaugt 
werden, die das Grundwasser verunreinigen können)
> - Die Erneuerbaren Energien hätten Null Chance gehabt, in Konkurrenz
>   zu subventionierter Kohle- und Kernkraft auch nur halbwegs entwickelt
>   zu werden, bevor die beiden wegen zu großer Folgekosten und Gefahren
>   ganz wegbrechen.
Weil es hier Marktverzerrungen gibt muss auf der anderen Seite auch 
eingegriffen werden. Und um diese Folgen dann abzumildern dann dort...
>
> Der eigentliche Irrsinn an den Subventionen ist, dass die erneuerbare
> Technik gegen subventionierte Techniksackgassen konkurrieren muss und
> mit der Kerntechnik vollendete Tatsachen geschaffen wurden, die
> irreversibel sind.
>
Viellicht gelten die heutigen erneuerbaren in 30 Jahren genau so als 
Sackgassen? Wer weiß?
> Jetzt sind wir so weit, dass uns die Chinesen zeigen, wies geht...
Ja, in der PV mit Know-How, das mit unseren Fördergeldern geschaffen 
wurde und ihnen dann in folge von Raffgier frei Haus geliefert wurde, 
inklusive damit verbundener Arbeitsplätze.
Ironischerweise investieren sie gerade stark in Atommeiler.

von Georg W. (gaestle)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Bisher wurde denen das explizit verboten.

Ich meinte eher dass sich diese Kreise an den Kosten z.B. von 
Pumpspeicherwerken und der Erforschung neuer Speichertechnologien 
beteiligen, schließlich sind sie die Profiteure der EE. Schließlich 
können Sie ihren zu beliebiger Zeit erzeugten Strom dem Markt 
aufdrängen, ob er gerade gebraucht wird oder nicht. ein bisschen am 
Wechselrichter spielen löst das Problem nicht. (Selbst wenn man es 
schafft das irgendwie verlässlich zu regeln).

von Falk B. (falk)


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@ B. Obachter (t_65)

>http://de.wikipedia.org
>/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_der_Volksrepublik_China

>Man beachte, wie viele im Bau sind ...

Man beachte, WO die stehen! Scheinbar alle SEHR nah am Meer!

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> auch und besonders der Wahlberechtigten
>
> Hat man sie irgendwann mal zu genau diesen Themen gefragt?

Ich wurde ein einziges Mal direkt zu einem Thema befragt (Stuttgart21). 
Der Schuss ging nach hinten los und seit dem ist es um die direkte 
Demokratie wieder sehr still geworden. Das ändert aber nichts am Prinzip 
"Ich wähle CDU, weil mein Vater CDU gewählt hat und dessen Vater Zentrum 
gewählt hat".

Aber ich schweife zu sehr vom Thema ab, wir sollten diese Diskussion 
auslagern und uns hier wieder mehr den technischen Problemen der 
Atomkraft widmen.

von (prx) A. K. (prx)


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Falk Brunner schrieb:
> Man beachte, WO die stehen! Scheinbar alle SEHR nah am Meer!

China ist etwas grösser als Buxtehude. Was auf diesem Bild direkt am 
Meer liegt, das kann tatsächlich 50km weg sein. Lässt sich daraus nicht 
beurteilen.

Wobei es durchaus Sinn ergibt, die Dinger in ungefährer Nähe der 
Verbraucher zu bauen. Nicht irgendwo in einer Wüste im Hinterland.

von Axel L. (axel_5)


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B. Obachter schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> Jetzt sind wir so weit, dass uns die Chinesen zeigen, wies geht...
>
> http://de.wikipedia.org
> wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_der_Volksrepublik_China
>
> Man beachte, wie viele im Bau sind ...
> ;-)

Naja, schon interessant, dass das nur in eher sozialistisch und 
zentralistisch angehauchten Ländern so ist.

In Skandinavien lernt man gerade und in England wird das neue 
Kernkraftwerk auch nur mit öffentlicher Hilfe gebaut.

Privatwirtschaftlich werden kaum welche gebaut.

Gruss
Axel

von Falk B. (falk)


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@ A. K. (prx)

>> Man beachte, WO die stehen! Scheinbar alle SEHR nah am Meer!

>China ist etwas grösser als Buxtehude. Was auf diesem Bild direkt am
>Meer liegt, das kann tatsächlich 50km weg sein. Lässt sich daraus nicht
>beurteilen.

Sicher. Aber die beiden Beispielbilder . . .

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_der_Volksrepublik_China#mediaviewer/Datei:Daya_Bay_Nuclear_Power_Plant.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_der_Volksrepublik_China#mediaviewer/Datei:CANDU_at_Qinshan.jpg

Schon mal ZWEI!

>Wobei es durchaus Sinn ergibt, die Dinger in ungefährer Nähe der
>Verbraucher zu bauen. Nicht irgendwo in einer Wüste im Hinterland.

Also AKWs mitten ins Zentrum von Millionstädten? Dann hat man volle 
Punktzahl beim GAU!

von B. O. (t_65)


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Axel Laufenberg schrieb:
> In Skandinavien lernt man gerade

Meinst Du Finnland?
Einer im Bau und zwei weitere geplant?
http://www.world-nuclear.org/info/Country-Profiles/Countries-A-F/Finland/

Axel Laufenberg schrieb:
> Privatwirtschaftlich werden kaum welche gebaut.

Und was ist mit Polen, Türkei und den USA?
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/157767/umfrage/anzahl-der-geplanten-atomkraftwerke-in-verschiedenen-laendern/

von Falk B. (falk)


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Und wie war das vor Kurzem die dieser Altlastenauslagerung? Alle alten 
AKWs werden dem Staat auf Auge gedrückt!

http://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/ndr/2014/atomausstieg-102.html

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Meinst Du Finnland?
> Einer im Bau und zwei weitere geplant?

Abwarten. Der in Bau befindliche hat was vom Berliner Airport.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Olkiluoto#Bauzeit_und_Kosten

: Bearbeitet durch User
von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Abwarten. Der in Bau befindliche hat was vom Berliner Airport.

Wer hat behaptete Berlin hätte ein Patent auf Unfähigkeit.

von B. O. (t_65)


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Falk Brunner schrieb:
> Alle alten
> AKWs werden dem Staat auf Auge gedrückt!

Der hat sie schließlich auch zu Altlasten gemacht. OK so.

von G. K. (zumsel)


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B. Obachter schrieb:

> Ein KKW dürfte heute ca. 6 Mrd. kosten.

Ohne Rückbau und Müllentsorgung, und solange die Dinger schlechter 
versichert sind als jede Pommesbude sind das einfach nur Schwarzbauten.

Und wer knüppelt die Anwohner weg?

von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> Der hat sie schließlich auch zu Altlasten gemacht. OK so.

In Absprache mit den Betreibern. Dir ist schon bekannt, dass die Dinger 
nur eine auf Zeit festgelegte Betriebserlaubnis haben? Die für die 
meisten sowieso schon abgelaufen ist oder bald ablaufen wird?

von B. O. (t_65)


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Timm Thaler schrieb:
> Dir ist schon bekannt, dass die Dinger
> nur eine auf Zeit festgelegte Betriebserlaubnis haben?

Genau für 1 Jahr, wie der 2-jährige TÜV beim Auto.
Ist nach der Revision alles OK gibt's Verlängerung für ein weiteres 
Jahr.
Die "Dinger" sind für eine bestimmte Betriebszeit ausgelegt, das hat 
aber nichts mit der Genehmigung zu tun.

G. K. schrieb:
> Ohne Rückbau und Müllentsorgung,

Diese Kosten werden zu Betriebszeiten erwirtschaftet. Das war auch in 
der Vergangenheit so. Und nicht, wie immer wieder behauptet wird, aus 
Steuermitteln.

G. K. schrieb:
> Und wer knüppelt die Anwohner weg?

Diese Kosten verursacht derjenige (diejenige Partei), der die Anwohner 
aufhetzt. Der sollte die Kosten auch tragen.

von (prx) A. K. (prx)


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B. Obachter schrieb:
> Diese Kosten verursacht derjenige (diejenige Partei), der die Anwohner
> aufhetzt. Der sollte die Kosten auch tragen.

Wenns ist dieser Richtung weiter geht haben wir in gleich ein Schloss am 
Thread. Muss das sein?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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B. Obachter schrieb:

> G. K. schrieb:
>> Ohne Rückbau und Müllentsorgung,
>
> Diese Kosten werden zu Betriebszeiten erwirtschaftet. Das war auch in
> der Vergangenheit so. Und nicht, wie immer wieder behauptet wird, aus
> Steuermitteln.

Dann dürfte es zumindest bei Mülheim-Kärlich ein größeres Problem geben.

Was passiert eigentlich, wenn ein Betreiber in die Pleite rutscht, bevor 
er die Rückstellungen gebildet hat? Gibt es da eine Versicherung oder 
Ähnliches? Oder wenn es plötzlich keine Verlängerung der 
Betriebsgenehmigung mehr gibt (siehe Mülheim-Kärlich)?

Bei den Lauf- und vor allem Rückbauzeiten von mehreren Jahrzehnten ist 
das kein ganz unrealistisches Szenario.

Auch die Kalkulation halte ich für schwierig: Was kostet mich die 
Entsorgung eines AKW in dreißig Jahren? Und der Rückbau kleinerer 
Kraftwerke (bspw. Würgassen) hat ja schon gezeigt, dass die 
Rückstellungen offenbar nicht ausreichend waren und nachgeschossen 
werden musste.

Von den immer noch ungelösten Problemen der sicheren Endlagerung des 
Brennmaterials über einige Generationen mal ganz abgesehen.

> G. K. schrieb:
>> Und wer knüppelt die Anwohner weg?
>
> Diese Kosten verursacht derjenige (diejenige Partei), der die Anwohner
> aufhetzt. Der sollte die Kosten auch tragen.

Bitte sachlich bleiben.

---

Aber mal zurück zu den erneuerbaren Energien wie Sonnen- und 
Windenergie: man mag die Umlagen und ihre Höhe kritisieren. Deren 
Energieanteil ist aber auf jeden Fall für nur vierzehn Jahre wirklich 
beachtlich.

Was jetzt noch für eine wirklich sichere Grundversorgung fehlt sind 
vernünftige Speicher. Und da gibt es durchaus vielversprechende Konzepte 
(z.B. Lageenergiespeicher - eine mMn geniale Idee). Die müssen nur mal 
umgesetzt werden - und wenn sich kein privater Investor findet, dann 
sollte da der Staat vorangehen.

(Außerdem will ich von so einem Felsklotz aus mal über die norddeutsche 
Tiefebene schauen ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael E. (Firma: irgendeine) (nodalek)


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Das mit der Endlagerung ist hauptsächlich ein politisches/denk Problem.
Lest mal nach, wie und welche Mengen an Sonder-Müll für die Ewigkeit 
entsorgt wird (mitten in D-Land). Auf diese (angepasste)Art sollte es 
doch auch für die par 10000de Jahre des wenigen radioaktiven Mülls gehen 
;)

Es war ein großer Fehler, dass man glaubte, dass man das Zeug einfach 
vergraben und vergessen kann. Dieses Problem wird uns noch bei jeder 
modernen Müllkippe einholen.

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Was jetzt noch für eine wirklich sichere Grundversorgung fehlt sind
>vernünftige Speicher.

Jo.

> Und da gibt es durchaus vielversprechende Konzepte
>(z.B. Lageenergiespeicher - eine mMn geniale Idee).

Du meinst den ausgesägten Felszylinder, der ein paar hundert m 
hochgehoben werden soll? Klingt für mich nach Mumpitz. Wasser sit 
deutlich leichter handhabbar. Das hatten wir schon mal diskutiert und 
durchgerechnet.

> Die müssen nur mal
>umgesetzt werden - und wenn sich kein privater Investor findet, dann
>sollte da der Staat vorangehen.

Der ja sowieso jede noch so unprofitable Unternehmeung unternimmt. Die 
Gewinne dürfen dann die Privaten einfahren.

>(Außerdem will ich von so einem Felsklotz aus mal über die norddeutsche
>Tiefebene schauen ;-)

Kauf dir ne Mamorplatte und stell dich drauf. ;-)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:

> Du meinst den ausgesägten Felszylinder, der ein paar hundert m
> hochgehoben werden soll? Klingt für mich nach Mumpitz.

Findest Du? Grundsätzlich ist sämtliche Technik dafür vorhanden, das 
Prinzip sehr einfach und in sehr vielen Regionen anwendbar.

> Wasser ist deutlich leichter handhabbar.
> Das hatten wir schon mal diskutiert und durchgerechnet.

Du meinst, Wasser anstatt Fels hochheben? Oder generell Wasser nach Art 
der Pumpspeicherkraftwerke?

Für Wasser müsste man eben erst wieder Becken bauen - und Wasser ist 
natürlich auch deutlich leichter als üblicher Fels.

>> Die müssen nur mal
>>umgesetzt werden - und wenn sich kein privater Investor findet, dann
>>sollte da der Staat vorangehen.
>
> Der ja sowieso jede noch so unprofitable Unternehmeung unternimmt.

Nun, wir werden irgendwann mal anfangen müssen, Speicher zu bauen. Wenn 
das niemand angeht, dann muss das eben durch den Staat selbst geschehen.
Sichere Energieversorgung gehört mMn durchaus zu den staatlichen 
Aufgaben.

> Die Gewinne dürfen dann die Privaten einfahren.

Wenn Sie dann eigene Speicher bauen - warum nicht?

>>(Außerdem will ich von so einem Felsklotz aus mal über die norddeutsche
>>Tiefebene schauen ;-)
>
> Kauf dir ne Mamorplatte und stell dich drauf. ;-)

Gerne - wenn Sie hoch genug ist ... ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von (prx) A. K. (prx)


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Chris D. schrieb:
> Findest Du? Grundsätzlich ist sämtliche Technik dafür vorhanden, das
> Prinzip sehr einfach und in sehr vielen Regionen anwendbar.

Das Prinzip klingt tatsächlich einfach. Aber schon erste Frage, die sich 
dabei automatisch stellt, landete hier: "Noch nicht endgültig gelöst ist 
das Dichtungsproblem. Sie muss so fest schließen, dass kein Wasser 
zwischen Schachtwand und Kolben eindringen kann."
http://green.wiwo.de/stromspeicher-us-startup-plant-unterirdische-riesenbatterien/

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>> Du meinst den ausgesägten Felszylinder, der ein paar hundert m
>> hochgehoben werden soll? Klingt für mich nach Mumpitz.

>Findest Du?

Ja.

>Grundsätzlich ist sämtliche Technik dafür vorhanden, das
>Prinzip sehr einfach

Das Prinzip reicht nicht, man muss auch die Details beherrschen.

Ich will nicht sagen dass es unmöglich ist, aber aus meiner, wenn gleich 
keineswegs bergbautechnisch geschulten, Meinung arg schwierig. Ein 
Zylinder von vielleicht 1km durchmesser raussägen stelle ich mir nicht 
so einfach vor. Wenn man den heben will, muss man das mit Hydraulik 
machen. Rand abdichten und Wasser reinpumpen? Wie dichten? Oder viele 
Hydraulikzylinder? Hubweg von normalen Hydraulikzylindern? 10m? 20m? Und 
dann? Kosten? Verschleiß?

> und in sehr vielen Regionen anwendbar.

Da kann man schon mal vorsorglich Bürgerbewegungen ins Leben rufen ;-)


> Wasser ist deutlich leichter handhabbar.
> Das hatten wir schon mal diskutiert und durchgerechnet.

>Du meinst, Wasser anstatt Fels hochheben? Oder generell Wasser nach Art
>der Pumpspeicherkraftwerke?

Ja.

>Für Wasser müsste man eben erst wieder Becken bauen -

Warum nicht. Das sind einfache Strukturen.

>und Wasser ist natürlich auch deutlich leichter als üblicher Fels.

Etwa Faktor 2-3, das ist nicht sooo viel. Einen sehr großen Teich kann 
man IMO einfacher bauen als so einen Felszylinder.

>Nun, wir werden irgendwann mal anfangen müssen, Speicher zu bauen. Wenn
>das niemand angeht, dann muss das eben durch den Staat selbst geschehen.
>Sichere Energieversorgung gehört mMn durchaus zu den staatlichen
>Aufgaben.

Weil es ja auch noch so viele staatliche Kraftwerke und Gaslieferanten 
gibt . . .

>> Die Gewinne dürfen dann die Privaten einfahren.

>Wenn Sie dann eigene Speicher bauen - warum nicht?

Wenn jemand die Kartoffeln aus dem Feuer geholt hat. Siehe AKWs!

von Falk B. (falk)


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von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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A. K. schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Findest Du? Grundsätzlich ist sämtliche Technik dafür vorhanden, das
>> Prinzip sehr einfach und in sehr vielen Regionen anwendbar.
>
> Das Prinzip klingt tatsächlich einfach. Aber schon erste Frage, die sich
> dabei automatisch stellt, landete hier: "Noch nicht endgültig gelöst ist
> das Dichtungsproblem. Sie muss so fest schließen, dass kein Wasser
> zwischen Schachtwand und Kolben eindringen kann."
> 
http://green.wiwo.de/stromspeicher-us-startup-plant-unterirdische-riesenbatterien/

Hier findet man zumindest eine Idee dazu:

http://www.heindl-energy.com/der-lageenergiespeicher/idee-funktion/dichtung-felskolben.html

von Johannes S. (demofreak)


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A. K. schrieb:
> dabei automatisch stellt, landete hier: "Noch nicht endgültig gelöst ist
> das Dichtungsproblem. Sie muss so fest schließen, dass kein Wasser
> zwischen Schachtwand und Kolben eindringen kann."

Es würde ja sicher reichen, wenn man den Kolben in der Ruhelage 
mechanisch arretieren kann. Während der Bewegung ist dann zwar der 
Wirkungsgrad wegen der Undichtigkeit geringer, aber im Ruhezustand geht 
keine Energie verloren.

/Hannes

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> @ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite
>
>>> Du meinst den ausgesägten Felszylinder, der ein paar hundert m
>>> hochgehoben werden soll? Klingt für mich nach Mumpitz.
>
>>Findest Du?
>
> Ja.

Ok :-)

>>Grundsätzlich ist sämtliche Technik dafür vorhanden, das
>>Prinzip sehr einfach
>
> Das Prinzip reicht nicht, man muss auch die Details beherrschen.
>
> Ich will nicht sagen dass es unmöglich ist, aber aus meiner, wenn gleich
> keineswegs bergbautechnisch geschulten, Meinung arg schwierig. Ein
> Zylinder von vielleicht 1km durchmesser raussägen stelle ich mir nicht
> so einfach vor. Wenn man den heben will, muss man das mit Hydraulik
> machen. Rand abdichten und Wasser reinpumpen? Wie dichten? Oder viele
> Hydraulikzylinder? Hubweg von normalen Hydraulikzylindern? 10m? 20m? Und
> dann? Kosten? Verschleiß?

Natürlich wird man daran noch forschen müssen - und niemand hat gesagt, 
dass es einfach wird. Aber lösbar erscheinen mir die Probleme.

So wie ich das verstanden habe, wird der Zylinder durch einen 
waagerechten Schnitt abgetrennt und dann nur durch das eingepumpte 
Wasser angehoben.

Und: mit einem 1km-Kolben kann der Tagesbedarf der kompletten Republik 
befriedigt werden. Es wird wohl eher auf eine dezentrale Lösung mit 
vielen kleinen Kolben (100-200m) hinauslaufen.

>> und in sehr vielen Regionen anwendbar.
>
> Da kann man schon mal vorsorglich Bürgerbewegungen ins Leben rufen ;-)

Die verfrachten wir einfach auf den Kolben - dann ist Ruhe ;-)

>>und Wasser ist natürlich auch deutlich leichter als üblicher Fels.
>
> Etwa Faktor 2-3, das ist nicht sooo viel. Einen sehr großen Teich kann
> man IMO einfacher bauen als so einen Felszylinder.

Ja, aber der große Teich muss dann eben irgendwo sehr weit oben stehen, 
um genug Druck zu haben. Und da gibt es nur wenige Standorte und diese 
sind meist weit weg von den Verbrauchern. Und zusätzlich müsste er 2-3 
Mal mehr Wasser fassen als Fels nötig wäre.

> Weil es ja auch noch so viele staatliche Kraftwerke und Gaslieferanten
> gibt . . .

Aber der Staat hat diese in erheblichem Maße subventioniert.
Warum sollten da Speicher außen vor bleiben?

>>> Die Gewinne dürfen dann die Privaten einfahren.
>
>>Wenn Sie dann eigene Speicher bauen - warum nicht?
>
> Wenn jemand die Kartoffeln aus dem Feuer geholt hat. Siehe AKWs!

Ersteinmal muss eben die Machbarkeit gezeigt werden. Das war schon immer 
so: von der Raumfahrt bis hin zu AKWs

Na, schauen wir mal, ob Heindl einen ersten 100m-Zylinder gestemmt 
bekommt.

von Timm T. (Gast)


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Johannes S. schrieb:
> Es würde ja sicher reichen, wenn man den Kolben in der Ruhelage
> mechanisch arretieren kann. Während der Bewegung ist dann zwar der
> Wirkungsgrad wegen der Undichtigkeit geringer.

Wie willst Du etwas hochheben, wenn das Wasser einfach an der Seite 
rausblubbert? Wenn der Zylinder nicht so dicht wird, dass der Verlust 
deutlich unter der Pumpleistung liegt, ist es sinnlos.

von Johannes S. (demofreak)


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Timm Thaler schrieb:
> rausblubbert? Wenn der Zylinder nicht so dicht wird, dass der Verlust
> deutlich unter der Pumpleistung liegt, ist es sinnlos.

Logisch. Aber man kann dann das Blubbern im Wartezustand 
vernachlässigen.

/Hannes

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Natürlich wird man daran noch forschen müssen - und niemand hat gesagt,
>dass es einfach wird. Aber lösbar erscheinen mir die Probleme.

Vielleicht. Ich prognostizere dann aber ein Problemverlagerung ;-)

>So wie ich das verstanden habe, wird der Zylinder durch einen
>waagerechten Schnitt abgetrennt und dann nur durch das eingepumpte
>Wasser angehoben.

Schon klar.

>Und: mit einem 1km-Kolben kann der Tagesbedarf der kompletten Republik
>befriedigt werden.

Stimmt das WIRKLICH? Wer hat das mal durchgerechnet?

1km Durchmesser bei 0,5km Hub und Dichte 3 macht bei mir 1600 GWh wenn 
ich mich nicht verrechnet habe.

> Es wird wohl eher auf eine dezentrale Lösung mit
>vielen kleinen Kolben (100-200m) hinauslaufen.

Sicher, allein schon der Verteilung wegen.

>Ja, aber der große Teich muss dann eben irgendwo sehr weit oben stehen,
>um genug Druck zu haben.

Du kannst auch einen Schacht fluten und die Generatoren unten 
hinstellen. Das "Heben" des Strom ist kostenlos machbar.

>Und da gibt es nur wenige Standorte und diese
>sind meist weit weg von den Verbrauchern. Und zusätzlich müsste er 2-3
>Mal mehr Wasser fassen als Fels nötig wäre.

Dafür ist es eine natürliche, eher unkritische Substanz.

>Na, schauen wir mal, ob Heindl einen ersten 100m-Zylinder gestemmt
>bekommt.

Im wahrsten Sinne des Wortes ;-)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:

>>Und: mit einem 1km-Kolben kann der Tagesbedarf der kompletten Republik
>>befriedigt werden.
>
> Stimmt das WIRKLICH? Wer hat das mal durchgerechnet?
>
> 1km Durchmesser bei 0,5km Hub und Dichte 3 macht bei mir 1600 GWh wenn
> ich mich nicht verrechnet habe.

Passt wohl:

Wikipedia meint:
Im Jahr 2011 betrug der jährliche Bruttostromverbrauch in Deutschland 
606,8 Mrd. kWh bei einer Bruttostromerzeugung von 613,1 Mrd. kWh

>> Es wird wohl eher auf eine dezentrale Lösung mit
>>vielen kleinen Kolben (100-200m) hinauslaufen.
>
> Sicher, allein schon der Verteilung wegen.
>
>>Ja, aber der große Teich muss dann eben irgendwo sehr weit oben stehen,
>>um genug Druck zu haben.
>
> Du kannst auch einen Schacht fluten und die Generatoren unten
> hinstellen. Das "Heben" des Strom ist kostenlos machbar.

Aber den Schacht muss man auch erstmal ausheben und stützen. 
Letztendlich verschenkt man dadurch das Kolbengewicht und die Höhe, die 
der Kolben noch oben rausragen kann.

>>Und da gibt es nur wenige Standorte und diese
>>sind meist weit weg von den Verbrauchern. Und zusätzlich müsste er 2-3
>>Mal mehr Wasser fassen als Fels nötig wäre.
>
> Dafür ist es eine natürliche, eher unkritische Substanz.

Naja, das ist Fels auch. Umweltfreundlich sind beide Methoden. Wobei bei 
der Kolbenlösung im Gegensatz zur Wasserlösung nur minmaler 
Materialaushub vorhanden wäre. Und oben drauf könnten sogar Bäume 
wachsen ;-)

>>Na, schauen wir mal, ob Heindl einen ersten 100m-Zylinder gestemmt
>>bekommt.
>
> Im wahrsten Sinne des Wortes ;-)

Ja :-)

von Helge A. (besupreme)


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Georg W. schrieb:
> Und spätestens wenn Elektroautos für Privathaushalte attraktiv werden
> haben wir da noch ganz andere Probleme wenn sie alle über Nacht
> zu Hause aufgeladen werden.

Im Gegenteil. Intelligente Energieverwaltung wurde doch schon getestet. 
Man stelle sich vor, z.B. in Berlin stünden 20.000 Elektoautos als 
kleine Energiespeicher zur Verfügung. Das dürfte den Strom sogar 
verbilligen, da die Aufladung zum Teil als Regelenergie verwendet werden 
kann.

von Georg W. (gaestle)


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Würdest du dein Auto dafür zur Verfügung stellen und darauf verzichten 
wenn es gerade als Speicher gebraucht wird?
Erschwerend kommt noch hinzu, dass die meisten davon tagsüber, wenn 
Sonne und Wind die meiste Energie liefern, unterwegs sein werden und die 
Basis viel zu gering ist und auf absehbare Zeit auch bleiben wird.

Das ist auch nur ein weiterer Strohhalm getreu dem Motto "Wir müssen 
heute nichts unpopuläres* unternehmen, wir haben ja eine tolle Lösung, 
irgendwann vielleicht.".
*Wie z.B. das geplante Pumpspeicherwerk in Atdorf. Das Gezerre darum 
geht schon seit 5 oder 6 Jahren. Die Lösung mit den Elektroautos hat 
wenigstens den Vorteil dass sie unauffällig ist und deshalb keine 
Florians, Nimbys und reisende Berufsprotestierer anlockt. Dem 
Kolbenspeicher wird ähnliches bevorstehen. Dort kommt noch hinzu dass 
man das dann viel besser angreifen kann, da es eine neue, unerprobte, 
Technologie mit unbekannten Risiken ist.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Würdest du dein Auto dafür zur Verfügung stellen und darauf verzichten
> wenn es gerade als Speicher gebraucht wird?

Nur 5% der PKWs fahren, der Rest parkt - das Problem dürfte sich also 
durch das Gesetz der großen Zahl in Luft auflösen.

von Axel L. (axel_5)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Würdest du dein Auto dafür zur Verfügung stellen und darauf verzichten
>> wenn es gerade als Speicher gebraucht wird?
>
> Nur 5% der PKWs fahren, der Rest parkt - das Problem dürfte sich also
> durch das Gesetz der großen Zahl in Luft auflösen.

Das ist eine finanzielle Frage. Wenn ich den gespeicherten Strom aus 
meinem Auto zur Verfügung stelle, will ich dafür Geld sehen, ich muss 
den ja auch beim Laden bezahlen.

Da sollten dann Markbedingungen gelten, dann gleicht sich das aus.

Gruss
Axel

von Uhu U. (uhu)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Wenn ich den gespeicherten Strom aus
> meinem Auto zur Verfügung stelle, will ich dafür Geld sehen, ich muss
> den ja auch beim Laden bezahlen.

Und wenn du dafür den Strom zum Laden zu einem Vorzugstarif bekommst?

von Axel L. (axel_5)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Axel Laufenberg schrieb:
>> Wenn ich den gespeicherten Strom aus
>> meinem Auto zur Verfügung stelle, will ich dafür Geld sehen, ich muss
>> den ja auch beim Laden bezahlen.
>
> Und wenn du dafür den Strom zum Laden zu einem Vorzugstarif bekommst?

Das ist ja die Idee. Ich bekomme den Strom bei Wind oder Sonne zu einem 
günstigen Preis und gebe ihn Nachts und bei hohem Bedarf zu einem 
höheren Preis wieder ab. Aus dem "Gewinn" kann ich dann den Verschleiss 
meiner Akkus finanzieren.

Jetzt kann sich jeder überlegen, ob er lieber seinen Stromverbrauch in 
die Billigstromphasen legt, selber speichert oder eben meinen 
gespeicherten Strom kauft.

Letztlich wird es auf so eine Lösung hinauslaufen müssen. Nur so machen 
auch die Smartmeter Sinn. Darüber kann man dann permanent den aktuellen 
Strompreis übertragen und eine Elektronik kann dann bei mir entscheiden, 
ob ich zu einem gegebenen Preis Strom liefere, Strom lade oder die 
Waschmaschine starte.

Gruss
Axel

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Nur 5% der PKWs fahren, der Rest parkt - das Problem dürfte sich also
> durch das Gesetz der großen Zahl in Luft auflösen.
Dann fehlt an den meisten Parkplätzen nur noch die Steckdose mit 
entsprechend belastbarerer Infrastruktur dahinter. Dein Arbeitgeber will 
dann auch noch was vom Kuchen, wenn du diese Geschäfte über seine (noch 
zu installierende) Steckdose abwickelst.
Das Problem mir der Netzstabilität taucht dann auch wieder auf.

Axel Laufenberg schrieb:
> Nur so machen
> auch die Smartmeter Sinn.
Den Großen Bruder im Keller? So wie die Geräte konzipiert sind posaunen 
sie auch noch sehr detaillierte Daten in die weite Welt, mittels derer 
wieder undurchsichtige und unkontrollierbare Subjekte in meinem 
Privatleben herum schnüffeln, Google mischt auch schon mit. Die erste 
groß angelegte Manipulation damit hatten wir ja auch schon: 
http://www.energie-und-technik.de/smart-energy/artikel/106080/ Dort 
wurde unwissenden Kunden zu viel berechnet.
Vorher wäre es sinnvoll den Herstellern von Elektroheizungen das Wasser 
abzugraben. Das wird noch viel zu oft benutzt und hat in regelmäßig 
benutzten Räumen nichts verloren. Die kleinen Untertischboiler wären 
auch noch ein lohnendes Ziel.

Und die Waschmaschine damit koppeln? Beim Thema Smart Home kocht doch 
wieder jeder sein eigenes Süppchen, Kompatibilität Fehlanzeige. Und wenn 
mal solche Funktionen in der weißen Ware vorhanden sind, dann nur in den 
Topmodellen mit allem möglichen Schnickschnack, den ich nicht brauche 
und auch nicht bezahlen will.
Dabei gab es die Lösung schon vor Jahrzehnten: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Rundsteuertechnik Ohne dass unnötig Daten 
vom Kunden erhoben werden. Alles, was abgeschaltet werden kann, hinter 
einen zweiten Zähler und einen Schütz, fertig ist die Laube. Das ist 
dann aber wahrscheinlich zu einfach.

von Axel L. (axel_5)


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Georg W. schrieb:

>
> Axel Laufenberg schrieb:
>> Nur so machen
>> auch die Smartmeter Sinn.
> Den Großen Bruder im Keller? So wie die Geräte konzipiert sind posaunen
> sie auch noch sehr detaillierte Daten in die weite Welt, mittels derer
> wieder undurchsichtige und unkontrollierbare Subjekte in meinem
> Privatleben herum schnüffeln, Google mischt auch schon mit.
Man kann das natürlich besser konzipieren, es spricht ja nichts dagegen, 
dass der Versorger nur die Summe am Ende des Tages mitgeteilt bekommt.

> Die erste
> groß angelegte Manipulation damit hatten wir ja auch schon:
> http://www.energie-und-technik.de/smart-energy/artikel/106080/ Dort
> wurde unwissenden Kunden zu viel berechnet.
Ja, Verbrechen gibt es.

> Vorher wäre es sinnvoll den Herstellern von Elektroheizungen das Wasser
> abzugraben. Das wird noch viel zu oft benutzt und hat in regelmäßig
> benutzten Räumen nichts verloren. Die kleinen Untertischboiler wären
> auch noch ein lohnendes Ziel.
Spätestens wenn die Elektrizität aus Sonne, Wasser oder Wind kommmt 
spricht nichts gegen Stromheizungen.

>
> Und die Waschmaschine damit koppeln? Beim Thema Smart Home kocht doch
> wieder jeder sein eigenes Süppchen, Kompatibilität Fehlanzeige. Und wenn
> mal solche Funktionen in der weißen Ware vorhanden sind, dann nur in den
> Topmodellen mit allem möglichen Schnickschnack, den ich nicht brauche
> und auch nicht bezahlen will.
Ich liebe immer Leute, die von heute auf Morgen schliessen. 
Wahrscheinlich hast Du auch das Scheitern der Smartphones vorhergesehen.

> Dabei gab es die Lösung schon vor Jahrzehnten:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Rundsteuertechnik Ohne dass unnötig Daten
> vom Kunden erhoben werden. Alles, was abgeschaltet werden kann, hinter
> einen zweiten Zähler und einen Schütz, fertig ist die Laube. Das ist
> dann aber wahrscheinlich zu einfach.

Du willlst also dann, dass das EVU entscheidet, wann Deine Waschmaschine 
läuft und wann Dein Autoakku entladen wird ?

Da würde ich denen ja noch lieber die Daten schicken.

Gruss
Axel

von B. O. (t_65)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Du willlst also dann, dass das EVU entscheidet, wann Deine Waschmaschine
> läuft und wann Dein Autoakku entladen wird ?

Da wollte ich vorhin schon was schreiben, als es um Elektroautos als 
Speicher ging.

Ich würde mich riesig freuen, wenn ich mein halbvoll geladenes Auto 
abends an die Steckdose hänge und es morgens mit leerem Akku vorfinde, 
weil leider nachts kein Wind geweht hat und die Sonne auch nicht da war.

Dieses Modell macht überhaupt keinen Sinn, Georg W. hat ja schon viele 
Gründe geschrieben, warum das so ist.

;-)

von Helge A. (besupreme)


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B. Obachter schrieb:
> Dieses Modell macht überhaupt keinen Sinn

Ich sehe das anders. An intelligenten Ladestationen wurde das 
versuchsweise durchprobiert. Nachts ist fast immer ein Überangebot, zur 
"Tagesschauzeit" und frühmorgens meist ein Strommangel. An diesen 
Ladestationen konnte man vorwählen: schnell laden (teuer), langsam laden 
netzgesteuert (billig), Erhaltungsladung mit Leistungsentnahme 
(kostenlos). Die Intelligenz in den Ladestationen hat aber dafür 
gesorgt, daß die Akkus höchstens zu 50% entladen wurden.

Ach, übrigens Rundsteuerempfänger..

Bei einem Bekannten gibt's im Waschraum für Waschmaschine und Trockner 
je 2 Steckdosen. Hat er's wirklich eilig mit der Wäsche, steckt er um 
von Nachtstrom auf normal. Geht auch.

von Timm T. (Gast)


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Helge A. schrieb:
> Bei einem Bekannten gibt's im Waschraum für Waschmaschine und Trockner
> je 2 Steckdosen. Hat er's wirklich eilig mit der Wäsche, steckt er um
> von Nachtstrom auf normal.

Und wie stellt er die WaMa ein, wenn die auf Nachtsrom laufen soll?

Das geht vielleicht mit alten WaMas mit elektromechanischer Steuerung. 
Um elektronische gesteuerte WaMas einzustellen, brauchen die erstmal 
Strom. Und dann starten die beim Drücken des Startknopfes, und nicht, 
wenn man irgendwann mal wieder den Strom einschaltet.

Dafür haben die schon eine Zeitvorwahl, über Nacht waschen und früh ist 
die Wäsche fertig ist durchaus möglich. Nur eben nicht mit Nachtstrom 
oder Smart.

Das Problem läßt sich natürlich mit direkt Smartgrid fähigen WaMas 
lösen. Wie heißen die nochmal gleich?

Abgesehen davon sind die Nachtstrom-Tarife so mies, dass man da mit 
etwas Pech mehr Grundgebühr für den zweiten Zähler zahlt als man 
einspart.

von B. O. (t_65)


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Helge A. schrieb:
> Nachts ist fast immer ein Überangebot, zur
> "Tagesschauzeit" und frühmorgens meist ein Strommangel.

Das war leider mal so.
Seit die großen Kraftwerke Lastfolgebetrieb fahren müssen 
(Nachtspeicheröfen verboten, Preisdruck an der Börse), ist der 
Nachtstromtarif entfallen, bzw. preislich angepasst worden.
Mittlerweile gibt's nachts fast keinen Überschuss mehr, und das wird 
noch extremer, je weniger Großkraftwerke am Netz sind.

Timm Thaler schrieb:
> Abgesehen davon sind die Nachtstrom-Tarife so mies, dass man da mit
> etwas Pech mehr Grundgebühr für den zweiten Zähler zahlt als man
> einspart.

Genau.
Ich habe einen Doppeltarifzähler, der das ganze Haus von 22:00 Uhr bis 
06:00 Uhr auf Niedrigtarif schaltet. Niedrigtarif bedeutet, dass man ca. 
8 Cent weniger pro kWh zahlt (23€ Grundgebühr/a zusätzlich). Man kann 
aber schon damit sparen, wenn man Ladegeräte, WaMa, Tiefkühltruhe und 
Konsorten mit Zeitschaltuhr betreibt.

: Bearbeitet durch User
von Axel L. (axel_5)


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B. Obachter schrieb:
> Axel Laufenberg schrieb:
>> Du willlst also dann, dass das EVU entscheidet, wann Deine Waschmaschine
>> läuft und wann Dein Autoakku entladen wird ?
>
> Da wollte ich vorhin schon was schreiben, als es um Elektroautos als
> Speicher ging.
>
> Ich würde mich riesig freuen, wenn ich mein halbvoll geladenes Auto
> abends an die Steckdose hänge und es morgens mit leerem Akku vorfinde,
> weil leider nachts kein Wind geweht hat und die Sonne auch nicht da war.
>
> Dieses Modell macht überhaupt keinen Sinn, Georg W. hat ja schon viele
> Gründe geschrieben, warum das so ist.
>
> ;-)

Du hälst es wirklich nicht für machbar, dass das Auto/Ladestation so 
programmiert wird, dass es nicht unter einen bestimmten Wert entladen 
wird ?

Aber das Problem bei diesen Konzepten ist, dass Strom dafür zu billig 
ist. Ich verbrauche in einem 5 Personenhaushalt max. für 100€ Strom 
schon teilweise mit Wärmepumpe im Monat, wenn man durch Einsatz von 
Verlagerung, Einspeisen etc. 20€ spart, ist das den Aufwand letzlich 
nicht wert. Selbst mit einem E-Auto würde sich diese Summe nur etwa 
verdoppeln.

Gruss
Axel

von B. O. (t_65)


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Axel Laufenberg schrieb:
> Du hälst es wirklich nicht für machbar, dass das Auto/Ladestation so
> programmiert wird, dass es nicht unter einen bestimmten Wert entladen
> wird ?

Doch, natürlich ist das machbar.
Würde mir aber nicht viel nützen, wenn ich morgens einen vollen Akku 
brauche, um abends wieder nach hause zu kommen.

Axel Laufenberg schrieb:
> Ich verbrauche in einem 5 Personenhaushalt max. für 100€ Strom
> schon teilweise mit Wärmepumpe im Monat

Bei mir (2-Personen, WPP, Solarthermie, Altau saniert) sind das ca. 60€ 
pro Monat, daran lässt sich natürlich weniger sparen, also wird das 
Modell für mich noch unattraktiver.

von Helge A. (besupreme)


Angehängte Dateien:

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B. Obachter schrieb:
> Bei mir (2-Personen, WPP, Solarthermie, Altau saniert) sind das ca. 60€
> pro Monat, daran lässt sich natürlich weniger sparen, also wird das
> Modell für mich noch unattraktiver.

Das ist schon ziemlich gut. Höher wird der Verbrauch, wenn zusätzlich 
mit Strom gefahren wird.

Leider wird der Vorteil "Regelenergie" nur zum kleinen Teil an den 
Verbraucher weitergegeben. -- Da gabs doch mal eine deutsche 
Genossenschaft genau zu diesem Zweck: Regelenergie verkaufen und dadurch 
fast kostenlos Strom beziehen. Das war doch auch für Privathaushalte 
offen..??

--

Um euch mal etwas neidisch zu machen - Die TIWAG als landeseigener 
Versorger fährt mit den aktuellen Stromtarifen (z.B. Bild: Nacht + 
mobil) Gewinne ein. Kein Vergleich zu deutschen Tarifen. Da ist doch was 
faul.

: Bearbeitet durch User
von Georg W. (gaestle)


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Axel Laufenberg schrieb:
>> Die erste
>> groß angelegte Manipulation damit hatten wir ja auch schon:
>> http://www.energie-und-technik.de/smart-energy/artikel/106080/ Dort
>> wurde unwissenden Kunden zu viel berechnet.
> Ja, Verbrechen gibt es.
Sie werden aber durch die Auslegung des Systems Smart Metering 
erleichtert. Schutz vor Missbrauch und Manipulation durch interne via 
Fernwartung scheint nicht im Lastenheft gestanden zu haben. Den 
Ferrariszähler muss jemand vor Ort manipulieren und hinterlässt oft 
Spuren.

Axel Laufenberg schrieb:
> Spätestens wenn die Elektrizität aus Sonne, Wasser oder Wind kommmt
> spricht nichts gegen Stromheizungen.
Aber erst dann, wenn kein Gramm fossiler Energieträger mehr zu Strom 
verwandelt wird. Und so lange noch Öl und Gas in Kraftwerken verbrannt 
werden halte ich es für energetischen Unfug Strom zum Antrieb von Autos 
zu verwenden. Und das wird die nächsten Jahrzehnte noch so bleiben.

Axel Laufenberg schrieb:
> Du willlst also dann, dass das EVU entscheidet, wann Deine Waschmaschine
> läuft und wann Dein Autoakku entladen wird ?
Vorher wolltest du noch mit der Energie deines E-Autos Geld verdienen. 
Wie geht das zusammen?

von Holm T. (Gast)


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Energiespeicher in Elektroautos sind dazu gebaut Energie für die 
Fortbewegung zu speichern und nicht diese ins Netz zu leiten.
Abgesehen davon sind wir weit davon entfernt ausreichend Elektroautos zu 
haben. Pumpspeicher? Felszylinder?

Zieht Euch doch mal bitte dieses Video rein:

http://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE
(Prof. Werner Sinn, Energiewende ins Nichts)

Das ist die Energiewende aus Sicht eines Ökonomen der nur mal ein 
Bisschen rechnet.


Gruß,

Holm

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Holm Tiffe schrieb:
> Energiespeicher in Elektroautos sind dazu gebaut Energie für die
> Fortbewegung zu speichern und nicht diese ins Netz zu leiten.

Sehe ich auch so.

> Zieht Euch doch mal bitte dieses Video rein:
>
> http://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE
> (Prof. Werner Sinn, Energiewende ins Nichts)
>
> Das ist die Energiewende aus Sicht eines Ökonomen der nur mal ein
> Bisschen rechnet.

Danke für den Link :-)

Grundsätzlich sind seine Rechnungen richtig und ein guter Warnschuss für 
diejenigen, die meinen, dass das alles "schon irgendwie" funktionieren 
wird.

Allerdings lässt er auch einiges weg. Bei Speichern betrachtet er leider 
nur Pumpspeicherkraftwerke und Methanisierung. Er sagt er nichts über 
die Möglichkeiten mit den oben angesprochenenen Lageenergiespeicher (die 
aber natürlich noch entwickelt werden müssen. Aber eine rechnung zu 
diesen hätte mich schon interessiert) und vor allem auch nichts zur 
Methanolisierung oder Ethanolisierung. Denn bei Flüssigkeiten stellt 
sich plötzlich das Lagerungs- und Transportproblem gar nicht mehr - und 
diese Stoffe hätten weitergehende Anwendungsmöglichkeiten. Weiterhin 
beleuchtet er auch nicht die andere Seite, die der Energieeinsparung.

Was der Vortrag aber klar macht: wir benötigen dringend neue Speicher- 
und effiziente Umwandlungstechnologien, wenn die Wende gelingen soll.

von B. O. (t_65)


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Chris D. schrieb:
> Was der Vortrag aber klar macht: wir benötigen dringend neue Speicher-
> und effiziente Umwandlungstechnologien, wenn die Wende gelingen soll.

Mir macht der Vortrag eher klar, dass die Energiewende nicht 
funktioniert.
Alle Rechnungen sind sauber nachvollziehbar.

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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Hans Werner Sinn, ist das nicht der Experte, der aufgrund des 
Mindestlohn den Untergang Deutschlands durch den Verlust 
hunderttausender Jobs aufgrund seiner filigranen Rechnungen vorhergesagt 
hat?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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B. Obachter schrieb:

> Alle Rechnungen sind sauber nachvollziehbar.

Natürlich - aber sein Modell ist eben nicht vollständig.

von Uhu U. (uhu)


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Chris D. schrieb:
> Natürlich - aber sein Modell ist eben nicht vollständig.

Die Ausrede muss man sich merken...

von Timm T. (Gast)


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Holm Tiffe schrieb:
> Das ist die Energiewende aus Sicht eines Ökonomen der nur mal ein
> Bisschen rechnet.

Ach je, der Herr Sinn hat auch schon in anderen bereichen viel Unsinn 
geredet.

von Paul B. (paul_baumann)


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Timm schrub:
>Ach je, der Herr Sinn hat auch schon in anderen bereichen viel Unsinn
>geredet.

Volle Zustimmung.

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


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Mal wieder Neues zum Thema: Bei uns ist Atomkraft sicher.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-kaempfe-gefaehrden-atomkraftwerk-a-988933.html

Ach nee, ist ja nicht bei uns. Und kann bei uns niiiieeee passieren.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Natürlich - aber sein Modell ist eben nicht vollständig.
>
> Die Ausrede muss man sich merken...

Nein, das ist in der Forschung durchaus ein wichtiges Kriterium. Ich 
kann mir immer ein Modell basteln, das funktioniert oder scheitert.

Inwiefern das Modell dann aber die Realität abbildet, ist die Frage.

Ich hätte mir gewünscht, dass er sich nicht nur auf zwei Energie- und 
Speichertechnologien beschränkt.

Es gibt eben einige mehr und die sind durchaus vielversprechend.

von Holm T. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Holm Tiffe schrieb:
>> Das ist die Energiewende aus Sicht eines Ökonomen der nur mal ein
>> Bisschen rechnet.
>
> Ach je, der Herr Sinn hat auch schon in anderen bereichen viel Unsinn
> geredet.

..sagt bitte wer?

Seine Argumentation ist für mich durchaus nachvollziehbar, Deine hier 
erst mal nicht.

Was ist mit unseren Berufsbetroffenen hier in D? Bei jeder Baustelle 
explodieren erst einmal die Kosten weil die Polizei erst mal Sackweise 
Grüne wegschaffen muß. Ich habe das selbst hier in der Nähe erlebt, eine 
Brücke über ein Tal sollte gebaut werden, einzelne Fledermäuse tauchten 
auf (und wurden nie wieder gesehen) und als das nichts fruchtete un ein 
Gericht den Bau trotzdem beschloß brannte die gesamte Schalung der 
Brücke auf voller Länge ab.

Was also schlägst Du speziell in D für Energiespeicher vor deren Bau 
dieses spezielle Klientel nicht auf den Plan ruft?

Alles mit der Hand beiseite fegen ohne jedes vernünftige Argument kann 
ich auch: Hängt alle Grünen so lange es noch Bäume gibt!

SCNR


Holm

von Uhu U. (uhu)


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Chris D. schrieb:
> Nein, das ist in der Forschung durchaus ein wichtiges Kriterium.

Nur wenn Herr Sinn einen öffentlichen Vortrag hält, ist das nicht 
Wissenschaft, sondern Propaganda. Die Unvollständigkeit des Modells ist 
sicher kein Zufall und der wissenschaftliche Touch des Propagandisten 
nur ein Trick, ihn glaubwürdiger erscheinen zu lassen.

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> 
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ukraine-kaempfe-gefaehrden-atomkraftwerk-a-988933.html
Werden die Aufständischen das dann als nächstes ins Visier nehmen, so 
wie angeblich MH17? Schön blöd wären sie ja, da es momentan eigentlich 
ganz gut für sie läuft. Eher werden Poroschenko und seine 
rechtsradikalen Helfer das erledigen, um verbrannte Erde zu 
hinterlassen.

"Dessen aus Sowjetzeiten stammende Reaktoren seien nur unzureichend 
gegen Beschuss geschützt." Aber was ist eigentlich ausreichend? Eine 
sowjetische Panzerbüchse RPG29 durchschlägt bereits 1,5m Stahlbeton! Ein 
Schuss damit in die Kammer mit der Haupttrafo und jedes Kraftwerk ist 
für Monate vom Netz.

Für Münchmeier (Greenpeace) und Sinn (IFO-Institut) gilt das selbe: 
Beide gehören Organisationen an, die Lobbying betreiben und ordentlich 
auf den Putz hauen müssen, um an finanzielle Mittel zu gelangen. Ihre 
Aussagen muss man deshalb immer mit Vorsicht genießen.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Eher werden Poroschenko und seine rechtsradikalen Helfer das erledigen,
> um verbrannte Erde zu hinterlassen.

Wohl eher, um es dem angeblichen Verbrecher Putin in die Schuhe zu 
schieben, wenn sich eine Gelgenheit dazu bietet. Dass sie vor Morden an 
eigenen Leuten nicht zurückschrecken, haben sie auf dem Maidan 
bewiesen...

von Falk B. (falk)


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@ Georg W. (gaestle)

>Für Münchmeier (Greenpeace) und Sinn (IFO-Institut) gilt das selbe:
>Beide gehören Organisationen an, die Lobbying betreiben und ordentlich
>auf den Putz hauen müssen, um an finanzielle Mittel zu gelangen. Ihre
>Aussagen muss man deshalb immer mit Vorsicht genießen.

Das kann man nicht oft genug wiederholen!

Polemik und Rethorik sind die Kernkompetenz!

https://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE#t=11m55s

In Zitat sind es 1 Euro Pro Nase/Monat = 960 Millionen / Jahr

https://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE#t=13m20s

13,3 Mrd/Jahr = 1 Euro pro Tag und Nase? Ich komme auf 0,45 Euro

Und dann soll es 1 Euro / STUNDE und Nase kosten = 700,1 Milliarden im 
Jahr?

Aha.

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>Dass sie vor Morden an eigenen Leuten nicht zurückschrecken, haben sie
>auf dem Maidan bewiesen...

DA können wir ja richtig froh sein, daß sich Putins friedliebende 
Soldaten nur auf das Gebiet der Ukraine verlaufen und nicht 
einmarschieren.

von G. C. (_agp_)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Georg W. schrieb:
>> Eher werden Poroschenko und seine rechtsradikalen Helfer das erledigen,
>> um verbrannte Erde zu hinterlassen.
>
> Wohl eher, um es dem angeblichen Verbrecher Putin in die Schuhe zu
> schieben, wenn sich eine Gelgenheit dazu bietet. Dass sie vor Morden an
> eigenen Leuten nicht zurückschrecken, haben sie auf dem Maidan
> bewiesen...

Und das ist für dich bewiesen? Die Sache mit den Schützen auf dem Maidan 
ist doch bisher völlig ungeklärt. Was aber nun mehr als Lüge aufgeflogen 
ist, ist doch die angebliche Nichtbeteiligung von Russischen Soldaten in 
der Ostukraine. Ja klar, Putins Soldaten machen da "Urlaub" oder "haben 
sich verlaufen". Für wie blöd will der Herr denn uns alle noch 
verkaufen? Man braucht kein Freund der Ukrainischen Regierung zu sein, 
um das falsche Spiel Putins zu erkennen. Der Mann im Kreml hat das 
Vertrauen der letzten Jahre in Russland so ziemlich unwiederbringbar 
zerstört. Toll gemacht! Bravo! Weiter so, Russland!

"Neurussland" lässt grüßen!

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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g. c. schrieb:
> Und das ist für dich bewiesen? Die Sache mit den Schützen auf dem Maidan
> ist doch bisher völlig ungeklärt.

Dann bliebe zumindest der auffällig geringe Enthusiasmus der Kiewer 
Staatsanwaltschaft in der Aufklärung der Sache erklärungbedürftig: 
Beweise interessieren nicht, das Ermittlungsergebnis stand schon am Tag 
der Verbrechen fest.

von B. O. (t_65)


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g. c. schrieb:
> Der Mann im Kreml hat das
> Vertrauen der letzten Jahre in Russland so ziemlich unwiederbringbar
> zerstört. Toll gemacht! Bravo! Weiter so, Russland!

War er das wirklich, oder eher die Medien, die im Auftrag der USA/NATO 
ihre Meldungen verbreiten?

Ich denke, es wird schon wieder zu politisch hier ...
;-)

von G. C. (_agp_)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Dann bliebe zumindest der auffällig geringe Enthusiasmus der Kiewer
> Staatsanwaltschaft in der Aufklärung der Sache erklärungbedürftig:
> Beweise interessieren nicht, das Ermittlungsergebnis stand schon am Tag
> der Verbrechen fest.

Das wird sich schon nich irgendwann aufklären. Gewisse Dinge benötigen 
halt Zeit. Die Flugschreiber von MH17 sind auch noch nicht ausgewertet, 
aber Foristen die Putin alles glauben sehen bereits jetzt schon die 
Verschwörung des Westens hinter allem. Schon lustig was man da so alles 
liest. Wo haben sich denn die Russen bisher mal glaubhaft an Aufklärung 
beteiligt?

von G. C. (_agp_)


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B. Obachter schrieb:
> g. c. schrieb:
>> Der Mann im Kreml hat das
>> Vertrauen der letzten Jahre in Russland so ziemlich unwiederbringbar
>> zerstört. Toll gemacht! Bravo! Weiter so, Russland!
>
> War er das wirklich, oder eher die Medien, die im Auftrag der USA/NATO
> ihre Meldungen verbreiten?

Die Schuld willst du also auch noch dem Westen in die Schuhe schieben? 
Unglaublich.

Es reicht doch, dass aus St. Petersburg eine Flut von Putintrollen die 
deutschen Foren überschwemmen. Kannst du alles nachlesen in unserer 
Presse. Aber wer meint Russia Today sei glaubhafter, dem ist sowieso 
nicht zu helfen.

: Bearbeitet durch User
von G. C. (_agp_)


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von Georg W. (gaestle)


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Holm Tiffe schrieb:
> Was also schlägst Du speziell in D für Energiespeicher vor deren Bau
> dieses spezielle Klientel nicht auf den Plan ruft?
Wenn es schon so weit ist: Entschlossenes Eingreifen seitens der Polizei 
inklusive Rückendeckung von oben. Oder hast du mal von entsprechenden 
Krawallen in der Schweiz oder Frankreich gehört? Besonders letztere 
verstehen da absolut keinen Spaß.
Bei Stuttgart21 gab es eine elegante Lösung, dort wurde eine Pauschale 
von 40EUR für das wegtragen erhoben. Irgendwann war das den meisten zu 
teuer und das bloße erscheinen der Bluemengroup war ausreichend.

Im Vorfeld: So vergehen wie es gerade Daimler mit der neuen Teststrecke 
in Immendingen macht: Bevölkerung vor Ort einbinden und 
Berufsprotestierern* und all denen, die vom Umfeld solcher teils 
illegalen Aktionen leben durch eigenes aktives Vorgehen keinen Raum 
lassen. Diese Personen und Organisationen benötigen eine 
Unterstützerszene vor Ort. Wenn diese zu gering ist gibt es keine 
öffentliche Aufmerksamkeit. Und ohne die fließen zu wenig finanzielle 
Mittel.

*So einen habe ich schon selbst erlebt. Kam aus dem Raum Stuttgart an 
und fing an im Ort Stimmung gegen geplante Mobilfunkantenne und die 
"Handystrahlung" zu machen. Das volle Programm inklusive kranker Kinder, 
Fakten und kritische Nachfragen unerwünscht. Ich war dann irgendwann der 
Mobilfunkleugner, die Wissenden würden alle seine Argumente verstehen... 
Gebaut wurde dann ein Mast im Wald, getreu dem Motto "aus den Augen, aus 
dem Sinn".

von Georg W. (gaestle)


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Fatal Error schrieb:
> DA können wir ja richtig froh sein, daß sich Putins friedliebende
> Soldaten nur auf das Gebiet der Ukraine verlaufen und nicht
> einmarschieren.

Sind sie das tatsächlich? Das einzige, was uns bisher an Beweisen 
geliefert wurde waren unscharfe Fotos ohne Datum und Aufnahmeort einer 
Wagenkolonne und zweier Artillerieeinheiten. Daß sie zur russischen 
Seite gehören ist bisher eine unbelegte Behauptung. Dagegen ist es Fakt, 
daß westliche Söldner mitmischen. Da sollen 1000 Russen mitmischen, die 
weder internationale Beobachter an den Grenzen, Journalisten vor Ort 
noch sonst wer gesehen hat? Weshalb ist nichts in den sozialen 
Netzwerken zu finden?
Die Ukrainische Armee hat auch russische Technik, die auch von den 
Rebellen erbeutet und eingesetzt wurde und wird.

Eigentlich wäre es an der Zeit sich bei Putin für sein besonnenes 
Handeln zu bedanken. Es gab auch mal eine Vereinbarung, nach der die 
NATO nicht ins Gebiet des ehem. Warschauer Paktes expandiert, davon ist 
auch keine Rede mehr. Du solltest dich nicht nur aus unserem 
Staatsfernsehen und bei Springer informieren.

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>Sind sie das tatsächlich?

Putin hat öffentlich zugegeben, daß sich seine Soldaten irrtümlich auf 
ukrainisches Gelände verlaufen haben.

Aber das ist bestimmt auch nur perfide Desinformationspropaganada der 
gleichgeschalteten westlichen Medien.


>Du solltest dich nicht nur aus unserem Staatsfernsehen und bei Springer
>informieren

Ich weiß, du bist der Einzige, der Bescheid weiß.

von Falk B. (falk)


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Noch mal das Thema "Logik" und Rhetorik.

https://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE#t=1h13m

Ersten hat der gute Doppel-Doc die Frage nicht verstanden, (der Frager 
wollte wissen, wie die 85% fossile Brennstoffe reduziert werden können 
(weniger heizen, Auto fahren, konsumieren) und nicht, wie sie durch 
regenerative Alternativen ersetzt werden sollen)

Das deutlich größere Defizit in der Argumentation liegt hier.

Wind + Sonne = 0,4% des Endenergieverbrauchs

FALSCH! Der GESICHERTE Anteil, der Gesamtanteil liegt nach eigener 
Aussage bei 2,8%!

"Der einzige Weg zur Lösung des Klimaproblems ist der Atomstrom"

Für so eine rotzfreche Lüge sollte man ihn auspeitschen! Lobbyismus pur!

Nach seinen EIGENEN Zahlen trägt der (mal wieder) als Allheilmittel 
gepriesene Atomstrom nur zu 3,3% zum Endenergieverbrauch bei!

https://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE#t=24m

Wind + Sonnenstrom = 2,8% Endenergie

D.h. Wind + Sonne haben heute schon fast genausoviel (85%) Anteil wie 
AKWs! Und die machen im Störfall KEINE Radioaktivität!
Jaja, die Pufferung und Verfügbarkeit ist noch ein Problem, aber man ist 
dran. Im Moment kann man wohl die Schwankungen noch gut mit den 
konventionellen Kraftwerken puffern, weil der Gesamtanteil noch eher 
gering ist (15%). Wenn das deutlich mehr werden soll, MUSS man anders 
puffern.

SOOOO kann man die EXAKT gleichen Zahlen VOLLKOMMEN anders 
interpretieren und KOMMENTIEREN!

Soviel zur Rhetorik!

Also, wenn man durch Wind + Sonne + andere Sachen die AKWs ersetzen 
kann, wäre das ein guter Schritt nach vorn, auch wenn die WELT das im 
Moment noch nicht so sieht. Klar, im Moment ist alles wieder "Business 
as usual", Fukushima ist medientechnisch abgekühlt, real noch lange 
nicht. Der Schrecken ist verflogen. Mal sehen wann Europa seinen 1. 
zentralen Super-GAU erlebt. Vielleicht erst in 25 Jahren, vielleicht 
eher.

Die alten Indianer aus Nordamerika haben einen Grundsatz.

http://en.wikipedia.org/wiki/Seven_generation_sustainability

Klar passt sowas nicht mit Quartalszahlen zusammen, aber wer sagt, dass 
Quartalzahlen mit Menschen zusammenpassen?

Vielleicht kommt irgendwann, nach der Befreiung von Sklaverei und 
Unterdrückung (nicht nur der Schwarzen), die Befreiung vom Joch des 
Kapitals? Es bleibt spannend!

von Georg W. (gaestle)


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g. c. schrieb:
> Die Sache mit den Schützen auf dem Maidan
> ist doch bisher völlig ungeklärt.
Laut einem Kiewer Vereinskollegen sind die derzeitigen Herrscher nicht 
an einer Aufklärung interessiert. Es würden Ermittler und Staatsanwälte, 
die ihre Nase zu tief in diese Vorkommnisse stecken "abgesägt". 
Griechenland sei ein Hort von Transparenz, Rechtschaffenheit und 
Gemeinwohl im Vergleich zu seiner Heimat, egal wer gerade an der Macht 
sei.

g. c. schrieb:
> Russia Today
...ist genau so (un)glaubwürdig wie manche unserer Blätter. Falls du mal 
eine ruhige Stunde hast kannst du mal nach den Transatlantikern suchen.

von Falk B. (falk)


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Hier mal ein Vorzeige-Plädoyer eines Atomlobbyisten!

https://www.youtube.com/watch?v=m2eVYWVLtwE#t=1h29m5s

Oder er ist WIRKLICH so naiv und wird (mal wieder) schön als Werkzeug 
missbraucht.

von G. C. (_agp_)


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Georg W. schrieb:
> Laut einem Kiewer Vereinskollegen sind die derzeitigen Herrscher nicht
> an einer Aufklärung interessiert. Es würden Ermittler und Staatsanwälte,
> die ihre Nase zu tief in diese Vorkommnisse stecken "abgesägt".
> Griechenland sei ein Hort von Transparenz, Rechtschaffenheit und
> Gemeinwohl im Vergleich zu seiner Heimat, egal wer gerade an der Macht
> sei.

Den Putinisten kann man mit "Aufklärung" sowieso nicht zur Wahrheit 
verhelfen. Die haben ihre eignen "Wahrheiten" und glauben nur das, was 
Kreml getreu erscheint.

> g. c. schrieb:
>> Russia Today
> ...ist genau so (un)glaubwürdig wie manche unserer Blätter.

Der Unterschied zwischen Spiegel, FAZ, Süddeutsche, Zeit vs. Russia 
Today sollte einem schon klar sein. Sonst ist eh alles vergebens.

> Falls du mal
> eine ruhige Stunde hast kannst du mal nach den Transatlantikern suchen.

Sind wohl sowas wie U.S. Thinktanks? Die interessieren mich genau so 
wenig, wie mich vor dem Irak Konflikt das falsche Gewäsch von Rumsfeld 
und seinen Getreuen interessierte. Mir war damals klar wer lügt und das 
hat sich später bestätigt. Einzig Colin Powell tat mir damals wirklich 
leid, denn der musste den ganzen Dreck seiner US-Administration auch 
noch mit glaubhafter Mine vorm Sicherheitsrat vertreten. Später hat er 
das selber bedauert. Damals war ich gewissermaßen stolz auf die Russen, 
die im Sicherheitsrat zusammen mit dem französichen Außenminister ihr 
NEIN dem Bush Clan gegenüber vor aller Welt aussprachen. Leider haben 
sich die Rollen nun umgekehrt. Der Kreml ist zutiefst unglaubwürdig 
geworden. Die Lügen von Putin und seines Außenministers wirken immer 
lächerlicher. Die illegale Krim Annexion im 21. Jhd. ist nicht 
tolerierbar und auch durch nichts zu rechtfertigen. Die angebliche 
Bedrohung durch die Expansion der Nato ist ein aufgeblasener Popanz. Vor 
der NATO braucht keiner Angst zu haben. Vor Deutschen Soldaten erst 
recht nicht. Lächerlich! Die NATO ist ein Verteidigungsbündnis und kein 
"Wir kapern mal eben ein Land"-Verein.  Der angebliche Faschismus gegen 
den die Separatisten mit gedulterer oder aktiver (Kreml) Unterstützung 
russischer Waffen und Soldaten kämpfen ist von Russland medial 
herbeigeredet, u.a. durch Staatssender wie Russia Today, die die Rolle 
von Fox News unter Bush imitieren. Der ganze Popanz stinkt zum Himmel. 
Eigentlich ist das alles Realsatire, wenn es nicht so brandgefährlich 
wäre.

Aber die Zeit Russland mit Samthandschuhen anzupacken nähert sich dem 
Ende. Der Mann im Kreml möchte den Westen anscheinend auf eine 
ernsthafte Probe stellen und er sollte damit rechnen, dass die Expansion 
seiner "Neurussland" Pläne von den Bündnispartnern der NATO nicht 
akzeptiert werden. Irgendwann ist Schluss mit lustig und der Verarsche. 
Leider!

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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g. c. schrieb:
> Die Schuld willst du also auch noch dem Westen in die Schuhe schieben?
> Unglaublich.
1
According to the prevailing wisdom in the West, the Ukraine crisis can
2
be blamed almost entirely on Russian aggression.
3
...
4
But this account is wrong: the United States and its European allies
5
share most of the responsibility for the crisis.

Das sagt nicht irgend ein Spinner, sondern John J. Mearsheimer in 
Foreign Affairs: 
http://www.foreignaffairs.com/articles/141769/john-j-mearsheimer/why-the-ukraine-crisis-is-the-wests-fault

Du weißt nicht, was Foreign Affairs ist? Hier werden Sie geholfen: 
https://de.wikipedia.org/wiki/Foreign_Affairs


UNGLAUBLICH.

: Bearbeitet durch User
von G. C. (_agp_)


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Uhu Uhuhu schrieb:
>
1
> According to the prevailing wisdom in the West, the Ukraine crisis can
2
> be blamed almost entirely on Russian aggression.
3
> ...
4
> But this account is wrong: the United States and its European allies
5
> share most of the responsibility for the crisis.
6
>
>
> Das sagt nicht irgend ein Spinner, sondern John J. Mearsheimer in
> Foreign Affairs:

"The taproot of the trouble is NATO enlargement, the central element of 
a larger strategy to move Ukraine out of Russia’s orbit and integrate it 
into the West."

Das ist einfach mal eine Behauptung die der Mann da im zweiten Satzteil 
aufstellt. Diese Behauptung wurde auch von Merkel schon abgeschmettert. 
In Wahrheit treibt Putin selbst mit seiner Agression die Ukraine in 
Richtung Westen! Oder wie würdest du als Westukrainischer Staatsbürger 
die "Rettung durch Moskau's Militär vorm angeblichen Faschismus" wohl 
bewerten? Mit zunehmender Liebe gegenüber Russland? Ich glaube kaum!

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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g. c. schrieb:
> Das ist einfach mal eine Behauptung die der Mann da im zweiten Satzteil
> aufstellt.

Weiter bist du mit Lesen nicht gekommen?

von G. C. (_agp_)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> g. c. schrieb:
>> Das ist einfach mal eine Behauptung die der Mann da im zweiten Satzteil
>> aufstellt.
>
> Weiter bist du mit Lesen nicht gekommen?

Wozu? Wenn der Teil schon nicht stimmt lohnt ein Weiterlesen wohl kaum.

von Uhu U. (uhu)


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Dein Wissensdrang scheint sich in engen Grenzen zu halten - zumindest 
wenn es um Informationen geht, die nicht ganz deiner vorgefassten 
Meinung entsprechen.

von G. C. (_agp_)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Dein Wissensdrang scheint sich in engen Grenzen zu halten - zumindest
> wenn es um Informationen geht, die nicht ganz deiner vorgefassten
> Meinung entsprechen.

Was findest du an dem Text so "toll"?

" For Putin, the illegal overthrow of Ukraine’s democratically elected 
and pro-Russian president -- which he rightly labeled a “coup” -- was 
the final straw "

Das Putin der Maidan nicht gefallen hat ist doch bekannt. Er hat doch 
oft genug hier mit Begriffen wie "Junta" um sich geschmissen. Sein 
bisheriger Einfluss auf die alte Regierung in Kiew war halt dahin. Pech 
gehabt! War auch damals bei uns als Günter Schabowski sich in der 
Pressekonferenz verplapperte und die Ausreise für jeden DDR-Bürger 
SOFORT verkündete im Endeffekt nicht anders. Damit war Moskau's Einfluss 
und Herrschaft endgültig vorbei. Nur das Gorbi die Zeichen der Zeit 
bereits viel eher erkannte, als Putin heute und das russische Militär in 
den Kasernen lies.

Putin versucht halt den alten agressiven imperialen Geist 
wiederzubeleben. Andere würden hier klüger vorgehen und um die Ukraine 
nach der Revolution für sich werben, anstatt sie zu destabilisieren. 
Putin setzt die falschen Mittel ein und wird sein Ziel nicht erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Paul B. (paul_baumann)


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Donezk hat 985000 Einwohner, von denen 48,15% der Bevölkerung Russen
und 46,65% Ukrainer sind. Der Rest gehört anderen Volksgruppen an.

Es ist doch verständlich, daß die russische Bevölkerung sich eher zu
Rußland hingezogen fühlt. Außerdem befindet sich fast die ganze Indus-
trie der Ukraine in der Gegend Donezk, Lugansk und Mariupol.
Dieses Territorium will man nicht verlieren.

Wenn man die Leute dort selbst entscheiden lassen würde: "Wozu wollt
ihr gehören?" , gäbe es aber auch nur eine 50:50 Entscheidung.

Der Mist ist gewesen: Wie damals in Jugoslawien so auch in der
Sowjetunion: Als das Land sich aufgelöst hat, kam nur Mist und 
"Stimmung"
dabei heraus.
:-(

Ich weiß auch nicht, was man machen kann...

MfG Paul

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Leute, Ihr wisst schon ...

Bitte wieder zum Thema zurück.

von G. C. (_agp_)


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Paul Baumann schrieb:
> Donezk hat 985000 Einwohner, von denen 48,15% der Bevölkerung Russen
> und 46,65% Ukrainer sind. Der Rest gehört anderen Volksgruppen an.
>
> Es ist doch verständlich, daß die russische Bevölkerung sich eher zu
> Rußland hingezogen fühlt.

Vorher war das nicht "selbstverständlich" und sollte in einem 
gemeinsamen Land Ukraine auch nicht so sein. Erst mit der militärischen 
Aggression der Schergen im Osten zwingt man die dort lebenden Leute 
buchstäblich sich EINER Gruppe hinzuwenden und das gemeinsame 
Staatsinteresse hintenan zu stellen. Das ist das Fatale an der 
Situation. Den ganzen Zirkus haben von Russland ideologisierte 
Separatisten eingebrockt. Aus anfänglichen "sich bockig stellen" wurde 
eine kriegerische Auseinandersetzung, aber kein Bürgerkrieg, wie oft 
fälschlich behauptet wird.

> Außerdem befindet sich fast die ganze Indus-
> trie der Ukraine in der Gegend Donezk, Lugansk und Mariupol.
> Dieses Territorium will man nicht verlieren.

Nur wer ist "man" hierbei? Das ist die entscheidende Frage! Der Osten 
ist nun mal nicht "Neurussland", auch wenn Putin das gerne hätte und 
dafür im Hintergrund alle Fäden zieht. Der Westen der Ukraine wird 
soweit ich weiß nicht ohne den Osten überleben können. Darauf spekuliert 
Putin.

> Wenn man die Leute dort selbst entscheiden lassen würde: "Wozu wollt
> ihr gehören?" , gäbe es aber auch nur eine 50:50 Entscheidung.

Das ist doch bei uns im Grunde auch nicht anders. Wir werden durch 
Wahlentscheidungen regiert die oftmals deutlich weniger als 50% der 
potentiellen Wähler herbeiführen. Es gibt kein demokratisches Recht sich 
per Wahl mal eben von seinem Land loszulösen und die Wahl in der Krim 
war alles andere als demokratisch.

> Der Mist ist gewesen: Wie damals in Jugoslawien so auch in der
> Sowjetunion: Als das Land sich aufgelöst hat, kam nur Mist und
> "Stimmung"
> dabei heraus.
> :-(

Zumindest hat oder hätte die Ukraine mit dem Abhalten freier Wahlen im 
GANZEN Land eine faire Chance selbst über ihre Regierung zu bestimmen. 
Dieses Recht können selbsternannte Separatisten-Milizenführer jedenfalls 
nicht für sich in Anspruch nehmen.

> Ich weiß auch nicht, was man machen kann...
>
> MfG Paul

Putin sollte aufhören weiter die Geister zu reiten die er selber 
ausgerufen hat. Ob das für ihn ohne Gesichtsverlust noch möglich ist, 
daran darf aber gezweifelt werden. Wenn er weiter so macht ist der 
militärische Konflikt mit dem Westen unausweichlich.

von G. C. (_agp_)


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Chris D. schrieb:
> Leute, Ihr wisst schon ...
>
> Bitte wieder zum Thema zurück.

War doch nur ein kleiner friedlicher Meinungsaustausch.

;-)

von Timm T. (Gast)


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Holm Tiffe schrieb:
> Bei jeder Baustelle
> explodieren erst einmal die Kosten weil die Polizei erst mal Sackweise
> Grüne wegschaffen muß.

Wenn bei Baustellen die Kosten explodieren, dann weil die Behörden zu 
blöd zum planen sind.

von Holm T. (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
[..]
> Jaja, die Pufferung und Verfügbarkeit ist noch ein Problem, aber man ist
> dran. Im Moment kann man wohl die Schwankungen noch gut mit den
> konventionellen Kraftwerken puffern, weil der Gesamtanteil noch eher
> gering ist (15%). Wenn das deutlich mehr werden soll, MUSS man anders
> puffern.
[..]


Deine gesamte Argumentation scheitert an dem von mir zitierten Punkt.
"Dran sein" bedeutet noch lange nicht das da eine Lösung in Sicht wäre, 
der Rest der EU verbittet sich nachdrücklich deren Netze als Puffer zu 
nutzen,
wir kochen hier genau in dem Saft den wir selbst produzieren.

Genau um diesen Teil, den Hauptteil des Problems das Sinn anspricht 
machst Du einen Bogen: "Man ist dran".

Sinn wird für seine Zahlen irgendwelche Quellen haben, Du auch. Ich 
glaube Euch Beiden aber einen Unterschied machen andere Zahlen für mich 
nicht. Die Solarlobby wird die Zahlen nach oben schrauben, Sinn und die 
Atomstromlobby nach unten...was solls.
Fakt bleibt das diese gesamte umweldfreundliche Energie von großen 
Anteilen unserer Bevölkerung nicht mehr zu bezahlen ist während sich 
dieses Arschloch von Asbeck ein Schloß kauft. Ich weiß von was ich rede, 
dessen Scheißsolarbuden stehen genau in meiner Stadt und einen 
Arbeitsmarkt haben die bisher nur für Leiharbeiter generiert, zu 
Ausbeuterlöhnen in schrägen Vierschichtsystemen. Das ist also der neue 
Weg zu sauberer Energie? Ich bin hier für Standrecht wegen Amoral.

Gruß,

Holm

von Falk B. (falk)


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@ Holm Tiffe (holm)

>Genau um diesen Teil, den Hauptteil des Problems das Sinn anspricht
>machst Du einen Bogen: "Man ist dran".

Nö, mach ich nicht, ich hab den Punkt gar nicht so sehr im Visier. Aber 
der Herr Sinn ist und bleibt ein Lobbyist, auch wenn er mit einigen 
Punkten vielleicht Recht hat. Aber es ist die DARSTELLUNG ein und der 
selben Zahlen zur ganz anderen Sichtweisen und Schlußfolgerungen führt.

>Sinn wird für seine Zahlen irgendwelche Quellen haben, Du auch.

Mein Quellen sind der Vortrag. Ich zeige nur die inneren Widersprüche 
auf, die man durch hinhören und mitdenken erkennen kann (Oder einfach 
Nachrechnen, wie mehrfach im Vortrag gesagt wird).

> Ich
>glaube Euch Beiden aber einen Unterschied machen andere Zahlen für mich
>nicht. Die Solarlobby wird die Zahlen nach oben schrauben, Sinn und die
>Atomstromlobby nach unten...was solls.

Super!

>Fakt bleibt das diese gesamte umweldfreundliche Energie von großen
>Anteilen unserer Bevölkerung nicht mehr zu bezahlen ist

Dieser "Fakt" erscheint mir viel mehr ein diffuses gefühl, den wahre 
FAKTEN haben die wenigsten.
Und wenn erst mal ein Super-GAU ala Fukushima in Mittel/Westeuropa 
passiert, wird man die "teuren" regenerativen Quellen DANKEND annehmen 
(bzw. sich wünschen, es VORHER getan zu haben).

> während sich
>dieses Arschloch von Asbeck ein Schloß kauft. Ich weiß von was ich rede,
>dessen Scheißsolarbuden stehen genau in meiner Stadt und einen
>Arbeitsmarkt haben die bisher nur für Leiharbeiter generiert, zu
>Ausbeuterlöhnen in schrägen Vierschichtsystemen. Das ist also der neue
>Weg zu sauberer Energie? Ich bin hier für Standrecht wegen Amoral.

Bitte mal nicht Politik mit Technologie vermischen, wenn gleich man es 
praktisch oft nicht kann. Wenn mit Subventionen aller Art Schindluder 
getrieben wird ist das schlecht, darf aber nicht vom eigentlichen 
Problem ablenken.

von B. O. (t_65)


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Falk Brunner schrieb:
> Und wenn erst mal ein Super-GAU ala Fukushima in Mittel/Westeuropa
> passiert, wird man die "teuren" regenerativen Quellen DANKEND annehmen
> (bzw. sich wünschen, es VORHER getan zu haben).

Auch die Japaner fahren ihre Kernkraftwerke wieder an.
Sie wissen genau, dass sie darauf angewiesen sin, wollen sie 
international wirtschaftlich mitmischen und nicht in Richtung 
Entwicklungsland abdriften.

Die Aussage, dass IRGENDWANN IRGENWER kommt, der IRGENDWIE die Probleme 
löst, führt eben zu nichts und ist reine Philosophie.

Und der immer wieder genannte Herr "man" (Bsp.: 'man' beherrscht das 
heute ...) wurde auch noch nicht gefunden.

Also, ohne eine konkrete Möglichkeit, die auch technisch machbar ist, 
sind wir auf existierende Technologie angewiesen. Auch wenn's nicht ins 
gutmenschliche Ideologiebild passt.

von Uhu U. (uhu)


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Falk Brunner schrieb:
> der Herr Sinn ist und bleibt ein Lobbyist, auch wenn er mit einigen
> Punkten vielleicht Recht hat

Wenn Lobbyisten ausschließlich lügen, werden sie keinen Erfolg haben...

von Falk B. (falk)


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@ B. Obachter (t_65)

>> Und wenn erst mal ein Super-GAU ala Fukushima in Mittel/Westeuropa
>> passiert, wird man die "teuren" regenerativen Quellen DANKEND annehmen
>> (bzw. sich wünschen, es VORHER getan zu haben).

>Auch die Japaner fahren ihre Kernkraftwerke wieder an.

DIE Japaner?

Eher DIE japanische Elite, Jakusa, whatever. Dort ist auch einiges faul, 
vielleicht noch mehr als bei uns (Stichwort Unterordung und 
Zivilgesellschaft)

>Sie wissen genau, dass sie darauf angewiesen sin,

Jain.

> wollen sie
>international wirtschaftlich mitmischen und nicht in Richtung
>Entwicklungsland abdriften.

Klar. Aber wen SO ein Warnschuß nicht gereicht hat, dann weiß ich auch 
nicht so recht. Aber der Mensch vergisst erstaunlich schell. Und DIREKT 
betroffen sind ja "nur" ein paar hundertausend Japaner von 127 
Millionen, also bestenfalls 1%.

>Die Aussage, dass IRGENDWANN IRGENWER kommt, der IRGENDWIE die Probleme
>löst, führt eben zu nichts und ist reine Philosophie.

Wer hat sowas gesagt?

>Also, ohne eine konkrete Möglichkeit, die auch technisch machbar ist,
>sind wir auf existierende Technologie angewiesen.

Jain. Wenn man aber den Willen hat, das schrittweise und langfristig zu 
ändern, MUSS man mal anfangen, auch wenn es am Anfang nicht einfach und 
eher teuer ist. Bei den nebenläufig so hingeworfenen Zahlen im Vortrag 
(blablab, drei AKWs kosten nur 6 Milliarden), sind die Versicherungen 
bei REALISTISCHER Bewertung sowie Endlager und Rückbaukosten keine 
Sekunde drin.

Es gab auch mal Autos ohne 3-Wege Kat, der war am Anfang auch nicht 
billig. Heute ist er VORSCHRIFT!

> Auch wenn's nicht ins
>gutmenschliche Ideologiebild passt.

von Falk B. (falk)


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@Uhu Uhuhu (uhu)

>> der Herr Sinn ist und bleibt ein Lobbyist, auch wenn er mit einigen
>> Punkten vielleicht Recht hat

>Wenn Lobbyisten ausschließlich lügen, werden sie keinen Erfolg haben...

So sieht's aus!

von B. O. (t_65)


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Falk Brunner schrieb:
> Wer hat sowas gesagt?

Das ist der Kontext, der aus sämtlichen Aussagen der 'Solar- und 
Windlobby' heruszuhören ist. Keine konkreten technischen Lösungen, nur 
Hoffnungen und Wünsche.

Falk Brunner schrieb:
> Wenn man aber den Willen hat, das schrittweise und langfristig zu
> ändern, MUSS man mal anfangen, auch wenn es am Anfang nicht einfach und
> eher teuer ist.

Recht und gut.
Nur sollte man nicht den zweiten Schritt vor dem Ersten tun.
Wie schon erwähnt: erst forschen und DANN umsetzen. Nicht 50 Jahre alte 
Technik (Wind und PV) als den Heilsbringer verkaufen und Schnellschüsse 
abfeuern.

Falk Brunner schrieb:
> sind die Versicherungen
> bei REALISTISCHER Bewertung sowie Endlager und Rückbaukosten keine
> Sekunde drin.

1. Rückbau und Endlager sind bereits vom Betreiber bezahlt. Das ist Teil 
der Betriebsgenehmigung.

2. An Stelle der Brennelementsteuer, die wir heute haben, lassen wir die 
Versicherungsbeiträge treten. Dann wird der Strom auch nicht teuerer.

Ich höre nur grüne Parolen, die sich in vielen Köpfen festgefressen 
haben, ohne jemals hinterfragt worden zu sein.
- sorry für's politisch-werden! -

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> erst forschen und DANN umsetzen

Wenn wir darauf warten würden... Dir sagt Growian was?

von Holm T. (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> @ Holm Tiffe (holm)
>
>>Genau um diesen Teil, den Hauptteil des Problems das Sinn anspricht
>>machst Du einen Bogen: "Man ist dran".
>
> Nö, mach ich nicht, ich hab den Punkt gar nicht so sehr im Visier. Aber
> der Herr Sinn ist und bleibt ein Lobbyist, auch wenn er mit einigen
> Punkten vielleicht Recht hat. Aber es ist die DARSTELLUNG ein und der
> selben Zahlen zur ganz anderen Sichtweisen und Schlußfolgerungen führt.


Das ist aber genau der Punkt mit dem die "erneuerbaren Energieen" (was 
für ein Schwachsinn) stehen oder fallen. Keine dieser Quellen ist in der 
Lage reproduzierbar und gleichmäßig den Grundbedarf zu decken und Sinns 
Rechnung
macht klar  das es hier weder mit 0,4 noch mit 5% oder 10% getan ist. 
Die konkreten Zahlen sind irrelevant, hier geht es um Größenordnungen!

Die Politiker beweiräuchern sich mit der ständigen Wiederholung 
falswcher Fakten gegenseitig so lange bis Alle daran glauben, 
traurigerweise halten sicher weder marktwirtschafliche noch 
physikalische Gesetze an diesen Weihrauch.

Was soll der Quatsch mit den Elektroautos (Sinn hat auch diesen Punkt 
angesprochen und wie viel größenordnungsmäßig machbar wäre)? Man baut 
keine Energiespeicher die dazu dienen die Fortbewegung des Vehikels zu 
sichern und mißbraucht diese dann als Energiespeicher für eine 
Volkswirtschaft. Dafür sind sie nicht gebaut und das halten sie nicht 
durch, abgesehen davon das es bei Weitem nicht genug dieser Autos gibt 
um dieses verkehrte Ziel zu erreichen.


Über die Umweltfreundlichkeit des Verbots von Glühlampen brauchen wir 
uns doch sicherlich nicht streiten? Der selbe Quatsch der Gabriel da vom 
Arsch in den Kopf gestiegen ist, bei 2% Energieverbrauch für 
Beleuchtungszwecke profiliert man sich am scheinnbar besten wenn man die 
preiswerte und in der Herstellung umweltfreundliche Glühlampe verbietet 
und der Bevölkerung mit giftigem Queckswilber und Phenolen 
vollgestopfte, in der Herstellung teurere und erweisenermaßen nicht so 
haltbare "Alternativen" an die Backe näht deren Entsorgung auch nicht 
funktioniert...

Die hargenau selbe Idiotie wie mit Photovoltaik in D umweltfreundlichen 
Strom erzeugen zu wollen. Warst Du mal bei der siliziumherstellung 
dabei? Ich schon, umweltfreundlich ist vieleicht der stinkende Mist auf 
dem Feld, aber dieser stinkende Mist mit Sicherheit nicht. Ich habe ein 
paar Jahre in diesem Metier gearbeitet...

Gruß,

Holm



Gruß,

Holm

von Helge A. (besupreme)


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Vielleicht Offtopic..

Ein Bekannter behauptete, mit Solarzellen sei noch nie Strom produziert 
worden. Er meinte, Es ginge immer noch mehr Energie bei der Produktion 
drauf, als die Dinger hinterher produzieren. Stimmt das?

: Bearbeitet durch User
von G. C. (_agp_)


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Helge A. schrieb:
> Vielleicht Offtopic..
>
> Ein Bekannter behauptete, mit Solarzellen sei noch nie Strom produziert
> worden. Er meinte, Es ginge immer noch mehr Energie bei der Produktion
> drauf, als die Dinger hinterher produzieren. Stimmt das?

Wohl eher nicht. Google mal nach Energy Payback Time (EPBT)

http://download.nachhaltigwirtschaften.at/edz_pdf/events/20121019_pvtagung_poster_oekobilanzen_verschiedener_photovoltaikanlagen.pdf

von Falk B. (falk)


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@ B. Obachter (t_65)

>Nur sollte man nicht den zweiten Schritt vor dem Ersten tun.
>Wie schon erwähnt: erst forschen und DANN umsetzen.

Jain. Ohne einen gewissen (Markt)druck kommt die Forschung und 
Entwickling oft nicht aus dem Knick. Klar, man sollte es auch nicht 
übertreiben, sonst wird es teurer Aktionismus.

>1. Rückbau und Endlager sind bereits vom Betreiber bezahlt. Das ist Teil
>der Betriebsgenehmigung.

Das wage ich real zu bezweiflen. Bestenfalls wurden da 
Milchmädchenrechnungen und und Pro Forma geschichten abgezogen. Oder wie 
erklärst du den versuch, die Altlasten an den Staat abzuschieben?
Ein OFFIZELLES Endlager wird seit JAHRZEHNTEN gesucht, weltweit 
existiert KEIN EINZIGES! Von russischen Hau drauf lösungen ala 
Verklappung im Polarmeer oder tiefen Höhlen im Ural reden wir hier 
nicht!


http://www.spiegel.de/politik/deutschland/atomstiftung-regierung-will-mit-konzernen-ueber-akw-rueckbau-verhandeln-a-970005.html

>2. An Stelle der Brennelementsteuer, die wir heute haben, lassen wir die
>Versicherungsbeiträge treten. Dann wird der Strom auch nicht teuerer.

Ich glaube nicht allzusehr an die substantielle Wirkung solcher 
Finanztricks. Die Physik lässst sich selten austricksen, schon gar nicht 
von Bankstern. Menschen dagegen jeden Tag!

von Falk B. (falk)


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@Holm Tiffe (holm)

>Das ist aber genau der Punkt mit dem die "erneuerbaren Energieen" (was
>für ein Schwachsinn) stehen oder fallen. Keine dieser Quellen ist in der
>Lage reproduzierbar und gleichmäßig den Grundbedarf zu decken

Stimmt wohl leider im Moment.

> und Sinns
>Rechnung
>macht klar  das es hier weder mit 0,4 noch mit 5% oder 10% getan ist.
>Die konkreten Zahlen sind irrelevant, hier geht es um Größenordnungen!

Nanana, aber man sollte wenigstens bei den technisch soliden Zahlen 
bleiben, sonst wird es schnell unglaubwürdig.

>Die Politiker beweiräuchern sich mit der ständigen Wiederholung
>falswcher Fakten gegenseitig so lange bis Alle daran glauben,
>traurigerweise halten sicher weder marktwirtschafliche noch
>physikalische Gesetze an diesen Weihrauch.

Wohl leider wahr. Aber es liegt auch an uns ALLEN, sich selber ein Bild 
zu machen, auch wenn es gegen die Desinformation schwer fällt.

>Was soll der Quatsch mit den Elektroautos (Sinn hat auch diesen Punkt
>angesprochen und wie viel größenordnungsmäßig machbar wäre)? Man baut
>keine Energiespeicher die dazu dienen die Fortbewegung des Vehikels zu
>sichern und mißbraucht diese dann als Energiespeicher für eine
>Volkswirtschaft. Dafür sind sie nicht gebaut und das halten sie nicht
>durch, abgesehen davon das es bei Weitem nicht genug dieser Autos gibt
>um dieses verkehrte Ziel zu erreichen.

Eine der Schnappsideen des E-Mobility Hypes. Akkus sind um 
Größenordungen teuere als klassische Kraftwerke, das ist keine neue 
Erkenntnis.

>Über die Umweltfreundlichkeit des Verbots von Glühlampen brauchen wir
>uns doch sicherlich nicht streiten? Der selbe Quatsch der Gabriel da vom
>Arsch in den Kopf gestiegen ist, bei 2% Energieverbrauch für
>Beleuchtungszwecke profiliert man sich am scheinnbar besten wenn man die
>preiswerte und in der Herstellung umweltfreundliche Glühlampe verbietet
>und der Bevölkerung mit giftigem Queckswilber und Phenolen
>vollgestopfte, in der Herstellung teurere und erweisenermaßen nicht so
>haltbare "Alternativen" an die Backe näht deren Entsorgung auch nicht
>funktioniert...

Beschwer dich bei den Australiern, die haben mit dem Unsinn angefangen!

>Die hargenau selbe Idiotie wie mit Photovoltaik in D umweltfreundlichen
>Strom erzeugen zu wollen. Warst Du mal bei der siliziumherstellung
>dabei? Ich schon, umweltfreundlich ist vieleicht der stinkende Mist auf
>dem Feld, aber dieser stinkende Mist mit Sicherheit nicht. Ich habe ein
>paar Jahre in diesem Metier gearbeitet...

Photovolatik beschränkt sich nicht nur auf Silizium. Es gibt alternative 
Technologien, wenn man sie denn sehen und ihnen eine Chance geben will.

von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> An Stelle der Brennelementsteuer, die wir heute haben, lassen wir die
> Versicherungsbeiträge treten.

Ja klar, das hier 
http://cdn2.spiegel.de/images/image-375085-galleryV9-gpbt.jpg decken wir 
doch locker über die Versicherung ab. Selbst schuld, wer Atomunfälle 
nicht in seiner Hausrat hat...

von Timm T. (Gast)


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Holm Tiffe schrieb:
> Warst Du mal bei der siliziumherstellung
> dabei?

Was willst Du, beim Silizium in Deinem Computer bist Du auch nicht so 
zimperlich.

Silizium wird schon seit Jahrzehnten kristallisiert. Da ist überhaupt 
nichts Böses dran. Ja, ich war sowohl in der Herstellung (Kristallzucht) 
als auch in der Verarbeitung (Infinion) dabei. Ja, die matschen da mit 
Phosphorsäure und so rum. Wie gesagt, beim Silizium für Deinen PC juckts 
Dich auch nicht.

von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Phosphorsäure

Die ist harmlos - oder meinst du Flußsäure?

von Timm T. (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Die ist harmlos

Bei 120°C sich auch noch.

> oder meinst du Flußsäure?

Ja, gabs auch. Und anderes leckeres Zeug. Aber das läuft alles in 
geschlossenen Kreisläufen. Die Zeiten, als das einfach in den Bach 
gekippt wurde, sollten in Dt. zumindest vorbei sein.

von Holm T. (Gast)


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Ja, an 120°C heißer Phosphorsäure kann man sich verbrühen, probiere es 
aus, das Zeug ist z.B. in Coca Cola enthalten.

Nicht nur Flußsäure, sondern so ziemlich das ganze Spektrum an 
anorganischen Säuren und diverse Basen wurden in verschiedenen 
Produktionsschritten verwendet. Kreisläufe? Ja, die gibts 
verschiedentlich auch aber bei Weitem nicht für den ganzen Prozeß.

Gruß,

Holm

von Holm T. (Gast)


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Timm Thaler schrieb:
> Holm Tiffe schrieb:
>> Warst Du mal bei der siliziumherstellung
>> dabei?
>
> Was willst Du, beim Silizium in Deinem Computer bist Du auch nicht so
> zimperlich.
>

Es stehen ja auch deutlich weniger Computer in der Gegend herum als PV 
Anlagen. Silizium an sich ist ungefährlich, nur die Produktions von 
Reinstsilizium ist eine Sauerei und in keiner Weise irgendwie als 
umweltfreundlich zu bezeichnen.



Gruß,

Holm

von Falk B. (falk)


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@ Holm Tiffe (holm)

>Es stehen ja auch deutlich weniger Computer in der Gegend herum als PV
>Anlagen. Silizium an sich ist ungefährlich, nur die Produktions von
>Reinstsilizium ist eine Sauerei und in keiner Weise irgendwie als
>umweltfreundlich zu bezeichnen.

Was ist für dich umweltfreundlich? Bier brauen mit Wasser, Gerste und 
Hopfen und Lehmziegel in der Sonne aushärten?

von Axel L. (axel_5)


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Falk Brunner schrieb:
> @ B. Obachter (t_65)
>>1. Rückbau und Endlager sind bereits vom Betreiber bezahlt. Das ist Teil
>>der Betriebsgenehmigung.
>
> Das wage ich real zu bezweiflen. Bestenfalls wurden da
> Milchmädchenrechnungen und und Pro Forma geschichten abgezogen. Oder wie
> erklärst du den versuch, die Altlasten an den Staat abzuschieben?

Das Problem ist, dass die Gelder, die zurückgelegt wurden, nicht in bar 
vorhanden sind, sondern investiert wurden, um Zinsen zu bringen. RWE hat 
das Geld z. B. in neue Braunkohlekraftwerke "investiert". Dummerweise 
ist das aber nicht mehr so der grosse Geldbringer und es besteht sogar 
die Gefahr, dass man die abschalten muss. Dann wäre das Geld weg und 
irgendwer anderes müsste den Rückbau der AKW bezahlen. In jedem Fall ist 
es aber schwer flüssig zu machen.

Gruss
Axel

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Axel Laufenberg schrieb:

> Das Problem ist, dass die Gelder, die zurückgelegt wurden, nicht in bar
> vorhanden sind, sondern investiert wurden, um Zinsen zu bringen. RWE hat
> das Geld z. B. in neue Braunkohlekraftwerke "investiert". Dummerweise
> ist das aber nicht mehr so der grosse Geldbringer und es besteht sogar
> die Gefahr, dass man die abschalten muss. Dann wäre das Geld weg und
> irgendwer anderes müsste den Rückbau der AKW bezahlen. In jedem Fall ist
> es aber schwer flüssig zu machen.

Das war mir noch nicht bekannt. Das ist wohl ein weiteres Argument, 
dieser Form der Rückstellungen nicht zu vertrauen.

Auf meine weiteren Argumente

- Was ist bei frühzeitiger Entziehung der Betriebsgenehmigung vor dem 
Bilden der entsprechenden Rückstellungen (wie bei Mülheim-Kärlich)?

- Was passiert, wenn die Rücklagen falsch kalkuliert wurden? Planungen, 
die einen Vorgang 40 Jahre in der Zukunft betreffen, erweisen sich ja 
regelmäßig als schwierig. Auch hier gibt es (natürlich) Beispiele, bspw. 
Würgassen, wo deutlich nachgeschossen werden musste, weil die 
Rückstellungen eben nicht ausreichten.

ging er leider nicht ein.

: Bearbeitet durch Moderator
von Timm T. (Gast)


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Die Diskussion um die Rückstellungen ist müsig.

Wenn es soweit ist, wird Folgendes passieren: Das Kraftwerk wird in eine 
eigene Firma ausgegliedert. Diese Firma wird Insolvenz beantragen. Die 
ehemaligen Betreiber werden mit den Schultern zucken: "Gehört uns nicht 
mehr." DDS (der doofe Steuerzahler) wird den Abriss und die Endlagerung 
bezahlen.

von B. O. (t_65)


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Timm Thaler schrieb:
> Dir sagt Growian was?

Ja.
War ein Schuss in den Ofen.
Derlei Schnellschüsse führen zu nichts. Die Energiewende und der 
Atomausstieg sind solche Schnellschüsse.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Dir sagt Growian was?

Klingt wohl nicht zufällig so ähnlich wie Grobian...

von Helge A. (besupreme)


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Growian war doch von vornherein ein Forschungsvorhaben. Dauerhaft 
funktionierende Anlagen dieser Größenordnung wurden meiner Erinnerung 
nach auch mit diesen Forschungsergebnissen erst möglich.

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Dir sagt Growian was?
Das war eine Versuchsanlage von 3MW und einer Nabenhöhe von 100m. Die 
Probleme sind behoben und Anlagen dieser Größe Standard. Daran sieht man 
schön welch langatmiges Geschäft die Entwicklung neuartiger Technik ist.

Noch ein Detail zum Nachdenken zu Sinn und Ifo-Institut: Deren 
Geschäftsbericht von 2011 liegt vor mir. Einnahmen i.H.v. 9438TEUR von 
insgesamt 15452TEUR stammen aus öffentlichen Zuwendungen. Dazu kommen 
noch 3426TEUR Drittmittel, die oft auch aus öffentlichen Quellen 
stammen.

g. c. schrieb:
> Den Putinisten kann man mit "Aufklärung" sowieso nicht zur Wahrheit
> verhelfen. Die haben ihre eignen "Wahrheiten" und glauben nur das, was
> Kreml getreu erscheint.
Schön, auch noch Putinist, wird unter Komplimente verbucht. Ich 
akzeptiere deine Meinung und lasse es damit bewenden.

von Helge A. (besupreme)


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Georg W. schrieb:
> 15452TEUR

Ich will auch ein Institut. Aber ich werd immer rot, wenn ich versuche, 
eine "optimierte Wahrheit" zu vermitteln.. ;)

von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> War ein Schuss in den Ofen.
> Derlei Schnellschüsse führen zu nichts.

War von vornherein so ausgelegt, dass damit "bewiesen" werden sollte, 
Windkraft funktioniere nicht. Aber lasst uns erstmal ein paar Jahrzehnte 
"forschen". Inzwischen fahren wir die Gewinne aus unseren 
abgeschriebenen AKW ein.

von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> War von vornherein so ausgelegt, dass damit "bewiesen" werden sollte,
> Windkraft funktioniere nicht.

Wie kommst du darauf?

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Wie kommst du darauf?

Ohne jegliche Erfahrung auf dem Sektor gleich eine 3 MW / 100 m Anlage 
hinzustellen, ist gewagt - ein richtiges Riesenhuber-Projekt eben...

von Timm T. (Gast)


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Georg W. schrieb:
> Wie kommst du darauf?

Günther Klätte, Vorstandsmitglied des RWE, äußerte auf einer 
Hauptversammlung des Unternehmens: „Wir brauchen Growian (große 
Windanlagen), um zu beweisen, daß es nicht geht“ und erklärte, „daß 
Growian so etwas wie ein pädagogisches Modell sei, um Kernkraftgegner 
zum wahren Glauben zu bekehren“. 
https://de.wikipedia.org/wiki/Growian#Projekt_und_Ergebnisse

Noch Fragen?

von Holm T. (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> @ Holm Tiffe (holm)
>
>>Es stehen ja auch deutlich weniger Computer in der Gegend herum als PV
>>Anlagen. Silizium an sich ist ungefährlich, nur die Produktions von
>>Reinstsilizium ist eine Sauerei und in keiner Weise irgendwie als
>>umweltfreundlich zu bezeichnen.
>
> Was ist für dich umweltfreundlich? Bier brauen mit Wasser, Gerste und
> Hopfen und Lehmziegel in der Sonne aushärten?

Gegenfrage:

Ein kleines privates Bauunternehmen saniert im Auftrag eines Betriebes 
der an der Freiberger Mulde liegt dort die Außenanlagen für eine kleine 
Wasserturbine um diese wieder in Betrieb nehmen zu können.
Ein Vertreter der Grünen fährt in einem dicken Daimler samt 
Rollkragenpulli und Sakko vor und fängt an zu lamentieren "Ihr immer mit 
Euren Wasserkraftwerken, habt Ihr schon mal an die Pflanzen und Tiere im 
Fluß gedacht? Wieso wurden die alten Bäume gefällt (längst abgestorben).
Blabla- blah blahh..

..das Problem wurde IMHO auf eine sehr natürliche Art und Weise gelöst: 
Einer der Bauarbeiter hat dem Grünen eins auf die 12 gehauen. Der ist 
ist mit blutender Nase in seinen Daimler verschwunden und hat sich 
verpißt.

Wer war hier umweltfreundlich? Der Bauarbeiter oder der Grüne?

Als Trost: die weitere Inbetriebnahme samt Sektempfang verlief danach 
störungsfrei.
Das Ganze fand Ende der 90er statt.

Gruß,

Holm

von B. O. (t_65)


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Timm Thaler schrieb:
> „Wir brauchen Growian (große
> Windanlagen), um zu beweisen, daß es nicht geht“

Heute können wir solch große Windanlagen bauen, haben den Beweis, dass 
es nicht geht und bauen trotzdem immer mehr davon.
;-)

von Uhu U. (uhu)


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von Georg W. (gaestle)


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Timm Thaler schrieb:
> Noch Fragen?
Na ja, Triebfeder war das Bundesministerium für Forschung und 
Technologie, gebaut wurde von MAN. RWE und Co. waren m.E. erst später 
beim Betrieb beteiligt.
Die Achillesverse der Konstruktion war daß die Rotorblätter durch den 
Windschatten des Turmes liefen und die dadurch entstehende dynamische 
Belastung von Lager und Getriebe nicht beherrschbar war.

Aus der heutigen Sicht kann man allenfalls den Vorwurf machen, daß man 
zu viel wollte und gleich mehrere Größenordnungen übersprang 
(Zusammenhang zur Ölkrise?). Aber ob das die damals aktiven 
Stromerzeuger durchgesetzt haben? RWE hat sich nach dieser Aussage am 
Projekt beteiligt, um zu zeigen dass es nicht geht (was völlig legitim 
ist). Ich würde daraus aber nicht schließen dass sie es vorsätzlich vor 
die Wand fahren wollten. Sonst hätten sie riskiert dass sie ausgebootet 
werden und von den Erkenntnissen des Projekts abgeschnitten wären. Und 
davon gab es ja doch einige, am früheren Standort wird übrigens heute 
noch erfolgreich geforscht. Nur so lange es keinen erneuten krachenden 
Schuss in dem Ofen gibt wird eben kaum Notiz davon genommen.

von Uhu U. (uhu)


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Georg W. schrieb:
> Die Achillesverse der Konstruktion war daß die Rotorblätter durch den
> Windschatten des Turmes liefen und die dadurch entstehende dynamische
> Belastung von Lager und Getriebe nicht beherrschbar war.

Probleme mit Getrieben gab es auch bei Produktionsanlagen massenweise - 
offensichtlich wurden die Belastungen, die so ein Teil aushalten muss 
noch lange nach dem Grobian ziemlich unterschätzt.

> Aus der heutigen Sicht kann man allenfalls den Vorwurf machen, daß man
> zu viel wollte und gleich mehrere Größenordnungen übersprang

Es gab damals einen ziemlich großkotzigen Wissenschaftsminister namens 
Heinz Riesenhuber, dem der Brocken nicht groß genug sein konnte. Als 
sich dann die Probleme häuften, war er schon längst wieder auf anderen 
utopischen Baustellen.

von Vlad T. (vlad_tepesch)


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Chris D. schrieb:
> Falk Brunner schrieb:
>
>>>Und: mit einem 1km-Kolben kann der Tagesbedarf der kompletten Republik
>>>befriedigt werden.
>> 1km Durchmesser bei 0,5km Hub und Dichte 3 macht bei mir 1600 GWh wenn
>> ich mich nicht verrechnet habe.
>
> Passt wohl:
>
> Wikipedia meint:
> Im Jahr 2011 betrug der jährliche Bruttostromverbrauch in Deutschland
> 606,8 Mrd. kWh bei einer Bruttostromerzeugung von 613,1 Mrd. kWh

also meiner Meinung nach fehlen da ein paar Größenordnungen. das eine 
sind kWh

1600 GWh = 1,6 Mrd. kWh  << 613,1 Mrd. kWh

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Davon träumt wer?
Elfen haben einen großen Vorteil: Deren Nichtexistenz lässt sich gar 
nicht beweisen.
Und als nächstes Baustopp wegen Elwetritschle?

von Falk B. (falk)


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@ Vlad Tepesch (vlad_tepesch)

>> Im Jahr 2011 betrug der jährliche Bruttostromverbrauch in Deutschland
>> 606,8 Mrd. kWh bei einer Bruttostromerzeugung von 613,1 Mrd. kWh

Macht ~ 1,6 Mrd. kWh / Tag

1600 GWh = 1,6 Mrd. kWh

Passt perfekt

>also meiner Meinung nach fehlen da ein paar Größenordnungen. das eine
>sind kWh

>1600 GWh = 1,6 Mrd. kWh  << 613,1 Mrd. kWh

Meine Zahl war pro TAG, die andere pro JAHR!

von Georg W. (gaestle)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Probleme mit Getrieben gab es auch bei Produktionsanlagen massenweise -
> offensichtlich wurden die Belastungen, die so ein Teil aushalten muss
> noch lange nach dem Grobian ziemlich unterschätzt.
Nur dass diese dort i.d.R. besser zugänglich sind, ein Getriebeschaden 
einer Windkraftanlage kann den wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten. 
Kostendruck gibt es auch, egal ob das Getriebe 10 oder 100 Tonnen wiegt. 
Irgendwie muss das Ding auch zum Kunden kommen, also sind beim 
Straßentransport Abmessungen und Gewicht beschränkt. Im Endeffekt wird 
mit geringeren Sicherheitsfaktoren gerechnet.
>
>> Aus der heutigen Sicht kann man allenfalls den Vorwurf machen, daß man
>> zu viel wollte und gleich mehrere Größenordnungen übersprang
>
> Es gab damals einen ziemlich großkotzigen Wissenschaftsminister namens
> Heinz Riesenhuber, dem der Brocken nicht groß genug sein konnte. Als
> sich dann die Probleme häuften, war er schon längst wieder auf anderen
> utopischen Baustellen.
Der Name war Programm.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Vlad Tepesch schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Falk Brunner schrieb:
>>
>>>>Und: mit einem 1km-Kolben kann der Tagesbedarf der kompletten Republik
>>>>befriedigt werden.
>>> 1km Durchmesser bei 0,5km Hub und Dichte 3 macht bei mir 1600 GWh wenn
>>> ich mich nicht verrechnet habe.
>>
>> Passt wohl:
>>
>> Wikipedia meint:
>> Im Jahr 2011 betrug der jährliche Bruttostromverbrauch in Deutschland
>> 606,8 Mrd. kWh bei einer Bruttostromerzeugung von 613,1 Mrd. kWh
>
> also meiner Meinung nach fehlen da ein paar Größenordnungen. das eine
> sind kWh
>
> 1600 GWh = 1,6 Mrd. kWh  << 613,1 Mrd. kWh

Es geht ja auch "nur" um den TAGESbedarf, der mit dem Kolben gespeichert 
werden soll :-)

Also: 613,1 Mrd. kWh : 365 = 1,68 Mrd. kWh .... q.e.d.

Aber man könnte ja spaßeshalber mal ausrechnen, welchen Durchmesser für 
einen Jahresbedarf nötig wäre:

Da die speicherbare Energie in der 4.(!) Potenz zum Radius wächst, wäre 
das nur ein Zylinder mit 4,3km Radius - wenn ich mich nicht verrechnet 
habe.

Wow, jetzt bin ich selbst überrascht: der gesamte Jahresbedarf passt in 
einen Zylinder mit nicht einmal 9km Durchmesser?

Potenzen sind schon eine geile Sache :-)

Und wir hätten endlich einen richtigen Berg (knapp 4500m) in DE - 
zumindest zeitweise :-D

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Da die speicherbare Energie in der 4.(!) Potenz zum Radius wächst,

Wie das? Bei konstanter Höhe?

Ok, der Querschnitt und damit die Masse steigt mit D^2, aber wo sollte 
das 2. D^2 herkommen?

>Wow, jetzt bin ich selbst überrascht: der gesamte Jahresbedarf passt in
>einen Zylinder mit nicht einmal 9km Durchmesser?

Naja, in Atomstrom ausgedrückt wären es nur ein paar Tonnen an schwach 
angereicherten Brennstäben. (Wenn da mal die Nebenwirkungen nicht 
wären).

>Potenzen sind schon eine geile Sache :-)

Wenn man sie hat ;-)

von Timm T. (Gast)


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Falk Brunner schrieb:
> Wie das? Bei konstanter Höhe?

Theoretisch kannst Du mit steigenden Durchmesser auch die Höhe erhöhen, 
aber das ist dann immer noch nur 3. Potenz.

Uhu Uhuhu schrieb:
> Davon träumt wer?
> 
http://www.sueddeutsche.de/panorama/protest-in-island-strasse-wird-um-elfenkirche-herumgebaut-1.2112760

Nun, auch in Schweden ist zu beobachten, dass bei Verkehrsprojekten und 
Bebauung Rücksicht auf Altertümer und kulturhistorisch bedeutende 
Stätten genommen wird, die bei uns einfach plattgemacht werden oder 
schon lange wurden.

Da kommt dann immer das Argument: Die Schweden haben ja auch mehr 
Platz...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> @ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite
>
>>Da die speicherbare Energie in der 4.(!) Potenz zum Radius wächst,
>
> Wie das? Bei konstanter Höhe?
>
> Ok, der Querschnitt und damit die Masse steigt mit D^2, aber wo sollte
> das 2. D^2 herkommen?

Die Höhe des Zylinders selbst sollte entsprechend mitwachsen, da der 
Zylinder sonst verkanten könnte (wobei man das Problem eventuell auch 
noch diskutieren/lösen könnte). Dazu kommt dann aber noch die Höhe, die 
er heraussteht. Wenn man die auch mit r ansetzt (was sinnvoll ist, da 
der Zylinder halb rausgucken kann, bevor er verkantet), ergibt sich die 
4.Potenz.

>>Wow, jetzt bin ich selbst überrascht: der gesamte Jahresbedarf passt in
>>einen Zylinder mit nicht einmal 9km Durchmesser?
>
> Naja, in Atomstrom ausgedrückt wären es nur ein paar Tonnen an schwach
> angereicherten Brennstäben. (Wenn da mal die Nebenwirkungen nicht
> wären).

Mir ging es jetzt um die Speicherbarkeit von Energie, da in dem obigen 
Vortrag das ja als unmöglich hingestellt wurde. Wenn man nur 
Pumpspeicherkraftwerke einbezieht, stimmt das ja auch.

>>Potenzen sind schon eine geile Sache :-)
>
> Wenn man sie hat ;-)

;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Falk B. (falk)


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Naja, wie dem auch sein, die Idee ist so vielversprechend wie 
herausforderen. Und man sollte es halt nicht gleich übertreiben und die 
Größe in sinnvollen Stufen steigern. Evolution statt Revolution, damit 
es nicht gleich zum Frust und sinnlosen Verballern von Ressourcen kommt. 
Also erstmal was im ein paar MW bauen, wie in dem Artikel oben genannt.

http://green.wiwo.de/stromspeicher-us-startup-plant-unterirdische-riesenbatterien/

"Ehe es so weit ist, haben die Gravity-Power-Entwickler aber noch 
manches zu tun. Zunächst wollen sie eine Demonstrations- und Testanlage 
bauen, die eine Leistung von bescheidenen ein bis zwei Megawatt hat. 
Dafür reicht ein 175 Meter tiefer Schacht mit einem Durchmesser von acht 
Metern."

Klingt vernünftig.

: Bearbeitet durch User
von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> Naja, wie dem auch sein, die Idee ist so vielversprechend wie
> herausforderen.

Auf jeden Fall - es werden eine Menge Probleme gelöst werden müssen.

> Und man sollte es halt nicht gleich übertreiben und die
> Größe in sinnvollen Stufen steigern. Evolution statt Revolution, damit
> es nicht gleich zum Frust und sinnlosen Verballern von Ressourcen kommt.

Ob je so ein Monster mit 1km Durchmesser gebaut wird, ist ja auch 
fraglich. Die Energie muss ja auch dorthin und wieder zurück. Besser 
wären da wohl 16 verteilte mit 500m Durchmesser.

Heindls Firma will zuerst einen Zylinder mit 125m Durchmesser bauen - 
das erscheint machbar.

Ein wenig ist man dort natürlich auch in der Zwickmühle: durch die 
4.Potenz sind kleine Zylinder nicht wirklich wirtschaftlich (und 
dementsprechend will da keiner investieren), zu große sind wie Du schon 
sagst riskant, solange man noch keine gesicherte Technologie 
hat/beherrscht. Die 125m sind da wohl der Kompromiss. Das entspräche 
wohl einem durchschnittlichen Pumpspeicherkraftwerk heutiger Bauart.

> Also erstmal was im ein paar MW bauen, wie in dem Artikel oben genannt.
>
> 
http://green.wiwo.de/stromspeicher-us-startup-plant-unterirdische-riesenbatterien/
>
> "Ehe es so weit ist, haben die Gravity-Power-Entwickler aber noch
> manches zu tun. Zunächst wollen sie eine Demonstrations- und Testanlage
> bauen, die eine Leistung von bescheidenen ein bis zwei Megawatt hat.
> Dafür reicht ein 175 Meter tiefer Schacht mit einem Durchmesser von acht
> Metern."
>
> Klingt vernünftig.

Ja, das ist dasselbe Prinzip - schön ist da natürlich der geschlossene 
Wasserkreislauf (der aber natürlich die Effizienz senkt.

Wir müssen eben einfach mal anfangen, damit wir möglichst bald Speicher 
haben, die die Schwankungen der Regenerativen auch wirklich ausgleichen 
können.

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Heindls Firma will zuerst einen Zylinder mit 125m Durchmesser bauen -
>das erscheint machbar.

Erscheint mir für den 1. Schuß zu groß. Selbst die 8m Durchmesser und 
175m Höhe der Amis sind schon ordentlich.

>Ein wenig ist man dort natürlich auch in der Zwickmühle: durch die
>4.Potenz sind kleine Zylinder nicht wirklich wirtschaftlich

Auf dein Formel mit der 4. Potenz warte ich noch!

>Ja, das ist dasselbe Prinzip - schön ist da natürlich der geschlossene
>Wasserkreislauf (der aber natürlich die Effizienz senkt.

Wieso?

>Wir müssen eben einfach mal anfangen, damit wir möglichst bald Speicher
>haben, die die Schwankungen der Regenerativen auch wirklich ausgleichen
>können.

Bevor unsere Netznachbarn noch sauerer werden! Deren Netze als 
Zwischenpuffer zu missbrauchen ist nicht die feine englische Art!

von Timm T. (Gast)


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Chris D. schrieb:
> Das entspräche
> wohl einem durchschnittlichen Pumpspeicherkraftwerk heutiger Bauart.

Nun behauptet zumindest Vattenfall, dass sich herkömmliche 
Pumpspeicherwerke nicht mehr lohnen würden. Eigentlich sollte doch das 
Gegenteil der Fall sein: Strom zum Nulltarif einkaufen und zu 
Spitzenzeiten für 200 Eur / Megawattstunde verkaufen...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> @ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite
>
>>Heindls Firma will zuerst einen Zylinder mit 125m Durchmesser bauen -
>>das erscheint machbar.
>
> Erscheint mir für den 1. Schuß zu groß. Selbst die 8m Durchmesser und
> 175m Höhe der Amis sind schon ordentlich.
>
>>Ein wenig ist man dort natürlich auch in der Zwickmühle: durch die
>>4.Potenz sind kleine Zylinder nicht wirklich wirtschaftlich
>
> Auf dein Formel mit der 4. Potenz warte ich noch!

Habe ich weiter oben erläutert. kannst Du aber auch bei diversen Quellen 
nachlesen, bspw. hier:
http://www.heindl-energy.com/der-lageenergiespeicher/idee-funktion.html

>>Ja, das ist dasselbe Prinzip - schön ist da natürlich der geschlossene
>>Wasserkreislauf (der aber natürlich die Effizienz senkt.
>
> Wieso?

Weil das Wasser über den Kolben gepumpt werden muss, dessen Lageenergie 
also nicht genutzt wird.

>>Wir müssen eben einfach mal anfangen, damit wir möglichst bald Speicher
>>haben, die die Schwankungen der Regenerativen auch wirklich ausgleichen
>>können.
>
> Bevor unsere Netznachbarn noch sauerer werden! Deren Netze als
> Zwischenpuffer zu missbrauchen ist nicht die feine englische Art!

Ja eben.

: Bearbeitet durch Moderator
von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>> Auf dein Formel mit der 4. Potenz warte ich noch!

>Habe ich weiter oben erläutert. kannst Du aber auch bei diversen Quellen
>nachlesen, bspw. hier:
>http://www.heindl-energy.com/der-lageenergiespeich...

Aha, weil Zylinderhöhe h=r sowie Hub h_max = r.

>Weil das Wasser über den Kolben gepumpt werden muss, dessen Lageenergie
>also nicht genutzt wird.

Geht nicht, weil es dann eine Einmalnutzung ala Wasserkraftwerk mit Fluß 
wäre. Und gepumpt wird da nix, das fließt nahezu selbstständig dorthin 
(Druckausgleich, Strömungsverluste mal weggedacht)

von Timm T. (Gast)


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Ein Lageenergiespeicher mit 250m Radius entspräche der Speicherkapazität 
aller Pumpspeicher weltweit?

Echt jetzt?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
>>Habe ich weiter oben erläutert. kannst Du aber auch bei diversen Quellen
>>nachlesen, bspw. hier:
>>http://www.heindl-energy.com/der-lageenergiespeich...
>
> Aha, weil Zylinderhöhe h=r sowie Hub h_max = r.

You got it ;-)

>>Weil das Wasser über den Kolben gepumpt werden muss, dessen Lageenergie
>>also nicht genutzt wird.
>
> Geht nicht, weil es dann eine Einmalnutzung ala Wasserkraftwerk mit Fluß
> wäre.

Ja, so ist es beim Felsklotz angedacht.

> Und gepumpt wird da nix, das fließt nahezu selbstständig dorthin
> (Druckausgleich, Strömungsverluste mal weggedacht)

Naja, selbstständig fliesst Wasser nicht nach oben. Die Energie muss 
schon aufgebracht werden. Beim Felsklotz entfällt das Verbringen des 
Wassers auf den Zylinder und diese Energie steht damit zusätzlich zur 
Verfügung. Das meinte ich damit. Aber egal, dafür ist der Kreislauf eben 
geschlossen, was auch ein Vorteil ist.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Timm Thaler schrieb:
> Ein Lageenergiespeicher mit 250m Radius entspräche der Speicherkapazität
> aller Pumpspeicher weltweit?
>
> Echt jetzt?

Ja, es sieht so aus.

r^4 sei Dank :-)

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>> Und gepumpt wird da nix, das fließt nahezu selbstständig dorthin
>> (Druckausgleich, Strömungsverluste mal weggedacht)

>Naja, selbstständig fliesst Wasser nicht nach oben.

Trotzdem wird da nicht in größerem Maßstab Energie benötigt!

>Die Energie muss
>schon aufgebracht werden.

Nein, bestenfalls die Reibungs/Strömungsverluste. Der Rest ist 
ausgeglichen, so wie beim Gegengewicht am Fahrstuhl! Druckgleichgewicht 
und so! Schau es dir mal genau an!

http://green.wiwo.de/wp-content/uploads/2013/09/Gravity-Power-Module.jpg

Stell es dir erstmal ohne Felsenzylinder vor. Dann wäre der Wasserdruck 
in den beiden Röhren (links dünne Druckröhre, rechts Arbeitsröhre) 
gleich und man könnte das Wasser mit der Turbine mit wenig Energie 
umwälzen (Kommunizierende Röhren, nur Strömungsverluste). Es wird KEINE 
Hubarbeit am Wasser verrichtet!

Mit Felsenzylinder ist das bezüglich des WASSERS ebenso, nur dass das 
Ungleichgwicht zwischen Druck- und Arbeitsröhre als Energiespeicher 
dient.

>Beim Felsklotz entfällt das Verbringen des
>Wassers auf den Zylinder und diese Energie steht damit zusätzlich zur
>Verfügung.

Aber nur, wenn du einen sehr tiefgegelenen Teich hast. Das ist ja eines 
der Probleme beim normalen Pumpspeicherwerk, den der Ansatz der Amis 
umgeht! Kein tiefes Speicherbecken nötig, alles DRIN!

>Das meinte ich damit. Aber egal, dafür ist der Kreislauf eben
>geschlossen, was auch ein Vorteil ist.

Eben, denn 1700 m^3/s beim Monsterspeicher und 8h Speicherzeit haben 
schon fast was mit dem Amazonas zu tun ;-)

von Vlad T. (vlad_tepesch)


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Was ich mir nur schwer vorstellen kann:
Das umliegende Material muss dem Druck ja standhalten.
und dann frag ich mich, wie man so einen Monster-Felsklotz heben möchte. 
man muss ja auch den passenden Gegendruck erzeugen.
ein 1km Durchmesser und 1km hoher Granitzylinder wiegt über 2Gt (2*10^12 
kg), wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Ganz zu schweigen von den Ventilen zur Steuerung.

: Bearbeitet durch User
von John D. (Gast)


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Vlad Tepesch schrieb:
>
> ein 1km Durchmesser und 1km hoher Granitzylinder wiegt über 2Gt (2*10^12
> kg), wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Was dann schon eher vorstellbare 255bar ergibt. Trotzdem: 
1km-Granitmonster sind unrealistisch.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Vlad Tepesch schrieb:
> Was ich mir nur schwer vorstellen kann:
> Das umliegende Material muss dem Druck ja standhalten.

Wo sollte es hin? Da ist ja auch Felsmaterial.

> und dann frag ich mich, wie man so einen Monster-Felsklotz heben möchte.
> man muss ja auch den passenden Gegendruck erzeugen.

Stichwort: Hydraulik :-)

Das ist kein Problem, denn entscheidend ist ja nicht das Gesamtgewicht 
sondern der Druck (Kraft pro Fläche) und der ist dank der enormen 
Grundfläche nicht so groß. Ebenso ist der Druck auf die Seitenwände 
deswegen überschaubar. Es geht da um 100-200 Bar (je nach 
Durchmesser/Höhe - kann man sich leicht ausrechnen), also ein durchaus 
technisch handhabbarer Bereich und auch nichts, wo sich wirklich etwas 
massiv verformen sollte.

> ein 1km Durchmesser und 1km hoher Granitzylinder wiegt über 2Gt (2*10^12
> kg), wenn ich mich nicht verrechnet habe.

Ja, aber dessen Gewicht verteilt sich eben auch auf eine Fläche von 1km 
Durchmesser.

> Ganz zu schweigen von den Ventilen zur Steuerung.

Bei den Drücken ist das technisch noch kein Problem.

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Wo sollte es hin? Da ist ja auch Felsmaterial.

Wird aber auch geringfügig deformiert.

>deswegen überschaubar. Es geht da um 100-200 Bar (je nach
>Durchmesser/Höhe - kann man sich leicht ausrechnen),

Genau. Mal zum Vergleich aus dem Freizeitsport. Bei Tauchen hat man 1 
bar Druckzunahme / 10m Wassertiefe. Bei Gestein ist es halt um den 
Faktor der Dichte / Dichte Wasser höher, hier wurde 2,6 g/cm^3 genannt. 
Sprich, 100m Felszylinder machen 100/10*2,6=26 Bar.

> also ein durchaus
>technisch handhabbarer Bereich

Ja, wenn wir mal von der noch nicht verfügbaren Dichtung absehen. 
Pressluftflaschen (Pneumatik!) haben typisch 200bar Fülldruck, und das 
ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, was technisch 
beherrschbar ist.

von Uhu U. (uhu)


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Chris D. schrieb:
> Wo sollte es hin? Da ist ja auch Felsmaterial.

Durch die Dichtung und weg... Und einem Wasserstrahl mit 255 bar hält 
Stein/Beton auch nicht lange stand.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Wo sollte es hin? Da ist ja auch Felsmaterial.
>
> Durch die Dichtung und weg...

Es ging ja hier um die statische Belastung der äußeren Wände - und die 
ist wirklich nicht hoch. Zumal die Belastung nach außen hin ja auch 
schnell immer weiter abnimmt.

Eine Dichtung dieser Größenordnung für 200-300 Bar halte ich für 
technisch machbar, zumal man ja nicht direkt mit dem 1km-Klotz beginnt, 
sondern vernünftigerweise kleiner anfängt.

Der 1km-Zylinder soll wohl eher aufzeigen, welches Potenzial in der 
Lageenergietechnik steckt (sei es nun Heindls Vorschlag oder der, den 
Falk hier verlinkt hat). Wie schon jemand weiter oben schrieb: *ein 
einziger* Zylinder mit 500m Durchmesser würde soviel Energie speichern 
wie alle Pumpspeicherkraftwerke weltweit zusammen. Kein Wunder, dass 
Sinn diesen Lagenergiespeicher im Vortrag nicht erwähnt ;-)

> Und einem Wasserstrahl mit 255 bar hält Stein/Beton auch nicht lange stand.

Muss er auch nicht. Es geht um statischen Druck.

Selbst wenn der 1km-Speicher in einem Tag komplett entleert würde (wenn 
also sonst in der gesamten Republik kein anderer Speicher vorhanden wäre 
und alle anderen Stromquellen ausfallen (ein extrem realistisches 
Szenario), so sinkt dieser nur mit 500m/86400s = 6mm pro Sekunde. 
Entsprechende Geschwindigkeit hat das Wasser in der Wassersäule.

Der einzige Bereich, in dem wirklich Wasser mit hoher Geschwindigkeit 
fliesst, ist der Ein-und Auslass direkt an den Pumpen. Und da kann man 
entsprechend vorsorgen - das ist ja auch schon bei heutigen Turbinen mit 
durchaus über 100 Bar gelöst.

: Bearbeitet durch Moderator
von Uhu U. (uhu)


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Chris D. schrieb:
> Der einzige Bereich, in dem wirklich Wasser mit hoher Geschwindigkeit
> fliesst, ist der Ein-und Auslass direkt an den Pumpen.

So lange alles fehlerfrei funktioniert. Wenn irgendwo eine Undichtigkeit 
auftritt, sieht es ganz anders aus.

Die in der Anlage gespeicherte Energie wird im Fehlerfall zwar nicht 
schlagartig freigesetzt, aber sie steht bereit, Schaden anzurichten.

Wie soll denn eine Hydraulikdichtung für einen Zylinder mit 100 und mehr 
Metern Duchmesser beschaffen sein?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Uhu Uhuhu schrieb:
> Chris D. schrieb:
>> Der einzige Bereich, in dem wirklich Wasser mit hoher Geschwindigkeit
>> fliesst, ist der Ein-und Auslass direkt an den Pumpen.
>
> So lange alles fehlerfrei funktioniert. Wenn irgendwo eine Undichtigkeit
> auftritt, sieht es ganz anders aus.

Selbst das ist kein Problem - die Dichtung muss ja nicht einmal ganz 
dicht sein. Und es spricht bspw. auch nichts dagegen (und das wird auch 
angedacht), einfach mehrere Dichtungen übereinander zu setzen und den 
Druck langsam abzubauen - Stichwort Multisealing. Bei zehn Dichtungen 
reden wir dann bspw. nur noch über je 20 Bar. All das wird technisch 
schon gemacht und auch beherrscht.

> Die in der Anlage gespeicherte Energie wird im Fehlerfall zwar nicht
> schlagartig freigesetzt, aber sie steht bereit, Schaden anzurichten.

Auch da gibt es entsprechende Sicherungen.

Da hat man sich natürlich auch schon Gedanken zu gemacht. Es gibt da 
natürlich geplante inhärente Sicherungen, bspw. weitere Dichtringe, die 
sich bei Druckabfall ausdehnen.

> Wie soll denn eine Hydraulikdichtung für einen Zylinder mit 100 und mehr
> Metern Duchmesser beschaffen sein?

Du darfst nicht vergessen, dass bspw. ein Heindl Ingenieur ist. Das sind 
keine Dampfplauderer. Das, was er erzählt, hat durchaus hand und Fuß.

Einfach mal bei Youtube oder auf Heindls Seite nach Lageenergiespeichern 
gucken. Da werden Lösungen vorgestellt.

von Falk B. (falk)


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@ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite

>Eine Dichtung dieser Größenordnung für 200-300 Bar halte ich für
>technisch machbar,

Aber man muss sie erstmal machen.

>Der 1km-Zylinder soll wohl eher aufzeigen, welches Potenzial in der
>Lageenergietechnik steckt

Naja, solche "Argumente" gab es auch schon zum Beginn des 
Atomstromzeitalters. Gigantomanie und Exzess!

>einziger* Zylinder mit 500m Durchmesser würde soviel Energie speichern
>wie alle Pumpspeicherkraftwerke weltweit zusammen.

Mag sein, den könnte man aber elektrisch gar nicht anschließen, denn die 
Dutzende GW kriegst du nicht einfach mal so weg ;-)

>Szenario), so sinkt dieser nur mit 500m/86400s = 6mm pro Sekunde.

Wenn sich mehrere Millionen t mit 6mm/s bewegen ist das dennoch nicht 
ganz harmlos. Schließlich werden dadurch die Dutzenden GW an Leistung 
umgesetzt! Das macht schlappe 1200 m^3/s, bei 10m/s bracht man da immer 
noch ein Rohr mit mehr als 10m Durchmesser!

>Entsprechende Geschwindigkeit hat das Wasser in der Wassersäule.

Bei 500m Durchmesser!

>Der einzige Bereich, in dem wirklich Wasser mit hoher Geschwindigkeit
>fliesst, ist der Ein-und Auslass direkt an den Pumpen.

EBEN!

>Und da kann man
>entsprechend vorsorgen - das ist ja auch schon bei heutigen Turbinen mit
>durchaus über 100 Bar gelöst.

Vom Druck her vielleicht, aaber nicht bei der Gesamtleistung!

von John D. (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
>
> Die in der Anlage gespeicherte Energie wird im Fehlerfall zwar nicht
> schlagartig freigesetzt, aber sie steht bereit, Schaden anzurichten.

Das ist aber bei jedem Energiespeichertyp so. Seien es Akkubatterien, 
Schwungräder, Druckluftspeicher, Stauseen, chem. Speicher, etc.

von Mac G. (macgyver0815)


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Also erstmal will doch wohl keiner ernsthaft nen 500m Felszylinder 
bauen?

Erstmal mit 10m anfangen und dann auf 100m hinarbeiten würde ich sagen 
und dann sehen ob was >100m überhaupt sinnvoll realisierbar wäre (ohne 
dass das Bauwerk nach 1 Jahr schon wieder auseinanderfällt).
Ist IMHO besser dutzende einzelne 100m Speicher zu bauen, die bekommt 
man leichter irgendwo untergebracht und näher an die Verbraucher bzw. 
die Energiequellen...

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Falk Brunner schrieb:
> @ Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite
>
>>Eine Dichtung dieser Größenordnung für 200-300 Bar halte ich für
>>technisch machbar,
>
> Aber man muss sie erstmal machen.

Richtig - und vor allem muss man dazu eines: anfangen.

Die Multisealgeschichte gefällt mir persönlich sehr gut - dann dann 
könnte man bei den geringen Drücken mit einfachen Dichtungen arbeiten 
und zur Sicherheit einfach noch ein paar mehr vorsehen. Auch ein Wechsel 
eines Dichtungsringes oder Arbeiten daran wären dann selbst im laufenden 
Betrieb nicht so kritisch.

>>Der 1km-Zylinder soll wohl eher aufzeigen, welches Potenzial in der
>>Lageenergietechnik steckt
>
> Naja, solche "Argumente" gab es auch schon zum Beginn des
> Atomstromzeitalters. Gigantomanie und Exzess!

Ja klar :-)
Aber man sollte und will ja vernünftigerweise auch klein anfangen.

>>einziger* Zylinder mit 500m Durchmesser würde soviel Energie speichern
>>wie alle Pumpspeicherkraftwerke weltweit zusammen.
>
> Mag sein, den könnte man aber elektrisch gar nicht anschließen, denn die
> Dutzende GW kriegst du nicht einfach mal so weg ;-)

Ja, natürlich. Schon das spricht gegen zu große Speicher. Man muss die 
Energie ja auch hin- und wieder wegbringen.

>>Szenario), so sinkt dieser nur mit 500m/86400s = 6mm pro Sekunde.
>
> Wenn sich mehrere Millionen t mit 6mm/s bewegen ist das dennoch nicht
> ganz harmlos. Schließlich werden dadurch die Dutzenden GW an Leistung
> umgesetzt! Das macht schlappe 1200 m^3/s, bei 10m/s bracht man da immer
> noch ein Rohr mit mehr als 10m Durchmesser!

Aber warum sollte man nur eine Turbine/Pumpe nehmen? Es spricht doch 
nichts dagegen, mehrere Dutzend kleinere Anschlüsse zu verwenden. Genug 
Platz hätte man bei einem Ring von 3,14 km ja ;-)

Und wie gesagt: diese gewaltigen Energiemengen müsste man nur 
freisetzen, wenn dies der einzige Speicher wäre und sonst keinerlei 
Strom produziert würde. Das ist also eher utopisch. Real dürfte das 
Konzept auf einige Dutzend, vielleicht hundert Zylinder mit kleinerem 
Durchmesser hinauslaufen.

>>Entsprechende Geschwindigkeit hat das Wasser in der Wassersäule.
>
> Bei 500m Durchmesser!
>
>>Der einzige Bereich, in dem wirklich Wasser mit hoher Geschwindigkeit
>>fliesst, ist der Ein-und Auslass direkt an den Pumpen.
>
> EBEN!
>
>>Und da kann man
>>entsprechend vorsorgen - das ist ja auch schon bei heutigen Turbinen mit
>>durchaus über 100 Bar gelöst.
>
> Vom Druck her vielleicht, aaber nicht bei der Gesamtleistung!

Deswegen macht man es wie bei Prozessoren - think parallel :-)

Dann ist das kein größeres Problem und kann mit bereits vorhandenen 
Pumpen-/Turbinengrößen bedient werden.

Niemand möchte eine 1200m³/s-Pumpe bauen.
Aber eine 12m³/s-Pumpe/Turbine, die gibt es schon :-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Uhu U. (uhu)


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John Drake schrieb:
> Das ist aber bei jedem Energiespeichertyp so. Seien es Akkubatterien,
> Schwungräder, Druckluftspeicher, Stauseen, chem. Speicher, etc.

Ja logisch. Es gibt drastische Fotos von Unfällen mit unglücklich 
umgefallenen Gasflaschen - nicht auszudenken, was passiert, wenn so ein 
Monstrum von Speicher "unglücklich umfällt"...

von John D. (Gast)


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Stell dich bitte nicht blöd. Du hast vielleicht manchmal kontroverse 
Ansichten, aber Blödheit nimmt man dir nicht ab.

von Uhu U. (uhu)


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Hä?

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Ja logisch. Es gibt drastische Fotos von Unfällen mit unglücklich
>umgefallenen Gasflaschen - nicht auszudenken, was passiert, wenn so ein
>Monstrum von Speicher "unglücklich umfällt"...

Jetzt wirds schon ein wenig albern. Mit dem Argument musst du SOFORT 
alle Tankstellen, Gaslager, ja sogar alle Kneipen (CO2-Flaschen für 
Getränkeförderung!) schließen!

Wenn gleich man jetz keine substantielle Gefahrenbewertung mal schnell 
abgeben kann, so kann man dennoch vorsichig postulieren, dass selbet ein 
Super-GAU eines derartigen Speichers eher harmlos und lokal sehr 
begrenzt ist. Es entsteht weder Radioaktivität noch böse Chemie, die 
großflächig Schaden anrichten kann. Wenn es lokal knall und zischt ist 
das unkritisch für die weitläufige Umgebung. Direkt Unfallbeteiligte 
sind IMMER schlecht dran!

von B. O. (t_65)


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Um mal zu einem machbaren Lageenergiespeicher zurückzukommen:

Die Idee, einen Zylinder aus dem Fels zu schneiden würde ich schnell 
vergessen. Einen homogenen Klotz ohne Risse so akkurat zu schneiden 
halte ich für nicht machbar, bzw. geologisch kaum zu finden. 200 bar auf 
500m Seitenwand und Boden, die 100% Druckdicht gemacht werden müssen 
(sonst strömt Wasser selbst durch Haarrisse und wäscht diese aus) dürfte 
ein doch erheblicher Aufwand sein.

Eher denkbar wären mehrere kleine Anlagen, die als Stahlwanne in 
Schächte eingelassen werden, mit Fels aufgefüllt zu ordentlichem Gewicht 
kommen.
Dei Wannen werden an Führungsschienen geführt, dass sie sich leicht 
bewegen.
Angehoben wird das Ganze von den heute schon existierenden 
Hydraulikzylindern, eben mehrere am Boden der Wannen verteilt, um 
Schieflagen ausgleichen zu können.
Die Höhe kann mit mehreren kaskadierbaren Ebenen von Hubbühnen erreicht 
werden. Angetrieben von solar- und windangetriebenen Hydraulikpumpen.

Soweit zum Anheben.
Zum Absenken wird ein dicker (mehrere Meter Durchmesser) 
Hydraulikzylinder, der beim Anheben mit hochgefahren wird, nach unten 
gedrückt und verdrängt Wasser in einem Reservoir unter oder neben der 
Konstruktion. Die Menge kann durch Kolben mit unterschiedlichem 
Durchmesser, je nach Turbine, geplant werden.

Nur um auch mal was konstruktives beigetragen zu haben.
;-)

von Uhu U. (uhu)


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Falk Brunner schrieb:
> Jetzt wirds schon ein wenig albern. Mit dem Argument musst du SOFORT
> alle Tankstellen, Gaslager, ja sogar alle Kneipen (CO2-Flaschen für
> Getränkeförderung!) schließen!

Nein ist es nicht. Wie bei allen technischen Anlagen muß auch das 
Gefahrenpotential klar sei und bei so einem Riesending muß man sich 
selbstverständlich überlegen, was passieren kan und wie man dem vorbauen 
kann.

Erstaunlich, dass man sich an solchen Seblstverständlichkeiten so 
aufgeilen kann....

> Es entsteht weder Radioaktivität noch böse Chemie, die großflächig
> Schaden anrichten kann.

Was soll der Quatsch?

von Falk B. (falk)


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@ B. Obachter (t_65)

>Die Idee, einen Zylinder aus dem Fels zu schneiden würde ich schnell
>vergessen.

da machst du schon den 1. Fehler. Diu schließt Möglichkeiten aus, die du 
nich mal ansatzweise geprüft hast.

> Einen homogenen Klotz ohne Risse so akkurat zu schneiden
>halte ich für nicht machbar,

Welches Hintergrundwissen hast du über Bergbau?

>bzw. geologisch kaum zu finden.

Und Geologie?

> 200 bar auf
>500m Seitenwand und Boden, die 100% Druckdicht gemacht werden müssen
>(sonst strömt Wasser selbst durch Haarrisse und wäscht diese aus) dürfte
>ein doch erheblicher Aufwand sein.

Kann sein.

>Eher denkbar wären mehrere kleine Anlagen, die als Stahlwanne in
>Schächte eingelassen werden, mit Fels aufgefüllt zu ordentlichem Gewicht
>kommen.

Dann lieber gleich Eisenerz, das ist fast doppelt so schwer.

>Dei Wannen werden an Führungsschienen geführt, dass sie sich leicht
>bewegen.
>Angehoben wird das Ganze von den heute schon existierenden
>Hydraulikzylindern, eben mehrere am Boden der Wannen verteilt, um
>Schieflagen ausgleichen zu können.

Klingt gut, hat aber neben technischen auch ein finanzielles Problem. 
Die kosten richtig Geld! Und viel mehr als vielleicht 10-20m sind damit 
nicht machbar. -> Wird eher nix.

>Die Höhe kann mit mehreren kaskadierbaren Ebenen von Hubbühnen erreicht
>werden.

Kostet auch viel Geld.

>Zum Absenken wird ein dicker (mehrere Meter Durchmesser)
>Hydraulikzylinder, der beim Anheben mit hochgefahren wird, nach unten
>gedrückt und verdrängt Wasser in einem Reservoir unter oder neben der
>Konstruktion. Die Menge kann durch Kolben mit unterschiedlichem
>Durchmesser, je nach Turbine, geplant werden.

All dieser Sonderlösungen und doppelte Maschinen (Hydraulikpumpen, 
Turbine) vermeidet das Konzept des Pumspeicherwerks.

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Nein ist es nicht. Wie bei allen technischen Anlagen muß auch das
>Gefahrenpotential klar sei

Da hat doch keiner bestritten! Aber eines der deutschen Probleme ist, 
dass immer erst alle möglichen und unmöglichen Gefahren herbeigeredet 
werden müssen und 1000 Gründe, warum etwas NICHT funktionieren KANN!
:-(

> und bei so einem Riesending muß man sich
>selbstverständlich überlegen, was passieren kan und wie man dem vorbauen
>kann.

Siehe oben!

>Erstaunlich, dass man sich an solchen Seblstverständlichkeiten so
>aufgeilen kann....

Wer geilt sich denn auf?

>> Es entsteht weder Radioaktivität noch böse Chemie, die großflächig
>> Schaden anrichten kann.

>Was soll der Quatsch?

Dito. Und auch wenn es nicht samtweich klingt, ich kann mich nur 
wiederholen.

Beitrag "Re: Fukushima Chronik eines Desasters"

Einen großen Energiespeicher, bei dem es im extremen Fehlerfall nur piep 
macht und sonst nix passiert gibt es nicht! Wenn ein Kohle- oder 
Gaskraftwerk in die Luft geht, wir es LOKAL auch ungemütlich. Oder wenn 
ein Windrad umfällt!

https://www.youtube.com/watch?v=CqEccgR0q-o&list=PL5CAB9721F8CB8C04

von Georg A. (georga)


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> Oder wenn ein Windrad umfällt!

Allerdings hält sich der menschliche Schaden da in Grenzen. 
Praktischerweise passieren solche Sachen eigentlich immer nur bei 
Wetterbedingungen, bei denen man sich ohnhin nicht draussen aufhalten 
will ;)

von B. O. (t_65)


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Falk Brunner schrieb:
> da machst du schon den 1. Fehler. Diu schließt Möglichkeiten aus, die du
> nich mal ansatzweise geprüft hast.

Liegt auf der Hand:
einen Kreis mit 1000m Durchmesser und 500m Höhe präzise aus dem Fels 
schneiden?
Solche Schneidwerkzeuge gibt es schlicht und ergreifend nicht!
Und was ist mit der Fläche UNTER dem Klotz? Wie kommt man da dran? Zum 
Sägen oder zum Versiegeln?
NO WAY !

Falk Brunner schrieb:
> Dann lieber gleich Eisenerz, das ist fast doppelt so schwer.

Und 'zigfach so teuer!

Falk Brunner schrieb:
> Klingt gut, hat aber neben technischen auch ein finanzielles Problem.
> Die kosten richtig Geld! Und viel mehr als vielleicht 10-20m sind damit
> nicht machbar. -> Wird eher nix.

Hier sind wir beim Kern des Problems: ES IST EXTREM TEUER, egal welcher 
Ansatz zum Tragen kommt.

Falk Brunner schrieb:
> All dieser Sonderlösungen und doppelte Maschinen (Hydraulikpumpen,
> Turbine) vermeidet das Konzept des Pumspeicherwerks.

Hat aber eben, wie schon erwähnt wurde, deutlich weniger Kapazität 
(falls das klassische Pumpspeicherwerk gemeint war), das 
"Felsklotz-Pumpspeicherwerk" ist schlicht und ergreifend technisch nicht 
umsetzbar, ist ein rein theoretisches Beispiel, wieviel kinetische 
Energie in der Massenbewegung steckt.

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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Falk Brunner schrieb:
> Da hat doch keiner bestritten!

Ich auch nicht. Aber man wird über derlei Fragen auch nachdenken 
müssen. Also was soll das Theater?


Was ist eigentlich die größte Masse, die von Menschenhand als Ganzes 
bewegt wird?

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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B. Obachter schrieb:
> Und 'zigfach so teuer!

Quatsch, Eisenerz in minderer Konzentration ist so billig, dass es z.B. 
beim Kupferbergbau auf Halde fliegt, weil es sich nicht lohnt das 
aufzuschließen.

B. Obachter schrieb:
> Solche Schneidwerkzeuge gibt es schlicht und ergreifend nicht!

Glaubst Du, die stellen sich da mit der Laubsäge hin? Geh mal etwas über 
Deinen Horizont hinaus und überleg mal, wie Tunnel gebaut werden.

> Und was ist mit der Fläche UNTER dem Klotz? Wie kommt man da dran? Zum
> Sägen oder zum Versiegeln?

Da wird nicht gesägt, da wird gefräst. Bevor man die Seiten fräst. Und 
Versiegeln muss man bei entsprechendem Gestein nicht oder nur 
stellenweise.

Ein Besuch in einem Schaubergwerk könnte Deinen Horizont erweitern. Du 
wirst staunen, mit welchen Mitteln man sich seit Jahrhunderten durch den 
Fels gegraben hat. Und gegen die Gesteinsmengen, die dabei bewegt 
wurden, ist so ein Stück Zylinder austrennen Pillepalle.

von Falk B. (falk)


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@B. Obachter (t_65)

>einen Kreis mit 1000m Durchmesser und 500m Höhe präzise as dem Fels
>schneiden?
>Solche Schneidwerkzeuge gibt es schlicht und ergreifend nicht!

Das hat auch keiner behauptet. Es ist eher ein Fernziel.

>Und was ist mit der Fläche UNTER dem Klotz? Wie kommt man da dran?

Mit einer Art Drahtseilsäge. Im deutlich kleineren Maßstab gibt es das 
schon.

> Zum
>Sägen oder zum Versiegeln?
>NO WAY !

Dein Wissen und erst recht deine Vorstellungskraft sind eher begrenzt.

>> Dann lieber gleich Eisenerz, das ist fast doppelt so schwer.

>Und 'zigfach so teuer!

Ach herje, es ist ERZ, das wird in Australien im Tagebau abgebaut. Da 
ist noch nix verhüttet, kein Energieaufwand zum Schmelzen. Ist aber im 
Moment gar nicht das Thema.

>> Klingt gut, hat aber neben technischen auch ein finanzielles Problem.
>> Die kosten richtig Geld! Und viel mehr als vielleicht 10-20m sind damit
>> nicht machbar. -> Wird eher nix.

>Hier sind wir beim Kern des Problems: ES IST EXTREM TEUER, egal welcher
>Ansatz zum Tragen kommt.

Was habe ich gesagt. Du weißt vor allem, wie es nie und nimmer geht. Das 
haben die Leute vor dem Radio, Flugzeug und Mikrochip auch gesagt. Und 
alle wurden eines Besseren belehrt ;-)

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>Was ist eigentlich die größte Masse, die von Menschenhand als Ganzes
>bewegt wird?

Die Titanic? Die Bismark? Amerikanischer Flugzeugträger? Das sind aber 
"nur" ein paar 10.000 t. Vonn Megatonnen oder gar Gigatonnen ist man da 
weit entfernt. Aber soweit muss es ja nicht kommen, schon gar nicht am 
Anfang. Mal im Guinessbuch suchen?

von Uhu U. (uhu)


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Der größte Öltanker, der je gebaut wurde, war die Jahre Viking. Das 
Schiffchen hatte eine Tragfähigkeit von 420.000 T. Dazu käme noch die 
Masse des Potts selbst.

https://de.wikipedia.org/wiki/Jahre_Viking

von B. O. (t_65)


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@ Falk & Timm:

träumt weiter!
;-)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Warum liest man eigentlich nicht erstmal die Papiere zu den Ideen, bevor 
man Dinge mit "noway" als unmöglich abstempelt?

Selbstverständlich gibt es auch heute schon die Technologien, um solche 
Felsklötze unten abzutrennen, zu versiegeln und abzudichten.

Genauso kann man die Kolbenwände sauber abtrennen. Und absolut präzise 
muss es auch gar nicht sein. Die Dichtungen müssen sowieso die 
unterschiedliche Wärmedehnung ausgleichen können.

Also vielleicht einfach mal deren Vorschläge zu den einzelnen 
Problemstellungen lesen. Darüber kann man dann gerne diskutieren.

Menschen mit der Meinung "Ich habe zwar keine Ahnung, aber das kann 
nicht funktionieren" gibt es schon genug.

von Timm T. (Gast)


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Neues von: "Bei uns ist Atomkraft sicher!": 
http://www.bbc.com/news/business-29058644

Ach kommt, es wird langweilig... Bauschaum drauf und gut ist.

von Georg W. (gaestle)


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Falk Brunner schrieb:
> Da hat doch keiner bestritten! Aber eines der deutschen Probleme ist,
> dass immer erst alle möglichen und unmöglichen Gefahren herbeigeredet
> werden müssen und 1000 Gründe, warum etwas NICHT funktionieren KANN!
> :-(
Darauf darf man hierzulande doch nur bei konventionellen Lösungen herum 
hacken. Bei allem was "alternativ" im Namen führt sind nur Jubelperser 
zugelassen.
Keime in Klimaanlagen und Warmwasserversorgung sind beispielsweise ein 
Dauerthema. Aber hast du schon mal etwas über ihre artverwandten in 
Biogasanlagen und ihrer Freisetzung gehört? Welche darin überleben oder 
gar gedeihen können und was bei der Ausbringung der Gärreste geschieht 
wird erst jetzt erforscht.

Wer mit einer Neuheit daher kommt sollte sich selbst aktiv mit möglichen 
Auswirkungen beschäftigen und das Ergebnis auch klar kommunizieren. 
Sonst besetzen letzten Endes doch wieder die Berufsverhinderer dieses 
Feld. Und wenn sie erst mal Angst und Zweifel gesät haben wird es 
verdammt schwierig.

Georg A. schrieb:
>> Oder wenn ein Windrad umfällt!
>
> Allerdings hält sich der menschliche Schaden da in Grenzen.
> Praktischerweise passieren solche Sachen eigentlich immer nur bei
> Wetterbedingungen, bei denen man sich ohnhin nicht draussen aufhalten
> will ;)
Die freiwerdende Energie sollte man nicht unterschätzen, in rotierenden 
Körpern ist sehr viel davon gespeichert. Die GFK-Teile (Flügel und 
Maschinenhaus) haben eine große Fläche im Vergleich zum Gewicht, sie 
werden gerade bei starkem Wind u.U. weit kommen. Wenn sie ein Haus 
treffen wird es je nach Bauweise bestimmt große Schäden geben, ich würde 
mich darin nicht automatisch sicher wähnen.
Brände waren auch schon ein Thema, für die Feuerwehr nicht zu erreichen. 
Dabei könnte es auch weit entfernt brennende Kunststoffteile regnen.

Sehr große Dichtungen gibt es bei Öltanks mit schwimmendem Dach. Die 
Frage ist ob man eine Felswand mit der erforderlichen Oberflächengüte 
herstellen kann.
Gestern beim Blei schmelzen, als ich Eisenteile von der Oberfläche 
abschöpfte, hatte ich noch eine Idee: Den Klotz so auslegen, dass er 
eine geringere Dichte als die Flüssigkeit darunter hat und schwimmt, 
z.B. auf einer Bentonitsuspension. Dann braucht man keine Dichtung mehr.

von Falk B. (falk)


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@Georg W. (gaestle)

>eine geringere Dichte als die Flüssigkeit darunter hat und schwimmt,
>z.B. auf einer Bentonitsuspension. Dann braucht man keine Dichtung mehr.

Die Idee hatte man auch schon, riesige Tanks unter Wasser drücken und 
Wasser gegen den Luftdruck einströmen lassen, braucht keinerlei 
Dichtung.
Geht aber nur im Meer und großen, tiefen Seen. Die Energiedichte ist 
auch um einges kleiner, der Arbeitsdruck beim Befüllen/Abpumpen recht 
variabel.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Neues zu: "Wir haben die Gewinne einkassiert, bezahlt ihr jetzt mal den 
Rest."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/atomkonzerne-verweigern-zahlung-fuer-endlager-forschung-a-990132.html

Hab ichs nicht gesagt?

von Timm T. (Gast)


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So, mal wieder etwas zu: "Bei uns ist Kernkraft sicher!"

http://www.taz.de/AKW-Stade-strahlt-laenger/!145784/

Da wird radioaktiver Abfall als Bauschutt deklariert und einfach 
deponiert. Vorher wird der aber noch durch halb Dt. gefahren.

von B. O. (t_65)


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Populistischer und einseitiger geht wohl kaum.
Ein Medium, das solche Artikel verbreitet, werde ich zukünftig 
ignorieren.

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>Ein Medium, das solche Artikel verbreitet, werde ich zukünftig
>ignorieren.

Du willst jetzt ernsthaft behaupten, regelmäßiger Leser der TAZ gewesen 
zu sein.

Wie ist denn das Ereignis nach deinen seriösen Informationen 
einzuschätzen?

von B. O. (t_65)


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Fatal Error schrieb:
> Wie ist denn das Ereignis nach deinen seriösen Informationen
> einzuschätzen?

Ein Bericht darüber wird von mir akzeptiert, wenn:
man SACHLICH darüber berichtet, korrekte Fakten und Zahlen präsentiert, 
und am wichtigsten: ALLE Beteiligten dazu befragt und richtig zitiert.

Es wird leider nur gewissenlos das geschrieben, was die Absatzzahlen 
nach oben treibt. Die Wahrheit bleibt auf der Strecke, ohne Interesse 
daran, was man damit anrichtet.

: Bearbeitet durch User
von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>...und richtig zitiert

Waren da jetzt falsche Zitate?

>...nur gewissenlos das geschrieben

Mal konkret: Was ist da jetzt gewissenlos?

>Die Wahrheit bleibt auf der Strecke

Was ist denn jetzt deine Wahrheit?

von B. O. (t_65)


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Fatal Error schrieb:
> Mal konkret: Was ist da jetzt gewissenlos?

Leider gehört das nicht hier her, weil politisch.
Stimmungsmache gegen die 'böse Atomkraft' von grüner Seite. Die Musik 
spielt für den, der sie bezahlt. Propaganda vom Feinsten.
Die Folgeschäden interessieren nicht.

Fatal Error schrieb:
> Was ist denn jetzt deine Wahrheit?

Werden wir dank dieser Art Propaganda nie erfahren.

von Uhu U. (uhu)


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B. Obachter schrieb:
> Ein Bericht darüber wird von mir akzeptiert, wenn:
> man SACHLICH darüber berichtet, korrekte Fakten und Zahlen präsentiert,
> und am wichtigsten: ALLE Beteiligten dazu befragt und richtig zitiert.
>
> Es wird leider nur gewissenlos das geschrieben, was die Absatzzahlen
> nach oben treibt. Die Wahrheit bleibt auf der Strecke, ohne Interesse
> daran, was man damit anrichtet.

MaW: Nachrichten, die dir nicht passen, akzeptierst du nicht.

Das kann man natürlich so machen, aber kann man sich auf diese Weise ein 
getreues Bild der Realität machen?

von Fatal E. (Firma: Fatal Error) (fatalerror)


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>Die Folgeschäden interessieren nicht.

Dann hast du den Artikel doch voll verstanden. Wo ist dann jetzt dein 
Problem?

>Werden wir dank dieser Art Propaganda nie erfahren.

Daß du außer pauschaler Aversion keine eigene, konkrete "Wahrheit" hast?

von Timm T. (Gast)


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Uhu Uhuhu schrieb:
> aber kann man sich auf diese Weise ein
> getreues Bild der Realität machen?

Ist das Sinn der Sache? Dann müsste Thilo ja sein gefestigtes Weltbild 
in Frage stellen.

von (prx) A. K. (prx)


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Wieso haben eigentlich alle, die anderer Ansicht sind als man selber, 
ein gefestigtes Weltbild? Und wieso offenbart jeder, der sich so 
äussert, dass er selber ein recht gut gefestigtes Weltbild hat?

Vielleicht weil der Hund des Nachbarn kläfft, der eigene aber Laut gibt?

von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Uhu Uhuhu schrieb:
>> aber kann man sich auf diese Weise ein
>> getreues Bild der Realität machen?
>
> Ist das Sinn der Sache? Dann müsste Thilo ja sein gefestigtes Weltbild
> in Frage stellen.

Er muss ja keine Nachrichten annehmen, die ihm nicht passen. Nur sollte 
er sich nicht beschweren, dass es solche Nachrichten gibt.

In der Prawda der verblichenen UdSSR standen nur geprüfte Nachrichten 
- so erklärte mir das jedenfalls ein Manager der Sowjetischen 
Außenhandelsbank Mitte der 1980er Jahre in Moskau - dafür wurde die 
Prawda im Westen mit Hochgenuss verspottet.

Warum soll man einen, der nur von ihm selbst "geprüfte" Nachrichten 
akzeptiert, besser behandeln, als die Prawda, wenn er den Umstand 
öffentlich macht?

von Timm T. (Gast)


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Leute, nicht vergessen: Bei UNS ist Kernkraft SICHER!

Und wenn sie mal nicht sicher ist, auch nicht schlimm: Ihr werdet es eh 
nicht rechtzeitig erfahren. Das zeigte sich zumindest bei dieser Übung:

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=hi&dig=2014%2F10%2F25%2Fa0164&cHash=96950c2be9b1a0f3307969284aec3fa1

von (prx) A. K. (prx)


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Wir leben in Zeiten, in der der jährliche Wintereinbruch als unerwartete 
Naturkatastrophe betrachtet wird (insbesondere von vielen vielen 
Autofahrern, also fasst euch an die eigene Nase). In der alles, was vom 
täglichen Trott abweicht, zur Krise wird. Wundert es, wenn eine echte 
simulierte Krise dann so ausgeht?

Mich überrascht nur, dass sie es überhaupt probiert haben, bzw. dass sie 
ein Szenario entwickelten, das in die Hose gehen kann. War das nun 
Hybris, also "Das klappt schon, wir sind doch nicht Japan!"? Oder haben 
ein paar grüne Maulwürfe für Realismus gesorgt?

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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A. K. schrieb:
> Oder haben ein paar grüne Maulwürfe für Realismus gesorgt?

Das könnten höchstens grüne Dissidenten gewesen sein - seit Joseph 
Fischer¹ völkerrechtswidrige Angriffskriege wieder salonfähig gemacht 
hat, geht von "echten" Gründen solchen Dingen keine Gefahr mehr aus.

-----

¹) Als Tschernobyl in die Luft gegangen war, veröffentlichten Die Grünen 
ein Plakat mit dem Text "Atomausstieg - sofort" (oder so ähnlich). Als 
Hintergrund waren sämtliche AKWs der BRD abgebildet - mit Ausnahme von 
Biblis.

Fischer war seinerzeit Umweltminister in Wiesbaden...

von Lothar S. (loeti)


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von Paul B. (paul_baumann)


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Gestern zeigte man einen Film von und mit Ranga Yogeshwar, den er u.A.
im Gelände des Kraftwerkes gedreht hat. Außerordentlich interessant!

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Die-Story-im-Ersten-Ranga-Yogeshwar-in-/Das-Erste/Video?documentId=24500396&bcastId=799280

MfG Paul

von (prx) A. K. (prx)


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Hast du loeti den Stecker gezogen? ;-)

Aber stimmt, war interessant. Insbesondere wenn man das Bild des 
Abklingbeckens mit der Vorstellung vergleicht, die Gundersen damals 
rausgeblasen hat. Der sah nämlich dort die Explosion von #4.

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


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Gibts übrigens auch in einem vernünftigen Format für Leute, bei denen 
der Breitbandausbau noch nicht angekommen ist: 
http://www.youtube.com/watch?v=mDgYFBtuxTk

von Paul B. (paul_baumann)


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A. K. schrieb:
> Hast du loeti den Stecker gezogen? ;-)

Ach, dessen Beitrag habe ich im Firefox nicht gesehen, da ich ihn dort
ausgeblendet habe. Naja, nicht so schlimm -ist der Hinweis eben doppelt.

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


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Hey, was Neues von "Bei uns ist Kernkraft sicher!"

http://deredactie.be/cm/vrtnieuws/Livecenter/2.37657?eid=1.2250955

Das sieht jetzt doch sehr beruhigend aus, dass die Risse nur im 
Mikrometerbereich liegen. Sind halt dann 120.000µm.

von Vlad T. (vlad_tepesch)


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Was eigentlich jeder bereits geahnt hat ist jetzt amtlich:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/atom-rueckstellungen-bundesregierung-zweifelt-an-sicherheit-a-1023355.html

1) reichen die Rückstellungen wahrscheinlich nicht aus
2) gehören die im Falle einer Pleite in die Insolvenzmasse, an der sich 
vor dem Bund die Gläubiger bedienen dürfen.

Damit ist es amtlich, dass der Steuerzahler die Ewigkeitskosten zu 
tragen haben wird.

von Michael B. (laberkopp)


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Vlad Tepesch schrieb:
> 1) reichen die Rückstellungen wahrscheinlich nicht aus

Nun ja, da die EZB unter Draghi mit frisch gedruckten Billionen gerade 
(auf Wunsch der Politiker die wissen daß sie niemals die Staatsschulden 
abbauen werden können) den Wert unseres Euros durch Verdopplung der 
Geldmenge gegenüber stabilen Währungen (also nicht dem Dollar) halbiert, 
ist natürlich zweifelhaft, welchen Wert solche Rückstellungen noch 
haben, für den später ein mal Arbeitsleistung eingekauft werden soll. 
Die halbieren sich ebenso wie private Altersvorsorge und andere 
Sparguthaben gerade, wenn sie sich nicht sogar zehnteln.

von (prx) A. K. (prx)


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Michael Bertrandt schrieb:
> welchen Wert solche Rückstellungen noch
> haben, für den später ein mal Arbeitsleistung eingekauft werden soll.

Solange die Arbeiter in € bezahlt werden ändert sich erst einmal nix.

> Die halbieren sich ebenso wie private Altersvorsorge und andere
> Sparguthaben gerade, wenn sie sich nicht sogar zehnteln.

Nur wenn du von deiner Rente neuseeländische Äpfel futterst.

von Uhu U. (uhu)


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Michael Bertrandt schrieb:
> Nun ja, da die EZB unter Draghi mit frisch gedruckten Billionen gerade
> (auf Wunsch der Politiker die wissen daß sie niemals die Staatsschulden
> abbauen werden können) den Wert unseres Euros durch Verdopplung der
> Geldmenge gegenüber stabilen Währungen (also nicht dem Dollar) halbiert,
> ist natürlich zweifelhaft, welchen Wert solche Rückstellungen noch
> haben, für den später ein mal Arbeitsleistung eingekauft werden soll.

Glaubst du im Ernst, das Geld würde in irgend einer Scheune gestapelt?

Nein, das haben sie natürlich in Sachwerten angelegt und kräftig Geld 
damit verdient. Versuch das mal mit deiner Rente...

von Timm T. (Gast)


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Vlad Tepesch schrieb:
> Damit ist es amtlich, dass der Steuerzahler die Ewigkeitskosten zu
> tragen haben wird.

War doch klar. War auch schon vor 10 Jahren klar. War eigentlich auch 
schon vor 20 Jahren klar.

Wie sagte Lincoln? "Man kann alle Leute einige Zeit zum Narren halten 
und einige Leute allezeit, aber alle Leute allezeit zum Narren halten 
kann man nicht." - Doch, kann man offensichtlich!

Und weil so ein blöder Minister den EVU einen Freibrief geschrieben hat, 
dürfen die uns auch noch wegen des - schon 10 Jahre vorher vereinbarten 
- Ausstiegs zahlen lassen. Wieso ist der Typ eigentlich nicht persönlich 
haftbar?

von Uhu U. (uhu)


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Timm Thaler schrieb:
> Und weil so ein blöder Minister den EVU einen Freibrief geschrieben hat,
> dürfen die uns auch noch wegen des - schon 10 Jahre vorher vereinbarten
> - Ausstiegs zahlen lassen. Wieso ist der Typ eigentlich nicht persönlich
> haftbar?

Wieso blöd? Die Elektros werden es ihm zu danken gewusst haben...

Korruption gibt es schließlich nur in Griechenland.

: Bearbeitet durch User
von N. N. (clancy688)


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Peter Dannegger schrieb:
> Man kann sich nur an den Kopf fassen, ein Notventil, was bei
> Stromausfall schließt, also in den gefährlichen Zustand geht.

Ich les es nur gerade, ist zwar ein bisschen spät die Antwort, aber 
vielleicht interessiert sie noch jemanden:

Der "gefährliche Zustand" ist Auslegungssache. Der Isolation Condenser 
zu dem dieses Ventil führt, und welcher für die passive Notkühlung 
zuständig ist, befindet sich außerhalb des Containments. Das Wasser, das 
durch die Rohre des ICs läuft, kommt allerdings direkt aus dem 
Druckbehälter, hatte direkten Kontakt mit den Brennstäben.

Wenn der IC irgendwann die Hitze nicht mehr abführen kann (warum auch 
immer, weil sein Kühlwasser weg ist z.B.), verdampft das Kühlwasser im 
Druckbehälter und durch die Rohre des ICs geht heißer, unter Druck 
stehender Dampf. Dafür sind diese Rohre nicht ausgelegt. Und im 
schlimmsten Fall reißen sie auf.

Das wäre der absolute Worst Case - der Kern schmilzt und das Containment 
ist undicht - die Rohre des ICs sind ja eine direkte Öffnung des 
Containments. Und wenn die Ventile bei einem Stromausfall fail 
operational statt fail safe sind kann man dagegen nichts mehr machen.

Also zwei Möglichkeiten:

a) Bei einem Stromausfall bleiben die Ventile offen (fail operational) 
und der Kern wird weiter gekühlt. Nachteil: Wenn der IC leer läuft und 
wenn die Rohre anschließend leck schlagen haben wir einen Super-GAU weil 
das Containment Tag der offenen Tür hat
b) Bei einem Stromausfall bleiben die Ventile zu (fail safe) und der 
Kern wird nicht gekühlt. Gut, dann gehen die Brennelemente zwar hopps 
aber theoretisch haben wir immer noch das Containment, das die 
radioaktive Suppe zurückhält...

Blöd nur wenn besagtes Containment das Mark I Containment ist welches ab 
bestimmten Drucken leckt. Das wusste man schon seit den 80ern, hat aber 
keine Sau interessiert...

von Uhu U. (uhu)


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Dieser Unfallbericht über Raffinerieexplosion in Texas City erinnert 
stark an das, was in der Leitwarte von Fukushima ablief:

https://de.wikipedia.org/wiki/Raffinerieexplosion_in_Texas_City#Unfallhergang

von (prx) A. K. (prx)


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Inwiefern?

von Uhu U. (uhu)


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Wie blind die Leute in der Leitwarte waren, als das Desaster seinen Lauf 
nahm.

von (prx) A. K. (prx)


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Das ähnelt ein wenig Three Mile Island, aber überhaupt nicht Fukushima.

Möchte mal sehen, wie hellsichtig reagierst, wenn du im nicht 
vorhandenen Licht in Handbüchern das nicht vorgesehe Szenario suchst und 
kaum noch Instrumentierung hast. Dem Leitstand von Fukushima die Schuld 
zu geben halte ich für ziemlich vermessen.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@A. K. (prx)

>Möchte mal sehen, wie hellsichtig reagierst, wenn du im nicht
>vorhandenen Licht

Dafür gibt es Taschenlampen und Notbeleuchtung, auch bei abgesoffener 
Elektrik.

>in Handbüchern das nicht vorgesehe Szenario suchst und
>kaum noch Instrumentierung hast.

Das ist schon eher ein Problem . . .

> Dem Leitstand von Fukushima die Schuld
> zu geben halte ich für ziemlich vermessen.

Tja, so ganz grob haben die im Rahmen des Möglichen das Beste gemacht. 
Abgesoffene Keller und Generatoren waren einfach nicht geplant. Die 
jahrhundertealten Tsunamimarken im Inland hat man als 
esotherisch/kulturhistorisch gedeutet und den "Ententeich" Pazifik mit 
ner 6m hohen Mauer ausgeblendet (im Kopf, nicht in der Realität)

von Lothar S. (loeti)


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> Tja, so ganz grob haben die im Rahmen des Möglichen das Beste gemacht.

Die konnten, zumindest nach meinen inoffiziellen Informationen, sowieso 
absolut nix mehr tun da, schon direkt nach dem Erdbeben noch vor dem 
Tsunami, die Kühlmittelleitungen an den Reaktoren gebrochen waren.

Deshalb haben die 10 vor Ort anwesenden Ingenieure von Areva und dem TÜV 
Süd auch fluchtartig ganz Japan und nicht nur das AKW verlassen.

Weshalb Das, in den offiziellen Medien, heute immer noch als 
Bedienfehler der Mannschaften dargestellt wird ist mir nicht ganz klar.

Grüße Löti

: Bearbeitet durch User
von Uhu U. (uhu)


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A. K. schrieb:
> Dem Leitstand von Fukushima die Schuld zu geben halte ich für ziemlich
> vermessen.

Wer redet von "Schuld"? Ich nicht.

In beiden Fällen konnten sie nur im Nebel stochern, weil die 
Füllstandsanzeige nicht mehr funktioniert haben und Werte angezeigt 
haben, die die Ingenieure im Leitstand für nicht alarmierend gehalten 
haben. Wobei in der Raffinerie wohl noch etliches an Fahrlässigkeit oder 
Unwissenheit dazu kam.

: Bearbeitet durch User
von Jörg S. (joerg-s)


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Vlad Tepesch schrieb:
> Was eigentlich jeder bereits geahnt hat ist jetzt amtlich:
> 1) reichen die Rückstellungen wahrscheinlich nicht aus
> 2) gehören die im Falle einer Pleite in die Insolvenzmasse, an der sich
> vor dem Bund die Gläubiger bedienen dürfen.
> Damit ist es amtlich, dass der Steuerzahler die Ewigkeitskosten zu
> tragen haben wird.
Den Bürgern wurde doch eh schon Jahrzehnte lang eingetrichtert das es 
angeblich kein Geld von den Stromkonzernen zur Endlagerung gibt (im 
Strompreis wären angeblich die Kosten der Entsorgung nicht mit drin). 
Für die Unwissenden ändert sich also nichts.
Das es weiterhin so bleibt das die Rücklagen bei Insolvenz den 
Gläubigern zur Verfügung steht glaube ich nicht, die Stromkonzerne hatte 
ja eh schon mal angeboten das in die Atomstiftung zu übertragen. Da wird 
es sicherlich eine Änderung geben.

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


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Der Witz ist, dass Energieriesen nachträglich und entgegen dem 
Verursacherprinzip versuchen die bisher verdeckten Kosten der 
Allgemeinheit zu überlassen und nach der Badbank den Badkonzern erfinden 
um sich mit den Gewinnen vom Acker zu machen, in dem sie diese in neue 
lukrative Zweige des Konzerns transferieren und wahlweise diese oder den 
Badpart anschließend ausgliedern um letzteren in verantwortungsloser 
Weise sich selbst und anderen zu lassen.

Das Prinzip welches zuvor von Hedgefonds erfunden und realisiert wurde 
übernehmen nun die neuerwachsenen Oligopole selbst.

Die Heuschrecken im Haus verkaufen schlicht die Kranke Oma an die brave 
überständige Schwester und geben ihnen eine (Atom)Ruine als 
Austragshäusle, aber nichts mehr zu essen vorbei. Stattdessen plündern 
die Erbschleicher noch beider Matratzen.

Das macht das wiedererstarkte Deutschland mit seinem Kriegserbe in 
bester "Bastamanier"  und auch sonst ist der "Amerikan Way of 
Capitalism" in Old Europe" angekommen. Da ist es konsequent die letzen 
Überreste der deutschtümelnden Nachkriegsnotgemeinschaft zwischen den 
aus den Konzernen neuenstandenen Oligopolen, Staat, und Bevölkerung über 
Bord zu werfen und sich zu gunsten der Globalisierung des Kapitals von 
Altlasten zu befreien. Nur so bleiben diese jungen Oligopole 
weltmarktfähig und haben ihreseits die Chance eine 
Defactomonopolstellung überhaupt zu erlangen welche sie zu ihrer eigenen 
Existenzsicherung dringend benötigen.

Alles ist wie immer (eine Frage der Ökonomie), nur ...
Grüße von Bert

Namaste

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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@ Lothar S. (loeti)

>Weshalb Das, in den offiziellen Medien, heute immer noch als
>Bedienfehler der Mannschaften dargestellt wird ist mir nicht ganz klar.

Was ist daran unklar? Man braucht einen Sündenbock! Die dummen Ings 
waren Schuld! Sperrt sie ein! Die Manager von TEPCO sind UNSCHULDIG! Die 
japanische Bevölkerung, die in den 60er Jahren so technikgeil die Dinger 
direkt an den Pazifik hat bauen lassen ist UNSCHULDIG!

(Wer Ironie findet, darf sie behalten).

von Falk B. (falk)


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@ Uhu Uhuhu (uhu)

>In beiden Fällen konnten sie nur im Nebel stochern, weil die
>Füllstandsanzeige nicht mehr funktioniert haben und Werte angezeigt
>haben,

Wobei ich mich bei Anlagen von dem Kaliber immer wieder frage, warum es 
dort keine bzw. anscheinend nicht ausreichend Redundanz gibt? Und zwar 
nicht nur ZWEI Füllstandsmesser, sondern auch zwei verschiedene!

Dito im AKW.

Aber Ok, irgendwann ist auch die beste Redundanz am Ende, wenn ein 
überdimensionaler Störfall eintritt. Ein Kohlekraftwerk fliegt in die 
Luft, im Umkreis von 500m gibts Schäden. Beim AKW sind es mal locker 
500km, und der Schaden kommt schleichend über Jahrzehnte mit der 
Radioaktivität.

von Lothar S. (loeti)


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> Man braucht einen Sündenbock!

Ich denke eher man will der Weltbevölkerung vorgaukeln durch richtige 
Bedienung hätte das Unglück, trotz schwersten Erdbeben und Tsunami, noch 
abgewendet werden können.

Es sind weltweit noch sehr viele AKWs dieses Typs im Betrieb, eines 
sogar im Erdbebengebiet von San Francisco.
Zuzugeben die AKWs in Fukushima waren nach dem Beben nicht mehr zu 
retten bedeutet zuzugeben diese AKWs stellen eine, außer durch 
Stilllegung, nicht entschärfbare atomare Zeitbombe dar die bei einen 
unerwartet starken Erdbeben jederzeit hoch gehen kann.

Die erforderliche Konsequenz, ein Abschalten aller dieser Anlagen, will 
man aber wohl unter allen Umständen verhindern. Eine sachlich begründete 
Diskussion darüber darf gar nicht entstehen.

Diese Unabwendbarkeit des atomaren Super-GAUs in Fukushima, auch durch 
automatisierte Schutzfunktionen wie in westeuropäischen AKWs üblich, 
ist, nach meinen Infos, der wahre Grund für den deutschen Atomausstieg 
und auch den vollständigen Ausstieg der Siemens AG aus der Kernkraft mit 
Ausnahme der Forschung zum Fusionsreaktor.

Grüße Löti

von Falk B. (falk)


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@ Lothar S. (loeti)

>Ich denke eher man will der Weltbevölkerung vorgaukeln durch richtige
>Bedienung hätte das Unglück, trotz schwersten Erdbeben und Tsunami, noch
>abgewendet werden können.

Ja.

>Zuzugeben die AKWs in Fukushima waren nach dem Beben nicht mehr zu
>retten

Wieso? Die AKWs haben ganz "normal" abgeschaltet und es gab AFAIK nur 
ein paar kleinere, zusätzliche Defekte, die aber allen nicht 
superdramatisch waren. Das wurde es erst, als der Tsunami kam und die 
Keller und damit die E-Räume sowie die Generatoren geflutet hat. DAS war 
das eigentliche Problem, nicht das Erdbeben!

>Die erforderliche Konsequenz, ein Abschalten aller dieser Anlagen, will
>man aber wohl unter allen Umständen verhindern. Eine sachlich begründete
>Diskussion darüber darf gar nicht entstehen.

Jo.

>und auch den vollständigen Ausstieg der Siemens AG aus der Kernkraft mit
>Ausnahme der Forschung zum Fusionsreaktor.

Ob das je was wird? Da hab ich meine Zweifel.

von Lothar S. (loeti)


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> DAS war das eigentliche Problem, nicht das Erdbeben!

Das ist die offizielle Darstellung auf die Alle reinfallen sollen.

Meine Infos sind anders, siehe Oben.

Grüße Löti

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